Ennepetaler Rat auch noch als Zyniker

[jpg] Die UNO hat das Recht auf Wasser im November 2002 mit dem allgemeinen Rechtskommentar Nr.: 15 beschrieben. 2010 wurde das Recht auf sauberes Wasser in den

Wasserarmut Foto:  AFP

Ein Kind in einem Entwicklungsland verbraucht 30 bis 50 Mal weniger Wasser als ein Kind in einem Industriestaat.
Foto: AFP

Menschenrechtskatalog aufgenommen. Daraus wurde die Verpflichtung der Staaten, dies nunmehr als allgemeines Menschenrecht zu akzeptieren und dafür einzustehen. Hintergrund war und ist , dass Milliarden Menschen keinen Zugang zu einer annehmbaren Wasserversorgung und zu einer sanitären Grundversorgung haben. Die EU übernahm dieses Menschenrecht automatisch.

Jedes Jahr sterben Millionen  Menschen durch diese nicht hinnehmbaren Zustände. Wasser ist Bestandteil der Ernährung und stellt auch somit durch den fehlenden Zugang eine Einschränkung der Würde des Menschen dar.

Man schätzt, dass 1- 2 Milliarden Menschen keinen Zugang zu einer Wasserversorgung haben und 2 – 3 Milliarden Menschen keine oder nur eine unzureichende Abwasserentsorgung haben.

Für die Ärmsten der Armen schuf man ein Recht, welches jedoch nicht einklagbar war und ist. Seit 2002 haben sich die Probleme in keinerlei  Weise entspannt, vielmehr musste eine Verschärfung der Situation registriert werden.

In den reichen Ländern trieb und treibt man analog ein zynisches Milliarden Monopoly Spiel mit dem Wasser. Der Gipfel dieses  Spiels waren die Verkäufe der Wasserwerke in den Industrieländern. Es wurden und werden milliardenschwere Umsätze, sei es mit Preissteigerungen oder Werksverkäufen, mit Wasser getätigt. Deutschland steht da nicht abseits, sondern mischt bei diesen Geschäften kräftig mit – grenzüberschreitend.

Michel Barnier Foto: EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier  © ec.europa eu

Foto: EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier © ec.europa eu

Und weil die Wasserwerke ohne Regeln verkauft wurden und werden, kümmerte sich die EU Kommission um dieses Problem. Michel Barnier der EU Kommissar, sollte hierzu klare Regeln ausarbeiten, was er auch tat. Der Tenor dieser Regeln sollte denn sein: Wenn schon ein Wasserwerk verkauft werden soll, so sollte der Verkauf öffentlich ausgeschrieben werden. Womit dem in vielen Ländern vorherrschenden „Klüngel“ ein Riegel vorgeschoben werden sollte. Dass das den großen Versorgern und Großkonzernen die Zornesröte ins Gesicht trieb war nach zu vollziehen. Aus dem Nichts entstand eine Bewegung  gegen die Privatisierungspläne. Wobei Deutschland und Österreich sich besonders hervor taten. Denn die Wasserwerke befinden sich in Deutschland und Österreich überwiegend in den öffentlichen Händen, wie z.B. der Kommunen. Im Februar 2013 zogen Abgesandte des deutschen Städte- und Gemeindetags und Vertreter der kommunalen und privaten Wasserwirtschaft vor die Kommission um gegen die Pläne Barniers zu protestieren. Kommissar Barnier versprach seine Pläne nochmals zu überdenken, was auch sonst.

So weit so gut. Und nun geht der Rat der Stadt Ennepetal her und stimmt über eine Resolution ab, die den Verkauf von Wasserwerken an die Privatwirtschaft untersagen soll. Alles soll so bleiben wie es ist. Wasserwerke in kommunale Hände, die mehr Verantwortung zeigen als Private. Der Antrag wurde von den Bündnisgrünen eingebracht. Nur sie verkennen, dass auch der EN-Kreis und damit Ennepetal den Versorger AVU zu 50%  ( Wahrscheinlich 50% plus eine Aktie) an den Großkonzern RWE  „verhökert“ hat. Und die RWE aus Essen kann und wird sicherlich auch die Geschäftspolitik beeinflussen.

Was aber noch schlimmer ist, ist die Wasserversorgung  der Ärmsten mit der unseren (Industrieländer)  gleichzusetzen, als wenn Deutschland Probleme mit der Wasserversorgung hätte; denn wie anders sollte der Hinweis auf die UNO zu verstehen sein. Eher ist das Gegenteil der Fall. Scheinheilig und zynisch ist dieser Antrag denn auch  zu nennen. Oder haben sich die Bündnisgrünen gar von RWE oder anderen Großkonzernen mit Parteispenden instrumentalisieren lassen? Wie dem auch sei, der Rat nahm bei 5 Enthaltungen diesen Antrag an.

Wie  inkompetent der Antrag auch ist zeigt, dass er auf die Landesregierung und den Landtag zeigt, die doch bitte in Brüssel vorstellig werden und diese Richtlinie verhindern sollen. Hier zeigt sich einmal mehr, wie wenig Ahnung dieser ganze Ennepetaler Rat von unserer Demokratie, respektive der EU,  hat.

Erst mal dieses stupide und penetrante Zeigen auf die EU in Brüssel, die an allem Schuld sein soll um den Eindruck zu erwecken als wenn aus Brüssel alles Schlechte kommt.
Wenn Kommissar Michel Banier diese Richtlinie fertig hat, müsste er sie dort erst dem Rat zur Abstimmung vorlegen. Dieser müsste einstimmig diese Richtlinie absegnen. Der Rat besteht aus den Regierungschefs und evtl. Fachministern. In diesem Fall also der Bundeskanzlerin  – oder diese delegiert an den zuständigen Fachminister.
Wenn alle der Vorlage zugestimmt haben, hat aber das europäische Parlament noch ein Einspruchsrecht. Erst wenn dieses nicht wahrgenommen wird, muss es in nationales Gesetz um gesetzt werden.

Das Land, hier also Nord-Rhein-Westfalen, hat in der Entscheidungskette nichts zu suchen.
Insofern ist dieser Antrag stümperhaft und scheinheilig. Dass die Ratsmitglieder dem zugestimmt haben, zeigt einmal mehr die Inkompetenz dieses Rates. Und die Stadtverwaltung? Sie hätte zumindest dem Rat die rechtlichen Konsequenzen aufzeigen müssen. Sie hätte auf die falschen Grunddaten dieses Antrages aufmerksam machen müssen. Und der Rat? Da fehlt es mächtig an Grundkentnissen.

Auch auf die Gefahr der Wiederholung: Brüssel verbietet die Privatisierung der Wasserversorgung nicht aber Brüssel betreibt sie auch nicht! Sie stellt es den Kommunen und Gebietskörperschaften frei, die Wasserversorgung bei sich zu belassen oder eine Privatisierung zu betreiben. Und wenn die Kommunen oder Gebietskörperschaften die Privatisierung betreiben, so sollten bestimmte Regeln vorherrschen. Und diese Regeln will Kommissar Barnier eben aufstellen. Macht doch Sinn, oder?

buendnisgruenen

Bündnisgrüne Ennepetal
v.l. Sven Hustadt, Stefan Mayer-Stoye , Olaf Ehlert und Jürgen Hofmann
Fotos : © Linde Arndt

Ein Tipp für die Ennepetaler Grünen, womit sie im Bereich Wasser punkten könnten. Die Partei sollte sich einmal mit dem Import von Wasser befassen: Im Durchschnitt isst jeder Deutsche jährlich 22 Kg Tomaten. Das bedeutet jeder Deutsche importiert 4.000 Liter Wasser! (wovon allerdings 6% Eigenproduktion abgehen). Und dieses Wasser wird vom wasserarmen Süden Spaniens mit Hilfe von Bewässerungssystemen  den Tomaten beim Wachstum zugesetzt. Noch schlimmer sieht es bei den argentinischen Steaks oder den afrikanischen Kakaobohnen aus, die wir alle gerne importieren.

Seit Jahren setzt sich das Water Footprint Network dafür ein. Die Grünen hatten mal die Idee, der regionalen Vermarktung dazu.
Heute scheint es Mainstream im Westen zu sein sich mit den Ärmsten der Armen an der Wasserstelle um die letzten Liter Wasser zu prügeln, indem man diesen Weltbevölkerungsteil als Argumentationshilfe benutzt. Toller Antrag.

Die Grünen haben sich sehr weit von ihren Ursprüngen entfernt.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal

 

Christen machen Rabatz in der CDU

[jpg] Als die Gevelsberger CDU sich 2011 demontierte, konnte man das verstehen. Doris Luszas, Jürgen Vens und der Stadtverbands- und Fraktionsvorsitzende Manfred Trachte von der CDU wollten oder konnten dem Gevelsberger Stadtverband keine Perspektiven mehr aufzeigen nach der haushoch verlorenen Gevelsberger Kommunalwahl. Sie zogen sich zurück, nicht ohne die christlichen Werte zu bemühen. Sahen sie sich doch von ihren Parteifreunden „gemobbt“. Wieland Rahn und Hans-Günther Adrian brachten das Chaos, welches sich aufgetan hatte, wieder in Ordnung. Irritierend wirkt dabei immer wieder der Hinweis auf die christlichen Werte mit denen solche Handlungsweisen kaschiert werden sollten.

Walter Faupel - jetzt CDE Foto: Linde Arndt

Walter Faupel – jetzt CDE
Foto: Linde Arndt

Die Schwelmer- und Ennepetaler CDU standen augenscheinlich geordnet da um sich mit der Politik zu befassen. Und dann kündigte – wie aus dem Nichts – Walter Faupel seinen Rückzug aus dem politischen Geschäft an. Jüngere sollten ran, er wolle sich nicht einmischen, und, Johannes Kraft sollte den Fraktionsvorsitz bekommen. Sagte er und zog sich in das zweite Glied zurück. Als Führungskraft bringt man früh genug einen „Kronprinzen“ in Stellung. Aber Johannes Kraft als Kronprinz? Konnte er doch nur als Zwischenlösung herhalten. Faupel mit seiner kämpferischen und dominierenden Attitüde gegen Kraft der eine mehr zurückhaltende passive Art des Auftretens favorisiert.

Johannes Kraft CDU - jetzt CDE Foto: Linde Arndt

Johannes Kraft CDU
Foto: Linde Arndt

Das konnte nicht gut gehen. Und es ging nicht gut. Die CDU Fraktion stellte Johannes Kraft und wollte eine Veränderung seiner wie vor beschriebenen Verhaltensweise. Das Gespräch endete mit einer Kampfabstimmung, die dazu führte, dass Johannes Kraft nicht mehr Fraktionsvorsitzender war und durch Bernd Decker als Fraktionsvorsitzenden abgelöst wurde. Johannes Kraft schmiss dann aber alles hin, nicht ohne auf seine Verdienste in der Partei hin zu weisen. Bis hierhin lief alles nach guten demokratischen Regeln, wonach ein eingesetzter Fraktionsvorsitzender durch einen neuen Fraktionsvorsitzenden ersetzt wurde.

 

Palastrevolution in Ennepetal? Ja klar.

Aber, wie alles in Ennepetal ist alles auch ein bisschen peinlich und lächerlich. Denn die Fraktion, wohl gemerkt die Ratsfraktion, spaltete sich in CDE und CDU.  Daniel Heymann wurde Fraktionsvorsitzender der CDE und Bernd Decker bliebt der Fraktionsvorsitzende der CDU. Rechtlich ist das zwar einwandfrei aber in seiner Umsetzung sehr umstritten. Aber was soll es?

Hat es Rat und Stadtverwaltung jemals interessiert was andere über dieselben denken? Niemals!

Bernd Decker - CDU Foto: Linde Arndt

Bernd Decker – CDU
Foto: Linde Arndt

Heymann - CDE Foto: Linde Arndt

Daniel Heymann – CDE
Foto: Linde Arndt

Und jetzt? Wie das so mit einer Palastrevolution ist, werden umgehend die eigenen Parteisoldaten aktiviert und verpflichtet. Der CDU Stadtverband tagte und befasste sich mit den Kandidaten für die Kommunalwahl 2014. Und siehe da, es fanden alle, die an der Palastrevolution beteiligt waren,  weder einen Wahlbezirk noch einen Listenplatz. So einfach kann Demokratie sein. Denn die Fraktionsmitglieder der CDU wurden einfach zu „Majestätsbeleidigern“ und „Unchristen“ erklärt und vom gesamten Stadtverband der CDU stigmatisiert. Und Johannes Kraft? Nun, er landete auf dem 14. Rang in der Reserveliste. Einen Wahlbezirk bekam er auch nicht.

Das hätte man aber einfacher haben können. Da hätte ich aber dem alten Strategen und „Silberrücken“ Walter Faupel mehr zu getraut. Gute Führung weiß die Qualitäten des eigenen Personals zu schätzen und richtig einzusetzen. Und der Generationswechsel? Der ist nun mit Christ und Heymann vollzogen. Christ ein Student und Heymann ein Angestellter aus dem IT Bereich, dem Vernehmen nach.

Knüppel, Hessler, Schulte und Deneke landen –  nachdem sie vom CDU Stadtverband Prügel bezogen hatten –  in der FWE des Herrn Hüttebräucker. Und der sieht sich jetzt als Vorstand auf einmal in einer Fraktion mit 6 Mitgliedern Augen reibend wieder. Selbst die FDP hat einen CDU Zugewinn zu bilanzieren.

Das Kleine wird groß und das Große wird klein, wenn das nicht christlich ist, dann weiß ich aber nicht mehr was christlich sein soll. Nein, im Ernst. So kann man missliebige Parteifreunde entsorgen.

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Bürgermeister Wilhelm Wiggenhagen in seiner Amtsstube
Foto: Linde Arndt

Und Ennepetal, diese wunderschöne Stadt? Für die interessiert sich niemand. Sie taugt höchstens als Zahlmeister für die unterschiedlichsten Personenkreise. Politik und Verwaltung sieht man in einer Mischung von Eitelkeit, Profilierung oder auch Ignoranz über die Fußgängerzone parlieren und wie üblich Frikadellen verdauen.
So hat Ennepetal mal wieder 5 Jahre verloren, weil den Politikern und den Stadtverwaltern Politik suspekt ist.  Jahr für Jahr gibt Ennepetal Millionen für solch eine Truppe aus, die zu keiner Leistung bereit ist. Und dann, als wenn das nicht alles genug ist, meldet sich der oberste Selbstdarsteller Wiggenhagen bei der eiligst herbei gerufenen Zeitung des WAZ Konzerns zu Wort um seine Sicht der Dinge darzulegen. Spielchen sollen gemacht worden sein, die CDE wird wieder zur CDU und die CDU soll sich doch auflösen und Einzelmandate wahrnehmen. Es wäre nicht menschlich gewesen den Fraktionsvorsitzenden Johannes Kraft seinerzeit abgewählt zu haben. Aha, also machen wir keine Wahlen mehr, weil das unmenschlich ist? Ich will mich ja nicht einmischen, ich bin ja parteilos, aber man wird ja noch seine Meinung haben dürfen, so in etwa Wiggenhagen. Wiggenhagen mahnt da sicher eine Wohlfühlpolitik an, unter der er der erste „Wohlfühler“ ist. Peinliche Selbstdarstellung für die man nur Spott und Hohn übrig haben kann. Wenn er doch geschwiegen hätte. Und seine von ihm eingeteilte PR Abteilung, die Westfalenpost oder die Westfälische Rundschau (So richtig weiß man das nicht), die schreibt alles im Sinne von einem vorauseilenden Gehorsam. Können die denn noch Journalisten sein, haben die noch eine Meinung?

Was allerdings an dieser Situation so fasziniert, die bei Gott nicht einmalig ist, die SPD kann keinen größeren Zuspruch der Wähler erreichen. Seit Monaten steht die CDU bei 40% und die SPD um die 27%, wobei die CDU machen kann was sie will. Aber –  und das ist wesentlich – die SPD macht zumindest in Ennepetal keine Politik um sich dem Wähler als Alternative anzubieten.

So kann man konstatieren: CDU hat nichts mit dem Christentum zu tun, dieses Christentum dient der CDU nur als Verpackung in einem Paket ohne Wert. Es macht nur mehr her den Begriff Christ im Namen zu haben. So geht es der Ennepetaler CDU wie der Gevelsberg CDU, sie hat keine Perspektiven mehr.

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal

Lage in Afghanistan, ein Blick in das Jahr 2014

panel

Europäisches Parlament, Altiero-Spinelli-Gebäude Brüssel am 24.04.2013
Unterausschuss für Sicherheit und Verteidigung Thema Afghanistan vrnl.Generalleutnant Olivier de Bavinchove,Vygaudas Ušackas, Ausschusspräsident Arnaud Danjean
Foto: Linde Arndt

[jpg] 450 Schulen haben die westlichen ISAF Soldaten und deren Helfer aufgebaut. In Kabul gibt es sogar eine Universität mit 400 Studenten, 80 Kommilitonen davon sind weiblich. Zwei tolle Meldungen, die jeden zivilisierten Menschen erfreuen müssten. Aber es geht ja weiter mit dem Bilanzieren. 90 % der Opiumproduktion kommt aus Afghanistan, die der westlichen Welt Jahr für Jahr zum Konsumieren geliefert wird. Die afghanischen Warlords finanzieren ihre teilweise beträchtlichen Ausgaben mit den Milliardenumsätzen aus dem Opiumgeschäft. Die Warlords haben gelernt, die Schlafmohnernte weiter zu verarbeiten um die daraus gewonnenen Folgeprodukte, wie Opium, Heroin oder Morphium, mit großem Gewinn in der westlichen Welt zu verkaufen. Wobei die Drogen aus Afghanistan geschmuggelt und in der westlichen Welt durch Drogenfahnder wieder kassiert werden – zumindest teilweise.

Das Rechtssystem ist im wesentlichen von der islamischen Sharia geprägt ein restriktives und menschenverachtendes Rechtssystem, alltäglich ziehen die kleinsten Vergehen schwerste körperliche Bestrafungen nach sich.

Trennung von Kirche und Staat, also Laizismus, ihn wird es sicher in den nächsten 40 Jahren nicht geben. Der Islam wird auf lange Zeit den Staat dominieren.

 

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Botschafter Vygaudas Ušackas (Litauen) und Generalleutnant Olivier de Bavinchove (Frankreich)
Foto: Linde Arndt

Generalleutnant Olivier de Bavinchove (Frankreich) *1) zog dann auch mit seinem Kollegen, dem EU Beauftragten für Afghanistan, Botschafter Vygaudas Ušackas (Litauen), vor den Ausschussmitgliedern eine ziemlich schonungslose Bilanz. Wir befinden uns in einem fragilen Zustand, der uns hoffen lässt. Hoffen, wenn wir 2014 abziehen, dass die von uns erbrachten Leistungen in Infrastruktur, wie Straßen und Gebäude, soziale Veränderungen oder das Bildungssystem von den Taliban nicht wieder zerstört werden. Begründete Hoffnung haben wir aber auch, indem wir an die von uns ausgebildeten Kräfte glauben, die diese neuen Errungenschaften verteidigen. Hoffnung auch, indem wir an die vielen jungen Leute glauben, die das von uns aufgebaute Bildungssystem durchlaufen haben. Wenn nicht 2014, so wird es dieser jüngeren Generation sicher einmal gelingen einen modernen afghanischen Staat aufzubauen.

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Karl Åke Roghe (Schweden), Head of Mission,
EUPOL Afghanistan
Foto: copyright consilium.europa.eu

Karl Åke Roghe (Schweden), Head of Mission, EUPOL Afghanistan sieht für die Polizei im Lande eine Perspektive. Tausende junge Afghanen wurden von den Beamten von EUPOL ausgebildet, die sich sicher nicht so schnell den Job nehmen lassen. Sorge bereitet allerdings zunehmend die Kabuler Regierung aber auch die Provinzregierungen, die zunehmend die Gehälter der Polizisten zurückhalten oder verzögert auszahlen. Letzendlich könnte dies zum Ansteigen der Korruption bei der Polizei führen. In anderen Bereichen bereitet die Korruption immer größere Unsicherheiten im Lande.

Über 2014 hinaus werden von der EU weiterhin in geringerem Maße Polizisten ausgebildet. Auch werden die staatlichen Institutionen des Landes weiterhin bei Bedarf Unterstützung erfahren. Die amerikanischen Kampfeinheiten werden massiv verkleinert, so dass nur noch eine relativ kleine Eingreiftruppe im Lande besteht. Perspektivisch werden diese Einheiten die Kabuler Zentralregierung bei ihren Verhandlungen mit dem Taliban beratend unterstützen. Ziel wird es sein die Bevölkerung respektive die verschiedenen Ethnien wieder zu versöhnen.

Dieser über zehnjährige Krieg hat allein der EU jährlich 1 Milliarde Euro gekostet, dazu kommen noch Milliarden die von den europäischen Kriegsteilnehmer aufgebracht wurden. Und das Ergebnis?

 

Afghanistankrieg, ein Resümee

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Generalleutnant Olivier de Bavinchove
Foto: Linde Arndt

Generalleutnant Olivier de Bavinchove gab dann auch unumwunden die in der Vergangenheit gemachten Fehler zu. In seinen nachdenklichen, reflektorischen Ausführungen, führte er an, dass die westliche Welt die afghanische Kultur und das Staatsverständnis nicht akzeptieren wollte. Ignorant hatte man versucht den Afghanen das westliche System über zu stülpen. Und weiter, wir waren jahrelang nicht in der Lage den Afghanen zu zu hören. Wir wollten schnelle Erfolge und hatten keine Zeit die Afghanen anzuhören. Ergebnis waren jahrelange Misserfolge und Stillstand in allen Bereichen. Unsere westliche Zivilisation ist ja auch über Jahrhunderte gewachsen, also kann diese in anderen Ländern von heute auf morgen umgesetzt werden. . Das die Afghanen sich nicht davon abwandten war unser Glück, wir hatten also nicht alle Gesprächspartner verloren.

Was uns richtig weh tut, sind die Rechte der Frauen in der afghanischen Gesellschaft. Sicher gibt es jetzt gut ausgebildete Frauen, die das Land auch braucht. Nur, sie müssen mit einem bewaffneten Schutz herum laufen, dies ist so nicht tragbar. Es ist fraglich ob die ausgebildeten Frauen nach 2014 noch ihrer Arbeit nach gehen dürfen.

Aber wie gesagt, wir müssen geduldiger sein um überhaupt eine Weiterentwicklung im Lande zu erreichen. Was wir haben ist die Hoffnung, dass dieses Land nach unserem Abzug nicht in einen blutigen Bürgerkrieg zurück fällt.

Afghanistan ist lange über 2014 hinaus ein fragiles Land, in der die Hoffnung, dass aber eine Chance haben könnte. Wir Europäer können diesen weiteren Aufbau dann nur beobachten, unterstützen und begleiten – wenn gewünscht.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Brüssel

*1) Chief of Staff (Stabschef) of the International Security Assistance Force (ISAF/Kabul)

 

 

Klavier-Festival Ruhr startet glanzvoll in sein 25-jähriges Jubiläum

[Essen, 5. Mai 2013]    Klavier-Festival Ruhr 2013

Igor Levit und das WDR Sinfonieorchster Köln unter Krzysztof Urbánski brillieren mit Tschaikowskys 1. Klavierkonzert und Mussorgskys “Bilder einer Ausstellung”

Mit einer zugleich poetischen und glanzvollen Interpretation von Peter Tschaikowskys Klavierkonzert Nr. 1 b-Moll eröffneten Igor Levit und das WDR Sinfonieorchester Köln am Samstagabend (4. Mai) das Klavier-Festival Ruhr 2013, das in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen feiert. In der Jahrhunderthalle Bochum begeisterte der junge Virtuose, der bereits zum dritten Mal in Folge eine Einladung der Intendanz annahm, durch seine sehr persönliche Sicht auf Tschaikowskys berühmtes Meisterwerk. Das WDR Sinfonieorchester Köln bewies unter der Leitung von Krzysztof Urbánsky mit Modest Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“ seinen überragenden Rang unter den deutschen Sinfonieorchestern. Bereits am Vormittag hatte der Westdeutsche Rundfunk mit seinem „Klassik Forum“ in einer dreistündigen Live-Sendung auf die Jubiläumsausgabe des weltweit größten Pianistentreffens eingestimmt.

Klavierfestifaleröffnung in der Jahrhunderthalle Foto:

Klavierfestifaleröffnung in der Jahrhunderthalle Bochum
Foto: Copyright: KFR/Peter Wieler

Unter der Schirmherrschaft von Traudl Herrhausen präsentiert das Klavier-Festival Ruhr bis zum 19. Juli ein Programm unter dem Motto „Let’s go to the Opera!“. Das weltweit wichtigste Pianistentreffen feiert damit in seiner Jubiläums-Ausgabe augenzwinkernd die 200. Geburtstage von Giuseppe Verdi und Richard Wagner: Beide Komponisten haben so gut wie nichts für das Klavier komponiert, doch das Festival spürt einfallsreich dem großen Einfluss beider Opernkomponisten auf die Welt der Klaviertranskriptionen und -paraphrasen im 19. und 20. Jahrhundert nach. Weitere musikalische Akzente gelten Benjamin Britten (100. Geburtstag), Francis Poulenc (50. Todestag) und Leon Fleisher (85. Geburtstag). Die Kunststiftung NRW fördert anlässlich des 25-jährigen Jubiläums Uraufführungen von Auftragswerken von Philip Glass, Peter Ruzicka, Sidney Corbett, Vassos Nicolaou, Franck Amsallem und Marc-André Hamelin.

Neue Wege beschreitet auch das bereits mehrfach ausgezeichnete Education-Programm des Klavier-Festivals Ruhr. An den großen Erfolg seines Modellprojekts „Spielplatz Klavier – Little Piano School & KlavierGarten“ knüpft das von der Stiftung Mercator geförderte Pilotprojekt AufTakt an, das die im KlavierGarten begonnene musische Bildung in der Grundschule fortsetzt. Die inzwischen ganzjährigen Education-Aktivitäten gipfeln 2013 erneut in den Präsentationen „Entdeckungen – Discovery Projects“ während des Festivals.

Hochrangige Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Rundfunk und Presse waren beim Auftaktkonzert zugegen, unter ihnen Bundestagspräsident Dr. Norbert Lammert, Bochums Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz, der Präsident der Kunststiftung NRW Dr. Fritz Behrens sowie zahlreiche Persönliche Mitglieder des Initiativkreises Ruhr und viele der rund 250 Mitglieder des Gründerkreises und des neuen Silver Circles der Stiftung Klavier-Festival Ruhr.

In ihrem Grußwort drückte die Schirmherrin Traudl Herrhausen ihre Freude darüber aus, „wie glänzend das Festival dasteht und wie sehr es aus dieser Region nicht mehr wegzudenken ist.“ Bundestagspräsident Dr. Norbert Lammert hob in sehr persönlichen Worten die weltweit einmalige Stellung des Klavier-Festivals Ruhr hervor und belegte dies mit eindrucksvollen Zahlen aus der Geschichte des Festivals. Unter anderem erwähnte er die 2.200 Schulkinder und rund 300 Kindergarten-Kinder, die mittlerweile am umfangreichen Education-Programm des Festivals teilnehmen. Lammert gratulierte dem Festival-Intendaten Franz Xaver Ohnesorg und seinem Team zu dieser Leistung.

Das Klavier-Festival Ruhr 2013 umfasst 65 Konzerte in 21 Städten auf 26 Podien an Rhein und Ruhr. Davon sind 15 Veranstaltungen bereits jetzt ausverkauft. WDR, Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur werden zahlreiche Konzerte im Hörfunk übertragen; der WDR erstellt zudem eine TV-Dokumentation „25 Jahre Klavier-Festival Ruhr“. Der diesjährige Preis des Klavier-Festivals Ruhr geht an den frankokanadischen Pianisten Marc-André Hamelin, der am 29. Juni in der Philharmonie Essen konzertiert.

Schulpolitik ohne Lust schafft Frust

[jpg] Es geht um die Albert-Schweitzer-Sonderschule in Oberbauer. SonderschülerInnen, dass sind die Menschen, die im verbrecherischen Naziregime als lebensunwert eingestuft wurden und sodann in LKW´s vergast wurden. „Dankenswerterweise“ wurden die besorgten Eltern von dem Ableben ihrer Kinder durch die Verwaltung schriftlich per Formblatt benachrichtigt. Wir, die Deutschen, waren Barbaren. Das nur am Rande. Diese Denke, mit dem Begriff Unwert eine menschliche Kategorie zu definieren, diese dann auszugrenzen und dann mit einem Federstrich zu eliminieren, haben wir heute längst überwunden. Heute bewerten wir unser demokratisches Gemeinwesen danach, wie es mit den Schwächsten unserer Gesellschaft umgeht. Wir haben aus der Geschichte gelernt. SonderschülerInnen gehören zu den schwächsten in unserer Gesellschaft. Die Eltern dieser SchülerInnen sind hoch sensibilisiert und ganz auf ihre Kinder fokussiert. Dies zeugt von einem hohen Maß an Verantwortung, dem der Rest der Gesellschaft absoluten Respekt zollen sollte. Dies bedeutet aber auch ein weitaus höheres Maß an Verantwortung des Staates gegenüber dieser schwachen und seelisch verletzbaren Bevölkerungsgruppe.

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Albert-Schweitzer-Schule, Ennepetal
Foto: Linde Arndt

Mit einem emotionalen Brecheisen ging die Stadt Ennepetal an die Schließung der Albert-Schweitzer-Schule heran. 62 Kinder – x zeigten sich in der Statistik nicht erst seit heute für das neue Schuljahr. Zuwenig um mit der Albert-Schweizer-Sonderschule so weiter zu machen. Aber dieser Sachverhalt war der Stadt doch schon seit der Schließung der Hasperbach Schule vor 3 Jahren bekannt.Auch waren die Neuzugänge von Kindern und Eltern für die Sonderschule der Stadt bekannt. Es stand sogar eine Alternative zu der anstehenden Schließung zur Verfügung – der Inklusionsunterricht (Behinderte und nicht behinderte Kinder sollen zusammen unterrichtet werden). Die Inklusion und die daraus resultierenden

Schulausschuss 6.4.2011 Foto:Linde Arndt

Schulausschuss vom 6.4.2011, vl. Ralf Dietz, Peter Müller (beide Stadt Ennepetal), Jens Knüppel (CDU) Ausschussvorsitzender, Schulamtsdirektor EN-Kreis Joachim Niewel
Foto:Linde Arndt

Vorgaben sind im März 2009 durch Deutschland ( UNO und EU aus 2006 ) ratifiziert worden und damit geltendes Recht. Andere Länder haben diese Forderung umgesetzt. Drei Jahre hatte die Stadt Zeit mit den Eltern ins Gespräch zu kommen, aufzuklären, zu debattieren, zu diskutieren und letztendlich zu einer Entscheidung zu kommen. Was ist geschehen? Innerhalb der Verwaltungen wurden Gespräche geführt, und natürlich, nicht öffentlich; denn die Ennepetaler Politiker und Verwalter kennen keine Transparenz, wie es in einer Demokratie üblich ist. Und so kam es wie es kommen musste Eltern und Kinder erfuhren lapidar aus einer Zeitung des WAZ Konzerns von der Schließung der Albert-Schweizer-Sonderschule. Da hat diese Zeitung nur die Meinung der Stadt weiter getragen, eben PR für die Stadt. Aber schlechte PR. EN-Mosaik hat die Art und Weise wie der Rat und die Stadtverwaltung mit Eltern, Lehrern und Kindern in ihren Schulen umgeht mehrfach thematisiert und angeprangert [s. u.a. auch unseren Bericht vom 6.4.2011]. Und nun die gleiche Art, nur jetzt geht es gegen Kinder und Eltern, die unserer besonderen Fürsorge bedürfen. Da kann man doch nicht einfach die Kinder zur Hasencleverschule nach Gevelsberg abschieben. Verantwortung sieht da ganz anders aus.
Fakt ist, die Hasencleverschule hat rund 150 SchülerInnen. Der Raum-, Personal- und sicher auch der Finanzbedarf ist danach ausgerichtet. Dann sind an der Hasencleverschule 38% der SchülerInnen mit einem Migrationshintergrund zu registrieren. Diese Zahlen müssen interpretiert werden; denn 150 SchülerInnen bei gleicher Bevölkerungszahl kann man schon als ungewöhnlich hoch bezeichnen.

Und nun kommt Ennepetal her und schickt 62 -x Kinder auf die Hasencleverschule. Gleichzeitig schickt Schwelm die gleiche Anzahl von Kindern von ihrer Pestalozzischule an die Hasencleverschule. Das bedeutet die Hasencleverschule hat von einem Tag auf den anderen die doppelte Zahl an SchülerInnen. Wie soll das gehen? Hat die Schule irgendwelche Zwischenböden die man bei Bedarf herunterlassen kann um mehr SchülerInnen aufzunehmen? Gut möglich, das irgendwo Sonderpädagogen in einer Tiefkühltruhe herumliegen, die dann zum Einsatz kommen. Aber lassen wir diese Albernheiten, die ja nur eines verdeutlichen sollen  – Politik und Verwaltung treiben mit den Eltern der Behinderten ein böses Spiel. Unserer Redaktion liegen 3 Elternerklärungen vor, nach denen alle drei Eltern keine Erklärung oder ein Gesprächsangebot der Verwaltung in den Händen haben. Staatliche Verantwortung oder zumindest Aufklärungspflicht sieht anders aus, von Fürsorge wollen wir mal nicht reden.
Sicher ist dieses Schulthema ein sehr komplexes Thema. Für die konservative Bundesrepublik ein riesengroßer Schritt zu der in Sonntagsreden so gerne besprochenen Chancengleichheit. Wobei für die Deutschen wäre die Umsetzung des Inklusionsunterrichtes ein Paradigmenwechsel. Verwaltungstechnisch sind da viele Fragen zu klären. Nur wer denkt da an die Eltern, die Kinder, die in Unsicherheit leben und die Verantwortlichen, die mit Recht Fragen stellen würden um ihre Unsicherheiten zu beseitigen. Eltern haben Sorgen, Eltern von behinderten Kindern haben noch größere Sorgen.
Wie eingangs erwähnt hat es zu allen Zeiten Ausgrenzungsbestrebungen und Eliminierungen gegeben, wobei schon ein einfacher Brief der Verwaltungen eine weiterreichende Konsequenz nach sich ziehen konnte. Haben wir wirklich was aus der Geschichte gelernt?
Unsere Demokratie hat ein ganz gutes Werkzeug, die Transparenz und die Kommunikation auf Augenhöhe. Nur das bedingt, dass man Eltern als Bildungspartner begreift und nicht als Befehlsempfänger einordnet. Es geht um nicht mehr und nicht weniger als um die Chancengleichheit, die unsere Demokratie uns im Grundgesetz im Art. 3.3 versprochen hat und danach hat der Staat, also unser aller Staat, eine Bringschuld.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus dem Südkreis.

Die EU und die Schweiz, eine ambivalente Beziehung

[jpg] Feierabend war in Brüssel angesagt. Feierabend? Als wir auf dem Weg waren die Parlamentsgebäude zu verlassen, bekamen die anwesenden Pressevertreter noch eine Erklärung mit auf den Heimweg. Die Hohe Vertreterin der Union für Außen- und Sicherheitspolitik, Catherine Ashton, brachte uns ihre Verärgerung über die einseitige Beschränkung des freien Personenverkehrs, der durch den Schweizer Bundesrat entschieden wurde, nahe.

Catherine Ashton Foto: © European-Union.eu

Catherine Ashton Foto: © European-Union.eu

Gerade das Abkommen über Personenfreizügigkeit, dass am 1. Juni 2002 in Kraft getreten ist, ist nach EU Meinung ein Abkommen, welches durchaus Vorteile hat – sowohl für die Schweiz als auch die EU-25 ( Für Bulgarien und Rumänien bestehen noch Übergangsfristen ).
In diesem Abkommen über Personenfreizügigkeit ist eine Schutzklausel ( Ventilklausel) aufgeführt, die es der Schweiz erlaubt, die Zuwanderung nach ihrem Gutdünken zu begrenzen.
Die Begrenzung wird dann aufgerufen wenn die Zahl der neuen Aufenthaltserlaubnisse für Arbeitnehmer und Selbständige aus der EU in einem bestimmten Jahr 10 Prozent über dem Durchschnitt der drei vorangegangenen Jahre liegt.

Aber wie gesagt, es ist eine Kann-Bestimmung, und ob das letzte Wort hier schon gesprochen wurde, wird sich erst Ende Mai 2013 ergeben, wenn die neuen Zahlen der Statistiker vorliegen.

Zur Information die ungekürzte Meldung der Hohen Vertreterin der Union für Außen- und Sicherheitspolitik Catherine Ashton:

„Ich bedauere die heutige Entscheidung der Schweizer Regierung, die einseitigen Beschränkungen des freien Personenverkehrs für EU-Bürger aus acht Mitgliedstaaten vom letzten Jahr fortzusetzen und diese auf Bürger anderer Mitgliedstaaten auszudehnen.
Das Abkommen über die Personenfreizügigkeit erlaubt dieses Jahr zum letzten Mal eine Anrufung der Klausel für EU-Bürger aus EU-25 Mitgliedstaaten. Voraussetzung ist, dass die Anzahl der Aufenthaltsbewilligungen für die Bürger dieser 25 Mitgliedstaaten in ihrer Gesamtheit den entsprechenden Schwellenwert überschreitet. Die Maßnahmen, welche die Schweizer Regierung heute beschlossen hat, widersprechen dem Abkommen, da sie zwischen unterschiedlichen Gruppen von Mitgliedstaaten unterscheiden.
Die EU misst der Personenfreizügigkeit im Kontext der gesamten Beziehungen zur Schweiz eine hohe Bedeutung zu. Diese Maßnahmen missachten die großen Vorteile, welche die Personenfreizügigkeit den Bürgern in der Schweiz und in der EU bringt. Ich bedauere die Entscheidung der Schweizer Regierung, vom Vorgehen in 2008 und 2009 abzurücken, als die Ventilklausel nicht angerufen wurde, obwohl die Möglichkeit dazu bestanden hätte.“

Martin Schulz Foto: Linde Arndt

Martin Schulz
Foto: © Linde Arndt

Martin Schulz, der Präsident des Europäischen Parlaments, hält diesen Schritt der Schweiz für nicht akzeptabel, zeigte aber auf der anderen Seite Verständnis in der Behandlung dieser Zuwanderungsprobleme.

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Othmar Karas Foto:
© europarl.europa.eu

Othmar Karas, österreichischer Vizepräsidenten des Europaparlaments und damit Ranghöchster Österreicher in Brüssel, den man zumindest ein freundschaftliches Verhältnis zur Schweiz nachsagt, diktierte auch sein Bedauern über diesen Schweizer Schritt.

 

 

 

 

 
Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Brüssel.

 

Ein Armutszeugnis für Ennepetal

[jpg] Milspe und die Fuzo standen wieder auf der Tagesordnung. Es sind gefühlte 50  mal, an der Milspe und seine FUZO jetzt behandelt wurden. Es ist zum heulen wenn man erwachsene Menschen zusammen sitzen sieht, die nichts anderes im Sinne haben als die Schuld auf andere zu schieben. Lösungen, Zielvorgaben oder Konzepte? Ich glaube inzwischen, Stadtverwaltung und der Rat wissen nicht einmal was diese drei Worte bedeuten.

Wir können nur die Rahmenbedingungen, so Jörgen Steinbrink von der SPD und im gleichen Atemzug, wir werden die entstandenen Probleme jedoch nicht lösen können.[ Wir können nur Probleme schaffen?] Alle waren sich einig, man will die Probleme durch einen externen Berater lösen lassen. Na denn. Damit ist natürlich Ulrich Schilling von der Stadt draußen. (Ab in das städtische Heu/Frührente)
 Und weiter, damit haben alle ein gemeinsames Eingeständnis des Versagens abgegeben. Wir wollen zwar die Fuzo, aber wir wissen nichts damit anzufangen. Tja, wie gesagt, Verantwortung steht bei diesen Ratsmitgliedern nicht auf der Agenda. Und die „14-15 Millionen Truppe“?
   
Jörgen Steinbrink (SPD)

Die steht als überbezahlte Personalie auf einer „Insel der Glückseligen“ herum. Leistung und Gegenleistung hat in Ennepetal keine Entsprechung.

In der Zwischenzeit haben wir aus der Stadtverwaltung von unseren Informanten das "Heinze Gutachten" über die Fußgängerzone zu geleitet bekommen. Verglichen mit den diversen skurrilen Aussagen aus Rat und Stadt, stellt man fest: Es muss da sehr viel von wem auch immer abgeschrieben worden sein. Aber, und das ist wesentlich,  es sind die alten untauglichen Mittel, die immer noch aufgewärmt herum stehen, obwohl schon in der Vergangenheit bewiesen wurde; sie taugen nicht. Hunderte von Einzelmaßnahmen machen noch kein Konzept aus. Da wurde von der damaligen Gruppe die Marke „Mein Ennepetal“ aus der Taufe gerufen, jedoch nie zu einem Ende geführt. Range- oder Solitärmarken wurden nicht einmal angedacht. Bunte Bildchen und Schriftzüge mit pastellfarbenen Design sollten Kunden und Händler auf Linie bringen. Und jetzt? Unter dem Arbeitstitel „Attraktiv für Ennepetal-Unikat anders als die Nachbarn“  brachte ein Workshop nichts neues außer eine neue Dachmarke Marketinggesellschaft „EN-Fuchs“ die auch das Citymanagement ablösen soll. Die Fuzo wird ein bisschen für den Verkehr aufgemacht, damit eine wesentliche Gruppe, die für die Öffnung plädiert, ruhig gestellt wird.

 
Wirtschaftsausschuss vom 18.04.2013
 


Citymanager Ulrich Schilling
  Und Sprüche oder Textbausteine gibt es wieder, am Markt wird es ein „Kulminationspunkt urbanen Lebens“ geben, wenn Berlett die Stadt mit seinem Investment unter die Dunstglocke der Häßlichkeit geholt hat. Dann wird es weitergehen mit „Er im Elektroparadies“ – „Sie im Schuhparadies“. Bei diesem Workshop im März 2013 ist offensichtlich nicht viel Gehirnschmalz aufgebracht worden. Wie denn auch. Es waren ja die gleichen Leute mit ihren gleichen Denkschablonen. Schilling verstieg sich sogar dazu, die Fuzo zwar zu öffnen aber auch nicht so ganz zu öffnen (Verkehrsberuhigte Straße) und dann auch wieder ja nicht zu öffnen.
  Die Kakophonie der Aussagen und Meinungen kann man nur schwer ertragen. Keiner der Akteure denkt daran, dass eine Aussage auch eine dementsprechende finanzielle oder organisatorische Konsequenz  hat.

 Es gibt ein Recht auf Dummheit, welches der Rat und die Stadtverwaltung in allen seinen Entscheidungen immer wieder gnadenlos einfordert. Da wird die Voerder Straße in Milspe als Einkaufsstraße ausgerufen obwohl es keine nennenswerten Händler mehr gibt und Voerde als Gastronomiestadtteil benannt. Die angedachte Konsequenz: Wenn der Ennepetaler seinen Einkauf, Beispiel seine Kompressionsstrümpfe, in Milspe getätigt hat, fährt er zu einer Tasse Kaffee nach Voerde? Hilfe, wo bin ich? Und die wirtschaftliche Entwicklung von Voerde? Zum Teufel mit Voerde, wir wollen das Voerde auch ein toter Stadtteil wird, so der Eindruck. Nur Voerde bringt die Steuereinnahmen, die man in Milspe verbrennt.

Dieter Kaltenbach ist, soweit ich das gehört habe, unser neuer Wirtschaftsförderer, und das neben seinen Ämtern als Beigeordneter und Kämmerer. Gibt es da wieder mehr Gehalt? Und weil er die Kosten so im Griff haben muss, ist er zuerst einmal nach Hannover zur Messe  gefahren um mit den Ennepetaler Firmen einen Plausch zu halten. Und weil es sich alleine schlecht plauschen lässt nahm er direkt Frau Dulk mit. In Ennepetal hätte er das Ganze  zwar preiswerter haben können aber wir sind ja bei Bedarf eine sehr reiche Stadt. 470 Km Spesen, Eintritt, Kosten für Speis und Trank und die Personalkosten, da kommen schon mal einige Euro zusammen.
 Hier in Ennepetal hätte er zwar die Firmen auch treffen können, aber das wäre nicht so kostenintensiv gewesen. Warum die junge Frau Dulk mitfahren musste, darüber wage ich nicht nachzudenken.
 Nun ist Herr Kaltenbach ja schon öfter in unserer Datenbank vermerkt. Für seinen Haushalt brauchte er schon mal eine externe Firma, die von einem Kommunalhaushalt was verstand. Und als sehr hochdotierter Mitarbeiter der „14-15 Millionen Truppe“ zählte er selber die offenen Ladenlokale mit Mitarbeitern, versteht sich. Soll ja was kosten.
 
Wirtschaftsförderer Dieter Kaltenbach

 Während uns die Kanaldeckel um die Ohren fliegen und das Haus Ennepetal vor sich hinbröselt, leisten wir uns solche Eskapaden. Seit der alte Kämmerer Günter Wenke aus dem Hause ist, hat der neue Kämmerer Kaltenbach gefühlte eine Million Euro zum Fenster heraus geworfen.

Und damit kommen wir zu dem vom EN-Kreis abgelehnten neuen Flächenutzungsplan (FNP). In den damaligen Foren hatte der externe Stadtplaner Dipl.-Ing. Thomas Scholle auf kritische Punkte im FNP hingewiesen, was der Rat jedoch nicht würdigen wollte. Bauassessor Dipl.-Ing. Tobias Berg, der damals noch der SPD Fraktion angehörte,  warnte auch vor diesen Problemen im FNP. Beide hatten keine Chance im Rat und der Stadtverwaltung. Nun müssen diese Punkte alle zurückgenommen werden und der FNP neu vorgelegt werden, damit er genehmigungsfähig wird.
Und wieder steigerte der Rat sich in einen Furor auf den EN-Kreis. Der Kreis bekommt doch schon so viel von unserem Geld, er hat gefälligst das alles zu genehmigen, so der Tenor der anwesenden Mitglieder. Die schon gezeichneten Flächen in Bülbringen, Ahlhausen und Strückerberg müssen wieder zurück gezogen werden, zur Gesichtswahrung soll die Stadtverwaltung nochmals mit dem EN-Kreis sprechen. Die Ahlhausener Fläche rund 11 ha, hatte auch noch Einzug in das Einzelhandelskonzept gefunden, als Tourismuspunkt im Heinze Workshop versteht sich.

Es sind Wahlen: In diesem Jahr die Bundestagswahlen (Mutti Merkel will bestätigt werden), im nächsten Jahr Kommunal- und Europawahlen und übernächstes Jahr Bürgermeisterwahlen. Da schlägt im Ennepetaler Rat und der Stadtverwaltung die Intelligenz ziemlich hart auf. Die Sitzung tat sehr, sehr weh – aber alle Klischees wurden durch die Beteiligten bestätigt. Wenn man die Essenz der finanziellen Aktivitäten um den   Stadtteil Milspe heraus arbeitet, wurden sicherlich mit und nach der Fuzo 10 Millionen für ein paar Friseure und Apotheker verbrannt. Das Ganze wurde dann Förderung des Einzelhandels genannt.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal

[Alle Fotos: © Linde Arndt]

 

Armut ist ein Problem in allen EU Ländern

[jpg] Lassen wir einmal die bitterste Armut in der „dritten Welt“ zur Seite legen. Der vorangegangene Satz  war so leicht geschrieben, dass es einen bestürzen muss.
Wie in einem anderen Artikel habe ich über den Ausschuss der Regionen, kurz AdR oder „Die Versammlung der Regional- und Kommunalvertreter der EU“ geschrieben (http://www.en-mosaik.de/?p=37570  und http://www.european-mosaic.de/?p=1166)  um dem User diesen Ausschuss näher zu bringen. Am 11. April 2013 stand die Armut im Sitzungssaal JAN 2Q2 des József-Antall-Gebäudes auf der Tagesordnung.  Ossi Martikainen, Vorsitzender des Stadtrates von Lapinlahti, Finnland und Mitglied der Fraktion „Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa, kurz ALDE“ und Parteimitglied in der Suomen Keskusta berichtete vor dem Ausschuss über den „Europäischen Hilfsfond für die am stärksten von Armut betroffenen Personen“ nachdem ihm die italienische Vizepräsidentin Mercedes Bresso (PSE) das Wort gegeben hatte.

25% in der europäischen Union leben in Armut oder relativer Armut, wobei uns die Kinder und Jugendlichen als verlorene Generation entsetzen sollten. In absoluten Zahlen sind es geschätzte 110 Millionen Europäer im Geltungsgebiet der EU, die der Armut ausgesetzt sind. Im Zusammenhang der Europa-2020-Strategie (Im Juni 2010 verabschiedet) hatte Europa es sich zum Ziel gesetzt, diese Zahl um 20 Millionen zu senken. Nur von 2009 auf 2011 stieg die Zahl derer, die von Armut bedroht sind um weitere 6 Millionen, so dass das Ziel  der Europa-2020-Strategie einen herben Rückschlag erlitten hatte. Anstatt nun die Mittel für einen Hilfsfond zu erhöhen, wurden die Mittel um jeweils 1 Mrd. Euro gestrichen. Ein Unding! Dabei sind Linderungen der Armut möglich. Nur mit den Mitteln auf regionaler und lokaler Ebene sind diese Probleme nicht lösbar. Wir sollten grenzüberschreitende Solidarität zeigen und Kinderarmut sowie die Obdachlosigkeit zuerst anpacken.

Um nicht den Verdacht aufkommen zu lassen, Deutschland habe solch ein Problem nicht, haben wir die in 2009 von der EU vorgenommene Haushaltsbefragung von 125.000 Haushalten, die von der UNICEF aufbereitet wurde, hier eingefügt. Demnach steht Deutschland zwischen Malta und Tschechien mit der Kinderarmut, ein beschämender Rang für eines der reichsten Länder der Erde. 

   

Nun will die europäische Kommission das Nahrungsmittelhilfsprogramm ausdehnen, indem weiter Gruppen als bedürftig eingestuft werden. Nur wie soll das funktionieren wenn die Mittel um 30% im Zeitraum 2014 – 2020 gekürzt werden? Auch sind die Verwaltungsverfahren durch detaillierte Vorschriften zu schwerfällig. Hier sollte die Kommission auf eine aktivere Rolle der regionalen und lokalen Gebietskörperschaften, wie Bezirke, Kreise oder Verbände zurückgreifen. Denn diese haben bereits bewährte Verfahren um die Tätigkeit der Verteilung der Hilfen optimal zu gewährleisten. Flankierend sollten der Nahrungsmittelhilfsfond mit Instrumenten der sozialen Integration und Solidarität kombiniert werden. Denn soziale Ausgrenzung kann sich kein Staat erlauben. Auch ist es sicher, wenn wir unsere landwirtschaftlichen Überschüsse den Hilfsbedürftigen zur Verfügung stellen, was allerdings nicht zu einer Verrechnung mit den Mitteln des Hilfsfonds führen sollte. Die EU sollte die vollständige Finanzierung des Hilfsfonds übernehmen um die Hilfe aus dem Hilfsfond nicht zu gefährden.
Europa sollte sich im Klaren sein, dass eine ausreichende, vielseitige und gesunde Ernährung in vielen Staaten ein verankertes Grundrecht  ist, die EU sollte hier nicht zurück stehen. Mangelernährung in den von Armut betroffenen Bevölkerungsgruppen sind nicht durch diese Bevölkerungsgruppen verursacht worden.

Keine dieser Gruppen kann etwas für:

  • Veränderung der Agrarmärkte
  • Rückgang der landwirtschaftlichen Nutzflächen für die Nahrungsmittel
  • Strukturwandel
  • Auswirkung der Wirtschaftskrise
  • die hohe Arbeitslosigkeit
  • die Instabilität von Nachbarregionen der EU

Dazu kommen die unterschiedlichen wirtschaftlichen und sozialen Zustände innerhalb der Staaten der EU, die geradezu nach der Integration von notleidenden Staaten rufen. Die gemeinsamen Werte der EU sehen auf keinen Fall eine Ausgrenzung Einzelner vor.

So bleibt anzumerken, dieser Hilfsfond ist Ausdruck des Zusammenhaltes zwischen den Bürgern, den Regionen und Völkern in Europa; dies rechtfertigt damit die vollständige Finanzierung aus dem EU-Haushalt. So ist die Frage der Kofinanzierungsrate von 85% ( 85% EU Mittel und 15% Eigenmittel ) in der derzeitigen wirtschaftlichen Situation nochmals zu überdenken. Auch ist die Kürzung der derzeitig bereitgestellten Mittel in Höhe von 30 – 40% nicht gerade als eine weitsichtige Entscheidung anzusehen.

Dem Entwurf dieser Stellungnahme durch den Berichterstatter  Ossi Martikainen (Finnland/ALDE) wurde einstimmig durch den Auschuss zugestimmt. Dieser Entwurf ist nunmehr eine bindende Empfehlung für eine Verordnung des europäischen Parlaments und des Rates.

Soweit ich das alles überblicken konnte haben sich so an die 30 Mitglieder der unterschiedlichen politischen Richtungen an diesem Entwurf schriftlich oder durch Wortmeldungen beteiligt. Europa funktioniert besser als die nationalen Ausschüsse und das mit 23 Sprachen.

Jürgen Gerhardt für en-mosaik aus Brüssel


Glossar:

Relative Armut:

Hier gibt es verschiedenste Definitionen. Demnach wird relative Armut  interpretiert als Unterversorgung in verschiedenen Bereichen, zum Beispiel in den Bereichen Wohnen, Bildung, Gesundheit, Arbeit, Einkommen und Versorgung mit technischer und sozialer Infrastruktur. Es geht also um die ungleiche Verteilung von Chancen, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.

Absolute Armut:

„Armut auf absolutem Niveau ist Leben am äußersten Rand der Existenz. Die absolut Armen sind Menschen, die unter schlimmen Entbehrungen und in einem Zustand von Verwahrlosung und Entwürdigung ums Überleben kämpfen, der unsere durch intellektuelle Phantasie und privilegierte Verhältnisse geprägte Vorstellungskraft übersteigt.“ (Robert Strange McNamara)

 

Europäischer Denk Cluster tagte in Brüssel

[jpg] In Finnland interessiert sich jemand für Warstein/Westfalen! Wie das? Sie kennen die Picardie mit seinen 1,9 Mio Einwohnern, die Extremadura mit ihren 1,1 Mio Einwohnern? Nein? Sicherlich kennen sie aber Lapinlahti mit seinen 10.000 Einwohnern aber doch Coulaines mit seinen 7.400 Einwohnern? Wenn nicht, dann sicher Budapest mit 1,7 Mio Einwohnern. Na also. Was haben diese Regionen und Städte mit Deutschland zu tun? Sie liegen alle in Europa der 27 (28) Staaten  und aus diesen kommen Menschen, die sich Gedanken über Probleme machen, die auch Deutschland und gerade uns alle betreffen. Es sind 344 Menschen aus den Regionen oder auch Städten der europäischen Union, die sich 5 mal im Jahr treffen um über die Probleme zu diskutieren, die die Menschen in Europa betreffen. Lösungen müssen her, Empfehlungen wie man diese Probleme lösen könnte werden ausgesprochen.

Man hält Brüssel immer vor, alles würde von oben, also dem Rat, angeordnet werden, ohne Nähe zum Bürger. Hier kommt der Bürger zu Wort, hier wird von unten nach oben gedacht. Es ist der Ausschuss der Regionen, kurz AdR oder „Die Versammlung der Regional- und Kommunalvertreter der EU“, der im Grunde genommen ein „Denk-Cluster“ für alltägliche Probleme ist. Ossi Martikainen ist ein Berichterstatter, er ist Vorsitzender des Stadtrates von Lapinlahti in Finnland.  Lapinlahti hat ein paar Einwohner über 10.000 und liegt in der Savo Region, einer Großregion mit großen Seen und riesigen Waldgebieten. Und worüber macht sich dieser  Ossi Martikainen so seine Gedanken? Er macht sich über einen „europäischen Hilfsfond für die am stärksten von Armut betroffenen Personen“ Gedanken. Armut? Dieses Armut-Problem betrifft auch Deutschland. So hat Deutschland über 3 Mio Kinder in Armut. Aber Ossi Martikainen ist nicht alleine, er kann auf viele seiner Kollegen im Ausschuss oder den Fachkommissionen zu gehen und deren Know how nutzen, kann auf nationaler Ebene eines jeden Mitgliedslandes um Rat fragen und wird vorrangig behandelt. So baute  Ossi Martikainen in zwei Jahren seinen Bericht auf und legte diesen am Donnerstag, dem 11.April den 344 Mitglieder des  Ausschuss der Regionen zur Abstimmung vor.

Nun, der Bericht wurde den Mitgliedern allerdings viel früher zu geleitet, mit der Bitte, Änderungsvorschläge zu diesem Bericht zu machen. 11 Änderungsvorschläge lagen am Donnerstag, dem 11. April, dem  Ausschuss vor. Zu jedem der Änderungsvorschläge durfte  Ossi Martikainen als Berichterstatter eine ablehnende oder zustimmende Haltung vor der Abstimmung geben. Und die Ausschussmitglieder waren trotzdem frei in ihrer Abstimmung. Von den 11 Änderungsvorschlägen wurden 3 zurückgenommen, 4 angenommen und 4 abgelehnt. Die Abstimmung über den Bericht einschließlich der angenommenen Änderungsvorschläge erbrachte dann eine einstimmige Annahme des Berichtes von  Ossi Martikainen.  Und, was soll das jetzt?

Nun, jeder Mensch hat aufgrund seiner Persönlichkeit eine andere Herangehensweise an Probleme. Der eine verdrängt die Probleme, der anderen handelt unüberlegt und der dritte verweigert sich gar,  Lösungen für Probleme zu suchen. Überwiegend hat man jedoch erkannt, es sind Versagensängste,  die den Einzelnen zu diesen Verhaltensweisen führt. Und weiter, was aber noch wichtiger ist, es gibt kein nationales Problem,  welches nicht auch ein europäisches Problem wäre. Aber  – und das ist das wesentliche auf europäischer Ebene  – es ist ein besserer Lösungsansatz zu erreichen. Ich denke dies ist eine Riesenchance für die 27 (28) Nationen der EU und für das europäische Haus in dem wir alle wohnen. Und was mich so fasziniert hat: Europa funktioniert!

Und warum die Europa Skeptiker,  die am liebsten heute als morgen austreten wollen? Klar, hat die EU Fehler gemacht, die wie die standardisierte Gurke, richtig peinlich waren. Aber haben die Deutschen sich auf nationaler Ebene nicht mit einem Berliner Flughafen, einer Hamburger Philharmonie oder einen Stuttgarter Bahnhof S21 auch Fehler geleistet die richtig peinlich sind? Und diese Fehler werden sich in allen Staaten finden lassen.
Europa macht Fehler, sicher, aber im Vergleich zu den Einzelstaaten weitaus weniger Fehler.

Und diese wenigen Fehler sind zu vernachlässigen, wenn man die großen Vorteile von Europa betrachtet – ein 500 Millionen Einwohner starkes Denk-Cluster,  welches unbefangen anstehenden Probleme  lösen kann. Das hat mir „Die Versammlung der Regional- und Kommunalvertreter der EU“, der Ausschuss der Regionen (AdR) gezeigt.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Brüssel

 

Wohnlichkeit und Teamwelten in der Sparkasse zu Schwelm

[jpg] Irgendwie war diese Pressekonferenz mit einem privaten Touch versehen. Ein Novum in der Geschichte der Sparkasse zu Schwelm, es saßen 3 Vorstände neben einem Moderator am Tisch.
Vorstandsmitglied Roland Zimmer, seit 1. April Privatier, saß in einer Reihe mit  dem Vorstandsvorsitzenden Lothar Feldmann, neben dem wiederum der Nachfolger von Herrn Zimmer, Vorstandsmitglied Michael Lindermann saß, der – so alles wie geplant verläuft – 2016 die Geschäfte aus der Hand von Lothar Feldmann übernehmen wird. Es war aber auch eine Demonstration der Sparkasse zu Schwelm von  Kontinuität und Solidität. Und diese Demonstration war in den unruhigen Eurozeiten ein wichtiges Signal: „der eigenen Solidität und Substanz von Kreditinstituten wieder mehr Beachtung zu schenken“ wie es der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Georg Fahrenschon übermittelte. Ob dieses Signal so verstanden werden sollte, konnte man nicht ausmachen.

   
v.l.: Roland Zimmer (ehemalige Vorsitzende des Vorstandes)/ Bernd Österling (Moderator) / Lothar Feldmann( Vorsitzender des Vorstandes Lothar Feldmann) und Michael Lindermann(Mitglied  des Vorstandes)                                             
 

Herr Feldmann referierte über die neue umgebaute Sparkasse (EN-Mosaik schrieb über den Beginn des Umbaus ), seine Vorstandskollegen assistierten.

Die neue Sparkasse zu Schwelm steht vor ihrer Fertigstellung, es wurde zwar noch etwas gewerkelt, am 15. April 2013 wird es jedoch eine neue Sparkasse zu Schwelm geben.

Es wird wohnlicher werden, Grenzen werden für die Kunden eröffnet. So ist der Eingangsbereich weit nach vorne gezogen worden, es gibt nicht mehr den dunklen Eingangsbereich. Caffè Cube 3 (Conti) wurde im Eingangsbereich integriert und wird so zum Bestandteil eines Service der dem Kunden ein Mehr an emotionaler Bindung entgegenbringt. So wird der Bargeldservice sicher auf Sicht zur Selbstverständlichkeit werden, indem die Mitarbeiter der Sparkasse bei Bedarf den Kunden das Geld nach Hause bringen. Man ist mit Notebook ausgestattet und kann bei Bedarf sämtliche Geschäfte im Wohnbereich des Kunden mit erledigen. Ach ja, die Mitarbeiter haben in den vergangenen Monaten alle aktiv mitgearbeitet und waren in allen Bereichen mit eingebunden. Viele Stunden wurden neben der eigentlichen Arbeit geleistet, unentgeltlich, alle hatten am Fortkommen der Arbeit ein Interesse. Viele Änderungen wird es in der Sparkasse geben die  Verbesserungen im Service erbringen. Die Filialen werden in der Hauptstelle integriert sein, Mollenkotten, Oberloh oder West wird es nicht mehr geben, die Mitarbeiter werden ihren Kunden jedoch weiter zur Verfügung stehen. 91% der Filialkunden nutzten überwiegend die Hauptstelle, also, da wo sie ihr Geld ausgeben – mitten in Schwelm.

Ein Wort zur Sicherheit. Es werden die neusten Automaten eingesetzt, die die Sicherheiten erheblich erhöhen. So sind die Geldautomaten mit Antiskimming-Modulen ausgestattet, die das Ausspähen  der Geldkarten fast unmöglich machen. Im übrigen kann der Kunde weiterhin wie bewährt seine Geldgeschäfte, wie Auszahlungen, Einzahlungen oder Kontoabfragen, 24 Stunden im SB Bereich tätigen.

       

Lassen wir uns einmal über das Wohnfeldambiente sprechen. Zukünftig wird es in der ehemaligen Schalterhalle mehrere Räumlichkeiten geben die von der Schwelmer Firma Hüls wohnlich eingerichtet wurden. 13 in sich abgeschlossene Räume wird es geben die noch mit dem Namen einer Nachbarschaft versehen werden. Dies soll besonders die Stellung der Sparkasse zu Schwelm in einem nachbarschaftlichem Umfeld betonen. Und es wird „Teamwelten“ geben, die als dienstbare Geister  dem Kunden zur Seite stehen. Eine weitere Neuerung wird nunmehr das Tragen von einheitlicher Kleidung sein, so dass die Kunden die Mitarbeiter der Sparkasse sofort erkennen und auch ansprechen können, Blaue und Graue Anzüge und Kostüme mit Sparkassenroten Accessoires durfte das Sparkassenpersonal sich kaufen – alles für den Kunden. Wohn- und Teamwelt deshalb, weil die Geldgeschäfte schwieriger geworden sind und es braucht im Umfeld ein gewisses Maß an Ruhe und Sicherheit wenn man solche sensiblen  Arbeiten erledigen muss. Beratung steht im Vordergrund und das auf allen Ebenen, Kunden sollen das Gefühl haben verstanden zu werden. Das war zwar schon immer so, nur, die Beratungen haben an Schwierigkeit und Umfang zu genommen und damit auch einhergehend das Sicherheitsbedürfnis des Kunden. Was nun das ausfüllen eines Überweisungsformulars betrifft, so wird dies weiterhin in gewohnter Manier von den Beratern erledigt.

Nun zu dem kulturellen Engagement der Sparkasse zu Schwelm. Der Sparkasse war es immer ein besonderes Anliegen in der Mitte von Schwelm zu sein. So wurden sportliche, soziale aber auch künstlerische Aktivitäten in Schwelm von der Sparkasse zu Schwelm unterstützt. Wobei die Konzerte in der Schalterhalle der Sparkasse besonders am Herzen lagen. Durch den Umbau gerieten die Konzerte in der Schalterhalle ins Hintertreffen. Am 26. Mai 2013 wird in der Schalterhalle ein Konzert durch den Verein der Freunde und Förderer der Musikschule der Stadt Schwelm e.V. organisiert.


Michael Lindermann
   Zu guter Letzt wenden wir uns dem Mitglied des Vorstandes Michael Lindermann zu, der ja immerhin ab 2016 die Geschicke der Sparkasse zu Schwelm in die Hand nehmen wird. Im Gespräch mit unserer Redaktion hat er die Stadt Schwelm schon in sein Herz geschlossen. Lindermann findet die kleinen Schwelmer Gassen mit ihren Schieferhäusern so angenehm. Des öfteren ist er schon durch die Gassen gebummelt. Auch das sehr große Einzelhandelsangebot hat ihn total überrascht.
Lindermann kam über Oberhausen und Mülheim an der Ruhr nach Schwelm und fand sich in Schwelm sofort zurecht.

Auch passte die Sparkasse zu Schwelm sofort zu seinen Erfahrungen, die er bei der National-Bank AG gemacht hat. Beide Institute sind in ihrer kulturellen Ausrichtung nicht so weit entfernt. So würde er kaum  etwas in der Sparkasse ändern wollen, vielmehr sind es eher Marginalien die zum tragen kommen.

Nunmehr wollen wir erst einmal den Tag der offenen Tür am 15. April 2013 feiern zu dem die Sparkasse zu Schwelm alle Schwelmerinnen und Schwelmer herzlich einlädt. Um 8:15 Uhr wird das rote Band vor dem Eingang der Sparkasse von Lothar Feldmann, Roland Zimmer und Michael Lindermann gemeinsam durchtrennt.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Schwelm

[Alle Fotos © Linde Arndt]