Es zischt, es qualmt, es beißt im Hals aber es ist spannend

Meilernacht

Meilernachtwache 2010 foto: Linde Arndt

[jpg] Alle zwei Jahre qualmt es im Hülsenbecker Tal. Dampfschwaden liegen wie schwerer Nebel über dem Tal. Nachts flackert es, leise Gespräche finden zwischen dunklen Gestalten statt. In der Dunkelheit der Nacht entweicht dem Meiler (Ofen) zischend eine Flamme. Einer der dunklen Gestalten schließt das Loch aus der die Flamme entwichen war. Der Meiler liegt oder steht wie ein schlafendes Ungeheuer auf dem oberen Bereich des Hülsenbecker Tals. Mystische Geschichten ranken um solch einen Meiler, der in der Nacht irgendwie menschlich anmutet. Er atmet und „redet“ mit den ihn umgebenden Menschen, so sie denn hören wollen. Es ist die Meiler-Wache die hier mitten in der Nacht anzutreffen ist.  Köhler nennt man diese dunklen Gestalten, Menschen die sich mit der Kohlengewinnung befassen. Kohle aus Holz brauchte man um die hohen Temperaturen bei der Eisengewinnung zu erreichen. Im Mittelalter waren diese Menschen unehrenhaft, wie die Totengräber. Sie lebten neben und von ihren Meilern ein kärgliches Leben. Gesellschaftlich waren sie damals auf der untersten Stufe anzufinden.

Köhler am Meiler Foto: Linde Arndt (2010)

Köhler am Meiler Foto: Linde Arndt (2010)

Die Ennepetaler Meilerwoche findet alle zwei Jahre statt, dieses Jahr

vom Freitag 5. September 2014   18:00 Uhr bis zum Sonntag 14. September 2014

Ein umfangreiches Programm wird die Meilerwoche begleiten.

Am Freitag wird eine eBike Gruppe eine Grubenlampe in der Henrichshütte in Hattingen entzünden und diese zum Hülsenbecker Tal bringen um die bereiten Meiler zu entzünden. Kohle und Stahl sind die beiden Bereiche,  die die Industrie im Ruhrgebiet begründeten. Jagdhornbläser werden die Meilerwoche anblasen.

Die beiden Köhler, Joachim Schulte und Stefan Beermann aus Warstein werden zur Tat schreiten und rund um die Uhr den Meiler begleiten. In der Zwischenzeit haben sich in Ennepetal auch einige Köhler ausbilden lassen, die den beiden tatkräftig beiseite stehen.

Am Samstag wird eine Schafherde von Hütehunden auf den richtigen Weg gebracht. Schmieden, Verhütten, Metallgießen, Backen, Räuchern werden  einen Überblick des Lebens der damaligen Bevölkerung geben. Mittendrin und alltäglich für alle Beteiligten. Etwas „Wildes“ aus der Gulaschkanone der Jäger aus dem Kreis wird die Feinschmecker auf den Plan bringen. Spürbar wird uns das Leiden unserer Erde durch Geoscopia vorgeführt.

Am Sonntag werden die Zusammenhänge zwischen Wald und dem heutigen Klima vor Augen geführt.
Montags wird es abends gemütlich, indem  an einem Lagerfeuer über Gott und die Welt geredet werden kann.
Dienstags geht es um Artenschutz, indem Fledermaus, Schwarzstorch, Insekten sich vorstellen. Biologische Station Hagen, und Ennepe-Ruhr-Kreis, NABU Ennepe-Ruhr-Kreis und die AGU Schwelm werden die Besucher begleiten.

Worauf sich der Mittwoch mit einem Grillabend anschließt. Abendlieder werden gesungen und der ev. Pfarrer M. Steffens und der kath. Diakon M. Nieder werden anschließend eine ökumenische Abendandacht  feiern. Begleitet wird die Abenandacht vom CVJM Posaunenchor Milspe.

Der Donnerstag soll ein Köhlerabend werden, „Op dä Dicken“, das Baumstammkegeln, verbunden mit einem Spießbratenabend und Country-Musik versprechen einen kurzweiligen Abend.
Allerdings weisen wir hier auf einen Anmeldungswunsch hin der entweder unter email: info@biologische-station.de oder unter Mobilphone 0172 – 9645433 gewünscht wird.
Freitag wird die Coverband DUO 2you Live, Rock and Ballads vortragen. Hits der 80er und 90er Jahre, das Oldiefeeling ist angesagt.
Am Samstag wird es ernst, der Meiler wird aufgebrochen und die Holzkohle wird herausgenommen. Dies unter dem nun vorhandenen Bauern- und Handwerkermarkt
Sonntag wird die Holzkohle am Rande des Bauern- und Handwerkermarktes verkauft. Und Franz Schnurbusch, Falkner wird mit seinen Adlern, Falken oder Uhus um 11:00 und 15:00 zwei Vorführungen geben. Es ist absolut faszinierend dem Falkner zu zu sehen, hier zur Einstimmung eine Impression von Linde Arndt http://youtu.be/ez57QlKPGwM aus dem Jahre 2010.

Eines dürfen wir noch erwähnen. Innerhalb der Meilerwoche werden 51 Schulklassen der Klassen 3 bis 7 das Hülsenbecker Tal besuchen. Hier hat Elke Zach-Heuer mit 40 Helfern viel geleistet um den jungen Besuchern Lerninhalte aus dem damaligen Leben zu vermitteln. Ob das nun die Kinderarbeit, das Arbeiten auf einem Bauernhof oder die Ökologie des Waldes ist, interaktiv und mit eigenen Erfahrungen werden die jungen Menschen in diesen Themenkreis eingeführt. Die älteren Heranwachsenden müssen sich mit Kompass und Karte zum Hülsenbecker Tal durchschlagen.

Hoffentlich werden die Smartphones aus geschaltet, denn mit Google Maps geht es ganauso gut.

Die Veranstaltung ist ein Gemeinschaftsprojekt mit der Stadt Ennepetal, der Sparkasse Ennepetal-Breckerfeld, der AVU, dem LIONS Club Ennepe-Ruhr Audacia, dem Kreisheimatbund Ennepe-Ruhr-Kreis e.V. und der biologischen Station im Ennepe-Ruhr-Kreis e.V.

Veranstalter und Sponsoren der Meilerwoche 2014  foto: Linde Arndt

Veranstalter und Sponsoren der Meilerwoche 2014 foto: Linde Arndt

Für Interessierte haben wir das Schulungsprogramm zum downloaden bereit gestellt.
Zum Schluss sollte man erwähnen, Bauer und Köhler waren keine Berufe die man romantisieren sollte. Es waren heute wie damals harte Berufe. Nur damals kam jedoch noch die geringe Lebenserwartung von 31 Jahren hinzu. Köhler erreichten in der Regel noch nicht einmal das 30. Lebensjahr.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal.