Beiträge

Der schleichende Prozess hin zur Gewalt

v.l. Gleichstellungsbeauftragte Sabine Hoffmann und 1. stellvertretende Bürgermeisterin Anita Schöneberg bei der Eröffnung der Ausstellung Foto: (c) Linde Arndt

v.l. Gleichstellungsbeauftragte Sabine Hoffmann und 1. stellvertretende Bürgermeisterin Anita Schöneberg bei der Eröffnung der Ausstellung Foto: (c) Linde Arndt

„Und das soll Liebe sein?“ –  Warnsignale häuslicher Gewalt erkennen und handeln

[la] Es ist schon merkwürdig, wenn man von häuslicher Gewalt hört denkt man immer nur an eine Situation, wo ein Ehe- oder Lebenspartner (meist der Mann)  seinen Partner schlägt oder anderweitig misshandelt.
Dass es sich bei diesem Verhalten um einen schleichenden Prozess handelt, der sich lange bevor es zu dieser Situation kommt mit  stillen Zeichen ankündigt, ist vielen nicht bewußt.

Auch Sparkassendirektor Bodo Bongen (re), hier mit Johannes Dennda (li) ist von der Ausstellung sehr bewegt Foto: (c) Linde Arndt

Auch Sparkassendirektor Bodo Bongen (re), hier mit Johannes Dennda (li) ist von der Ausstellung sehr bewegt Foto: (c) Linde Arndt

Eine beeindruckende Ausstellung in Form von 10 Roll-Ups ist noch bis morgen, 17. März 2016 in der Hauptstelle der Sparkasse, Voerder Str. 79 – 83, während der Öffnungszeiten zu besichtigen.
Sabine Hoffmann (Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Ennepetal) und  Johannes Dennda und Heike Gräfe von der Sparkasse Ennepetal-Breckerfeld war es gelungen, diese Bilderausstellung mit mahnendem Hintergrund nach Ennepetal zu holen. Eigentlich sollte jeder sich diese Roll-Ups intensiv ansehen, denn es stehen Botschaften dahinter, die man nicht als Vorankündigungen von Gewalt gewertet hätte und wo man plötzlich ein ganz anderes Blickfeld auf viele Begebenheiten bekommt, die man nie in einen Zusammenhang sich ankündigender Gewalt gesehen hätte. Die Einschränkung der Freiheit des Partners ist auch als Gewalt anzusehen und das bewusst zu machen ist Rosalind B. Penfold hervorragend gelungen. Und da es nicht nur ein Problem in Deutschland ist, sind die Roll-Ups in 6 weiteren Sprachen ausgelegt.
Was einmal als übergroße Liebe und Leidenschaft angefangen hat, kann leider leicht ins Gegenteil umschlagen und eine Spirale der Gewalt in Gang setzen. Man sollte achtsam sein.

Es ist die außergewöhnliche Art der Autorin  Rosalind B. Penfold (Pseudonym), die durch Comics ihre eigene fatale Beziehung zu einem Alkoholiker auf diese Weise verarbeiten konnte und darüber ein Buch geschrieben hat.
Leider ist dieses Buch zur Zeit nicht lieferbar.

Wer seit dem 10. März 2016 noch nicht die Gelegenheit hatte, sollte es sich nicht entgehen lassen und flugs heute oder morgen die Ausstellung noch besuchen.

.

.

Linde Arndt für EN-Mosaik aus Ennepetal


Die stillen Mahner Foto: (c) Linde Arndt

Die stillen Mahner Foto: (c) Linde Arndt

„Meine Kinder waren doch nicht dabei“

(pen) „Kinder und häusliche Gewalt“ so heißt ein jetzt vorgestelltes Informationsblatt des Runden Tisches gegen Häusliche Gewalt im Ennepe-Ruhr-Kreis. „Kinder, die erleben müssen, wie in ihrer Familie Gewalt ausgeübt wird, werden in den Diskussionen häufig vergessen. Auch wenn sie selbst nicht direkt Opfer sind, als Zeuge des Geschehens sind sie dennoch betroffen. Darauf möchten wir auch anlässlich des Wettkindertages am 20. September hinweisen“, macht Renate Terboven, Gleichstellungsbeauftragte der Kreisverwaltung und Koordinatorin des Runden Tisches, deutlich.

Die von Betroffenen häufig zu hörende Aussage „Meine Kinder waren doch nicht dabei“ will die kleine Broschüre nachdrücklich widerlegen. So wird darauf verwiesen, dass Kinder mehr mitkommen, als viele glauben möchten. Wörtlich heißt es: „Kinder sind Ohren-, Gefühls- und Augenzeugen von häuslicher Gewalt und damit auch Betroffene und Opfer. Sie leiden vielfach im Stillen, wollen ihre Eltern nicht belasten, verstecken ihre Angst und ihre Gefühle.“

        
  Kathleen Schmalfuß vom Frauenhaus EN (links) und Renate Terboven stellen
Landrat Dr. Arnim Brux das neue Informationsblatt vor/    Foto: UvK/Ennepe-Ruhr-Kreis
 

                   
Terboven sieht in der kleinen Broschüre einen weiteren Schritt, um die Bevölkerung für das Thema häusliche Gewalt zu sensibilisieren und Betroffene zu motivieren, die vorhandenen Hilfsangebote zu nutzen, auch und gerade im Interesse der Kinder. „Wie viele unter Häuslicher Gewalt leiden, lässt die Zahl der aktenkundigen Fälle erahnen. Allein im letzten Jahr wurden im Ennepe-Ruhr-Kreis rund 300 Anzeigen aufgenommen und mehr als 200 Frauen an Beratungsstellen verwiesen. Dazu kommt eine vermutlich hohe Dunkelziffer.“

Die Autoren des Informationsblattes führen den Betroffenen die Verantwortung für sich und ihre Kinder vor Augen. „Ja“, so heißt es, „Kinder brauchen beide Elternteile. Aber sie benötigen auch ein gewaltfreies Familienklima und manchmal ist es nötig, die Familie zumindest vorübergehend zu trennen. Konflikte durch Gewalt zu klären, endet im Teufelskreis, ohne Hilfe von Außen gibt es keinen Ausweg.“

Auf zwei Seiten werden daher Anlaufstellen aufgelistet, die Wege aus der Sackgasse sein können. Dazu zählen die Kontaktdaten von Beratungsstellen und Jugendämtern in allen neun kreisangehörigen Städten sowie Notrufnummern von Polizei, Opferschutz und Frauenhaus. „Dank einer Auflage von 30.000 Exemplaren können wir die Informationen sehr breit streuen“, so Terboven.

Öffentlichkeitswirksam präsentiert wird das Informationsblatt in jeder kreisangehörigen Stadt. Die Jugendämter vor Ort starten anlässlich des Weltkindertages am 20. September Aktionen und verteilen dabei auch „Meine Kinder waren doch nicht dabei“.

Stichwort „Runder Tisch gegen häusliche Gewalt im Ennepe-Ruhr-Kreis“

Der „Runde Tisch gegen häusliche Gewalt im Ennepe-Ruhr-Kreis“ besteht seit 1999. Fachleute aus Justiz, Polizei, dem Opferschutz, den Beratungsstellen, dem Frauenhaus, der Frauenberatung, dem Gesundheitswesen und die Gleichstellungsbeauftragten der Städte und der Kreisverwaltung arbeiten gemeinsam daran, die Situation von gewaltbetroffener Frauen nachhaltig zu verbessern und Gewalt öffentlich zu ächten. Schirmherr ist Landrat Dr. Arnim Brux.

Um Gewalt an Frauen und Kindern zu ächten, hat der Runde Tisch in den letzten Jahren neben dem Erstellen von Informationsbroschüren und der Organisation von Fachtagungen regelmäßig auf kreisweite Aktionen gesetzt. Dazu zählten 200.000 Brötchentüten mit der Aufschrift „Gewalt kommt nicht in die Tüte“, 50.000 Taschentücherpäckchen mit der Botschaft: „Keine Gewalt gegen Frauen. Wir haben die Nase voll!", 10.000 Taschenkalender mit dem Aufdruck „Die Zeit ist reif – Keine Gewalt gegen Frauen!" und 1.000 Regenschirme mit dem Slogan „Wir lassen Frauen nicht im Regen stehen!“.

 

„Das ist die Hölle für mich“ – Runder Tisch will Stalkingopfern helfen

(pen) „Es ist die Hölle!“ Stalkingopfer müssen nicht lange nach Worten suchen, um ihre Lage auf den bedrückenden Punkt zu bringen. Wer sich im Visier eines Stalkers befindet, für den sind ständige Anrufe, Verunglimpfungen im Freundes- und Bekanntenkreis, SMS-Terror und überfüllte virtuelle und reale Briefkästen mit „Liebes“bekundungen und Drohungen an der traurigen Tagesordnung.


„Wut und Angst breiten sich bei den Betroffenen schnell aus, dazu das ohnmächtige Gefühl, den Stalker nicht loswerden zu können, ihm mehr oder weniger wehrlos ausgeliefert zu sein“, beschreibt Renate Terboven, Koordinatorin des runden Tisches gegen häusliche Gewalt im Ennepe-Ruhr-Kreis, die Gefühlswelt der Opfer. „Am häufigsten sind das übrigens Frauen, die nach einer Trennung von ihrem Ex-Partner verfolgt, belästigt und bedroht werden. Dies kann in schweren Fällen bis zu Einbruch, Gewalt oder gar Tötung des Opfers führen.“

Die Mitglieder des runden Tisches wollen in einer Veranstaltung aufzeigen, wie die Macht der Stalker begrenzt werden kann. Diese findet am Donnerstag, 5. November, von 9 bis 16:30 Uhr im Haus Theresia in Hattingen statt und wendet sich vor allem an diejenigen, die beruflich mit Stalkingopfern arbeiten. Anmeldungen sind ab sofort und bis zum 2. November möglich, die Teilnahmegebühr beträgt 10 Euro. [s.auch PDF-Flyer] Auf dem Programm stehen Vorträge und Arbeitsgruppen. Thematisiert werden unter anderem die psychischen und gesundheitlichen Auswirkungen von Stalking, die rechtlichen Möglichkeiten der Opfer und der Umgang der Polizei mit Stalkern. In den Arbeitsgruppen geht es darum, wie man Stalkern begegnen sollte, wie Opfer unterstützt werden können und um das Thema Web-Stalking.

Ansprechpartner für Anmeldungen ist die Kreisverwaltung des Ennepe-Ruhr-Kreises, Inge Röße, 02336/93 2061.

Stichwort „Runder Tisch EN gegen häusliche Gewalt“

Der „Runde Tisch EN gegen häusliche Gewalt“ besteht seit 1999. Fachleute aus Justiz, Polizei, dem Opferschutz, den Beratungsstellen, dem Frauenhaus, der Frauenberatung, dem Gesundheitswesen und die Gleichstellungsbeauftragten der Städte und der Kreisverwaltung arbeiten gemeinsam daran, die Situation gewaltbetroffener Frauen nachhaltig zu verbessern und Gewalt öffentlich zu ächten. Schirmherr ist Landrat Dr. Arnim Brux.