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Gemeinsam für Zivilcourage – Gegen rechte Gewalt

Die Akteure der 10. Gevelsberger Aktionswoche FÜR ZIVILCOURAGE – GEGEN RECHTE GEWALT
Foto: (c) Linde Arndt

[la] Nun ist es bereits das 10. Jahr, wo Gevelsberg sich mit einer Aktionswoche für Zivilcourage – gegen rechte Gewalt stark macht. Während die Veranstaltungen in den Vorjahren bereits einen beachtlichen Umfang hatten,  hat diese Jubiläumsausgabe ein ganz besonderes, reichhaltiges Repertoire.

Fein zusammengestellt und mit vielen wunderbaren Veranstaltungen, einem bunten Kultur- und Musikprogramm, wird  die Aktionswoche vom  05. bis 12. November 2017 gebührend gefeiert.
Alle Bürger sind hierzu herzlich eingeladen. Ziel ist es bewußt zu machen wie wichtig es ist gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus und jedwede Form von Gewalt aktiv zu werden.

Flyer 10. Gevelsberger Aktionswoche

Hier finden Sie den Flyer mit allen ausführlichen Angaben im pdf-Format.

Zum zweiten Mal in diesem Jahr ist es Stefanie Kron von der Gevelsberger Stadtbücherei gelungen den Autoren Firas Alshater mit einer Lesung aus sseinem Buch  „Ich komm’ auf Deutschland zu – ein Syrer über seine neue Heimat“ nach Gevelsberg zu holen. Bei der ursprünglichen Lesung in der Bücherei waren so viele Interessierte da, dass aus Brandschutzgründen einige nach Hause geschickt werden mussten.  Am 19. November wird Firas Alshater nun  im  Bürgerhaus Alte Johanneskirche zu erleben sein.

Elisa Schulz vom CVJM und will mit der Veranstaltung „Gerne anders!“ eine Brücke schlagen zur Argumentation der AfD.  „Mir ist aufgefallen, dass bisher die Verfolgung von Homosexuellen nie ein Thema war“  Bei einer weiteren Veranstaltung ist auch der Feminismus im Islamein ein Thema.

Einen besonderen Stellenwert hat die  Aufklärung an Schulen. Junge Gevelsberger der Realschule und des Jugendforums gestalten aktiv die Aktionswoche.
Die jüngsten Akteure  des Aktionsbündnisses präsentieren sich im Talk mit Bürgermeister Claus Jacobi.
Für die Klassen gibt es Filmvorführungen und Theatervorstellungen im Filmriss.

Diskussionen und ein Markt der Möglichkeiten im Gevelsberger Rathaus, in dem sich die Teilnehmer der Aktionswoche präsentieren, setzt den  Auftakt am 5. November.

Die Aktionswoche endet mit einer Gedenkveranstaltung zum 79. Jahrestag der Pogrome gegen Juden am Sonntag, dem 12. November, am Mahnmal auf den Rathausvorplatz.

Es gibt so viel beachtenswerte  Veranstaltungen, so dass wir Ihnen empehlen, die Einzelheiten aus dem  Flyer zu entnehmen.

 

Linde Arndt für EN-Mosaik aus Gevelsberg

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Worte und Handlungen, ein Spiel auf zwei Ebenen

[jpg] Das Wort Zivilcourage zu sagen oder zu schreiben ist einfach, es zu leben ist da schon schwieriger. Oder wissen wir, was rechte Gewalt ist? Wenn die bayrische CSU sagt, rechts neben ihr ist kein Platz, was will sie uns, im Zusammenhang mit der alltäglich vorkommenden politisch motivierten Gewalt, damit sagen?

Gevelsberg startet zum 9. mal ihre Aktionswoche

Für Zivilcourage gegen rechte Gewalt

vom 28. Oktober bis zum 18. November 2016.

 

Zivilcourage (c) Nds. Ministerium für Inneres, Sport und Integration

(c) Nds. Ministerium für Inneres, Sport und Integration

Los geht es am 28. Oktober ´16 um 18:00 Uhr in der Aula der Städtischen Realschule Gevelsberg, Alte Geer 4 mit der Ausstellung: „Deine Anne. Ein Mädchen schreibt Geschichte“ Eröffnet wird die Ausstellung von dem Bürgermeister der Stadt Gevelsberg, Claus Jacobi und dem Vorsitzenden der Bürgerstiftung der Stadtsparkasse Gevelsberg, Thomas Baumann.

Es ist eine Wanderausstellung die einen pädagogischen Ansatz verfolgt. Schüler*innen sollen Schüler*innen mit der Lebensgeschichte Anne Franks den Blickpunkt und damit die Auseinandersetzung mit Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung und der Bedeutung von Freiheit, Gleichberechtigung und Demokratie fördern. Dazu hat die Stadt Gevelsberg in pädagogischen Trainings- und Feedbackseminaren Peer Guides ( Bildung durch Vermittlung Gleichaltriger) auf die Ausstellung vorbereitet. Peer Education (Bildung) ist eine Form der Wissensvermittlung unter Gleichen.

Zur Ausstellung selber: Es ist eine Wanderausstellung einer in Deutschland verbreiteten Erinnerungskultur, die nach dem Ende der verbrecherischen Nazidiktatur entstanden ist. Initiiert wurde sie von dem ANNE FRANK ZENTRUM e.V. aus Berlin. Das Anne Frank Zentrum hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit dem Anne Frank Haus in Amsterdam, das Leben der jungen im KZ ermordeten Anne Frank in Erinnerung zu halten. Die auch anwesende Maya Keifenheim, Bereichsleiterin Wanderausstellungen, des Anne Frank Zentrums wird für Fragen der Besucher zur Verfügung stehen.

Weiter wird es auch in diesem Jahr wieder folgende Veranstaltungen geben: eine Statt-Rundfahrt, eine Informations- und Diskussionsveranstaltung „Kinder des Widerstandes“, einen Vortrag mit einer Gesprächsrunde „Menschenwürde, Macht und Rechtsradikalismus“, eine Theateraufführung „Meine, Deine, unsere Welt“, unter dem Titel „Kann denn Jubeln Sünde sein?“ wird die Frauenrolle in der Nazizeit betrachtet, die Nazionalsozialistische Filmpropaganda wird Anhand von ausgesuchtem Filmmaterial aus der Nazizeit beleuchtet, ein Konzert regionaler Musiker thematisiert den Rassismus mit seinen Ideologien, unter „Tausend und 1 Nacht“ wird es ein Freundschaftsfest geben, die Gedenkveranstaltung zum 78. Jahrestag der Novemberprogrome 1938 wird den deutschen Nazifuror zeigen der damals in Deutschland wütete und jüdisches Leben mordete und zerstörte.

Den Abschluss bilden der Film „Das Tagebuch der Anne Frank“ und eine Lesung und Vorstellung von Literatur über den Nationalsozialismus und den Holocaust (Shoa oder Churban) in der Stadtbücherei, damit werden die Aktionswochen beendet.

Im einzelnen wird die Gevelsberger Internetseite detailliert informieren.

 

Mittelalterrundfahrt „1225 – Ein Mord und seine Folgen“

 

engel-ritter: (c) LWL Herne

(c) LWL Herne

Der Gevelsberger Arbeitskreis „Engelbert“ , veranstaltet in diesem Jahr mit der EMG – Essen Marketing GmbH eine themenorientierte Busfahrt unter dem Titel, „1225 – Ein Mord und seine Folgen“. Die Fahrt findet am 7. November ( Tag des Überfalls auf Kardinal Engelbert ) statt.

Karten für diese Fahrt zum Preise von 12,– Euro können über das Büro des Bürgermeisters unter der Nummer +49 (0) 2332 771-110 oder -112 bezogen werden.

 

 

Diese beiden Veranstaltung haben es verdient einer kritischen Betrachtung unterzogen zu werden.

Kritik und Streit und die damit einhergehende Streitkultur gehört nicht unbedingt zu den deutschen Eigenarten, vielleicht könnte man die von vielen Staaten gepflegte Eigenart in Deutschland einführen – Deutschland fehlt eine entsprechende Streitkultur.

Als Kind hatten meine Großeltern und Eltern noch den „Sedanstag“, der am 2. September stattfand, gefeiert. Mit Feuerwerk, einem besonderen Essen und die eine oder andere Flasche Wein feierte man den Tag, an dem die deutsche Armee die französische Armee 1870 (fast) besiegt hatte. Dieser Tag wurde bis Anfang/Mitte der 50er Jahre gefeiert und geriet dann in Vergessenheit. Für uns Kinder war es ein Tag an dem wir länger aufbleiben durften und unsere Väter und Großväter von ihren „Heldentaten“ erzählten. Auf der Straße und in den Schulen haben wir Kinder mit den anderen Kinder gestritten, welcher Vater/Großvater die meisten Franzosen oder Russen besiegt (getötet) hatte
Der 2. Weltkrieg war für uns Kinder ein heldenhafter Kampf unserer Eltern gegen die gesamte Welt, respektive die Russen. Wobei es immer nur die Russen hieß. Schon damals wurde uns das Dämonische der Russen nahe gebracht. 25 Millionen Russen wurden von unseren Eltern in „heldenhaften“ Kämpfen getötet. Das Unrecht das unsere Eltern angerichtet hatten, wurde uns sowohl in der Schule als auch in der Familie verschwiegen. Viel später wurde dieses Unrecht während meines Studiums behandelt.

 

Warum schreibe ich das?

 

Wenn ich heute die alten nationalsozialistischen Parolen „Deutschland den Deutschen“ höre, frage ich mich, was hat die Erinnerungskultur, die ja erst Ende der 80er und Anfang der 90er in Deutschland installiert wurde, erreicht? Antisemitismus, Rassismus, Nationalismus oder auch Protektionismus ziehen ungestraft und toleriert durch unsere Straßen, halten Vorträge in unseren Versammlungshallen. Bis zu 30% der Deutschen, so eine Studie, wären wieder bereit einen Adolf Hitler zu wählen. Bernhard Schlink fragte im Spiegel schon 2001, Zitat: Wenn damals das Eis, auf dem man sich kulturell und zivilisatorisch sicher wähnte, in Wahrheit so dünn war – wie sicher ist das Eis, auf dem wir heute leben? Was schützt uns vor dem Einbrechen? Die individuelle Moral? Die gesellschaftlichen und staatlichen Institutionen? Ist das Eis mit dem Ablauf der Zeit dicker geworden, oder hat uns der Ablauf der Zeit nur vergessen lassen, wie dünn es ist? Zitat Ende, und meinte damit die Verbrechen zu denen das Volk der Deutschen fähig war. Es scheint ein deutsches Gen für solche Untaten zu geben.

Was also hat unsere Gesellschaft falsch gemacht, wenn wieder Häuser brennen, Menschen bedroht werden, Steine fliegen und ein hasserfüllter Mob die Straßen für sich beansprucht? Und weiter, reicht es wenn wir uns in unserer ach, so lieb gewordenen Erinnerungskultur wohl fühlen? Wohl kaum; denn die Ergebnisse sind sichtbar, nicht gewollt und frustrierend.

Zivilcourage und gegen rechte Gewalt, klar, nur wer würde denn als Einzelperson gegen eine Gruppe Neonazis vorgehen? Kann man es dem Einzelnen verdenken wenn er aus Angst sich umdreht und der kriminellen Handlung seinen Lauf lässt?

Sollte man sich heute unter dem sichtbaren gesellschaftlichen Ergebnis nicht fragen ob unsere Erinnerungskultur noch zeitgemäß ist und diese einer Revision unterziehen? Was nutzt es, wenn ich zum wiederholten male die Tagebücher der Anne Frank zeige und auf der anderen Seite das türkische Mädchen Tuğçe A. in Offenbach zu Tode geprügelt wird. Ein Einzelfall? Nein, nur die Todesfolge war nicht vorgesehen.

Als ich während der Bekanntgabe der beiden Veranstaltungen den Bürgermeister fragte, warum der mittelalterliche Kardinal Engelbert in Gevelsberg so verehrt wird, obwohl er doch wissenschaftlich eher negativ zu bewerten wäre,  herrschte  betretenes Schweigen, und ja, Engelbert wäre quasi der Initiator der Stadtgründung durch die Gründung des Zisterzienserinnenklosters um 1230/1236. Dass der damalige Zisterziensermönch Caesarius von Heisterbach von Wundern und Mythen erzählte, damit Kardinal Engelbert einen Heiligenstatus bekommen sollte, war den Gevelsbergern nicht gerade recht. Und dass das Kloster ein Sühne Kloster war, machte die Gevelsberger nicht misstrauisch.

So erzählen die Gevelsberger eine Geschichte von Generation zu Generation die so nie wahr war, eine Geschichtsklitterung eben. Jetzt kommen wir wieder zu der Zivilcourage. Sie hat etwas mit Mut zu tun, manchmal etwas zu sagen, was niemand mehr sagen mag, weil es halt ein unumstößliches Datum in einer Geschichte ist. Geschichte wird jedoch immer mal wieder einer Revision unterzogen, Mythen und Märchen jedoch nicht. Wir sollten öfters an des Kaisers neue Kleider denken.

Gevelsberg hat das Zeug andere Wege zu gehen, andere Formate zu suchen um die Menschen zu erreichen die noch nicht hasserfüllt ihr „Deutschland den Deutschen“ heraus brüllen. Dafür muss aber erst einmal eine Einsicht her, dass das derzeitige gesellschaftliche Ergebnis, welches wir im soziokulturellen Bereich vorfinden nicht zufriedenstellen kann. Gevelsberg hätte das Potenzial voranzugehen um anderen ein Vorbild zu sein und dieses Vorangehen ist meines Erachtens auch eine Form von Zivilcourage.

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Gevelsberg

Gevelsberger Aktionswoche – Für Zivilcourage – gegen rechte Gewalt

Flyer der Stadt Gevelsberg

Flyer der Stadt Gevelsberg

[la]  In der Zeit vom 05. bis 15. November 2015 findet in Gevelsberg wieder eine Aktionswoche  „FÜR ZIVILCOURAGE – GEGEN RECHTE GEWALT“ statt.

Bürgermeister Claus Jacobi wendet sich mit einem Grußwort an die Mitbürgerinnen und Mitbürger, indem er ihnen folgendes mitteilt.

„Gevelsberg ist eine Stadt, die offen für kulturelle Vielfalt und für neue ldeen ist. Um dieses tolerante und weltoffene Ver­ständnis der Bürgerschaft weiter zu stärken und dafür Sorge zu tragen, dass in Gevelsberg alle Menschen gleich welcher Nationalität, Herkunft oder Religion, friedvoll und ohne jede Diskriminierung zusammenleben können, engagiert sich das Aktionsbündnis für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt.

In diesem Jahr 2015 nimmt das Bündnis mit der Aktionswoche zusätzlich am Bundesprogramm ,,Demokratie leben!“ teil, was eine besondere Premiere für unsere Stadt ist. Gemeinsam setzen sich alle Akteure im Rahmen der verschiedenen Veran­staltungen für ein offenes und facettenreiches Land ein, mit denen sich unsere gesamte Gesellschaft aktiv gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Menschenfeindlichkeit einbringt. Jahr für Jahr möchte das Bündnis mit seinem Engagement das viel­fältige, gewaltfreie und demokratische Miteinander in unserer Stadt stärken.

Alle Akteure freuen sich darauf, Sie zahlreich als Gäste und Mitwirkende begrüßen zu dürfen.“

Wir haben den gesamten Flyer als pdf auf unserer Seite zur Verfügung gestellt und gleichfalls in unserer Veranstaltungsankündigung eingepflegt, so dass Sie alle Sie interessierenden Themen immer wieder nachlesen können.

 

Gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms Demokratie Leben!

 

Linde Arndt für EN-Mosaik aus Gevelsberg