Wir müssen zu unserer Mitte stehen. Alle? Alle!
[jpg] Nun ist der Innenstadtdialog in die „heiße“ Phase getreten. Als Zwischenbilanz wollte die Stadt dieses Treffen am 19. Februar 2014 verstanden wissen. Der Dortmunder Frank Heinze von Heinze und Partner, markierte denn auch alles bisher erreichte mit einem markigen und sinnlichen Spruch, „Auf geht es“. Er und nur er konnte es kaum vor Spannung aushalten die zur Umsetzung der Ideen aus den verschiedenen Workshops führen sollte. Nur, was waren das für Ideen die dort aus den vier Workshops vorgetragen wurden?
Ein Bürgerbüro (ein Magnet der erweiterten Grundversorgung)? Meine Güte, soll nur die Verweildauer in der Fuzo erhöht werden, indem man sich alle Jahre wieder ein amtliches Dokument holt? In anderen Städten spricht man von eGouvernement und wieder andere haben das schon eingeführt. Wann sagt der Stadt Ennepetal endlich jemand, dass wir mitten im digitalen Zeitalter sind. Das ist doch alles zu rückwärts gewandt!
Und so kam es auch, dass die vier Leute, wie Bernd Carell, Peter Eckelt, Stephan Langhard (Stadtverwaltung) und Regina Schmale die Gespräche denn „spaßig“ fanden. Endlich hat uns mal jemand zugehört, so der Eindruck. Und, was noch wichtiger ist, man wollte nicht zu den Miesmachern gehören. Was im Umkehrschluss heißt, die restlichen Ennepetaler sind Miesmacher?
Nochmals zurück zu den Ideen. Es sind alles Ideen die schon einmal auf anderen Veranstaltungen (seit 13 Jahren) vorgetragen wurden, aber nicht umgesetzt wurden. Ennepetal sollte sich doch ein paar Gebetsmühlen anschaffen, worauf diese Ideen alle vermerkt werden. Einmal im Jahr dreht man die Mühlen und irgendwann hat Buddha es leid und setzt diese Ideen um. Tibet ist halt überall.
Der Gebäudeleerstand sollte sich verringern, die Fußgängerzone sollte attraktiver werden, ein Innenstadtgarten soll her ( Haus Martfeld/Schwelm könnte man ja kaufen?), es soll (mal wieder) sauber werden, Wege und Treppen zur Berlet Investition sollen aufgewertet werden (Eimer Farbe?)
Die rund zwei Stunden Vortrag waren eine Tour der Langeweile und der Langweiler. Diese ewigen Wiederholungen! Wenig Kreativität, Phantasie und Innovation.
Recht schnell merkte man, die Stadtverwaltung Ennepetal nebst dem Rat benutzt die Bevölkerung um von ihrer Entscheidungsschwäche abzulenken. Wie kommt es wohl, wenn die Investition für Berlet und für den Bahnhof Ennepetal/Gevelsberg mit allen seinen Kosten entschieden werden konnte. Rund 5 Millionen werden dort mit Ungewissheiten „rausgehauen“, und für die Stadtteile sollen die Vereine und Bürger selber zahlen? Das ist doch eine indirekte Besteuerung! Und diese indirekte Besteuerung soll über eine neu zu gründende Organisation ( nach bisher gefühlten 20. Organisationen), die natürlich unter der „Fuchtel“ der Stadt stehen soll geschehen. Das die Stadt mit ihrem Citymanagement bisher hunderttausende Euro in den Sand gesetzt hat, darüber kein Wort. Die Stadt kann es einfach nicht, oder sorry, sie kann nur Steuergelder versenken. Wann begreift die Stadtverwaltung und der Rat der Stadt Ennepetal es endlich, dass sie zu entscheiden haben und sich nicht hinter ihren Einwohnern zu verstecken haben. Abgerechnet wird wie immer bei der nächsten Wahl oder mit einem Bürgerbegehren/Bürgerentscheid. Auch das Internet wurde bei dem „Wunschkonzert“ erwähnt. Wofür eigentlich Internet? Ach ja, damit jeder in der Republik weiß, wie toll der Ennepetaler Bürgermeister alles organisiert. Wiggenhagen hier, Wiggenhagen da, vielen Dank Sarotti Mohr oder so ähnlich.
Und dann immer wieder gut, der lang gehegte Weihnachtswunsch für Ennepetal – Tourismus.
Sicher sind im Ruhrgebiet laut der Ruhr Tourismus GmbH, des RVR , Zuwachsraten im einstelligen Bereich zu verzeichnen, nur die guten Städte halten auch dementsprechende Strukturen vor. Ennepetal hängte sich nur einfach rein ohne dementsprechende weitergehende touristische Strukturen.
Wieder musste die Stadt Ennepetal zugeben, keine Fördergelder aus dem Projekt „Ab in die Mitte“ bekommen zu haben. Warum wohl? Die Förderbedingungen sind doch klar:
“Es sollen Projekte kreiert werden, die sich mit der/den Stadtidentität(en) auseinandersetzen und sich im Spannungsfeld von Stadttourismus und Handel, Erlebnis und Wohlfühlen bewegen und diese Thematiken – wenn und wo möglich – miteinander in Beziehung setzen.
Es gilt Projekte zu initiieren,
- die sich orientieren an den genannten Themen im Kontext der Stadtidentität und Baukultur,
- die zentrenverträgliche Lösungen darstellen und sich in ihrer Gestaltung an hohen Qualitätskriterien orientieren,
- die entsprechende Maßnahmen der Stadterneuerung, -planung und -gestaltung initiieren bzw. öffentlichkeitswirksam inszenieren und im Bewusstsein der Bevölkerung verankern,
- die nicht nur Interessenpolitik für eine bestimmte Gruppe betreiben, sondern eine generationsübergreifende Perspektive einnehmen.”
Was ist daran so schwer zu verstehen? So wie es aussieht müsste Ennepetal umfangreiche Vorarbeiten tätigen. Nicht so wie bei JeKi, Instrumente bestellen und die Kinder nicht ausbilden wollen. Rosinenpickerei ist in Düsseldorf nicht so beliebt. Ein bisschen Gehirnschmalz sollte schon bei der Stadt Ennepetal vorhanden sein.
Dann die Förderung über „Stadtumbau West“ die jetzt zig mal abgelehnt wurde, auch hier kein Fortkommen. Es fehlt die inhaltliche Zielvorstellung und damit Wegmarken dorthin.
Ennepetal sieht in der Regel bei der Vergabe von Fördergelder so lange zu, bis die Fördertöpfe leer sind. Sicher eine gute Beschäftigungstherapie für die 15 Millionen Truppe, die mit den Steuergeldern nichts anfangen kann. Trotz allem muss man das Ablenkungsmanöver von dem „Zuschuss“ der Stadt Ennepetal für Berlet in Höhe von rund 5 Millionen Euro, als gelungen bezeichnen. Nur Professor Döpp fand ein paar Worte zur Berlet Investition, er hatte noch nicht ganz aufgegeben.
Zu guter Letzt durften auch die Ennepetaler (Wiggenhagen und Langhardt sind ja keine Ennepetaler) etwas zu dem langweiligen und überflüssigen Abend beitragen. Der Cafélokalmieter am Spielplatz fand es nicht so prickelnd, wenn der Individualverkehr bis zu seinem Café fahren darf um dann vor seiner Tür zu drehen. Kein Problem, wir hatten ja Wunschkonzert und verkürzten kurzerhand den Verkehrsweg bis zur Apotheke.
Interessant waren die Anmerkungen eines ehemaligen Sprockhövelers der nicht verstehen wollte, warum in seiner ehemaligen Stadt, sowohl auf der Mittelstraße in Haßlinghausen, auf der Hauptstraße in Niedersprockhövel und selbst auf der Wittenerstraße in Hiddinghausen, der Handel blüht und gedeiht, während auf der Voerderstraße niemand sich ansiedeln mag. Sprockhövel hat nur rund 26.000 Einwohner, aber offensichtlich ein schlagkräftiges Innenstadtmanagement.
Aber wie sagte Herr Heinze von Heinze und Partner so schön, „wir müssen alle zu unserer Mitte (Milspe) stehen“. Alle? Auch die Voerder! Wunschdenken halt.
Es waren etwas über hundert Besucher anwesend, wobei rund 40 Leute von der Stadtverwaltung und der Politik den Saal füllten. Die Politik hatte nichts zu sagen, was verständlich ist. Will sich die Politik nicht unbedingt festlegen, man könnte ja angreifbar sein.
Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal