Schwelmer Rathaus die Dritte und die Lebenserfahrung des Rates

     [jpg] Was für eine Dramatik im Rat der Stadt Schwelm. Da werden so renommierte Institute, wie die  PricewaterhouseCoopers AG (PwC) und  die Drees & Sommer AG bemüht um 38 Schwelmer Ratsmitgliedern das Einmaleins von kaufmännischen Entscheidungen nahe zu bringen.
Wofür? Beide Institute beziehen sich auf das schon getätigte Gutachten der Firma Assmann.

Nur das Gutachten von Assmann war kostenfrei und wurde von der konservativ/liberalen Mehrheit bemängelt. Jetzt kommen die beiden neuen Institute zu dem gleichen Ergebnis, allerdings bekommt die Stadt diese beiden Gutachten jetzt in Rechnung gestellt. Wie war das noch mit dem Sparen? Die einzige Konsequenz aus diesen neuen Gutachten war eine Nachfrage von Hermann Grüntker (CDU) der die vorgetragenen Zahlen aufgelistet haben möchte.

So kann man sich des Gefühls nicht erwehren, die konservativ/liberale Mehrheit kann es nicht verstehen, wenn die beiden 80 respektive 60 jährigen Gebäude in die Jahre gekommen sind. Also dass der Erhaltungsaufwand höher als ein Neubau dieser Funktionsgebäude ist. Dabei sind die schon bisher gemachten Gespräche vollkommen unsinnig, haben sie doch nur ein Ziel, die Stadtverwaltung in Misskredit zu bringen. Bei solch einem Verhalten wundert es nicht, wenn die Bürger keine Achtung vor ihren Institutionen haben. Offensichtlich scheint der konservativ/liberalen Schwelmer Ratsmehrheit das Prinzip der Organtreue zur Gänze abhanden gekommen zu sein; denn „Staatsorgane sind untereinander zu rücksichtsvollem Umgang miteinander und einem Mindestmaß an Kooperation verpflichtet“.

Dabei stellte sich das Problem des Rathauses sachlich als eine ganz alltägliche Entscheidung dar. Die Decke des Rathauses kam runter. Sicher dies ist eine Katastrophe. Aber in jeder Katastrophe sollte man eine Chance sehen und diese nutzen. Ein"weiter so"  verbietet sich geradezu.

Also Bleistifte spitzen und kalkulieren. Bis hierhin ging alles gut.Nur als das Ergebnis, ein-neues-Rathaus, herauskam war das Geschrei der konservativ/liberalen Mehrheit groß.  Denn einem Bürgermeister Stobbe wollte man kein neues Rathaus gönnen, als wenn dem Bürgermeister Stobbe sein persönliches Rathaus gebaut würde. Wie ein Plebejer rief denn auch der liberale Schwunk (FDP) „Palais Stobbe“ um das Ganze in Misskredit zu bringen. Die Bürger der Stadt Schwelm waren hierbei nebensächlich. Sollte doch das Rathaus zusammen brechen, Hauptsache das Ego wird befriedigt.

 
Michael Schwunk FDP

Zurück zur Ratssitzung vom 25.10.12 in der viele Chancen vertan wurden.

   

Der Vortrag von PwC tendierte eindeutig zu Gunsten eines Neubaus und der Abschaffung der beiden anderen Gebäude. Die Vorteile des Neubaus liegen nicht nur im Bereich niedrigerer Kosten, vielmehr sind durch die Zusammenlegung der drei Gebäude erst moderne Arbeitsprozesse möglich.
Projektbezogenes arbeiten ist derzeit nur bedingt möglich, Clusterbildung ist überhaupt nicht möglich oder gar arbeiten mit Workflow, dass ist unmöglich. Das sind nur drei Stichworte, die in einer modernen Arbeitswelt ungeahnte Einsparpotenziale bieten. Aber nicht nur Kosten könnten eingespart werden, vielmehr werden in der Regel die Fluktuation und der Krankenstand gesenkt und die Arbeitszufriedenheit gehoben. Nur die konservativ/liberalen Parteien können so was nicht glauben, gehen sie doch in der Regel nach dem „Gutsherrenmanagement“.

 
Referent der Firma PwC
   
Referentin der Firma Drees&Sommer

Dann der Vortrag von Drees & Sommer. Auch er tendierte eindeutig zu Gunsten des Neubaus. Grund: Die Gebäude sind in dem Zuschnitt von nicht genutzten Flächen zu genutzten Flächen sehr ungünstig (Nette Umschreibung für mangelhaften Zuschnitt der Räumlichkeiten). Über die breiten Flure kann man mit einer Kutsche fahren, so die Referentin. Der Zuschnitt der Funktionsräume ist sehr ungünstig. Weiter sind die Gebäude sehr energieverbrauchsintensiv. Sie kommt zu dem Schluss: „Weitere Investitionen in den derzeitigen Bestand werten wir als grob unwirtschaftlich, nicht nachhaltig und ohne maßgebende Wirkung in vielen Bereichen.
Alle drei Gutachten kommen also zum gleichen Schluss: Mit einer dementsprechenden Lebenserfahrung hätte man den Investitionsbedarf Rathaus Neubau sofort sehen können. Da braucht es kein Gutachten. Der historische Aufzug im Rathaus war schon immer da, die breiten Flure, die hohen Räume, das Treppenhaus und, und und.

Es sind genügend Kaufleute im Rat, die von der Verwaltung einen Investitionsplan verlangen konnten und das seit Jahren. Die konservativ/liberale Mehrheit hatte doch sogar einen konservativen Bürgermeister. Und jetzt? Es müsste eine grundsätzlich Entscheidung vom Rat hinsichtlich der Rathausinvestition getroffen werden. Denn die Stadtverwaltung und der Bürgermeister dürfen solch eine Investition ohne Beschluss nicht stemmen.
Wenn die Entscheidung zu Gunsten des Neubaus getroffen werden sollte, sollte man sich endlich im Ausschuss darüber unterhalten, ob auch eine weitergehende Investition möglich ist. Daraus leitet sich evtl. ein Finanzierungsbedarf ab. Man kann auch querinvestieren und evtl. sogar zu einem geringeren Kapitalbedarf kommen. Aber was sage ich da. Es gibt genügend kaufmännische und betriebswirtschaftliche Ratsmitglieder im Schwelmer Rathaus die sich schon hätten melden können.

Kommen wir zum zweiten Problem, der Entscheidung, die Einbahnstraßen Bismark- und Gartenstraße umzudrehen wieder rückgängig zu machen. Hier gibt es einen Bürgerantrag mit immerhin 1.333 Unterschriften und 13 Befürworterschreiben.
Die konservativ/liberale Mehrheit hat diesen Beschluss durchgebracht. Alternativ existiert noch ein Antrag der Bündnisgrünen, ein Verkehrskonzept zu erarbeiten, was auch Sinn macht. Dieses Konzept gab es im Ansatz schon einmal. Schwelm hat da die besten Voraussetzungen ein Verkehrs- mit einem Marketingkonzept auf den Weg zu bringen.

Der Bürgerantrag war ziemlich schnell erledigt, indem Herr Schwunk (FDP) beantragte, diesen Antrag an den Ausschuss zu überweisen. Und schon ist er in einer Endlosschleife.

Auch hier hätte sich bei Anwendung von einer normalen Lebenserfahrung eine weitaus bessere Lösung ergeben. Die jetzige Situation ist nicht haltbar, passiert es doch immer wieder, dass auswärtige im Neumarktbereich herum irren.
Zu guter Letzt sprechen wir noch von dem vorgelegten Einzelhandelsgutachten vom 27. April 2012, eine Fortschreibung aus 2004 und 2007. Hier soll es eine Änderung auf Vorschlag von Haus & Grund, Schwelm geben, welches auf Initiative der CDU eingefügt werden sollte. Auf dem ehemaligen Zassenhausgelände/Viktoriastrasse soll  demnach eine Ansiedlung von Edeka oder Aldi   möglich sein. Die SPD lehnte den Antrag in so weit ab, indem das Gutachen eingefügt werden soll,weil sie eine zu große Nähe zu Haus&Grund, Schwelm sieht. Stattdessen soll dieses Gutachten wie eine Empfehlung als Anlage angefügt werden. Haus & Grund hat eine diffuse  Nähe zu den im Gutachten aufgeführten Unternehmen was dazu führt , dass nicht mehr auszumachen ist welche Interessen Haus&Grund vertritt. Die qualitativen Möglichkeiten der Ansiedlung auf dem Zassenhaus Gelände ist nach Abstimmung offen, so die Mehrheit des Rates einschließlich der SPD.  Wobei Schwelm jedoch mittelfristig eine Antwort auf seine Zentrizität und deren Lage erbringen sollte. Denkbar sollte ein Ensemble mit Sparkasse, Neue Brauerei, Kreis und >Rathaus auf dem Wilhelmplatz< sein, welches eine starke Mitte darstellen würde.

Ich frage mich immer wieder was sich der Parlamentarische Rat gedacht hatte, als er von einer Demokratie sprach deren Intention es 60 Jahre später nicht mehr gibt. Wir haben Freiheiten und nutzen sie nicht. Die Verfassungsgebende Versammlung wollte eine Stellvertreter Demokratie. Stellvertreter sollten die Parteien sein, die das Sammelbecken der Bürger sein sollte. Bei 38 Räten müsste demnach eine kompetente Gruppe zusammen kommen. Es ist der Wahnsinn, wenn man das Schweigen der 38 Räte sieht. "Ich habe die Demokratie durch ihren eigenen Wahnsinn besiegt!" , so sagte 1935 Adolf Hitler. Was folgte, wissen wir alle. Wollen wir das denn schon wieder? Wollen wir unser Land, unsere Kommunen nicht so weiter entwickeln, indem wir zumindest unsern Kindern und Kindeskindern den Frieden und die Freiheit erhalten? Denn nur durch ein bewusste weiter entwickeltes Gemeinwesen wird den Feinden der Demokratie ein Zugang in die Räte und Parlamente verwehrt bleiben.
Das ist zu hoch aufgehängt? Kann es nicht etwas kleiner gehen? Wenn man die Lokalpolitiker sieht kann man nur zu solch einer Sichtweise kommen. Vielleicht irre ich mich ja auch.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Schwelm

[Fotos: © Linde Arndt]

 

Das Ruhrgebiet ist keine grüne Wiese

 

[jpg] So könnte die Aussage lauten wenn man über den Standort Metropole Ruhr Auskunft bekommen würde. 2009 hatten wir in Witten an einem Gespräch zum Thema Flächenmanagement teilgenommen. Damals trennte man sich mit der Idee, einen Katalog über die zur Verfügung stehenden Flächen in der Metropole Ruhr zu erstellen. Viele Fragen und viele Probleme hatten sich der RVR und die MetropoleRuhr anhören müssen.

Nun, am 26.Oktober 2012, war es soweit. Das Projekt „Gewerbliches Flächenmanagement Ruhr“ wurde vor der Presse den geladenen Gästen der 53 Ruhrstädte vorgestellt.

 
v.l.: Dr. Jörg Fabri [Managing Partner allocate International Gmbh:] / Thomas Westphal [Geschäftsführer Wirtschaftsförderung metropoleruhr GmbH]/Martin Tönnes [Bereichsleiter Planung Regionalverband Ruhr]/Dr. Günther Horzetzky[Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk]/ Hans Jürgen Best [Stadtdirektor Stadt Essen]/Karl-Friedrich Schulte-Uebbing [Hauptgeschäftsführer IHK Nord Westfalen]                                                              Foto: © Linde Arndt
 

Nach Fertigstellung dieses Projekts gilt, es sieht gut aus und die Metropole hat weitere Probleme nicht lösen können.

Ein paar Facts :

  • Bei einem jährlichen Flächenverbrauch von 212 ha  sind die verfügbaren Flächen zu knapp bemessen.

  • Zusammenhängende Flächen von 10 ha sind sehr schwer zu bekommen.

  • 43% von 2.721 ha der potenziell zur Verfügung stehenden Flächen sind mit Restriktionen belegt.

  • Mit Hilfe der von der MetropoleRuhr GmbH herausgearbeiteten Tools konnten von den Restriktionsflächen 1.552 ha zusätzlich bereit gestellt werden.

  • „Auf der grünen Wiese“ wird sparsamst geplant, womit das 5 ha/Tag der Landesregierung umgesetzt wird.

  • Ein digitales Erfassungs- und Analysewerkzeug für Bürostandorte wurde mit ausgewählten Kommunen entwickelt.

  • „Best-Practice-Beispiele" wurden herausgearbeitet um als „Blaupause“ anderen Kommunen zur Verfügung zu stehen.

Das alles kann jedoch nicht dazu führen sich auf den nun ersten getätigten Schritten auszuruhen. Dies zeigte einmal mehr der Vortrag von Dr. Jörg Fabri der kurzerhand die Standortbetrachtung von Seiten des potenziellen Investors betrieb. Fabri machte es sich einfach, indem er die Metropole Ruhr in Beziehung zur Region Düsseldorf setzte. So sind die erzielbaren Flächenerlöse in der Region Düsseldorf mit 5,20 Euro/qm ungleich höher als die der Metropole Ruhr mit 3,50 Euro/qm. Die umfassendere Betrachtung aus Sicht des Unternehmers ist eben nicht nur das blinde Starren auf den Gewerbesteuerhebesatz. Vielmehr fließen eine Vielzahl von Parametern in die Entscheidungsfindung der Unternehmer mit ein. So stehen den Unternehmern verschiedene und unterschiedliche Benchmarking Studien uneingeschränkt zur Verfügung.

 
v.l.: /Karl-Friedrich Schulte-Uebbing / /Martin Tönnes / Thomas Westphal/ Dr. Jörg Fabri / Roland Lohsträter [Geschäftsführer PHILLIPINE Gmbh & Co, Dämmstoffsysteme KG                                                                                                      Foto: © Linde Arndt
 

Fakt ist jedoch folgendes:

  • Es gibt nicht unbedingt eine persönliche und räumliche Bindung der Unternehmen.

  • Es gibt ein ganzes Tableau von Parametern in der Entscheidungsfindung. Der Hebesatz ist zwar an oberster Stelle, kann aber durch eine Gewichtung nicht zum alles bestimmenden Faktor gesehen werden.

  • Es gibt keinen Standort der für alle Branchen zutreffend sein kann.

  • Einzelne Abwanderungen können eine „Todesspirale“ in Gang setzten die letztendlich nur schwer wieder umzukehren ist.

  • Es muss eine „Wohlfühlstrukur“ in der Stadt geschaffen werden, die die Entscheidungen hinsichtlich der rationalen und emotionalen Gründe begünstigt. Da kann der besonders günstige Autobahnzugang mit einem guten Innenstadtflair korrespondieren. Also, Autobahn alleine reicht nicht!

  • Clusterbildungen in der Wirtschaftsförderung begünstigen aber auch offene Produktpaletten in den Industrieparks zu lassen.

  • Betrachtungen des gesamten lokalen und regionalen Wirtschaftsraumes anstreben.

  • Ein Klima schaffen welches die Einpassung neuer Unternehmen in den Industriepark als zwangsläufige Entscheidung sieht.

 

Nun zu dem Wirtschaftsraum Düsseldorf. Sicher das Image von Düsseldorf ist ungleich günstiger als das der Metropole Ruhr. Nun, die Düsseldorfer hatten vor 50 Jahren nur den Radschläger als Imageträger gehabt. Die Wandlung von Düsseldorf war ja nicht hinter verschlossenen Türen vollzogen worden, jeder konnte zusehen und jeder konnte sich einzelne Maßnahmen abkupfern oder eigene Maßnahmen, die ein besseres Image ermöglicht hätten, aufbauen. Das Argument Landeshauptstadt mag hier nur als Entschuldigung gelten.

Das das Image „Kohle und Stahl“ der Metropole noch negativ nachhängt, ist doch nur den schwachen oder nur unzureichenden Marketingstrategien zu verdanken. Erst in den letzten 3 Jahren kam überhaupt ein Bewusstsein auf, solche Strategien zu entwickeln. Nach dem Kulturhauptstadtjahr wurde gerade eine Kakophonie an Marketingstrategien heraus gebracht.

Wir gehen nicht mehr mit schwarzen Gesichtern durch unsere Innenstädte, die evtl. noch mit Kohlenstücken gepflastert sind. Unsere Städte haben auch nicht nur Brachen, vielmehr haben auch wir Landschaften mit sehr viel Grün. Wir haben spannende kulturelle Ereignisse, die den Ereignissen der anderen Regionen weit überlegen sind. Nur, wo bleibt die überregionale Kommunikation hinsichtlich solcher herausragender Events? Als Beispiel sei hier die Milliardeninvestition in die Renaturierung der Emscher genannt. Bedingt durch den dominierenden WAZ Konzern in der Metropole, finden solche Ereignisse nicht die dementsprechenden Würdigungen. Auch die Pressestellen in den Städten der Metropole verstehen es nicht, den Wandel und das schon Erreichte offensiv darzustellen. Hier arbeitet der Düsseldorfer Raum eben besser. Was fehlt, ist eben die übergeordnete Marketingstelle, die zielgerichtet die Nachrichten an die Medien verteilt.

Kommen wie dann zu den immer mal wieder so groß beschworenen interkommunalen Zusammenarbeiten. Es stimmt, man spricht miteinander. Nur man arbeitet keine konzeptionellen Strategien interkommunal aus. Man wartet ab, bis man kein Geld mehr hat, um auf dieser Basis mit dem Nachbarn zusammen zu arbeiten.

Es ist erschreckend, wie sich Städte wie Düsseldorf  weiter entwickeln und sich zu „Oberoberoberzentren“ entwickeln.

Politik und Bevölkerung sollten sich überlegen, ob die Metropole Ruhr als folkloristisches Ziel gelten sollte, in der Leute mit grauen Leinenanzügen und Helm rumlaufen um auf Kohle zu beißen.

Die Metropole Ruhr hat zwar ganz leise die Planungshoheit, den RVR und viele, viele andere Institutionen, sie hat aber immer noch nicht den Regierungsbezirk Ruhr mit welchem man sich identifizieren könnte. Es wird Zeit dafür.

Wie sagte Dr. Fabri: Es fehlt ein gewisses Selbstbewusstsein in der Metropole Ruhr um sich gegenüber der Landesregierung zu behaupten. Richtig!

Und verdammt noch mal, das Ruhrgebiet ist keine grüne Wiese aber die Metropole hat landschaftlich sehr viel zu bieten. Und da ist sehr viel grüne Wiese dabei.

 

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Essen

Demokratische Alltäglichkeiten in einer funktionierenden Demokratie

 [jpg] In Ennepetal läuft im politischen Bereich immer alles anders. In der Regel so anders, indem alles sich in einer peinlichen oder lächerlichen Ecke wieder findet. Manchmal weiß man allerdings nicht, ob da nicht noch eine Steigerung möglich ist. Nur dann fehlen einem die Worte.

Bedienen sich andere Kommunen fleißig der vorhandenen Fördertöpfe aus Bund, Land oder der EU, geht Ennepetal an diesen Töpfen mit einer verächtlichen Mimik vorbei. Wir machen alles aus eigener Kraft, so die Botschaft. Wahrscheinlich macht die politische Zunft nicht einmal die jährliche Steuererklärung, weil das Finanzamt evtl. eine Rückzahlung machen könnte. Die Gefahr besteht ja.

Nachbarstädte machen für ihre Kinder und Erwachsenen mitten in der Stadt einen Freiraum, der auch fleißig genutzt wird. Und Ennepetal? Die jammern erst einmal darüber und werfen den Nachbarstädten vor auf ihre Kosten solche Investitionen zu tätigen. Warum? Ennepetal muss in die Umlagesysteme einzahlen, weil die Stadt offensichtlich nichts mit ihrem vielen Geld anfangen kann. Ok, das ist jetzt etwas übertrieben. Wenn man aber die Parameter der Umlage-Berechnung ansieht, so kann man diese verkürzte Aussage schon tätigen. Was wundert es einen? Das Ganze läuft schon seit Jahren so und in Ennepetal ist niemand in der Lage daraus zu lernen. Politisch und administrativ wird in Ennepetal seit Jahren blockiert und alle Beteiligten sind auf Tauchstation und beschäftigen sich mit sich selber. Kommt jemand mal aus der Deckung um mal für die Stadt etwas anzukurbeln, wird erst einmal alles zerredet und letztendlich von der Agenda abgesetzt. Und so entwickelte sich Ennepetal in den letzten 30 Jahren zu einer reinen Schlafstadt im doppelten Sinne.Das schöne Ennepetal, welches immer so gerne zitiert wird, ja, das gibt es. Man muss nur z.B. mal vom Hesterberg über Tal und Höhen schauen, so sieht man das schöne Ennepetal. Was aber hat die Politik und die Verwaltung damit zu tun? Nichts! So bleibt die Aussage über „das schöne Ennepetal“ nur ein schmücken mit fremden Federn.

                    

Und jetzt passiert etwas im Ennepetaler Koordinatensystem: Tischtücher werden zerschnitten und Karten werden neu gemischt. Ein neues Spiel? Die CDU Fraktion hat sich gestritten und dann zerstritten, was in einer Demokratie ein ganz normaler Vorgang ist. Heraus kamen zwei Fraktionen, wohl gemerkt, Fraktionen, nicht Parteien. Auf der einen Seite die CDE mit dem alten Fraktionsvorsitzenden Walter Faupel und auf der anderen Seite die CDU mit dem neuen Fraktionsvorsitzenden Bernd Decker. Bernd Decker (CDU) hatte ganz normale demokratische politische Verhaltensweisen an den Tag gelegt, er strebte die Führung der CDU Fraktion an und bekam sie auch. Nur hatte er nicht mit dem Ehrenvorsitzenden Walter Faupel (CDU) gerechnet, der letztendlich seine „Strippen“ wieder zog. Beide, Decker wie Faupel, scheinen das eigentliche Problem der Partei nicht zu sehen, nämlich, die Schärfung des Profils einer politischen Gruppierung. So sind die Grenzen zwischen den Ratsparteien nicht erkennbar." Ich bin dafür weil der Andere dagegen ist", gibt halt kein Profil her.

So stellt sich folgendes in Ennepetal dar: Die CDE schließt eine Zusammenarbeit mit dem politischen Gegner SPD aus und die CDU ist einer Zusammenarbeit von Fall zu Fall nicht abgeneigt. So wurde die Nagelprobe bei der Wahl von Anita Schöneberg (SPD) zur 1.Bürgermeisterstellvertreter geprobt, dies spülte Frau Schöneberg jährlich rund 5.000,– Euro mehr in den Geldbeutel. Das Nachsehen hatte der CDE Vertreter Ludger Brinkmann. Jetzt hat die CDU Fraktion die Karten neu gemischt. Nun könnte man meinen die Blockaden hinsichtlich der Weiterentwicklung der Stadt Ennepetal könnten sich lösen. Nur, die SPD befindet sich ja selber in einem desolaten Zustand. Kann man die SPD in Ennepetal nur als ein besseres Kaffeekränzchen bezeichnen, die mal immer wieder von besseren Zeiten träumt indem man von dem damaligen Arbeiterverein aus dem Jahre 1863 spricht. Lassalle, Liebknecht oder Bebel sind schon lange tot, die Zeiten haben sich total geändert, was man allerdings von der Ennepetaler SPD nicht sagen kann. Der Flächennutzungsplan wurde von der SPD nur mit einer Bemerkung bedacht, in dem Plan ist Bülbringen nicht eingezeichnet. Ein Gestaltungswille war in keiner Phase zu erkennen. Allerdings auch nicht von den anderen Parteien. 2009 die Kommunalwahl. Die SPD wusste ihre bundespolitischen Wahlaussagen auf den kommunalen Bereich herunter zu brechen. Wofür also steht die SPD? Für alles und nichts? Das Signal der Stellvertreterwahl von Frau Schöneberg war eindeutig – wir wollen einen Posten. Aber sieht es bei der CDU anders aus? Nein! Die Anträge für eine Hundewiese oder für einen zentralen Spielplatz sprechen eine beredte Sprache. Wir wollen was, wissen aber nicht wie.

Die Frage lautet jetzt: Können die beiden Fraktionen CDE und CDU eine Wende in der Ennepetaler Politik bringen? Es darf bezweifelt werden, wenn man bedenkt, dass auch die FDP und die Grünen eine „Häutung“ durchmachen. Und so bleibt nur der fromme Wunsch, die CDU Gruppe um Bernd Decker möge im politischen Koordinatensystem von Ennepetal einen Impuls geben, sodass die Bewegungslosigkeit aufgelöst würde. Eine Belohnung gäbe es sicherlich, indem Ennepetal aus der Bedeutungslosigkeit käme und sich damit auf das öffentliche Radarsystem setzen würde. Sogar die Umlage würde sinken, wenn Ennepetal endlich das tun würde, was nun mal eine Kommune tut – sich weiter entwickeln. Und unter Weiterentwicklung sollte man nicht die Steigerung von Gutachten oder Studien verstehen oder gar noch schlimmer mit den Geldern zocken, sondern konkrete Entscheidungen hinsichtlich einer besseren Kommune Ennepetal tätigen. Für die Natur haben wir ja schon mal jemand der sich kümmert, den haben wir aber schon seit tausenden von Jahren.

Wie gesagt, die Politik ist auch in Ennepetal angekommen. Vielleicht werden wir in Ennepetal auch demokratische Verhältnisse bekommen. Zumindest kann man sich das ja vielleicht wünschen – ist ja bald Weihnachten. Eine Revolution war das aber sicherlich nicht, es war nur eine demokratische Alltäglichkeit.

 

 

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal.
[Fotos der Collage Linde Arndt]

Wanderer zwischen den Welten

 

   
v.l: Kuratorin Dr. Eva Müller-Remmert und Walter Smerling, Direktor MKM Museum Küppersmühle
 

[jpg] Bernard Schultze, ein deutscher Künstler, ein Wanderer oder auch ein Träumer. 2005 ist er fast 90 jährig gestorben. Bis zuletzt lebte er seine Kunst. Dabei hätte er nach dem 2.Weltkrieg der Kunst lebewohl sagen können, denn ein Luftangriff zerstörte alle seine bis dahin geschaffenen Werke. Nicht so Bernard Schultze, er war schon auf einem Weg, einem Weg der sich in seinen Kunstwerken widerspiegelte. Er war auf diesem Weg ein Wanderer der suchte und viele Stationen durch lief, eine spannender als die Andere. Dazu kam für ihn die Wiederendeckung der informellen Kunst, des Informells. Keine Form, nicht Gegenstand alles ist fließend und grenzenlos.

So erweiterte er sein Œuvre um Skulpturen, die er als „Migofs" bezeichnete. Eine Wortschöpfung, sicher. Es zeigte aber auch seinen Hang zur Sprache wo er die Lyrik für sich entdeckte. Seine Spinnwebenschrift, Gedichte und Bilder verwunderte niemanden, denn er war doch ein Mensch, der sich  in einem inneren Dialog befand. Und so kommen wir zu den Welten, die Bernhard Schultze nach Belieben als Wanderer betrat. Es sind Welten wie Goethe sie in seiner „Seligen Sehnsucht“ in seinem „West-östlichen Divan“ so tiefsinnig zeichnete. Und so heißt es da in den letzten beiden Strophen:

 

Keine Ferne macht dich schwierig,
Kommst geflogen und gebannt,
Und zuletzt, des Lichts begierig,
Bist du Schmetterling verbrannt.

Und so lang du das nicht hast,
Dieses: Stirb und werde!
Bist du nur ein trüber Gast
Auf der dunklen Erde.

 

 Er (Schultze) verbrannte nicht, er kam der lebenspendenden Flamme jedoch immer näher und wusste um diese Werdung eines jeden Künstlers. Es ist immer eine Gratwanderung und sie inspirierte ihn immer aufs Neue. Seine großformatigen Bilder sind in ihrer Entstehung von einem Punkt beginnend eine Wanderung über die Leinwand, wo in einem Prozess ein atemberaubendes Werk entstand.

Collagierend seine Zungen-Collagen, die feine filigrane mäandernde Verästelungen aufweisen aus denen diese Zungen herausragen. An einem anderen Werk mag man sich bei naher Betrachtung in seine verwirrenden Strukturen verlieren. Wer hat es nicht schon erlebt, im Sommer auf einer grünen Wiese liegend, sich in den über sich dahin ziehenden Wolken zu verlieren. Ja, Bernard Schultze verleitet dazu sich zu verlieren, dieser Welt zu entfliehen um in einer vielleicht besseren Welt sich wieder zu finden. Und so sagte er 1990:

Das wichtigste, mein Zentrum, sind die großen narrativen Bilder, die große, ja endlose Erzählung, weil während des Malens […] immer wieder das Erzählerische ‚reinkommt, das Erzählerische nicht in Gegenständen, sondern in Formen, die man nachher entschlüsseln kann, wo man sagt: Was ist das? Das ist ein Gesicht von einer Hexe, das sind fliegende wilde Vögel! Ich gebe auch den Bildern die Titel in dieser Richtung, das lasse ich alles kommen […] – meine Arbeit ist die Kontrolle und der Bau, die große taktische Planung dieser Bilder.“

 

Muss man da noch was hinzufügen?

Sein „Fratzentanz um Atomängste“ zeigt sehr feinfühlig die verlogenen nicht vorhandenen Perspektiven der gesellschaftlichen Akteure. „Hofmanns Eskapaden“ erinnern an E.T.A.Hofmann diesen Dichter der sicherlich heute als Fantasiedichter durchgehen würde. Diese Eskapaden zeichnen eine Fantasiewelt der man sicher einmal folgen sollte, „Lebensansichten des Kater Murr“ ist z.B. so eine Welt von Hofmann, die zu solchen Inspirationen führen.

Dann wandte er sich den Skulpturen zu, die er „Migofs“ nannte. Es sind körperlose Figuren, die losgelöst eine figurative und assoziative Szenerie darstellen. Da quillt es, verzweigt sich, ist bespickt, steht – aber nicht auf Füßen –  es mutet an und macht neugierig. Sein „Turm-Migof“ ist so ein Exponat: Es entsteht hier etwas aus sich selber. Jedoch scheinen sich Wesen in diesem Exponat eingenistet zu haben, die dieses Werk nach vorne gebracht haben.

 
"Lynth"
   
"Turm-Migof"
   
"Herbst-Blätter-Scheuche"

Schultze reichte die Dimension der Malerei nicht. Er wollte die Grenzen überschreiten, immer wieder und so wie man es sieht mit großer Freude. Es ist seine Welt in der er sich staunend bewegte, sie auslotete und wieder mit einem Werk zurück kam. Avantgardist war Bernhard Schultze in seiner Zeit. Und Heute? Er ist einer der großen Künstler des 20. Jahrhunderts, den niemand missen möchte.

Das MKM Museum Küppersmühle zeigt in einer eindrucksvollen Retrospektive eine umfangreiche Werkschau von Bernard Schultze, die es ermöglicht in die Welt des Künstlers einzutauchen. Es sind Schlüsselwerke, die von Dr .Eva Müller-Remmert aus vielen Museen und Sammlungen mit der im MKM beheimatete Sammlung Ströher vereinigt wurden. Es ist eine Ausstellung, die einen in eine Gefühlswelt des Staunens führt und die neugierig auf jedes Exponat in diesen Welten macht.

 

Zur Ausstellungseröffnung sprachen:
Walter Smerling, Direktor
MKM Museum Küppersmühle

Dr. Eva Müller-Remmert
Kuratorin der Ausstellung

Petra Roth
ehemalige Oberbürgermeisterin
Frankfurt am Main

 

Kuratiert wurde diese Ausstellung von Frau Dr. Eva Müller-Remmert.

BERNARD SCHULTZE – GEGENWELTEN

19. Oktober 2012 – 20. Januar 2013

 

Öffnungszeiten Führungen:

Mi 14 – 18 Uhr Jeden Sonntag 15.00 Uhr
Do – So 11 – 18 Uhr sowie nach Vereinbarung
Feiertage 11 – 18 Uhr

 

Eintrittspreise

Ausstellungen 4,– €, Sammlung 6,– €, gesamtes Haus 8,– €,
ermäßigt 4,– €, Gruppen ab 10 Personen 4,– €, Kinder und Schüler frei

 

Katalog

Wienand Verlag, 2012, 150 Seiten, 29,80 € (Museumsausgabe)
ISBN 978-3-86832-125-8

 

Begleitprogramm

Im Labyrinth des Bernard Schultze: FarbPhantom und FormGespinst

 

Sonderführung mit Sabine Falkenbach
Mittwoch, 14. November 2012 – 16.30-17.30 Uhr
Eintritt: 8,– Euro an der Museumskasse, inkl. Eintritt in die Ausstellung
Anmeldung im MKM unter office@museum-kueppersmuehle.de
oder Telefon 0203 / 301948 -10

Das Koloristische und das Phantastische

Die Welt im Farbenrausch: Von Adam Elsheimer (1578-1610) bis zu James
Ensor (1860-1949) und Bernard Schultze (1915-2005)
Kurzseminar mit Sabine Falkenbach
Mittwoch, 21. November 2012 – 16.00-17.30 Uhr
Eintritt: 8,- Euro an der Museumskasse, inkl. Eintritt in die Ausstellung
Anmeldung im MKM unter office@museum-kueppersmuehle.de
oder Telefon 0203 / 301948 -10

 

Perlschwarz und schwer die Sommernacht“

Gedichte und Texte von und über Bernard Schultze
Lesung und Führung mit Sabine Falkenbach und Jörg Mascherrek
Mittwoch, 28. November 2012 – 18.30 Uhr
Eintritt: 9,- Euro an der Museumskasse, inkl. Eintritt in die Ausstellung,
Einlass ab 18.00 Uhr
Anmeldung im MKM unter office@museum-kueppersmuehle.de
oder Telefon 0203 / 301948 -10

 

Über die Gegenwelten des Bernard Schultze

Gespräch mit Peter Iden (Theater- und Kunstkritiker), Walter Smerling (Direktor
MKM) und Jörg Mascherrek (VHS Duisburg) in der Ausstellung
Donnerstag, 17. Januar 2013 – 18.30 Uhr
Eintritt: 6,- Euro an der Museumskasse inkl. Eintritt in die Ausstellung,
Einlass ab 18.00 Uhr
Anmeldung im MKM unter office@museum-kueppersmuehle.de
oder Telefon 0203 / 301948 -10

 

 

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Duisburg

[Fotos: © Linde Arndt – weitere Fotos in der Gallery]

Wieso macht der das?

       

[jpg] Es war das 4. Schwelmer Stadtgespräch, welches am 10. Oktober im Ratssaal bzw. ehemaligen Kreissaal des Schwelmer Rathauses geführt wurde. Die vorherigen Stadtgespräche fanden alle in den Räumen der Sparkasse Schwelm statt. So war der Ratssaal zu groß und durch die Struktur des Ratssaales kam auch keine Nähe auf, welche für solche Gespräche unabdingbar ist. Bürgermeister Jochen Stobbe saß da wo er immer sitzt wenn er eine Ratssitzung leitet und der Rest der Teilnehmer verteilte sich mit Abstand über die Räumlichkeiten. Im Laufe des Gespräches hatte man jedoch das diffuse Gefühl, als wenn ein Rechtfertigungsdruck über dem Bürgermeister lag.

 

   
Ralf Stoffels
              
Heinrich W. Maas

So kam einer Sitzposition, nämlich die von Ralf Stoffels von der Geschäftsführung der BIW Ennepetal (Unternehmergruppe), eine besondere Bedeutung zu, indem diese Position sich zu einer Art Anklageposition gegenüber dem Bürgermeister aufbaute. In dieser Reihe waren auch noch andere Unternehmerkollegen, wie der Rechtsanwalt und Vorsitzenden des Vereins "Haus & Grund Schwelm", Heinrich W. Maas anzutreffen. So wollte die Gruppe der anwesenden Unternehmer die politischen Gegebenheiten einer Kommune wie Schwelm nicht akzeptieren. Nur gute Argumente zählen im Hinblick z..B. der Rathausproblematik, so Ralf Stoffels. Richtig, wenn die Ratsparteien rationale Verhaltensweisen an den Tag legen würden!  Aber was ist denn wenn mit rationalen Argumenten den politischen Fraktionen diese Investition nicht zu vermitteln ist? Was ist denn wenn nur das richtige Parteibuch eine Entscheidung herbei führen kann? Wenn z..B. durch eine  falsche Entscheidung durch eine Mehrheit des Rates, der Bürgermeister vor dem Wähler diskreditiert werden soll, um eine bessere Position im Hinblick auf die Ablösung desselben für 2015 zu bekommen? Um in politischen Systemen eine Machtposition zu erlangen sind alle Mittel Recht und das gilt offensichtlich auch für Schwelm. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, die konservativ/liberale Ratsfraktion hat es noch immer nicht überwunden, dass es einen SPD Bürgermeister gibt. Die Demokratie ist schon ein schwieriges System, alles ist immer in Bewegung nichts ist von Dauer. Aber gibt es ein besseres System?

 

Ralf Stoffels erwähnte die Unternehmergespräche in Ennepetal, nur diese sind bisher nur als „Ball der Eitelkeiten“ am Buffet in Ennepetal durch Teilnehmer eingeordnet worden. Aus diesen Treffen sind bisher noch nicht einmal politische Positionen von einer Seite thematisiert worden. Einzig die bekannten steuertheoretischen Positionen der Herren Bilstein von der SIHK und Wilhelm Wiggenhagen von der Stadtverwaltung könnte man als Beitrag werten. Nur, mit der derzeitigen Gewerbesteuererhöhung der Stadt Ennepetal für 2013 um 39 Punkte hatte dieser Beitrag eine relative geringe Halbwertzeit.

Weiter sind die beiden Städte Schwelm und Ennepetal nur bedingt vergleichbar. Ennepetal ist eine fast reine Arbeits- und Wohnstadt ohne nennenswerte Einzelhandelsstrukturen oder kulturelle Aktivitäten und einem Image welches sicher nicht einladend wirkt, mit einer Wirtschaft die ganz andere Strukturen hat.

Die Kennzahlen Kauf- oder Steuerkraft Ennepetals sind ungleich größer als die in Schwelm, die auch letztendlich zu den Umlagen in Ennepetal führen und führten aber Ennepetal bei den Schlüsselzuweisungen leer ausgehen lässt.

Es ist reines Wunschdenken, wenn man Ennepetal einen Dialog zwischen Verwaltung und Unternehmertum unterstellt.

 

 

 Zur Investition Schwelmer Rathaus wurde nunmehr doch ein kostenpflichtiges Gutachten beauftragt, welches den tatsächlichen Raumbedarf feststellen soll. Dieses Gutachten wird in 15 Tagen auf dem Tisch liegen und in einer Klausurtagung am 25. Oktober 2012 diskutiert. Die Öffentlichkeit wird erst einmal außen vor bleiben um den schauspielerischen Leistungen einzelner Ratsmitglieder den Nährboden zu entziehen. So ist das eben in der sich abzeichenden Postdemokratie.

Allerdings muss man heute schon sagen, dieses Gutachten ist zuerst einmal für die Katz, wenn kein schlüssiges Nutzungskonzept vorliegt. Hier kneifen die Ratsmitglieder. Nur keine Visionen entwickeln. Also erst mal ein kostenpflichtiges Gutachten ( Es würde keinen verwundern wenn der Gutachter FDP Parteimitglied ist.) erstellen und dann sehen wir weiter. Hier hat Ralf Stoffels allerdings recht, diese „Gutachteritis“ ersetzt nicht den klaren Menschenverstand aber auch nicht die in Summe gemachte Lebenserfahrung. Der geballte Sachverstand der Stadtverwaltung wird bei solchen Handlungsweisen nicht abgerufen. Was für eine Verschwendung. Da nützt auch nicht der Einwand, die Ratsmitglieder wären doch nur ehrenamtlich im Rat der Stadt. Heißt das, die Ratsmitglieder wollten keine Verantwortung übernehmen und sind gezwungen worden ein Ratsmandat anzunehmen? Nein, es ist ja gewollt, wenn die Ratsmitglieder aufgrund ihrer Erfahrungen entscheiden. Dabei ist es unerheblich ob sie Bäcker, Metzger oder gar schlimmstenfalls Juristen sind. Auch ein Metzger oder Bäcker wird sich zuerst einmal fragen ob er zum Beispiel bei der Finanzierung eines Gebäudes nicht andere mit ins Boot holen sollte, was dann jedoch zu einem größeren Raumbedarf führt. Bäcker, Metzger und Gemüsehändler in einem gemeinsamen Haus, macht doch Sinn! Und solche Konstellationen senken den Finanzierungsbedarf des Einzelnen. Ein Rathaus mit weiteren Funktionen auch außerhalb des Verwaltungsbereiches bringt sicher eine Entlastung bei der Finanzierung.

 

       
Bürgermeister Jochen Stobbe beim 4. Stadtgespräch
 

Was war also noch besprochen worden?

Bürgermeister Jochen Stobbe zog eine durchaus positive Bilanz seiner fast zur Hälfte vergangenen Amtszeit, wobei er durch die Finanzkrise so manch eine Klippe umschiffen musste. Schwelm steht im Gegensatz zu dem vermeintlich reicheren Ennepetal  weitaus besser da.

Nachfolgend in Stichworten die angesprochenen Themen:

 

  • Bedingt durch den Stärkungspakt 2 ist es Schwelm gelungen nach 19 Jahre wieder einen genehmigten Haushalt zu bekommen.

  • Durch die z..Zt. erhöhten Steuereinnahmen müssen 6,3 Mio. Euro weniger an Schlüsselzuweisungen verkraftet werden. 2016 hätten wir einen Überschuss von 454 Tsd. Euro gehabt, der nun durch die fehlende Schlüsselzuweisung später kommen muss.

  • 78 Personen an Personal hat das Rathaus abgebaut, es zeichnet sich hier ein klares Ende ab. Weiterer Abbau kann nur nach Umschulungs- und Schulungsmaßnahmen erfolgen aber auch durch Einschränkungen von Leistungen.

  • Die Parteien sind aufgerufen, weitere Sparvorschläge einzureichen um einen ausgeglichenen Haushalt 2013 zu erreichen.

  • Wenn –  wie von den konservativ/liberalen Ratsmitglieder signalisiert –  nichts im Bereich des Rathauses passiert, müssen wir mit den erhöhten Kosten der Sicherheitsherstellung des Gebäudes leben. Die derzeitigen Maßnahmen, wie Dachabdeckungen mittels Plane können nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Die nächste Ratssitzung muss wegen der Sicherheit deshalb in der Gustav-Heinemann-Schule abgehalten werden.

  • Der Kreisverkehr Ochsenkamp/Hauptstraße kann nun als erstes zu einem Stadttor umgebaut werden; denn 90% der veranschlagten Finanzierungssumme in Höhe von 55.000,– Euro wurden durch Spenden eingeworben.

  • Die Sparkasse Schwelm wird nach Umbau zu einem neuen Mittelpunkt der Stadt Schwelm werden.

  • Das Brauereigelände ist auf einem Weg mit der Sparkasse eine neue Mitte darzustellen.

  • Der Bundesbahnhof steht nunmehr auf „Standby“, wobei der Investor aus Wetter sein Vorkaufsrecht wegen Vertragsschwierigkeiten mit der Deutschen Bahn  nicht ausüben möchte. Anders sieht es bei dem geplanten Zentralen-Busbahnhof aus. Hier ist die Finanzierung gesichert. Ob dieser Bahnhof nun kommt hängt von einer Neuplanung ab. Bekanntlich war der Zentrale Busbahnhof abhängig von den Baumaßnahmen am DB Bahnhof.

  • Der von der CDU/FDP/BfS herbei geführte Beschluss die Bismarck- und Gartenstraße als Einbahnstraße umzukehren ist nunmehr umgesetzt worden. Hier kursieren Unterschriftenlisten der Schwelmer die dies alles rückgängig gemacht sehen wollen.  Es rächt sich das  der zweite Schritt vor dem ersten Schritt (Erstellung eines Verkehrskonzeptes) gemacht wurde.

     

  • Die nächste Ratssitzung werden wir in der Aula durchführen, weil sich Behinderte angesagt haben die wir in das Rathaus nicht hinein  bekommen!

     

so die Ausführungen von Bürgermeister Jochen Stobbe.

 

Auf die gemachten  Einwände, die Stadt befindet sich im Widerspruch indem  auf der einen Seite keine Gelder da sind und auf der anderen Seite Gutachten in sechsstelliger Höhe in Auftrag gegeben werden, antwortete einer der Teilnehmer: Der Widerspruch löst sich auf wenn man bedenkt, dass die Ratsmitglieder sich fach-/sachlich beraten lassen wollen. Das damit die Kompetenz der eigenen Verwaltung in Frage gestellt wird, sieht man dabei wohl nicht. Und wie zuvor schon erwähnt, dies in solcher Form nie vorgesehen war.

Zurück zum Haushalt 2013 dessen Enden nicht mehr zusammen passen.

Wenn im Moment nicht wesentliches passiert müssten wir einen Gewerbesteuerhebesatz im 4stelligen Bereich einführen um letztlich aus der Haushaltssicherung herauszukommen. Dies wird zwar nicht passieren, soll aber verdeutlichen  dass die Sparanstrengungen noch wesentlich zu steigern sind, so Bürgermeister Jochen Stobbe auf eine Einlassung der Teilnehmer.

Und damit kommen wir zum Schwelmer Freibad, der Rat der Stadt hat trotz des Haushaltssicherungskonzeptes und gegen alle Sparbemühungen dem Förderverein 50.000,– Euro bewilligt, obwohl laut Beschluss 2010, 2013 nur ein Betrag von 40.000,– Euro eingestellt werden sollte. Der Förderverein möchte nunmehr für 2013 einen weiteren Betrag von rund 30.000,– Euro um das gekaufte Blockheizkraftwerk einbauen zu können.

Es kann allerdings nicht sein, wenn Ernst-Walter Siepmann von der BfS für die freiwillige Leistung der Stadt „Schwelme Bad“ Gelder in den Haushalt eingestellt sehen will und auf der anderen Seite lauthals und gebetsmühlenartig der Verwaltung das Sparen verordnet. Das sollte mal anders laufen; denn privatrechtlich geführte Betriebe sollten doch wirtschaftlich besser laufen, so der damalige Tenor.

Kommen wir zu der Rechtsfertigungsposition die Bürgermeister Jochen Stobbe zeitweise in diesem Gespräch eingenommen hatte. Zu Unrecht wie wir meinen. Anfangs seiner Amtszeit hat Jochen Stobbe was wesentliches gesagt: Andere machen die Gesetze, die Auswirkungen dieser Gesetze hat ein kommunaler Bürgermeister dann auszuhalten. Die Bürger der Kommune machen ihren Bürgermeister für dies alles verantwortlich. Es ist halt eine alte Binsenweisheit in unserem föderalen System Bundesrepublik Deutschland. Nur warum sollte ein Bürgermeister sich für Düsseldorf, Berlin oder Brüssel rechtfertigen? Wenn Bayern wegen des föderalen Finanzausgleichs vor Gericht zieht nachdem sie jahrelang gemeckert haben, so ist das eine Maßnahme die über das übliche Rechtfertigungsgespräch hinaus geht. Auch eine Kommune hat Einfluss auf die höheren Ebenen, sei es über den Städte- und Gemeindetag, sei es über eine Solidarisierungsaktion oder aber über die Parteien die ja immer mal wieder Parteitage abhalten um zukünftige Politik zu definieren.

Unsere Redaktion hat sich immer wieder gewundert wenn auf solchen Großveranstaltungen die Entscheidungsträger der Kommunen kaum Tacheles mit den Landes- oder Bundesfürsten reden. Man tut sich nichts. Warum? Wir haben ein freiheitliches System, welches uns noch nie in der Geschichte so viel Freiheit zugestanden hat, nur man sollte die Freiheit auch nutzen.

Und deshalb sollte ein Bürgermeister Jochen Stobbe sich nicht in eine Rechtfertigungs- oder auch gar in eine Verteidigungsecke drängen lassen, wenn er auf seine Heimatstadt stolz sein will und ihr dient.

Er hat zum Schluss wohl recht gehabt, indem er sagte: Wenn ich mich für Schwelm durch die politische Konstellation ( Die SPD/Grünen haben im Rat nicht die Mehrheit) auch nicht in Gänze einsetzen kann wie ich möchte, so darf ich doch auf das was Schwelm darstellt stolz sein. Das ist doch eine große und souveräne Position.

Zum Schluss sei noch erwähnt, außer dem SPD Fraktionsvorsitzenden Gerd Philipp sah man kein Ratsmitglied der konservativ/liberalen Fraktionen. Es scheint nicht zum guten Ton der konservativ/liberalen Ratsmitglieder zu gehören über die Probleme der Stadt reden zu wollen. Eher scheinen sie die Hinterzimmergespräche einer Postdemokratie zu bevorzugen.

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Schwelm

[Fotos: © Linde Arndt]

 

Diskreditierung von wirtschaftlichen Notwendigkeiten

[jpg] In jungen Jahren hatte ich immer mit meinem gebrauchten PKW ein Problem, ich konnte mich aus finanziellen Gründen nicht von ihm trennen. Nur irgendwann war nichts mehr zu reparieren, die Schweißarbeiten konnten den Rost nicht mehr zur Gänze vertreiben, der Sprit- und Ölverbrauch war in nie angedachte Höhen angelangt, der Pkw musste auf den Schrottplatz. Die Reparaturkosten waren so hoch geworden, dass ich aus wirtschaftlichen Gründen einen neuen PKW kaufen musste.So geht es nun mal mit allen Wirtschaftsgütern, die durch ihren Gebrauch nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden könnten. Manch eine Partei würde jedoch gerne dieses Auto weiter betreiben um den wirtschaftlichen Notwendigkeiten nicht ins Auge sehen zu müssen.

Und so haben wir einen dieser Fälle in Schwelm beobachten können – das Schwelmer Rathaus.


Bürgermeister  Jochen Stobbe                         Foto: © Linde Arndt
  Da fällt dem Bürgermeister von Schwelm, Jochen Stobbe,  in seinem Rathaus buchstäblich die Decke im November 2010 auf den Kopf.

Die gesamte 3. Etage musste abgesichert und statisch überprüft werden. Das Rathaus ist so an die 60 Jahre alt und wurde in einer Zeit gebaut, wo man die heutigen modernen Baumaterialien und Bauweisen nicht nutzen konnte, weil nicht vorhanden. Es musste schnell fertig werden, was an Material da war, wurde genommen.Zuerst wurde das Gebäude als Kreishaus genutzt, wobei das Rathaus damals in der Moltkestrasse war.

Und so wunderte man sich nicht als man eine mit Gips verputzte Decke vor sich sah.

Die Molkestrasse  wurde und wird aber noch weiter genutzt. Schwelm übernahm das Haus an der Hauptstrasse damit von der EN- Kreis Verwaltung.

Nach diesem Deckeneinsturz hatte der Schwelmer Bürgermeister Jochen Stobbe einen Glücksgriff. Die Düsseldorfer Landesregierung bot ihm, als sie von diesem Vorfall hörte, ein kostenloses Gutachten als Pilotpojekt an.

Das Gutachten sollte drei Entscheidungs-szenarien hinsichtlich des Handlungsbedarfs zum Rathaus wirtschaftlich berechnen. Wobei ausdrücklich die Finanzierung eine vorrangige Rolle spielen sollte, immerhin steht Schwelm in einem Haushaltssicherungskonzept und die Stadtkasse ist nicht gerade prall gefüllt.

 
Bürgermeister  Jochen Stobbe             Foto: © Linde Arndt

1. Nur den Erhaltungsaufwand des Rathauses zwecks Sicherheitsherstellung tätigen.
2. Das Rathaus sanieren und modernisieren, einschließlich energetischer Überarbeitung
3. Ein neues Rathaus unter Einbeziehung der bestehenden Nebengebäude bauen.

In einer einberufenen Pressekonferenz wurde das der Presse mitgeteilt. Da das Gutachten kostenfrei  war, machte diese Begutachtung auch Sinn im Hinblick der finanziellen Möglichkeiten. Immerhin kommt sonst ein Gutachten in der Regel locker auf eine 5 stellige Euro Summe.
Um einen Überblick über den Zustand des Rathauses zu bekommen, gingen wir bewusst an diesem Tage durch das Gebäude. Behindertengerechter Zugang in alle Räume bzw. ins Rathaus war nicht vorhanden. Am Aufzug hing sogar ein Schild, für Rollstuhlfahrer nicht geeignet. Wir sahen schadhafte Fenster, zu hohe Räume die sicher einen enormen Heizkostenbedarf haben, Wasserleitungen aus Blei die wegen der Bleilässigkeit in Neubauten aus gesundheitlichen Gründen (  Bleierkrankungen die zur Invalidität führen können )  verboten sind, schlecht zugeschnittene Räume. Es ist halt ein Gebäude welches nach dem Weltkrieg seine Berechtigung hatte. Man sah zu, ein paar Räume bzw. Boxen  für die Mitarbeiter zu schaffen, plus ein oder zwei Besprechungszimmer, das war es.

Immer mal wieder erkundigten wir uns nach dem Gutachten. Letztendlich war dieses  Anfang 2012 im Rathaus Schwelm. Nur der Rat der Stadt hatte sich entschlossen, dass Gutachten als „Nichtöffentlich“ zu deklarieren. Nach einigem hin und her bekam ich den Inhalt des Gutachtens zu Gesicht. Warum dieses Gutachten als  „Nichtöffentlich“ eingestuft wurde, ist mir vollkommen schleierhaft. Dieses Gutachten stellt eine betriebswirtschaftliche Betrachtung der obigen unter 1. – 3. vorgegebenen Aufgabenstellungen dar.


FDP-Fraktionsvorsitzende Michael Schwunk           Foto: © Linde Arndt
  Es sind wohl andere Interessen vorhanden, warum dieses Gutachten als „nichtöffentlich“ eingestuft wurde. Die Öffentlichkeit sollte im Unklaren gelassen werden um sodann mit nicht überprüfbaren  Inhalten des Gutachtens einen politischen Vorteil zu erlangen. Und so war es nicht verwunderlich, als der FDP-Fraktionsvorsitzende Michael Schwunk mit seiner Interpretation des Gutachtens Stimmung machte. Nach Schwunk hatte Bürgermeister Stobbe schon einen Neubau beschließen wollen um sich damit ein Denkmal zu setzen. Da werden mal schnell aus 16 Mio Euro 20 Mio Euro. Macht ja nichts, die Öffentlichkeit kann ja nichts überprüfen, weil Nichtöffentlich. Auf Grund unserer Informationen suchten wir Bürgermeister Jochen Stobbe auf,  um letztendlich den Stand der Diskussion zu erfahren.

Nichts ist beschlossen, so Jochen Stobbe. Wir befinden uns noch in der Entscheidungsfindungsphase und danach ist noch eine vierte Variante im Gespräch, sagte uns der Bürgermeister.

Die Stadt hat wie alle Städte im Laufe der Jahre verschiedene Probleme bekommen, die mehr oder weniger  Zwischenlösungen zugeführt wurden. Da sind die Probleme der Archivierungen, da sind die Probleme des IT Bereiches und da sind die Personalprobleme. Und dann sind durch die drei städtischen Standorte Energieverluste hinzunehmen indem Personal physisch nicht an einem Ort ist. Das kostet. Was aber auch noch erörtert werden könnte, sind die Aufgabenstellungen, die vom Kreis und evtl. anderen Städten übernommen werden könnten. Dies würde zu einer Entlastung des eigenen Haushaltes führen. Dann könnte man einmal eine Mischkalkulation erörtern indem man einen größeren Raumbedarf baut, den man bei Bedarf wieder zurück mietet. Durch Aufgabe des Standortes Hauptstrasse würde ein Durchstoßen zur Ehrenbergerstrasse möglich. Stadtplanerisch würden sich damit eine ganz andere Möglichkeit für einen Investor eröffnen. So das Gespräch mit dem Bürgermeister.

 
  Rat der Stadt Schwelm im Sept. 2011                                                                                       Foto: © Linde Arndt
 

Tatsächlich würden alle Parteien sich der Diskussion über die Lösungsmöglichkeiten nicht entziehen wollen. Das der FDP-Fraktionsvorsitzende Michael Schwunk jetzt an die Öffentlichkeit geht ist eben dem politischen Geschäft zuzuschreiben.

Nicht gut sollte man die Stimmungsmache des FDP-Fraktionsvorsitzenden Michael Schwunk bewerten, der zwar im eigenen Interesse Punkten kann, die Schwelmer jedoch außen vor lässt. Der FDP-Fraktionsvorsitzende Michael Schwunk vermittelt den Eindruck als wenn die ehemalige Pünktchenpartei  die Schwelmern mit einer Baracke versehen würde. Das die erste Variante, also die bevorzugte Variante des Herr Schwunk, auch die teuerste Variante ist, wird aus politischen Gründen jedoch verschwiegen. Kann ja keiner was nachprüfen. Und die Ratsmitglieder sind zur Verschwiegenheit verpflichtet. Was tut man nicht alles um 2014 wieder in den Rat einziehen zu dürfen. Und bei derzeit 4 – 5% und einer schlechten Performance muss die FDP einiges tun. Um es kurz zu machen, es ist schlicht weg unredlich und unseriös wenn man Entscheidungen unterstellt die noch nicht getroffen wurden. Ob das aber im Sinne der Schwelmer Wähler ist, kann  man getrost bezweifeln. Oder war der FDP Fraktionsvorsitzende Michael Schwunk sauer, weil ein Gutachter und FDP Parteifreund nicht mit einem kostenträchtigen Gutachen zum Zuge kam? Denkbar wäre das.

So bleibt zu hoffen, dass der FDP-Fraktionsvorsitzende Michael Schwunk sich wieder den Notwendigkeiten des Problems Rathaus stellt um an einer optimierten Lösung mit zu arbeiten. Denn dafür wurde er gewählt und nicht als Stimmungskanone der FDP, der den Schwelmern ein X für ein U vormacht. Und als Justitiar des Arbeitgeberverbandes sollte er sicherlich eine andere Argumentationsstrategie bevorzugen; denn diese Strategie kostet sehr viel mehr an Steuern die auch die Arbeitgeber aufbringen müssten. Am besten Schwunk fragt einen der vielen Kaufleute oder Betriebswirte seines Arbeitgebers nach der Entscheidungsoptimierung im Zusammenhang mit dem Schwelmer Rathaus. Die werden ihm sofort sagen, nichts tun und die Stimmungskanone geben ist in der Regel die teuerste Lösung.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Schwelm

 

Kennzahlen, Bürgerhaushalte und sonstiges Gedöns im Ennepetaler Rat

 

[jpg] Es ging in dieser Sitzung des Rates vom 27.September 2012 noch um ein Kennzahlensystem. Kennzahlen machen Verwaltungen vergleichbar, machen sie transparenter, motivieren oder zeigen den Stand der Dinge an. In einem kommunalen System sollten Politik und Verwaltung jedoch zusammen arbeiten um ein gemeinsames System aufzubauen.

Die ermittelten Kennzahlen sollten periodisch vorgelegt werden um evtl. Entscheidungen herbeizuführen.

Die nun von der Stadt Ennepetal angedachten Kennzahlen kann man nur mit dem Wort Unsinn titulieren.

Was für einen Sinn macht eine Kennzahl :

  • Kosten der Politik pro Einwohner

  • Kosten von Ehrungen

  • Anzahl von Beschäftigten unter 40 Jahre

  • Qualität von Verwarnungen im ruhenden Verkehr

Und so geht es in einem fort weiter. Nur, wer will so was wissen?

Will der Kämmerer mit der Flüstertüte durch Ennepetal fahren und dem einzelnen Bürger die Pro Kopf Kosten zubrüllen? Der Bürgermeister den 90 jährigen bei der Gratulation die Kosten seines Daseins als Flyer überreichen? Oder der Personalrat sich an den unter 40 jährigen erfreuen, während er seinen Rentenbescheid durchliest? Sorry, bei den Beamten heißt das ja Pensionen. Und soll das Knöllchen an einem Pkw besonders gestaltet und an den selben trappiert werden? Und weiter was für ein politisches Ziel oder was für eine Zielvereinbarung soll oder kann man aus den vorgenannten Kennzahlen ableiten?

Es ist in Ennepetal wie immer, ewig greift die Verwaltung in die Kloschüssel.

Versuchen wir mal wieder Verwaltung und Politik auf den Weg zu bringen.

Beispiel Kennzahl: Frauenanteil in der Verwaltung (anonymisiert)

Dazu benötigen wir nur die Datenbank der Personalabteilung, die Gesamtzahl des Personals wird in Relation zu dem weiblichen Personal gestellt. Heraus kommt die Prozentzahl die den weiblichen Anteil der Verwaltung darstellt.

Politisch kann nun der Rat definieren, es soltle innerhalb des Zeitraumes X  50% der Verwaltung aus weiblichen Mitgliedern bestehen. Das Beispiel habe ich deshalb genommen, weil im Moment die politische Diskussion über den Frauenanteil wieder aufgenommen wurde und diese Kennzahlen recht einfach zu ermitteln sind. Man kann dieses Kennzahlensystem ausbauen, indem man den Anteil der Frauen auf den verschiedenen Ebenen untersucht. Und da gibt es viele Kennzahlen die der Politik an die Hand gegeben werden können. Nur will die Politik in Ennepetal so was? Ist die Politik nicht zufrieden wenn die Ratssitzungen abgesessen werden können?

Nun sagt die Verwaltung man müsse 4.500,– Euro aufwenden um solch ein System aufzubauen. Sicher mag das bei den Modulen des IKVS (InterkommunalenVergleichssystem) sein, denn die müssen ja sicher auch was verdienen. Nur, Ennepetal hat eine IT Abteilung und die wird doch noch in der Lage sein eine Datenbank abzufragen und das Ergebnis in einer Liste aufzuführen. So wie ich die IT Leute mit ihren schicken und teuren Apple Notebooks und sonstigem Gerät rumlaufen gesehen habe wird das ein Klacks sein. Apple arbeitet auch mit Bits und Bytes und eine Abfrage wird auch dort mit einem Query eingeleitet. Oder sind die schicken Geräte nur zum spielen? Im Grunde kann man solch ein System mittels eines Scriptes aufbauen, welches aufgerufen wird und nach Eingabe ein Ergebnis liefert. Kostet nur die Stunden Programmierarbeit. Eines ist jedoch wesentlich: Es muss ein vermittelbares Kennzahlensystem sein und es muss pragmatisch und nachvollziehbar aufgebaut sein.

 

Kommen wir zu dem nächsten Griff der Verwaltung in die Kloschüssel, dem Bürgerhaushalt.

Bekanntermaßen besteht ein Haushalt aus zwei Seiten, kurz, aus Einnahmen und Ausgaben. Nun hat Ennepetal auch zwei Probleme, es hat zu wenig Einnahmen und zu viel Ausgaben. Ennepetal hat zwar 5 Weltfirmen, davon 1 Weltfirma mit einer Milliarde Umsatz per Anno, aber Ennepetal ist auch arm wie der Ennepetaler Bürgermeister Wiggenhagen nicht aufhört zu betonen.

Und da kam man auf die Idee, einen Bürgerhaushalt ins Leben zu rufen. Nur in anderen Städten versucht man die Bürger zumindest an dem Haushalt zu beteiligen,  indem man den partizipativen Haushalt zumindest im Ansatz umsetzt. Allerdings sind alle Kommunen vom Beispiel von Porto Alegre (Brasilien) weit entfernt dort wird über Investitionen diskutiert und Prioritäten definiert und festgelegt. Ennepetal trottet wie immer weit hinter den anderen deutschen Kommunen her. Es fehlt der Mut mit seinen Bürgern etwas Neues zu wagen. Und so ist der immerhin schon zweite Bürgerhaushalt zu einer Sparideemaßnahme verkommen. Da schlägt eine Kristina auf der Bürgerhaushaltseite die Erhöhung der Gewerbesteuer auf 450% Punkte vor, was ja auch geschehen ist. Was aber machen wir jetzt mit den Mehreinnahmen von immerhin rund 3,9 Mio. Euro? In einem ernsthaft organisierten Bürgerhaushalt würde über die Verwendung dieses Betrages eine Diskussion mit den Bürgern geführt. Macht ja auch Sinn. In Ennepetal gibt es höchsten einen kleinen Preis. Schade, es wäre eine Möglichkeit gewesen Bürger mehr in die Verantwortung zu bringen. Und es wäre Demokratie an der Wurzel umgesetzt worden. So wird allerdings nur eine Seite der Medaille bedient.

Über die Mittelverwendung wird die Stadtverwaltung bestimmen und der Rat wird das Ganze absegnen. Aber Bürgerhaushalt hört sich doch gut an, obwohl dies eine Mogelpackung in Ennepetal ist.

 


Walter Faupel (CDU)

Sabine Hofman (Bündnis Grüne)

Wolfgang Frey (FDP)
 

 

Kommen wir zu dem Gedöns in Ennepetal.

Nachdem der CDU Vorsitzende Walter Faupel von seinen Ämter zurück trat, machte es ihm der Vorsitzende der FDP Wolfgang Frey nach. Er trat nicht nur von seinen Ämtern zurück, sondern gab auch sein Ratsmandat zurück. Und das alles ab dem 1.Oktober 2012, Nachrücker wird wahrscheinlich Diedrich Drewnick. Vor den beiden hatte sich Sabine Hoffmann von den Bündnisgrünen „aus dem Staub“ gemacht und in der Stadtverwaltung ein gut bezahltes Unterkommen gefunden.

Alle drei Personen sind seit Jahren im Rat der Stadt Ennepetal. Nun sollte man meinen diese Menschen hätten für Ennepetal etwas bewegt. Meinetwegen der Bürgermeister wüsste über besondere Aktivitäten, Ideen, Besonderheiten oder besondere Sacheinsätze zu berichten die der Stadt gut getan hätte. Jedoch wusste man in allen drei Fällen nur über die gute Zusammenarbeit zwischen Rat und Stadtverwaltung zu berichten. Inhalte hat es offensichtlich nie gegeben.
Es ist so als wenn man den Pförtner einer Firma in den Ruhestand gehe ließe. Auch er hat immer freundlich gewunken wenn der eine oder andere durch das Tor der Firma ging oder fuhr. Und als er aufhörte? Da winkte eben ein anderer, heute ist der Andere durch ein voll automatisches Computersystem ersetzt worden, welches mit einer digitalisierten Stimme den autorisierten Einzelnen begrüßt oder verabschiedet.

Sind also Faupel,Frey und Hoffmann nur analoge Vorboten eines kostengünstigeren digitalen Systems? Es scheint so. Denn sonst hätte man doch über die drei Politiker mehr Inhalte auf zeigen können. Nun sind wir (EN-Mosaik) seit fast 4 Jahren im Rat der Stadt und haben alle drei Persönlichkeiten kennen gelernt. Inhalte, wie Ideen, Gedanken oder gar Konzepte, stimmt, die wurden von den Dreien in diesem Zeitraum nicht erbracht, es ist so als wenn alle drei nie dagewesen wären.

Und wenn etwas nicht gewesen war, so nennt man es Gedöns und das Reden darüber Dönekes und zwar da wo ich her komme, aus dem Bergischen.

 

 Kommen wir zum nächsten Gedöns – der Berlet Ansiedlung.

 So nebenbei teilte der BM Wiggenhagen mit, es wäre zwischen der Stadt Ennepetal und der Firma Berlet ein Vertrag unterzeichnet worden. Toll! Nur über die Inhalte wollte Wiggenhagen sich nicht aus lassen, er verwies auf den November 2012 an dem er dem Rat den Vertrag vorlegen wollte.Selbst ob es ein Kaufvertrag oder nur ein Letter of intent bzw.Memorandum of Understanding ist  wusste Wilhelm Wiggenhagen nicht zu sagen. Da an dem Vertragswerk zwei Anwälte mit gewirkt haben, wird es etwas sein, was sich Wilhelm Wiggenhagen von einem weiteren rechtskundigen Menschen erst erklären lassen muss. Na denn.

Es ist schon eine schlimme Sache da wird von dem ehemaligen Wirtschaftsförderer Wiggenhagen evtl das letzte Filetstück in Milspe veräußert und dann kein Wort an die Öffentlichkeit. Da wird eine in vielerlei Hinsicht fragwürdige Investition eingestielt und alles ist ruhig. Wiggenhagen hat doch mit dem Heilenbecker Zentrum und den Discountern den "Niedergang des Stadtteils Milspe" befördert. Und der Rat lässt Wiggenhagen in Sachen Berlet wieder mal schalten und walten? Oh, was ist Ennepetal schön. Wie immer kommt es auf den Standort der Person an, die Ennepetal schön findet. Wenn es mir gut geht, klar ist Ennepetal dann schön. 

Fast unbemerkt gab der Kämmerer eine wesentlich Personalie bekannt: Der Personalbestand ist so aufgebaut, dass es nicht mehr möglich ist Personal umzusetzen. Heißt, wenn jemand ausfällt kann die- oder derjenige nicht durch einen anderen Kollegen ersetzt werden. Es sind also keine Möglichkeiten der Umschulung vorhanden. Ein Unding in vielerlei Hinsicht. Aber das ist eben Ennepetal in Aktion. Im Grunde kündigt Kaltenbach heute schon Neueinstellungen an. Oder muss wieder ein netter Parteisoldat in der Stadtverwaltung entsorgt werden? Warten wir es ab. Der Rat der Stadt interessiert sich augenscheinlich für solche Dönekes nicht.

 

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal

[Fotos und Collage Linde Arndt]

 

Ennepetaler Haushalt 2013 – wir haben alle keine Ahnung

 


v.l.:Bürgermeister Wilhelm Wiggenhagen und Kämmerer  Dieter Kaltenbach                             Foto:  © Linde Arndt
   [jpg] Was haben wir doch für einen klugen Kämmerer. Wie immer musste er uns mehrfach sagen, dass alles so schwierig wäre, er aber versucht uns das einmal zu erklären. Er kann es nicht lassen dem Rat als auch seinem kompletten Umfeld die Kompetenz abzusprechen. Nur, die Stadt und der Rat hatten 2006 beschlossen am Kapitalmarkt zu „zocken“, der dusselige Wähler und auch die Presse nicht. Sieht man sich den rund 800 Seiten Haushalt an, bemerkt man rund 200 Seiten nur mit Nullen bedruckt, die man bei etwas Gehirnschmalz auch im Druck hätte unterdrücken können. Das sind immerhin fast 10.000 Seiten Papier die man einsparen konnte. Und überhaupt, das Sparen ist seit Jahren ein Thema in der Ennepetaler Stadtverwaltung. Wie eine Monstranz trägt man ein Sparschild vor sich her, damit auch ja keiner auf den Gedanken kommt von der Stadt etwas zu verlangen.

Musikschule, Kultur, Spielplätze, Kitas oder womit auch immer wir nicht breitenwirksam Imagewerbung machen können, da heißt es  "wir müssen sparen". Und damit sind wir jetzt bei den Inhalten des Ennepetaler Haushaltes. Dieser Haushalt ist eine Fortschreibung der Prioritätenliste aus irgendeiner grauen Vorzeit. Das sich die Zeiten total, und zwar Jahr für Jahr, geändert haben scheint man im Rat oder in der Stadtverwaltung nicht mit bekommen zu haben. Was wie immer fehlt, ist eine politische Handschrift, die eine Zielvorstellung für die Kommune aufzeigt. Es ist ein Haushalt der wie  von einem Buchhalter vorgelegt wurde, den die gesellschaftlichen Probleme wenig oder auch gar nicht interessieren.

Als 2008/2009 die Steuereinnahmen auch in Ennepetal wegbrachen, mussten die Ausgaben den Einnahmen angepasst werden. Da dies jedoch „nur“ bei den freiwilligen Ausgaben möglich war, musste entweder nach der „Rasenmähermethode“ (lineare Kürzung) oder nach einer intelligenteren Lösung von „Kürzungen“ gesucht werden. Die Stadt Ennepetal entschied sich für eine Mischung aus „Rasenmähermethode“ und vermeintlich intelligenter Lösung. Bestimmte Bereich wurden überproportional gekürzt, andere nicht angetastet und einige sogar erhöht. Die Prioritäten der frewilligen Leistungen zu verändern, darauf kam niemand.

Fatal war auch, dass sich die Stadt gegen ein HSK stemmte obwohl die Bedingungen schon längst eingetreten waren. Der derzeitige Kämmerer Kaltenbach musste denn auch mit einem nicht genehmigten Haushalt leben und darüber hinaus musste er fachlich und sachlich sehr teure Berater einkaufen um das Desaster des nicht genehmigungsfähigen Haushaltes wieder in geordnete Bahnen zu bringen.

Dass dadurch sehr hohe und nicht genannte Verwaltungskosten (fremde und eigene), sowohl bei der Stadt  Ennepetal als auch beim Kreis entstanden, muss man nicht weiter erwähnen. Den Rat der Stadt kümmerte es damals nicht, es war ja nicht das eigene Geld oder anders gesagt: Demokratie ist eben eine teuere Angelegenheit, wie Volker Rauleff (SPD) immer so „nett“ sagt.

 
Volker Rauleff (SPD)     Foto:  © Linde Arndt

 Kommen wir zu der dramatischen Inszenierung dieses Haushaltes 2013 in der Ratssitzung vom 27. September 2012, dem die politischen Grundlagen fehlen. Es sind weder Elemente einer konservativen, noch einer liberalen oder gar progressiven Politik zu erkennen. Und so überschrieb der Kämmerer seine Haushaltsrede mit:


Kämmerer Dieter Kaltenbach            Foto:  © Linde Arndt
 

Haushalt 2013 – Chancen, Perspektiven und Risiken“

Vorab wurde uns ein Script der Rede überlassen, von dem der Kämmerer oft, zu oft, abwich. Es gilt zwar das gesprochene Wort, wenn aber das gesprochene Wort das geschriebene Wort dominiert, so ist das Script etwas zweifelhaft.
Die Chancen dieses Haushalts sind, gem. Aussage des Kämmerers, die Stadt Ennepetal kann das Haushaltssicherungskonzept mit den bekannten Einschränkungen, wie Duldungen und dergleichen, 2014 vergessen. Aber, so der Kämmerer, die Stadt Ennepetal hat weiter die bekannten finanziellen und strukturellen Probleme. Also keine Chance? Und so geht es weiter mit den Chancen, wir haben welche, aber vielleicht auch nicht. Der Kämmerer nennt das die positiven Aspekte und Perspektiven der Haushaltsplanung.

 

 Dann entschuldigte sich der Kämmerer für die Steuererhöhungen die er vorschlägt, den Hebesatz von 411 auf 450 Prozentpunkte zu erhöhen. Begründet wird diese Steuererhöhung mit den 64 Mio. Euro an Mehrausgaben. Und warum diese Mehrausgaben von 64 Mio. Euro entstanden sind, klar, es sind die gezahlten Kreisumlagen oder andere Umlagen, die das Land NRW festlegt. Der Kämmerer zweifelt an der Gerechtigkeit dieser durch das Parlament aufgegebenen Umlagesysteme, die der Stadt Ennepetal teurer zu stehen kommen, und zwar Jahr für Jahr. Er geht sogar soweit, die Berechnungen, die zu diesem Ergebnis führen in ihrem Wesen anzuzweifeln. Letzendlich möchte die Stadt Ennepetal diese Umlagesysteme durch einen Rechtsbeistand prüfen lassen und gegebenenfalls klagen. Die Schulden der Stadt Ennepetal sind also auf die ungerechten Umlagen zurückzuführen? Nicht nur das, in seinen Aussichten versteigt sich der Kämmerer,  indem er den „Stärkungspakt“ Stadtfinanzen der NRW Landesregierung für Ennepetal nicht nur als schädlich ansieht, sondern ist auch der Auffassung, dass damit die Stadt in die Schulden getrieben wird.

Im Grunde sieht der Kämmerer sich von allen umliegenden Städten ,Kreisen aber auch den Parlamenten falsch behandelt. Alle wollen das Geld von Ennepetal, nur weil man reicher ist als alle anderen Kommunen  (bis auf weitere 4 Kommunen). Mir wären, wenn ich es nicht besser wüsste, manchmal die Tränen gekommen.

Wir leben in einem Sozialstaat, indem der Stärkere für den Schwächeren einsteht. Was haben sich der parlamentarische Rat, also die Gründungsväter und -mütter der Bundesrepublik Deutschland, bei diesem Sozialstaatsprinzip gedacht? Die Ennepetaler Arbeitnehmer bei Dorma, Febi u.a. kommen in der Mehrzahl aus anderen Städten. Andere Städte müssen für diese Arbeitnehmer Infrastrukturen vorhalten, wobei die Ennepetaler Unternehmen ihre Gewerbesteuer in Ennepetal abführen. Damit auch morgen diese Arbeitnehmer in beiden vorgenannten Firmen produzieren können, hilft der Kreis den anderen Städten bei der Bewältigung ihrer Aufgaben. Dieses System geht aber noch viel tiefer. Um es mal salopp zu formulieren, die Umlagen gehen immer von einer Leistungsfähigkeit einer Kommune aus. Eine einfache Formel: Kann die Kommune mit ihren Einnahmen nichts anfangen, so wird ihr ein gehöriger Teil durch eine Umlage abgenommen. Die Aussichten sind denn wie auch immer. Wenn alles klappt, wird nach dem Haushaltssicherungskonzept die Stadt Ennepetal wieder alle Überschüsse in den Sparstrumpf stecken. Und diese Rede endete indem der Kämmerer weitere Ausgaben die durch andere entstehen aufzählte. Armes Ennepetal, wenn die Anderen nicht wären – tz,tz,tz.

Als die Rede endete war es zuerst ein Sozialdemokrat, Herr Rauleff, der dieses Sozialstaatsprinzip als für Ennepetal belastend einordnete. Rolf Hüttebräucker von den Freien, fiel denn auch in das Lamento des SPD Fraktionsführers mit ein.

Hätten diese Herren 2006 als sie die Zockerei beschlossen hatten einmal nachgedacht, wäre Ennepetal vieles erspart geblieben.

Hätten diese Herren bei den Aufstellung des Haushaltes 2010 nicht so herum geeiert, hätte Ennepetal sicher sehr viel Geld gespart. Es sind so viele Dinge die in Ennepetal bei den Finanzen schief laufen, mit recht kann man sagen: Die sind es selber Schuld.

 
Rolf-Dieter Hüttebräucker (FWE) Foto:  © Linde Arndt

Es ist in fast allen Städten guter Brauch und Tradition, den Haushalt vom Bürgermeister und vom Kämmerer vorzulegen. Dabei bemerke ich immer wieder eine gewissen Rollenverteilung. Der Bürgermeister gibt seiner Stadt Bestätigung und Mut einen Weg zu gehen der seiner Stadt gut anstehen wird. Er zählt die schon getätigten Leistungen in der Vorzeit auf und zeigt auf zukünftige Projekte, die man gemeinsam in Angriff nehmen sollte. Der Kämmerer erbringt die dafür notwendigen finanziellen Mitteln indem er mit seinem Bürgermeister sich vorher abspricht. Er unterlegt seinen Haushalt mit anschaulichen Grafiken, die einen unbefangenen Dritten in die Lage versetzen die Materie zu verstehen. Was der gute Kämmerer nicht macht, er spricht seinen Zuhörern nicht die Kompetenz ab. Es ist schon gut wenn man sich in anderen Kommunen und Kreisen ein alternatives Bild machen kann. Als Ennepetaler Lokalreporter würde ich sicher den mir vorgesetzten Einheitsbrei glauben. Als Journalist kann ich über solch eine Inszenierung nur den Kopf schütteln. Und das Schweigen der Politischen Instanz nach dieser Rede sprach für mich Bände.

 

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal

 

 

Prometheus der Menschenfreund

Prometheus Aufführung der Ruhrtriennale 2012[jpg] Es geht um Wort, Tat, Raum und Zeit. Dieses sind die hervorstechendsten Inhalte des Prometheus nach Aischylos. Carl Orff erkannte offensichtlich die Zeitlosigkeit dieser Tragödie und schuf dieses eindrucksvolle Musiktheater. So ändern sich die Zeiten, in meiner Schulzeit hätte ich für dieses Aischylos Drama in der Übersetzung die größten Probleme bekommen. Damals kannten die Altphilologen unserer Schule keine Gnade, es musste übersetzt werden. Am 16. September war Premiere des Prometheus nach Aischylos von Carl Orff in der Duisburger Kraftzentrale Im Rahmen der Ruhrtriennale. Das ganze Stück in Altgriechisch und das mit meinen weniger als rudimentär zu nennenden Sprachkenntnissen. Es kam aber ganz anders, denn Peter Rundel (Musikalische Leitung) und Lemi Ponifasio ( Regie, Bühne und Kostüm ) brachten einen Prometheus zur Aufführung,  der die Inhalte erfahr- und erfühlbar machte. Musik als Sprachverstärkung,  die aber die Sprache nicht unterdrückt, vielmehr die inhaltliche Dramatik des Stückes verstärkt um der Erfahrbarkeit des Stückes wegen. Und das Stück hat es in sich und konnte in der Duisburger Kraftzentrale aus dem Vollen schöpfen. Die Halle, rund 170 meter lang, die noch vorhandenen Industrieaufbauten, die morbide erscheinenden Wände  mit dem verspiegelten und indirekt beleuchteten Bühnenbild, mit einer zerklüfteten Wand (Felswand)auf der rechten Seite, auf der das Orchester mit seinem Dirigenten spielte. Eine unendliche Fläche tat sich dem Betrachter auf. Dies alles ließ ein diffuses Gefühl der Hoffnungslosigkeit aufkommen.

Zum Inhalt und Hintergrund der Tragödie:

In der griechischen Mythologie herrschte Kronos über die Welt. Kronos der seinen eigenen Vater Uranus durch Kastration entmachtet hatte, fürchtete selber durch seine Kinder gewaltsam entmachtet zu werden. Um dem zu entgehen fraß er seine eigenen Kinder die er mit seiner Schwester Rhea hatte. Rhea versteckte das jüngste Kind Zeus und gab dafür Kronos einen in Windeln gewickelten Stein, den Kronos auch sogleich verschlang. Als Zeus groß wurde überwältigte er seinen Vater Kronos und verbrachte ihn für immer auf die „Insel der Seligen“. Einer der Helfer und Freunde von Zeus war unter anderem Prometheus. Als Zeus nun über die Welt herrschte kümmerte sich Prometheus  um die Menschen, er brachte ihnen das Feuer aber auch die Hoffnung. Nur für Zeus waren die Menschen wegen ihrer Sterblichkeit aber auch mangelhaften Einstellung zum Recht unvollkommen, er verbot jedem ihnen in irgendeiner Form zu helfen. Prometheus, höchst moralisch, stellte sich mit dieser Tat gegen Zeus,den Herrscher der Welt. Prometheus dachte allerdings auch, dass seine Freundschaft mit Zeus belastbarer wäre. Ein Irrtum! Zeus schickte Kratos (Macht) mit seiner Schwester Bia (Gewalt) und dem Schmied Hephaistos um Prometheus im fernen Kaukasus für immer an einen Felsen zu schmieden, denn töten konnte Zeus den unsterblichen Prometheus nicht. Um dem Ganzen einen weiteren dramatischen Aspekt zu geben, musste der Adler Ethon jeden Tag dem gefesselten Prometheus die Leber aus dem Leib zerren und verzehren. Prometheus hatte aber noch eine weitere Eigenschaft, er war ein „Seher“ oder Voraussehender und als solcher wusste er auch um das Ende der Herrschaft des Zeus. Zeus schickte Hermes um von Prometheus diese Information zu bekommen, dieser verweigerte sich dem Zeus. Soweit die Inhalte dieser Tragödie mit einigen Hintergrundinformationen des Stückes, um ein Verständnis für dieses  zu erreichen. Es ist ein hochdramatisches Stück welches gerade von dem amerikanischen Regisseur Ridley Scott adaptiert und umgeschrieben wurde. Die Ruhrtriennale 2012 brachte nun den Orffschen Prometheus in Duisburg zur Aufführung. Lemi Ponifasio und Peter Rundel ist es gelungen die Tragödie in Altgriechisch zu inszenieren ohne beim interessierten Besucher das Gefühl aufkommen zu lassen, man benötige die dafür notwendigen altgriechischen Sprachkenntnisse.

Kommen wir nun zur Duisburger Aufführung:

Wenn der Besucher seinen Platz eingenommen hat, sieht er links vorne Prometheus im Halbdunkel sitzen. Das Licht für die Besucher geht aus und die Bühne erscheint einem unendlich weit, in der „Ferne“ sieht man eine Gestalt sich vor einer Wand  bewegen. Je nach Inhalt wird die Bühne mittels Licht, Video oder Spiegelung erweitert. Von rechts oben erkennt man den Dirigenten, der die Verbindung zur Handlung und seinem Orchester aufrecht hält.

Kratos, Bia und Hephaistos kommen wie Schattenmenschen herein um über die Fesselung des Prometheus zu sprechen. Hephaistos zögert den Befehl von Zeus auszuführen, da er mit Prometheus verwandt ist – verständlich. Kratos und Bia sind als typische Befehlsempfänger angelegt, die über den Befehl hinaus Prometheus gequält sehen wollen. Hephaistos ist dabei nur ausführendes Individuum. Prometheus erkennt seine Not und ruft sie in die Welt. Prometheus ist nun physisch zweigeteilt indem er im hinteren Teil der Bühne auf einem „OP-Tisch“ oder „Opferstein“ liegt und vorne links rezitierend oder singend das Geschehen begleitet. Durch seine Anklage erscheinen die Okeanidentöchter die an dem Leid des Prometheus teilnehmen wollen. Die Töchter bieten ihre Hilfe an, erwarten aber eine andere Grundhaltung des Prometheus gegenüber Zeus. Der Frauenchor, ChorWerk Ruhr unter der Leitung von Florian Helgath, erscheint Libellen gleich und  die Okeanidentöchte rumringen  schützend die Gestalt des Prometheus .Stimmlich und sprachlich ein hervorragend besetzter Chor. Aus diesem Chor treten 3 Solistinnen hervor, die die Qualität dieses Chores besonders unter Beweis stellen.

Okeanos tritt auf um Prometheus zum Einlenken gegenüber Zeus zu bewegen. Auch er versucht Prometheus die Schuld an dieser Strafe zu zuweisen. Nun geht zum ersten mal auf allen Vieren im Hintergrund ein "Mensch" über die Bühne. Okeanos will vermitteln, will aber Zeus die Nachricht vom Nachgeben des Prometheus überbringen. Prometheus lehnt die Vermittlungsbemühungen jedoch ab.

Es tritt Io Inachis auf die Bühne. Io hatte eine Beziehung mit Zeus. Io ging diese Beziehung nur ein, weil in ihrem Umfeld ihr alle dazu rieten. Letztendlich wurde sie von ihrem Vater Inachis verstoßen, von Hera der Frau des Zeus bestraft und irrt als Kuh verbannt in der Welt herum. Io haderte mit ihrem Schicksal und hörte vom gleichgelagerten Schicksal des Prometheus. Trotz ihrer eigenen scheinbar unlösbaren und belastenden Probleme bot sie Prometheus ihre Hilfe an. Prometheus lehnt jedoch auch hier ab. Warum? Beiläufig erzählt Prometheus Io, dass er wisse wann die Zeit des Zeus gekommen wäre und auch er (Zeus) untergehen würde. Io versucht Gesprächsweise den Zeitpunkt des Untergangs von Zeus herauszubekommen. Prometheus schweigt hierzu jedoch. Io geht.

Hermes tritt auf und will von Prometheus wissen wann der Zeitpunkt und die Umstände des Sturzes von Zeus kommen würden. Prometheus will diese Information jedoch nur heraus geben wenn Zeus seine Fesselung an den Felsen rückgängig macht. Hermes kündigt Prometheus aufgrund dieser Weigerung den Untergang in den Tartaros an ( Das ist die Hölle (Hades) unter der Hölle, also eine Steigerung der Hölle.) Die Oceaniden bitten Prometheus dem Verlangen von Zeus zu entsprechen. Prometheus lehnt kategorisch ab; denn er weiß um seiner Unsterblichkeit und sein vorausschauendes Wissen. Prometheus will das sich die Oceaniden um ihrer selbst in Sicherheit bringen, sie bleiben jedoch.

Prometheus bezichtigt nun Zeus der Ungerechtigkeit aber auch der „Tyrannei „ Prometheus versinkt mit den Okeaniden und dem Felsen in den unendlichen Tartaros. Soweit den Ablauf der Handlung.

Versuch einer Interpretation der Aufführung

Als Carl Orff 1968 das Stück zur Aufführung brachte, wollte er es nicht psychologisiert sehen. Orff, ein Humanist, wollte der alten Sprache und den Inhalten der großen griechischen Dichter wieder zur neuen Geltung verhelfen. Nur er wusste damals sicher nicht wie die Psychologie sich entwickeln würde. Heute kennen wir auch massenpsychologische Zusammenhänge und deren Ursachen. Prometheus ( Wolfgang Newerla ) spielt seine Rolle unaufgeregt und souverän im Bewusstsein seiner eigenen Macht. Stimmlich  ein Heldenbariton, der weit über die für einen Heldenbariton notwendigen Oktaven verfügt, schauspielerisch ist dies (immerhin) 2 ½ Stunden ohne Pause von Wolfgang Newerla als herausragende Leistung anzusehen. Die Wechsel vom Gesang zu den Rezitationen und umgekehrt waren wie gewollt und ohne Brüche. Und dieser Wechsel ist notwendig um vom klagenden oder anklagenden Prometheus zum souverän agierenden Wissenden zu gelangen, der –  immerhin  noch – ein Faustpfand gegenüber Zeus in der Hinterhand hat. Die Macht des Wissens ist das Thema. Aber auch die Macht des Wortes. Auf der anderen Seite zieht er seine Stärke aus den der Menschen erbrachten Taten. Immerhin hat er die Menschwerdung nicht nur unterstützt sondern sie wesentlich vorangetrieben. Ponifasio lässt wie unbeabsichtigt einen Menschen auf allen Vieren ab und an über die Bühne laufen, Prometheus suchen und letztendlich auch finden. Ein rührendes Erlebnis, wie der auf allen Vieren gehende Mensch sich aufmacht auf „beiden Beinen“ zu stehen. Vor ihm stehen seine Spezies auf zwei Beinen und er steht langsam auf und geht in die Spezies Mensch über. Mag sein, er geht auch unter; denn alle verschwinden in einer Dunkelheit ( Der Geschichte?). Dies alles als Schattenspiel angelegt. Ein Traum, ein Wunschdenken? Zeus der immer das Stück bestimmt, ist klar in seiner Anlage ein Tyrann und hat nicht umsonst die Ängste seines Sturzes entwickelt. Io eine Frau die alles richtig gemacht hat und doch bestraft wird. Brigitte Pinter mit einer gewaltigen Stimme ausgestattet, bringt die widersprüchliche Persönlichkeit der Io über alle Maßen zur Geltung. Der Wechsel von hysterisch, jammernd zu neugierig oder erzählend gelingt Brigitte Pinter ohne Probleme. Sie will nicht mehr verbannt und als Kuh durch die Welten gehen, jeder Verbündete ist ihr da recht um an ihr Ziel zu gelangen. In soweit haben Prometheus und Io die gleichen Probleme, die sie zu Verbündeten machen müsste. Ponifasio legt zwar eine starke Io an, erkennt aber die Schwäche in dieser Frau, die nichts in der Hand hat.

Stichwort die Zeit.

Ponifasio lässt auf beiden Seiten der Bühne im Halbdunkel die Okeaniden als auch die Menschen in langsamem Takt die Seitenbühne abschreiten, ein nicht abreißender Strom. Als sich alles zuspitzt und das Schicksal Prometheus unausweichlich ist, sind auch Mensch und Okeaniden verschwunden – die Zeit ist um.

Stichwort Raum.

Ponifasio benutzte die gesamte Länge der Duisburger Kraftzentrale um die Tat, also Prometheus Fesselung im Hintergrund und das Wort, also die Klage und das Anklagen des Prometheus im Vordergrund darzustellen. Durch diese Anordnung tritt die Handlung der Fesselung durch Zeus in den Hintergrund. Das Mitleiden der Okeaniden und das schützen wollen ist eine Großtat auf der Handlungsebene. Und im Hintergrund geht Prometheus physisch auch unter, nicht jedoch das Wort als Ideal, dies verbleibt vorne bei dem Menschfreund. Mag der Körper auch vergehen, die Idee, ist sie einmal gesagt und getan, bleibt für immer.

Stichwort Politik.

Dieses Stück ist hoch politisch angelegt; zeigt es doch eindringlich die Bewegungs- und Rückständigkeit eines Tyrannen und damit des Systems. Zeus, der narzistisch nur seinem Ego verpflichtet ist. Prometheus ist hierbei der Erneuerer und Veränderer der die Blockaden des Systems überwinden will, indem er einer unterdrückten Spezies hilft sich überhaupt erst zu entwickeln. Er bringt erst das System nach vorne. Aus seiner Person ergeben sich die brennenden Fragen, die jedes Individuum in seiner Uranlage fragt. Seine Erkenntnis zieht er aus einem wie immer gearteten kategorischen Imperativ im Kant´schen Sinne. Und das Macht seine Stärke aus und ist die Schwäche seines Widersachers Zeus. Durch den  Untergang von Prometheus, den Zeus nun herbeigeführt hat, wird nur eines für Zeus gewonnen – Zeit – die er aber nicht hat. So hat Ponifasio Prometheus im Schlussbild mit ausgebreiteten Armen –  noch den Qualm des Untergangs bei sich  als Mahnmal –  in den Tartaros fahren lassen. Denn eines haftet Prometheus, dem Titanen an, die Unsterblichkeit. Ich denke Orff und Ponifasio wollten beide das gleiche, die Unsterblichkeit der Menschwerdung. Hier wird es nie einen Abschluss geben, es wird ein immerwährender Prozess sein. Im Nachhinein gibt es ein großes Lob und zwar ohne Einschränkung. Ja, man hätte ein Laufband installieren können und die Übersetzung von Heiner Müller ablaufen lassen können. Aber was hätte das gebracht? Eine handvoll Altphilologen hätten Übersetzungsfehler gefunden. Aber der große Rest des interessierten Publikums wäre durch diese Laufbänder abgelenkt worden. Und nein, man hätte es eben nicht in deutsch übersetzen sollen. Denn dadurch wäre das Zusammenspiel von Musik und Sprache gefährdet worden. Die altgriechische Sprache hat einen ganz anderen Rhythmus und nur darauf war die Musik abgestimmt. Und im übrigen –  zu jeder Aufführung gehört eine Vorbereitung und ein Programmheft. Viele hatten beides und haben einen Hochgenuss gehabt. Sie auch? Es war zu jeder Zeit eine spannende Aufführung, durch die Ponifasio, Rundel und Helgath dem Besucher das tragische der Prometheus Tragödie so nahe gebracht hatte, das Lust auf mehr entstand.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Duisburg
[Fotos und Collage: © Linde Arndt]

 

    

Prometheus Aufführung der Ruhrtriennale 2012
Prometheus Untergang in den Tartarus ( Unter der Hölle)

 

 

 

………….Grundinformationen zur Tragödie ………………..

 

Prometheus nach Aischylos (Musiktheater)
Von: Carl Orff
Uraufführung: 24. März 1968 (Stuttgart, Staatstheater Stuttgart)

Zur Inszenierung der Ruhrtriennale2012:

Premiere: 16. September 2012 (Kraftzentrale, Duisburg)

Musikalische Leitung: Peter Rundel
Regie, Bühne, Kostüm, Video: Lemi Ponifasio / MAU
Licht: Helen Todd
Dramaturgie: Stephan Buchberger
Klangregie: Norbert Ommer
Einstudierung Chor: Florian Helgath

Besetzung:

Prometheus: Wolfgang Newerla, Ioanne Papalii (MAU Company)

Kratos: Thomas Moewes

Bia: Kasina Cambell (MAU Company)

Hephaistos: Eric Houzelot

Okeanos: Dale Duesing

Io Inachis : Brigitte Pinter, Helmi Prasetyo (MAU Company)

Hermes: David Bennent


Tänzer: MAU Company
Chor: ChorWerk Ruhr
Orchester: Ensemble musikFabrik, SPLASH, Studenten des Orchesterzentrum | NRW, und Statisterie der Ruhrtriennale

Deutsche Übertragung der Tragödie : Heiner Müller

Damit Gevelsberg noch strahlender wird

[la] Es ist wie bei einem Staffellauf. Begonnen hatte diese von Britta Kruse ins Leben gerufene Aktion im Jahr 2010 in Schwelm (Veranstaltungsort Ibach-Haus), als die Aussichten auf eine stimmungsvolle Weihnachtsbeleuchtung in Schwelm ziemlich duster war. Es wurde ein voller Erfolg, der immerhin 10.000 Euro für die Beleuchtung aufweisen konnte. Dann ging es 2011 weiter ins Industriemuseum Ennepetal. Auch hier ging es darum, Gelder für die Weihnachtsbeleuchtung zu aquirieren und es kamen wieder  10.000 Euro zusammen . Und nun – 2012 – ist Gevelsberg an der Reihe und wir sind gespannt, ob Gevelsberg das Ergebnis noch toppen kann.

Man nehme eine junge, kreative Frau, die ihre Vision umzusetzen weiß und die Organisation übernimmt – drei Bands, die Willens sind  für einen guten Zweck ohne Gage aufzutreten – einige Sponsoren, die das Rahmenprogramm  unterstützen (z.B. durch ein Catering oder sonstige Leistungen) – viele ehrenamtliche Helfer – eine Stadt die die Rahmenbedingungen ohne Kosten trägt und . . . . . .ganz viele Besucher, die in den vier Stunden  nach Herzenslust zu heißen Rhytmen der erstklassigen Bands aus der Region abrocken und einen fantastischen Abend verbringen wollen.

Der Eintritt von 13,00 € ist eigentlich gar kein Eintritt, sondern wird als Spende zur Unterstützung der Weihnachtsbeleuchtung verwendet. Die Karten sind ab sofort erhältlich und zwar bei: Mode Tasbier, Bücher Apelt, der Stadt Gevelsberg, der WAP in Schwelm und der VER, die am Veranstaltungsabend Shuttlebusse in den Nachbarstätten Schwelm und Ennepetal einsetzen wird.

Auch die Einnahmen aus Bewirtung [Essen und Trinken ist gewährleistet – was wird aber jetzt noch nicht verraten]  gehen in voller Höhe in die Spendenaktion.


   v.l.: Reinhold Bedurke (Greyhound )/ Werner Tasbier (ProCity) / Hans Georg Jacobi (Scholle and the good old boys) /
   Britta Kruse (WAP Schwelm) / Bürgermeister Claus Jacobi / Frank Manfrahs (CityMana
ger)

Wie aus dem  obigen Plakat ersichtlich ist:

Benefizkonzert: ROCK FOR LIGHT

Veranstaltungstag: Samstag 27. Oktober 2012
Veranstaltungsort:  Aula  Alte Geer, Gevelsberg
Einlass:                   19:00  Uhr
Beginn:                    20:00 Uhr
Eintritt:                      13,00 €

Es heizen ein:

Scholle and the good old Boys
GreyHound
und smithy live

Werner Tasbier bedankte sich bei dem Pressegespräch mehrfach im Namen von  ProCity für diesen Einsatz und freut sich, wie auch  Bürgermeister Claus Jacobi und der Citymanager Frank Manfrahs, schon sehr auf diesen vielversprechenden Erlebnisabend.

Britta Kruse meinte abschließend: Es wird ein toller Abend werden. Wir sind in Gevelsberg.

Linde Arndt für EN-Mosaik aus Gevelsberg

[Fotos  Linde Arndt]