Frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr 2013

Liebe Leserinnen und Leser von EN-Mosaik,

 mit dem zu Ende gehenden Jahr freuen wir uns auf ein paar besinnliche und ruhige Tage. Wir wünschen Ihnen und den Menschen, die Ihnen nahe stehen, ein frohes Weihnachtsfest. Und wir hoffen, dass Sie die ruhigen Tage genießen können und Erholung von der Betriebsamkeit des Alltages finden.

       

Von Leo N.Tolstoi ist der Satz: Das Glück besteht nicht darin, daß du tun kannst, was du
willst, sondern darin, daß du immer willst, was du tust. 

Wir wünschen Ihnen viel Glück für das neue Jahr 2013.
 

Ihre Redaktion von EN-Mosaik aus Ennepetal

© Linde Arndt für Foto und Collage

Mondscheincafé in Bürgerhand erfolgreich

[Gevelsberg] Damit hatten sie nicht gerechtet, Emine Yalcin, ihr Mann Ayhan, Iris Hunsdieck und Silvia Lange. Gemeinsam standen sie beim Gevelsberger Mondscheinbummel hinter dem Tresen des Solidaritätscafès zugunsten gewaltbetroffener Frauen und Kinder, verkauften Punsch und Glühwein, türkischen Tee und Gebäck und erwirtschafteten stolze 500 Euro. Bei der Übergabe des gut gefüllten Spendenschweins an das Frauenhaus EN strahlten sie mindestens genau so wie ihre Empfängerin.„Es ist schon klasse, was in Gevelsberg möglich ist“, freut sich Kathleen Schmalfuß über das Engagement der Gevelsberger Bürger/innen und den vorweihnachtlichen Geldsegen. Als Verantwortliche für die Kinderarbeit im Haus möchte sie den jungen Bewohner/innen soviel Geborgenheit wie möglich vermitteln. „Damit können wir jetzt eine Schaukel im neugestalteten Außenbereich unseres Hauses für die Kinder anschaffen.“Eingebettet war das Mondscheincafé in eine Kampagne für mehr Sensibilität und Solidarität gegenüber gewaltbetroffenen Frauen und ihren Kindern. „Wir wollen Frauen Mut machen, sich gegen seelische und körperliche Misshandlung zu wehren und Hilfen in Anspruch zu nehmen“ erläutert Christel Hofschröer die Initiative für das Mondscheincafé.

Die Gleichstellungsbeauftragte hatte eingeladen, die Stadt Gevelsberg einen Stand zur Verfügung gestellt und Bürger/innen Seite an Seite mit Fachleuten der Polizei, dem Weißen Ring und Opferanwältinnen Trillerpfeifen mit Notrufnummern verteilt und für mehr Verantwortung geworben. Ihre Botschaft: Häusliche Gewalt ist keine Privatsache – sondern eine Herausforderung für uns alle. Undgute Arbeit braucht Unterstützung.“ Die Frauenhäuser sind voll und weiterhin auf Spenden angewiesen.Seit 20 Jahren bietet das Frauenhaus Schutz, Unterstützung und Beratung für gewaltbetroffene Frauen und Kinder. Während dieser Zeit haben 1596 Frauen und 1627 Kinder hier Schutz gefunden.

 

Spendenkonto:

Förderverein Frauen helfen Frauen EN e.V.

Sparkasse Witten, BLZ 452 500 35, Kto 126 005 57


Anlaufstellen für Rat- und Schutzsuchende Frauen:

Frauenberatung.EN 02336/4759091

Frauenhaus.EN 02339/6292

Polizei 110

Opferschutz 02336/91662956

Weißer Ring 02333/609060

 

Auf den Fotos sind von links: Ayhan Yalcin, Kathleen Schmalfuß, Christel Hofschröer, Silvia Lange und Emine Yalcin. Es fehlt Iris Hunsdieck.

 

 

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Gerhard Rehne eröffnet den Reigen der Galerie in der Sparkasse Ennepetal-Breckerfeld

Die erste Ausstellung in der Galerie der Sparkasse in den Kundenräumen der Hauptgeschäftsstelle in Ennepetal Milspe wird
am 3.1.2013  um 16:00 Uhr mit dem Maler Gerhard Rehne aus Schwelm eröffnet.

Zu dieser Ausstellung lädt Sie die Sparkasse Ennepetal-Breckerfeld herzlich ein.

Gerhard Rehne   entführt Sie in die bunte Welt der Landschafts-, Stilleben- oder auch abstrakte Form der Malerei, wo die Frage der Bewusstseinsform immer wieder gestellt wird.

   

Weitere Informationen entnehmen Sie bitte dem Flyer, den Sie im pfd-Format aufrufen oder auch ausdrucken können.

Es gibt keinen Frieden mehr in Ennepetal

[jpg] Die DPSG ( Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg ) hat das Friedenslicht nicht mehr rechtzeitig aus Bethlehem bekommen, so musste der Frieden auf der diesjährigen Ratssitzung ausfallen. Keine Sorge aber; denn der Frieden wurde am 19. Dez. nachgereicht. Nur was ist wenn der Frieden in Ennepetal nicht mehr bekannt ist? Wenn er unter dem Müll der Gedankenlosigkeit, Oberflächlichkeit, dem Klüngel oder Egoismus verschütt gegangen ist?


CDE Ennepetal
  Im Hauptausschuss fing es an, der Antrag der CDE, den Spielplatz auf dem Gelände „Bauen mit der Sonne“ um die Nachbarparzelle zu erweitern, weil unter diesem Grundstück eine Gasleitung liegt, weil der Wert des Grundes durch den angrenzenden Spielplatz gering ist, wurde ohne weitere Erörterung abgeschmettert.
Dabei war der Antrag in seiner Möglichkeit noch erweiterbar. Man hätte einen Unterstand mit Grillmöglichkeit für die Eltern machen können – zumindest bis sich ein ernsthafter Interessent meldet.
Befassen wollte man sich damit nicht.

 Nun, es sind Paare mit Kinder in dem Gelände „Bauen mit der Sonne“, die sicherlich in Deutschland eine schwache Lobby haben. Am besten, man macht eine Mauer um solche Leute – die machen so einen Lärm. Nur die Mauer ist schon einmal gescheitert.

Und dann gab es noch ein Armutszeugnis erster Klasse vom Rat und der Stadtverwaltung. Die Fußgängerzone die Ennepetal nach vorne  bringen sollte, der Einzelhandel sollte sich um die Ladenlokale reißen, Umsätze würden sprudeln, eine Belebung sonder gleichen würde in Milspe, der zukünftigen Mitte Ennepetals einsetzen. Wir alle wissen, nichts dergleichen geschah. Das Gegenteil ist zu vermelden. Die Fußgängerzone beschleunigt den Niedergang des Ortsteils Milspe und brachte den Niedergang auch in die anderen Quartiere, wie Voerde und Altenvoerde. Tristesse ist angesagt. 2008/2009 hatte die Gruppe um den damaligen Wirtschaftsförderer und heutigen Bürgermeister Wiggenhagen  die Losung ausgegeben: Wir haben alles im Griff. Nichts hatten sie im Griff! Brigitte Drees stand dem damaligen Citymanagement als Geschäftsführerin vor, 150.000,– Euro ohne Quersubventionierungen (Steuergelder), plus 500,– Euro pro Gesellschafter wurden verbrannt. Frau Drees warf das Handtuch und Ulrich Schilling setzte sich an den Ofen um weitere Gelder zu verbrennen. Und jetzt? Im Hauptausschuss war zu vernehmen, jetzt müsse ein Gutachter ran der dem Rat und der Stadtverwaltung sagen sollte was man mit der Fußgängerzone machen kann/soll. Wie bitte? Ich baue etwas und weiß nicht was ich damit anstellen soll? Millionen werden verbuddelt und niemand weiß warum? 2006 hatte der Rat und die Stadtverwaltung sich aufgemacht zu zocken, später war es allerdings niemand gewesen. Jetzt werden Gutachten und Rechtsanwälte in  Höhe von mehreren 10.000,– Euro angeheuert um zu hören was und warum man solche Entscheidungen gefällt hat.Vielleicht sollte man mal einen Psychotherapeuten um ein Gutachten bemühen?

Zwei Tage später der Rat der Stadt tagte im Haus Ennepetal, einen vernünftigen Ratssaal, wie in Schwelm und Gevelsberg, gibt es in Ennepetal ja nicht. Wir haben ja immer noch die Nachkriegszeit und müssen mit unseren Weltfirmen sparen. Wilhelm Wiggenhagen ließ sich die Bürgermeisterkette umziehen, die Kette mit der er seine Bürger durch den Kakao gezogen hat und weiter zieht. ["Nie sollst du so tief sinken, von dem Kakao durch den man dich zieht, auch noch zu trinken!aus Was auch geschieht! von  Erich Kästner]  
BM Wiggenhagen mit Kette

  Zuerst einmal werden Bärbel Dautzenberg (CDU) und Wolfgang Frey (FDP – auf Wunsch nicht auf dem Foto) für ihre Tätigkeit im Rat der Stadt Ennepetal geehrt. Beide standen sie wie Philemon und Baucis, einem alternden Ehepaar aus der griechischen Mythologie, wo aber war Zeus und sein Sohn Hermes? Was sie geleistet haben, weiß der gute Herr Wiggenhagen nicht, nur das es nette Menschen waren.

Für jeden gab es eine Armbanduhr ( Wie bei einem Zeitungs-Abo), eine Flasche Wein und einen Strauß Blumen, sowie die immer gleichen unverbindlichen Worte des Dankes.

Wilhelm Wiggenhagen  stellt sich nunmehr an das Rednerpult um über den Status der Stadt Ennepetal Auskunft zu geben – eine Zusammenfassung des vergangenen Jahres also. Wir haben uns zu viert die Rede mehrere Male durch gelesen um zumindest ein wenig Substanz für 365 Tage Wilhelm Wiggenhagen und 14 Millionen Personalkosten  heraus zu lesen. Wir kamen in der Quintessenz auf gerade mal 1 Woche Arbeitsleistung, wenn überhaupt.
Da war der Joke mit der spanischen Jugend, eine Idee die europaweit einmalig die jungen Spanier den Jakobsweg zurück gehen liess. Jetzt haben wir jede Menge Spanier in Ennepetal und unsere Weltfirmen können die nicht gebrauchen. Nein, Gottseidank sind die Spanier nicht auf den Kopf gefallen und versuchen dort Arbeitsstellen zu bekommen wo man auch eine Chance hat. Oder die rund 9.000,– Euro für die Seniorenarbeit die im Haushalt 2012 gestrichen  wurde und oh Wunder in 2013 wieder aufleben sollen. Was für eine Leistung! Wo hingegen in anderen Bereichen tausende verbrannt wurden. Es sind Alltäglichkeiten, die in anderen Städten nebenbei erledigt werden,die  hier bei uns besonders herausgestellt werden um andere Leistungen die schlecht oder auch nicht gemacht wurden zu kaschieren. Da wird Besuchern etwas in den Mund gelegt, was nicht überprüfbar ist. Dann die Gewerbesteuererhöhung: Da hatte Wilhelm Wiggenhagen die auf Jahre angelegte Abmachung mit den Unternehmern die Gewerbesteuer nicht zu erhöhen, als ganz große gemeinsame Leistung verkauft? Und jetzt, wird diese Abmachung nach nur einem Jahr einseitig aufgekündigt. Nur einfach so. So sieht also das Wort eines Wilhelm Wiggenhagen aus. Vertrauen, wie soll das gehen oder aufkommen? Da wird in der Rede von Wiggenhagen von großen Taten gesprochen. Nur welche das waren, weiß er nicht zu beschreiben. Etwa die vielfachen Ablichtungen in der Ennepetaler Lokalpresse vor diversen Schildern, hinter Flyern oder neben Menschen die sich seiner nicht erwehren konnten. Und wie süß, hat sich doch das Gartenamt (Haben wir eigentlich sowas) erbarmt und hat ein paar Stiefmütterchen in Ennepetal verteilt. Wenige habe es mitbekommen, die sich, und das sei ihnen gegönnt, auch gefreut haben. Im Voerder Zönchen standen die Blümchen jedenfalls nicht.


Ein Bild sagt mehr…
 
…als 1000 Worte

Ach ja, eine Großtat ist noch zu vermelden! Ähnlich dem Eiffelturm in Paris hat auch Ennepetal was vorzuweisen: Ein Ortseingangsschild mit dem Zusatz „Stadt der Kluterthöhle“. Das wollten die Leute schon immer mal gesagt haben und jetzt kann auch keiner mehr sagen, man wisse nicht womit man es zu tun hat, mit Ennepetal und so.
Es geht so weiter mit Weglassungen oder Aufblähungen wird ein Jahr 2012 beschrieben, welches für die Stadt ein verlorenes Jahr ist. Eine Stelle muss ich noch zitieren,  die Preisverleihung des European Energy Award 2012 in Oberhausen  – ein Nebensatz. Tatsache ist dieser Preis wurde in Silber an 24 Kommunen in NRW vergeben, wobei Ennepetal NUR 54 Punkte hatte. Die 4 Punkte über der notwendigen Punktzahl von 50 wurden anscheinend nur aus Mitleid gegeben. Immerhin hat die Stadt Ennepetal für das dafür notwendige Gutachten schön zahlen müssen. Die Goldverleihung fand denn auch allerdings in Brüssel statt, hier musste man allerdings etwas ambitionierter an die Sache rangehen, im Klartext mindestens 75 Punkte aufweisen. Dies taten in NRW auch die Städte  Bochum, Brakel, Iserlohn, Münster, Nottuln, Rietberg und der Kreis Steinfurt. Es ist und sollte schon ein Unterschied zwischen alltäglicher Leistung und Spitzenleistung geben und Spitze sein kann Ennepetal nun mal nicht. Und dann muss noch was herbei geredet werden, „die Wiege des Ruhrgebietes“, sie ist nun, man höre und staune, in Ennepetal, so Wilhelm Wiggenhagen.
Nun wenn das Ganze hätte überzeugend wirken sollen, hätte Wilhelm Wiggenhagen mehr Pathos in seine Stimme rein legen müssen, dramatische Kunstpausen wären auch nicht schlecht oder punktuelle Betonungen hätten die Spannung sicherlich erhöht. So wurde ein dröger, lustloser und in  manchen Passagen gönnerhafter Vortrag daraus, der nie die Grenze der Glaubwürdigkeit erreichte. Inhaltsleer und sinnbefreit konnte man diesen Vortrag jedoch schon nennen.

Man muss es Wilhelm Wiggenhagen schon bescheinigen, er hat immer noch nicht das Amt des Bürgermeisters übernommen. Die Stelle des Bürgermeisters ist also immer noch frei. Und Ennepetal?  Gott sei Dank konnte die sinkende Einwohnerzahl durch Migranten abgemildert werden und die älteren Mitbürger werden sicher nicht so schnell die Stadt verlassen – hoffentlich. Allerdings werden die weggezogenen jungen Ennepetaler nicht wieder kommen. Hier hat evtl. Wilhelm Wiggenhagen die Lösung angedacht indem er vermehrt junge Spanier nach Ennepetal lockt, Deutschkurs inklusive.

Wir haben den 20. Dezember 2012 gemäß Wilhelm Wiggenhagen müsste das Friedenslicht von Bethlehem der DPSG ( Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg ) jetzt in Ennepetal sein. Und der Frieden auch? Auch auf einem Friedhof findet man Frieden. Aber haben die Bewohner eines Friedhofs auch Bedürfnisse oder Erwartungen? Die Ennepetaler schon, nur es ist keiner da der sie umsetzen will.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal
alle Fotos: © Linde Arndt

Leidenschaft mit der Bereitschaft zum Experimentieren

 
(v.l.) Beat Wismer (Generaldirektor der Stiftung Museum Kunstpalast), Bernd Desinger (Direktor Filmmuseum Düsseldorf),
Hans-Georg Lohe (Kulturdezernent Stadt Düsseldorf), Donata und Wim Wenders, Petra Müller (Geschäftsführerin der Film-
und Medienstiftung NRW), Marc Jan Eumann (Medienstaatssekretär des Landes NRW).                               Foto: Linde Arndt

[jpg] Wim Wenders ist einer der ganz Großen der Nachkriegsfilmgeschichte. Er ist neben dem verstorbenen  Rainer Werner Fassbinder einer der Mitbegründer der Sparte  „Neuer Deutscher Film“. Unter anderem hat sich Wim Wenders  mit den Autorenfilmern  im „Neuen Deutschen Film“, thematisch mit der Sozial- und Gesellschaftskritik befasst.
Sein letztes Werk „Pina“, ein 3D Dokumentarfilm, brachte ihn mit der unvergessenen und verstorbenen Wuppertaler Choreografin Pina Pausch zusammen. Beide unterhielten sich auch über das danach und was mit ihren Werken geschehen sollte, wenn sie nicht mehr wären. Pina und Wim kamen auf  das Lebenswerk von  Rainer Werner Fassbinder zu sprechen, der zu jung gestorben und dem es  nicht vergönnt war seinen Nachlass zu ordnen. Die später gegründete Stiftung „Rainer Werner Fassbinder Foundation“ durch Fassbinders Mutter Liselotte Eder war beiden ein Vorbild. Pina starb jedoch viel zu früh, noch vor Beginn des Filmes „Pina – tanzt,tanzt sonst sind wir  verloren“, um ihr Lebenswerk noch zu Lebzeiten zu ordnen. So war der Tod der beiden Künstler eine Mahnung um  gemeinsam mit seiner Frau, der Fotografin Donata Wenders, den Nachlass zu Lebzeiten zu ordnen.


Donata und Wim Wenders vor dem Plakat "Pina"    Foto :© Linde Arndt
  Ein Gespräch mit der NRW Ministerpräsidentin Hannelore Kraft brachte das Ehepaar Wenders mit den Menschen zusammen, die die planerischen und organisatorischen Voraussetzungen für eine Wim Wenders Stiftung schaffen konnten. Dass NRW und Düsseldorf der Sitz der Stiftung sein sollte war für Wim Wenders klar.

So traf man sich am Freitag, dem 14. Dezember in den Räumen der Film- und Medienstiftung NRW um glücklich diese gute Nachricht in der Öffentlichkeit zu verkünden.

Petra Müller, die Geschäftsführerin der Filmstiftung, übernahm sichtlich erfreut die Moderation der Runde, die sich zu diesem Ereignis zusammen gefunden hatte.

NRW Medienstaatssekretär Marc Jan Eumann brachte von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft einen Scheck über 600.000,– Euro mit, die Stadt Düsseldorf, mit dem anwesenden Kulturdezernenten Hans Georg Lohe, legte 300.000,– Euro dazu und zu guter Letzt wollte die Kulturstiftung der Länder  nicht abseits stehen und legte auch 300.000,– Euro dazu. Das Ehepaar Wenders und Freunde, wie die „Toten Hosen“ brachten es auf nochmals 600.000,–Euro. Nun hatte man ein Stiftungskapital von 1,8 Millionen Euro zusammen.

Wenders, den man gut als Weltbürger bezeichnen kann, bekennt sich eindeutig zu Düsseldorf als seine Geburts-und Heimatstadt. „Hier hat mich mein Vater mit 4 Jahren aus dem Rhein gefischt“ und  „hier habe ich in den Trümmern des in der Nähe liegenden Ehrenhofes gespielt“, so Wim Wenders. Die Stiftung wird in den Räumen der Filmstiftung ihre Arbeit aufnehmen. Die in aller Welt verstreuten Werke Wim Wenders werden zurück gekauft, restauriert ( Viele Filme sind noch in Celluloid ), digitalisert und dann zugänglich gemacht. Es wird ein Wim Wenders Stipendium geben, wobei Wenders über die Stipendiaten selber entscheidet.    
Wim Wenders                                                                          Foto: © Linde Arndt

  Wenders bescheinigt den jungen Menschen mit ihren kurzen Handy Filmen eine andere Herangehensweise an den Film. Er möchte mehr Lehrer sein, der das filmische Erzählen rüber bringen will.

Wenders bringt aber auch umfangreiche Arbeiten aus seinen anderen künstlerischen Aktivitäten mit ein. So soll es 2015 zum 70. Geburtstag eine Retrospektive über Wenders geben, in der es zum ersten mal eine umfassende Ausstellung über seine Drehbücher, Korrespondenzen, Requisiten, Aquarelle, Grafiken, Radierungen und Fotografien geben wird. Zukünftig will er sich einmal der Fotografie widmen aber auch die 3D Technik mehr ergründen. In der 3D Technik kann man sehr viel mehr machen als bisher gemacht wurde.
Auf die Frage ob er sich zur Ruhe setzten will ,meinte er –  es gäbe noch viel zu tun, Projekte habe er noch genug, dass er einmal aufhören könnte, könnte er sich nicht vorstellen. Jetzt möchte er erst einmal seine Werke nach Düsseldorf holen, sie sichten und archivieren. Da er seinen derzeitigen Lebensmittelpunkt in Berlin hat, überlegt er sich ob er nicht eine Wohnung in Düsseldorf anmietet, die nach seinen Vorstellungen natürlich "am Rhein" liegen müßte.

Zur Person selber:

Wim Wenders hat ca. 50 Filme gedreht, darunter weltberühmte Filme wie „Paris, Texas“, „Himmel über Berlin“ oder die oscarnominierten Dokumentationen „Buena Vista Social Club“ und „Pina – tanzt, tanzt sonst sind wir  verloren“. Er lebte jahrelang in Los Angeles USA, hat unzählige Ehrungen empfangen, hat und hatte Professuren an verschiedenen Schulen, gehörte aber auch zu den Juroren der Fimfestspiele in Cannes und Venedig.

Es war für alle ein schöner Tag in den Räumen der Filmstiftung.

 
Pressefrühstück anlässlich der " Wim Wenders-Stiftung" in den Räumen der Film- und Medienstiftung NRW    Foto: © Linde Arndt
 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Düsseldorf

 

Weitere Fotos von diesem Tag gibt es in der Fotogallery Linde Arndt

Wie peinlich ist das alles in Ennepetal

   

[jpg] Als Journalist sollte man eine gewisse Professionalität an den Tag legen. Das heißt aber nicht, dass man nicht einmal ein Donnerwetter heraus lassen darf und auch heraus lassen sollte. So geschehen im Finanzausschuss, als die Stadtverwaltung bewusst oder unbewusst den angestammten und durch die Stadt zugewiesenen zweiten Platz für die Presse durch ihre eigenen Leute besetzte. Das Donnerwetter, so erfuhr ich heute, hatte bei der Stadt einen „Unmut“ herauf beschworen, wie mir mein Kollege von der WAZ Gruppe mitteilte. Denn der wurde, obwohl der Vorfall von allen Beteiligten bemerkt wurde – ich war doch laut genug! –  nach der Sitzung „hochnotpeinlich“ befragt. Eine Farce für diese Provokation? Ich denke ja. Der Kollege, der als lokaler Journalist bei der WAZ Gruppe tätig ist, schloss sich auch dem städtischen Unmut an. Musste er sich aber sofort mit der Verwaltung solidarisieren? Wohl kaum. Nicht die Presse muss Rücksicht nehmen auf die örtlichen Gegebenheiten, vielmehr hat die Stadtverwaltung Sorge zu tragen, dass die Presse die Arbeitsbedingungen vorfindet, die sie für ihre Arbeit benötigt. Dafür ist es aber nötig zu wissen, was macht die Presse in solch einem  Gemeinwesen wie einer Stadt?  Katrin Krauß, Diplom-Journalistin und Dozentin für „praktischer Journalismus für Zeitung und Zeitschrift“ an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, sagte  im vorigen Monat über den Lokaljournalisten:

Wir brauchen keinen „Tamtam-Journalismus“, sondern:

             „Sie beharren stur darauf, dass die Zukunft des Journalismus Journalismus ist?
              Sie wollen deshalb Ihren Lokalteil nicht mit Content, sondern mit Journalismus füllen?
              Sie wollen recherchieren?
              Sind Sie sich sicher? –  Na bitte, dann tun Sie ’s doch;
              Sie werden schon sehen, wohin Sie damit kommen:
              Am Ende macht Ihnen Ihre Arbeit Spaß!“

Und die Arbeit macht uns, EN-Mosaik,  im Gegensatz zu vielen lokalen Kollegen noch Spaß. Und Journalismus hat nichts mit diesen ewigen Ankündigungen der Ennepetaler Stadtverwaltung zu tun. Es ist eine Schande, wenn man die Internetseite von Ennepetal sieht, die ja ein Bild der Öffentlichkeistarbeit abgeben soll. Sie war und ist nur für den Bürgermeister da, der gutes tut und sich dabei ablichten lässt. Und das ist es, was der Stadtverwaltung nicht passt. Lokale Presse heißt unkritische Presse, die sich in den großen Chor „Ennepetal ist schön“ und „unser Bürgermeister ist der Schönste“  einreihen sollte. Oh mein Gott, was ist das nur für eine 14 Millionen Truppe auf ihrer Insel der Glückseligen. Meinen die etwa wir wollten auch noch an ihren vollen Fleischtöpfen Platz nehmen und dieser edlen Gesellschaft etwas weg nehmen? Nein, dies würde uns sicher niemals bekommen. Lasst bitte die lokalen Kollegen ran.

 
Der neue Arbeitsplatz für EN-Mosaik
  In der letzten Sitzung des Hauptausschusses hatte dies seine Folgen. Ab sofort gilt, der Kollege gehört zur „lokalen Presse“ und EN-Mosaik gehört zu  „Internationale Medien“. Frau Velten-Franke vom „Amt des Bürgermeisters und des Rates“ gab denn über diese organisatorische Änderung auch sofort Auskunft. Mit vor der Brust verschränkten Armen, Abwehrhaltung, man kann ja nie wissen bei diesen Leuten mit einer eigenen Meinung. Man wolle EN-Mosaik einen nunmehr ausreichenden Platz einräumen, deshalb auf der einen Seite der Tisch für die „lokale Presse“ mit der Verwaltung und auf der anderen Seite der Tisch „Internationale Medien“ freistehend. 

Und jetzt wird es peinlich. „Internationale Medien“ als Begriff ist klar in Abgrenzung definiert.
„Internationale Medien“ sind FAZ, Welt, Sueddeutsche Zeitung oder das Handelsblatt, dazu kommen noch ARD, ZDF aber auch die RTL Nachrichten wie auch das Feld der Agenturen für Deutschland. Es sind reine Qualtätserzeugnisse unserer Presse, wobei andere Staaten dementsprechende Presserzeugnisse vorweisen können. In den USA werden sogar die Online Medien wie die hervorragende „The Huffington Post“ die jetzt gerade den renommierten Pulitzer-Preis  für ihre Arbeit bekommen hat als „Internationale Medien“ geführt. Und dazu gehört nach Meinung der Stadtverwaltung jetzt EN-Mosaik auch dazu. Wir fühlen uns geschmeichelt und geadelt. Aber, was machen wir jetzt mit der „lokalen Presse“? Sie wissen doch, jetzt kommt das mit dem „Licht und Schatten“. Hat die Stadtverwaltung also mit dem Gedanken gearbeitet, die lokale Presse ist keine Qualitätspresse? Man sollte dies schon konsequent zu Ende denken. Denn danach ist die lokale Presse der WAZ Gruppe als Empfänger und Überbringer von städtischen Verlautbarungen degradiert worden. So kann es gehen wenn man nicht zu ende denkt. Wie peinlich.
Aber hat unsere Stadt schon einmal ein Fettnäpfchen ausgelassen?

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal

Heilpraktikerschule von Monika Löttgen wurde zertifiziert

[ML] Die Heilpraktikerschule hpp-24 von Monika Löttgen Im Himmel 38 in 58285 Gevelsberg  ist jetzt für die Ausbildung zum „Heilpraktiker für Psychotherapie“ vom FVDH e.V., dem Fach- und Berufsverband für Heilpraktiker zertifiziert worden.

Dieses Zertifikat ist ein sehr wichtiger Baustein der Ausbildung mit großen positiven Folgen, vor allem für die Schüler.

           
von links hinten nach rechts vorne:
* Katja Koblischke, frisch gebackene Heilpraktikerin für Psychotherapie, hat gerade die Prüfung bestanden /
* Claudia Kaschitzki, Dozentin in der Heilpraktikerschule hpp-24 und Heilpraktikerin für Psychotherapie  /
* Monika Löttgen, Schulleitung und Heilpraktikerin für Psychotherapie /
* Mechthild Heinisch, frisch gebackene Heilpraktikerin für Psychotherapie, hat gerade die Prüfung bestanden /
* Ulla Petkovic, frisch gebackene Heilpraktikerin für Psychotherapie, hat gerade die Prüfung bestanden /
Foto: Privat Monika Löttgen
 

Was bedeutet das?
Durch diese Zertifizierung gelten die in der Heilpraktikerschule von Frau Löttgen besuchten Ausbildungen und Supervisionen als anerkannte und qualifizierte Lehrgänge, die auch im Streitfall vor Gericht rechtsgültig sind.

Beispiel: Ein Patient verklagt einen Heilpraktiker weil er durch dessen  Behandlung angeblich berufsunfähig geworden ist.
Die entsprechende Berufshaftpflicht des Heilpraktikers zahlt aber nur dann, wenn der Heilpraktiker nachweisen kann, dass er Methoden benutzt hat, deren Anwendung er in zertifizierten Ausbildungen mit Erfolg erlernt hat.

Deshalb ist diese Zertifizierung ein großer Benefit für die jetzigen Schüler!

Die Schule ist für alle diejenigen ein erster Anlaufpunkt, die noch keine medizinisch-wissenschaftliche Ausbildung haben. Alle Heilpraktiker sind laut Gesetz verpflichtet, sich eine ausreichende Sachkunde über die von ihnen angewendeten Behandlungsweisen, einschließlich ihrer Risiken, vor allem die richtigen Techniken für deren gefahrlose Anwendung anzueignen. Ein Grundsatzurteil vom Bundesgerichtshof v. 29.01.1991 besagt folgendes: „Darüber hinaus ist er selbstverständlich auch verpflichtet, sich über die Fortschritte der Heilkunde und auch anderweitig gewonnene Erkenntnisse von Nutzen und Risiken der von ihm angewendeten Heilverfahren zu informieren“

Mit der Zertifizierung sind jetzt endlich die fachlich qualifizierten Ausbildungen der Heilpraktikerschule hpp-24 von Monika Löttgen zum „Heilpraktiker für Psychotherapie“ überall anerkannt.

Der 5. Beatle kommt nach Ennepetal

[jpg] An und für sich sollte er Grafiker werden. Er besuchte die Meisterschule für „Grafik und Buchgewerbe“ in Berlin, seinem Geburtsort. Danach besuchte er die "Meisterschule der Gestaltung" in Hamburg. Er war mit Layouts und Werbung als 21 jähriger  schon ganz gut im Geschäft. Es sollte jedoch ganz anders kommen, als er nachts den Klängen im Hamburger „Kaiserkeller Club“ nach ging. Dort lernte er „The Beatles“ – John, Paul, George, Stuart Sutcliffe am Bass und Pete Best am Schlagzeug kennen. Später auch noch Ringo Starr von der ersten Band Rory Storm und die Hurricanes. Von dem Augenblick änderte sich seine Laufbahn. Um sein komplettes Oeuvre aufzuzählen benötigten wir ziemlich viele Worte, er ist Designer, Maler, Performer, Bassist, Musikproduzent, Bandleader oder auch Gestalter. Er arbeitete mit der Plastic Ono Band  zusammen, die er aber auch mitbegründete, Manfred Mann and the Earth Band verführten ihn als Bassist zu spielen, den Bee Gees verpasste er das Schallplatten Cover.

Wir reden hier von Klaus Voormann, der heute am Starnberger See Nähe München mit seiner Frau Christina und ihrem Sohn und ihrer Tochter leben. Es heißt, sein Vater sei in Voerde geboren – so eine Verwandte, Frau Leithold, auf unser Befragen.

Für Klaus Voormann – Remember Revolver 2013 wird es in der Hauptgeschäftsstelle der Sparkasse Ennepetal-Breckerfeld eine besondere Ausstellung geben.
Die Ausstellungseröffnung ist am Sonntag, dem 27. Januar 2013 um 11:00 Uhr

Es werden Original Illustrationen|| Grafiken|| Radierungen|| und Kunstdrucke zu sehen sein.
Die Moderation wird Frank Laufenberg (Ehemals SWR) übernehmen im Dialog mit Klaus Voormann, wobei auf dem Sofa ein sicher unterhaltsames Gespräch stattfinden wird.

Das war das zweite Highlight.

  Vorher wird jedoch am 12. Januar um 20:00 Uhr das traditionelle Neujahrskonzert in der Aula des Reichenbach Gymnasiums mit dem Tenor Stefan Lex, Sigrid Althoff, Klavier und dem Ensemble Pomp-A-Dur als „Stefan Lex and Friends, Highlights der Leidenschaften“ zur Aufführung gebracht.

Dieses war das erste Highlight.

(Nebenstehendes Plakat können Sie im pdf-Format leserlich vergrößern. Bitte anklicken.)

So eröffnete der Vorsitzende des Vorstandes der Sparkasse Ennepetal-Breckerfeld, Oliver Teske, die Vorstellung des neuen Kulturprogramms 2013 und gab  dann an Johannes Dennda und Heike Gräfe weiter, die für die EnnepeKultur die Termine 2013 gemacht hatten.

 


von links: Bürgermeister Wilhelm Wiggenhagen, Heike Gräfe und Johannes Dennda [Abtl. Öffentlichkeitsarbeit Sparkasse Ennepetal-Breckerfeld] und Oliver Teske [Vorsitzender des Vorstandes der Sparkasse Ennepetal-Breckerfeld] bei der Vorstellung des EnnepeKultur-Programmes 2013                                                                                                                           Foto: © Linde Arndt

 
  • Zuerst! Die Waldweihnacht 2012 war ein voller Erfolg und wird es in 2013 wieder geben.. Manöverkritik wird es in diesem Jahr nicht mehr geben, wird aber im April nachgeholt.
  • Kultgaragen Kabarett wartet wieder ab Mai 2012 mit 5 Künstlern im monatlichem Wechsel auf.
    Wobei am 30.August ein Extra mit Volker Pisper im Haus Ennepetal stattfindet.
  • Das einWochenMuseum, eine Kooperation mit dem Osthaus Museum, Hagen in der Schalterhalle wird neben den Galerie Ausstellungen in der Hauptgeschäftsstelle und in der Geschäftsstelle Breckerfeld eine weitere Säule der Kunstvermittlung darstellen.
  • Am 26.April ist ein KunstZonen-Fest mit Jazz und Wein angesetzt worden. Diesmal wird die erste Skulptur eingeweiht.
  • Das Tournee Theater Landgraf wird auch im Reichenbach Gymnasium mit zwei Vorstellungen aufwarten.
  • Und dann ist auch schon das Jahr wieder zu Ende, die Sparkasse wird vom 8.Dez. Bis zum 31.Dez. wieder festlich beleuchtet. 

Die ganzen Vorstellungen, Ausstellungen und Aufführungen sind nach Auskunft teilweise in Kooperation mit der Stadt Ennepetal entstanden.
Im April 2013 wird es weitere Informationen geben.Einen Programmflyer im pdf  Format für 2013 werden wir, sobald wir diesen von der Sparkasse haben, auf unseren Server laden und verlinken.

Man darf sich also wieder mal auf die Kulturarbeit der Sparkasse Ennepetal Breckerfeld in 2013 freuen.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal

 

 

In eigener Sache


Jürgen Gerhardt  [Redaktion]
Foto: © Linde Arndt

  [jpg] 6 Jahre sind wir mit EN-Mosaik jetzt schon dabei. Was haben haben wir nicht schon alles gesehen und erlebt, was fotografiert, was geschrieben. Wir haben berichtet, dokumentiert, kommentiert aber uns auch erfolgreich engagiert. Eines haben wir immer wieder gemacht, wir sind zurück nach Ennepetal gekommen , hier, wo es doch an so vielen Ecken nicht klappen will. Wir haben die Verbindung nie abreißen lassen und haben immer wieder Ennepetal kritisch begleitet, hier, wo Kritik auf Blasiertheit trifft. Zu kritisch?

Ja, für einige Politiker und Ennepetaler offenbar zu kritisch. Wie anders sind die zwei Anzeigen bei der Hagener Staatsanwaltschaft zu verstehen, die übrigens beide niedergeschlagen wurden.

Ennepetals Lokaljournalisten haben den kritischen Journalisten verlernt, was natürlich bequemer ist. Auf Du und Du mit allen zu sein, erinnert mich immer wieder an Franz Josef Strauß (CSU) mit seinem: „Everybodys Darling is Everybodys Depp“.
Die Harmoniefalle scheint eine Ennepetaler Erfindung zu sein. Aber wir müssen Ennepetal auch dankbar sein; denn ohne diese haarsträubenden Verhältnisse wären wir nie so schnell  so groß geworden. Immerhin haben wir heute fast 600.000 Besucher monatlich, weiterhin steigend.
Anfangs unserer neuen Tätigkeit mussten wir zuzahlen. Die ganze Fahrerei alleine riss schon eine große Lücke in unsere Kasse. Wir waren denn auch erfreut, als wir im dritten Jahr Überschüsse erwirtschafteten, die dann auch linear weiter anstiegen und noch steigen. Wir haben Menschen kennen gelernt, mit denen wir gerne zusammen waren und sind. Es war und ist uns immer wieder eine Freude und Lust, mit diesen Menschen zusammen zu arbeiten.
Ein Wermutstropfen tat sich dennoch auf: Viele liebe Menschen mussten wir vernachlässigen, ja, ließen sie irgendwie zurück. Das ganze erinnerte uns ein bisschen an die „Morgenlandfahrer“ von Hermann Hesse.

   
Menschenmenge auf der Loveparade kurz vor dem tragischen Ereignis                                                   Foto: © Linde Arndt
 

Wir haben aber auch schlimme Vorfälle gesehen und durchlebt, die heute noch in uns nachwirken. Wir denken an die Duisburger Katastrophe, die Loveparade, die für 21 junge Menschen zur tödlichen Falle wurde. Wir sind froh und glücklich, das unsere  beiden jungen freien Journalisten, die uns hierbei begleiteten, von sich aus von der Berichterstattung am Eingang der Loveparade zurückgekommen waren, da es ihnen da zu eng wurde. Nicht auszudenken, wenn sie 30 Minuten später mit in das tödliche Getümmel geraten wären. Auf uns wirkte  in Folge auch das erbärmliche und widerwärtige Verhalten der Duisburger Verwaltung und der Politik – glücklicherweise waren nicht alle so. Im Nachhinein haben wir Duisburg selbstkritisch für uns aufgearbeitet. Die gesamten digitalisierten Dokumente der Loveparade haben wir in die Tiefen unserer Festplatte verbannt. Wir wollten von dieser Katastrophe nicht partizipieren.

Politische Zeitgenossen aller Parteien – und nicht nur diese –  wollen Journalisten gerne instrumentalisieren oder sich von ihnen gar promoten lassen. Nur sollte ein Journalist sich dann fragen ob er beliebig werden oder seinen gesellschaftlichen Auftrag erfüllen will. Die Presse- und Meinungsfreiheit gab und gibt es nicht umsonst. Wir für uns haben diese Frage gestellt und auch beantwortet. So ist das höchste Lob für einen Journalisten, wenn er eben nicht von Politikern gelobt wird, sondern als Mensch erkannt wird der Informationen verarbeitet, aufbereitet und dann in einen Artikel einfließen lässt. Lobt ein Politiker einen Journalisten, so gleicht das einem Rufmord. Journalisten sind aber auch Mahner, Kritiker und Wegweiser über das  Tagesgeschehen hinaus. Dafür erhalten sie von ihren Lesern und Kollegen, dies, womit sie gut und gerne leben – Achtung, Respekt und Aufmerksamkeit  für diese ihre Leistungen.

Kommen wir mal zur Definition Journalist. Viele Menschen meinen Journalisten müssten alles was  gesagt wird eins zu eins wiedergeben. Wenn also ein „Jemand“ sagt, die Erde ist eine Scheibe, so soll der Journalist das auch so und nicht anders wieder geben. Toll! Die Unterstellung dabei bedeutet, ein Journalist ist ein Idiot! Besonders in Ennepetal ist mir das aufgefallen. Das, worauf ein Journalist aufbaut, nennt sich doch Presse- und Meinungsfreiheit. Wenn ein Journalist  stattdessen nunmehr behauptet, die Erde ist eine Kugel, statt eine wie ihm übermittelte Scheibe, so ist das a) seine eigene Meinung und b) er hat auch noch Recht.  


Pressekonferenz in Essen  
Foto: © Linde Arndt

Er muss natürlich mit der Wut des Zeitgenossen rechnen, der etwas anderes behauptet hat. In der Regel ist dieser Zeitgenosse aus einem anderen, früheren System des vorigen Jahrhunderts  übrig geblieben und wollte mittels dieser Verhaltensweise Menschen dominieren,  manipulieren oder gar disziplinieren. Was dieser Jemand in einem Journalisten sah, ist unseres Erachtens  nur der Spin-Doctor englischer Prägung, sofern diese lokalen Größen wissen was das ist. Einige dieser Zeitgenossen  meinen gar, Journalisten befinden sich auf der Payrolle ihrer Partei oder ihres Unternehmens. Lassen wir uns aber weiter mit der Definition Journalismus befassen.

Zu Beginn unserer Tätigkeit kamen wir in der Regel mit Lokaljournalisten der WAZ Gruppe, wie WR, WP,  WAP oder Radio Ennepe Ruhr, zusammen. Deren Arbeit war und ist  geprägt von Rücksichtnahme gegenüber einem oder den potenziellen Anzeigenkunden oder aber Informationsträgern. Wir aber wollten mehr! Vorbild unseres Journalismus waren die Regeln des New Journalism der 60er Jahre eines Thomas Wolfe bei der Herald Tribune oder der Washington Post, Truman Capote, Norman Mailer, Bob Woodward, Carl Bernstein oder Seymour Hersh, alle als „Muckraker“ in US Amerika verschrien und, man höre, beliebt. Deutsche Journalisten können jedoch auch sehr gut als Vorbild dienen wie Carolin Emcke, Sonia Mikich, Maria von Welser, Heribert Prantl,Hans Leyendecker, Nikolaus Brender um einige Namen der Neuzeit zu nennen, allesamt jedoch nicht im lokalen Bereich tätig.

Der deutsche Lokaljournalismus war und ist für uns so nicht akzeptabel, da er mehr oder weniger eine Art von Bericht als Form wählt die mehr einem Polizeibericht ähnelt –  einer Schilderung. Durch bewusstes weg lassen von Fakten entsteht immer der Eindruck, es wäre alles im lokalen Bereich in Ordnung. Mit seiner Meinung, sofern er eine hat, hält er,der Lokaljournalist,  zurück. Er könnte ja jemanden  verprellen. So hat er, der Lokaljournalist, keine eigene Meinung, ist nicht kritisch und beinhaltet immer ein Stück weit den vorauseilenden Gehorsam dem "Gutsherrn", wie Bürgermeister oder Firmeninhaber, gegenüber. Die ihm vom Grundgesetz gegebenen Freiheiten nutzt er nur rudimentär. Den Zugriff auf die Hintergrundinformationen, die ja dem Leser erst die Möglichkeiten der eigenen Meinungsbildung gibt, nutzt der deutsche Lokaljournalist einfach nicht. Da wird manchmal ein Zerrbild des realen Alltags in deutschen Städten beschrieben, was den Lokaljournalisten aber auch den Journalisten in Verruf bringt. Kein Wunder wenn sich die Blogger der digitalen Welt auf dem Vormarsch befinden. Folge:Ein Lamento der lokalen Printmedien auf das "böse" Internet und die Blogger.

Wie also verträgt es sich, wenn sich Lokaljournalisten anbiedern und mit ihrem Gegenüber auf Du und Du sind? In diesem Fall kann man wohl nicht von einer unabhängigen Pressearbeit reden. Kann denn ein Lokaljournalist Qualitätsjournalist sein? Ja, er könnte. Wenn er sich aus dem Sumpf der deutschen Städte heraus halten würde und Abstand halten würde. Und, man muss nicht über jeden Karnickelverein oder jedes Klassentreffen Ehemaliger einen Artikel schreiben. Die Zeit kann man besser nutzen um Themen qualitativ besser aufzubereiten. Manchmal ist weniger auch mehr. Wohl gemerkt, wir sprechen über den Lokaljournalismus. Lokaljournalisten sprechen zwar über Qualitätsjournalismus, wagen diesen jedoch nicht umzusetzen.

Während in anderen Ländern der Journalismus sich weiter entwickelte, blockiert der deutsche Journalismus, indem er die digitale „Revolution“ ignoriert. Die Deutschen gehen noch einen Schritt weiter, indem die Bundesregierung mit einem neuen Leistungsschutzrecht (für Presseverleger der Printmedien) aufwarten, welches den derzeitigen Zustand zementieren soll. Ja, der Fortschritt der durch die digitale Revolution erbracht wurde, soll zurück geschraubt werden. Wobei, wenn man es sich richtig überlegt, die Deutschen hatten es noch nie mit dem Fortschritt. Sie trabten immer hinterher und reihten sich ein wenn nichts mehr zu machen war. Die deutschen Verleger der Printmedien müssten neue Geschäftsmodelle entwickeln, wozu sie sich aber außerstande sehen. Die US Amerikaner ( nicht nur die) ihrerseits stellen inzwischen ihre Printausgaben teilweise ein und arbeiten mit neuen Geschäftsmodellen. Gravierende Managementfehler führten zur Insolvenz der Frankfurter Rundschau aber auch der FTD, weitere werden sicherlich folgen. Die Hilflosigkeit der deutschen Verleger ist schon einer herzzerreißende Angelegenheit.

Und so schreibt die FTD (Financial Times Deutschland) am 8.12.2012  als Abgesang in ihrer letzten Ausgabe:

ENTSCHULDIGUNG:
„ liebe Gesellschafter, dass wir so viele Millionen verbrannt haben. Entschuldigung, liebe Anzeigenkunden, dass wir so kritisch über Eure Unternehmen berichtet haben. Entschuldigung, liebe Pressesprecher, dass wir so oft Euren Formulierungsvorschlägen nicht gefolgt sind. Entschuldigung, liebe Politiker, dass wir Euch so wenig geglaubt haben. Entschuldigung, liebe Kollegen, dass wir Euch so viele Nächte und so viele Wochenenden haben durcharbeiten lassen. Entschuldigung, liebe Leser, dass dies jetzt die letzten Zeilen der FTD sind. Es tut uns leid. Wir entschuldigen uns vorbehaltlos. Aber: Wenn wir noch einmal von vorn anfangen dürften – wir würden es jederzeit wieder genauso machen.“

[Quelle: FTD]

Wir haben aber noch ein Problem im lokalen Bereich erkannt. Immer wenn wir außerhalb Ennepetals unterwegs sind, sehen wir wie andere Städte ihre Probleme lösen. Meistens sind es die gleichen Probleme die auch Ennepetal vorhält. Wir sehen wie  manche dieser Probleme mit Bravour in den anderen Städten gelöst wurden und manche dieser Probleme schon zu Beginn zum Scheitern verurteilt waren. In Ennepetal stimmt es uns immer traurig wie kläglich Problemlösungen immer wieder scheitern, man sieht es schon am Anfang: Das geht schief! Und es geht fast immer schief. Was fehlt? Es fehlen in Ennepetal Menschen mit Fortune, mit Mut, Ehrgeiz und Durchsetzungskraft. Dann fehlen den Ennepetalern die übergreifenden sozialen Netzwerke. Eitle Menschen, die sich in den Mittelpunkt stellen, hat Ennepetal genug. Diese können in der Regel jedoch keine Probleme lösen. Um das deutlich zu machen: Der Vergleich mit anderen gleichartigen Städten bringt Ennepetal erst in Verruf.
Das Problem des Scheiterns ( In anderen Städten) korrespondiert mit einer danach einsetzenden Kritik, die sodann zu einem Korrektiv führt und letztendlich das aufgestellte und jetzt korrigierte Konzept erfolgreich werden lässt (Aus Fehlern lernen). Allerdings, Kritik und Ennepetal passt allerdings nicht zusammen.
Gute Städte verstehen sich mit den erarbeiteten Konzepten erfolgreich in den Vordergrund zu stellen und entwickeln so ihre Städte. Ennepetal weiß noch nicht einmal wie Erfolg geschrieben wird. Das was als Erfolg verkauft wird, stellt sich bei näherer Betrachtung als Normalität heraus. Ein erfolgreicher Koch  kann doch wohl nicht daran gemessen werden, dass er Wasser zum Kochen bringen kann. Also, woran liegt das? Es ist die mangelnde Erfahrung der Entscheider, das nicht über den Zaun sehen wollen, die fehlende Kommunikation mit Fremden (Den Anderen).


Linde Arndt
Fotojournalistin  EN-Mosaik

Foto: © EN-Mosaik Pool
   
Fehlende Bereitschaft, etwas neues erleben zu wollen,  führen solche Städte wie Ennepetal in die Ecke der „grauen Maus“.
Nun besteht ja der heutige Journalismus aus zwei Komponenten: Das Wort und das Bild.
Auch der Fotojournalist hat so seine Probleme im kleinstädtischen Lokalmilieu wie Ennepetal.
Im Klartext: Durch das Vergleichen mit anderen Städten gerät Ennepetal in mehrfache Schwierigkeiten. Eine davon: Wie soll eine Zusammenarbeit mit einer Kommune wie Gevelsberg funktionieren? Soll Gevelsberg in allen Bereichen sich zurückschrauben um Ennepetal das Gefühl zu geben, Ennepetal wäre eine Kommune die was zu bieten hat? Wohl kaum. Ennepetal kann kaum mit einer Kommune auf Augenhöhe verkehren.

Beispiele gefällig?

Ratssitzungen! In anderen vergleichbaren Städten sind die Pressesprecher immer im Stoff, sie kennen ihre Stadt. Jede Frage wird umgehend während der Sitzung beantwortet. Fehlende Informationen werden per pdf nach gemailt. Personen der Verwaltungen werden mit den Pressevertretern zusammen gebracht. Falls nötig werden Hintergrundinformationen ausgegeben oder nachgereicht. Wohlgemerkt wir sprechen nicht von der Landespressestelle, sondern von Kommunen in der Größenordnung von Ennepetal.
In Ennepetal wird es da schon schwierig, in der Regel wird erst einmal blockiert und nachdem die Unverfänglichkeit der Frage festgestellt wurde auch vielleicht geantwortet. Woran liegt das? Heute wissen wir, es ist eine Mischung aus Unvermögen und einem gewissen Grad an Faulheit gepaart mit dem Unverständnis gegenüber einer politischen Sachfrage. Daraus folgt: Man fragt als Presse nicht, man nimmt das was man kriegen kann.
Thema „Nicht öffentliche Sitzung“. In anderen Städten werden den Pressevertretern sogenannte geschwärzte oder gepunktete Vorlagen überreicht. In diesen Vorlagen ist alles geschwärzt bzw. gepunktet, was zu dem Status „nicht-öffentlich“ führte. So hat die Presse ihre Informationen und die Stadtverwaltung ein ruhiges Gewissen hinsichtlich der Verpflichtung Informationen (Informationspflicht) an die Presse zu übermitteln.
In Ennepetal habe ich mich einmal bemüht „nicht öffentliche“ Vorlagen zu bekommen. Zwei habe ich eingesehen. Es ist lachhaft, wie diese beiden Vorlagen zu dem Status „nicht-öffentlich“ gekommen sein könnten. Auch hier sieht man das Unvermögen der Vorlagenverfasser mit der Außenwelt zu kommunizieren. Es geht offensichtlich nach der Devise: Besser nichts herausgeben so kann auch nichts falsch dargestellt werden. So hat zumindest der Rat und die Stadtverwaltung das Gefühl der Wichtigkeit.

Stichwort Ennepetaler Veranstaltungen: Sie werden schlecht geplant, nicht abgestimmt und dann auch noch schlecht organisiert. Die Meilerwoche in 2012 war da eine rühmliche Ausnahme. Aber auch hier vermisste ich den unbedingten Willen zum Erfolg. Dann sind da noch die Probleme der Finanzierung und Werbung für diese Veranstaltungen. Fundraising, ein Fremdwort in Ennepetal, verkommt in der Hinsicht zur Bettelaktion in letzter Minute. Kein Wunder wenn die kalkulierten Kosten nicht gedeckt sind. Werbung, Marketing findet nur in dem Stadtteil statt, indem das Event stattfindet. Das letztendlich die notwendige Besucherzahl nicht erreicht wird ist logisch. Und von einer Außenwerbewirkung wollen wir mal gar nicht reden (Wir wollen ja unter uns bleiben).

Da findet z.Bsp. ein Event mit Kindern als Hauptdarstellern statt. Sämtliche Eltern sind anwesend. Klar das die Eltern ihren Sprößlingen applaudieren. Der Lokaljournalist stellt das in seinem Blatt so dar als wenn die Zuschauer begeistert von diesem Event gewesen wären. Er verschweigt allerdings, dass es nur die Eltern waren und sonst kein Besucher da war. Warum hatte er dies gemacht? Der Bürgermeister war anwesend und dem wollte er gefällig sein. Man nennt das auch Gefälligkeitsjornalismus. Letztendlich glaubt der BM selber die beschriebenen applaudierenden Zuschauer. Armer Kerl.

Sicher in vielen  anderen Städten ist es teilweise genauso, dort sind die gleichen schwachen Persönlichkeiten am Werk wie hier. Ein schwacher Bürgermeister mag eben keine starken Persönlichkeiten um sich, und schon gar  nicht die Wahrheit.
Der lokale Fotojournalist im EN-Kreis: Da werden die Protagonisten gestellt bis diesen schwindlig wird. Sie müssen Flyer einzelnd, gefächert oder wie auch immer vor ihre Körper halten. Nur was soll das? Das Bild soll was aussagen? Das der Protagonist einen Flyer, den übrigens weder im Print- noch im Online Bereich jemand lesen kann, halten kann? Dann –  bei normalen Bildern muss jeder Fotojournalist ein eigenes Bild in die Redaktion bringen. Wehe der Bürgermeister steht auch an der linken Seite wie bei den Kollegen. Unmöglich. Wie geht das in anderen Städten? Auch hier wieder ein Vergleich. Wenn wir auf Pressekonferenzen waren, kam es schon vor, dass ein Kollege aus einer anderen Redaktion angerufen hat und einen Kollegen um die Übersendung eines Bildes gebeten hat. Oder man hat einmal gestellt und alle haben fotografiert.

 
v.l.: Kulturstaatsminister Bernd Neumann,  Wikipedia Gründer Jimmy Donal „Jimbo“ Wales  und Rüdiger Frohn, Vorsitzenden der Gesellschafterversammlung der Mercatorstiftung     Foto: ©  Linde Arndt
 

Kein Problem unter Kollegen. Es sei denn es waren Bilder der Zeitgeschichte, die für jeden von uns wichtig sind. Ein Bild mit Kulturstaatsminister Bernd Neumann, dem Wikipedia Gründer Jimmy Donal „Jimbo“ Wales  und dem Vorsitzenden der Gesellschafterversammlung der Mercatorstiftung Rüdiger Frohn ist natürlich ein Dokument welches einen gewissen Seltenheitswert besitzt. Auch die Bilder von Personen mit unterschiedlicher Mimik und Gestik bei EN-Mosaik, können zu den unterschiedlichsten Aussagen herangezogen werden und besitzen damit einen besonderen Wert.

Sie sehen, wir haben uns in den verschiedensten Bereichen entwickelt, wir sind jedoch noch nicht fertig entwickelt. Warum? Weil die Welt auch nie fertig sein wird und weil wir mitten in der Welt zuhause sein wollen, also müssen wir mit der Welt gehen. Wir haben nur ein Problem. Ein großes Problem! Wir haben 100 Jahre zu spät mit dem Journalismus angefangen und dafür wollen wir uns gerne entschuldigen.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus dem Netz.

 

Wenn ein Haus sprechen könnte

   
Schwelm, Hauptstraße 116 – Haus der Lebenshilfe Ennepe-Ruhr/Hagen e. V.                                                   Foto: © Linde Arndt
 

[jpg] Beinahe wäre es passiert. Das Haus Hauptstraße 116 in Schwelm, ein, für die Bergische Gegend üblich,  mit Schiefer  verkleidetes Wohnhaus, sollte einer Investition des Discounters Penny Platz  machen. Das Haus stand zwar unter Denkmalschutz, dies sollte jedoch kein Hindernis für diese Investition sein. Es sollte jedoch anders kommen. Die Lebenshilfe Ennepe-Ruhr/Hagen e. V. nahm sich des Gebäudes an und machte ihre Zentrale daraus. Beim restaurieren, sanieren und renovieren fielen den neuen Besitzern 20 Jahrestagebücher auf. Fein säuberlich war hier Tag für Tag von einem Chronisten festgehalten worden wie es um Schwelm, die Famlie, die Geschäfte aber auch die Politik stand. Der Chronist war Carl Kleine, Mitinhaber der ehemaligen Firma Falkenroth & Kleine in Schwelm. Immerhin war diese Firma eine der großen Mittelständler mit rund 800 Mitarbeitern in Schwelm, deren Firmengelände  seine Ausbreitung am heutigen Möllenkotten hatte. Diese 20 Jahrestagebücher der Jahre 1919 bis 1939, dem Todesjahr von Carl Kleine, wurden zuerst der Famlie Kleine angeboten und nach dem diese ablehnte wurden die Bücher dem Verein für Heimatkunde Schwelm e.V. übergeben. Nach Sichtung der Jahresbücher stellte die Vorsitzende des Vereins für Heimatkunde Anne Peter fest, es ist ein Glücksfall für den Verein, mit dem man ein Zeugnis von Schwelm und Umgebung der damaligen Zeit in Händen hielt.

Am 6. Dezember wurde nun unter dem Titel "Aus den Tagebüchern des Carl Kleine“  eine Vortragsveranstaltung im Salon des Lebenshilfe-Center Schwelm anberaumt 

So führte der Geschäftsführer Rainer Bücher der Lebenshilfe Ennepe-Ruhr/Hagen e. V.  die Teilnehmer in die Gegebenheiten des Hauses ein. Die untere Etage war so belassen worden wie sie ursprünglich bestanden hatte.  Heute wird der untere Raum an Interessenten für Sitzungen oder Besprechungen vermietet. Im oberen Stock hat sich die Lebenshilfe Verwaltung eingerichtet. 17 Mitarbeiter arbeiten in dem Haus, welches 1832 erbaut wurde und vor drei Jahren erworben wurde.

   
v.l:Dieter Ehlhardt [Vorsitzender der "Stiftung Lebenshilfe"] / Ingrid Graskamp [sie digitalisierte die Tagebücher] /
Gisela Gutknecht / Anne Peter [1. Vorsitzende des Vereins für Heimatkunde Schwelm e.V.] und Rainer Bücher
[Geschäftsführer des Lebenshilfe-Center, Schwelm]    Foto:  © Linde Arndt

Und so bleibt immer wieder eine Faszination gegenüber einem 180 jährigen Haus; denn in solch´ einem Haus lebten Menschen. Generationen die sich freuten oder traurig waren, Erfolge oder Misserfolge hatten, Enttäuschungen oder Erfüllung erfuhren, Lachen und Weinen erlagen. Dies alles sollte in diesen vorliegenden Tagebüchern und den restlichen Bänden zum Ausdruck kommen.
Frau Peter verwies auf Frau Gutknecht, die die gesamten Unterlagen gesichtet und  geordnet hatte und bei der Digitalisierung hilfreich zur Seite stand. Die Schriften waren  in einer Mischung aus Sütterlin und persönlicher Schreibweise, was für die damalige Zeit normal war. Ingrid Graskamp hatte sich die Mühe gemacht die immerhin rund 35 Bände in ihren Computer einzugeben, so dass zu einem späteren Zeitpunkt eine gebundene Ausgabe erscheinen könnte. Man wird sehen.

Wir saßen an einem langen Tisch, den eine weiße Tischdecke abdeckte. An der Wand hingen die großen Porträts der Eltern von Carl Kleine in schweren ovalen Rahmen, die jeweils von schweren mit Blattgold veredelten großen Schleifen verziert waren.
Man hatte das Gefühl als wenn die Altvorderen über das Geschehen im Raum wachten. Der Raum vermittelte ein Gefühl der Schwere; denn alles war in dunklen Tönen gehalten.
 
Ahnenbilder                                        Foto: © Linde Arndt

Tatsächlich war jedoch an einer Wand eine mehr spielerische, geschwungene gepolsterte Bank eingebaut, die von einem mit dunklem Marmor verzierten Kamin geteilt wurde. Die gesamte Inneneinrichtung beengte durch die dunkle Farbgebung der einzelnen Elemente.


Gisela Gutknecht                Foto:  © Linde Arndt
  Frau Gutknecht erzählte von zwei Freunden/Bekannten, also die jungen Falkenroth und Kleine,die sich mit der finanziellen Erstausstattung ihrer Eltern selbstständig machten. Geschäftlich lief es am Anfang nicht so gut, bis ein Lotteriegewinn die Kapitalausstattung der Firma erheblich verbesserte. Holzschrauben waren die Produkte die die Firma Falkenroth & Kleine herstellte. 1912 die erste Krise. In Nordafrika, in den Erzminen  Marokkos, wurde Deutschland von der Produktion ausgegrenzt.

Zur Sicherung der Eisenerzproduktion wollte Frankreich Truppen schicken, was den Deutschen keineswegs Recht war. Zwei Jahre vorher erlebte die Firma Falkenroth & Kleine eine Streikankündigung, die die Firma beinahe lahmlegte.

Carl Kleine hatte kein großes Geschick mit den Arbeitern zu verhandeln und düpierte die Arbeiter sogar.
Trotz allem bekam man diese Firmenkrise wieder in den Griff und die Produktion ging weiter. Bis 1915 hatte die Firma ein starkes Wachstum zu verzeichnen. Infolge des 1. Weltkrieges fehlten jedoch die Rohstoffe um ungehindert zu produzieren. Als der Krieg 1918 zu Ende ging, wusste man nicht an Kohle und Stahl heranzukommen. Das Ruhrgebiet wurde von den Franzosen besetzt gehalten um mit der Lieferung von Kohle und Stahl die Reparationslast auszugleichen. Da Schwelm immer mehr zum Bergischen gehörte, wusste man nicht privilegiert an Kohle und Stahl heran zu kommen. Die Firma dümpelte vor sich hin, wobei Carl Kleine durch Firmenkäufe sich andere Möglichkeiten verschaffte.
Familiär lief es auch nicht so rund wie man es von einer Familie der oberen Klasse erwartete.
Kleines waren damals mit der Familie Müller, den Inhabern der Schwelmer Eisenwerke befreundet. Gemeinsam hatte man ein Landgut mit Obstplantage in der Nähe von Metz. Man baute Obst an und nutzte das Gut als Erholungsanlage. Die Freundschaft zerschlug sich im späteren Verlauf jedoch wieder, die Kleines hatten das Landgut dann alleine.
Die obere Gesellschaft, so auch die Kleines, traf sich im Schwelmer Kasino um über das Tagesgeschehen zu sprechen. Carl Kleines Frau, Marie, genannt Mariechen, bekam den langersehnten Kindeswunsch erfüllt. Zwei Söhne sollten es werden, die nach Carl Kleines Vorstellung so richtig nicht wurden. Sowohl der erste als auch der zweite Sohn wollten weder schulisch noch beruflich den Weg einschreiten, den der Vater Carl ihnen vorgeschrieben hatte. Es kam wie es kommen musste, die Söhne entfremdeten sich von der Familie. Politisch war Carl Kleine wohl eher ein Nationalist, wie man seinen Aufzeichnungen entnehmen konnte. So verwunderte es nicht wenn er die Reden des späteren Diktator Hitler nicht negierte sondern als Ereignis in sein Tagebuch einfließen lies. Mit keinem Wort soll er die Machtübernahme Hitlers in seinen Tagebüchern kommentiert haben. Allerdings hatte die Familie jahrelang einen jüdischen Hausarzt Namens Herz, der nach der Reichskristallnacht im Nov. 1938 nie wieder erwähnt wurde. Es gab ihn einfach nicht mehr, noch nicht einmal mit einem Wort des Bedauerns. Daraus allerdings irgendwelche negativen Schlüsse zu ziehen, wäre unredlich. Die meisten Menschen der damalige  Zeit waren keine Helden, wie meinetwegen der Unternehmer Oscar Schindler. In seinen Hochzeiten hatte die Firma Falkenroth & Kleine 850 Arbeitnehmer und ein angeschlossenes Mädchenheim. Mädchenheime  gab es damals um obdachlose Mädchen für kleines Geld beschäftigen zu können.Kleine hatte einen gesellschaftlichen Einfluss, immerhin brachte  er die Vorgesetzten eines Pfarres dazu den Pfarrer für eine missliebige Predigt zu  maßregeln.

Die Einträge in die Tagebücher gliedern sich immer wieder gleich:

  • Das tägliche Wetter
  • Was machen die Familien Falkenroth und Kleine
  • Was gab es in Schwelm
  • Was bewegte Carl Kleine politisch

Am Jahresende machte Carl Kleine immer eine Zusammenfassung der Ereignisse des vergangenen Jahres.

 
Tagebuch von Carl Kleine            Foto: © Linde Arndt

Dies als Kurzfassung der noch nicht gegliederten Inhalte dieser 35 Dokumente. Es sind Dokumente der Zeitgeschichte Schwelms mit der Sichtweise eines Unternehmers im Kontext der damaligen Zeit.

1939 hörten die Aufzeichnung auf, Carl Kleine war gestorben.
 
Man darf gespannt sein, unter welchen Gesichtspunkten die Aufzeichnungen aufgearbeitet werden. Da sie ja nun digitalisiert sind gibt es vielfältige Möglichkeiten. Allerdings sollte man heute schon einen ganz großen Dank an die Damen Anne Peter, Gisela Gutknecht und Ingrid Graßkamp aussprechen, es war, so augenscheinlich, ein großes Stück Arbeit. Denn sie haben ein Haus zum Sprechen gebracht damit waren Fenster und Türen weit geöffnet worden.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Schwelm

 

                    
Am Kamin im Salon des Lebenshilfe-Center Schwelm                                                                                    Foto: Linde Arndt