Davon würde ich viel mehr haben wollen

 [jpg] Der Grimme Preis als deutscher Qualitätsmaßstab des Jahres. Die Grimme Preise von 2013 waren im Vorfeld durch die Nominierung von Dschungelcamp (RTL) in eine Diskussion über die Qualität der Preise gekommen. Am 27. März 2013 wurden in Düsseldorf die Preisträger benannt, die am 12. April 2013 durch das Grimme Institut im Theater der Stadt Marl den begehrten Preis erhalten werden. Die Pressekonferenz fand in Düsseldorf in den Räumlichkeiten des lfm-Institutes [ Landesanstalt für Medien ] statt.

Moderiert wird die Preisgala wie im vorigen Jahr von Michael Steinbrecher. Es kam die Nominierung des Dschungelcamp zur Rede, die auf dieser Pressekonferenz nicht erklärbar war.

Dschungelcamp wäre zwar handwerklich eine gute Sendung, jedoch reiche nur handwerklich nicht für einen Preis aus. Dschungelcamp ist ein „Agenda 2010“ Format, welches zeigt, wozu sich Menschen heute hergeben müssen – „Jeder Job ist zumutbar“

 Es ist im Neuhochdeutsch ein sogenanntes Trashformat, wie so vieles in den Sendern und ziele auf den schlechten Geschmack der Menschen ab.

 
Michael Steinbrecher
 
v.l.: Die Sieger – Claudia Michelsen, Bettina Braun, Max Giermann und Michael Steinbrecher (Moderator)
 

Wir wollen uns jedoch nicht von den Randergebnissen beeinflussen lassen und uns den Preisträgern 2013 zuwenden. Insgesamt wurde durch das Institut eine Steigerung der Qualität deutscher Fernsehproduktionen festgestellt. Diese zeigen eine sehr große Nähe zum Menschen und fielen durch ihre Sorgfältigkeit auf. Uwe Kammann, Direktor des Grimme Instituts fielen auch die starken zeitgeschichtlichen Bezüge auf, die bis in die Unterhaltung gingen.  

Die Entscheidungen für den 49. Grimme – Preis 2013 im einzelnen ( Rezensionen nach Aufzählung der Preisträger ):  

Wettbewerb Fiktion / Spezial
Grimme-Preis
an
Dorothee Schön (Buch)
Johannes Fabrick (Regie)
Wotan Wilke Möhring (stellv. für das Ensemble)
für
Der letzte schöne Tag (WDR)
Produktion: hager moss film

Grimme-Preis
an
Magnus Vattrodt (Buch)
Matti Geschonneck (Regie)
Ina Weisse, Barbara Auer (Darstellung)
für
Das Ende einer Nacht (ZDF)
Produktion: Network Movie

Grimme-Preis
an
Jochen Bitzer (Buch)
Stephan Wagner (Regie)
Robert Atzorn (stellv. für das Ensemble)
für
Der Fall Jakob von Metzler (ZDF)
Produktion: teamWorx 

Grimme-Preis
an
Thomas Kirchner (Buch)
Christian Schwochow (Regie)
Lars Lange (Ausstattung)
Jan Josef Liefers, Claudia Michelsen, Sebastian Urzendowsky (stellv. für das Ensemble)
für
Der Turm (MDR/Degeto/BR/NDR/WDR/SWR/rbb)
Produktion: teamWorx

Grimme-Preis „Spezial“
an
Anke Greifeneder (Redaktion/Produktion)
Quirin Berg (Produktion)
Tobi Baumann (Regie)
Sebastian Wehlings (Buch)
Christian Lyra (Buch)
für die Idee und Konzeption des Formats
„Add a friend“ (TNT Serie)
Produktion: Wiedemann & Berg Film           


   
Vom Grimme-Institut v. lks: Henning Severin (Pressesprecher) , Direktor Uwe Kammann, Dr. Ulrich Spies
 

Wettbewerb Information und Kultur / Spezial
Grimme-Preis
an
Thomas Riedelsheimer (Buch/Regie/Kamera/Schnitt)
für
Seelenvögel (WDR)
Produktion: Filmpunkt

Grimme-Preis
an
Eric Friedler (Buch/Regie)
für
Ein deutscher Boxer (NDR/SWR)
Produktion: NDR

Grimme-Preis
an
Annekatrin Hendel (Buch/Regie)
für
Vaterlandsverräter (ZDF/ARTE)
Produktion: It Works! Medien

Grimme-Preis
an
Andreï Nekrasov, György Dalos (Buch)
Christian Beetz (Produktion)
Georg Tschurtschenthaler (Produktion)
für
Lebt wohl, Genossen! (ZDF/ARTE/rbb)
Produktion: Gebrueder Beetz Filmproduktion, Artline Films 

Grimme-Preis „Spezial“
an
Bettina Braun (Buch/Regie/Kamera/Schnitt/Produktion)
für
die filmische Langzeitbeobachtung in der Dokumentar-Trilogie
„Was lebst du? – Was du willst – Wo stehst du?“ (ZDF)
Produktion: B’Braun Filmproduktion, ICON Film 


 

Wettbewerb Unterhaltung / Spezial
Grimme-Preis
an
Mizzi Meyer (Buch)
Arne Feldhusen (Regie)
Bjarne Mädel (Darsteller)
für
Der Tatortreiniger – Schottys Kampf (NDR)
Produktion: Nordfilm

Grimme-Preis
an
Martin Brindöpke, Markus Hennig (Buch)
Dirk Nabersberg (Regie)
Sarah Wirtz (Maske)
Max Giermann (stellv. für das Ensemble)
für
Switch Reloaded – ‚Wetten dass..?’ -Spezial (ProSieben)
Produktion: Eyeworks Germany  

Die Besondere Ehrung des Deutschen Volkshochschul-Verbandes
für Verdienste um die Entwicklung des Fernsehens

wird vergeben
an
Matti Geschonneck


 

 


   


Die Juroren: Anette Borkel, Gerd Hallenberger und Fritz Wolf

 


Der Sonderpreis Kultur des Landes NRW

wird vergeben
an
Shaheen Dill-Riaz (Buch/Regie)
für
Fremde Kinder: Der Vorführer (ZDF/3sat)
Produktion: Mayalok Filmproduktion

 


Der Publikumspreis der Marler Gruppe
wird vergeben
an
Beate Langmaack (Buch)
Rainer Kaufmann (Regie)
Devid Striesow, Stipe Erceg (Darstellung)
für
Blaubeerblau (BR/MDR/Degeto)
Produktion: Polyphon Film & Fernsehgesellschaft, Moviepool

 


 

Das Eberhard-Fechner-Förderstipendium der VG Bild-Kunst
wird vergeben
an
Jan Schomburg (Buch/Regie)
für
Über uns das All (WDR)
Produktion: PANDORA Film   


 


Claudia Michelsen
  Anwesend waren Claudia Michelsen für das Ensemble „Der Turm“ (MDR/Degeto/BR/NDR/WDR/SWR/rbb), Max Giermann für das Ensemble „Switch Reloaded – ‚Wetten dass..?’ -Spezial“ (Pro Sieben) sowie Bettina Braun für „Was lebst du? – Was du willst – Wo stehst du?“ (ZDF).   

Stellvertretend für alle Preisträger wollen wir die drei Produktionen besprechen die durch ein Mitglied aus dem Ensemble auf der Pressekonferenz vertreten waren. Alle drei Künstler sind mehrfach ausgezeichnet und gehören zu dem Besten was Deutschland zu bieten hat. 

So spielte Claudia Michelsen in dem Zweiteiler „Der Turm“ die Mutter Anne Hoffmann. Diese eindrucksvolle Literaturverfilmung ist ein gutes Beispiel für eine gelungene Umsetzung der 1000 seitigen Vorlage des gleichnamigen Romans von Uwe Tellkamp. Im Dresden des Jahres 1982 leben in einem Bildungsbürgertum, welches es nicht in einem Arbeiter- und Bauerstaat geben kann, Anne ( Claudia Michelsen ) und Richard Hoffmann ( Jan Josef Liefers ). Er, leitender Chirurg, hat mit seiner Sekretärin zwei Kinder, zu denen er sich jedoch nicht bekennt, weil dies seiner Karriere nicht förderlich ist. Mit seiner Frau Anne hat er ein Kind – Christian, welcher mal in seine Fußstapfen treten soll. Es ist das Thema von Anpassung, Kampf der Generationen, Aufbegehren aber auch subtiler Kampf gegen ein Regime, welches seine Mitglieder mittels einer Unterdrückungsmaschinerie gefügig hält. Es ist aber auch in der dargestellten Zeit ein sterbender Staat, welcher unfähig ist sich zu reformieren. Gefangen in diesem Regime spielt die Familie ein Spiel zwischen Familienglück und dem Kampf um die Positionen in dieser Gesellschaft. Das Regime dient allen als Korsett, welches allen irgendwie einen Halt gibt. Dieser Halt stellt sich jedoch als Widerspruch heraus, der in auftretenden Krisen nicht belastbar ist. Das Regime zerbricht an diesem Widerspruch und damit zerbrechen auch die Familienbande. Am Schluß des Filmes nimmt der Sohn der Hoffmanns, Christian ( Sebastian Urzendowsky ) , sein Leben in die eigene Hände. Die Zwänge sind durchbrochen weil die immer wieder aufgezeigten Gemeinsamkeiten nie bestanden hatten. 
Frau Michelsen, selber gebürtige Dresdnerin, fand im Interview den Film in seiner Fiktion als gelungen. Die städtebaulichen Aspekte seien allerdings etwas anders aufgebaut und heute so gar nicht mehr wieder zu erkennen. 

Seit Jahren gibt es die Parodie „Switch Reloaded“ (ProSieben) mit großem Erfolg. Ist diese Sendung doch ein intelligenter aber auch hintergründiger Anschlag auf unsere Möglichkeit Humor zu erkennen und darüber zu lachen. Mit „Switch Reloaded -,Wetten, dass..? – Spezial“ ist dem Ensemble eine Steigerung ihrer liebenswerten Boshaftigkeiten gelungen. Max Gierman als Markus Lanz und Bernhard Hoëcker als Thomas Gottschalk tun das wozu die Originale in ihrer Sendung Wetten, dass..? nicht mehr in der Lage sind, dass Publikum zu unterhalten.  
Max Giermann

Es ist aber auch eine schonungslose Kritik, die die Schwächen des Unterhaltungssektors des etablierten „Staatsfernsehens“ aufdeckt. Wo Unterhaltung drauf steht, ist nicht immer Unterhaltung drin, so könnte man die Originale bezeichnen. So nehmen Max Giermann und Bernhard Hoëcker gnadenlos die „Premiere“ der Sendung „Wetten,dass..?“ mit Markus Lanz aufs Korn, aber nicht ohne eine Hintertür, die auf eine bessere Sendung jenseits einer Katzenmütze für Tom Hanks setzt. Es ist die Möglichkeit der Glaubwürdigkeit, der man sich in dieser Sendung immer wieder ausgesetzt fühlt und dies hält einen an dieser Sendung – die Fernbedienung bleibt liegen. Die Sendung ist aber auch nicht eine Kritik gegen das Fernsehen, vielmehr ist es eine Aufforderung zu einem besserem Fernsehen jenseits von eingeübten immer wiederkehrender Mechanismen. 


Bettina Braun
  „Was lebst du? – Was du willst – Wo stehst du?“ (ZDF)von Bettina Braun stellt eine gelungene dreiteilige filmische Dokumentation von Menschen mit Migrationshintergrund dar.

Bettina Braun begleitet drei junge Männer, Ali,Kais und Alban, mit ihrem sozialen Umfeld in Köln ab dem Jahre 2004 bis zum Jahre 2012.

Kulturell haben alle drei ihre Wurzeln in der muslimischen Kultur, suchen aber ihren Platz in der deutschen Kultur. Bettina Braun geht hier sehr sensibel mit den Jugendlichen um, sie registriert und geht mit dem Registrierten auf eine allgemein verständliche Ebene.

Braun bedient dabei nicht irgendein übliches Klischee, vielmehr begleitet sie die jungen Menschen auf ihrem Weg in die Erwachsenenwelt.
Tatsächlich könnten diese Drei auch Deutsche sein, es würde jedoch das Ganze zu sehr vereinfachen. Alle drei versuchen sich in den beiden Welten zu arrangieren und die in sie gesetzten Erwartungen zu erfüllen. Da sind die Träume der drei, die –  für Jugendliche normal –  nicht schnell genug umgesetzt werden können. Braun überschreitet die Grenzen des Beobachters und wird durch ihre Teilhabe selber Teil der Szene. Als sie schwanger ist nehmen die drei Jugendlichen liebevoll an der Schwangerschaft teil. Und als das Kind auf der Welt ist, hat das Kind auf einmal drei Väter oder Brüder, die es in ihren  Kreis aufnehmen. So wird die gegenseitige Fremdheit von Kamera und Objekt aufgehoben und scheint im Schlußteil (Wo stehst du?) fast zu einem Familentreffen. Braun verlässt jedoch nie die Thematik, wie Jugendarbeitslosigkeit oder Multikulturalität, sensitiv führt sie den Betrachter in eine zukünftige Welt, die er jenseits der Zerrissenheit unserer heutigen Zeit neu erschließen könnte. Es ist das Persönliche und Emotionale welches dieser anderen Welt anhaftet.   

Es gibt aber noch etwas, was unbedingt erwähnt werden sollte. So wird das Grimme Institut zum dritten male im Rahmen der Preisverleihung eine Versteigerung zu Gunsten des Kinderhospizdienstes Recklinghausen durch führen. Zwei Eintrittskarten für die Galaverleihung im Theater Marl sowie ein Meet & Greet für den guten Zweck wird es mit dem Grimme Preisträger Devid Striesow („Blaubeerblau“) geben. Die Auktion wird von United Charity unterstützt. Internetnutzer können auf der Webseite www.unitescharity.de bis zum 9. April 2013 bis 17:30 Uhr, mitbieten. Wir wollen schnell und unbürokratisch Gutes tun, so Grimme Direktor Uwe Kammann. Sterben und Tod von Kindern soll mit der Unterstützung prominenter und renommierter Menschen und Institutionen enttabuisiert werden. 

Aus dem sehr großen Angebot fiel diesmal die Enttabuisierung mit dem Thema: Tod und Sterben auf. Hier sei auf die ARD verwiesen die mit diesem Thema in einer Sterbewoche das erste Eis brach und mit Dokumentarischem dem Zuschauer die Sichtweise öffnete. Im Bereich Fernsehjournalismus konnte nichts herausragendes und preiswürdiges erkannt werden.
EN-Mosaik findet in Zeiten wo wir uns als Europäer begreifen, das französische Format 28‘ auf Arte, französisch mit deutschen Untertiteln, als ein preiswürdiges Format. Von Montag bis Freitag setzt sich Elisabeth Quin, gemeinsam mit den Journalisten Renaud Dély und Nadia Daam, mit tagesaktuellen Ereignissen auseinander: für „28 Minuten heute“ empfangen Elisabeth Quin mit ihren Kollegen einen, und für das „Thema des Tages“ zwei bzw. drei Studiogäste. Diese informelle Sendung könnte unseren deutschen Dampfplauderen von Anne Will bis Frank Plasberg als Blaupause dienen.

Claudia Michelsen meinte dann auch im Gespräch, das Publikum wird permanent und konstant falsch behandelt und unterschätzt. So sind die Sendungen und Formate die sehenswert sind in der Regel zu später Stunde jenseits von 23:00 Uhr zu sehen. Daraus entsteht der Wunsch in der Hauptzeit (Primetime) mehr relevantes sehen zu wollen. Grimmepreisträger sind keine Exoten, vielmehr sind sie die gute Normalität schlechthin, die den Zuschauer anspricht und ihn das gibt was er will, nicht was die Quote will (Was auch immer das sein wird). 

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Düsseldorf     

[Alle Fotos: © Linde Arndt]

100 Jahre steht sie, die Pestalozzischule

[jpg] Die Pestalozzischule an der Gevelsberger Teichstraße wird 100 Jahre alt.

Viele Gevelsberger haben diese Schule besucht, auch der derzeitige Bürgermeister Claus Jacobi. Stolz zeigte er sein Zeugnis aus der Vergangenheit. Und soweit er sich erinnerte könnte der ehemalige Bürgermeister Klaus Dieter  Solmecke auch diese Schule besucht haben; was noch zu klären wäre.
Fakt ist jedoch eine starke Bindung zu der heutigen Pestalozzischule zu seinen Gevelsberger Bürgern.

[rechts im Bild: Claus Jacobi mit seinem Zeugnis aus seiner Zeit auf der Pestalozzischule Foto:  © Linde Arndt]

 

Gegründet wurde sie als Kaiser-Wilhelm-Schule 1913. Nach dem ersten Weltkrieg wurde sie in „Schule an der Teichstraße“ umbenannt und 1929 bekam sie ihren heutigen Namen „Pestalozzischule“. So war sie bis 1968 eine achtklassige Volksschule, danach wurde sie mit Neuordnung des nordrhein-westfälischen Schulwesens eine Grundschule mit den ersten vier Klassen, welche die SchülerInnen durchlaufen mussten.

Dies sind aber mehr die formalen Daten die eine Schule ausmachen, was aber nicht den Wert einer Schule darstellt. Es sind immer die Menschen die eine Schule ausmachen. Die LehrerInnen, die mit Hingabe ihren SchülerInnen das Rüstzeug für das Leben beibringen, welches ihnen die Teilhabe an der Gesellschaft erst ermöglicht. 100 Jahre Schule, das sind 4 Generationen, es liegen Welten zwischen dem  Umgang der LehrerInnen mit ihren Schülern. Zu Beginn des vorigen Jahrhunderts waren es Lehrer die die SchülerInnen unterrichteten. Im Laufe der Zeit wurden es jedoch immer mehr Frauen, die als Lehrerinnen mit ihren männlichen Kollegen einen sicherlich mehr zwangs- und angstfreien Unterricht abhielten.

  Man denkt an die 50er Jahre, wo der Hausmeister in der Schule den Kakao für die Kindern in der Pause aufwärmte. Heute haben die Schüler  ihrer Pausenraum, in dem sie an Tischen ihre Mahlzeiten zu sich nehmen können und dem ein Küchenbereich angeschlossen ist.

 Sport verstand man damals noch als Leibesübungen die in einer Turmhalle abgehalten werden mussten. Die Turnhalle ist inzwischen an die Schule angebaut worden, so dass die SchülerInnen  nur ein paar Schritte brauchen um den Sportunterricht zu absolvieren. Das pädagogische Konzept wurde total überarbeitet, der Frontunterricht fiel fast ganz weg. Die Schule wurde in den Jahren geschlossen, umgebaut, angebaut, renoviert und saniert. Heute hat die Pestalozzischule  in Gevelsberg einen guten Ruf, manchmal musste die Schule mehr leisten als es ihr eigentlich möglich gewesen wäre.

Wenn also die Pestalozzischule eine Geschichte über die anhaftenden 100 Jahre erzählen müsste, so würde sie eine Geschichte über die Schule mitten in der Gesellschaft und in der Zeit erzählen. Sicher eine interessante Geschichte.

v.l.: Konrektorin Petra Riesenberg, Bürgermeister Claus Jacobi und Rektorin Heike Feldmann
mit einem alten Plan  der Pestalozzischule
                                                                                              Foto: © Linde Arndt

So hatte uns Rektorin Heike Feldmann und Konrektorin Petra Riesenberg von der Pestalozzischule auf die 100 Jahr Feier am Samstag, dem 13. April.2013 eingestimmt. Zur Vorbereitung des Festtages haben unzählige ehemalige SchülerInnen Fotos, Zeugniscopien oder andere Dokumente übersandt, die einen Bezug zu "ihrer Pestalozzischule" hatten oder haben. Eine Menge Kisten voller Zeitzeugen stapeln sich im Archiv und es ist spannend, einen Blick da hinein zu werfen. Planung und Proben sind in vollem Gange und man hat sich für die Programmgestaltung reichlich Mühe gemacht.

Von 11 – 13 Uhr gibt es die Zeitreise der Pestalozzischule als spannende Revue
Von 13 – 15 Uhr haben die Gäste die Möglichkeit die Schule zu erkunden

Verhungern und verdursten muss an diesem Tage niemand.

Der Schulchor tritt als Begleitung auf und die Besucher werden sich an vielen für einen Schulchor ungewöhnlichen Gesängen und Darbietungen erfreuen können.
Für unsere Redaktion wurden positiv überraschende Elemente in der Revue aufgezählt die für uns eine spannende Geschichte zu werden scheint. Sie  werden mit den 20iger Jahren des vorigen Jahrhunderts direkt nach der Gründung 1913 in dekadischen Schritten eröffnet und fortgeführt. Die Wandervogelbewegung, die Dreigroschenoper, die Wirtschaftswunderzeit, die 60er Jahre mit dem kalten Krieg und dem Mauerbau aber auch die Flower Power Bewegung, die 70er mit der Entspannungspolitik. Die Sesamstraße hielt Einzug in die Herzen der Kinder. Es wird eine kunterbunte Revue vorgetragen von SchülerInnen in ihrer Pestalozzischule, von ihrer Pestalozzischule, halt eine würdige 100 Jahr Feier.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Gevelsberg.

Wachstum und Vertrauen

[jpg] In Brüssel gibt es ein riesengroßes Universum. Auf der einen Seite gibt es den Rat, dieser betrifft die Regierungschefs und auch die Fachminister der 27 (28) Staaten und auf der anderen Seite haben wir das europäische Parlament mit seinen 754 gewählten Volksvertretern. Diese beiden Institutionen –  und es gibt noch mehr Institutionen –  stehen sich nicht gerade vertrauensvoll gegenüber.  So geht durch diese nicht gerade vertrauensvolle Zusammenarbeit en passant  das Vertrauen der Wähler in Europa verloren.
 

  Der Begriff "Vertrauen" ist ein Begriff aus der Politik, der das Vertrauen in die Institutionen des Staates oder Staatenverbundes beschreibt.

Ich vertraue meiner Regierung, dass sie alles zu meiner Zufriedenheit erledigt, so könnte man es umschreiben. Das Wort „alles“ könnte für Finanzen, Wirtschaft, Straßenbau, soziale Bedingungen usw. stehen.  Dies sollten im Grunde die Ziele sein, geordnete Finanzen, eine funktionierende Wirtschaft oder sozialer Frieden.

Wir unterstellen die Erledigung dieser Ziele unseren Regierungschefs und Politikern. Was jetzt noch fehlt, ist der Weg wie wir dorthin kommen: Jetzt wird es schwierig, wir müssen nunmehr auf glattes Eis.

Und damit steht Politik alleine da. Alle Ziele, so die Politik, können nur mit den notwendigen finanziellen Mitteln erreicht werden und die finanziellen Mittel bekommt man nur durch ein dementsprechendes Wirtschaftswachstum.
Und was bedeutet Wachstum? Wachstum bedeutet, die gesamten Produkte und Dienstleistungen einer Volkswirtschaft sind in zwei aufeinander folgenden Jahren im Wert um den Betrag x gestiegen.
Haben wir solch ein Wachstum, so haben wir ausreichend finanzielle Mittel in Form von Steuern.
 

Und mit diesen Steuern kann der Staat die Ziele verfolgen die letztendlich zu unserer Zufriedenheit führen. Hört sich doch toll an?
Nur die Realität sieht ganz anders aus.Wachstum ist Segen aber auch Fluch zugleich, zumindest wenn es blind verfolgt wird.

Wachstum als Segen

Unsere Wirtschaft ist in der Lage ein Produkt in einer relativ kurzen Zeit von der Idee zur „Massenproduktion“ zu bringen, so dass jeder in den Genuss dieses Produktes kommen könnte. Und das auch noch zu einem erschwinglichen Preis. Das kann ein lebensnotwendiges oder auch ein belangloses Produkt sein. Die Kehrseite, wir haben nicht mehr so viele Produkte mit denen unsere Volkswirtschaften die Produktionsstätten füttern können. Immer weniger Produkte werden durch immer weniger Arbeitskräfte erledigt. Export? Nein. Immer mehr Länder wollen statt zu importieren, die Produkte selber fertigen. Was bleibt? Das Wirtschaftswachstum ist im Land zu gering, womit die Arbeitslosigkeit steigt. Das das in einer globalisierten Welt so gewollt ist brauche ich einem Ökonomen nicht zu erläutern. ( Arbeitslosigkeit garantiert niedrige Löhne)
Es ist also nicht gut blind ohne nachzudenken dem Wachstum zu frönen. Und schon ist das Wort Segen in Frage gestellt.

Wachstum als Fluch

Ich nehme mal einen Teilbereich der industriellen Produktion einer Volkswirtschaft, die Autoproduktion in Europa. Nimmt man die Verkaufszahlen, so haben wir für Europa eine Überproduktion und „müssen“ deshalb PKWs nach Asien exportieren. Der Markt für Autos ist in Europa gesättigt. Die Chinesen und Inder wollen nun aber die Pkw Produktion selber machen. Also exportieren wir ganze Produktionsstätten in diese Länder und lizenzieren die gefertigten Autos. Die Produktion ist jedoch so weit automatisiert, dass wir sehr viele Autos pro Tag produzieren. Die Chinesen und Inder haben aber einen  großen Bedarf auf das Produkt Auto, dass weitere Produktionsstätten entstehen. Was folgt, die Produktion wird der Nachfrage so lange angepasst, bis eine tragbare Terminnennung für ein neues Auto dem Konsumenten genannt werden kann.

1.275.857.992 Autos müssten produziert werden um den Chinesen und Indern – und das sind nur zwei Völker – den gleichen Wohlstand zu bringen wie den  oben aufgeführten drei Staaten mit großen Stückzahlen in der Autoproduktion. Zur Zeit haben wir eine Jahresproduktion von 80,1 Einheiten weltweit. Das bedeutet, wir müssten rund 16 Jahre produzieren um den errechneten Bedarf zu decken. Dazu kommen die noch  bereits vorhandenen rund 1, 069 Milliarden zugelassenen Autos.

  Schon jetzt haben wir aber eine Verknappung an Treibstoffen, an Eisen, an Rohstoffen, oder eine Überproduktion von C02 das die Erde übermäßig erwärmt in Folge von zu vieler dieser Autos. Die Folgen: Anstieg der Krebsraten, Anstieg von schweren Stürmen, Meeresanstieg. Es ist noch nicht ganz abzusehen, welche Katastrophen hier noch auf die Tagesordnung kommen.

Aber wir wollten auch das Wachstum steigern. Wenn wir die Arbeitslosigkeit, wie versprochen, nachhaltig beseitigen wollen, müssten wir ein Wachstum von 8% haben und das über Jahre. Wir haben aber seit Jahren ein maximales Wachstum von 3%. Und dieses Wachstum reicht nur aus um den gegenwärtigen Zustand, also mit den arbeitslosen Jugendlichen in den europäischen Ländern, zu halten.

Die Marktwirtschaft könnte die Produktion hochfahren und statt in 16 Jahren den Bedarf an Autos in meinetwegen 4 Jahren abarbeiten. Das aber bliebe nicht ohne Folgen für Umwelt und Rohstoffreserven. Und danach? Wenn der Bedarf abgearbeitet ist, wenn es nur noch ein Ersatzbedarf an Autos gibt. Dann haben wir wieder Überkapazitäten die keiner braucht. Und dann geht das ganze Spielchen mit der Arbeitslosigkeit von neuem los. Es kommt einem so vor, als wenn der Homo oeconomicus  die Krebszelle als Vorbild für sein Wachstumsmodell genommen hat. Bekanntermaßen zerstört die Krebszelle einen Körper indem sie sich unendlich vermehrt – ein unendliches Wachstum.  
Und das alles nur, weil täglich 1,3 Personen von A nach B kommen wollen. Das alles weil uns für diesen simplen Transport nichts besseres einfällt, als unsere letzten Rohstoffressourcen zu verbrauchen die man sicher für wertvollere Dinge verwenden sollte.

Europa hat in seiner Geschichte immer gute Köpfe gehabt die weitaus größere Probleme lösen konnten als dieses simple Problem. Um es klar zu sagen, wir nehmen viele Dinge als gottgegeben hin und stellen nur sehr wenig in Frage. So ergibt sich: der Begriff Wachstum muss neu definiert werden, der Faktor Arbeit und die daraus entstehende Entlohnung sollte in Frage gestellt werden. Es kann doch wohl nicht sein, dass eine Theorie die fast 300 Jahre alt ist in unserer heutigen Zeit noch Bestand hat? Der Begründer der Marktwirtschaft, Adam Smith, hatte im 18. Jahrhundert ganz andere Wirtschaftsstrukturen vor sich, die es jedoch heute nicht mehr gibt.  

Dies alles war nur auf die industrielle Autoproduktion ausgerichtet. Ohne Probleme kann man die Argumentation auf die Pharma- oder die Lebensmittelindustrie ausweiten. Das Wachstum, so wie es definert wird, schadet in den Volkswirtschaften mehr als das es nützt. Die Kosten für die Beseitigung der Schäden in diesem Zusammenhang sind immens und werden von der Allgemeinheit bezahlt, nicht von den Nutznießern des Wachstums. Versicherungen denken über die neuen Bedingungen nach die sie den Versicherungsnehmern berechnen, wenn die Schäden weiter so steigen.

Ausschuss.Sitzung vom 25.02.2013
Und was hat das mit dem Vertrauen zu tun? Nun, wir waren in Brüssel im Rat der europäischen Union, dem Consilium also. Das Thema der Frühjahrstagung war: „EIN KONZEPT FÜR EINE VERTIEFTE UND ECHTE WIRTSCHAFTS- UND WÄHRUNGSUNION“. Die 27 (28) waren auch alle in Brüssel aufgelaufen.
Nach zwei Tagen stand fest: Die Ungarn haben wieder mal etwas gemacht was der Aufreger war. Syrien hat noch immer keinen Frieden und zwei Staaten der EU wollen die „Rebellen“ mit Waffen versorgen. Ja und dann kam zu guter Letzt noch die Causa Zypern, worüber die Troika berichtete. Und 5 Tage nach Beendigung der Tagung wurden immer noch keine Ergebnisse über das Thema „Vertiefte und echte Wirtschafts- und Währungsunion“ übermittelt. Ja es scheint so als wenn dieses Thema nicht auf der Tagungsordnung gestanden hat. Dabei haben die Regierungschefs doch das Vertrauen ihrer Bürger. Oder etwa nicht? Oder sind ihnen die Bürger egal?
So kann man das Vertrauen verspielen, dass Wähler/Bürger in seine Regierungschefs gesetzt haben.
Damit laufen wir von einer Krise zur anderen, anstatt das Grundproblem zu lösen oder zumindest anzupacken. Der Eindruck: Eine Krise macht für den Regierungschef mehr her als die seriöse Arbeit an einem Grundproblem.

Das hat Europa nicht verdient!

Jürgen Gerhardt für European-mosaic aus Brüssel

[Fotos und Collagen © Linde Arndt]

 

Eine europäische Liebesgeschichte ist das nun gerade nicht

[jpg]  Das europäische Parlament fühlt sich nicht genügend geachtet. Der Haushalt für 2014 bis 2020 – 960 Milliarden Euro an Verpflichtungen, wovon  908 Milliarden an Zahlungen genehmigt wurden –  ist ja mit ach und Krach am 7./8.Februar 2013  durch die Regierungschefs verabschiedet worden. Es sollte ein Sparhaushalt werden und es wurde auch einer, wobei die Deutschen und die Briten sich vehement für diesen Haushalt einsetzten. Dieses Mantra des Sparen wird es jetzt sicher über Jahre geben. Nur, mit diesem Sparen kann man kein Wachstum generieren, keine Impulse  oder geschweige denn Signale setzen.

Dabei gehen die Menschen inzwischen auf die Straße und man sieht, der soziale Frieden ist in Gefahr,  indem in vielen Ländern der Ruf nach dem alten Nationalstaat durch dringt. Nationalstaaten? Da war doch noch was? Klar, das waren die Staaten, die sich in den vergangenen Jahrhunderten blutige Kriege erlaubt haben. Deutschland hat sich da besonders hervor getan. Vor diesem Hintergrund des sozialen Unfriedens hat sich das Europaparlament mit 506 Stimmen, durch alle Parteien (Auch die der Konservativen), eindrucksvoll gegen diesen Haushalt gestellt. Das Parlament will mehr,  nicht zwangsläufig mehr Geld, zumindest will das Parlament, dass es mit Europa weiter geht. Weiter geht im Sinne von mehr Verantwortung für die 500 Millionen Europäer und weiter geht mit den demokratischen Strukturen im gemeinsamen Europa – ein tieferes Europa halt. In Folge haben die Parlamentarier ein Junktim hergestellt. 6,5 Milliarden fehlen in der Europakasse aus dem Vorjahr, die normalerweise durch einen Nachtragshaushalt gedeckt werden müssten. Nur die Regierungschefs lassen sich bei dem Nachtragshaushalt einen Dummen angehen und spekulieren auf eine Verrechnung mit dem Haushalt  2014.

   

So erläuterte denn auch der Präsident des Europäischen Parlaments  Martin Schulz den Regierungschefs in der Ratssitzung vom 14. März den ablehnenden Beschluss des Parlamentes.Während der folgenden  Pressekonferenz machte der  Präsident des Europäischen Parlaments  Martin Schulz jedoch den anwesenden Journalisten  deutlich, dass die Regierungschefs schweigen, denn nach seinem Vortrag kam kein irgendwie gearteten Dialog mit dem europäischen Parlament zustande. In normalen Demokratien werden die Haushalte den Parlamenten zur Beratung vorgelegt, hier wurden die beschlossenen Haushalte durch die Regierungschefs  dem Parlament zum abnicken auf die Tagesordnung gesetzt, so Schulz. Das hat nichts mit Demokratie zu tun. Schulz fühlt sich und das Parlament übergangen und nicht ernst genommen.
Zum Thema Ungarn mit seinem Premier Viktor Orbán, wollte Schulz die aus seiner Sicht vermeintlichen Brüche im Grundrechtekatalog durch die EU-Kommissarin Viviane Reding sehr genau prüfen lassen. Zum Verständnis: Ungarn hat mit einer 2/3 Mehrheit Rechte der Justiz beschnitten und andere Artikel in den Verfassungsrang erhoben, die einen diskriminierenden Charakter haben. Ob diese Prüfung der EU nach Artikel 7 zum Erfolg  führen kann, ist umstritten. Ungarn hat schon mehrfach mit seiner 2/3 Regierungsmehrheit Artikel seiner Verfassung „verschlechtert“. Mehrfach wurde Ungarn mit seiner regierenden Fidesz Partei die Aushöhlung der Bürgerrechte vorgeworfen.

 

 

Abends am 14. März 2013 stellten sich EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und der Präsident des Europäischen Rates Herman Van Rompuy abschließend der Presse. Rompuy sprach von Zielvorgaben….es gäbe keine einfachen Antworten..von einer ernsten Diskussion im Rat….man wolle die Stabilität wieder herstellen oder auch die Nachfrage erhöhen um ein priorisiertes Ziel – Senkung der Arbeitslosigkeit zu erreichen. Dies alles hörte sich aber doch wie folgende Botschaft an: Wir haben ein Umsetzungsproblem! Denn Probleme werden doch nicht dadurch gelöst, indem man sie gebetsmühlenartig monatelang wiederholt und/oder durch andere neue Begriffe überlagert.

EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso steigert dies alles, indem er von einer „geschäftsmäßigen Diskussion“ sprach. Geschäftsmäßig, nicht engagiert? Also, kann man davon ausgehen, dass die Regierungschefs sich wieder vor Entscheidungen "gedrückt" haben. Die Schlüsselprioritäten, also was schon seit Jahren auf der Agenda stand, wurden bestätigt. Man wolle von der EU schnellere Wachstumseffekte. Schnellere Wachstumseffekte bekommt man aber doch nur mit mehr Investitionen, also mit mehr an Haushaltsmitteln. Und das gerade wollen die Regierungschefs doch gerade nicht; 6 Milliarden auf 7 Jahre für die Jugendarbeitslosigkeit sind da eindeutig zu wenig. Auch hat man sich nicht mit konzertierten Aktionen auseinander gesetzt. Diese Art der Vorgehensweise bietet sich doch an, bei den vorherrschenden Ängsten der Regierungschefs vor Entscheidungen. Denn wenn 27 Nationalstaaten gemeinsam und abgestimmt sich mit allen Mitteln gegen die Jugendarbeitslosigkeit stemmen würden, käme schon ein eindrucksvoller Effekt heraus. Aber was soll es, wenn die Regierungschefs kein Vertrauen zueinander haben?
Um dieses Problem nicht noch mehr zu vertiefen, nahm man dankbar den Fall Ungarn an. So wurde wenigstens von den vordringlichen Problemen abgelenkt. Das ungarische Problem ist nun in einer Debatte des Rates die dahin führen soll, dass Ungarn bei konkreten Verstößen gegen die Werte der EU, diese Verstöße  durch die EU-Kommissarin Viviane Reding geprüft werde um danach gegebenenfalls Änderungen bei den Ungarn angemahnt werden.Ob die Ungarn diese Änderungen dann umsetzen, erscheint jedoch sehr fraglich. Also, die EU hat schon Sorgen im Zusammenhang mit Ungarn, hat sich aber in den Prüfmodus zurück gezogen. Abgesehen davon, dass es keine Definition der einzelnen Werte in der EU gibt. Auch das Zypernproblem war willkommen um von den Wirtschaftsproblemen abzulenken. Und weil das nicht genug war, hat man sich das Syrienproblem auch noch angesehen.

Abschließend kann man sagen, die EU hofft mit seinen Regierungschefs auf einen Wirtschaftsaufschwung, der ja von alleine kommen soll. Was für eine Botschaft an die arbeitslosen Jugendlichen oder die Langzeitarbeitslosen!
Ein Kollege fragte, ob es nicht kräftigere Initiativen gibt; denn die Arbeitslosigkeit hat sich im vergangenen Monat noch weiter beschleunigt? Zurück kam ein eindeutiges NEIN.
Tja, so kann man Europa etwas vormachen, man muss nur zwei Schilder vor sich führen, eines mit SPAREN bedruckt und ein anderes auf dem WACHSTUM steht. Und schon lösen sich alle Probleme von selber.

 

Und Deutschland mit Bundeskanzlerin Angela Merkel? Nun, Merkel hat ihre Liebe zu den Briten, sprich Premierminister David Cameron, entdeckt. Beide verbindet eines, das Sparen. Nur, inzwischen macht sich Unzufriedenheit breit.  Die anderen Staaten sehen das ganze als Spardiktat. Dazu kommen noch die rund 8 Millionen Niedriglöhner in Deutschland. Hier sehen viele europäische Staaten Lohndumping, andere sehen in den Niedriglöhnen eine versteckte  Wirtschaftssubvention  der Deutschen. Europa ist weit von einer Wirtschafts- und Währungsunion entfernt mit den derzeitigen Regierungschefs. Die Briten haben sich in der EU auch nicht gerade beliebt gemacht, indem  ihre Immobilienkrise als hausgemacht angesehen wird.  Die europäischen Ausschüsse haben ihre Arbeit längst gemacht. Nur was nützt dies wenn die Regierungschefs dieser Arbeit ablehnend gegenüber stehen?
So kann man sicher nicht von einer Liebesbeziehung zwischen Parlament, Rat und den EU Bürgern sprechen. Hinterher versteht niemand warum die Bürger sich von der EU abwenden.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Brüssel
                                                                                       

[Alle Fotos: © Linde Arndt]

Da kommt in Schwelm was zusammen

  Teilnehmer der Vorstellung der Broschüre "Martfeld von Jahr zu Jahr" vor dem Schloß Martfeld  

[jpg] In den meisten Städten blockieren sich die politischen Parteien. Nichts läuft mehr außer gegenseitigen Schuldzuweisungen. Und da tut es einer Stadt gut, wenn sie Persönlichkeiten besitzt, die der Stadt wohlgesonnen, vorausschauend, uneigennützig und politisch neutral verbunden sind. Und die sich dann fürsorglich mit ganzem Herzen einer städtischen Angelegenheit widmen, die der Stadt zum Wohle gereicht. Es geht um Wilhelm Friedrich Erfurt und sein Kind, die Schlossanlage „Haus Martfeld“, eines ehemaligen Sitzes von „niederen“ Adeligen an der Bergisch-Märkischen Grenze. Martfeld besitzt darüber hinaus eine weiträumige Parkanlage und viele Nebenanlagen. Da gibt es eine Kapelle mit Grabanlage, einen 400 Jahre alten Haferkasten und das eigentliche Haus Martfeld. Haus Martfeld hat einen angeschlossenen Restaurationsbetrieb „Schloß Martfeld“ der zur gehobenen Gastronomie gehört, ein Standesamt, ein Museum, einen Leseraum mit Antiquariat und einige Tagungsräume.
Es war jedoch nicht immer so; denn tatsächlich sollten die auf dem Gelände befindlichen Gebäude 1970 abgerissen werden, so die damalige politische Diskussion.
1954 wurde die gesamte Immobilie von der Stadt Schwelm gekauft und es waren 1970 die Schwelmer Jäger und die freiwillige Feuerwehr, die anfingen das Gelände aufzuräumen. Allen voran  respektive Mittendrin der Schwelmer Bürger Wilhelm Friedrich Erfurt. Die Politik zog nach dieser eindrucksvollen und vorbildlichen Bürgerarbeit die Konsequenz und stellte sich nun auf die Seite derer, die Haus Martfeld erhalten wollten. 1985 wurde dann der Südflügel eingeweiht und zwei Jahre später wurde das gesamte Ensemble unter Denkmalschutz gestellt. Der ehemalige Bürgermeister Rainer Döring sah in seiner Rede zur Einweihung Haus Martfeld als ein „Kulturelles Fenster der Stadt Schwelm“.

    Vorstellung der Broschüre "Martfeld von Jahr zu Jahr " im Nordflügel des Haus Martfeld  

Und so trafen sich diejenigen, die sich um den Erhalt und die Weiterentwicklung des Projektes Haus Martfeld verdient machen und gemacht haben vor Ort um sich mit der Jahresgabe „Martfeld von Jahr zu Jahr“  an das Vergangene zu erinnern und um Perspektiven aufzuzeigen, die das Projekt Haus Martfeld  beförderte und noch weiter befördern kann. Heike Rudolph galt ein besonderen Dank, den sie mit der wunderschönen redaktionellen Gestaltung der Broschüre „Martfeld von Jahr zu Jahr“ hoch verdient hatte.
Wilhelm Friedrich Erfurt erinnerte dann auch an 2010, als mit dem 400 Jahre alten Haferkasten als letzte Stufe der Renovierung das Projekt „Haus Martfeld“ eine neue Station erreicht hatte. Es ist nicht nur einer Person zu verdanken die dieses wunderschöne Freizeitgelände erstellt hat, vielmehr war es
ein Zusammenwirken von:

  • Verein für Heimatkunde e. V.
  • Verschönerungsverein Schwelm e.V.
  • BürgerStiftung Lebendiges Schwelm
  • Arbeitsgemeinschaft Umweltschutz Schwelm e.V. (AGU)
  • Wilhelm Erfurt-Stiftung für Kultur und Natur

Und neuerdings kümmern sich auch die Gymnasiasten des Märkischen Gymnasiums Schwelm um das gemeinsame Kulturgut Haus Martfeld. Dies ist eine ungemeine Bereicherung für das Projekt „Haus Martfeld“; denn nun kümmert sich auch die junge Generation um das gemeinsame Kulturgut.
Was man aber auch nicht vergessen sollte, es sind viele Nutzungen die das weitläufige Gebiet beherbergt. Das geht von einem Tennisclub über einen zentralen Abenteuerspielplatz, eine Minigolfanlage, einen Kleingartenverein bis hin zu einer Krankenhausanlage. Die vielfältigen Nutzungen innerhalb des Hauses haben wir eingangs schon erwähnt.

 So kann man hier über eine weitere längst überfällige Säule in der Nutzung von kommunalen Flächen sprechen der "Freizeit- und Kulturnutzung". Es sollten jedoch noch weitere Aktivitäten entwickelt werden um den Bestand dieses Schwelmer Kulturgutes nie wieder zu gefährden, so Wilhelm Erfurt.
Bürgermeister Jochen Stobbe wusste von Gästen zu berichten, die ihn um diese Anlage beneiden und sich selber solch ein Schmuckkästchen wünschten.

  Die Stadt sollte dieses Haus grundsätzlich in seinem Besitz behalten und eigene Aktivitäten entwickeln um die Nachhaltigkeit dieser Anlage zu sichern, so Stobbe. Wilhelm Erfurt als auch Jochen Stobbe sehen für die Zukunft noch weiteres Potenzial welches in dem Projekt „Haus Martfeld“ schlummert. Denn auch die Kapelle, die heute vom Verschönerungsverein Schwelm e.V. gepflegt wird, erfreut sich einer Nutzung an die man vor 40 Jahren sicher nicht gedacht hatte     Wilhelm Friedrich Erfurt und Bürgermeister Jochen Stobbe mit der Broschüre vor dem Schloss
  Lothar Feldmann,
Vorsitzender des Vorstandes     
Stadtsparkasse Schwelm
     Zum guten Schluss  führte der Vorsitzender des Vorstandes Stadtsparkasse Schwelm Lothar Feldmann aus, dass Martfeld vor allen Dingen in erster Linie das „Kind“ von Wilhelm Friedrich Erfurt war und ist.
Wilhelm Friedrich Erfurt hat mit seiner „Wilhelm Erfurt-Stiftung für Kultur und Natur“ Gutes bewirkt ganz zum Wohle von Haus Martfeld und unser aller gemeinsamen Kulturarbeit.

Unter den Teilnehmern dieses Treffens entwickelte sich noch ein intensiver Gedankenaustausch über die weiteren Nutzungsmöglichkeiten von „Haus Martfeld“. Ob es nun eine Ausstellung in der weiträumigen Parkanlage oder ein Konzert auf einer evtl. neu gebauten Bühne sein wird, man wird sehen. Bei den Schwelmern kommt immer was zusammen.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Schwelm
[Alle Fotos © Linde Arndt]

s. auch Infos über die Broschüre "Martfeld von Jahr zu Jahr"

 

Europa als Hoffnungskontinent

[jpg] Wir sollten uns an solche Stunden erinnern, die für die Menschheit ein Schlag ins Gesicht bedeuten. Einer dieser Vorfälle liegt fast 20 Jahre zurück. Als 1994 im afrikanischen Ruanda der Stamm der Hutu mindestens 500.000 Menschen ( Es können auch 1 Million gewesen sein) vom Stamm der Tutsi Minderheit bestialisch abschlachteten. Nach einer Zeit von 100 Tagen lagen im Land überall Leichen verstreut, Flüsse waren blutrot gefärbt, ganze Dörfer nieder gemetzelt oder am Straßenrand lagen Leichen gestapelt herum.

Im Lande gab es damals eine Natotruppe, die jedoch nicht eingriff. Überhaupt stand die Staatengemeinschaft tatenlos diesem Treiben gegenüber. Fakt war jedoch, Ruanda als Staat konnte seine Minderheit, den Stamm der Tutsis nicht schützen. Im „Nachhinein“ wusste man jedoch Ruanda wollte seine Minderheit nicht schützen. Die Tutsis sollten ermordet werden. Es war ein klarer Genozid und die damalige UNO wäre verpflichtet gewesen militärisch einzugreifen. Die im Lande befindliche UNO Truppe wurde sogar noch um 90% auf rund 250 Soldaten reduziert. Und tatsächlich griffen während dieser Zeit belgische und französische Elitetruppen ein um rund 4.000 Ausländer aus dem Krisengebiet zu evakuieren. Die angestellten Tutsi der Ausländer überließ man jedoch den marodierenden Hutus, die   das Gemetzel auch ausweiteten.

Wie gesagt es war kein Ruhmesblatt welches die internationale Staatengemeinschaft erbrachte. Viele Politiker schämten sich auch danach und wollten, dass sich so etwas nicht wiederholte.
Im Dezember 2001 wurde die Schutzverantwortung (Responsibility to Protect, R2P) von der -„International Commission on Intervention and State Sovereignty“ ins Leben gerufen. 2005  auf der UN-Generalversammlung einigten die Staaten sich, dass Souveränität mit der Verantwortung einhergeht, die Bevölkerung vor Völkermord, Kriegsverbrechen, ethnischer Säuberung und Verbrechen gegen die Menschheit zu schützen. Dies war erst einmal der erste Anspruch, der jedoch noch weiter durchdacht werden sollte. Fortan sprach man von dem Projekt R2P ( Responsibility to Protect). Das europäische Parlament nahm sich den Grundsatz der UNO zu Herzen und entwickelte ihn weiter.

Zur Berichterstatterin wurde von Bündnis90/Die Grünen Dr. Franziska Katharina Brantner aus der Fraktion VERTS/ALE ( Fraktion der Grünen/Freie Europäische Allianz)  ernannt. Sie berichtete vor dem  Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten unter dem Vorsitz von Elmar Brok.
 

      „Ein Berichterstatter ist für das Zusammentragen und Auswerten der für den Sachverhalt wichtigen Informationen verantwortlich. Diese Informationen beziehen sich auf das Vergangene und das Gegenwärtige. Daraus wird für den Ausschuss eine Empfehlung erstellt oder abgeleitet, die dann im Ausschuss diskutiert/debattiert wird. Die Empfehlung kann vom Ausschuss mit oder ohne Änderungen angenommen werden und dann dem Rat zur Entscheidung vorgelegt werden. In einigen Fällen wird auch ein Schattenberichterstatter beauftragt. Dieser wird von den anderen Fraktionen ernannt und dient einer evtl. abweichenden Empfehlung.“  

Brantner betonte in ihrem Bericht die Komplexität dieses Themas, immerhin geht es ja um die Souveränität eines Staates die durch den Eingriff von außen hinfällig ist. Als Konsequenz schlug sie  eine interinstitutionelle Arbeitsgruppe vor, welche  die Grundlagen für einen Konsens erarbeiten soll. Auch sollte man sich um die beteiligten Interessengruppen, aber auch Akteure der Zivilgesellschaft , bemühen um deren Vorschläge einzuholen und zu berücksichtigen. Letztendlich legte sie ihren Schwerpunkt mehr auf die Prävention, also die Vermeidung und Vorbeugung solcher Konflikte, um eine bewaffnete Auseinandersetzung im Vorfeld zu vermeiden. Allerdings lehnt sie einen Alleingang der EU ohne die UNO ab und empfiehlt die Konsultationen mit der Weltorganisation zu verstärken. Hier sollte die Strategieplanung  und die Entwicklung der Fähigkeiten innerhalb der gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik angepasst werden, so dass die EU die Schutzverantwortung auch umsetzen kann. Vorbeugende Diplomatie und Vermittlung sollten bei den Delegationen und Botschaften der EU weiter professionalisiert und gestärkt werden. Die Empfehlungen sollten allen, insbesonders der zuständigen Vizepräsidentin der Kommission/Hohen Vertreterin der Union für Außen- und Sicherheitspolitik (VP/HV), EU-Aussenministerin   Catherine Ashton, zur Information zugeleitet werden.


Ausschusssitzung am   25.02.2013 im "József Antall building"                                                                           Foto: © Linde Arndt

In der nachfolgenden Debatte konnte sich Großbritannien nicht mit dem  Wort Verantwortung, also Schutzverantwortung anfreunden. Hier wurde das Wort Recht, also Schutzrecht vorgeschlagen. Für eine abschließende Beratung würde in der derzeitigen Form unweigerlich ein Veto eingelegt. Auf der anderen Seite wäre nicht geklärt wer und wie man eine Intervention legitimieren könnte. Ohne es zu wollen, könnte sich so ein Konflikt zu einem Flächenbrand entwickeln. Was ist nach einem Konflikt, wie und durch wen werden die erforderlichen Wiederaufbauleistungen koordiniert und kontrolliert. Nach einem Konflikt sieht man in der Regel Millionen von Staatsbürgern in Zeltlager vegetieren  – ohne Perspektiven und auf die Weltgemeinschaft angewiesen. Ihr ehemaliger Staat ist nicht in der Lage seine Bürger einzubürgern. Ist das ein Grund um eine humanitäre Intervention anzustrengen?

Zum Abschluss reklamierte Frau Brantner ein glaubwürdiges Konzept für eine Prävention der EU um es gar nicht erst zu einem Konflikt kommen zu lassen. Die EU sollte jedoch mit der UNO und der AU (Afrikanischen Union) Konzepte gemeinsam erarbeiten.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Brüssel 

 

Hilflosigkeit und Ohnmacht in Ennepetal

[jpg] Es macht mich natürlich immer nachdenklich. Woche für Woche mailen, telefonieren oder sprechen Ennepetaler mit mir und fragen, was man gegen die Zustände in dieser Stadt machen könnte.
Ein Bürgerbegehren, Bürgerbescheid oder gar eine Volksinitiative kommt für fast alle nicht in Frage. Zu aufwendig, zu schwierig oder zu langwierig. Der Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland wurde immerhin mit einem Bürgerentscheid von den Duisburgern aus dem Amt gekegelt.
Nein, so wollen die Ennepetaler es nicht, so können sie es auch nicht.
Nun, es gibt die Form des stillen Protestes in einer Demokratie, in der man dem politischen Gegner zeigt was man von ihm hält. Der Vorteil: Man kann seine eigene Hilflosigkeit und Ohnmacht einer Verarbeitung zu führen. Indem man diese Handlungen ausführt, erfährt man eine gewisse Aufweichung der negativen Gefühle, man hat das Gefühl etwas dagegen getan zu haben. Vorgemacht haben das in den letzten Jahren die arabischen Staaten, die damit ihre Präsidenten zur Verzweiflung und aus dem Amt trieben. Ich führe mal die mir bekannten Maßnahmen auf.

Bitte geht.

Hier werden Schuhe hochgehalten oder in den Sitzungssälen einfach nur stehen gelassen. In den Schuhen befinden sich Zettel mit welchen die Adressaten aufgefordert werden zu gehen. Die Mutigen unter ihnen werden sich zusammen schließen und die mitgebrachten Schuhe hochhalten.
Die rechtliche Konsequenz dieses Tuns ist lediglich eine Ordnungswidrigkeit die mit einem Bußgeld geahndet werden kann. Tatsächlich wurde bei Überstellung des Bußgeldbescheides der Stadt mit geteilt, dass man die Schuhe vergessen habe.

Man bat um einen nahen Termin um diese Schuhe wieder abzuholen. Gegen den Bußgeldbescheid haben die Demonstranten natürlich Rechtsmittel eingelegt und haben in dem folgenden Prozess gewonnen.

Tut einmal etwas für unser Geld

Bei dieser Art des Protestes nimmt man Geld in Form von Münzen oder einen kleinen Schein ( Es kommt nicht auf die Höhe an), legt diesen unbemerkt an den Platz des politischen Gegners. Auch wurden Gelder in geringer Höhe an die Stadt überwiesen mit der Bemerkung "für die politische Arbeit."  Die Überweisungsträger hatten sämtlich Namen die es nicht gab, so dass eine Rücküberweisung nicht möglich war. Rechtliche Konsequenz: Dies ist noch nicht einmal eine Ordnungswidrigkeit. Also keine Konsequenz.

Wir sind bereit etwas zu geben

Hier nehmen sie einen verschlossenen leeren Briefumschlag und halten diesen während einer Auschuß- oder Ratssitzung mit einer Hand hoch. Hiermit signalisieren sie für die „Pflege der politischen Landschaft“ etwas zu tun. Da in dem Briefumschlag kein Geld ist, kann man ihnen auch keinen Versuch unterstellen Ratsmitglieder oder Mitglieder der Stadtverwaltung zu bestechen. Sie wollten lediglich das Wort ergreifen, so einfach ist das. Rechtliche Konsequenz: Keine.
 

 

Das sind drei Möglichkeiten des gewaltfreien Protestes und in einer Demokratie durchaus üblich. Wenn man bedenkt, dass die von uns gewählten Ratsmitglieder aber auch der Bürgermeister nicht in der Lage waren etwas für die Stadt Ennepetal zu tun, sich aber mit unseren Steuergeldern  einen guten Tag machen, so kann man dies als eine Art von psychischer Gewalt einordnen welcher der Ennepetaler Bürger Tag für Tag ausgesetzt wird.
Versuchen sie es mal, man hat danach ein viel besseres Gefühl. Sie fühlen sich dann nicht mehr so hilflos.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal

Unser Europa ist aus der Erkenntnis geboren

 
Bundespräsident Joachim Gauck Foto: © Linde Arndt
   [jpg] Aus dem Umfeld des Bundespräsidenten wurde immer wieder betont, es würde eine große Rede werden. Würde der Bundespräsident an die Reden von Herzog, Weizäcker oder Rau anknüpfen können? Es sollte keine Ruck Rede wie seinerzeit die Rede von Bundespräsident Roman Herzog sein . Auch sollte es keine Adlon Rede mehr geben, vielmehr wollte der Bundespräsident seine Rede in seinem Amtssitz „Schloss Bellevue“ als Forum vor 200 geladenen Gästen verstanden wissen. Thematisch wolle er sich zu Europa äußern, so der Bundespräsident. Für die Statistiker: die Rede dauerte rund 51 Minuten und wir zählten 5124 Worte.
Es war eine „rührseelige“ Rede, reinste Prosa die von einem deutschen Präsidenten an Deutschland und Europa gerichtet wurde.

Joachim Gauck bekannte sich zwar zu Europa und der europäischen  Idee, man konnte ihn allerdings nicht als überzeugten und kämpferischen Europäer ausmachen. Seine Rede war eine Erzählung über einen Traum den er, der Bundespräsident, träumt. Es ist allerdings mehr ein Wunsch den er hegt, der allerdings nicht erfüllbar ist. So bleiben nur die Facetten seiner Rede die man unterstreichen sollte und auch bejahen kann.
Da ist seine Feststellung, dass es ein bequemes Europa nicht geben wird oder das Europa, welches von seinen Mitgliedern Vertrauen abverlangt. Da ist sein Wunsch nach einer Agora für Europa oder einer überall vorhandenen und abrufbaren Kommunikation – verständliche Wünsche.

Lassen Sie uns  einmal in Form von Stichworten die Rede durchforsten.

Stichwort: Vertrauen

Ja wir haben in Europa eine Vertrauenskrise, wie Gauck richtig bemerkt. Nur wer vertraut hier wem nicht? Der Vertrauensverlust spielt sich nicht auf der Ebene der Völker ab, die Griechen, Spanier oder Italiener misstrauen nicht dem deutschen Volk. Sie misstrauen der deutschen Regierung, dem IWF oder der EU und ihren eigenen Regierungen. Es ist eine Krise vom Volk zu den Institutionen, Administrationen, Regierungen, nicht zu den Bürgern des eigenen und anderen Landes. Die zweite Ebene der Vertrauenskrise ist, es misstrauen sich die  Institutionen, Administrationen, Regierungen untereinander, ja sie versuchen sich sogar aus- und abzugrenzen. Man erinnere sich als die deutsche Regierung mit ihren Medien ein Dauerfeuer auf Griechenland abfeuerte um dieses Land zum Austritt aus der Eurozone zu bewegen. So sieht keine Solidargemeinschaft aus, die auf Vertrauen basiert. Und zu guter Letzt misstrauen die kleinen EU Staaten, wie Polen, Belgien oder Griechenland den großen Frankreich, Deutschland und Großbritannien. Großbritannien traut Deutschland und Frankreich nicht so recht, wegen der Besonderheit der Élysée-Verträge und der daraus resultierenden beiderseitigen Konsultationen.

Stichwort: EU

Es existiert ein Spiel auf nationaler Ebene. Alles was man auf nationaler Ebene nicht lösen mag, schiebt man auf die Brüsseler Zentrale. Wir können keinen nationalen Alleingang machen, so ist die gängige Sprachregelung. Dieses „schwarze Peter Spiel“ funktioniert vorzüglich und führt die Bevölkerung der einzelnen Staaten damit zu der bekannten EU Müdigkeit oder Verdrossenheit. Die EU wird damit als Prügelknabe von allen nationalen Staaten benutzt. Nur man fragt sich doch, wieso im Consilium, wo der Rat immerhin in 10 verschiedenen Fachzusammensetzungen mehrmals im Jahr tagt, die Probleme mit den Kollegen Regierungschefs oder Fachminister nicht sofort geklärt werden? Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit sieht für mich anders aus.

Stichwort. Gemeinsame europäische Erzählung

Gauck erkennt zwar den Beginn der europäischen Geschichte durch die Griechen und die Römer als wesentliche europäische Kulturbringer irgendwie an, will sie aber nicht als Beginn der europäischen Geschichte gelten lassen.  Wer denn sonst als die antiken Griechen haben uns Europäern  Europa gebracht? In der europäischen Erzählung sind nicht nur Paukenschläge, wie die französische Revolution, zu registrieren, nein es geht auch etwas kleiner. 1791 verabschiedete das polnische Volk die erste Verfassung in Europa, die zur damaligen Zeit eine moderne Verfassung war. Logischerweise wurde diese Verfassung in den Folgejahren durch die Nachbarstaaten Preußen und Russland wieder kassiert. Als Beispiel habe ich Polen gewählt, weil Polen zu einer Gruppe der kleinen Staaten gehört aber nicht weniger selbstbewusst als die großen Staaten auftritt. Aber diese Erzählung könnte ja weiter gehen, indem wir die großen Europäer der Geschichte erkennen und ihr Tun als europäisch einordnen. Denken wir an den Vater der modernen Marktwirtschaft den Briten Adam Smith. Moderne Volkswirtschaften auf unserem Globus nehmen diese Theorien als Grundlage für ihr wirtschaftliches Handeln.

Stichwort: Identifikation

Die Unsicherheit und Angst, die Gauck hier anspricht und eine Identifikation der europäischen Bürger verhindert, kann nur in signifikanter Weise bei den Regierungen verortet werden. Und diese Regierungen sind es auch die diese ihre eigenen Ängste an ihre Bürger weiter geben. „Mut“ sich mit Europa einzulassen und in Folge sich mit Europa zu identifizieren müsste man den Camerons, Merkels oder den Ruttes zusprechen und nicht den Briten, Deutschen oder Holländern. Bis auf kleine Niggeligkeiten sind die Bürger in ihrer Mehrheit doch schon Europäer und leben dies auch. Den Rückfall in Einzelstaatlichkeiten kann man in der Regel nur noch bei einem Länderspiel beobachten und das  ist auch nachvollziehbar.

Stichwort: Integration

Hier sieht Gauck die Bürger der EU die Takt und Tiefe der Integration bestimmen. Tatsächlich ist es aber so, dass die Bürger der EU viel weiter in der Umsetzung der Integration sind und die Institutionen der EU dies nicht wahrhaben wollen. Ich denke die Regierungschefs haben in ihren Köpfen noch immer die einzelstaatlichen Grenzen, die die Mehrheit der EU Bürger schon längst beseitigt haben.

Stichwort: Gründung

„Wir haben auch keinen Gründungsmythos…“, so der Bundespräsident. Wenn Gauck sich  auf die griechische Mythologie bezieht so mag er Recht haben. Dies reicht sicher nicht. Würde er sich allerdings auf die anerkannten Geschichtsbücher beziehen, so irrt er.
Der europäische Gründungsmythos bezieht sich auf die Einsicht aller europäischer Staaten eines „Nie wieder Krieg“ Gedankens und Ausspruchs unserer Väter und Großväter. Und dieses „Nie wieder Krieg“ bezog sich nicht ausdrücklich auf die beiden Weltkriege, die für Europa sicherlich einmal als die dunkelste Zeit in der Geschichte stehen wird. Sondern dieser Gedanken bezog sich auch auf die vielen Kriege in der europäischen Geschichte um Macht und Vorherrschaft auf dem Kontinent und den britischen Inseln in der Vorzeit. Und so können die Europäer sagen, unsere europäischen Gründung beruht auf der Erkenntnis, eingesehen zu haben ein Europa von feindlich gesinnten Staaten wird dem Untergang geweiht sein. Und dies ist seid langen Konsens aller Staaten.

In einem wesentlichen Punkt hat der Bundespräsident die Essenz Europas erkannt, es ist der europäische Wertekanon, der einzigartig in der Welt da steht. In dem heutigen Europa hätte es ein Guantanamo, Folter oder Verschleppung wie in den USA alltäglich nicht gegeben, hier hätte sicher der europäische Gerichtshof einen Riegel vorgeschoben.
Und was ist mit den vielen Problemen die wir Europäer haben, wie die Stärke des Euro oder die Probleme der Osterweiterungen? Auch hier gilt wieder, nichts passiert ohne die einzelstaatlichen Institutionen der EU. Wenn also die einzelnen Regierungen diese Problem nicht gelöst haben wollen, werden diese auch nicht auf die Agenda in Brüssel gesetzt.
Was hat der Bundespräsident vergessen? Europa hat ein grundsätzliches Problem, nämlich, die Souveränität des einzelnen Staates. Die Frage: Wie kann man Souveränität teilen? Die Finanzkrise hat uns folgendes vor Augen geführt: Europa war in seinen Entscheidungen um auf diese Krise zu reagieren zu langsam. Und als Europa reagiert hatte, waren Milliarden Euro an Verlusten verbucht.
Letztendlich hat die EZB (Europäische Zentralbank) mit dem seinem Präsidenten Mario Draghi reagiert und damit die Finanzmärkte wieder in die Büchse der Pandora verbannt. Happy End? Nein. Denn der Präsident Mario Draghi hatte dafür keinen demokratischen Auftrag, kurz, er hat das auf seine „eigene Kappe“ genommen. Zuständig waren die Finanzminister der einzelnen Staaten, die wollten sich aber nicht entscheiden.
Sie sehen wo die eigentlichen Probleme sind. Sie liegen fast alle auf der Ebene der Regierungen und der Institutionen. Und weiter,  wenn die „Souveränisten“, die mehr nationale Autonomie fordern und damit den Zusammenbruch Europas heraufbeschwören nicht von den Europäern in ihre Schranken verwiesen werden, wird Europa wieder in die Einzelstaatlichkeit zerfallen und damit zusammenbrechen. Die Zeiten der Sonntagsreden sollten vorbei sein um das mutig voran zu bringen, was uns allen am Herzen liegen sollte – Europa.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik

Ein Abriss der Bildhauerei in der Kunstakademie seit 1945

   
[jpg]Solche Abrisse sind immer was Wunderbares. Man kommt sich vor wie ein Zeitreisender. Alte Bekannte, die man bewunderte und noch bewundert, stellen sich vor als wären sie gerade vor einem körperlich präsent. Die Kunstakademie Düsseldorf hat sich auf getan von den an der Düsseldorfer Kunstakademie tätigen, ehemaligen und heutigen BildhauerInnen  eine Ausstellung im K20 zu kuratieren. Fast 70 Jahre Bildhauerei  in Düsseldorf erbrachte auch für den derzeitigen Rektor der Kunstakademie, Tony Cragg, eine beeindruckende Ausstellung.

130 Werke von 53 KünstlerInnen in drei Ausstellungshallen brachte Vertrautes und Unbekanntes zu Tage. Ausgangspunkt waren die Arbeiten von Prof. Ewald Mataré der 1947 die Bildhauerklasse leitete. Seine damaligen Schüler –  immerhin Joseph Beuys, Erwin Heerich, Paul Grimm, Günter Haese um nur einige zu nennen –  führte er in seiner Klasse zu Künstlern, die internationale, herausragende Anerkennung fanden und noch genießen. Es sind die neuen Wege, die die Kunst durch einen Künstler erfährt, Mut eingefahrene Weg zu verlassen und sich erst einmal im Dunklen zu orientieren. Viele der gezeigten Exponate zeigen die Endmarken, diese Wegbegehung in Form, Art und Material. Nicht mehr nur die Skultur wurde weitergetragen, vielmehr erfuhr die Bildhauerei eine Erweiterung ihres Begriffes. Textilien, Abfallstoffe, Gips, Kunststoffe, ja sogar Schokolade oder Papiere fanden Eingang in die Bildhauerei. Räumliche Ausformungen wie Installationen, Land-Art oder Konzeptkunst schlossen die sich auf tuenden Lücken der Künstler in ihren Werken. 1960  – die Fluxus Bewegung fand sich in Düsseldorf ein. Dieter Roths Werke mit Schokolade oder Wurst wurden dem Verfall preisgegeben um die Vergänglichkeit unserer Werke aufzuzeigen.

 

 
v.l.: Gerd Korinthenberg,  Dr. Marion Ackermann,  Prof. Tony Cragg, Dr. Maria Müller Schareck, Prof. Dr. Robert Fleck,
Annika Plank     Foto: © Linde Arndt

 

Es ist nichts was dahinter steht: Der Koreaner Nam June Paik setzte den Denker von Rodin vor einen Fernseher um das Massenmedium TV in Frage zu stellen. Norbert Krickes „ungreifbare Augenkunst“, die Gruppe Zero mit Heinz Mack, Otto Piene und Günther Uecker nutzen Licht und Schatten, reflektierendes Material für ihre Kunst.

Aber auch die Maler Markus Lüpertz, Jörg Immendorf,  erweitern ihre Bilder indem sie sie in die Dreidimensionalität überführen. Kraftvoll und rustikale Holzfiguren in Farbe gefasst stellen sich dominierend in den Vordergrund. Man denke an den 18 Meter hohen Herkules von Lüpertz im Nordsternpark von Gelsenkirchen. Tony Craggs Formen entspringen dem Fluss von Form und Materie die der Natur entspringt und in ihr, der Natur, ein Domizil erhält. Es sind Formen, die an die Entstehungsgeschichte der Erde erinnern. Figur (Form) ist mir sehr wichtig, weil wir selber eine Figur (Form) haben, so Prof. Cragg.

“Trashstones“ von Wilhelm Mundt, das Einsammeln von Haushalts- und sonstigen Abfällen, sind letztendlich nur noch eine unregelmäßige Ausbeulung in einem wie ein Findling aussehendem Gebilde.

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Es sollen aber nicht nur die Werke der Bildhauer zu sehen sein, vielmehr sieht man die Exponate der Bildhauerei in die musealen Bestände von Malerei eingebettet.
Eine Besonderheit sei hier aber noch erwähnt die „Tastbare Skulpturen im Labor“. Dieses Labor lädt zum Berühren und Ertasten ausgewählter Skulpturen ein. Die Malerei für das Auge, die Plastik für die Hand, so wollte Prof. Ewald Mataré 1928 Skulpturen verstanden wissen.
Mit „Die Bildhauer“ Kunstakademie Düsseldorf, 1945 bis heute ist erstmals eine Ausstellung in enger Kooperation zwischen der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen  und der benachbarten Kunstakademie entstanden. Prof. Tony Cragg wurde dabei nicht nur von den Professoren Siegfried Gohr Und Robert Fleck unterstützt, sondern vor allem vom Team des Museums. Eine Vortragsreihe, Künstlergespräche, Exkursionen und ein Dokumentarfilm vertiefen die Eindrücke und erläutern Zusammenhänge.

   
Dr. Marion Ackermann und Prof. Tony Cragg bei der Pressevorbesichtigung                                                                Foto: © Linde Arndt
 

So meinte Dr. Marion Ackermann, Direktorin der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen: Es geht um den grundsätzlichen Aufbau der Bildhauerei, das Spannende des Werdens soll dem Betrachter sichtbar werden. Eingebettet wurde diese Ausstellung auch in die Ausstellung „Skulptur im Düsseldorfer Stadtraum“ zu der es auch Exkursionen geben wird.
Die Ausstellung wird vom 20.Februar – 28.Juli 2013 zu sehen sein. Ein außergewöhnlich großer Zeitraum der nur mit der Spannung die diese Ausstellung erbringt erklärt werden kann.
Es ist eine herausragende und außergewöhnlich Ausstellung die auf den Kunstliebhaber zu kommt, die eine ungemein spannende Zeitreise in die Bildhauerei der letzten 70 Jahre darstellt.

Liste der ausgestellten Künstler:
Joseph Beuys, Karl Bobek, Ralf Brög, Hede Bühl, Tony Cragg, Richard Deacon, Jürgen Drescher, Bogomir Ecker, Katharina Fritsch, Isa Genzken, Martin Gostner, Thomas Grünfeld, Erwin Heerich, Georg Herold, Martin Honert, Jörg Immendorff, Magdalena Jetelová, Irmin Kamp, Hubert Kiecol, Luise Kimme, Harald Klingelhöller, Imi Knoebel,
Jannis Kounellis, Gereon Krebber, Norbert Kricke, Bernd Lohaus, Markus Lüpertz, Heinz Mack, Ewald Mataré, Rita McBride, Christian Megert, Reinhard Mucha, Wilhelm Mundt, Nam June Paik, A.R. Penck, Otto Piene,
David Rabinowitch, Erich Reusch, Klaus Rinke, Dieter Roth, Ulrich Rückriem, Reiner Ruthenbeck,
Leunora Salihu, Andreas Schmitten, Thomas Schütte, Fritz Schwegler, Pia Stadtbäumer, Rosemarie Trockel, Günther Uecker, Didier Vermeiren, Paloma Varga Weisz, Thomas Virnich, Franz Erhard Walther

Die Ausstellung wird großzügig von der Kunststiftung NRW unterstützt.
Sponsoren der Ausstellung: National-Bank AG, Essen, und Hogan Lovells International LLP
Das Labor wird gefördert von der Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland und der Stadtsparkasse Düsseldorf.
In Kooperation mit dem Verband für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik e.V.,
Landesverband Nordrhein-Westfalen.


Weitere Informationen zur Ausstellung

Eröffnung der Ausstellung
Dienstag, 19.02.2013, 19.00 Uhr
Erweiterte Öffnungszeiten
20.02. – 24.02.2013
Täglich bis 20.00 Uhr geöffnet
Katalog zur Ausstellung
Die Bildhauer. Kunstakademie Düsseldorf, 1945 bis heute
(erscheint wegen der aktuellen Ausstellungsdokumentation Ende März)
Preis: 44,80 Euro (Kerber Verlag, Bielefeld)
Öffentliche Führungen
donnerstags 16.30 – 17.30 Uhr
sonntags und feiertags 15.00 – 16.00 Uhr
Die Teilnahme ist im Eintrittspreis inbegriffen.
Kinderführungen
sonntags 15.00 – 16.30 Uhr
Gebuchte Führungen
Zur Ausstellungen können individuelle Führungen und Workshops gebucht werden.
Information und Anmeldung im Besucherservice:
Tel. 0211.83 81-204 bzw. service@kunstsammlung.de
Begleitprogramm
Zur Ausstellung findet ein umfangreiches Begleitprogramm statt, siehe Ausstellungsflyer.
Linklaters-Thementag für die ganze Familie
Unter Bildhauern!
Sonntag, 17.03.2013
K20 Grabbeplatz
11.00 – 17.00 Uhr
Eintritt frei!
Film zur Ausstellung
Zur Ausstellung hat der Filmemacher Helge Drafz einen 30-minütigen Film produziert. Er
wird während der Öffnungszeiten im Trinkaus Auditorium im K20 gezeigt.

Für alle Interessierten diesen Film [Quelle Youtube] hier vorab:

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Düsseldorf

 

Trotz des ungünstigen wirtschaftlichen Umfeldes, ein gutes Ergebnis

 
Thomas Biermann [Vorsitzender des Vorstandes der Sparkasse Gevelsberg] und Michael Hedtkamp [ Mitglied  des Vorstandes] können sich über das Bilanzergebnis 2012 freuen                                                                                                         Foto: © Linde Arndt
 

[jpg] Die Wirtschaft in Deutschland lahmte  2012.  Die Dynamik der deutschen Volkswirtschaft ließ in den Quartalen 2012 stetig nach. Nach plus 0,5 Prozent zum Auftaktsquartal 2012 ging das BIP-Wachstum zum Vorquartal zunächst auf 0,3 Prozent und im dritten Quartal auf 0,2 Prozent zurück  und endete im vierten Quartal mit Minus 0,6 Prozentpunkten. Für das gesamte Jahr 2012 brachte es die deutsche Volkswirtschaft jedoch noch auf ein Wachstum von 0,7%. Auch die Arbeitslosenzahlen sprangen wieder über die magische Grenze von 3 Mio. Die Zinsen sind auf dem niedrigsten Niveau, was finanzwirtschaftlich zu erheblichen Problemen führt.  Glimpflich sahen die volkswirtschaftlichen Zahlen in Deutschland deshalb so aus weil die Exportquote mal wieder alles aus dem Feuer gerissen hat.

Vor diesem Hintergrund legte der Vorsitzende des Vorstandes Thomas Biermann der Sparkasse Gevelsberg die Bilanz 2012 vor. Es ist das 155. Geschäftsjahr der Sparkasse Gevelsberg und ein Jahr auf welches man zahlenmäßig stolz sein kann.
Denn die vorgenannten volkswirtschaftlichen Zahlen brachten viele Bankinstitute in die Verlustzone; denn das Vertrauen ist ein wesentlicher Faktor im Bankensektor. Und dieses Vertrauen ist es was die Sparkasse Gevelsberg besser dastehen lässt als so manch eine andere Bank. So konnte die Sparkasse Gevelsberg ihren Marktanteil im Privatkundengeschäft von 62% auf 66% steigern. Die Bilanzsumme zog von 843,5 Mio Euro auf 874,4 Mio Euro an, was einer Steigerung um 3,7% entspricht. Wichtiger sind jedoch die Zahlen aus der Entwicklung der Kundenforderungen und Kundeneinlagen. So konnten die Kundeneinlagen, also das was man umgangssprachlich als „Spargroschen“ benennt, um 4,7% auf 640,9 Mio Euro gesteigert werden. Ein Unternehmensziel der Sparkasse Gevelsberg, und dies äußert sich in dem Anstieg der Kundeneinlagen, ist, die Sinnhaftigkeit des Sparens zu erhalten. Bei den derzeitig exorbitant niedrigen Zinsen kann man das als reinen Vertrauensbeweis der Kunden gegenüber der Sparkasse Gevelsberg ansehen. Auf der anderen Seite der Bilanz stiegen die Kundenforderungen um 3,4% auf 586,4 Mio Euro. Diese beiden Zahlen zeigen ein grundsolides Sparkassenhandeln, welches auf Nachhaltigkeit und Verstetigung der Zahlen im Bankgeschäft hinweist. 8,5% Wachstum im Kreditbereich der Gevelsberger Unternehmer zeigen, dass die Gevelsberger Unternehmer besser als viele andere Unternehmer in der deutschen Volkswirtschaft agieren – sie sind ganz klar auf Wachstumskurs.

Michael Hedtkamp, Mitglied  des Vorstandes, referierte sodann über die Entwicklung im Vermögens- und Wertpapiergeschäft:  Mitte 2012 hatten die Finanzmärkte wieder an Attraktivität gewonnen. Dies wurde damit erreicht indem die EZB (Europäische Zentralbank)  die Zusage unbegrenzt Schuldenpapiere zu kaufen durch EZB-Präsident Mario Draghi erteilt wurde. Es war ein Zeichen von Stärke welches die EZB aussandte und führte zu einer Eindämmung der Spekulation gegen den Euro. Zurück zur Sparkasse Gevelsberg: Hier sieht die Sparkasse Gevelsberg ihre Kunden überwiegend im festverzinslichen Bereich ohne großes Risiko. Es ist eine freundlich positive Entwicklung in diesem Geschäftsfeld. LBS und die Provinzial haben ein gutes Jahr 2012 vorzuzeigen, allerdings konnten die hohen Zahlen von 2011 nicht wieder erreicht werden. Im Online Bereich werden wir unser Angebot etwas verbessern, hier bereiten wir ein  neues Angebot für diese Zielgruppe vor.
Auch in 2012 haben wir durch unser umfangreiches kulturelles Engagement in Gevelsberg ein klares und deutliches Signal der Zugehörigkeit zu Gevelsberg angezeigt. So wird es 2013 wieder eine Ausstellung geben: Diesmal wird der bekannte Schauspieler, Maler und Musiker Armin Müller-Stahl seine Bilder in unserem Hause ausstellen.

Erwähnenswert wäre noch die Kapitalquote nach Basel III die 16,6% betrug und damit die Forderung der Mindestquote weit übererfüllt. Für 2013 wagte der Vorsitzende der Sparkasse  Thomas Biermann eine vorsichtig positive Aussicht. Die Unabwägbarkeiten sind zu groß um eine seriöse Einschätzung abzugeben. So reduzierte die Bundesregierung ihre Prognose für das laufende Jahr von 1,0 auf 0,4 Prozent. Man wird sehen.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Gevelsberg.

Anmerkung:

 

 [la] Während in der 3. Etage des Sparkassengebäudes das Pressegespräch statt fand, gingen im ehemaligen Kassen- und Kundenbereich die umfangreichen Umbauarbeiten weiter. (wir berichteten). Im Anschluss an das Gespräch  machten wir einen kurzen Abstecher auf die gegenüber liegende Straßenseite (ehemalige Räumlichkeiten der Dresdner Bank), wo zum reibungslosen Ablauf der Tagesgeschäfte für die Kunden der Sparkasse Gevelsberg eine Interrims-Filiale eingerichtet wurde.

 "Das ist die Errichtung einer Filiale mit der kürzesten Laufzeit", wie Thomas Biermann mit einem Schmunzeln bemerkte.
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