„Aber für diesen Einen macht es Sinn!“
Es ist Wochen her, da hörte ich zufällig ein Gespräch das ein Mensch, der die Geschicke unserer Stadt lenken möchte zu seinem Gesprächspartner sagte, wenn Jugendliche nicht parieren oder Krawall machen, wenn sie auffällig werden, sollte man ihnen einen drüber geben. Das hätte man früher so gemacht und das wäre immer richtig so. Im übrigen wären sowieso die Eltern schuld. Damit sollte sich keine Verwaltung aufhalten. Das wäre nicht Sache der Stadt.
Ebenso verhielt sich ein anderer Mann, der sich ebenfalls in unserer Stadt politisch betätigt. Er meint, die Jugendlichen brauchen keine Hilfe. Die sind es selbst schuld.
Wenig später wurde mir von einer mit der CDU verbundenen Besucherin des Jugendhilfeausschusses gesagt. Die Sache mit den Streetworkern wäre doch nur ein Profilierungsantrag von Anita Schöneberg. Wir brauchten solche Leute nicht, denn die Stadt hat zwei Personen als amtlich beschäftigte Stadtwache. Die würden das schon machen.
Im Ausschuss selbst tippten Mitglieder sich sogar an den Kopf. Was das den sollte und € 10.000,– für den Kram auszugeben wäre ja wohl nicht drin.
Überhaupt schien die Anhörung der drei geladenen Personen zum Thema Streetworker nur eine Alibi-Funktion zu sein und nicht eine wirklich ernst genommene Angelegenheit.
Vielleicht war der Antrag aber auch nur von der falschen Seite gekommen.
Wenn es dann heisst, wegen der paar randalierenden, trinkenden oder Drogen nehmenden Jugendlichen die wir in Ennepetal haben braucht doch nichts unternommen zu werden – obwohl gar keiner genau weiss, wie viele es sind, da fällt mir doch glatt die Geschichte von den Seesternen ein.
Es war einmal ein alter Mann, der jeden Morgen einen Spaziergang am Meeresstrand machte.
Eines Tages sah er einen kleinen Jungen, der vorsichtig etwas aufhob und ins Meer warf.
Er rief: "Guten Morgen. Was machst Du da?"
Der Junge richtete sich auf und antwortete:
"Ich werfe Seesterne ins Meer zurück. Es ist Ebbe, und die Sonne brennt herunter. Wenn ich es nicht tue, dann sterben sie."
"Aber, junger Mann", erwiderte der alte Mann, "ist dir eigentlich klar, das hier Kilometer um Kilometer Strand ist. Und überall liegen Seesterne. Du kannst unmöglich alle retten, das macht doch keinen Sinn."
Der Junge hörte höflich zu, bückte sich, nahm einen anderen Seestern auf und warf ihn lächelnd ins Meer.
"Aber für diesen Einen macht es Sinn!"
Und wenn nur zwei oder drei von diesen Jugendlichen vom Alkohol, von Drogen, Ihren Aggressionen loskommen würden und eine Chance auf ein normales Leben hätten, wäre das nicht wünschenswert?
Aber wenn sie erst einmal völlig abgedriftet oder straffällig geworden sind, dann kommt ja das Land NRW für sie auf. Also können wir uns doch das Geld von Anfang an sparen. Denkt man so???
Money gegen Mensch!
Unsere Werte haben sich verschoben. Wen wundert es dann, wenn die Jugendlichen nicht mehr mit uns und dieser Gesellschaft klar kommen?
Ich denke: jeder Seestern, der gerettet werden kann ist des Bücken´s wert.
Die Sache mit den Wichtigkeiten in Ennepetal hat sowieso ihre eigene Spur. Da wird eine Unmenge Geld für die 60 Jahrfeier in diesem Jahr ausgegeben um mithalten zu können, oder Nachbarstädte zu übertrumpfen.
Auch wenn mich jetzt die unter euch, die lieber ein paar Stunden Fun haben möchten, am liebsten steinigen würden, hätte man nicht auch anders die Anerkennung und Aufmerksamkeit der Mitbürger und Nachbarstädte auf sich ziehen können? Hätte man das Geld nicht für Bedürftige oder sozial engagierte wie den Tafelladen, Kinderschutzbund, Lohernocken, Einsatz von Streetworkern und es gibt noch eine Reihe weiterer in Ennepetal, einsetzen sollen?
Wäre es nicht toll, wenn es heißen würde: Die Stadt Ennepetal verzichtet auf eine aufwendige Feier zum 60. Geburtstag und stützt dafür …X1, ….X2, …X3
Die meisten Firmen verzichten inzwischen Weihnachten auf Werbegeschenke und spenden das Geld lieber einer bedürftigen Organisation.
Nein, wir machen lieber eine große Fete und sparen dann an allen Ecken und Enden an Notwendigem. Aber dann hat man ja die Wirtschaftskrise als Ausrede.