Gedenken zum Volkstrauertag mit Freunden aus Fourqueux und vielen Schwelmer Kindern und Jugendlichen
Bald 70 Jahre nach dem 2. Weltkrieg begegnen sich die Menschen in Europa offen und frei. Doch dass man in anderen Ländern nicht mehr kritisch als „der Deutsche“ wahrgenommen werde, sei nicht selbstverständlich, so Bürgermeister Jochen Stobbe in seiner Ansprache zum Volkstrauertag. Es habe eines langen Weges bedurft, um heute über Ländergrenzen hinweg Freundschaft schließen zu können.
Bürgermeister Jochen Stobbe, Daniel Level, der Bürgermeister aus Fourqueux, und Achim Flügel, Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge
Foto: Stadt Schwelm
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Seine Worte wurden beglaubigt durch eine Delegation aus Schwelms französischer Partnerstadt Fourqeux. Sie wurde angeführt von Fourqueux‘ Bürgermeister Daniel Level, der gemeinsam mit Jochen Stobbe schon zur Gedenkstunde im Gemeindehaus Linderhausen die Totenehrung gesprochen hatte und dies auch am Ehrenmal tat.
Jochen Stobbe erinnerte daran, dass drei Kriege Deutsche und Franzosen einander entfremdet hatten, so dass man den jeweils anderen – heute undenkbar – einmal für den „Erzfeind“ hielt. Die Auszeichnung der Europäischen Union mit dem Friedensnobelpreis 2012 beziehe sich auch sehr deutlich auf die deutsch-französische Aussöhnung. |
Doch Wissen und Aufklärung bräuchten Mahnung und Warnung im Sinne Thomas Jeffersons, der einmal sagte: „Der Preis der Freiheit ist stetige Wachsamkeit“. Ohne die wichtige Aufgabe des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge könne dies kaum gelingen. Denn der Volksbund, auf den der Volkstrauertag zurückgeht, pflege in zahlreichen Ländern Kriegsgräberstätten und leiste dabei auch wichtige Jugendarbeit.
Dass junge Menschen sich sehr mit den Themen Krieg und Gewalt auseinander setzen, bewiesen Schülerinnen und Schüler der Gustav-Heinemann-Hauptschule aus Schwelm. Tugce Akmese und Justus Rüggeberg trugen auf Türkisch und Deutsch das Gedicht „Mut“ von Lothar Zenetti vor: „Was keiner wagt, das sollt ihr wagen, was keiner denkt, das sagt heraus…..“
Der stattliche Chor der Hauptschule sang „Nach dieser Erde wäre da keine“, was keinen der zahlreichen Teilnehmer des Gedenkens unberührt ließ. Man spürte, dass die jungen Menschen, die von Schulleiter Matthias Bölker und den Lehrern Brigitte Siaenen und Lothar Schwarzer begleitet wurden, eigene Wege finden, über Krieg und Gewalt nachzudenken und sich dazu zu äußern.
Vor zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern, die die Gedenkfeier am Ehrenmal besuchten, sprachen die Bürgermeister aus Schwelm und Fourqueux die Totenehrung und fassten sich dazu brüderlich an den Händen.
Die Feuerwehr, deren Musikzug unter Leitung von Rüdiger Leckebusch, das Gedenken musikalisch begleitete, legte am Ehrenmal einen Kranz nieder. Kränze legten – wie in jedem Jahr – auch der Volksbund „Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.“ und Vertreter/innen anderer Vereine und Verbände an den Gedenkstätten nieder. Der Bürgermeister dankte Matthias Kampschulte, der für den Ersatz einer wichtigen, gestohlenen Tafel am Ehrenmal gesorgt hatte.
Pfarrer Rainer Schumacher mit seinen Konfirmandinnen und Konfirmanden Foto: Stadt Schwelm
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Der Chor der Gustav-Heinemann-Hauptschule Schwelm
Foto: Stadt Schwelm |
Eindrucksvoll war auch die Gedenkfeier des Vereinsrings Linderhausen, die in diesem Jahr im Gemeindehaus Linderhausen stattfand. Pfarrer Rainer Schumacher ging in seiner Ansprache u.a. auf den Friedensnobelpreis für die EU ein. Schumachers Konfirmandinnen und Konfirmanden buchstabierten das „ABC von Krieg und Gewalt“, das von Aggression über Chauvinismus, Hass, Intoleranz und Lügen bis zu Opportunismus, Rache, Selbstsucht, Tyrannei, Vorurteilen und Zerstörung reicht.
Für die jungen Leute steht fest, dass ein Krieg Millionen von Toten, Verletzungen und Verkrüppelungen, Flüchtlinge, seelische Not durch Kriegserlebnisse, Zerstörungen durch Kämpfe und Bombenkrieg sowie unentdeckte Minen zurücklässt und dazu unabsehbare ökologische und wirtschaftliche Folgen zeitigt.
Die von den Jugendlichen vorgetragenen Erinnerungen einer Frau, die um ihren im Krieg gefallenen Bruder trauert, und einer Frau, die als Mädchen im Krieg vergewaltigt wurde, führten direkt zum einzelnen Menschen, in denen Schrecken und Trauer des Krieges lebenslag nachwirken. Musikalisch akzentuierten ein Konfirmand und der MGV Einigkeit Schwelm / Linderhausen das Gedenken.
Ein weiteres Gedenken fand auf Einladung der Landsmannschaft Ostseestrand am Gedenkstein für die Vertriebenen an der Döinghauser Straße statt.
Schwelm, den 19. November 2012