Ein Abriss der Bildhauerei in der Kunstakademie seit 1945
[jpg]Solche Abrisse sind immer was Wunderbares. Man kommt sich vor wie ein Zeitreisender. Alte Bekannte, die man bewunderte und noch bewundert, stellen sich vor als wären sie gerade vor einem körperlich präsent. Die Kunstakademie Düsseldorf hat sich auf getan von den an der Düsseldorfer Kunstakademie tätigen, ehemaligen und heutigen BildhauerInnen eine Ausstellung im K20 zu kuratieren. Fast 70 Jahre Bildhauerei in Düsseldorf erbrachte auch für den derzeitigen Rektor der Kunstakademie, Tony Cragg, eine beeindruckende Ausstellung. |
130 Werke von 53 KünstlerInnen in drei Ausstellungshallen brachte Vertrautes und Unbekanntes zu Tage. Ausgangspunkt waren die Arbeiten von Prof. Ewald Mataré der 1947 die Bildhauerklasse leitete. Seine damaligen Schüler – immerhin Joseph Beuys, Erwin Heerich, Paul Grimm, Günter Haese um nur einige zu nennen – führte er in seiner Klasse zu Künstlern, die internationale, herausragende Anerkennung fanden und noch genießen. Es sind die neuen Wege, die die Kunst durch einen Künstler erfährt, Mut eingefahrene Weg zu verlassen und sich erst einmal im Dunklen zu orientieren. Viele der gezeigten Exponate zeigen die Endmarken, diese Wegbegehung in Form, Art und Material. Nicht mehr nur die Skultur wurde weitergetragen, vielmehr erfuhr die Bildhauerei eine Erweiterung ihres Begriffes. Textilien, Abfallstoffe, Gips, Kunststoffe, ja sogar Schokolade oder Papiere fanden Eingang in die Bildhauerei. Räumliche Ausformungen wie Installationen, Land-Art oder Konzeptkunst schlossen die sich auf tuenden Lücken der Künstler in ihren Werken. 1960 – die Fluxus Bewegung fand sich in Düsseldorf ein. Dieter Roths Werke mit Schokolade oder Wurst wurden dem Verfall preisgegeben um die Vergänglichkeit unserer Werke aufzuzeigen.
|
Es ist nichts was dahinter steht: Der Koreaner Nam June Paik setzte den Denker von Rodin vor einen Fernseher um das Massenmedium TV in Frage zu stellen. Norbert Krickes „ungreifbare Augenkunst“, die Gruppe Zero mit Heinz Mack, Otto Piene und Günther Uecker nutzen Licht und Schatten, reflektierendes Material für ihre Kunst.
Aber auch die Maler Markus Lüpertz, Jörg Immendorf, erweitern ihre Bilder indem sie sie in die Dreidimensionalität überführen. Kraftvoll und rustikale Holzfiguren in Farbe gefasst stellen sich dominierend in den Vordergrund. Man denke an den 18 Meter hohen Herkules von Lüpertz im Nordsternpark von Gelsenkirchen. Tony Craggs Formen entspringen dem Fluss von Form und Materie die der Natur entspringt und in ihr, der Natur, ein Domizil erhält. Es sind Formen, die an die Entstehungsgeschichte der Erde erinnern. Figur (Form) ist mir sehr wichtig, weil wir selber eine Figur (Form) haben, so Prof. Cragg.
“Trashstones“ von Wilhelm Mundt, das Einsammeln von Haushalts- und sonstigen Abfällen, sind letztendlich nur noch eine unregelmäßige Ausbeulung in einem wie ein Findling aussehendem Gebilde.
[scrollGallery id=486] |
Es sollen aber nicht nur die Werke der Bildhauer zu sehen sein, vielmehr sieht man die Exponate der Bildhauerei in die musealen Bestände von Malerei eingebettet.
Eine Besonderheit sei hier aber noch erwähnt die „Tastbare Skulpturen im Labor“. Dieses Labor lädt zum Berühren und Ertasten ausgewählter Skulpturen ein. Die Malerei für das Auge, die Plastik für die Hand, so wollte Prof. Ewald Mataré 1928 Skulpturen verstanden wissen.
Mit „Die Bildhauer“ Kunstakademie Düsseldorf, 1945 bis heute ist erstmals eine Ausstellung in enger Kooperation zwischen der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen und der benachbarten Kunstakademie entstanden. Prof. Tony Cragg wurde dabei nicht nur von den Professoren Siegfried Gohr Und Robert Fleck unterstützt, sondern vor allem vom Team des Museums. Eine Vortragsreihe, Künstlergespräche, Exkursionen und ein Dokumentarfilm vertiefen die Eindrücke und erläutern Zusammenhänge.
Dr. Marion Ackermann und Prof. Tony Cragg bei der Pressevorbesichtigung Foto: © Linde Arndt |
So meinte Dr. Marion Ackermann, Direktorin der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen: Es geht um den grundsätzlichen Aufbau der Bildhauerei, das Spannende des Werdens soll dem Betrachter sichtbar werden. Eingebettet wurde diese Ausstellung auch in die Ausstellung „Skulptur im Düsseldorfer Stadtraum“ zu der es auch Exkursionen geben wird.
Die Ausstellung wird vom 20.Februar – 28.Juli 2013 zu sehen sein. Ein außergewöhnlich großer Zeitraum der nur mit der Spannung die diese Ausstellung erbringt erklärt werden kann.
Es ist eine herausragende und außergewöhnlich Ausstellung die auf den Kunstliebhaber zu kommt, die eine ungemein spannende Zeitreise in die Bildhauerei der letzten 70 Jahre darstellt.
Liste der ausgestellten Künstler: Joseph Beuys, Karl Bobek, Ralf Brög, Hede Bühl, Tony Cragg, Richard Deacon, Jürgen Drescher, Bogomir Ecker, Katharina Fritsch, Isa Genzken, Martin Gostner, Thomas Grünfeld, Erwin Heerich, Georg Herold, Martin Honert, Jörg Immendorff, Magdalena Jetelová, Irmin Kamp, Hubert Kiecol, Luise Kimme, Harald Klingelhöller, Imi Knoebel, Jannis Kounellis, Gereon Krebber, Norbert Kricke, Bernd Lohaus, Markus Lüpertz, Heinz Mack, Ewald Mataré, Rita McBride, Christian Megert, Reinhard Mucha, Wilhelm Mundt, Nam June Paik, A.R. Penck, Otto Piene, David Rabinowitch, Erich Reusch, Klaus Rinke, Dieter Roth, Ulrich Rückriem, Reiner Ruthenbeck, Leunora Salihu, Andreas Schmitten, Thomas Schütte, Fritz Schwegler, Pia Stadtbäumer, Rosemarie Trockel, Günther Uecker, Didier Vermeiren, Paloma Varga Weisz, Thomas Virnich, Franz Erhard Walther |
Die Ausstellung wird großzügig von der Kunststiftung NRW unterstützt.
Sponsoren der Ausstellung: National-Bank AG, Essen, und Hogan Lovells International LLP
Das Labor wird gefördert von der Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland und der Stadtsparkasse Düsseldorf.
In Kooperation mit dem Verband für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik e.V.,
Landesverband Nordrhein-Westfalen.
Weitere Informationen zur Ausstellung
Eröffnung der Ausstellung
Dienstag, 19.02.2013, 19.00 Uhr
Erweiterte Öffnungszeiten
20.02. – 24.02.2013
Täglich bis 20.00 Uhr geöffnet
Katalog zur Ausstellung
Die Bildhauer. Kunstakademie Düsseldorf, 1945 bis heute
(erscheint wegen der aktuellen Ausstellungsdokumentation Ende März)
Preis: 44,80 Euro (Kerber Verlag, Bielefeld)
Öffentliche Führungen
donnerstags 16.30 – 17.30 Uhr
sonntags und feiertags 15.00 – 16.00 Uhr
Die Teilnahme ist im Eintrittspreis inbegriffen.
Kinderführungen
sonntags 15.00 – 16.30 Uhr
Gebuchte Führungen
Zur Ausstellungen können individuelle Führungen und Workshops gebucht werden.
Information und Anmeldung im Besucherservice:
Tel. 0211.83 81-204 bzw. service@kunstsammlung.de
Begleitprogramm
Zur Ausstellung findet ein umfangreiches Begleitprogramm statt, siehe Ausstellungsflyer.
Linklaters-Thementag für die ganze Familie
Unter Bildhauern!
Sonntag, 17.03.2013
K20 Grabbeplatz
11.00 – 17.00 Uhr
Eintritt frei!
Film zur Ausstellung
Zur Ausstellung hat der Filmemacher Helge Drafz einen 30-minütigen Film produziert. Er
wird während der Öffnungszeiten im Trinkaus Auditorium im K20 gezeigt.
Für alle Interessierten diesen Film [Quelle Youtube] hier vorab:
Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Düsseldorf