Wie stellt sich die Nach-Kulturzeit in Ennepetal dar
[jpg] Die Stadt Ennepetal hat die Kultur „outgesourced“ (EN-Mosaik schrieb darüber). Konsequenterweise müsste der Kulturausschuss sich selber den Hut geben.
Unsere Redaktion machte sich auf den Weg um den Kulturausschuss zu besuchen um zu sehen, womit sich die Mitglieder des Ennepetaler Kulturausschusses jetzt beschäftigen würden. Wenn man schon mal ein Mitglied eines Ausschusses ist, ist man in Ennepetal schon wer. Es geht da weniger um die Sitzungsgelder, mehr um den Selbstwert des Einzelnen. Einige Mitglieder haben aber auch ein Interesse in diesem Ausschuss zu sitzen, werden doch hier die Zuschüsse an die Kulturschaffenden Vereine vergeben. Da macht es schon Sinn sich in Erinnerung zu bringen.
Um es vorweg zu nehmen, es war ein gruseliger Ausschuss, den Anwesenden war der Kulturbegriff wohl abhanden gekommen.
Als erstes befasste man sich mit Straßenschildern, die einen Zusatz bekommen sollten, wie Karlstraße, sollte demnach den Zusatz Carl Gutjahr…. bekommen und die Wilhelmstraße sollte den Zusatz Wilhelm I seit 1871 Deutscher Kaiser. Das Karl und Carl andere Schreibweisen haben und Wilhelm I nicht mehr in die heutige Zeit passt, konnte niemand anmerken. Übrigens, jede Stadt hat eine Ecke wo man Straßen mit deutschen Vornamen findet. Bei der Friedrichstraße wählte man den Zusatz, Friedrich I., genannt Barbarossa, deutscher Kaiser….passt doch.
An der Diskussion beteiligte sich nur Dr. Johannes Ohlemüller (SPD) der dann in einen kritischen Dialog mit dem Leiter des Fachbereich 4 Cosimo Palomba trat. Gottseidank entschied man sich nur für 4 Straßenschilder die einen Namenszusatz bekommen sollten. Es waren schon einige Straßenzusätze die dort von der Stadtverwaltung angeboten wurden grenzwertig.
Dann ging es um die Zuschüsse (Förderung) von musiktreibenden Vereinen. Nach Vorschlag der Stadtverwaltung soll es zukünftig ein Zuschuss nach „aktiven Mitgliedern“ geben. Auf die Einlassungen von Stefan Mayer-Stoye (Bündnis90/Die Grünen) ob man nicht den Nachwuchs fördern könne, indem man den Vereinen mit Nachwuchsarbeit einen Bonus zuweisen sollte, wehrte Thomas Braun (FDP) dies ab, indem er die Vereine in die Verantwortung nahm. Bei einigen Vereinen sieht man schon das biologische Ende nahen. Passt doch zu Ennepetal. Warum also Nachwuchsarbeit? Stefan Mayer-Stoye (Bündnis90/Die Grünen) hatte dann nicht das Rückgrat sich durchzusetzen.
Alles in allem, wurde jedoch nicht grundsätzlich über den Nutzen der musiktreibenden Vereine gesprochen. Dabei sollte schon die Frage erlaubt sein, nutzt es dem Image der Stadt Ennepetal oder ist das irgendwo ein Eigenverein der der Persönlichkeitsbildung der einzelnen Mitglieder dient.
Danach gab die Stadtbücherei Rechenschaft über das Jahr 2015 ab. Die Leiterin der Stadtbücherei Ennepetal, Verena Lückel legte Statistiken vor, die doch nachdenklich machten.
Wie kommt es, dass nur rund 1% der Leserschaft aus Voerde stammt? Dann, wie kommt es, dass in den Monaten September bis Februar eines Jahres weniger Leser nach Büchern fragen als im Rest des Jahres. September bis Februar sind in der Regel die Monate, die witterungsbedingt die Leserzahlen in die Höhe treiben.
Dann gab es noch eine Umfrage, repräsentativ (?) oder tendenziell, in der man von den Ennepetaler Theaterkunden die Zufriedenheit messen wollte. Wohlgemerkt, nicht bei allen Ennepetaler Bürgern, für die interessierte man sich nicht. Rund 40%, absolut waren das 60 Fragebögen von 146 + einer unbekannte Anzahl von Fragebögen, der Fragebögen wurden zurück gegeben. Toll. Diese Umfrage ist für die „Tonne“ und kann als unseriös abgetan werden. Auf die Frage, worüber informieren sie sich über die kulturellen Veranstaltungen, wurde als Antwort die Presse vorgegeben, dass Internet kam dabei nicht vor. Dabei ist es doch allgemein bekannt, dass das Internet zu fast 70% als erste Informationsquelle genannt wird, je nach Veranstaltung. Bei der Frage des Alters der Besucher offenbart sich das ganze Dilemma der Stadt, denn es waren überwiegend die über 55 jährigen (50 Personen von 60) die befragt wurden. Alles in Allem ist dies eine geschönte Umfrage – unseriös.
Zwischendurch wurde die Presse hinaus komplimentiert weil eine Münchner Firma, sie stellte sich als Dr. Martina Taubenberger vor,den Auftrag für ein Kulturkonzept bekommen sollte. Weil diese Vergabe im nichtöffentlichem Bereich stattfinden sollte, die Mitarbeiter*In der Firma um 18:48 h ihren Zug noch bekommen wollten, musste die Presse raus. Für Übernachtungsspesen reicht es wohl nicht.
Danach ging es weiter, der Kollege von den Funke Printmedien wartete geduldig auf dem Flur. Na ja, der ist ja auch fest angestellt.
Unsere Redaktion fragte sich aber schon, was das alles mit Kultur zu tun hat, zumal die Informationen recht dürftig oder sogar unseriös waren. Wie bereits gesagt, kann man die Aufgaben dieses Ausschusses auf die anderen Ausschüsse verteilen. Straßenschilder in den Betriebsausschuss, die Bücherei in den Wirtschaftsausschuss. Unsere Redaktion kennt mehrere Städte, wo der Kulturbereich sogar an den Sportauschuss angegliedert wurde.
Die SPD geführte NRW Landesregierung hat die Kultur im Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen eingegliedert, Amtsinhaberin: Christina Kampmann (SPD) und die vorherige CDU Landesregierung unter Jürgen Rüttgers (CDU) hatte mit Staatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff (CDU) (ein renommierter Kulturpolitiker) den Kulturbereich in der Staatskanzlei angesiedelt.
Warum die Stadt Ennepetal hier nicht konsequenter vorgeht kann man nicht nachvollziehen. Es sei denn die anwesenden Politiker verdienen ein Gnadenbrot.
Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal