Billiger gehts nimmer? (II)
[jpg] Nach dem ich den obigen Artikel ins Netz gestellt hatte, kam der Bürgermeisterkandidat der CDU Wilhelm Wiggenhagen mit seinem Webauftritt wiggenhagen.de. Wir haben überlegt ob wir diese Information mit der anstehenden Befragung unserer User einflechten sollten. Entschieden haben wir uns den Webauftritt extra zu bewerten. Denn vor uns stehen noch die Bewertungen der einzelnen Parteien.
Um mal eines klarzustellen, die in diesem Zusammenhang gemachten Arbeiten sind allesamt Non Profit Arbeiten und werden in unserer Freizeit geleistet. Was uns alle verbindet, wir wollen mehr Transparenz und Wahrhaftigkeit in der kommunalen Politik. Dabei ist es nicht unser Anliegen die politischen Parteien, KandidatInnen schön zu reden, vielmehr ist es unser Anliegen dieselben schonungslos zu kritisieren um ein Umdenken zu erreichen. Unser Credo dabei, die Kommune Ennepetal hat es verdient eine bessere Politik und bessere PolitikerInnen zu bekommen. Nicht die Beliebigkeit und der Kleingeist sollte über die BürgerInnen befinden, sondern Mut etwas zu wagen um letztendlich mit Bravour die Zukunft zu meistern.
Nun lassen wir uns einmal die die Seite des Bürgermeisterkandidaten der CDU, des ersten Beigeordneten der Stadt Ennepetal Wilhelm Wiggenhagen bewerten.
Collage aus dem im Internet verfügbaren Bildern www.wiggenhagen.de |
Was sofort auffällt, die Seite ist im Design und Layout hochprofessionell gemacht worden. Herr Peiniger hat hier einen guten Job gemacht. Lediglich die Grafiken des Kandidaten sind etwas zu stark kontrastiert, was aber nicht direkt auffällt.
Nimmt man die in der Vergangenheit von dem Kandidaten gemachten Aussagen über das Internet, so ist das ein Zeitsprung in diesem Bereich. Offensichtlich ist bei Wilhelm Wiggenhagen ein Paradigmenwechsel vollzogen worden.
Zum Inhalt des Webauftritts.
Auf der Eröffnungsseite (Stand: 3.6.09) werden vier Dinge hervorgehoben, der Spax-Cup, der Besuch des CDU Standes im Zusammenhang mit der Europawahl, der Umbau seines Elternhauses in Altenvoerde und der Besuch des Förderkreises Industriekultur.
Hier möchte der Kandidat seine Verbundenheit mit der Stadt Ennepetal dokumentieren, verständlich, denn sein langjähriger Wohnort Gevelsberg ist ein kleiner Fleck in seiner Vita. Wie soll man einem Ennepetaler erklären man liebe diese Stadt, wohne aber wo ganz anders. Ein Widerspruch?
Die Aufforderung an die Wähler ihn mit Fragen zu fordern, ist zuerst einmal gut, hat er doch im Gegensatz zu seinen MitbewerberInnen zumindest ein Kontaktformular eröffnet. Nur heute ist es nicht üblich sich mit vollem Klarnamen zu melden, viele Gründe sprechen dagegen, es genügt eine Willkürliche email Addresse von einem der freien Hoster. Auch das Angebot einer "zeitnahen Beantwortung ist nicht zeitgemäß. Entweder man tut es oder man lässt es.
Unter "Privates" wird uns viel Rührseliges vermittelt. Fußball war und ist sein ein und alles, wobei er eingebettet ist in seiner Nachbarschaft. Nimmt man noch seinen beruflichen Werdegang hinzu, so kann man eines sagen:
Wilhelm Wiggenhagen hat irgendwie eine vorherbestimmte Lebensplanung bei der Geburt bei sich gehabt.
Keine Höhen, keine Tiefen. Alles kommt wie es in einer Kleinstadt kommen muss, wobei als Highlight ein Besuch in Dortmund, anlässlich eines Fußballspiels des BVB ist.
Die 30 Jahre Berufserfahrung bei der Stadt Ennepetal sollen die Person als verlässlich einzuordnen helfen.
Nur, so hat man das vor 40 Jahre in den Personalbüros gesehen, heute würde das von der Personalabteilung als Unbeweglichkeit ausgelegt. Lebt doch jeder gute Betrieb, auch eine Stadtverwaltung, von den vielfältigen Erfahrungen, die die einzelnen Mitarbeiter mitbringen. Viel zu früh hat er sich auf einen Arbeitgeber, die Stadtverwaltung Ennepetal, festgelegt. Hätte er erst einmal einige Jahre in anderen Stadtverwaltungen gearbeitet, so hätte er sicher auch andere Betrachtungsweisen mitgebracht.
Unter "Berufliches" zählt er alle Dinge auf die er geleistet hat. Nur er alleine?
Nur da vermisse ich etwas Selbstkritik oder ein Element der Reflektion. Am 1.1.1991 trat er die Nachfolge von Ingo Beyer in der Wirtschaftsförderung an, zeichnete also von diesem Zeitpunkt für diesen Bereich bis heute verantwortlich.
Nun damals hatten wir noch 193 Steuerpflichtige Einzelhändler im Stadtgebiet, Ende 2006 waren es hingegen nur noch 121, ein Verlust von immerhin 72 Einzelhändlern. Gezählt werden nur Einzelhändler mit einem Mindestjahresumsatz von rund 13 tsd. Euro. Waren diese Firmen zu klein um auf dem Radar der Wirtschaftsförderung zu landen? Aber er betont doch unter "Privates", das er sich für die Belange der kleinen Leute einsetzt. Nur ein Lippenbekenntnis?
Dann das ZET. 43 Firmen hat er in die Existenzgründung geführt. Mit welchem Aufwand? Heute legt man die Kosten-Nutzen Rechnung vor. Also pro Firma wurden folgende Steuergelder aufgewendet – oder pro Arbeitsplatz wurden wie viel Steuergelder aufgewendet. So hört sich das an, als wenn das ein nettes Hobby war, quasi zur Unterhaltung eines Wirtschaftsförderers. Dann Oelkinghausen das von ihm in den 90er Jahren vermarktet wurde, klar nur von ihm. Ist es nicht der Fokus auf Oelkinghausen, der alle anderen Dinge in den Hintergrund drängte? Auch heute noch.
Die Ideen und die ersten Investitionen in die Infrastruktur waren sicher nicht von Wiggenhagen, die wurden schon viel früher geboren.
Dann das städtebauliche fragwürdige Unternehmen mit Hellweg Baumarkt, Aldi, Penny, Aral Tankstelle, die ja nunmehr einen Grenzwall vor Altenvoerde darstellen, ist wahrlich nicht der große Wurf.
Mc.Donald als fehlendes Element für Büttenberg zu würdigen. Was sagen die Büttenberger wohl dazu? Sicher stehen die jetzt Schlange vor Mc Donald.
Das Rewe Haus, ein architektonischer Schandfleck, sowohl vom Busbahnhof als auch von der Voerderstrasse gesehen. Und dann hier in Voerde, der Kirmesplatz, ein Filetstück für einen Discounter. Was fehlt? Das Citycenter in Voerde, das so vor sich hindümpelt, niemand mag es so recht, ein Investionsfehlgriff, hoffentlich stehen die Verlustzuweisungen noch.
Wir meinen eine schwache Bilanz für fast 20 Jahre Wirtschaftsförderung, mit sehr vielen Fehlleistungen. Hier fehlt es wie gesagt an der notwendigen Selbstkritik, nun, Herr Wiggenhagen hat es ja nicht alleine zu verantworten, denn ihm stand ja der Bürgermeister Eckhardt tatkräftig zur Seite.
Es ist am 30.08.09 Bürgermeisterwahl und Herr Wiggenhagen will mit dieser Bilanz gewählt werden, eine fragwürdige Bilanz. Die Antworten wird er uns sicher schuldig bleiben.
Lassen wir uns also die Zukunft dieses Kandidaten ansehen, die Perspektiven die er uns, den Ennepetalern, aufzeigt.
"Bewahrung des Erreichten" und "Wandel und Fortschritt" so überschreibt er seine Ziele. Und weiter, "wir klagen auf hohem Niveau, wir haben alles was wir brauchen." Dann führt er auf, Schulen, Kindergärten, Sportvereine und den Kunstrasen der Kicker. Das macht das hohe Niveau aus? Für wen?
Fünf Punkte führt er dann an:
" Demographischer Wandel"
Viele junge Erwachsene, alles Leistungsträger, sind in dem Zeitraum Wiggenhagen/Eckhardt weggezogen, sodass in Ennepetal die Überalterung dramatischer ist als anderswo. 3.000 Bürger in den letzten Jahren sind wahrlich keine vernachlässigbare Größe.
" Wirtschaftsförderung
Hier hatte Herr Wiggenhagen in den letzten 20 Jahren seinen Schwerpunkt gehabt, jedoch nicht sehr erfolgreich für alle. Die Milsper City "Inne Milspe" verwaist nun mit einer Fuzo, richtig, das nennt man Klagen auf hohem Niveau.
" Stadtentwicklung
Stadtentwicklung wohin? Hin zu mehr Discounter City? Die Attraktivität dieser Stadt, städtebaulich gesehen, hat kein einziges Highlight. Krampfhaft hält man sich an der Klutherhöhle fest, damit man wenigstens etwas vorzuweisen hat. Die Fuzo kam zu spät, es wurden auch keine flankierenden Maßnahmen ergriffen um einen attraktiven Branchenmix vorzuweisen.
" Interkommunale Zusammenarbeit
Hier tat sich besonders die Stadt Ennepetal nicht besonders bei ihren Nachbarstädte Schwelm und Gevelsberg hervor. Immer wieder wollte Ennepetal auf Grund seiner Wirtschaftskraft bei den Nachbarstädten die Führerschaft erlangen. Ein partnerschaftliches Arbeiten war mit der Ennepetaler Führungsriege nicht umsetzbar. Aus dem Umkreis der beiden Nachbarstädte haben wir da sehr viele Storys gehört. Wie sagte ein Ratsmitglied aus Gevelsberg, Diktat von Ennepetal ja, Partnerschaft das wollten die nicht. Die meinten immer, weil sie in Oelkingshausen das große Geld machten, könnten sie uns kaufen.
Wie soll das funktionieren? Zusammenarbeit, heißt Augenhöhe herstellen.
" Tourismus
Diesen Punkt holt immer mal wieder, jetzt Herr Wiggenhagen, aus dem Koma. Ich frage mich immer ernsthaft, was versteht das Rathaus unter Tourismus? Ich komm meinetwegen von Freiburg oder Itzehoe, bringe ein Zelt mit, weil es kein nennenswertes Hotel hier gibt, gehe zum essen nach Schwelm?
Es fehlt die komplette Infrastruktur für touristische Aktivitäten. Im Zusammenhang mit dem Flächennutzungsplanforum habe ich zum ersten mal etwas von einem Vogelschutzgebiet hinter dem Hinnenberg nach Gevelsberg gehört. Auch war in der Vergangenheit nie etwas von Vermarktungsstrategien angedacht worden. Ja, es existierte eine lose Zusammenarbeit mit Breckerfeld, aber die verlief nach den Vorarbeiten wieder im Sande. Die Hinnenberger Heide, ein Ausflugsziel für Insider führt ein Schattendasein. Man spricht über Tourismus, aber man will ihn nicht, denn sonst würde man anders handeln.
So bleibt Herr Wiggenhagen nicht die erste Wahl; denn seine Aktivitäten und sein Wirken lassen nicht im Ansatz erahnen, dass diese Stadt eine attraktive Stadt werden könnte. Ich denke mir, durch Herrn Wiggenhagen würde sich der Prozess beschleunigen, dass Ennepetal in den nächsten 6 Jahren in die Bedeutungslosigkeit abgleitet.
Trotzdem, das Design und das Layout aber auch die Usebility seiner Seite sucht bei den Parteien und den anderen KandidatInnen seines gleichen. Aber dieses Lob sollte sich Herr Peiniger von der Firma Pemedia/Ennepetal an die Brust heften. Sag ich doch immer, wir haben gute Leute in Ennepetal.
Nur der Inhalt hat es in sich und dafür ist nun mal Herr Wiggenhagen verantwortlich.
Jürgen Gerhardt