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Europa arbeitet an seinem Armutszeugnis

Premier Tsipras und die EU / unten v.l.: Angela Merkel, Mario Draghi, Jean-Claude Juncker, Donald Tusk,Dalia Grybauskaitė / oben links Werner Faymann, Mitte: Alexis Tsipras  / Alle Fotos und Collage: (c) Linde Arndt

Premier Tsipras und die EU / unten v.l.: Angela Merkel, Mario Draghi, Jean-Claude Juncker, Donald Tusk,Dalia Grybauskaitė / oben links Werner Faymann, Mitte: Alexis Tsipras / Alle Fotos und Collage: (c) Linde Arndt

[jpg] Europas Sorgenkind Griechenland soll zum Armenhaus verkommen. Oh ja, Kommissionspräsident Juncker hat 30 Stunden mit dem griechischen Ministerpräsident Tsipras verbracht. Nur er? Nein, unsere Redaktion hat bis jetzt 120 Stunden mit diesem Thema verbracht. Es ist ja nicht so, dass dieses Thema, also die Griechenlandkrise, eine gute Story wäre. Was sollen wir mit einer Meute von Stammtischökonomen über diese Wirtschaftskrise sprechen? Gefühlte 60% wollen die Griechen bluten sehen und wünschen ihnen das schlechteste was man einem Volk wünschen kann – den Untergang.

In Brüssel hatte man den griechischen Verhandlungsführern immer wieder vorgeworfen, sie hätten diese Wahlversprechen nicht machen sollen, womit sie das Volk auf ihre Seite zogen. Das Ministerpräsident Tsipras die Reißleine zog und ein Plebiszit ansetzte war doch vorauszusehen. Über 60 % des griechischen Volkes wollte den Weg mit seinem Ministerpräsidenten gehen, ein eindrucksvoller Vertrauensbeweis, trotz geschlossener Banken.

Mr Euclid TSAKALOTOS, Greek Minister for Finance; Mr Jeroen DIJSSELBLOEM, President of the Eurogroup  Foto:   © European Union

v.re.: Mr Euclid TSAKALOTOS, Greek Minister for Finance; Mr Jeroen DIJSSELBLOEM, President of the Eurogroup Foto: © European Union

Ratspräsident Donald Tusk rief für Dienstag die Regierungschefs zu einer außerordentlichen Ratssitzung. Dazu wurden noch der EZB Präsident Mario Draghi, der Kommissionspräsident Jean Claude Juncker und der Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem eingeladen. Vorgeschaltet war noch ein Treffen der Euro Finanzminister, mit dem neuen griechischen Finanzminister Euclid Tsakalotos.

Dazu kamen noch eine beträchtliche Anzahl an „Sherpas“ mit einer gewaltigen Fachkompetenz, für die die Griechenlandkrise ein Klacks sein sollte. Unsere Redaktion hat einmal durchgezählt, wir kamen so auf round about 200 Personen.

Im Vorfeld wurde den Griechen zu gerufen, sie sollten jetzt ja nicht mit einer „breiten Brust“ in Brüssel vorfahren. Es folgte das was man von Profis nicht erwartet hatte, gegenseitige Schuldzuweisungen und Unterstellungen. Und zwar zuhauf. Bundeskanzlerin Merkel stand die Lustlosigkeit, sich mit der Griechenkrise zu befassen, im Gesicht. Kommissionspräsident Juncker hielt sich neutral und die Baltischen Regierungschefs, allen voran die Litauische Präsidentin Dalia Grybauskaitė, wollten über die griechischen Probleme nicht mehr sprechen und gaben genervte Kommentare ab.

Mein Eindruck? Ich denke der Austritt der Griechen aus der EU (rein rechtlich ist das die einzige Möglichkeit) ist von allen Beteiligten so gewollt. Denn es gab weiter Unterstellungen, Nötigungen, Halbwahrheiten und Weglassungen die ein konstruktives Klima verhinderten. Die EU machte klimatisch da weiter wo sie vor dem Plebiszit aufgehört hatte. Einziger Lichtblick war der österreichische Bundeskanzler Werner Faymann der sich nicht an dem Mobbing der griechischen Verhandlungsführer beteiligte und sich immer wieder mit nüchternen Analysen der Gespräche wohltuend von seinen Kollegen Regierungschefs hervortat.

Am nächsten Tag, also am Mittwoch, setzte sich die Art und Weise der rhetorischen Prügeleien im Europaparlament fort. Der EVP-Vorsitzende Manfred Weber, wozu auch die CDU/CSU gehört, unterstellte der griechischen Regierung bis jetzt keine Vorschläge gemacht zu haben (Was natürlich nicht stimmt). Und Ministerpräsident Tsipras? Er merkte an, die Griechenlandkrise sei das Ergebnis des Versagens der Eurozone, eine dauerhafte Lösung zu finden. Womit er Recht hatte. Die beiden sogenannten Rettungspakete haben die Krise nur verschleppt, aber nicht gelöst. Der ehemalige griechische Finanzminister Varoufakis hat das schon richtig vorgetragen. Auch hat die Einführung des Euro von Anfang an einen Konstruktionsfehler gehabt, der spätestens mit der Finanzkrise 2008/2009 hätte beseitigt werden müssen. Wie kann man nur so unterschiedliche Staaten in eine Währung führen ohne für einen vernünftigen Ausgleich zu sorgen. Die wirtschaftlichen Strukturen von Deutschland und Griechenland konnten nicht unterschiedlicher sein. Der gemeinsame Währungsraum wurde zwar zu ende gedacht aber nie zu ende umgesetzt.

Und jetzt? Dazu kommt noch, dass die griechische Syriza Partei eine linksorientierte Graswurzelbewegung ist, die mit der rechtspopulistischen Anel Partei eine Koalition einging.

Das ist für die konservativen und liberalen Eliten in Brüssel und Europa ein worst case der flugs beseitigt werden musste. Und so wurden alle griechischen Vorlagen zur Krise als substanzlos zurück gewiesen. Und dann auch noch der Besuch im „Reich des Bösen“, bei Präsident Putin der mit den Griechen einen Vertrag über eine Gasleitung abschloss.

Der Gipfel der einen jedoch bewegen muss ist, dass 19 Regierungschefs mit ihren hochqualifizierten „Sherpas“ keine Lösung für Griechenland erarbeiten konnten und können. Griechenland und die Regierung Tsipras sollten ihre Lösung selber suchen und finden. Einen Schuldenschnitt und eine Umstrukturierung der Schulden, wie Regierungschef Tsipras forderte, sollte es auf keinen Fall geben, so die einhellige Meinung der Regierungschefs. Was für ein Armutszeugnis für die EU, keine Solidarität und keine Verantwortung will die EU tragen. Wie war das noch, alle gehen als Sieger aus Verhandlungen raus und keiner wird ein Verlierer sein. Nur wer Sieger oder Verlierer sein wird, wird von Fall zu Fall neu interpretiert.

Morgen sollen die Vorschläge von Griechenland in Brüssel zur Begutachtung auf dem Tisch liegen, um am Sonntag auf einem Sondergipfel der 28 Regierungschefs eine Entscheidung über weitere Verhandlungen zu fällen. Tritt man in Verhandlungen, wird die EZB mit Mario Draghi den Griechen einen Brückenkredit gewähren. Dies wird aber keine Garantie für Verhandlungen sein, die nun in konstruktiver Atmosphäre geführt werden.

Ach ja, der IWF hat inzwischen erkannt, das eine Umstrukturierung der griechischen Schulden eine Grundvoraussetzung ist, um die Griechen erfolgreich aus dieser Krise zu führen. Hoffentlich wurde dies in Brüssel, Luxemburg und Athen gehört. Bei solch einer Sachkompetenz kann man ja nie wissen.

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik und european mosaic aus Brüssel.

 

Etwas mehr Respekt vor dem Wähler, Frau Merkel

links:Martin Schulz, rechts Jean-Claude Juncker im Schatten der EU und Angela Merkel   Fotos und Collage: © Linde Arndt

links:Martin Schulz, rechts Jean-Claude Juncker im Schatten von der EU und Angela Merkel
Fotos und Collage: © Linde Arndt

[jpg] Unsere Bundeskanzlerin ist die Kanzlerin des Ungefähren. Das ist erst einmal nichts Neues und jeder nimmt das mit einem Achselzucken zur Kenntnis. Bei dem Europawahlkampf und heute übertreibt Angela Merkel das Ganze jedoch. Erst schmückt sie wie ein Produkt die Wahlkampfplakate der CDU, als wenn sie in das Europaparlament gewählt werden könnte. Dann erfährt man, dass die Europäischen Volksparteien zu denen die CDU/CSU gehören, Jean Claude Juncker als Spitzenkandidaten für das Amt des Kommissionspräsidenten auserkoren haben. Dann taucht Frau Merkel mit David McAllister, dem abgewählten Ministerpräsidenten von Niedersachsen, als Spitzenkandidaten auf. Und wer stand auf dem Wahlzettel? Herbert Reul aus dem Bergischen war dort der Spitzenkandidat, der wählbar war. Allein schon diese Konstellation von widersprüchlichen Aussagen hinsichtlich der wählbaren Kandidaten, kann man nur als arglistiges Täuschungsmanöver der Wähler bezeichnen. Angela Merkel setzte aber noch einen drauf.

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Europa bedeutet mehr als nur ein paar Richtlinien

Tagung des Ausschusses bei der EU in Brüssel  Foto: Linde Arndt

Tagung des Ausschusses bei der EU in Brüssel Foto: Linde Arndt

[jpg] Vor Ostern sprach mich ein Kollege, der im lokalen Bereich arbeitet, an. Ob ich den neusten Schwachsinn der EU kennen würden. Nein, erwiderte ich. Die wollen jetzt nur noch Kaffeemaschinen produzieren lassen, die die Heizplatten nach 15 Minuten ausschalten, so mein Gesprächspartner. Dabei schaute er mich erwartungsvoll an. Über mein Smartphone sah ich den Bericht der EU ein um ihm dann zu antworten: Es geht um das Energiesparen. Und ob er denn wisse, wenn man diese Idee umsetze, das Europa tausende Tonnen von Co2 sparen könne? Er fand es trotzdem nicht so toll wenn er solch eine Kaffeemaschine hätte. So ist es wenn man die Zusammenhänge nicht wissen will und stattdessen sein Vorurteil pflegt.

Solche und andere Gespräche habe ich im letzten Jahr dutzendfach geführt und konnte niemanden von Europa und der EU überzeugen. Wie kommt das?

Es ist ein diffuses Gefühl was Menschen Brüssel ablehnen lässt. Es ist die größere Einheit von 28 Staaten und rund 500 Millionen Menschen die den Europäer zurück schrecken lässt. Und es sind die mangelnden Informationen über Brüssel, Straßburg, Frankfurt oder auch Warschau, eine gewisse Unaufgeklärtheit der Bürger. Sicher ist die EU an der Aufklärung nicht ganz unschuldig, wenn man sich manche Publikation ansieht.

Aber, und das ist für mich irritierend, die nationalen Politiker aller Parteien verstehen es den Bürger gegen Brüssel aufzuhetzen. Der Nationalstaat wird als hilflos gegenüber Brüssel dargestellt. Brüssel als Krake, die alles regulieren will.

Alles dummes Zeug der jeweiligen nationalen Politiker um die Menschen zu manipulieren. Denn wenn der Regierungschef eines Nationalstaates NEIN zu einer Richtlinie sagt, landet die Richtlinie in der Tonne. Alle Vorlagen müssen durch den Rat der Europäischen Union, der auf dem Consilium in Brüssel tagt. Mit Einstimmigkeit im Rat werden die Richtlinien verabschiedet, ein Staat der EU kann eine Richtlinie zu Fall bringen, wenn er NEIN sagt.

Die krumme Gurke und sonstige Einzelvorschriften wurden vom Rat abgesegnet, also von der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel, dem französischen Präsidenten François Hollande oder dem britischen Premierminister David Camaron. Und das sind nur drei der 28 Regierungschefs.

v.l.: Angela Merkel, Francois Hollande und David Cameron  Foto: © Linde Arndt

v.l.: Angela Merkel, François Hollande und David Cameron
Foto: © Linde Arndt

Manchmal ist dieses Spiel unerträglich für die 751 Abgeordneten des europäischen Parlaments. Denn für die Fehler, die man noch nicht einmal gemacht hat, gescholten zu werden und für gute Ideen, die sich die Regierungschefs als Eigenverdienst ans Revers heften, nicht gelobt zu werden, macht den Parlarmentarier traurig und manchmal auch wütend.

96 deutsche Abgeordnete werden über die Listen nach der Europawahl 2014 nach Brüssel geschickt, 24 Parteien bewerben sich in NRW um Wählerstimmen. Neben den etablierten Parteien, wie CDU, SPD, FDP, GRÜNE und die Linke bewerben sich eine Vielzahl höchst unterschiedlicher Parteien wie die NeoNazis oder christliche Parteien. Sperrklauseln, die in Deutschland fest verankert sind, wie die 5% Hürde des Bundestages, gelten für das Europaparlament ausdrücklich nicht – hier zählt am Ende jede Stimme. So hatte es das Bundesverfassungsgericht am 26. April 2014 unter Vorsitz von Richter Andreas Voßkuhle am Bundesverfassungsgericht gewollt.

Rund 60% der Vorlagen schaffen es durch den Rat, werden dann in nationale Gesetze der einzelnen Staaten umgesetzt. Die restliche 40% werden von Merkel und Co. abgelehnt.

Es sind Europawahlen am 25. Mai und wieder werden böse Spiele auf nationaler Ebene gespielt. So wird vorgegaukelt, der Kommissionspräsident, der derzeitige heißt Manuel Barroso, könne durch den Wähler bestimmt werden. Das ist falsch. Fakt ist, die Mitglieder des Rates, also die 28 Regierungschefs, bestimmen den Kommissionspräsidenten hinter verschlossenen Türen und zwar einstimmig.

v.l.: Martin Schulz und Jean-Claude Juncker  Foto: © Linde Arndt

v.l.: Martin Schulz und Jean-Claude Juncker
Foto: © Linde Arndt

Jean-Claude Juncker (Christlich Soziale Volkspartei), der ehemalige Eurochef und Martin Schulz (SPD) werden als wählbar für das Spitzenamt dargestellt. Sachlich ist auch das indirekt total falsch. Bei der deutschen CDU wird sogar noch einer drauf gesetzt, Bundeskanzlerin Angela Merkel wird indirekt als wählbar plakatiert. Ein Etikettenschwindel? Sicherlich erkennt man an solchen Verhaltensweisen nicht den Einsatz für Europa, den man sich wünschen würde. Europa ist für die Parteien nicht gerade ein Liebesprojekt für das man sich einsetzen sollte. Eben gerade sieht man in der Ukraine Krise wie die europäischen nationalen Spitzenpolitiker versagen und letztendlich den US-Amerikanern das Feld der Diplomatie in Europa überlassen. Mangels Selbstbewusstsein ist ihnen Europa egal. Wenn aber den Parteien Europa egal ist, wie soll sich denn dann der Wähler für Europa erwärmen?

Dann stellt sich doch die Frage, warum sollte der Wähler sich für Europa erwärmen und sein Parlament wählen?

 

Es gibt es, das Europa für das es sich einzusetzen lohnt.

Und aus dieser Behauptung kann man die Wahl am 25. Mai 2014 ableiten. Es ist das Europa, welches seit fast 70 Jahren Frieden hatte. Wenn man die ParlarmentarierInnen in den Ausschüssen und im Parlament beobachtet, was sie sagen, wie sie handeln und wie sie sich für eine Sache einsetzen, so sind sie sich der Verantwortung für unseren Kontinent bewusst. Sie sind engagiert und hochmotiviert etwas für Europa zu bewegen. Nicht alle, jedoch die überwiegende Mehrheit. Einige wenige sind noch mit Parteireflexen ausgestattet und denken in nationalen Kategorien, sie werden jedoch immer weniger.

Was ist mit den Grenzen? Auf dem Kontinent sehen wir an den Grenzen nur noch Ruinen der alten Grenzstationen und Wechselstuben aus längst vergessenen Zeiten. Womit wir das sind wo Europa hin wollte. Ein gemeinsamer Raum der gleiche Regeln hat, aber seine kulturellen Eigenheiten bewahrt. Die Vielfalt ist Europas Stärke.

Begonnen hat es mit der gemeinsamen Wirtschafts- und Währungsunion ( WWU ) als konsequente Folge des Europäischen Binnenmarktes. Der Euro wurde eingeführt und die Verrechnung von Warenlieferungen und Dienstleistungen wurden vereinfacht. Kaum einer erinnert sich an die teilweise großen Kurssprünge der internationalen Währungen, die unsere Exporte und Importe manchmal unkalkulierbar machten. Heute haben wir trotz der Unkenrufe nach der Finanzkrise, einen harten Euro der stabil ist. Wobei der Euro in vielen Ländern die Leitwährung ist und den Dollar abgelöst hat. Was die USA nicht gerne sieht, da die Wechselkursgewinne nun in Europa anfallen.

Der Vorteil für die 500 Millionen Europäer? Wir können ohne Probleme, ohne Zölle in jedem Land der EU einkaufen oder verkaufen. Wir haben die Wahl, kein Papierkram mehr.

Nun das hört sich jetzt so an, als wenn alles so wunderbar und fehlerfrei laufen würde. Nein, weiß Gott nicht, es sind noch Fehler zu beseitigen. Die Finanzkrise hat uns Europäer gezeigt, dass wir die Hände nicht in den Schoß legen können. Ungeheure Anstrengungen der EU führen letztendlich zu einer starken Absicherung des Finanzsektors. Der letzte Schritt läuft noch – die Bankenunion.

Abgeordnete in einer Ausschuss-Sitzung   Foto: © Linde Arndt

Abgeordnete in einer Ausschuss-Sitzung
Foto: © Linde Arndt

Was war passiert? Ein Systemfehler, der sich aus dem Konstrukt der EU ergab, der die EU in den Abgrund hätte reißen können. Aber die EU hatte ja die EZB, die sich des Fehlers annahm und nachjustierte. Allerdings kann man heute sagen, hätten wir die EU und keine EZB gehabt, hätten wir in Europa eine Wirtschaftskrise erlebt, die einen weitaus größeren Schaden angerichtet hätte als der „schwarze Freitag“ von 1929. Die 500 Millionen Europäer solidarisierten sich und wehrten die Finanzkrise aus den USA erfolgreich ab.

Die Wirtschafts- und Währungsunion brachte aber noch andere Freiheiten, die Arbeitnehmerfreizügigkeit, die bis heute zu immer mal wieder größeren Aufregungen führte, besonders und gerade nach der Osterweiterung der EU 2004 und 2007. Es wurde die Ausnahmeregelung „2-3-2-Formel“ eingeführt. Deutschland nahm denn auch mit Österreich das Recht in Anspruch, die aus dem Osten kommenden Arbeitnehmer 7 Jahre von ihren Arbeitsmärkten fern zu halten. Trotz allem hatte auch Deutschland und Österreich der Osterweiterung zugestimmt. Ein einfaches NEIN der beiden vorgenannten Länder hätte die Osterweiterung unmöglich gemacht.

Am 31.12.13 liefen alle Fristen ab, so dass Bulgarien und Rumänien jetzt auch die volle Freizügigkeit genießen. Beide Länder sind jedoch die ärmsten Länder in der EU. Wie vorauszusehen war, haben wir nunmehr das Problem der Freizügigkeit in Deutschland und Österreich obwohl nicht mehr Arbeitnehmer aus dem Osten in die Länder kamen. Aber auch hier wurden handwerkliche Fehler sichtbar. Unverständlich, zumal alle Regierungschefs ihre Fachbeamten zu den jeweiligen Sitzungen nach Brüssel mitbringen, denn es soll ja entschieden werden.

 

  • Kindergeld

Das Prinzip, wenn Leistungen eines Staates vorhanden sind, gelten die auch für die in diesem Staat vorhanden EU Ausländer, also für alle EU Bürger. Das gebietet die gemeinsame Wirtschafts- und Währungsunion, die auch die Deutschen wollten. Konkret: Wenn ein EU Bürger in Deutschland ist hat er auch ein Recht auf Kindergeld. Das Kindergeld bezieht sich nach dem Gesetz nur auf die Kinder, es ist egal wo sich ein Kind befindet. Beispiel, EU Eltern arbeiten als Spargelstecher in Deutschland, die Kinder sind bei der Oma in irgendeinem EU Land. Somit gibt es Kindergeld solange hier gearbeitet wird. Aber es gibt das Kindergeld auch, wenn die Eltern in Deutschland nicht arbeiten oder weiter gehend, es in dem anderen EU Land kein Kindergeld gibt. Ungerecht? Nein, wenn sich unsere Regierung was dabei gedacht hat, denke ich nicht. Nur unsere nationale Regierung äußert sich ja nicht, abgesehen davon macht sie ja keine Fehler. Eine Besonderheit von Fehlleistungen der 28 EU Nationen stellt die Problematik der Sinti und Roma dar. Immer wieder werden hier die bestehenden Problem der EU Brüssel angelastet um von dem eigenen Versagen abzulenken. Einmal sind die Sinti und Roma mehr oder weniger Asylanten und auf der anderen Seite kommen sie aus einem der 28 EU-Staaten. Welchen Status die Sinti und Roma bekommen ist manchmal verwunderlich. Letztendlich ist dieses Problem ein reines europäisches Problem, denn die Gebiete wo die Sinti und Roma herkommen befinden sich alle in Europa. Lösungen wurden in Brüssel erarbeitet, nur sie müssen auch von den Regierungschefs umgesetzt werden.

 

  • Aufenthaltsrecht

Es gehört zur Freizügigkeit der EU, ArbeitnehmerInnen können überall in der EU einen Arbeitsplatz suchen und auch annehmen. Im Gewerbebereich hat jeder EU Bürger Niederlassungfreiheit. Das hört sich gut an, in der Praxis waren jedoch ein paar Fehler sichbar geworden.

Wenn aus einem anderen EU Land ein Arbeitnehmer in einem anderen EU Land eine Stelle sucht und nicht findet, haben alle EU Staaten ein Problem. Irgendwann sind evtl. die finanziellen Reserven aufgebraucht und dieser Arbeitnehmer versucht über die Sozialsysteme seinen Lebensunterhalt zu sichern. Hat er eine gewissen Zeit in dem Land gearbeitet und in die Sozialsysteme eingezahlt, so wird er auch einen Beitrag zu seinem Lebensunterhalt aus den Sozialkassen bekommen. Ist das aber nicht der Fall steht er ohne auf der Straße. Der Gaststaat tut so als wenn er nicht da ist.

In der Regel passiert jetzt folgendes – der Arbeitssuchende wird versuchen sich am Arbeitsmarkt als Tagelöhner mit ganz niedrigen Hungerlöhnen zu verdingen um die Zeit zu überbrücken. Das geht eine kurze Zeit gut, dann wird er entweder obdachlos oder er rutscht ab in die Beschaffungskriminalität. Wo ist jetzt das Problem? Nun, er ist mittellos und ist nicht in der Lage die Heimfahrt zu finanzieren. Die Jobcenter oder Sozialämter können diesen Leuten keine Fahrkarte geben, weil die gesetzliche Grundlage fehlt. Bei den afrikanischen Flüchtlingen ist es da einfacher, die werden in einen Flieger gebracht und auf Staatskosten mit Begleitung nach Hause gebracht.

 

Beide Problemfelder sind Konstruktionsfehler der nationalen Staaten. Die Lösung wäre Brüssel. Denn Brüssel könnte zentral die in den 28 Einzelstaaten aufgetretenen Probleme vereinheitlichen und von dort auch die Umsetzung betreiben. So bekämen die Eltern ihr Kindergeld und die Arbeitnehmer ohne Arbeitsstelle würden wieder in ihre Heimatländer verbracht. Nur, das wollten die 28 EU Staaten nicht, sie wollten die Entscheidung in ihrem Machtbereich belassen.

 

Noch ein Wort zum Vorwurf über die „Regulierungswut“ der Brüsseler Administration. Die EU hat 28 Staaten und jeder dieser Staaten hat „Anspruch“ auf einen Kommissar in der Kommission. Selbstverständlich bekommt der Kommissar in der Kommission ein Büro mit Personal und ein Aufgabengebiet. Und das schafft Verordnungen und Regeln ohne Ende. Nur die Kommissare werden vom Rat, also wieder den Regierungschefs, eingesetzt.

 

Im Grund stehen die Parlamentarier des europäischen Parlaments immer außen vor und dienen der Kommission und dem Rat als Ideengeber und Problemlöser. Eine starke Position hat in diesem Spiel der Parlarmentspräsident, z.Zt. der deutsche Martin Schulz (SPD), sein Vorgänger war der Pole Jerzy Buzek (PO), beides Präsidenten des Ausgleichs, die sich nie gegen den Rat stellen würden. Beide wirken aber motivierend auf die Mitglieder des Parlaments ein. Und so kann man den Parlamentariern der EU eine gute handwerklich politische Arbeit attestieren.

Sie sind es, die Europa nach vorne bringen, die Europa leben, mit ihnen macht Europa Sinn. Wenn man einmal erlebt hat wie 4 – 5 Personen aus unterschiedlichen Staaten in den Ausschüssen über eine Sache diskutiert haben und letztendlich zu einem positiven Ergebnis kamen, geht man mit einem gewissen Stolz auf Europa aus dem Ausschusssaal.

Und deshalb sollte es für jeden überzeugend sein die 96 deutschen Abgeordnete für das europäische Parlament am 25. Mai 2014 zu wählen. Europa ist nirgendwo ein Problem, Europa ist die Lösung.

Schlussendlich muss man noch anmerken, viele Rechtspopulisten wollen ihr nationales Süppchen wieder kochen, aber auch unser westlicher Verbündete, die USA, steht der EU misstrauisch gegenüber. Denken ist Gott sei Dank noch nicht verboten. Wenn man etwas negatives über Brüssel erzählt sollte man immer an den römischen Staatsmann Cicero denken, der mit seinem Ausspruch „cui bono“ eine Verteidigungsrede verstärkte. Cui bono, wem nützt dieser vorgebrachte Sachverhalt? Europa braucht jedoch nicht nur Wähler, Europa braucht Menschen die sich für die europäischen Werte einsetzen. Der Jugendaustausch, der Studentenaustausch, die Städtepartnerschaften oder auch der Kulturaustausch, dies alles ist möglich um zusammen zu rücken, voneinander zu lernen oder aber nur mitzumachen.

 

Es ist unser und Ihr Europa, fühlen Sie sich angesprochen!

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Brüssel.

„Merkel, Merkel über alles“

[jpg] Die CDU hat die Wahl zum Bundestag gewonnen. Gratulation. Gewonnen? Aber hatten wir ein Fußballspiel, bei dem es was zu gewinnen gab? Punkte oder einen Pokal?

Nein, es war die Wahl zum deutschen Bundestag 2013. Der Wähler sollte den Parteien sagen wie stark sie in dem Bundestag werden sollten. Er wollte aber auch sagen, welche Interessen er (Der Wähler) wie stark von welcher Partei  umgesetzt haben wollte.

Der vorausgegangene Wahlkampf war überwiegend ohne Themen geführt worden – Floskeln und Slogans waren überwiegend die erste Wahl. Obwohl Themen gab es zuhauf.

Angela Merkel  Foto: Linde Arndt

Angela Merkel Foto: Linde Arndt

So schalteten fast alle Parteien nach einiger Zeit auf Personenwahl um. Und besonders herausragend sah man die Person der derzeitigen Bundeskanzlerin Angela Merkel auf allen Plätzen. Mit ihrer Person, und nur damit, hat sie die CDU zu diesem Ergebnis geführt. Es sei ihr auch gegönnt. Allerdings hatte niemand eine Bundeskanzlerin gewählt, sondern wurden Parteien gewählt – obwohl es nicht danach aussah. Und diese Parteien müssen sich jetzt im Bundestag versammeln und den deutschen Kanzler oder die Kanzlerin wählen.

Das bedeutet, da die CDU nicht die absolute Mehrheit bekam, sie muss sich Mehrheiten beschaffen, wenn sie Frau Dr. Merkel als Kanzlerin haben will. Und damit hat Deutschland ein großes Problem, was sicherlich für Deutschland, nicht leicht, jedoch lösbar ist.

Deutschland nur den Deutschen? Nein, inzwischen sind die Deutschen mit Europa stark verflochten und sollten ihre Verantwortung für ganz Europa sehen und akzeptieren – sie sind Europäer.

60% unserer Exporte, immerhin rund 700 Mrd Euro, gehen in die europäischen Nachbarstaaten. Ist das nichts? Die europäischen Nachbarstaaten –  unsere besten Kunden! Und so war es nicht verwunderlich dass am Sonntag ganz Europa auf Deutschland geblickt hatte.

 

Merkel, Merkel über alles, so titelte die liberal, konservative spanische El Mundo und nennt Angela Merkel „Königin Angela I.“. Europa wird nach der Wiederwahl von Angela Merkel zum Merkelland ernannt. Zur „Königin der Austerität“ wird sie in Griechenland ernannt. Und in Deutschland titelt die Welt gemäß der liberalen ungarischen HVG ( Heti Világgazdaság ), „Angela Merkel – die Gottesanbeterin sucht nach neuen Opfern“

 

Es sind ambivalente Stimmungen die sich in Europa im Zusammenhang mit einer Bundeskanzlerin Merkel aufgebaut haben. Einesteils schätzen und bewundern alle das deutsche Volk. Nur verwundert reibt man sich die Augen wenn man Deutschlands Impulse oder Signale sieht.

Die Forderung nach einer abgestimmten Investitionspolitik wurde zwar von Deutschland begrüßt, nur weitere Ideen oder Handlungsansätze kamen nicht von Deutschland. Jürgen Habermas sagt im Spiegel: „Deutschland tanzt nicht, es döst auf dem Vulkan.“ Und das ist es, auf der einen Seite die harte gegen andere verordnete Sparpolitik und im eigenen Land die Hände in den Schoß legen.

Und so ist es nicht verwunderlich, wenn die Europäer sagen, Deutschland kann mehr. Deutschland sollte eine führende Position in Europa einnehmen und letztendlich einen starken Akzent im Hinblick Europas setzen. Führen heißt aber auch nicht diktieren, vielmehr sollten die außerordentlichen europäischen Ressourcen orchestriert werden. Wirtschaft, Finanzen, Bildung und die lange ver- und besprochene soziale Charta sollten zu einem guten Abschluss geführt werden.

„In Vielfalt geeint“ ist das europäische Motto, ein starkes Motto, stärker als das US-Amerikanische „E pluribus unum“ (Aus mehreren eines). Und diese europäische Vielfalt wartet auf klare und deutliche Signale aus Berlin. Kneifen oder die Hände in den Schoß legen, gilt hier nicht.

 

Nun ist es in Deutschland so wie es in den anderen 27 EU Staaten ist. Brüssel hat immer den „schwarzen Peter“ wenn etwas nicht in Europa passt. Und wenn es mal gut gegangen ist (Dank Brüsseler Hilfe) so wird das als Erfolg des einzelnen Staates verbucht. Letztendlich waren es aber immer wieder die Regierungschefs, auch Frau Dr. Merkel, die die letzte Entscheidung trafen.

 

Also, die europäischen Staaten erwarten, dass sich Deutschland mehr in die EU einbringt. Übrigens erwartet dies auch die Weltgemeinschaft, dass aber nur nebenbei.

Nach der Wahl am Sonntag dachte jeder halbwegs vernünftige Redakteur, dass der mediale Dauerbeschuss bezüglich der Kanzlerschaft von Angela Merkel zu ende wäre. Weit gefehlt. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, erst durch die Krönung von Angela Merkel ist der Spuk vorbei. Lustig wird Koalition spekuliert, rein rechnerisch, allerdings mit einem moralischen Unterton (sie als Partei können sich doch der staatspolitischen Verantwortung nicht entziehen). SPD und Grüne müssen ran um Merkel die Legitimation zu geben.

Egal welche Themen man übernehmen müsste. 2,5 Millionen Kinder in Armut? Kein Problem. Den geben wir mal schnell 10.– Euro, dann muss es aber auch gut sein.

Nein, ich will Frau Dr. Merkel den Sieg nicht madig machen, ja, ich gönne ihn ihr auch. Aber wenn ich mir die Rechnerei betrachte, so fehlt immer die Möglichkeit der Minderheitsregierung, die die CDU bilden könnte. Abgesehen davon, dass die Linken immer in eine Ecke von Schmuddelkindern gedrängt werden, so auch diesmal. Und dabei sind sie in Deutschland fest etabliert.

 

Was spricht also gegen eine deutsche Minderheitsregierung? Nichts. Denn die skandinavischen Staaten kommen damit gut zurecht. Man muss sich nur um einen politischen Konsens und damit um die Mehrheit mühen. Argumente müssen her um eine Entscheidung herbeizuführen. Eine große Koalition, die sogar mit einer 2/3 Mehrheit verbunden ist, kann doch jeder. Diese große Koalition würde das Unbehagen und das Misstrauen in unsere Demokratie vermehren. Denn trotz der medialen Dauerberieselung haben wir keinen wesentlichen Zugewinn in der Wahlbeteiligung erreicht – nur 0,7% plus. Befehl und Gehorsam, ja das verstehen die Deutschen. Immer noch? Die beiden Fraktionvorsitzenden müssten die im Kabinett gefassten Beschlüsse durchsetzten.

In vielen Gesprächen erfährt man immer wieder, die Deutschen fühlen sich politisch unterfordert, man traut ihnen nichts zu. Daraus entspringen die Widerstände gegen viele Vorhaben der politischen Entscheider. In Stuttgart hat die deutsche Politik gesehen wo dies hinführen kann, indem Rentner, Studenten und Kinder gegen Stuttgart 21 demonstrierten und zusammen geprügelt wurden. Das hätte man anders haben können, wenn man dem Gedanken des Befehl und Gehorsam nicht nach gehangen hätte. In Hamburg haben sich die Einwohner entschlossen ihre Netze gegen den Widerstand des Senats zurück zu holen. Die Politik wollte dies nicht, der Bürger wollte es schon.

 

Also was ist nun mit der Minderheitsregierung unter Frau Dr. Merkel? Mühen heißt das Zauberwort. Aber Mühen mochte sich bis jetzt keine deutsche Regierung.„Merkiavellismus“ nennt man die Art des Regierens von Frau Merkel in der italienischen La Repubblica, was soll eine Provokation mehr oder weniger. Es muss gelingen die Konstruktionsfehler der europäischen Währungsunion zu korrigieren und den nächsten Schritt hin zu einer politischen Union zu unternehmen, mit einer Frau Dr. Merkel als Regierungschefin oder als Oppositionsführerin in Europa. Vor den Deutschen hat man in Europa schon lange keine Angst, Angst hat man in den europäischen Hauptstädten eher vor der deutschen Untätigkeit.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik

Jetzt reicht es!

[jpg] Da wird ein Bundeswahlkampf geführt, wofür es erst einmal ein Volk geben müsste.  Argumente werden nicht ausgetauscht. Holzschnittartige Slogans werden erstellt und mit Photoshop geschönte Kandidaten werden den Wählern unter die Nase gehalten. Die Leitmedien mühen sich auch nicht die Politikprominenz zu fordern, sie verstärken nur die vorhandene Szene von Dummheit. Eine Steigerung der Verdummungskampagne stellen hier die öffentlich rechtlichen Sendeanstalten ARD und ZDF dar.

 

Pädophilievorwurf

Anne Will, Journalistin und Moderatorin, befasste sich in ihrer Sendung vom 18. September gefühlte 2 Stunden mit dem Pädophilievorwurf gegen Jürgen Trittin von den Grünen.

Hintergrundinformationen gab es nicht durch Frau Will. Warum auch? Mit einer dementsprechenden ernsten und vorwurfsvollen Miene wurde nicht nur die Ernsthaftigkeit sondern auch die Verwerflichkeit des Vorwurfs noch verstärkt.

Jürgen Trittin Quelle:  CC BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Jürgen Trittin
Quelle: CC BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Gleichwohl stammt der Vorwurf aus einer Zeit (´60er – ´90er Jahre) in der im Bereich der Sexualität eine Befreiungsrevolution in Deutschland stattfand. Man denke an die Vergewaltigung in der Ehe, die für das bürgerliche Lager von CDU/CSU Jahre ganz in Ordnung war. Erst 1997 wurde nach jahrelangen Kampf das Gesetz geändert und gab den Frauen auch in der Ehe einen gesetzlichen Schutzraum. Kinder verprügeln, wurde auch gegen den Widerstand des bürgerlichen Lagers von CDU/CSU unter Strafe gestellt. Homosexualität, verschwand aus dem Strafgesetzbuch, war nicht mehr strafbar. Es ging aber noch weiter. Immer gegen das bürgerliche Lager.

Die Deutschen mussten in den Ende 60er bis in den 80er Jahren lernen was Sex überhaupt ist. Bei der Aussprache der Wörter Sex, Geschlecht oder dem menschlichen Körper musste in den Wohnungen erst einmal die vollkommene Dunkelheit hergestellt werden – es war halt schmuddelig und auch noch Sünde. Fast sämtliche Tabus des Bereichs Sex wurde von der APO, den Studenten, in Frage gestellt. Erinnern Sie sich „Antiautoritäte Erziehung“ (Sommerhill, A.S Neill’s ), von den Konservativen/Bürgerlichen verteufelt, den Progressiven empfohlen. Was sollte es aber mit den Kinder geben? Hatten die keine sexuellen Bedürfnisse? Klar hatten sie welche.  Freud nannte sie die oralen und analen sexuellen Phasen die letztendlich in die genitale Phase übergehen. Zwischen den einzelnen Phasen standen bürgerlich, konservative Eltern, die ihren Zöglingen mit körperlichen Bestrafungen drohten, wenn sie ihren Körper erkundeten. Masturbation, also die Selbstbefriedigung, wurde danach streng, auch körperlich, bestraft. Das alles wurde von den Progressiven abgelehnt. Mutter und Vater überwanden die Grenzen zu Hause indem sie sich auch nackt ihren Zöglingen zeigten. Die Zimmer in der gemeinsamen Wohnung waren offen. Anfangs gab es keine wie auch immer geartete Intimität, das Thema Rückzugsgebiete gab es noch nicht.

Viele Ideen die damals umgesetzt wurden, erkannte man danach als falsch und stellten sie ab. Und eine dieser Ideen war die Sexualität mit Kindern. Das war eine kontroverse Idee. Es war aber niemals an Missbrauch gegenüber den Kindern gedacht worden. Es war ja erst der Anfang einer Zeit, in der Menschen über Sex redeten. 1972 wurde in der Wissenschaft menschliche Sexualität erst akzeptiert und untersucht, in den USA mit Masters und in Deutschland mit Sigusch. Wie also sollten die Grünen die Tragweite ihrer Idee von 1981 überschauen? Sollten sie sich an die bürgerlich/konservative CDU/CSU wenden, die genau wie die katholische Kirche es als Sünde bezeichnete? Wohl kaum. Also wurde die Idee weiter getragen.

Das aber eine Journalistin wie Anne Will diese Thema aufgegriffen hat  und den Grünen kriminelle Kinderschänderei ( Heute Pädophilie, damals Unzucht mit Abhängigen) unterstellt ohne den Kontext auszuleuchten ist doch mehr als unverschämt. Ich denke die Journalistin Anne Will wollte anscheinend selber Wahlkampf betreiben. Für wen? Die FDP hat es ja auch anscheinend geschafft.

 

Veggieday

Vegetarisches Buffett  Foto: Linde Arndt

Vegetarisches Buffet Foto: Linde Arndt

EN-Mosaik hatte diesen Vorschlag als albern abgetan. Das dieser Vorschlag eine Eigendynamik entwickeln könnte hat hier niemand gedacht. Warum? Für unsere Redaktion war und ist es selbstverständlich Restaurants oder Kantinen aufzusuchen wo neben Fleischgerichten, bei denen übrigens das Schweinefleisch gekennzeichnet ist, Fischgerichte und vegetarische Gerichte angeboten werden. In einigen dieser Häuser bemerken wir neuerdings wieder, dass es koschere Gerichte gibt und die Gruppe der Veganer von den Köchen auch bemerkt wurde. Jetzt aus diesem Angebot einen staatlichen Zwang zu konstruieren ist doch mehr als fragwürdig.

Das das Volk der Deutschen zu dick ist und dies ein gesundheitliches Problem ist, ist ja wohl nicht von der Hand zu weisen. Und einmal auf den zu hohen Fleischkonsum hinweisen, scheint bei vielen Leit(d)medien eine dankbare Vorlage gewesen zu sein. Hauptsache es ist ein Aufreger.

 

Steuererhöhungspläne

1 bis 4 Billionen Euro werden an Steuern hinterzogen, betrogen, optimiert oder vermieden. In irgendeinem Briefkasten in Delaware (USA), Kayman Isle oder in einem sonstigen Steuerparadies werden diese Gelder gebunkert. Den Staaten – auch Deutschland  – fehlen die Gelder um in die Infrastrukturen zu investieren. Soziale Dienste müssen auf ein Mindestmaß herunter gefahren werden um sich nicht noch mehr zu verschulden. Wenn die Bewohner vieler Alten- und Pflegeheime jedoch nicht nur satt und sauber sein sollen, braucht man Geld. Da sich die Reichen und Superreichen mit ihren Gewinnen an der Finanzierung der allgemeinen Kosten des Gemeinwesens nicht beteiligen wollen, müssen halt andere Gruppen der Gesellschaft her halten. So einfach ist das. Das wir in Bildung investieren müssen ist allen Beteiligten klar, nur wo das Geld herkommen soll, da wird geschwiegen. An die Reichen und Superreichen will niemand ran, weil, man ist ihnen ja irgendwie verpflichtet, denn sie schaffen doch Arbeitsplätze (Wie nett). In der Brüsseler EU sind die 1 bis 4 Billionen Steuern in den diversen Briefkästen ein Thema, nur die einzelnen Staaten, auch Deutschland, haben mit der Umsetzung Probleme. Deutschland müsste Steuerfahnder und -prüfer einstellen, es tut sich jedoch nichts. Und das seit Jahren.

 

Nun es sind nicht alle Hintergrundinformationen die man zu diesen (Nur) drei Themen aufgreifen könnte. Und das mit riesengroßen Redaktionsstäben der öffentlich/rechtlichen ARD und ZDF aber man sollte ehrlich zugeben auch der privaten Leitmedien. Warum tun die Kollegen hier nichts?

Nun, offensichtlich sind die Abhängigkeiten der Leitmedien von der Politik und der Wirtschaft so groß, dass man lieber keine dieser Themen so darstellt wie sie dargestellt werden müssten.

 

Angela Merkel  Foto: Linde Arndt

Angela Merkel Foto: Linde Arndt

Angela Merkel ist durch, praktisch müsste niemand mehr zur Wahl gehen, einziges Problem sind die beiden Parteien AFD und FDP. Eine dieser Parteien benötigt Angela Merkel noch um ihr Merkel-Machiavelli-System weitere 4 Jahre am laufen zu halten. Und unsere Leitmedien? Solange wir Redakteure wie Sigmund Gottlieb vom Bayrischen Rundfunk haben, werden unsere Probleme klein geredet und unsere Politiker kommen mit Slogans und Floskeln immer durch.

Es werden also weiter Fragen gestellt die niemand beantworten muss. Es sei denn er ist so klein, dass man ungestraft auf ihn eindreschen kann.

Vielleicht ist es besser die Bewegungslosigkeit der deutschen Politik zu kommentieren, es wäre sicherlich für die deutschen Leit(d)medien ein spannendes Format.

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik

Politiker haben immer und gegen alle Recht!

[jpg] Wir haben Wahlkampf. Bayern, Hessen, der Bund, Kommunalwahl NRW und das Europaparlament, neue und alte Kandidaten werden aufgestellt und wollen gewählt werden.

Zehntausende von Kandidaten aller Parteien wollen einen Platz in Parlamenten, Kreistagen oder Rathäusern haben. Wenn sie denn mal gewählt sind, wird es für viele ein einträgliches „Geschäft“ werden und andere können danach vor Eitelkeit kaum gehen. Nur wenige sind später in der Lage als gewählter Vertreter etwas zu bewegen. Jetzt im Bundestagswahlkampf sieht man sie zuhauf auftreten, so als wenn sie die Weisheit in den Genen hätten. Probleme gibt es nicht, die hat nur der politische Gegner oder der Wähler der den Kandidaten nicht versteht. Da werden Botschaften an die potenziellen Wähler heraus gehauen, mit einem übersteigerten Selbstbewusstsein, dass man sich fragt: wieso hat dieser Mensch dies alles nicht in der abgelaufenen Periode schon längst erledigt? Ich weiß, der politische Gegner hatte was dagegen gehabt. Grundsätzlich gilt jedoch, Politiker haben immer und gegen alle Recht.

Das WIR und die Gemeinsamkeit - Wahlplakate 2013 Fotos und Collage: Linde Arndt

Das WIR und die Gemeinsamkeit – Wahlplakate 2013
Fotos und Collage: Linde Arndt

Schauen wir uns die letzte Legislaturperiode unseres deutschen Bundestages an.

Die Energiewende wurde von rot/grün 2000/2002 eingefädelt. Die Energiewirtschaft ließ sich auf einen Fahrplan ein, wonach AKWs absehbar abgeschaltet werden sollten.

Kaum war schwarz/gelb an der Macht, wurde das alles 2010 wieder zurück genommen. Das hielt nicht lange; denn im japanischen Fukoshima flogen 2011 die so sicheren AKWs in die Luft. Schwarz/gelb wurde das alles zu mulmig und machte nun ihrerseits einen Vertrag mit der Energiewirtschaft, auch hier wurde das Ende der Kernkraftwerke vertraglich zugesichert. Nur jetzt sollten auf einmal alle etwas mehr Geld für das Ende der Kernkraftwerkzeit, sprich den Umbau der Energieversorgung bezahlen – und zwar der kleine Mann.

Windkraft  - Foto: Linde Arndt

Windkraft – Foto: Linde Arndt

Das Chaos wurde komplettiert als dieser Tage vor Borkum ein Offshore-Windpark in Betrieb genommen wurde. In Betrieb genommen? Da könnten 120.000 Haushalte mit 108 Mw/h 24 Stunden versorgt werden. Jedoch es fehlt der notwendige Stromanschluss zum Kunden, der evtl. Anfang 2014 kommen soll. Zu diesem Chaos kam, dass rund 25% der Arbeitsplätze der Windkraftbranche in Gefahr sind, weil die technischen Voraussetzungen für diese gesamte Technologie noch nicht stehen. Zur Zeit produzieren wir, trotz der Unkenrufe der Energiewirtschaft, zu viel an Energie, die teuer exportiert werden muss. Bundesumweltminister Peter Altmaier weiß seine Energiewende jedoch im Plan. Windräder müssen stillstehen, keine Anschlüsse, keine Leitungen oder fehlende Technik.

Aber wie gesagt, wir haben alles im Griff. Bis auf, natürlich, einige Kleinigkeiten.

Aktuell kann der Mainzer Hauptbahnhof mit der DB (Deutschen Bahn) nicht immer angefahren werden. Es fehlt ausgebildetes Personal welches die notwendigen Weichen oder Signale stellen sollte. Das ist entweder im Urlaub, krank oder überhaupt nicht vorhanden. Auf dem Mainzer Bahnhof sitzen Arbeitnehmer bis zu 7 Stunden und warten auf einen Anschlusszug um zur Arbeit zu gelangen, Gehaltseinbußen eingeschlossen. Über die Produktionseinschränkungen der deutschen Wirtschaft wollen wir in diesem Zusammenhang mal nicht reden, nur eines, sie sind gewaltig.

Überhaupt die Verkehrspolitik. Das Bundesverkehrsministerium (BMVBS) mit seinem Minister Dr. Peter Ramsauer, einem Doktor der Staatswissenschaften (Dr. oec. Publ.), wäre froh wenn es nur diese eine Baustelle hätte.

Da sind auf einmal zu wenig bezahlbare Mietwohnungen, also Sozialwohnungen, nicht vorhanden. Denn die 1 Euro Jobber oder Aufstocker, immerhin 8 Millionen Menschen, können die hohen Mieten nicht mehr bezahlen, der Staat, also die Städte, müssen deshalb immer mehr Wohngeld (Kommunen) zuschießen.

Der Berliner Großflughafen BER kann nicht mit seinen 65.000 Fehlern fertig gestellt werden. Diese Fehler müssen alle erst abgearbeitet werden um die Sicherheit der Fahrgäste zu gewährleisten. Auf 4,3 Milliarden Euro hat sich die Investition jetzt hoch geschaukelt und es soll mindestens 1 Milliarde Euro mehr werden, wenn es stimmt. Die Finanzexperten von Geschäftsführer Hartmut Mehdorn stellten 250 Millionen Euro an Mehrkosten nur dafür fest, wenn auf dem Flughafen nichts (Stillstand) passiert.

Nun sind das Politiker der CDU/CSU auf die wir zeigen. Haben die Politiker der Parteien SPD/FDP/Grüne danach alles richtig gemacht? Nein. Nur manche Politiker können ihre Fehler besser kaschieren, sprich, sie fallen in der Öffentlichkeit nicht so stark auf.

Nehmen wir mal den ehemaligen FDP Vorsitzenden Guido Westerwelle. Er hat viel zu lange gebraucht um das Amt des Außenministers zu realisieren. Und wenn man seine holzschnittartigen Antworten auf die Probleme dieser Welt hört, merkt man schon, dass er noch Jahre braucht um dieses Amt mit Leben zu füllen. Impulse? –  Fehlanzeige!  Oder unser Gesundheitsminister, Daniel Bahr , der sich wie seine Vorgänger von den Playern des Gesundheitssystems dominieren lässt. Unter seiner Führung wurde das Gesundheitssystem weiter zu einer zwei Klassen-Gesellschaft umgebaut. Die Krankenkassen haben nun prall gefüllte Kassen. Da wurden die Gehälter der Krankenkassenvorstände erhöht, die nun fast 300.000,– Euro per anno verdienen. Der weil fehlen Ärzte in Kleinstädten und dünn besiedelten Gebieten aber auch Pflegekräfte in den Krankenhäusern.

Europäisches Parlamement in Brüssel   Foto: Linde Arndt

Europäisches Parlamement in Brüssel Foto: Linde Arndt

Kommen wir zur Europapolitik. Von Adenauer bis Kohl sahen alle deutschen Kanzler Europa als das wichtigste politische Projekt in Deutschland. Merkel behandelt dieses Projekt etwas stiefmütterlich, ihr scheint es egal zu sein, dass mit einem geeinten Europa der Nationalismus eingedämmt wurde. Da kommt die Frage auf, ob Deutschland einen Nachteil von Europa hat? Eine gesellschaftliche Gruppe in Deutschland möchte eher heute als morgen aus Europa austreten. Sie reden zwar über den Euro und die „faulen Südländer“ die aus dem Euro raus müssen, meinen aber Deutschland müsse austreten. Sie wollen wieder in den Nationalstaatenmodus.

Wenn man mal bedenkt, dass Deutschland 1,1 Billionen ( 1.100 Milliarden ) Euro im Jahre 2012 exportiert hat und 60% von diesen Exporten den europäischen Partnern zuzuordnen sind, so ist die derzeitige Rolle Deutschlands in der EU doch mehr als fragwürdig.

Angela Merkel erzürnt - Foto: Linde Arndt

Angela Merkel erzürnt – Foto: Linde Arndt

Deutschland und Frankreich stellten einst den europäischen Motor, der Europa zum Erfolg führte. Seit Merkel an der Regierung ist sieht man misstrauisch die Dominanz der Deutschen.

Das führte zu der Situation, dass sich Frankreich mit den Mittelmeerstaaten zu einem „Club Med“ zusammengeschlossen haben. Ende Juno war es soweit,  Mariano Rajoy (Spanien), Mario Monti (Italien), Mario Draghi (EZB) und Herman van Rampuy (Präsident des Europäischen Rates) überraschten den Rat mit den ersten Schritten in Richtung einer Bankenunion. Wohlgemerkt, die ersten Schritte. Damit war Frankreich zur Führungsnation und Fürsprecher der Mittelmeerstaaten aufgestiegen. Merkel konnte nur noch ja dazu sagen und ihre Blockadepolitik hinsichtlich der Fiskalunion aufgeben. Wir sind einen riesigen Schritt weitergekommen um die Eurobonds einzuführen, so ein Teilnehmer. Was jetzt fehlt ist eine langfristige Einigung, wie man die unterschiedlichen finanziellen Strukturen der einzelnen Staaten verbinden kann. Der französische Staatspräsident François Hollande war der Regierungschef, den alle total unterschätzt hatten, besonders Merkel. Hollande hatte die notwendigen Schritte im Hintergrund eingefädelt.

Was haben die Deutschen davon wenn die europäischen Staaten nicht mehr bezahlen können, weil sie, durch Merkel, sich im Sparmodus befinden? Deutschland braucht Europa und Europa braucht Deutschland. Dazu musste die deutsche Kanzlerin eben überzeugt werden. Da die Schwelle nun einmal durchbrochen ist, arbeitet man daran den IWF mit seiner Chefin Christine Lagarde aus der Troika zu entlassen. Wir sollten die europäischen Finanzprobleme alleine lösen, was wir auch schaffen können, so hört man es aus dem Berlaymont-Gebäude, dem Sitz der Europäischen Kommission.

 

Merkel kann aber auch über Bande gegen Europa spielen. Die europäischen Autobauer, Frankreich und Italien, sind von heute auf morgen in der Lage die Umwelt durch Autos zu entlasten,  die nur 95 gr/Km co2 in die Luft pusten, eine Forderung von EU-Klimakommissarin Connie Hedegaard. Die deutschen Hersteller, wie Daimler, BMW oder Audi und VW sehen sich außerstande diese Forderung zu erfüllen. Der deutsche VDA-Präsident Matthias Wissmann (CDU) versucht nun mit der Bundeskanzlerin und dem Bundesumweltminister, Peter Altmaier, in Brüssel eine Änderung dieser Regelung herbeizuführen.

Auch die vorwärts Bewegung der EU-Kommission bei der Gleichberechtigung von Mann und Frau in den Führungsetagen der großen Aktienunternehmen durch die EU-Kommissarin Viviane Reding, kommt der Kanzlerin denkbar ungelegen. 40% Quote will die EU-Kommissarin Viviane Reding in den Unternehmen haben. Merkel hat schon einmal einen Rundruf gestartet um dies zu verhindern – 8 EU-Staaten wollen dies mit verhindern. Ende Oktober tagt der Rat und wird die Gleichberechtigung von Mann und Frau wieder in die Tonne treten – Angela Merkel sei Dank.

 

Zum Kanzlerkandidaten der SPD, Peer Steinbrück , bemerkt man immer wieder die widersprüchlichen Signale im Hinblick auf die Steuerpolitik. Man erinnert sich direkt an die Steuersenkung die durch ihn in die Wege geleitet wurde.  Auch er ist genau wie alle anderen unglaubhaft.

Bundeswirtschaftsminister Dr. Philipp Rösler (FDP) ist in der Regel mit wirtschaftlichen Themen auf Tauchstation. So werden die großen wirtschaftlichen Probleme nicht wahr genommen. Ob das nun Korruption, Industriepolitik, Rüstungspolitik oder Produktsicherheit betrifft, für Bundeswirtschaftsminister Dr. Philipp Rösler ist das nicht so sicher. Sicher ist für ihn  nur, dass  eine neue Internetblase wie im Jahr 2000 erzeugt werden sollte. Damals verloren Kleinanleger mit dem Platzen der Internetblase 180 Milliarden DM.

 

Der Wahlkampf 2013 ist mal wieder so richtig langweilig, die plakatierten Themen können eigentlich  nur für das Niveau von geistig Behinderten angefertigt worden sein. Sind wir also alle geistig behindert? Für die Parteien sicherlich.

In der vergangen Legislaturperiode hat die Regierung rund 200 Milliarden mehr an Schulden gemacht. Einmal indem sie die sprudelnden Steuermehreinnahmen wieder verausgabt hatte und sich trotzdem noch ein größeres Sümmchen auf dem Kapitalmarkt beschaffte. Und jetzt steht auf den schönen Plakaten, die FDP wäre gegen Schulden. Toll! Sicher haben die FDP Kabinettsmitglieder sich Gewaltexzessen der Bundeskanzlerin aussetzen müssen um die Schulden in den letzten Jahren von den CDU/CSU Kollegen zu tolerieren. Bei Sabine Leutheuser-Schnarrenbergs Plakat wurde mittels Photoshop-Software  anscheinend das Bild der Dame auf ein Alter kurz nach der Schulentlassung getürkt.

Rainer Brüderle (FDP), immerhin schon 68 Jahre, plakatiert für die Mitte der Gesellschaft und gegen alles was rot erscheint. SPD appelliert an das WIR Gefühl der Wähler, während die CDU/CSU an die Gemeinsamkeit der Wähler denkt. Themen, bei allen Fehlanzeige. Slogans, als wenn Politik eine Ware wäre. „Wir essen gute Butter“ oder „gemeinsam sind wir einsamer“. Probleme gibt es in unserem Lande nicht, zumindest keine die die dementsprechende Partei lösen könnte.

 

So kommt Nils Minkmar in der FAZ zu folgendem Schluss über unsere Kanzlerin:

Lasst mich machen und vertraut mir! — Die typische Methode der deutschen Kanzlerin stößt in der Krise Europas an ihre Grenzen. Wenn sie Unterstützung für ihre Politik finden will, muss sie mit den Menschen auf dem ganzen Kontinent kommunizieren.

Damit meint er: in der Politik der deutschen Kanzlerin wird alles nur auf die Person der Kanzlerin verengt, die sich aber nie erklärt und wenn sie sich erklärt, erklärt sie sich nicht dem betroffenen Personenkreis. In einem Satz: Ich bin da! und das reicht für die Politiker. Das gilt für die Politiker sämtlicher Parteien, die nur mit ihrer körperlichen Präsenz anwesend sind.

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik

Nur gegen den Terrorismus?

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Digitaler Datensatz

[jpg] In Ägypten hat das Militär geputscht und den gewählten Präsidenten unter Hausarrest gestellt.

Der „Whistleblower“ (Enthüller) Snowden sitzt noch immer im Transitbereich des Moskauer Flugplatzes. Das Flugzeug des südamerikanisch gewählten Präsidenten Morales wurde zum Landen auf dem Wiener Flughafen vom Himmel geholt.

Das sind die Schlagzeilen die die deutschen Medien z. Zt. beherrschen. Wobei die Enthüllungen des ehemaligen NSA Mitarbeiters Edward Snowden nicht wirklich überrascht haben. Was allerdings überraschte war das Ausmaß der Schnüffelei durch die USA und Großbritannien, immerhin sind das unsere Verbündeten. 500 Millionen Datensätze monatlich machen schon nachdenklich. Und dann, von einem Tag zum anderen Tag zu einem Verbündeten dritter Klasse ernannt zu werden ist schon kurios. Rücken wir doch damit in eine Ecke von Staaten, die uns nicht genehm sind. Wenn man jedoch weiter denkt so macht diese Aktion einen erschreckenden Sinn.

 

  • Die USA dürfen ihre eigenen Bürger nicht beschnüffeln, andere jedoch schon. Genauso verhält es sich rein rechtlich auch in den anderen Staaten. Die Dienste der einzelnen Staaten werden untereinander kooperieren. Beschnüffelst du meine Bürger mache ich das auch mit deinen. Der Sinn: Die Dienste tauschen die gewonnenen Daten danach aus. Wenn also Deutschland mitmachen will, muss der deutsche Dienst meinetwegen die USA beschnüffeln und den USA eine Schnittstelle zu seinen Datenbanken überlassen. Damit haben die USA ihre eigenen Bürger eben nicht beschnüffelt. Umgekehrt bekommt der deutsche Dienst den Zugang zu den gewonnenen Daten der USA. Clever!

  • Klar ist auch, es werden Industrie- oder Wirtschaftsdaten über die Kommunikationskanäle fließen, die gilt es natürlich abzugreifen. Auffällig war dabei das relativ schnelle Nachziehen der USA bei den Kohlefaserverbundstoffen, die bei Airbus einen Wettbewerbsvorteil darstellten.

  • Kurz danach wusste Boing seinen Dreamliner auch mit diesen Werkstoffen zu bauen. Es sind die geistigen Errungenschaften der Europäer, die auch auf dem Radar der USA stehen. Da geht es um Milliarden an Entwicklungsgeldern, die die eigenen US Firmen nicht mehr aufwenden müssen.

  • J. Edgar Hoover, der Direktor des US amerikanischen FBI von 1924 bis 1972, hatte eine analoge (digital gab es damals noch nicht) „Sammelwut“. Von den gesammelten Daten legte er Akten der verschiedensten Personen an. Diese Akten nutze er später um die Personen zu erpressen, oder besser, sie in seinem Sinne zu manipulieren. Selbst Präsident Kennedy hatte eine umfangreiche Akte, die Hover auch zu nutzen wusste. Nun wurde damals alles akribisch mit der Hand eingetragen und verwaltet. Heute bestehen durch die moderne IT Verarbeitung ungeahnte Möglichkeiten. Bei einem 80 Millionen starken Volk wie das der Deutschen, kann man jeden einzelnen Bürger anhand der Daten filtern und eine persönliche Akte erstellen. Da stehen für jeden Deutschen dann die netter und weniger netten Vorkommnisse in dieser Akte. Dadurch ist jeder Deutsche auf Dauer erpressbar. Ich habe nichts zu verbergen, so lautet die einhellige Meinung. Aber, was ist mit dem Finanzbeamten, der das Wissen über die Steuerdaten anderer hat, er hat zwar nichts zu verbergen, hat aber Informationen über einen Steuerpflichtigen, die ein Dienst benötigt.

  • Fasst man die Daten zusammen, so kann man mittels der Psychologie ein Profil eines gesamten Volkes erstellen. Mit dem gewonnenen Wissen, „Wie tickt ein Volk“ kann man manipulativ auf das gesamte Volk einwirken. So wird es dann ein leichtes sein, bilaterale Verhandlungen zu torpedieren damit der angestrebte Vertrag nicht zustande kommt.

  • Ach ja, Verhandlungen. Es wäre ungemein wichtig zu wissen, welche Strategie der Verhandlungsgegner verfolgt um mit einer Gegenstrategie während der Verhandlungen aufzuwarten. So geht jede Strategie ins Leere.

Angela Merkel   foto: Linde Arndt

Angela Merkel Foto: Linde Arndt

 

Es geht gar nicht um die persönlichen Daten des Einzelnen, diese Daten sind nur Beiwerk für das große Ganze, die es gilt zu einem Ganzen zusammen zu fügen und aus diesen Daten Informationen über Firmen zu gewinnen. Es geht um Sozial- und Psychoprofile von Gebieten oder ganzen Ländern oder das Festlegen von Multiplikatoren eines Gebietes. Es geht um Manipulation und Domination von Teilen bis hin zu einer Gesamtheit einer Gesellschaft.

Wobei der Kampf gegen den Terrorismus immer noch ein Kampf einer personell gut ausgestatteten Polizeibehörde ist. Es kann kein einziges Bombenattentat durch diese Daten verhindert werden, so der Londoner Polizeipräsident. Und weiter, die meisten Erfolge hatten wir durch die Bürger die uns ihre Beobachtungen übermittelten.

Im Grunde genommen geht es doch um die Sicherheit in der Informationstechnologie. Was nutzt uns allen die moderne Technologie wenn der Staat sie nicht schützen kann? Wenn meine Erfindung, in die ich zehntausende Euro reingesteckt habe auf dem digitalen Wege zu meinen Partnern kopiert wurde und danach ohne einen Cent verwendet wird? Wenn ich durch geschickt auf unsere Gesellschaft zugeschnittene placierte Informationen eine Entscheidung treffe, die ich sonst nie getroffen hätte.

Deutschland hat zwar ein Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) nur es hat auch einen Bundesnachrichtendienst. Beide haben unterschiedliche Aufgaben die teilweise nicht zusammen gehen. Deutschland ist ein europäisches Land, welches in der IT führend ist. Deutschland hat weltweit mit DE-CIX in Frankfurt mit 2,4 Terrabyte Datendurchsatz den größten Knoten. Aber wir haben auch die dümmsten Politiker im Zusammenhang mit der modernen Informationsgesellschaft, wenn man sich den Ausruf der Bundeskanzlerin, „Das Internet ist für uns alle Neuland.“ jetzt der Tage in Erinnerung ruft. Das Bundesinnenministerium ist für die Sicherheit der Netze zuständig. Was aber soll man tun, wenn Innenminister Friedrich auf Pressekonferenzen das Internet mehr oder weniger als Tummelplatz für Spieler und Sexbesessene einstuft? Man spürt es sind noch nicht einmal ansatzweise Kompetenzen in der Politik erarbeitet worden.

Und die EU in Brüssel? 2005 brachte der Rat einen Rahmenbeschluss über Angriffe auf Informationssysteme heraus. 2008 vergab ein Bericht der Kommission ein „relativ gut“ bei den Fortschrittsbemühungen der europäischen Staaten. Und so schreibt der Rat der EU, also alle Regierungschefs, bindent für seine 28 Mitglieder in dem vorgenannten Rahmenbeschluss:

 

„Um diesen Gefahren wirksam begegnen zu können, ist

ein umfassender Ansatz zur Gewährleistung der Sicher-

heit der Netze und Informationen erforderlich, wie dies

im Aktionsplan„eEurope“, in der Mitteilung der Kommis-

sion „Sicherheit der Netze und Informationen: Vorschlag

für einen europäischen Politikansatz“ und in der Ent-

schließung des Rates vom 28. Januar 2002 zu einem

gemeinsamen Ansatz und spezifischen Maßnahmen im

Bereich der Netz- und Informationssicherheit hervor-

gehoben wurde“

Und was ist passiert? Offensichtlich nicht viel, wenn sich alle Länder unseres Erdballes die Daten aller europäischen Staaten abgreifen.

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Sitzung Ausschuss der Regionen am 11.4.2013 Foto: Linde Arndt

Als der Ausschuss der Regionen (COR) der europäischen Union sich in seiner 102. Plenartagung am 3./4.Juli mit dem kriminellen Akt der Cyberkriminalität befasste, befasste er sich auch mit dem Cloud Computing. Es ist ein weiterer Schritt im Bereich der modernen Informationsgesellschaft. Nur in Gesprächen waren sehr viele Irritationen: Was nützt es wenn wir uns hier um etwas Gedanken machen, wenn die Mehrzahl der nationalen politischen Entscheider alles was das Internet betrifft als irrelevant einstuft. Die Staats- und Regierungschefs des Rates müssten ein anderes Bewusstsein entwickeln um den Cyberraum als das zu begreifen was er ist, ein virtueller Arbeitsraum analog dem realen Arbeitsraum.

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Robert Bright

Eine der Ideen, die der Berichterstatter Robert Bright (UK) aus Newport vortrug, war die Beteiligung der lokalen und regionalen Gebietskörperschaften (Städte und Kreise in Deutschland). Dezentrale Cyberstrukturen oder Werkzeuge, die den Cyberraum schützen, wären die erste Wahl. Alle „offline“ Rechte und Werte sollten sich „online“ wieder finden. Sicherheit und die Bekämpfung der Cyberkriminalität funktioniert nur im Zusammengehen aller Gruppen und Gebiete in Europas Staatengemeinschaft.

 

Und der immer wieder viel zitierte Terror? Nun, wenn man 9/11 in New York mit dem Amoklauf von Erfurt am Gutenberg Gymnasium vergleicht, stellt man fest: Beides sind kriminelle Akte auf die Gesellschaft, die man hätte verhindern können. Die Täter dieser kriminellen Akte können nicht durch die „Schlapphüte“ ermittelt werden, sondern durch gute alte Polizeiarbeit vor Ort. Dazu braucht es aber andere gesellschaftlich soziale Strukturen und Prioritäten im System. Allerdings haben wir dafür kein Geld.

Das wir aber für einen potenziellen Wirtschaftsschaden in Milliardenhöhe keine finanziellen Ressourcen zur Verfügung stellen ist jedem unbegreiflich.

 

Bleibt zu hoffen, dass die Schamgrenzen der internationalen Dienste noch nicht ganz gefallen sind und der private Informationsaustausch unserer Bundeskanzlerin nicht abgegriffen wird. Aber Scham ist wieder etwas was diese Dienste nicht kennen, genauso wie Freundschaft,Vertrauen, Partner oder Verbündete. Es sind nur Datensätze, die einen verwendbaren Wert haben. Bei der Sprachregelung wird der Kampf gegen den Terror nur vorgeschoben.

Den Verhandlungsbeginn für ein Freihandelsabkommen mit der europäischen Union und den USA sollte man jedoch verschieben. Denn sicher ist nicht, ob die Verhandlungsziele der europäischen Union als auch die Strategie dazu, durch die US amerikanischen Dienste nicht schon bekannt sind.

Dass das Ausspähen der Daten mit dem Terrorismus zu begründen ist, ist sicher wenig wahrscheinlich.

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Brüssel.

Es ist mal wieder Bundestagswahl

[jpg] Am 27. und 28. Juni haben die Regierungschefs der EU in Brüssel eine Einigung des MFF 2014-2020 hinbekommen. In den „Trilog“ Gesprächen zwischen der EU-Kommission, EU-Parlament und dem EU-Rat wurde aber auch über die Jugendarbeitslosigkeit gesprochen und eine Einigung erzielt.

Francoise Holland - Foto: Linde Arndt

François Hollande – Foto: Linde Arndt

Im Mai hatte man sich auf 6 Mrd. Euro für die Jahre 2014 – 2020 geeinigt. Das wären pro Jahr 857 Millionen Euro gewesen. Die bissigen Kommentare in der Presse zeigten im Juni bei den neuerlichen „Trilog“ Juni Gesprächen in Brüssel Wirkung. Heraus kam: Die 6 Mrd. wurden auf die Jahre 2014 und 2015, also nun auf zwei Jahre, umgebucht, wobei die Einigung eine gewisse Flexibilität zeigen sollte. Dieses „Frontloading“ erbrachte ein mehr von 2 Mrd. Euro für die Jugendlichen für das Jahr 2015 im Haushalt. Für 2016 wollte man die Wirkung dieser nunmehr 8 Mrd. Euro anschauen. Die 8 Milliarden Euro für die Jugendarbeitslosigkeit wurden auf den Fluren mit den verbrannten 30 Milliarden Euro für die Anglo-Irish-Bank in Relation gesetzt.

Auch wenn man die 8 Milliarden auf die arbeitslosen Jugendlichen, die statistisch von 10 – 50 Millionen schwanken, verteilt, kommt man nur auf einen lächerlichen Betrag. Wie gesagt, man muss die Beträge in Relation zu anderen Förderbeträgen setzen. Auch die sogenannte Arbeitsplatzgarantie der EU wurde diskutiert, wonach jeder Jugendliche 4 Monate nach Schulabgang eine Ausbildungsstelle haben sollte, wenn nicht sollte dem Jugendlichen eine Bildungs- oder Ausbildungsstelle staatlicherseits angeboten werden. Eine Garantie die sich sicher als Mogelpackung herausstellen wird.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel und Pressesprecher, Staatssekretär Steffen Seibert
Foto: Linde Arndt

Die Kanzlerin kündigte denn auch auf der Pressekonferenz die Einladung zu einem Treffen der Verantwortlichen in Berlin an. Deutschland wolle in Berlin, anhand der schon bestehenden Problemlösungen in Deutschland, der EU Möglichkeiten aufzeigen.

Nur wo ist Deutschland Vorbild?

In der Geburtenrate haben die Deutschen 1,4 Kinder pro Frau, müssten aber um unseren deutschen Arbeitsmarkt nachhaltig zu bedienen 2,1 Kinder pro Frau haben und das seit Jahrzehnten. Diese niedrige Geburtenrate bedeutet schon einen niedrigen Anteil der Jugendlichen an der Gesamtbevölkerung. Und, es sind auch ( Aber nicht nur) die Ursachen für die Überalterung der Gesellschaft. Trotz allem konnte die deutsche Wirtschaft der Jugend nicht immer einen „Wunscharbeitsplatz“ bieten. Da musste schon einmal ein Jugendlicher mit einer Abinote von 2,4 sich mit einem Arbeitsplatz als Bäcker begnügen. Damit sei nichts gegen den Beruf Bäcker gesagt. Dann fanden sich in den 90er Jahren viele deutsche Jugendliche in der Arbeitslosigkeit wieder, die (Jugendlichen) dann, als sie über 25 Jahre alt waren, aus der Jugendarbeitslosigkeit statistisch herausfielen. Diese sogenannten „Schleifen“, die arbeitslose Jugendliche drehen könnten um ja nicht in der Statistik zu landen, sind vielfältig in Deutschland. Statistisch lässt sich dieser Scheinmarkt auch nicht aufdröseln. 8 – 10 Millionen Menschen jeder Alterstufe befinden sich in diesem Scheinmarkt – so schätzt man.
Deutschland also ein Vorbildland? Nein. Vorbild wie man Statistiken schönen kann? Ja.

Das Problem Jugendarbeitslosigkeit, aber auch der Arbeitslosigkeit, ist ein Systemproblem. Beispiel: Warum sollte ein Unternehmen jemanden einstellen, wenn er automatisieren kann? Warum sollte ein Unternehmen ausbilden, wenn es fertig ausgebildete Menschen vom Ausland beziehen kann?

Angela Merkel - Foto: Linde Arndt

Angela Merkel – Foto: Linde Arndt

Das System hatte eine durchaus positive Theorie bereit gehalten, nur die Realität hat die Theorie überholt.
Es müssten schon andere Treffen, als die von der Bundeskanzlerin, stattfinden, um die Probleme der Arbeitslosigkeit zu lösen.
So kann man dieses Treffen nur als Wahlkampfgetöse abtun, was uns zu einer falschen Sicht der Dinge verleiten soll.
Ein Glück das in Ägypten der Präsident abgesetzt wurde und der Enthüller Snowden im Moskauer Transitbereich sitzt. So müssen die Journalisten sich nicht mit diesem unsinnigen Berliner Treffen befassen. Wer will das schon wissen ob ein Jugendlicher mehr oder weniger arbeitslos ist? Hauptsache uns geht es gut. Es ist halt wieder Wahlkampf.

Jürgen Gerhardt für en-mosaik aus Brüssel

Falsche Schuldzuweisung

[jpg] Dafür ist Merkel nicht zuständig Manch einer macht es sich sehr einfach. So der neu gewählte konservative zyprische Präsident Nikos Anastasiadis; denn Zypern ist in finanziellen Schwierigkeiten. Bundeskanzlerin Angela MerkelUnd das seit Mitte 2012. Dem Land fehlen kurzfristig 17 Milliarden Euro um die anstehenden Zahlungen zu begleichen. Was lag näher als nach dem europäischen Rettungsschirm ESM ( European Stability Mechanism ) zu rufen. Nur, so einfach geht das nicht. Vorab wurde die Troika, also der IWF ( Internationaler Währungsfond ), EZB ( Europäische Zentralbank ) und die EU Kommission, auf den Weg geschickt.

Auftrag: Betrifft dieses finanzielle Problem nur Zypern oder kann sich dies auch auf die europäische Union bzw. den Euro auswirke? Denn nur im zweiten Fall würde der ESM in Anspruch genommen Wolfgang Schäuble, Bundesminister der Finanzenwerden können.

Zu diesem Zeitpunkt waren wir in Brüssel um über das Consilium zu berichten. Bei der abschließenden abendlichen Pressekonferenz der EU Spitze als auch der Bundeskanzlerin wurde der Presse einhellig auf Nachfrage gesagt: Es sind noch keine weitergehenden Gespräche geführt worden. Worüber denn, wenn keine Informationen aus Zypern vorliegen. Wir warten alle erst einmal auf den Bericht der Troika. Dies war die einhellige Stellungnahme.

Zu diesem Zeitpunkt hätte es also durchaus sein können, dass die Zyprioten ihr Problem hätten selber lösen müssen. Dann kam die Troika nach Brüssel mit der Einschätzung, die finanziellen Probleme Zyperns würden sich auch auf den Euroraum auswirken.

Die Konsequenz im Justus-Lipsius-Gebäude in Brüssel
: 10 Milliarden würde die EU den Zypern zur Verfügung stellen.
Die Bedingung:
Zypern soll einen Eigenanteil zusätzlich aufbringen. Wie, das war den anwesenden Regierungschefs erst einmal egal.

Nicos AnastasiadesEs war  der zyprische Präsident Nikos Anastasiadis der nun den anwesenden Regierungschefs die sogenannte Zwangsabgabe vorschlug. Danach sollten Bankguthaben bis 100.000,– Euro mit einer Abgabe von 6,75%  und über 100.000,– Euro mit einer Abgabe von 9,9% belastet werden. Trotz Kritik aus den Reihen der Regierungschefs blieb  der zyprische Präsident Nikos Anastasiadis bei seinem Plan.

Die danach einsetzende internationale Kritik als auch die wütenden Proteste der Zyprioten brachten diesen Plan letztendlich vor dem zypriotischen Parlament zu Fall. Ein Plan B musste her, der die Sparer unter 100.000,– Euro unberücksichtigt lies. Täglich hören wir nun wie an dem Plan B in Zypern gearbeitet wird.

Was hierbei irritiert, wieso die Bundeskanzlerin Angela Merkel als diejenige ausgegeben wird, die die Bankguthaben der kleinen Leute haben wollte. Merkel ist bekannt für ihre Entscheidungsschwäche, die solche Entscheidungen nie als erste treffen würde. Vielmehr würde sie solche Entscheidungen erst nach einer klaren Mehrheit mittragen. Es war also nicht fair, als durch gezielte Informationen, Merkel als Sündenbock ausgegeben wurde. Tatsächlich war der zyprische Präsident Nikos Anastasiadis auf den Fluren in Brüssel schon als derjenige ausgegeben, der die Zwangsabgabe, auch der Kleinstsparer von seinen Landsleuten verlangte. 

Man muss ja Bundeskanzlerin Angela Merkel nicht lieben, nur an allem kann sie nun wirklich nicht Schuld sein.

Jürgen Gerhardt für european-mosaic aus Brüssel.
 

[Alle Fotos: © Linde Arndt]