Schwelm hat nunmehr eine Bürgermeisterin
[jpg] Gabriele Grollmann ist als Bürgermeisterin angekommen. Offiziell ist eine Bürgermeisterin erst im Amt, wenn ihre Vereidigung vorgenommen ist.
Der Schwelmer Stadtrat fand sich zusammen um neben anderen Tagesordnungspunkten, die Einführung und Vereidigung von Gabriele Grollmann vorzunehmen.
Der stellvertretenden Bürgermeisterin Frau Dr. Frauke Hortolani (SPD) war es denn vorbehalten Frau Grollmann ins Amt einzuführen. Anzumerken ist, in Schwelm gibt es keine Amtskette. Egal. Blumen gab es trotzdem und die Gratulationstour der Fraktionsführer des Stadtrates schloss sich an.
Das interessante kam mit der Eröffnungssrede der neuen Bürgermeisterin. Symbolik und Bilder wurden in einer beeindruckenden Inszenierung von Frau Grollman benutzt um eine Aufbruchstimmung zu erzeugen. Ob es geklappt hat, wird man sehen.
Ja, es ist richtig und auch ein alter Hut, dass der Bürger bereit sein muss sich für ein/sein Gemeinwohl einzusetzen. Insoweit waren der Ledereimer und die zwei Goldstücke ein ganz konkretes Beispiel für die gemeinsame Verantwortung.
In ihrer Antrittsrede hatte sie ausgeführt: „Im Jahre 1585 musste jeder seinen ledernen – aus Holz hergestellten – Feuerlöscheimer mitbringen und konnte damit im Falle eines Brandes das FEUER durch eine lückenlose Reihe gemeinsam löschen und damit die Stadt retten und erhalten. Mein lederner Feuerlöscheimer wird nun in den Ratssitzungen mein stetiger Begleiter sein. Er hält viel aus. Er ist belastbar. Zugleich soll er uns stets daran erinnern, dass alle gemeinsam damals ihren Löscheimer mitgebracht, getragen und alle gemeinsam gelöscht haben, um Schwelm vor der Zerstörung durch die Flammen zu retten und zu erhalten. Der alte historische Lederholzlöscheimer steht daher für MOTIVATION und MAHNMAL zugleich.“
Es wurde viel von der gelebten Gemeinsamkeit gesprochen, Stadtverwaltung+Schwelmer= Schwelm, klar, unter Leitung der Bürgermeisterin. Es wurde gesprochen von einem in der Vergangenheit wahrgenommenen „Kampfmodus“ der nunmehr beendet werden sollte, von Spielregeln zwischen Rat und Stadtverwaltung die festgelegt werden sollten. Und dann kamen noch die Visionen: Ein frisch gezapftes Schwelmer Bier, Steueranhebungen zu verhindern, freiwillige Leistungen, Jugend, Bilbliothek, Hallenbad oder Heimatfest, müssen neu ausgerichtet werden. Dann wurde noch die Rede von Navid Kermani, der den Friedenspreis des deutschen Buchhandels bekommen hatte, bemüht. Dieser hatte gesagt, Zitatbeginn: „Erst wenn unsere Gesellschaften den Irrsinn nicht länger akzeptieren, werden sich auch die Regierungen bewegen“ Zitatende. Der ausgehende Impuls, so der Siegener Navid Kermani, wird von Seiten des Volkes kommen. Er sieht den Staat und seine Institutionen unfähig einen dauerhaften Frieden zu gewährleisten. In so weit irrt Frau Grollmann in ihrer Darstellung der Rede.
Und zum Schluss plädiert Frau Grollmann für Sachlichkeit, Achtsamkeit und Wertschätzung füreinander, die in 5 Jahren Wirklichkeit sein sollten.
Nun hätte die Organisation ein der Sitzung Ende setzen können, vielleicht niveauvoll hätte eine musikalische Darbietung das Ende der Sitzung markieren können. Dem war nicht so.
Vielmehr wurden im Nachhinein die gemachten Aussagen, zumindest ansatzweise, zunichte gemacht. Der Schwelmer Walter Betz meldete sich in der Fragerunde, kam nicht direkt zu der Frage, dafür wurde er zurecht gewiesen. Der Stadtrat Jürgen Feldmann, wollte wissen, wieso im Rathaus Umbauten vorgenommen werden und der Rat darüber nicht befinden durfte. Auch wollte er wissen, wie teuer dieser Umbau käme. Hier, ausweichende Antworten und Relativierung der Fragestellung. Es waren ganz einfache Fragen die auch einfache Antworten benötigten. Sachlichkeit, Achtsamkeit und Wertschätzung füreinander? Alles Rhetorik? Vielleicht.
Man darf gespannt sein, wie sich die neue Bürgermeisterin mit ihrer Stadtverwaltung und dem Rat entwickelt. Die sechsjährige Blockade der bürgerlichen Parteien haben Schwelm geschadet, insofern werden im Moment Gesten der Versöhnung vermisst.
Für EN-Mosaik gilt im Moment die 100 Tage-Schonfrist, oder der Welpenschutz, die jede neue Amtsträgerin, jeder neue Amtsträger durch die Presse genießen darf.
Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Schwelm