So machen es alle [eine Premiere in Hagen]
[jpg] So machen es alle, heißt auf Italienisch Cosi van tutte. Es ist eine Opera buffa, das heißt, es ist eine Oper bei der man nicht alles so ernst nehmen sollte. Es ist eine Gedankenspielerei die einen ernsten Hintergrund hat, der sich aber vordergründig nicht erschließt, weil komödiantisch aufgeführt.
Die Oper hat zwei Akte. Sie ist von Wolfgang Amadeus Mozart (KV 588), den Text (Libretto) hat Lorenzo da Ponte geschrieben. Es war die dritte Arbeit welche die beiden vorlegten und es war eine Auftragsarbeit von Kaiser Franz Josef II und wurde 1790 uraufgeführt.
Die Geschichte ist eine uralte Geschichte die immer wieder aufgenommen wurde und wird, variiert, interpretiert und die zu unterschiedlichen Ergebnissen kommt. Es geht um Liebe und Treue. Ein zeitloses Thema. Die Griechen der Antike haben sich die Köpfe zerbrochen und haben das Thema mehr idealisiert als unserer Kultur gut tat. Auch heute, in unserer ach so aufgeklärten Zeit, können wir dieses Thema nicht einfach beiseite schieben. Liebt er/sie mich? Wird er/sie mir treu sein? Es kommt auf uns an, was und wie wir dieses Thema angehen. Kommt es wirklich nur auf uns an?
Die Handlung:
Ferrando (Jeffery Krueger) und Guglielmo (Raymond Ayers), liebestrunken von ihren beiden Partnerinnen den beiden Schwestern Dorabella (Kristine Larissa Funkhauser) und Fiordiligi (Stefania Dovhan), haben sich die Treue geschworen. Die beiden Männer singen ein Loblied auf die Treue der beiden sie liebenden Frauen. Die Heirat ist schon beschlossene Sache. Als Don Alfonso (Orlando Mason), ein Zyniker, dies hört, bietet er den beiden eine Wette an. Er bezweifelt die Liebe der Frauen und wettet wenn die Männer eine zeitlang aus der Gegend wären, würden die Frauen dem Werben andere Männer erliegen. Denn Treue und Liebe ist für Don Alfonso (Orlando Mason) ein idealisierter Wert. Ferrando (Jeffery Krueger) und Guglielmo (Raymond Ayers) schlagen sofort in die Wette ein. Die beiden schützen nun vor in den Krieg ziehen zu müssen und machen sich auch sodann auf den Weg. Sie kommen aber verkleidet zurück, wobei sie nunmehr die Frauen tauschen um keinen Verdacht zu erwecken. In ihrer Verkleidung werben sie um die beiden Frauen, jeweils um die Frau des Anderen. Sie werden jedoch zurück gewiesen. Despina (Marilyn Bennett), die Dienerin von Don Alfonso (Orlando Mason) hilft bei diesem Spiel, indem sie die Strategie der beiden Männer unterstützt und auf der anderen Seite den beiden Frauen suggeriert, es wäre doch nichts dabei wenn man ein bisschen untreu wäre. Letztendlich werden die beiden Frauen schwach und erliegen den beiden Männern. Es ist passiert. Die beiden Männer nehmen nun ihre ursprünglich Rolle ein, stellen ihre Frauen zur Rede und es kommt zu einer Eifersuchtsszene. Die Frauen gestehen kleinlaut ihre Untreue. Die beiden Männer gestehen nunmehr ihrerseits sodann den ganzen Schwindel und sehen die unfaire Handlung ein. Es kommt – Dank der Vermittlung von Don Alfonso (Orlando Mason) – zu einem glücklichen Ende und die Paare schließen sich wieder in die Arme. Vergeben und Vergessen.
In der damaligen Zeit, es war der Vorabend der französischen Revolution aber auch die Zeit der Aufklärung, wäre das Stück in Frankreich wohl durchgegangen, nicht so im damaligen Wien. Die Aufklärung war noch nicht im deutschsprachigen Raum angekommen, man hörte nur etwas davon. Und zwar hinter vorgehaltener Hand. Das Stück wurde nur mäßig angenommen. Zu unrecht, wie wir heute wissen. Es liegt an der Inszenierung selber wie es rüber kommt. Denn es sind die vielen Fragen die von dem Stück gestellt werden, zwar komödiantisch verpackt aber doch offensichtlich.
Nun hat sich das Theater Hagen aufgemacht dieses Stück zur Aufführung zu bringen – am 16.Oktober findet die Premiere statt.
Unter der Inszenierung von Thomas Weber-Schallauer und der Dramaturgie von Anja Oeck wird es in die Jetztzeit befördert.
Die Paare könnten einer Anwaltskanzlei oder einem Tennisclub entstammen, und auch in der heutigen Zeit gibt es Zyniker wie Don Alfonso genauso wie damals. |
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Thomas Weber-Schallauer | Anja Oeck |
Die Kostüme und das Bühnenbild von Sandra Linde zeigen moderne Menschen die abgeschirmt die Handlung spielen.
Die in der Urfassung reichlich vorhandenen Rezitative, also gesprochenen Passagen, wurden stark gekürzt um die Spannung zu erhöhen aber auch den Sinn für die heutige Zeit zu verdeutlichen. Was jedoch bleibt sind inhaltlich die Fragen die an den Sinn von Liebe, Treue oder Untreue gestellt werden. |
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Sandra Linde |
Unter der musikalischen Leitung von Bernhard Steiner wurde die Musik Mozarts dem heutigen Verständnis angepasst. Die Musik umschmeichelt die Liebenden, bringt eine gewisse Unsicherheit in den Szenen zum Ausdruck als die Liebenden ihrer Liebe nicht mehr sicher sind. Auch Don Alfonso wird musikalisch nicht als der Böse schlechthin gezeichnet, sondern es gibt bei Mozarts Musik kein grundsätzlich Böses. Die Handlung bestimmt die Musik und die Akteure, jedoch nie so, dass es zu einer Verurteilung der einzelnen Akteure kommt. Der Komponist hatte augenscheinlich ein gewisses Verständnis für die vorhandenen Konflikte. Man könnte sagen, Mozart passt in unsere Zeit. | ||
Bernhard Steiner |
So darf man gespannt auf die Premiere sein, die sicherlich auch für heutige Zeiten ein wunderbares Stück erbringen wird. Denn bei dem Pressegespräch merkte man schon den Spielwitz der Anwesenden.
Setzen sie sich auch diesen Fragen des Stückes aus und antworten sie für sich selber, wenn es heißt: Cosi van tutte: Würden sie es auch so machen?
Machen sie es wie Don Alfonso, seien sie weise und schweigen sie.
Weitere Vorstellungen sind 2010 am:
22.10.2010 Fr – 19:30
31.10.2010 So – 18:00
02.11.2010 Di – 19:30
17.11.2010 Mi – 19:30
01.12.2010 Mi – 19:30
15.12.2010 Mi – 19:30
Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Hagen