Kreisweite Botschaft: Kein Platz für Rechtsextremismus

(pen) Schmierereien von Rechtsextremen in Wartehäuschen, an Mauern, Wänden und öffentlichen Gebäuden sind noch die „harmlosen“ Varianten von Aktionen Rechtsextremer. Deutlich schwerwiegender sind die vielfältigen Versuche rechter Gruppen Kinder, Jugendliche und Erwachsene zu beeinflussen und für ihr Gedankengut zu gewinnen. „Wie und wo auch immer, es gilt Zeichen dafür zu setzen, dass wir an Ennepe und Ruhr nicht bereit sind, derartige Aktivitäten hinzunehmen und diesen Gruppen ganz offen entgegentreten. Daher haben sich die Städte Ennepetal, Gevelsberg, Hattingen, Herdecke, Schwelm, Sprockhövel, Wetter und Witten sowie der Ennepe-Ruhr-Kreis entschlossen, ein Angebot des Beratungsnetzwerkes Rechtsextremismus im Regierungsbezirk Arnsberg zu nutzen.“ Gemeinsam stellten die Stadtspitzen und Landrat Dr. Arnim Brux die für die kreisweite Aktion gedruckten Plakate jetzt vor.

              

Sie gleichen den bekannten Ortseingangsschildern und tragen auf gelben Grund in schwarzer Schrift neben dem jeweiligen Namen der Stadt bzw. des Kreises die deutliche Botschaft „ … hat keinen Platz für Rechtsextremismus“. Kreisweit werden 2.700 Plakate aufgehängt. „Unter anderem in öffentlichen Einrichtungen sollen sie ins Auge fallen und allen Betrachtern signalisieren, dass rechte Gesinnung im Ennepe-Ruhr-Kreis keinen Platz hat und wir zur friedlichen Gegenwehr bereit sind“, macht Brux deutlich.

 

Sonntag am und im Jugendzentrum: Kinderfest zum Weltkindertag

Seit vielen Jahren laden der städtische Fachbereich Jugend und der Schwelmer Sport Club gemeinsam zum Kinderfest ein, das von der Werbegemeinschaft Schwelm unterstützt wird.

Am Sonntag, dem 19. September, ist es wieder soweit: Vor und im Jugendzentrum an der Märkischen Str. 16 gibt es von 15 bis 18 Uhr ein tolles Programm für Kinder ab 3 Jahren und ihre Eltern. 

Hier ein Überblick: Auf dem Außengelände vor dem Jugendzentrum wird eine Rollenrutsche aufgebaut; dort wartet auch die große Hüpfburg auf junge Hüpfer. Vor allem die älteren Kinder können am Kletterturm ihren Mut und ihre Geschicklichkeit beweisen. Nach der Sicherung durch Gurt und Seil können sie unter mehreren Routen ihre persönliche Strecke in die Höhe auswählen. 

Im Jugendzentrum warten viele Geschicklichkeits- und Kreativangebote auf die Kinder; zudem steht das beliebte Kerzenfärben auf dem Programm. Der Arbeitskreis Zahngesundheit bietet wieder einen Zahnbürstentausch an – die Kinder können ihre alte Zahnbürste mitbringen und bekommen dafür eine neue. Selbstverständlich gibt’s auch nützliche Tipps zur Zahnpflege. 

Um 17.20 Uhr gastiert für Kinder von vier bis acht Jahren das "Poetische Aktionstheater" im Saal des Jugendzentrums. Die Vorstellung heißt: "Der Clown ist weg!" Im Zirkus Pompinelli herrscht große Aufregung: Die Nachmittagsvorstellung läuft bereits, als sich herausstellt, dass Antonio, der Clown, verschwunden ist. Doch Antonia, die Frau von Antonio, hat die rettende Idee. Fesselnd, witzig, einfühlsam und lehrreich spielen die Mimen auf. Dazu gibt es viel Musik, nicht nur zum Hören, sondern auch zum Mitmachen.

Der Eintritt zum Spielfest ist frei; der Eintritt zur Theater-Aufführung beträgt 0,50 € (Tageskasse).

Für das leibliche Wohl wird mit Waffeln, Würstchen und Getränken gesorgt. Das Spielfest wird stets sehr gut besucht, und so hoffen Stadt, SSC und WGS auch dieses Jahr wieder auf ein großes Echo.

Schwelm, den 14. September 2010

Der Sinn des Lebens, eine uralte Frage [Mahlers 8. Sinfonie]

[jpg] Es gibt einige Werke die sich ein Liebhaber von klassischer Musik nicht entgehen lässt. Eines dieser Werke ist Mahlers 8. Sinfonie in Es-Dur. Warum? Weil Mahler ein Orchester verlangte, welches in der Größe noch nie da gewesen war. Einen Chor der ebenfalls in seiner Zusammensetzung und Größe noch nie da gewesen war. Letztendlich kam vor genau 100 Jahren ein Klangkörper von 1.000 Mitwirkenden zusammen. Jeder Liebhaber klassischer Musik weiß wie schwierig das Zusammenspiel ist. Allein die Vorbereitungszeit ist ein Mammutprojekt für jeden Dirigenten. Ein einzelnes Operhaus kann solch eine Aufgabe niemals stemmen. Ja die Metropolen Paris und London oder auch New York die schaffen dies noch. So war es auch bei der Uraufführung in München, es wurden sämtliche Häuser kontaktiert um diese Menge an Mitwirkenden zusammen zu bekommen.

          
  Künstlerischer Direktor von RUHR.2010 Steven Sloane, Geschäftsführer von RUHR.2010 Fritz Pleitgen und
Oliver Scheytt, Bundespräsident Christian Wulff, Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und der Intendant der
Duisburger Philharmonie Dr. Alfred Wendel / Foto: © RUHR.2010/Manfred Vollmer
 

Und jetzt genau 100 Jahre später in Duisburg in der Kraftzentrale fand das Projekt   !Sing der Ruhr 2010 mit Mahlers 8. seinen absoluten Höhepunkt. Das Konzert war schon seit Monaten ausverkauft. Bundespräsident Wulff und die Ministerpräsidentin des Landes NRW Hannelore Kraft waren anwesend. 1.300 Musiker und Sänger welche die Metropole Ruhr für Mahlers größtes Werk aufbrachte und 2.500 Liebhaber der klassischen Musik kamen. Selbst die Generalprobe am Freitag hatte ein volles Haus.

Hier alle Mitwirkenden:

Mitwirkende:

Solisten der Opernhäuser der Metropole Ruhr:
Manuela Uhl – Magna Peccatrix (Sopran I)
Nancy Gustafson – Una Poenitentium (Sopran II)
Anna Virovlansky – Mater Gloriosa (Sopran III)
Lioba Braun – Mulier Samaritana (Alt I)
Kismara Pessatti – Maria Aegyptiaca (Alt II)
Thomas Studebaker – Doctor Marianus (Tenor)
Dimitri Vargin – Pater Ecstaticus (Bariton)
Jan-Hendrik Rootering – Pater Profundis (Bass)

Opernchor und Extrachor des Aalto-Theaters Essen
Opernchor und Extrachor des Theaters Bielefeld
Opernchor und Extrachor der Oper Dortmund
Opernchor Köln
Extrachor des Musiktheaters im Revier/Gelsenkirchen
Philharmonischer Chor Bochum
Philharmonischer Chor Duisburg
Philharmonischer Chor Essen
Philharmonischer Chor Siegen
Städtischer Musikverein Hamm
Städtischer Musikverein zu Düsseldorf
Musikverein der Stadt Bielefeld
Oratorienchor der Stadt Bielefeld
Universitätschor Bielefeld
Kantorei der Auferstehungskirche Essen
Chor der Universität Witten/Herdecke
Projektchor „!SING Sinfonie der Tausend"
Aalto Kinder- und Jugendchor
Knabenchor der Chorakademie Dortmund
Kinderchor der Deutschen Oper am Rhein
und der Duisburger Philharmoniker
Essen-Steeler Kinderchor und Jugendchor
Kinderchor der Auferstehungskirche Essen
Klosterspatzen Liebfrauen Oberhausen-Sterkrade
Kinderchor der Musikschule Iecava (Riga/Lettland)
Kinderchor der Windrather Talschule Velbert-Langenberg
Choreinstudierung: Alexander Eberle

Bochumer Symphoniker
Dortmunder Philharmoniker
Duisburger Philharmoniker
Essener Philharmoniker
Neue Philharmonie Westfalen
Philharmonisches Orchester Hagen

Musikalische Gesamtleitung: Lorin Maazel

Um 15:30 Uhr begann das kostenlose Vorprogramm in der Gebläsehalle:

      

Diskussion: !SING: Warum singt der Mensch? – Zur Kultur und Kunst des Singens. Mit: Steven Sloane (Künstlerischer Direktor RUHR.2010), Patrick Hahn (Musikkritiker), Norbert Abels (Publizist, Literaturdozent und Dramaturg), Moderation: Dr. Holger Noltze (Musikjournalist).

Singen als ein menschliches Grundbedürfniss und Ausdruckssform der lustbetonten Kommunikation. Jeder kann und will singen, es ist geradezu ein inneres Anliegen sich mit dem Gesang dem anderen mitzuteilen.

Um 17:00 Uhr gab es eine Konzerteinführung zu Gustav Mahlers Sinfonie Nr. 8 von Prof. Dr. Jens Malte Fischer.

Fischer stellte eindrucksvoll die 8. Sinfonie als Höheponkt im Schaffen von Mahler dar. Wobei in der heutigen Sichtweise andere Werke Mahlers ( Die 2.Sinfonie) einen größeren Stellenwert haben, da sie dem Denken Mahlers viel näher kommen.

Das Interesse an beiden Veranstaltungen war riesengroß und wurde deshalb auf zwei Bildschirmen nach draußen übertragen.

Bei strömendem Regen hat eine Aktionsgruppe große Zettel mit den Namen der Opfer der Loveparade auf den Weg zur Kraftzentrale gelegt und mit Steinen beschwert. Als Erinnerung und Mahnung an die Opfer. Es sollte ein Flashmop (ein im Internet geplanter Menschenauflauf) werden der aber nicht stattfand. Vielleicht war es das schlechte Wetter oder die Erwartungshaltung auf das kommende Ereignis, die viele Menschen hastig und nicht auf diese Aktion aufmerksam werdend zur Veranstaltung eilen ließ.

 

In Gedenken an die 21 Toten der Loveparade wurde innen in der Halle vor Beginn der Veranstaltung eine Schweigeminute eingelegt. 





Zur Sinfonie selber: Man muss die damalige Zeit verstehen um Mahlers Werk zu verstehen. Die 8. von Mahler ist ein Mammutwerk des Komponisten Mahler. Es wurde in einer sehr kurzen Zeit [überliefert sind  3 Wochen] geschaffen, jedoch dauerte es vier Jahre bis das Werk zur Aufführung gelang. Mahler war damals der Komponist der die Tür zur Moderne aufgestoßen hat. Wobei Mahler selbst sah es als sein "Opus Magnum" an und schrieb nach dessen Vollendung an den Dirigenten Willem Mengelberg: "Ich habe eben meine 8. vollendet. – Es ist das Größte, was ich bis jetzt gemacht habe. Und so eigenartig in Inhalt und Form, dass sich darüber gar nicht schreiben lässt. – Denken Sie sich, dass das Universum zu tönen und zu klingen beginnt. Es sind nicht mehr menschliche Stimmen, sondern Planeten und Sonnen, welche kreisen."  Mahler als Gottsucher? Den Beinamen Sinfonie der 1000 mochte Mahler zeit seines Lebens nicht, es war ein griffiger PR Beiname. Vergleichbar ist Mahlers 8. textlich mit der 9. von Beethoven mit der „Ode an die Freude“. Dort Schiller und hier Goethes Faust, beide huldigen dem Übersinnlichen. Musikalisch ist Mahlers 8. mehr kantatenmäßig aufgebaut, bzw. hat kantatenmäßige Züge, welches sehr viele Seitenthemen hat, Beethovens 9. entspricht da mehr einer Sinfonie. Aber folgen wir Mahler und lassen dieses sehr schöne und ansprechende Werk als Sinfonie stehen.

                  

Eingeleitet wird die Sinfonie mit dem alten Pfingsthymnus "Veni creator spiritus" (übersetzt: "Komm, Schöpfer Geist") für die Schlussszene wählte Mahler aus Goethes Faust, die "Anachoretenszene" (Mit Anachoreten sind fromme Eremiten gemeint, die in Felshöhlen wohnen) aus. Im ersten Teil variiert Mahler das Mysterienthema in einer Andeutung welches er im zweiten Teil konsequent zu Ende bringt; nämlich der Erlösung des Menschen durch die Liebe. Der Tragödie zweiter Teil". Faust, der dem Pakt mit Mephisto zufolge der Hölle anheim fällt, sobald er im fortwährenden Streben nach Höherem einen Punkt erreicht hat, an dem ihn sein Dasein so sehr erfüllt, dass er innehalten möchte ("Verweile doch, o Augenblick, …"), wird von himmlischen Heerscharen durch die Macht der Liebe gerettet. So lässt uns das Ende der 8. Sinfonie (Schlusschoral: Chorus Mysticus)  nicht nur kraft seiner strahlenden Schönheit an den Finalsatz der 2. Sinfonie denken, sondern auch durch seinen Inhalt – der Mensch geht ein in die Liebe des himmlischen Herrschers.

Es ist wie ein Schlag vor die Stirn, so ergibt sich dies aus Mahlers 8. Ja, nur so kann es sein und nicht anders.

Nach einer Sekunde des Luftholens gab es frenetischen Applaus der in einem stehenden Applaus endete.

  
Foto:© JPG
 

Es wird für viele der 2.500 Zuhörer ein unvergessenes Erlebnis bleiben dieses für mich so erhabene Werk in der Form gehört zu haben. Sicherlich mag die eine oder andere Kritik zu dieser Aufführung angemessen sein. Auch kann man das Werk Mahlers inhaltlich und im Aufbau selber kritisch betrachten. Es verbietet sich aber, ob der Leistung die der Komponist als auch der Klangkörper in Duisburg erbracht hatte.

Lorin Maazel hat mit dieser Aufführung mal wieder beeindruckt, musste er doch einen der größten Zusammenschlüsse von unterschiedlichen Chören und Orchestern verschiedenster Häuser zusammenführen.

Als die Idee aufkam die 8. von Mahler zur Aufführung zu bringen, sagten alle Häuser des Ruhrgebietes ohne Wenn und Aber „Ja“.

Eindrucksvoll wurde damit die interkulturelle Leistungsfähigkeit der Metropole Ruhr gezeigt. Während die Politik als ewige Zauderin im Ruhrgebiet ihr (Un-) Wesen treibt, verbünden die Kulturträger sich wie selbstverständlich zu einem großen Ganzen.
Aber nicht um der Selbstaufgabe Willen, vielmehr behielten die einzelnen Häuser ihre Eigenständigkeit.

    


Auf den Parkplätzen konnte man sehen woher die Besucher kamen, ich sah Busse aus Frankfurt, Hamburg, Heilbronn oder auch Hannover. Pkws  aus den unterschiedlichsten Städten des Bundesgebietes. Es war also nicht nur eine regionale Aufführung, vielmehr wurde hier einer Metropole Ruhr in seiner Leistung national die Referenz erbracht.


 

Nebenbei bemerkt:

In Ennepetal gibt es die verschiedensten Chöre, zwei durften wir in die Veltins Arena begleiten, was uns auch eine große Freude bereitete. Beide Chöre klagen aber ständig keinen Nachwuchs mehr zu bekommen. In Gesprächen mit den Ennepetaler Chören wurde uns immer wieder gesagt, die Jugend sitze lieber am Computer oder gehe ins Internet anstatt sich für den Gesang zu interessieren. In der Veltins Arena aber auch jetzt in der Duisburger Kraftzentrale wurde diese Aussage widerlegt. Es waren gerade die Kinder und Heranwachsenden die sowohl in der Veltins Arena als auch bei Mahlers 8. ein wesentlicher Bestandteil der Chöre waren. Kann es sein dass die Ennepetaler Chöre ein Vermittlungsproblem haben? Woran liegt es sonst wohl, dass hier die Jugend nicht begeistert werden kann?


Foto:© JPG
        
Foto:© JPG
   



Ich habe die unterschiedlichsten Chorleiter gesprochen, die mit den Kindern und Jugendlichen arbeiten. Eines war ihnen gemeinsam wichtig, sie behandeln die Kinder und Jugendlichen als gleichberechtigte Chormitglieder. Die Liebe zur Musik und darüber hinaus zum Gesang beseelte alle gleichermaßen.
Wenn dem so ist, dann sollte man in Ennepetal  schleunigst etwas ändern –  denn es lohnt sich.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Duisburg


 

Hier noch einige Impressionen aus von der Sinfonie der 1000 aus Duisburg (Fotos:© JPG):

        
         

  

   
         

   

 

   

   

Prolog für den Ennepestrand in Gevelsberg

[jpg] Ich muss zugeben, ich habe immer mal wieder nachgeschaut wie die Arbeiten am Ennepestrand oder Ennepebogen fortschreiten. Ich beobachte diese Arbeiten allerdings schon seit Monaten. Auch muss ich zugeben, ich konnte am Freitag den Prolog des Ennepestrandes leider nicht miterleben. Freitag war Generalprobe von Mahlers Sinfonie der 1000, ein Muss für jeden der die Klassik liebt. Auf der anderen Seite war das Wetter auch nicht so wie man sich solch eine "Eröffnung" vorstellt. Es ist ja auch noch ein Prolog auf die sicherlich noch stattfindende Eröffnung. So eröffnete Bürgermeister Claus Jacobi am Freitag den Ennepestrand im Beisein von rund 200 Bürgern und Amtskollegin Catherine Lockhart aus Vendôme.
Zu meiner Ehrenrettung habe ich den Ennepestrand am Samstag besucht und in Augenschein genommen. Es war bestes Wetter, für meine Kamera, für die Künstler unter den Ennepearkaden aber auch für mich.
Die große Linie ist schon klar sichtbar und zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte schon  gestaltete Landschaftsbild. Auf der einen Seite steht der Sparkassenanbau als Begrenzung zur Nirgenastrasse. Vom Anbau ist eine terassenförmige Landschaft bis zur Ennepe zu sehen, die dort einen Bogen macht. Hinter der Ennepe entsteht ein Gebäude der Wohnungsgenossenschaft Bauverein e.G. die einen mehr spielerischen, teils krönenden Abschluss erahnen lässt wenn es fertig wird.

Wie ein Strich zieht sich die oberhalb der Ennepe gelegene Gartenstrasse bis zur Jahnstrasse.

Die Jahnstrasse ist von den freigelegten Gewölben unterlegt, sie ziehen sich in die Länge wie Girlanden und betonen einen gewissen spielerischen Akzent, welcher durch die angrenzende Skateboardanlage aufgenommen wird.

In den Gewölben fand eine Ausstellung des Gevelsberger Künstlerkreises statt. Wie zufällig waren dort Tische mit Stühlen aufgestellt die eben zum Verweilen anhielten. Verweilen ist auch das richtige Wort welches von diesem Freizeitareal ausgeht. Die Skateboarder waren gut aufgelegt und es haben so an die 20 an der Zahl diese Anlage in ihren Besitz genommen.

 

Die an den Wegen aufgestellten Bänke wurden durch ältere Mitbürgen offensichtlich gerne angenommen. Man traf sich und hielt ein kleines Schwätzchen. Ein gewisses südländisches Flair war nicht zu übersehen. Hunde tollten über die Wiese was den leichten spielerischen Eindruck dieser Anlage noch verstärkte. Wie selbstverständlich kam ich mit einigen Leuten ins Gespräch, die gut aufgelegt waren. An dem Zugang zur Ennepe sah ich ein Pärchen verträumt sitzen und am Ufer der Ennepe ließen die ersten Kinder Steine über das Wasser springen.
Als ich die Ausstellung des Gevelsberger Künstlerkreises besuchte erfuhr ich gesprächsweise, dass diese Gewölbe "Kasematten" ["K(ä)sematten"  :)] oder "Katakomben" genannt werden sollten, eine bedrückenden Benennung, die dem Charakter dieses Gewölbes nicht gerecht wird. Sie sehen eher wie südländische Arkaden aus, an denen man längs gehen und bummeln kann.

Denn der vor den Gewölben befindliche Platz animiert geradezu zu Freizeitaktivitäten aller Art. Ich könnte mir eine spanische Gitarrennacht oder auch ein Schauspiel a la Commedia dell’arte vorstellen. Gevelsberg hat eine gute italienische Gemeinde, die diese alte italienische Tradition auf diesem Areal einführen könnte. Allerdings würde ich, die Landschaft aufnehmend, die Möglichkeit von Sonnensegeln über den befestigten Platz einplanen. So würde der manchmal launischen Witterung in unseren Breitengraden ein Schnippchen geschlagen.

 Unter den Gewölben hatte die Stiftung Papua-Neuguinea das "Café in den Gewölben" eingerichtet um die Gäste zu bewirten.

Das noch im Wege stehende AVU Gebäude wird nach seinem Abriss dem ganzen Gelände seinen sicher unnachahmlichen Reiz bringen. Dieser gestaltete Raum entspricht genau einer modernen Stadtplanung in unseren urbanen Räumen. Denn die dritte Säule einer gelungen gestalteten Stadt ist nach Wohnen und Arbeiten, die Freizeit.

           

So ist es nicht unbegründet, wenn Bürgermeister Jacobi von einem Zentrum spricht, wird doch dieses Areal auch vom Rathaus begrenzt, dass sich nur  einen Steinwurf davon entfernt befindet.

 

Ich bin schon heute gespannt wenn dieser Platz seine Endform hat und ich denke bis dahin wird er bereits jetzt  von den Gevelsbergern gerne genutzt werden.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik

 


Einige Schnappschüsse vom Besuch des Ennepestrandes

 (alle Fotos © JPG)

Selbstmord aus Angst vor dem Tod

[jpg] Da wird der renommierte Pulitzer Preis zum ersten mal an ein Online Portal vergeben. Die Bloggerin Sheri Fink hat einen Artikel über die Arbeit in einem Krankenhaus von New Orleans nach dem Hurrikan Katrina ins Netz gestellt. Übrigens erschien der Artikel auch  in Zusammenarbeit mit "The New York Times Magazine"(EN-Mosaik berichtete darüber).

Nun sollte man meinen, es kommt zusammen was zusammen gehört, indem Online- und Printmedien sich gegenseitig befruchten, ergänzen oder sogar erweitern. Dem ist offensichtlich jedoch nicht oder nur marginal so. Haben die Printmedien in den letzten Jahren einen ungeahnten Aderlass an Abonnenten, Lesern und Werbekunden zu verzeichnen gehabt, so haben die Online Medien fulminant zugelegt. Dies konnte nicht ohne Folgen bleiben. So fiel den Printmedien nur die vielfach 50%ige Verkleinerung ihrer Redaktionen ein. Diese Ausdünnung der Redaktionen ging einher mit einem Qualitätsverlust vieler Blätter, eigenständige und weit reichende Recherche war in vielen Redaktionen aus personellen Gründen nicht mehr möglich. Die eiligst eröffneten Online Ausgaben die nun eröffnet wurden, waren mehr schlecht als recht ins Netz gestellt worden. Sie waren nur ein Abklatsch der Printmedien. Dass das Internet eigene Regeln entwickelt hatte ging den ehrwürdigen Verlegern nicht auf. Auch heute noch verlieren die Printmedien Tag für Tag an Lesern und zwar überall auf der Welt.

Die Internetausgaben der Printmedien waren und sind zur Zeit kostenfrei, weil es keine Konzepte für ein Bezahlinternet gibt. Mitte des Jahres preschte die New York Times vor und wollte sich die Online Artikel bezahlen lassen – alle. Die Internetcommunity reagierte prompt, sie suchte die New York Times nicht mehr auf. Darauf machte die New York Times sein Portal wieder kostenfrei. Die Times befand sich damit in einem Dilemma.

Und nun geht auf dem 9th International Newsroom Summit vom 8.-9. September 2010 in London der Verleger Arthur Sulzberger Jr. her und verkündet das Ende seiner Printausgabe, nicht sofort aber doch in naher Zukunft. Warum wohl? Es ist nicht nachzuvollziehen. Auf der einen Seite hängen die Verleger den alten Zeiten nach als die Printmedien noch ihren festen Platz im gesellschaftlichen Leben eines jeden hatten, auf der anderen Seite verweigern sie sich aber dem neuen Zeitalter. Das neue Zeitalter ist, gemessen an den Möglichkeiten vor 30 Jahren, ungemein schneller geworden. Aber dieses neue Zeitalter geht auch einher mit einer ungeheueren Informationsflut die es gilt zu kanalisieren.

Nicht mehr der Redakteur bestimmt über die Schlagzeile, sondern der Leser selber. Der Leser selber macht sich seine "Zeitung" selber im Internet oder mittels Apps, Facebook oder Twitter. Dem konnten die "alten" Medien nicht mehr Rechnung tragen, dass Beharrungsvermögen ist und war zu groß im Printbereich.

Ist das Sterben der Printmedien also vorbestimmt? Und will Sulzberger mit seiner Ankündigung nur einen Freitod erwirken? Ja und Nein. Ja, denn er wird mit dieser Ankündigung den Verfall der Printmedien beschleunigen. Denn wer seine Aufgabe verkündet, mit dem will man nichts mehr zu tun haben, man meidet ihn. Nein deshalb, wenn sich die Printmedien endlich einmal besinnen und tragfähige Konzepte erarbeiten wie ihre Printausgaben wieder attraktiver werden. Attraktiver heißt auch, ein Mehr an Hintergrundinformationen die in einen Artikel einfließen sollten. Ein mehr an Selbstständigkeit gegenüber den anderen gesellschaftlichen Bereichen. Haus-und Hofberichterstattungen mögen vielleicht für die älteren Leser en Vogue sein, nur die älteren Leser sterben nun einmal aus. Den jüngeren Lesern sind solche Artikel ein Grauen, sie wenden sich ab und gehen ins Internet. Nicht einmal das Fernsehen kann diese jüngere Leserschaft halten.

Nein, auch dann, wenn die Printmedien begreifen, dass das Internet keine feindliche Zone ist, die es zu bekämpfen gilt , sondern vielmehr eine sinnvolle Ergänzung der Medien ist. Gilt doch für alle Medien gleichermaßen, wir transportieren aufbereitete Informationen. Der Leser bestimmt ob die Qualität stimmt indem er letztendlich diese Informationen abnimmt, sei es durch einen Klick oder den Kauf einer Printausgabe.

So müsste es also heißen, die Printmedien habe Angst vor der Veränderung und durch diese Angst verlieren sie ihre Zukunftsfähigkeit.

Übrigens die Internetcommunity denkt auch über das liebe Geld nach, Non Profit ist eben auch nicht das Gelbe vom Ei. Allerdings denken wir im Traum nicht daran eine Suchmaschine anzufeinden wie eben die Printmedien. Untaugliche Mittel führen letztendlich zu einem untauglichen Ergebnis.

Mir als Betreiber eines Online-Magazins kommt schon das Grauen wenn ich sehe wie die Printmedien sich ihr eigenes Grab schaufeln und die Selbstmordpistolen schon parat liegen haben.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus dem Net

Europäisches Kunstnetzwerk in Vilvoorde aus der Taufe gehoben

[la] Seit langer Zeit schon wird zwischen den Partnerstädten Ennepetal und Vilvoorde der Gedanke gesponnen, den in kleinem Rahmen zwischen den Künstlern des KUNSTRAUM-EN e.V. und KONINKLIJKE PORTAELSKRING VILVOORDE (B) bestehenden Austausch zu einem europäischen Netzwerk auszubauen.

Der Gedanke fand in beiden Städten großen Anklang und so wurde im Frühjahr 2010 bei einem Besuch von Pierre Bogaerts (Voritzender des Portaelskring) in Ennepetal zwischen ihm, Bürgermeister Wiggenhagen und Werner Kollhoff (1. Vorsitzender KUNSTRAUM-EN e.V.) beschlossen, die Unterzeichnung des Vertrages anlässlich der geplanten Vernissage der Ennepetaler Künstler im September 2010 mit dem Bürgermeister von Vilvoorde, Marc Van Asch, zu vollziehen.(siehe auch hier)

Durch weiter hinzukommende Termine für den KUNSTRAUM-EN e.V. in Germesheim und der Tiefgarage Ennepetal, die ebenfalls zeitnah in den September 2010 fallen, musste der Termin vorgezogen werden. Da Bürgermeister Wilhelm Wiggenhagen zu diesem Termin jedoch andere wichtige Verpflichtungen hatte wurde die stellvertretende Bürgermeisterin Sabine Hofmann nach Belgien entsandt.

 

 

 
  v.l.n.r hintere Reihe: Albert Absillis / Anja Dahl / Johann Peter Müller-Ante / Doris Hommes /   Markus Nottke / Guido Hense / Carsten Michel [Kulturbeauftragter der Stadt Ennepetal]  / Timothy C. Vincent / Anneliese Simoens [Kulturbeauftragte der Stadt Vilvoorde] / Marc Van Asch [Bürgermeister der Stadt Vilvoorde]
v.l.n.r. vordere Reihe:
Maria Bemelmans / Lea Weustenfeld / Beate Koch / Pierre Bogaerts / Werner Kollhoff / Sabine Hofmann  [Bürgermeisterstellvertreterin der Stadt Ennepetal] / Linde Arndt                     Foto © Veronique De Boever
 

In einer feierlichen Zeremonie wurde "ARTEMIS" aus der Taufe gehoben. Es handelt sich hierbei um einen Kooperationsvertrag zwischen KUNSTRAUM-EN e.V. (D)  – (1. Vorsitzender Werner Kollhoff) und KONINKLIJKE PORTAELSKRING VILVOORDE (B)  – (1. Vorsitzender Pierre Bogaerts) und den Bürgermeistern beider Städte, der zum Ziel hat die  " Entwicklung des Kunstnetzwerkes "Artemis" zwischen beiden Vereinen und befreundeten Vereinen innerhalb der EU"  ins Leben zu rufen. 

 

Über die Einzelheiten der Veranstaltung  können Sie sich über die Seite der Internetpräsenz des KUNSTRAUM-EN e.V.  informieren und dort über die Rubrik "Vilvoorde 2010" Dort sind auch viele Fotos eingestellt.

Linde Arndt von EN-Mosaik aus Belgien

 

 

Wenn man das will, dann ist es kein Traum

[jpg] Ein Aspekt von vielen geht mir durch den Kopf wenn ich an meine Arbeit mit dem Kulturhauptstadtjahr denke. Der Aspekt der Vielfalt in der Metropole Ruhr. Wobei es für mich eine Selbstverständlichkeit ist, und das seit langem, dass es diese Metropole Ruhr gab und gibt. Es ist aber nicht eine Metropole wie Paris mit seiner „Île-de-France“ oder London mit seiner „Metropolitan Area“ die beide mit einem dominierenden Zentrum manchmal erdrückend wirken, sondern diese Metropole Ruhr ist fein säuberlich austariert.

Würde man die kleinen Städte oder Kreise aus der Metropole Ruhr entfernen und nur die großen Städte belassen, so entstände ein Moloch welcher  der Metropole seinen Reiz nehmen würde. Ich denke da immer an eine bunte Blumenwiese, die deshalb so schön erscheint weil sie nicht nur das fein gemähte Gras hat, sondern die vielen unterschiedlichen Blumen und Kräuter zum erblühen bringt.

Die Bevölkerung genießt diese Vielfalt, ja, sie betrachtet diese Vielfalt als eine Selbstverständlichkeit. Und weiter, für die Bevölkerung ist die nächste Stadt ähnlich einem Stadtteil. Die Politik mag jedoch diesen Status nicht akzeptieren und tut sich schwer die notwendigen Entscheidungen zu treffen. Da spielen so manche Blüten aus dem Bereich des Besitzdenkens eine große Rolle. Auch ist bei den Stadtoberen der kleineren Städte und Kreise ein gewisser Neid gegenüber den großen Städten vorhanden, obwohl sie stolz auf ihre Städte und Kreise sein könnten. So ist es auch immer wieder zu beobachten, wie sich einzelne Städte und Kreise unterschiedlich präsentieren aber auch unterschiedliche Persönlichkeiten hervorbringen, die es verstehen ihre Stadt oder ihren Kreis nach vorne zu bringen. Sie alle stehen in Konkurrenz zueinander und entwickeln unterschiedliche Geschwindigkeiten in ihrer Entwicklung, was der Metropole Ruhr jedoch nicht abträglich ist.

 
So durften wir im Landkreis Unna ein neues Projekt der Ruhr 2010 erfahren, den „Celloherbst am Hellweg 2010“, welches sich dieses Jahr dem „Henze Projekt“ zuwendet indem sich viele Künstler dem Werk Hans Werner Henze widmen. 40 Konzerte mit 30 Ensembles an 45 Tage in 25 Städten und an 35 Spielorten.

 Eine beachtliche Leistung für einen Landkreis.  Diese verdient es näher betrachtet zu werden. Der Kulturkreis der Unnaer Wirtschaft e. V. mit seinem 1. Vorsitzenden Klaus Moßmeier lud zum Presse-gespräch ein um das diesjährige Cellofestival „Celloherbst am Hellweg“ vorzustellen.

   

Anwesend waren auch:
Steven Sloane, Künstlerischer Direktor „Stadt der Künste“, Ruhr.2010 GmbH, 
Felicitas Stephan, Cellistin, Künstlerische Leitung Celloherbst am Hellweg,
Uli Bär, Intendant Celloherbst am Hellweg
Axel Sedlack, Kulturhauptstadtbeauftragter Ruhr2010 GmbH

            

v.l.n.re: Axel Sedlack / Felicitas Stephan / Uli Bär / Klaus Moßmeier / Steven Sloane           Foto: © Linde Arndt
   

Unna will mit diesem Festival nicht in Konkurrenz zu den Konzerthäusern treten, vielmehr will man eine Ergänzung zu den schon bestehenden Konzerten sein. Dafür spricht auch das das Cellofestival nur alle 2 Jahre stattfindet und zwar im Wechsel mit dem  auch alle 2 Jahre stattfindenden Jazzfestival „Take Five“.

Der Landkreis Unna hat mit den 25 Städten aus dem Ruhrgebiet bis ins Münsterland eine intensive Partnerschaft erarbeitet. Jede Stadt hat dazu in eigener Verantwortung die Ausrichtung eines oder mehrerer Konzerte in die Hand genommen. Der Landkreis Unna musste nur den Oberbau wahrnehmen.

         
  v.l.n.re: Klaus Moßmeier / Steven Sloane  / Felicitas Stephan / Uli Bär                                    Foto: © Linde Arndt  

Unna ist aber auch selber als Spielstätte mit dabei. Es ist dadurch gelungen hervorragende internationale, regionale Künstler und  auch Nachwuchskünstler so zu kombinieren, dass uns die Resonanz auf dieses Festival  mit Freude erfüllt, so Klaus Moßmeier. Wir finden es gut wenn heute durch das Kulturhauptstadtjahr dem Festival eine weitaus größere Beachtung zukommt. Denn durch das Kulturhauptstadtjahr wird auch die Kommunikation im künstlerischen Bereich befördert, meinte Uli Bär. Steve Sloane findet es fantastisch wie in dieser Region solch ein Festival auf die Beine gestellt wurde. Er betonte, dass Hans Werner Henze als regionaler Künstler von der Ruhr 2010 favorisiert wurde, weil er nicht nur als bedeutender Komponist der Gegenwart Bestand hat, vielmehr ist er auch als Mittler und Moderator zwischen der Musik, den Künstlern und seinem Publikum hervorgetreten. Dieses Wirken entspricht im Grunde dem Gedanken des Kulturhauptstadtjahres. Henze trat aber auch als Förderer auf, der manch einen Nachwuchskünstler ja sogar Kinder und Jugendliche auf den Weg gebracht hat.

Insofern kann man die Arbeit von Henze nicht genug würdigen; denn sie wird sich in der Zukunft in manch einem Künstler zeigen. Wichtig ist das Cellokonzert „Ode an den Westwind“ in Unna von Henze aber auch die kleineren Konzerte die sich in den einzelnen Spielstätten hören lassen. Uli Bär erinnerte noch an die internationale Henze Nacht die die Kunstakademie Münster am 8.Oktober aufführt. Hier werden Studierende und Lehrende der Musikhochschule Münster das künstlerisch hohe Niveau zur Aufführung bringen.

Neu ist auch, dass mit Rebecca Carrington & Colin Brown die Comedy zu dem Festival gestoßen ist. Aber auch der Jazz findet Eingang in das Festival. Gewinnen konnte man auch einen Weltstar wie Steven Isserlis der mit seinem Duopartner Ian Brown Werke von Schumann und Britten in Unna Massen zur Aufführung bringt.

Ein besonderes Anliegen bei diesem Festival: Es soll die Vielfalt des Cellos zur Geltung kommen. Nicht unerwähnt sollte sein, dass die Spielorte alle einen besonderen Reiz im Zusammenhang mit dem Konzert entfalten. Die Vielseitigkeit des Programms, bedingt durch die schier unendlichen Kombinations- und Einsatzmöglichkeiten des Cellos, bietet für den Musikinteressierten interessante Programme und viele neue Hörerlebnisse an außergewöhnlichen Spielorten. Cello im Autohaus, Cello in der Sparkasse, im Möbelhaus, im Förderturm, in der Scheune und im Internationalen Lichtkunstzentrum – aber auch Cello im Herrenhaus, auf dem Schloss und in der Kirche.

Die Termine im Einzelnen:

25. September 2010  20:00 Uhr – Eröffnungskonzert in Unna Massen, Unna Massimo Theatersaal Die 12 Hellweger Cellisten werden die Luft unter der Leitung von Prof. Matias de Oliveira Pinto zum schwingen bringen. Mit dabei sind Sabine Brunke (Sopran) Zelotes Edmund Toliver (Bass) und Gäste.

26. September 2010
18:00 Uhr geht es weiter in der Kirche Maria zur Höhe in Soest.  Wieder treten die 12 Hellweger Cellisten mit den aus dem Eröffnungskonzert bekannten Künstlern auf.

30. September 2010 20:00 Uhr im Stiftsaal, Eulenstrasse 10 in Frönderberg Frieder Berthold, Violoncello & Carlo Levi Minzi, Klavier, werden ein „Concerto Italiano“ darbieten.

30. September 2010 20:00 Uhr Gelsenwasser, Viktoriastrasse 34 in Unna Rastrellis – das weltbeste Celloquartett werden vom Barock bis zum Free Jazz die Zuhörer mitreißen.

30. September 2010 20:00 Uhr Schloß Horst, Turftstrasse 21 in Gelesenkirchen Por el Tango –Tangogrüße aus New York eine musikalische Reise mit Karin Eckstein, Bandeon, Maxine Neumann, Cello und Peter Ernst, Gitarre.

1. Oktober 2010
20:00 Uhr  im Trauzimmer Marina Rünthe, Hafenstrasse 12, Bergkamen Wiederholung des vorgenannten Auftritts.

1. Oktober 2010 20:00 Uhr  Burg Vischering, Berenbrok 1in Lüdinghausen Kontraste –Musik von Bach bis Henze. Matias de Oliveira Pinto präsentiert Suiten von Bach und einer Serenade von Henze.

1. Oktober 2010  20:00 Uhr evangelische Christuskirche, Viebahnstrasse 13 in Wickede (Ruhr) Marta Carmo do Espirito Santo, Cello, Mazeus Dela Fonte, Gitarre und Vitor Diniz, Flöte als Poetrio Brasilis verwandeln Klänge in Poesie.

1. Oktober 2010  19:30 Uhr Kunstwerkstatt am Hellweg, Wattenscheider Hellweg 9 in Bochum Henze und Friends so überschreiben die beiden Künstler Martin Rummel, Violoncello und Andreas Kern, Klavier ihr Konzert.

1. Oktober 2010  19:30 Uhr Evangelische Kirche St. Simon und Judas Thaddäus, Kirchplatz 1 in Bad Sassendorf Lea Rahel Bader, Violoncello die Meisterin auf dem Barokcello wird begleitet von Jia Lim am Cembalo.Bach, Gabrielli,Coupen und Geminiani kommen zur Aufführung.

2. Oktober 2010  ab 19:00 Uhr Zentrum für internationale Lichtkunst, Lindenplatz1 in Unna Kammermusiknacht mit dem Rimsky-Korsakow Quartett, Vadim Neselovskyi, Kai Adomeit, Martin Rummel, Felicitas Stephan und Frieder Berthold für die Zuhörer.

3. Oktober 2010 19:00 Uhr Schloß Westerwinkel, Horn-Westerwinkel in Ascheberg-Herborn Streichquartett auf dem höchsten Niveau mit dem Rimsky-Korsakow-Quartett.

3. Oktober 2010 20:00 Uhr  St.Petri-Kirche, Petrikirchhof 19 in Soest Konzert für Cello,Orgel und Chor in Soests ältester Kirche mit der Soester Stadtkantorei, Marijke Gonnissen, Violoncello und Els Biesemans an der Orgel.

7. Oktober2010 20:00 Uhr  Rohrmeisterei, Ruhrstrasse 20 in Schwerte Trio Bamberg wird eine Sternstunde der Kammermusik zelebrieren, es musizieren Robert Benz, Klavier, Jewgeni Schuk,Geige und Alexander Hülshoff, Cello.

8. Oktober 2010
20:00 Uhr  Saal Sandgathe, Südstrasse 4 in Ahlen Trio Bamberg. Wiederholung des Konzertes.

8. Oktober 2010 20:00 Uhr Kunstakademie Münster, Leonardo-Campus 2 in Münster Internationale Henze Nacht, Begegnungen: Alt trifft Neu Matias de Oliveira Pinto, Professor der Musikhochschule Münster wird Werke von Bach und Vivaldi mit den Henze Werken zur Aufführung bringen.

9. Oktober 2010 20:00 Uhr Stadthalle Unna, Parkstrasse 44 in Unna. Die Neue Philharmonie Westfalen wird unter der Leitung von Generalmusikdirektor Mathias Förster Dvoraks „Aus der neuen Welt“, Isang Yuns Bara und Henzes „Ode an den Westwind“ mit Jan-Filip Tupa, Violoncello spielen.

13. Oktober 2010  18:00 Uhr Harenberg City Center, Königswall 21, Dortmund Deutsche Meisterwerke:Henze,Beethoven,Brahms und Clara Schumann werden von Felicitas Stephan (Violoncello) & Kai Adomeit (Klavier) interpretiert.

17. Oktober 2010  12:00 Uhr Burg Botzlar, Botzlarstrasse 1 in Selm Wiederholung des Dortmunder Konzertes

 

21. Oktober 2010 20:00 Uhr Montanhydraulik, Bahnhofstrasse 39 in Holzwickede Werke von Robert Schumann, der Jubilar 2010, werden durch das Folkwang Ensemble mit dem Cellisten Alexander Hülshoff aufgeführt.

23. Oktober 2010
20:00 Uhr  Förderturm, Am Bahnhof 7 in Bönen Das Christof Söhngen Trio, mit Christof Söhngen (Gitarre), Jörg Brinkmann (Cello) und Patrick Hengst (Schlagzeug) präsentiert den melodisch zeitgenössischen Jazz und präsentiert seine CD „Aussicht“

24. Oktober 2010
16:30  Märkisches Museum, Husemannstrasse 12 in Witten Wiederholung des Bönener Konzerts vom 23.Oktober

23. Oktober 2010
20:00 Uhr  Emil Schumacher Museum, Museumsplatz 1 in Hagen „Grenzüberschreitende Klangfarben“ ist ein ungewöhnliches Programm mit spannender, temperamentvoller und leidenschaftlicher Musik. Das Kammerorchester der Musikschule Münster wird geleitet von Professor Matias de Oliveira Pinto. Als Solistin tritt die Cellistin Felicitas Stephan auf.

24. Oktober 2010
  17:00 Uhr Hansesaal, Kurt-Schuhmacher-Strasse 41 in Lünen Das Hagener Konzert vom 23. Oktober findet seine Wiederholung

27. Oktober 2010
   20:00 Uhr Schloss Heesen, Schloßstrasse 1 Hamm Johannes Moser (Cello) und Paul Riviniu (Klavier) wird mit „Werke von Henze & Chopin – Neue Musik für eine Metropole“ die Zuhörer in seinen Bann ziehen.

28. Oktober 2010  20:00 Uhr Haus Kupferhammer, Belecker Landstrasse 9 in Warstein Das Programm von Hamm vom 27.Oktober kommt zu einer Wiederholung.

29. Oktober 2010 20:00 Uhr  Wilhelmshöhe, Schwitterweg 29 in Menden Die 12 Hellweger Cellisten mit Zelotes Edmund Toliver (Bass) und Sabine Brunke (Sopran) lassen das Konzert des Jahres erklingen. Ein Bogen mit Werken von Bach über Schubert und Henze bis Piazzolla und Villa-Lobos wird präsentiert.

1.November 2010  17:00 Uhr (Allerheiligen) Gemeindezentrum Kreuzkirche, Am Mathagen 41 in Schalksmühle Wiederholung des Mendener Konzertes vom 29.Oktober

30. Oktober 2010 19:00 Uhr Werner-Richard-Saal, Wetterstrasse 60 in Herdecke „Begegnungen – von Haydn bis Henze“ nennt das Rossignol Quartett sein Konzert.

1. November 2010
18:00 Uhr Lindenbrauerei, Massener-Strasse 33-35 in Unna „Cello & Jazz auf Weltniveau“ mit Lars Danielsson (Cello & Bass), John Pariccelli (Gitarre) sowie Zohar Fresco (Drums & Percussion).

2. November 2010
20:00 Uhr Kurhaus Bad Hamm, Ostenallee 87 in Hamm Das Konzert vom 1. November in Unna findet eine Wiederholung.

3. November 2010 20:00 Uhr Unna Massimo, Theatersaal, Wellersbergplatz 1 in Unna-Massen Der Weltstar am Cello Steven Isserlis bringt mit seinem Duopartner Ian Brown Werke von Schumann und Britten. Ein weitgespanntes Repertoire mit einem Fokus auf weniger bekannte Werke.

6. November 2010
17:00 Uhr Emscherquellhof in Holzwickede „Die Emscher-Das Musical für alle Sinne“ aus dem Projekt „Henze For Kids“. Es ist eine West-Side-Story light, wobei die zugrunde liegende Liebesgeschichte auf der ehemaligen Zeche Caroline spielt.

7. November 2010
17:00 Uhr Haus Füchten, Füchtenstrasse 1 in Ense Das Duo Casals mit Felicitas Stephan (Violoncelleo) und Wolfgang Lehmann (Gitarre) wird die Seele der Zuschauer bei einem „Kerzenscheinkonzert“ berühren.

9. November 2010 20:00 Uhr  Lindenbrauerei, Kühlschiff, Massenerstrasse 33-35 in Unna

  „Me and my Cello“, Rebecca Carrington (Cello) & Colin Brown (Gesang und Schauspiel).

Cello und Kabarett & Comedy, geht das? Es geht hervorragend! Musik kann auch was für die Lachmuskeln sein, von schmunzeln bis lauthals lachen so kann es gehen wenn dieses Duo mit „Joe“ dem Cello auftreten. Das war es. Aber es finden auch noch Kinderkonzerte & Workshops in den Grundschulen von Unna, Soest und Lippstadt unter demTitel: „Der Geigenbauer von Cremona“statt. Karten erhalten Sie entweder in den Kulturabteilungen der aufgeführten Städte oder aber über die Internetadresse www.celloherbst.de sowie an den Abendkassen.

Was uns an diesem Festival so begeistert sind die vielfältigen Dialoge zwischen den einzelnen Städten sowohl interkulturell als auch interkommunal.

Das Zusammenführen von Wirtschaft und Kultur führt zu einem starken Impuls für den Landkreis Unna und darüber hinaus.

Der EN-Kreis hat sicher mit Ulrike Brux eine Persönlichkeit die solch ein Festival angehen könnte; denn mit dem Ibach Haus aber auch neuerdings mit dem Industriemuseum in Ennepetal hat sie zwei starke kulturelle Events organisiert die begeistern. In unserem EN-Kreis gibt es sicher noch weitere Mitstreiter die sich aufgerufen fühlen würden solch ein Event mit zu stemmen.

Es hat rund 10 Jahre gedauert bis die jetzige Organisation im Landkreis Unna stand, wobei das diesjährige Festival „Celloherbst“ eine Vorbereitungszeit von 1 Jahr hatte.

Ein Glücksfall für dieses kleine Netz des Landkreises Unna war dieses Jahr, das es  unter das weit größere Netz der Ruhr.2010  agieren kann. Und das ist es was uns der Gedanke des Kulturhauptstadtjahr sagen will: Knüpft vielfältige Netze mit denen ihr die gemeinsamen kulturellen Aufgaben bewältigen könnt. Viele, viele kleine Knoten ergeben ein großes Netz, welches wie hier zu einem sicherlich berauschenden Festival führt.

Wie sagte Steven Sloane auf der Pressekonferenz: Wenn man das will, so ist es kein Traum. Recht hat er.

 
     v.l.n.r: Steven Sloane / Jürgen Gerhardt
Foto: © Linde Arndt

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Unna

Die rosa Kuh geht auf die Reise

Wenn am Freitag, dem 10.09.2010 vormittags der Combi mit den Kunstwerken gen Vilvoorde rollt, dann muss Lea Weustenfeld aus Ennepetal nur noch ein mal schlafen, bevor sie an  ihrer ersten großen Kunstausstellung in Ennepetals Partnerstadt Vilvoorde in Belgien teilnehmen darf.

Ein großes Ereignis für die Schülerin. Gerade einmal 15  Jahre ist sie alt. Durch die Teilnahme an einem aussergewöhnlichen Kunstprojekt an der Realschule hat sie an einem Wettbewerb teilgenommen und mit Ihrem Werk den Vogel abgeschossen. Obwohl, der Vogel ist eigentlich eine Kuh und dann auch noch in "rosa".

 

ART-Factory, so heisst die von den Schülern mit Unterstützung von ihrer Kunstlehrerin, Frau Heike Mack und dem ehrenamtlichen Einsatz der Kunstraum EN e.V. Mitglieder Beate Koch und Johann Peter Müller-Ante gegründete fiktive Firma, in welcher die Schüler nicht nur Kunst, sondern auch reale Dinge kennen lernen, wie sie eben auch im "Ernstfall" notwendig wären.

Man hat Briefpapier und Logos erstellt und sich um Sponsoren bemüht, wodurch sich die trotz hohem intensiven Materialeinsatz anfallenden Kosten im Plus-Minus-Null Bereich bewegen. Ja, dass Engagement und die Idee ebenso wie der Einsatz der Schüler für "ihr Projek" haben rasch Menschen aus Industrie und Handel begeistern können, so dass entsprechende Spenden geflossen sind.

Das erste große Projekt war die Teilnahme zur "Kunst in der Kluterthöhle", die in diesem Jahr unter dem Logo von RUHR 2010 stand.

Und so war es schon ein Ereignis, als die von den Schülern unter Anleitung ihrer Kunsttherapeuten geschaffene rosa Leuchtkuh die Besucher in der Höhle faszinierten.

Und dann gab es den Wettbewerb in der "ART-Factory", wo das Thema "rosa Kuh" mit Arbeiten von Linolschnitten umgesetzt wurde.

Aus diesem Wettbewerb und vielen wirklich guten Entwürfen der Schüler der Klasse 9a ging Lea Weustenfeld als Siegerin hervor und da die Schüler sich alle wirklich sehr angestrengt hatten, sollte das nicht spurlos vorübergehen.

Werner Kollhoff, Vorsitzender des Kunstraum-EN e.V. beschloss spontan, die Siegerin zu belohnen und so gleichfalls einen Anreiz für kommende Arbeiten und Wettbewerbe zu schaffen.

Lea Weustenfeld erhielt 50,00 € in bar und gleichfalls die Einladung, den Kunstraum-EN e.V. mit zur Kunstausstellung in Vilvoorde zu begleiten und dort sogar selbst auszustellen. Da ihre Kunstlehrerin  Frau Mack verhindert ist, wird sie von Frau Ulrike Katthagen begleitet.

              
  v.l.n.r: Schulleiter Thomas Winter/ Werner Kollhoff/ Beate Koch /Frau Ulrike Katthagen / Johann Peter Müller-Ante und im Vordergrund Lea Weustenfeld, die sich über die 50,00 € freut.  

 

Und so sind wir gespannt auf die Resonanz bei den Besuchern der Vernissage am Samstag, dem 11. September 2010 aber auch, wie unsere Lea diese erste Berührung mit einer Kunstausstellung in einer Gallery empfindet.

Schon Klasse für die junge Dame, wenn sie demnächst in ihre Vita schreiben kann Teilnahme an der Gruppenausstellung mit dem Kunstraum-EN e.V. in Vilvoorde (Belgien).

Übrigens Pierre Bogaerts, Vorsitzender des KONINKLIJKE PORTAELSKRING VILVOORDE war von der Idee begeistert und plant über das zu gründende Künstlernetzwerk "ARTEMIS" hinaus auch die belgische Jugend in ein ebensolches Projekt einzubinden.

Lea wünschen wir viel Spass und Erfolg. Sie wird ihren Klassenkameraden viel zu berichten haben. Am liebsten hätten sie alle einen Bus gemietet und wären mitgekommen.

Wir werden nach der Ausstellung gerne berichten wie es war.

 

 Linde Arndt

 

Apfelfest in der Begegnungsstätte Alte Synagoge

[jpg] Manchmal gibt es Zufälle die einen in eine Situation bringen vor der man sich zuerst unbegründet drücken möchte, die sich jedoch im Nachhinein als etwas Wunderbares herausstellt.

Das Apfelfest 2010 in der Begegnungsstätte der Alten Synagoge ist solch ein Zufall. So wie das Blütenfest den aufkommenden Frühling freudig begrüßt (das Kirschblütenfest der Japaner ist eines der berühmtesten), so steht das Apfelfest für das sich in Neige befindliche Jahr. Es ist die Zeit der Rückbesinnung  aber auch der Gedanken wie man die Zukunft gestalten möchte. Es ist die Zeit von Rosch Haschana dem jüdischen Neujahrsfest, welches in diesem Jahr auf den 8.-10. September fällt.

 
Als ich mich von der Genügsamkeitsstrasse dem Eingang der Begegnungsstätte näherte, standen die Besucher sich unterhaltend in kleinen Gruppen auf dem Hof. Freundlich wurden wir  begrüßt und wir gesellten uns in Erwartung was jetzt kommen mag zu einer Gruppe. Auf der Hofwiese wurden Äpfel gepflückt die sodann in bereitgestellten Körben zur Verköstigung oder zum Verkauf angeboten wurden.

Es ist aber auch die Zeit indem der Träger- und Förderverein die Tore der Begegnungsstätte öffnet um gemeinsam ein zwangloses Gespräch mit seinen Besuchern zu führen. So erfuhr ich, dass es eine uralte Verbindung zu Schwelm gab und gibt, als die jüdische Gemeinde aus Schwelm den Schabbat in Elberfeld abhielt. Offensichtlich haben die beiden Städte diese Verbindung wiederbelebt.


Andre Enthoefer

  Andre Enthöfer, in Wuppertal bekannt als der Mann des guten Tons, variierte und improvisierte mit seiner Klarinette jüdische Melodien, was dem Ganzen eine beschwingte Stimmung verlieh.

Antonia Dicken-Begrich, die ehemalige Direktorin des  Carl-Duisberg-Gymnasiums, die jetzt bei der Bezirksregierung Düsseldorf ist, eröffnete als Vorsitzende des Trägervereins der Begegnungsstätte das seit 5 Jahren stattfindende Apfelfest.

Dieses Apfelfest soll im Jahr einen fröhlichen Akzent setzen.

Es soll aber auch ein Tag der Rückbesinnung und des Ausblicks auf die zukünftige Arbeit sein, die in Form von Ausstellungen stattfindet.

    
Antonia Dicken-Begrich

Die vergangene Ausstellung soll durch eine in 2011 stattfindende neue Ausstellung abgelöst werden. Diese neue Ausstellung soll nunmehr eine Dauerausstellung werden, wobei die notwendigen finanziellen Mittel erst eingeworben werden mussten. Alle Mitarbeiter, vor allen Dingen Frau Dr. Schrader, waren hart gefordert; denn diese Anstrengungen mussten zusätzlich erarbeitet werden. Aber es ist geschafft. Sie bedankte sich ausdrücklich bei allen Mitarbeitern für diese hervorragende Arbeit.


Dr. David Magnus Mintert
 
v.l.n.r.:Frau Dr. Ulrike Schrader/
Frau Antonia Dicken-Begrich /
Herr Dr. David Magnus Mintert
 
Herr Dietmar Bell (MdL)

 

Dr. David Magnus Mintert, der Vorsitzende des Fördervereins bedankte sich bei den Spendern die es ermöglicht haben dass diese Dauerausstellung in 2011 Wirklichkeit wird.

Nachfolgend kündigte Frau Dr. Ulrike Schrader, die stellver- tretende Vorsitzende des Fördervereins eine Änderung der Architektur der Begegnungsstätte an um der zukünftigen Ausstellung gerecht zu werden.
Der Schatzmeister, Herr Dietmar Bell (MdL), war auch anwesend.

  „Jüdische Geschichte in Wuppertal und in der Region“ so soll die Ausstellung heißen.

Sie befasst sich mit den jüdischen Mitbürgern im Bergischen Land, die an der blühenden Wirtschaft im Bergischen Land maßgeblich beteiligt waren.

 

Unweit der Begegnungsstätte liegt die Elberfelder Hofaue, die bis zum zweiten Weltkrieg eine der größten Textilzentren des Rheinlands und Westfalen war. Viele der damals rund 3.000 deutschen Mitbürger hatten den jüdischen Glauben.

Das Elberfeld zu einem Zentrum erstarkte lag aber auch daran, dass das Erzbistum Köln den Bergischen bestimmte Privilegien der Textilwirtschaft zuerkannte. Erwähnt seien hier die Litzen- und Bändererstellung, das Färben und Bleichen auf den Wupperauen aber auch der Handel mit Tuchwaren. Auf den alten Gemäuern der Hofaue sieht man noch teilweise die alten Namen der damaligen Fabrikanten. Diese vielfältigen Beziehungen zwischen den jüdischen Mitbürgern sollen durch diese Ausstellung sichtbar gemacht werden.

 

 

 „Irgendwie jüdisch“ so der Tenor der Ausstellung die im April 2011 eröffnet wird. Es werden umfangreiche Zeitdokumente, Nachlässe und Replikate der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Aber es sollen auch die Perspektiven des neuen jüdischen Lebens in Wuppertal aufgezeigt werden. So sollen Personen zu Wort kommen die sich zu der jüdischen Gemeinde bekennen.

In diesem Zusammenhang sei einmal darauf hingewiesen, dass es ohne den Elberfelder Johannes Rau, den ehemaligen Oberbürgermeister von Wuppertal, ehemaligen Minsterpräsidenten von NRW und den ehemaligen Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland die Begegnungsstätte in der heutigen Form noch nicht gäbe. Er hat sich unermüdlich sowohl für die Begegnungsstätte als auch für die neue Synagoge in Barmen eingesetzt. Aber auch die beiden christlichen Kirchen in Wuppertal waren immer Fürsprecher der jüdischen Gemeinden.

Bei der Begehung der Begegnungsstätte fällt einem direkt auf, dass dem „Wider das Vergessen“ ein starker Akzent gesetzt wurde. Man kann sagen es ist eine Erinnerungsstätte, die sicher durch die neue Dauerausstellung eine weitere Verdeutlichung bekommt.

Die neuen Räumlichkeiten, die ich so nicht kannte, überraschten durch eine Offenheit und den lichtdurchfluteten Innenraum.

So möchte ich dem Förder- als auch dem Trägerverein wie es nach dem  Rosch Haschana üblich ist zurufen „Le-Schana towa tikatewu wetechatemu", möget ihr zu einem guten Jahr eingeschrieben und besiegelt werden. So sollten die Arbeiten in einer guten Ausstellung münden.

Der jüdische Glaube lebt viel von Symbolen und Bräuchen, die ein Christ wie ich gerne mitmacht. Einer dieser Bräuche wäre am Neujahrstag, das tauchen von Apfelstücken in süßen Honig und den anschließenden Verzehr. Dieser Brauch soll den Wunsch verdeutlichen, dass man einem „süßen“ Jahr entgegensehen möge. Und man sollte heute nicht vergessen, dass die Abrahams-Religionen mehr Gemeinsamkeit haben als man sich vorstellt, die auch gemeinsam gepflegt werden können und die letztendlich die Integration fördern.

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Wuppertal

 

Wir weben, wir weben! á la Jacquard Ausstellung in Ennepetal

[jpg]  Manche Themen einer Ausstellung erscheinen ziemlich einfach. So auch hier.
Joseph-Marie Charles Jacquard erfand den mechanischen Webstuhl indem er mittels Lochkarte den Webstuhl steuerte. Dann könnte man einen Handwebstuhl aufstellen und zum Vergleich den lochkartengesteuerten Webstuhl daneben stellen. Eine Demo der beiden Stühle und gut wäre es. War es das dann wirklich? Oh nein!

Es war eine Ausstellungseröffnung am 4.September 2010 im Ennepetaler Industriemuseum von besonderem Kaliber, tiefsinnig, breit ausgelegt und sogar perspektivisch im Ansatz verarbeitet. Es war eine Ausstellung die Wirtschaftsgeschichte im Ansatz erfahrbar machte, die den Niedergang alter Gesellschaftsstrukturen erahnen lies, der Zusammenhänge mittels darstellender Kunst dokumentieren konnte. Wobei die bildende Kunst mit der darstellenden Kunst hervorragend korrespondierte.

Die Projektleiterin Ulrike Brux hatte mit dieser Inszenierung hervorragendes geleistet, hatte hochkarätige Menschen und Künstler um sich geschart, die es verstanden haben dieses Thema weitgehend umzusetzen. Die Ausstellungsräume im Industriemuseum waren bestens präpariert worden. Rund 300 Menschen aus der gesamten Region fanden zu dieser Ausstellung und waren augenscheinlich beeindruckt. Beeindruckt auch deshalb, weil dies für Ennepetal eine ungewöhnliche Ausstellung ist, denn außer 2009  fiel Ennepetal noch nie im Bereich zeitgenössischer Kunst auf.

Doch nun zur Vernissage:


Dr. h.c. Fritz Pleitgen
          

Ulrike Brux moderierte durch die Ausstellung und übergab an Dr.h.c. Fritz Pleitgen der die Eröffnungsrede hielt.

Das Projekt wurde relativ schnell von Ruhr 2010 akzeptiert, weil es genau im Sinne von Karl Ernst Osthaus gewesen wäre. Denn die Verknüpfung von Kunst und Handwerk wird in dieser Ausstellung hervorragend gezeigt.
Osthaus´s Ruf "Wandel durch Kultur, Kultur durch Wandel" wird hier klar umgesetzt.

           
Ulrike Brux

Kunst und Handwerk durchdringen sich gemäß Osthaus und dies ist Bernhard Matthes bestens mit diesem Projekt gelungen. Das besondere ist aber auch, es bringt die Regionen Görlitz und Ruhr zusammen, so Fritz Pleitgen. Denn diese Ausstellung ist ein gemeinsames Projekt mit der Region Görlitz – Zgorzelec unter der Leitung des Landkreises Görlitz. Aber das wäre nicht alles, vielmehr entwickelte dieses Projekt eine Strahlkraft zu den angrenzenden Regionen Polens und der Tschechei. Denn das damalige Schlesien teilt sich heute auf den Gebieten der beiden europäischen Staaten. Das deutsche Schlesien, polnisch Slask und tschechisch Sleszka, hatte ähnlich wie das heutige Ruhrgebiet die gleichen Strukturen im industriellen Bereich.

Zu Grunde liegen die damaligen gesellschaftlichen Zustände in Schlesien und hier im Bereich des damaligen Rheinisch bergischen Gebietes. Die erste Hälfte des 19.Jahrhunderts wurde hier in dieser Ausstellung einer Betrachtung unterzogen. Allerdings werden die Weberaustände heute in die Zeit Ende des 18.Jahrhunderts datiert, der Weberaufstand 1783 in Elberfeld.

Die Aufstände Anfang bis Mitte des 19.Jahrhunderts waren nach einhelliger Meinung so genannte "Hungeraufstände". Hungeraufstände deshalb, weil die damaligen Weber bei einer Arbeitsleistung der gesamten Familie, also Vater, Mutter und Kinder nicht den täglichen Bedarf an Grundnahrungsmitteln deckten. 30 Silberlinge benötigte eine Familie um zu überleben und zu arbeiten, verdienen konnten sie bei einem 16 Stunden Tag jedoch nur 6 Silberlinge. Nach Aufzeichnungen aus den damaligen schlesischen Gebieten wurde die Differenz an Grundnahrungsmitteln durch das verspeisen von Kartoffelschalen oder durch den Verzehr von Nagetieren, wie Mäusen und Ratten gedeckt. Jedoch ist es unstrittig dass diese Hungeraufstände Anfang bis Mitte des 19.Jahrhunderts als Beginn der industriellen Revolution gesehen werden. Auch datiert hier der Beginn einer breiten Politisierung der Bevölkerung. Friedrich Engels, der selber Sohn eines Textilfabrikanten war, formulierte damals mit Karl Marx den wissenschaftlichen Sozialismus. Dies war auch notwendig geworden, weil auf der anderen Seite die Theorien der "Marktwirtschaft" von Adam Smith Einfluss auf die gesellschaftlichen Bedingungen hatten. Es war eine Zeit der grundlegenden gesellschaftlichen Umwälzungen, ähnlich unserer heutigen Zeit. Auch heute macht die Informations-Technologie (IT) viele Berufe überflüssig und setzt ganze Heerscharen an Arbeitnehmern frei. Auch heute weiß keiner wo die gesellschaftliche Reise hingehen soll. Das marktwirtschaftliche Modell, das im Übrigen nur ein empirisches Erklärungsmodell ist, bleibt heute wie damals die Antwort schuldig.

Die erste Ausstellung war in Görlitz und war dort ein voller Erfolg, so ist diese Ausstellung nunmehr hier im EN-Kreis zu sehen.

                             
                              Dietmar Diesner
 
Martin Horn

Martin Horn vom Schauspielhaus Bochum trug die teils anonymen Gedichte, wie das Blutgericht, aus der damaligen Zeit der Weberaufstände vor.

Sie gaben das wieder was die damalige Zeit für die Menschen bedeutete, die Qual, das Elend oder den Hunger. Sie mussten lernen "Klagen ohne zu leiden und leiden ohne zu klagen".

   

Das so genannte Weberlied  von Heinrich Heine erzeugte bei den Zuhörern ein schauern. Dieses Weberlied wurde damals vom Königlich Preußischen Kammergericht unter Androhung von Gefängnis verboten.


Risa Tateishi
  Dann trat das Dortmunder Ballett mit den Tänzerinnen Monica Fotescu-Uta (Prima-ballerina) und Risa Tateishi unter der Leitung ihres Ballettdirektors Xin Peng Wang mit einem modernen Ballett auf.

Nach den strukturierten Klängen verschiedener Industriewebstühlen gingen die in schwarzen Anzügen auftretenden Tänzerinnen eine eindrucksvolle Symbiose zwischen Mensch und Maschine ein.

Die Dekoration von drei im Jacquardmuster gewebten Tüchern zwischen zwei Pfeilern verstärkte diesen Tanz.

 

Monica Fotescu-Uta  
(Primaballerina)

 Das rasselnde Geräusch der Schiffchen und Ketten übertrug sich auf die Bewegungen, welche die Arbeiterinnen darstellten, die den Fadenbruch verknüpften, die Spindeln wechselten, die Fäden zogen oder das Tuch legten. Die Maschinen die den Takt der Arbeit vorgaben und den Menschen zu Bewegungen zwangen, die teilweise Übernatürlichkeit erwartete. Der Mensch als Sklave seiner Maschine. Zwischendurch den Dialog zwischen den Menschen, der jedoch immer wieder jäh unterbrochen wurde. Zum Schluss ertönte eine alles tragende Händelmusik die meines Erachtens das Sinnhafte erfragte, den höheren Wert. Wang hat mit seinen Tänzerinnen die Thematik dieser Ausstellung souverän umgesetzt und war mit dieser faszinierenden Darbietung in dieser Ausstellung ein wunderbarer Programmpunkt.

Und dann war da noch  Dietmar Diesner mit seinem Sopransaxophon. Spektakulär mit seinem langen Atem der das Hereinkommen zu Beginn der Vernissage und das Herausgehen aus der Vernissage dokumentierte.

Auch er nahm das Weberdasein bestens auf und setzte es musikalisch um. Das quälende Dasein der Weber, ihr Leiden hörte man aus den teils atemlosen Tremolos welche durch mehrere Vibratos unterbrochen wurden.

Alle Künstler überzeugten durch ihre meisterlichen Darbietungen.   Insgesamt waren 15 Künstler mit 70 Exponaten beteiligt. Einige hatten sich auf den Weg nach Ennepetal gemacht, um dieser imposanten Ausstellung beiwohnen und Kunstinteressierten ihre Werke erläutern zu können.

                           

Kommen wir zu einem Teil den Exponaten der Ausstellung á la Jacquard in Ennepetal.

Der Kurator Prof. Bernhard Matthes (Deutschland), der auch ausstellender Künstler ist befasste sich in seinen Werken mit den Zusammenhängen zwischen gesellschaftlichen Umständen und dem Arbeitsalltag des Einzelnen. Versöhnlich zeigt er wie aus dem Alten etwas Neues entstehen kann. Der Produktionsprozess und die Produkte bleiben, nur die Teilnehmer wechseln. So wird das Leben geprägt von Glauben, Arbeit und Leistungserbringung. Die Dynamik der Veränderungen kann man nur erahnen. Beispielhaft sieht man dieses in dem Werk, wo Tisch und Stühle auf den Kopf gestellt von der Decke hängen und die unteren Platten mit Kresse begrünt sind, wobei beim Tisch ein begrüntes Kreuz wächst und von den Seitenrändern der Objekte  Bänder und Litzen nach unten hängen. Das Hängende symbolisch für die Produkte die weiter bestehen bleiben und das begrünte Kreuz für den  Glauben, dass etwas Neues entstehen wird.

Elzbieta Suchcicka (Polen) webt einen ein Lebenstuch indem sie Kette und Schuss eines Gewebes mit den verschiedensten gesellschaftlichen und psychologischen Verknüpfungen gleichsetzt. Das Licht eines verhängten Fensters als Filter ähnlich der gelochten Karte, welches selektiert aber auch Lebenserfahrungen in Entfernungen rückt.

Dann sind noch drei Teilnehmer der Textilfakultät der tschechischen Universität Liberec mit Exponaten vertreten. Diese Exponate zeigen das moderne Design heutiger Textilien, die ein Höchstmaß an Professionalität voraussetzen. Kreativität fließt in die Produktion mit ein und wird mit den modernsten Technologien umgesetzt. Eben die Weberei von heute, nicht Masse hat Bestand, sondern die Klasse ernährt seinen Mann oder seine Frau. Ein weites Feld das bis in die Produktion von moderner Funktionskleidung geht.

Und so schließt sich der Kreis indem die Ausstellung die Zukunft der Weberei betrachtet, nicht mehr Lohnarbeit ist gefragt, sondern kreativ gestaltete Produkte, die eine Symbiose zwischen Funktionalität und ansprechendem Design eingeht.

Prof. Angelika Rösner von der Fachhochschule Krefeld stellt dies eindrucksvoll mit ihren Werken dar indem sie einen weiten Blick in die Zukunft wirft, wobei sie z.B. mittels Lasertechnik ihre Textilien bearbeitet.

Die Vernissage schloss ab indem die vorhandenen Webstühle des Bandmuseums Elfringhausen in Aktion gezeigt wurden.

Nicht das Schiffchen fliegt und der Webstuhl kracht, sonder die Karte klickt der Webstuhl kracht.
Und wenn ich mir was wünschen würde, so würde ich mir wünschen aus dem Industriemuseum würde ein Museum für Zeitgenössiche Kunst und Industriegeschichte werden. Also weiter so, Frau Brux.

Die Ausstellung ist noch bis 15. Oktober geöffnet.

Öffnungszeiten:

Dienstag: 10:00 – 12:00 Uhr

Mittwochs: nach Vereinbarung

Donnerstag: 10:00 – 12:00 Uhr

Freitag: 15 – 18:00 Uhr

Samstag: 11:00 – 15:00 Uhr

Sonntag: 11:00 – 15:00 Uhr

Der Eintritt ist frei.

Nach vorheriger Absprache können auch Führungen für Schulklassen durchgeführt werden. Informationen bei Herrn Volker Schlickum unter Tel.: 02052-961543

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal

Für alle, die nicht die Möglichkeit hatten zu dieser aussergewöhnlich spannenden und beeindruckenden Vernissage zu kommen und auch nicht an einem anderen Tag diese Ausstellung besuchen können [xxl] hier eine Gallery um einmal die besonderen Eindrücke zu vermitteln:

(alle Fotos: Linde Arndt)