Seine Fantasie aus der eigenen Sicht in die Kunst einbringen
[jpg] Fred Thieler gehört zu den wichtigsten Maler des „Informel“. Art informel bedeutet abstrakte, nicht gegenständliche, Kunst der Nachkriegszeit. Es ist kein klarer Stil, vielmehr steht er im Gegensatz zu Piet Mondrians geometrischen Formen. Spontanität und Formlosigkeit ist die Sprache des Informel. Vergleichbar ist dieser Stil mit dem „Action Painting“ eines Jackson Pollock in den USA.
Vom 1. November 2013 bis 2. Februar 2014 zeigt das MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Duisburg, die umfassende Retrospektive FRED THIELER – „MALEREI“.
Wesentlich sind die im Museum beheimateten Werke der Sammlung Ströher als Herzstück. Es sind jedoch 100 Arbeiten von Papierarbeiten über Grafiken bis hin zu großformatigen Leinwänden.
Thieler gilt nicht nur als wichtiger Maler der Nachkriegsgeschichte, er ist für die Kunst ein Lehrer, Kulturpolitiker und Kunstanwalt gewesen. Er ist ein konsequenter Verfechter der gestalterischen Freiheit aber auch nach freier und offener Aufnahme seines Bildes durch den Betrachter. Eine eindeutige Interpretation eines Bildes lehnt er strikt ab, mit der Absicht, keinen Einfluss auf den Betrachter nehmen zu wollen, so die Kuratorin Eva Maria Remmert. Mit den gezeigten Werken verpflichtet Thieler den Betrachter zu dem Mitarbeiter, der seine Werke interpretiert. Kunstanwalt deshalb, weil nach seiner Überzeugung die Kunst einer immerwährenden Reflexion durch die Gesellschaft ausgesetzt ist. So gesehen ist Kunst ein Treibsatz für gesellschaftliche Veränderungen im positiven Sinne.
So sieht man Werke des Künstlers vom Beginn seiner Tätigkeit um 1943 bis 1999. Thieler wurde von den Nazis verfolgt, weil seine Mutter eine jüdische Abstammung hatte. Das verhängte Studienverbot führte ihn in seiner letzten Konsequenz in die private Malschule „Die Form“ von Hein König im Münchner Schwabing. Der Widerstand im Untergrund schloss sich mit dem Entwurf von Flugblättern, mit dem Surrealisten Mac Zimmermann, an. Erste Einzelausstellung 1948 in Bremen und Beginn einer Zusammenarbeit mit der Gruppe 49, deren Mitglied und Juror er auch später wurde.
Seine ersten Bilder bis Anfang der 50er Jahre sind noch den Formen und dem klassischen Farbenauftrag geschuldet, mehr oder weniger mit einer Tristesse der damaligen Zeit darstellend. In den
50er fängt Thieler aber auch mit seinem Stil an – zaghaft sich von seinem alten Stil lösend. Dann bricht es so Mitte der 60er durch, Thieler wird in seinen Farben immer kräftiger, er verlässt die Staffelei und legt seine Leinwand auf den Boden (Anders geht es auch nicht). Es spritzt, fließt oder tropft. Bewusst oder spontan, impulsiv werden die Farben verteilt. Das Bild wird vom Rand aus aufgebaut. Teilweise werden Strukturen oder Texturen durch die Dicke der Farben sichtbar. Die Leinwände vermitteln einem eine vitale Maler-Persönlichkeit, die etwas vom Leben will. Versenkt man sich in die Bilder, so stellen die Bilder mit einer klaren emotionalen Sprache einen Dialog mit dem Betrachter her. Auffallend ist, Thieler verwendet 3, höchstens 4 Farben, zuerst nach schwarz tendierend, dann aber immer farbiger, lebensfroher und bejahender werdend. Die Ausstellung ist wie ein Weg, den man mit Fred Thieler gehen kann um ihn in seiner Entwicklung zu begleiten.
Eine durchaus sehenswerte Ausstellung des MKM Museum Küppersmühle.
Hier einige Werke (Fotos der Ausstellung : Linde Arndt)
Informationen
MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst
Innenhafen Duisburg
Philosophenweg 55
D – 47051 Duisburg
Fon Empfang / Kasse: 0203 / 30 19 48 -11
Fax: 0203 / 30 19 48 -21
office[at]museum-kueppersmuehle.de
ÖFFNUNGSZEITEN:
Mi 14-18 Uhr
Do / Fr / Sa / So 11-18 Uhr
feiertags 11-18 Uhr
Mo / Di geschlossen
Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Duisburg