[la] Unser Leben im Augenblick findet in einer Wegwerfgesellschaft statt. Produkte werden extra mit einer nicht sehr langen Haltbarkeit konstruiert, damit für ein florierendes Geschäft und Nachordern gesorgt ist. Wir achten auf die Haltbarkeitsdaten bei Lebensmittel und scheuen uns, diese nach dem aufgedruckten Datum noch zu verzehren. Wir – das ist der eine Teil der Bevölkerung – der sich solch eine Auswahl leisten kann. Wir, das sind die, die am liebsten weg gucken würden, wenn sie sehen, wie arme Mitbürger Abfalltonnen nach noch verwendbaren Lebensmitteln durchwühlen um ihren Hunger zu stillen.
Wie gut, dass es da Einrichtungen wie den Tafelladen gibt, in den einige Lebensmittelhändler die Produkte kostenlos anliefern, die das Verfalldatum gerade erreicht haben und die „die Anderen“ nicht mehr kaufen würden. Gut ist auch, dass sich Menschen ehrenamtlich zusammen gefunden haben und finden, welche die organisatorischen Aufgaben eines solchen Tafelladens bewältigen. Und es werden immer mehr, denn auch die Armen, die in Ennepetal mittwochs von 11:00 bis 13:00 Uhr und freitags von 11:00 bis 13:00 Uhr vor dem Laden warten, scheinen immer mehr zu werden.
Dann gibt es die „schlauen“ Bürger, die behaupten, dass wäre doch alles Humbug. Die angeblich „Armen“ würden ihren Mercedes hinter dem Haus der Begegnung verstecken und dann vom Tafelladen profitieren, das hätten sie selbst gesehen. Ich will nicht abstreiten, dass diese Aussage stimmt. Sicherlich hat derjenige, der so sprach, gerade ein schwarzes Schaf erwischt. Aber gibt es nicht genug schwarze Schafe auch in unseren Reihen? Sollen deswegen diejenigen leiden, die auf solche eine Unterstützung angewiesen sind.
Karin Nebel vom Tafelladen hat es treffend geschildert. „Wenn es auch so ist, dass einige sich bei uns Lebensmittel im Tafelladen holen, die sie selbst kaufen könnten, so haben sie dadurch doch die Chance, das Geld für andere Dinge auszugeben, die sie sich sonst nie leisten könnten.“ Und damit ist nicht der von aggressiven Mitmenschen nicht oft erwähnte „Flachbildschirm“ gemeint, sondern vielleicht etwas, das für uns Anderen selbstverständlich ist, welches sie sich aber nie leisten könnten.
Wenn man die vor dem Tafelladen stehenden einmal beobachtet (und ich komme dort öfter vorbei, da mein Weg in die Stadt dort vorbei führt), so hat man nicht den Eindruck, dass sie sich wohl fühlen, so offensichtlich allen vorbeifahrenden oder vorbeikommenden Bürgern präsentiert, bzw. vorgeführt zu werden.
Stellen sie sich einmal zu der Menge und halten sie die Blicke aus, die Passanten im vorübergehen der Gruppe zuwerfen.
Für mich bedeutet die Arbeit und das Engagement, was mit unserem Ennepetaler Tafelladen getan wird, eine große, soziale Leistung, die auf jeden Fall unterstützt, zumindest aber geachtet werden sollte. Und so ist es sehr lobenswert, wenn sich Ennepetaler Bürger Gedanken machen, was sie initiieren könnten, um hier Gutes zu tun.
v.l.: Johannes Dennda und Roman Kruzycki
Foto: Linde Arndt
Zwei haben es getan und wir fragen: „Welche Gemeinsamkeiten veranlassen einen Arzt und einen Bänker dazu sich um diese armen Mitbürger zu kümmern?“
Den Kerngedanken haben sie bei einem Pressegespräch genannt. „Wenn es einem gut geht, soll man auch anderen etwas gutes tun“. Wichtige Gemeinsamkeit bei diesen beiden Menschen ist aber auch die Kunst, der sich beide verschrieben haben.
Und so arrangierte der Künstler Roman Kruzycki in seiner Chirurgischen Praxis in der Lindenstraße in Voerde für den Künstler,Johannes Dennda (Öffentlichkeits- und Kulturarbeit der Sparkasse Ennepetal-Breckerfeld), eine Bilderausstellung.
Unter dem Motto: „VORSICHT KREATIV“ bot Johannes Dennda seine Exponate zu einem einmaligen Preis von € 80,00 pro Stück (Original, ohne Rahmen und Passepartout) zum Kauf an, wobei dieser absolute Aktionspreis extra so gewählt wurde, um mehreren Besuchern die Möglichkeit zu bieten, eines der Werke zu erstehen und dadurch für den Tafelladen auch eine hübsche Summe zusammen zu bekommen. Nicht unerwähnt bleiben sollte, dass der Künstler das Geld in voller Höhe dem Tafelladen zukommen ließ (d.h. nicht einen sonst üblichen Eigenanteil für sich behielt).
Im Gegenteil, nachdem durch den Verkauf eine Summe von € 800,00 erreicht war, stockte die Sparkasse die Summe noch auf glatte € 1.000,00 auf.
Spendenübergabe für den Tafelladen
v.l.: Susanne Joswig, Johannes Dennda, Karl Heinz Gockel, Roman Kruzycki und Eckhard Maderla
Foto: Linde Arndt
Wenn Sie jetzt sagen: „Die Vernissage war ja schon am 20. und 21. April 2013 und die Scheckübergabe an den Tafelladen am 3. Mai 2013, warum kommen die mit so alten Kamellen?“, dann sei erklärt, dass Roman Kruzycki die Ausstellung noch bis Juni 2013 verlängert hat, um einigen Kunstinteressierten, die damals keine Gelegenheit hatten oder davon nichts gewusst hatten, die Möglichkeit zu bieten, hier auch noch das eine oder andere Original zu erwerben und damit gleichzeitig ein Zeichen für den Tafelladen zu setzen, dem das Geld dann wieder zufließen wird.
Wo sie die Werke finden:
Chirurgische Praxis
Roman Kruzycki
Königsberger Straße 66
58256 Ennepetal
www.praxis-kruzycki.de