Klimaschutz! Oder haben wir noch einen zweiten Planeten Erde?

Logo COP21 Bildrechte UNFCCC


[jpg] Am Montag war es soweit. In den Pariser Messehallen von Le Bourget trafen sich fast 150 Staatschefs einschließlich Bundeskanzlerin Angela Merkel zum UN-Klimagipfel. Es ist die 21. UN-Klimakonferenz/Paris 2015 die vom 30. November bis 11. Dezember 2015 abgehalten wird (United Nations Framework Convention on Climate Change, 21st Conference of the Parties, kurz COP 21) aber auch gleichzeitig das 11. Treffen nach dem Kyoto-Protokoll (11th Meeting of the Parties to the 1997 Kyoto Protocol, kurz CMP 11). Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte sich 1997 als damalige Umweltministerin besonders stark für das Kyoto Protokoll eingesetzt und dieses Protokoll letztendlich auch durchgesetzt. In den folgenden Jahren fehlte es den Deutschen mit ihrer „Klimakanzlerin“ an Mut, ambitionierte Ziele anzugehen, mehr noch, es fehlte an „Leadership“ der deutschen Bundeskanzlerin und der Deutschen insgesamt.

Durch die Terroranschläge, die die Daesch-Terroristen am 13._November_2015 in Paris verübten, war ein gewaltiger Sicherheitsaufwand von rund 115.000 Polizisten und Soldaten notwendig geworden. 196 Verhandlungsparteien, 40.000 Teilnehmer und ca. 3.200 akkreditierte Journalisten werden erwartet und wollen geschützt sein.

Es geht bei der COP21 in Paris um den Nachfolgevertrag für das Kyoto-Protokoll ein neues Abkommen mit jetzt verbindlichen Klimazielen für alle 195 Mitgliedsstaaten der UN-Klimarahmenkonvention der verhandelt und letztendlich auch unterschrieben werden soll. Umfangreiche Vorbereitungskonferenzen fanden in aller Welt unter der Ägide der UNFCCC (United Nations Framework Convention on Climate Change) in Bonn vorher statt, niemand will heute ein Scheitern der Cop21 in Paris. Den ganz großen Wurf soll diese Konferenz bringen, selbst die USA und China, zwei der größten Klimasünder, kommen mit konstruktiven Vorschlägen. Die zuständige deutsche Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, Dr. Barbara Hendricks, ist überzeugt, die Zielvorgabe – eine Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Grad Celsius für alle – verbindlich unterschreiben zu können.

Bei allem Wunschdenken und positiver Grundhaltung sollte man jedoch die Realität nicht aus den Augen verlieren. Die 21 Konferenzen und die 11 Treffen haben doch immer wieder in der Vergangenheit Rückschritte und Enttäuschungen gebracht, die meistens nur zum kleinsten gemeinsamen Nenner führten. Hier sei einmal an die Konferenz in Doha/Katar von 2012 erinnert, welche einen Rückschritt brachte.

Wie sollte man im Vorfeld den Erfolg der Konferenz einschätzen?

Zuerst einmal sind diese Abkommen nur Absichtserklärungen der einzelnen Staaten die keinen bindenden Status haben. Sanktionen sind nicht vorgesehen, warum auch. Denn kein Staat dieser Erde lässt sich in seine Belange hineinreden.

Also werden die Verträge nur einen gewissen Symbolwert haben um der Bevölkerung vorzumachen – wir tun was. Dabei ist es heute schon möglich für das Klima eine Menge zu tun. Nur die Wirtschaft mit ihrer überholten Wachstumsphilosophie und ihrem kurzfristigen Gewinnstreben steht den notwenigen Reformen nicht nur feindlich entgegen, nein, sie bekämpft mit ihren Lobbyisten jede Bewegung die ihr bei der Umsetzung ihrer Ziele im Weg stehen.

Trotz allem sollte das Thema eine breitere Öffentlichkeit haben.  An zwei Beispielen wollen wir einmal versuchen darzustellen, wo es fehlt um mit dem Klima besser zurecht zu kommen. Es geht um Vernunft, Logik und Intelligenz die unsere Handlungen in Frage stellen.

1. Beispiel

Das Auto oder wie komme ich von A nach B?

Ein Pkw wird statistisch gesehen jeden Tag von 1,3 Personen benutzt. Der einfachheithalber reden wir nur von Deutschland. Jeden Tag wälzen sich Millionen von Pkws  über die Strassen Deutschlands. Sechsspurige Autobahnen nehmen die Autos nicht mehr zur Gänze auf, mehr Strassen müssen her. Was für ein Ressourcenverbrauch! 380.000 Liter Wasser müssen verbraucht werden, die den “Lebenszyklus” eines Autos begleitet. Auf 10 Jahre ist der Lebenszyklus eines Autos von der Industrie ausgelegt worden, dann steigen die Werkstattkosten extrem. Rohstoffe, wie Eisenerze, Kupfer,Blei oder “seltene Erden”(Lanthan, Samarium oder Promethium) werden unwiederbringlich verbraucht. Bewegt wird dieser Pkw durch einen Verbrennungsmotor der mit Erdöl betrieben wird.
Diese Verbrennung und der ungeheure Resourcenverbrauch für die Produktion bringt hier unser Klima in Schwierigkeiten, wie zum Beispiel der CO2 (Kohlenstoffdioxid) Ausstoß des Pkws. Dann haben wir noch das Lkw Problem. Millionen Lkws die mit den Pkws die Strasse teilen müssen aber auf die Schiene verlegt werden könnten. Wobei der Güterverkehr über die Schiene problemlos hoch gefahren werden könnte und den Lkw – Verkehr um ein vielfaches ersetzen würde. Auch der Pkw Verkehr würde eine Entlastung bringen, wenn statt 1,3 Personen, 3 Personen einen Pkw nutzen würden. Eine weitere Verbesserung ergäbe sich mit einem Sharing – Modell mit welchem sich mehrere Personen ein Fahrzeug teilen. 20 Millionen Pkws würde es auf Deutschlands Strassen weniger geben. Es gibt viele und intelligente Lösungen, die sofort umsetzbar werden könnten aber nicht umgesetzt werden. Die Lösungen Elektro, Wasserstoff oder Hybrid sind nicht kurzfristig umsetzbar und wären für den Individualverkehr zu teuer.
Es ist ein sehr große Aufwand für das Problem Transport von A nach B. Dieser Aufwand übersteigt bei weiten den ursächlichen Ertrag des Transportes, so dass man die berechtigte Frage stellen sollte: “Ist der Aufwand für den Transport nicht das eigentliche Ziel des Wirtschaftens? Und der Transport, ob Güter oder Personen, ein notwendiges Übel?” Aber, lassen wir das.

2. Beispiel

Regionale Vermarktung oder woher kommt meine Grundversorgung?

Essen und trinken müssen wir alle. Dafür haben wir in jedem einzelnen Staat die Landwirtschaft. Nur woher bekommen wir alle die leckeren Sachen? Ok, Kakao, Tee, Kaffee oder Orangen können nur unter bestimmten klimatischen Bedingungen geerntet werden. Nur das Problem dieser Produkte sind die riesigen landwirtschaftlichen Flächen (Monokulturen) die in den Entwicklungsländern den Anbau anderer Pflanzen für die Ernährung verhindern. Die Folge, Grundnahrungsmittel müssen eingeführt werden. Wenn die landwirtschaftlichen Flächen eines Landes erst für die eigene Ernährung reserviert würden und dann erst die vorgenannten Pflanzen angebaut würden, würden diese Länder (überwiegend Entwicklungsländer) sich besser entwicklen können. Die Transporte würden auf ein Minimum gesenkt. Es genügt doch wenn Kaffee und Co. ausgeflogen werden.
Rindfleisch braucht auf 1 Kilo Fleisch durchschnittlich 6.000 Liter Wasser, je nach Region können es auch 20.000 Liter werden. Wenn wir die Herkunft des Fleisches erfragen, kommt es vielfach aus Übersee. In Südamerika, wo die leckeren argentinischen Steaks herkommen, werden extra die Regenwälder, die übrigens für das Klima eine große Rolle spielen, abgeholzt. Oder Äpfel die aus Neuseeland, Kartoffeln aus Ägypten oder Weine aus Südafrika. Diese Produkte können in gleicher und auch besserer Qualität in ihrer Nachbarschaft bezogen werden. Durch die kurzen Transportwege würden die Schädigungen des Klimas minimiert.
Dann die allen bekannte Unart landwirtschaftliche Produkte tausende Kilometer durch Europa zu transportieren um den Handel zu stimmulieren. Jeder Bauernhof in der näheren Umgebung könnte den Bedarf an landwirtschaftlichen Erzeugnissen überwiegend decken, wenn die Hürden für einen Hofladen, zu Recht oder Unrecht, nicht zu hoch wären.

An den zwei Beispielen kann man unschwer erkennen, klimatische Verbesserungen die unserer Erde sehr gut tun würden und auch noch Resourcen schonen würden, könnte man von Heute auf Morgen umsetzen.

Wirschaftswachstum, das Eigentum und der Egoismus

Der Schotte Adam Smith begründete im 18. Jahrhundet unsere bis heute gültige Wirtschaftstheorie. Inhalt dieser Theorie ist die “unsichtbare Hand” die in der Wirtschaft alles von selber regeln soll. Toll. Eine fast 300 Jahre alte Theorie die nie bewiesen wurde, beinflusst unser Handeln. Da ist doch die Frage erlaubt, ob es da nicht ein paar Reformen geben müsste; denn immerhin, hatten wir schon das Zeitalter der industriellen Revolution und befinden uns Mitten im digitalen Zeitalter.
Da ist die Theorie des Wachstums das Arbeitsplätze schaffen soll und den allgemeinen Wohlstand mehren würde. Tatsächlich haben wir Wachstum, nur wir brauchen keine Arbeitsplätze, weil die Arbeit inzwischen weitgehends durch Automaten gemacht wird. Und wenn die Schaffung eines Arbeitsplatzes im Zeitalter eines Adam Smith ein paar Euro gekostet hätte, müsste man heute Millionen dafür auf den Tisch legen. Und dafür bekommt man weitaus billiger einen Automaten.
Da kommt die Frage auf, welche qualitative Definition des Wachstums sollte man heute nehmen und wofür benötihgt man Wachstum? Sieht man sich die Gesamtzahlen an, so ist das derzeitig definierte Wachstum dafür da um den Planeten Erde zu vernichten oder zumindst die Lebensbedingungen zu verschlechtern. Es macht doch keinen Sinn, wenn ganze Landstriche des Planeten unbewohnbar werden und die Bewohner auf der Flucht nach neuen Lebensräumen sind. Absurd wird das Ganze wenn man in Deutschland pro Jahr 50 Millionen Tonnen Nahrungsmittel, aus welchem Grund auch immer, vernichtet.
Das Eigentum ist ein schätzenswertes Gut, aber – und so steht es in unserem Grundgesetz –  es verpflichtet auch. Wenn aber das Eigentum einen kaum wiedergutzumachenden Schaden anrichtet, wie im Falle des Verkehrs, sollte man schleunigst das Eigentum des einzelnen in Frage stellen.
Zu guter Letzt kommen wir zum Egoismus. Er ist die Triebfeder für ein wirtschaftliches Handeln, dem Handeln das ein Mehr an Vermögen ersinnt. Aber ist dieser Egoismus nicht auch das Problem, welches die sozialen Strukturen der Gesellschaft in Frage stellt?

Warum handeln wir nicht?

Nun, der einzelne kann nicht im Sinne einer Klimawende tätig werden, er ist dem Treiben hilflos ausgesetzt. Hier ist die Politik gefragt und zwar die Entscheider, wobei die reichsten Staaten die größten Möglichkeiten der Einflussnahme haben. Denn der Staat ist die Ordnungsmacht, er hat die ungleichen Entwicklungen die dem ganzen Land schaden auszugleichen. Muss aber diese Ordnungsmacht Staat abwarten bis der Schaden erst irreversibel enstanden ist? Nur diese Entscheider haben sich politisch der Wirtschaft ausgeliefert. Wenn in Paris die Konferenzen, Tagungen, Workshops oder Gespräche stattfinden, sitzen an den Tischen immer auch die Wirtschaftsvertreter die ihre Interessen zu wahren wissen.

Und so wird es also voraussichtlich nichts mit dem Klimaschutz und der 2 Grad Grenze, es wird nur eine Absichtserklärung werden die im Ritual der Abschlusserklärung untergeht – bunte Bilder eingeschlossen.
Die Sprachregelung wird dann sein, wir, also sie und ich, müssen alle unsere Tatkraft in unser schädliches Verhalten legen um dann das Klima zu retten – wir sind selber an diesem Klima schuld.

Also, verkaufen wir alle unsere Autos, fahren nicht mehr zur Arbeit, denn zu Fuß sind die 50 Km am Tag nicht zu bewältigen, sichern uns einen Platz unter einer maroden Brücke und warten was dann passiert. Haben wir dann das  Klima gerettet?

Jürgen Gerhardt für european-mosaic und EN-Mosaik aus Paris und Brüssel

1 Antwort

Trackbacks & Pingbacks

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns Deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.