TextilWerk Eröffnung in Bocholt – Spinnerei erstrahlt neu

 


Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe eröffnet TextilWerk in Bocholt

Historisches Spinereigebäude wird zum neuen kulturellen Standort

Am Freitag, 02.09.2011 eröffnete der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) die historische Spinnerei Herding in der Industriestraße als zweiten Standort neben dem bestehenden Webereimuseum in der Uhlandstraße, die sich gemeinsam im neu benannten TextilWerk Bocholt vereinen und als Textilmuseum, einem der acht Standorte des LWL-Industriemuseums angehören.

Ein moderner, gläserner Kubus ragt über den vier Etagen des über 100 Jahre alten Gebäudes an der Bocholter Aa und bietet eine luftige Aussicht über die Stadt und schafft eine optische Verbindung zur Weberei des Textilmuseums. Dieses Industriedenkmal der ehemaligen Spinnerei Herding wurde im Auftrag des LWL vom Stuttgarter ATELIER BRÜCKNER für eine neue Nutzung als Kulturfabrik, mit Schaulager, Sonderausstellungsflächen, Veranstaltungsräumen und Gastronomie in zwei Jahren saniert. Unter den Maximen „Beleben und neu erlebbar machen“ betonen die Architekten Prof. Dr. Uwe Brückner und Michel Casertano mittels gezielter architektonischer Eingriffe die ursprünglichen Funktionszusammenhänge der Fabrik. „Wir haben versucht bescheiden und rücksichtsvoll mit der Architektur umzugehen“, erläuterte Prof. Dr. Uwe R. Brückner die Vorgehensweise, um die Authentizität der Räume zu bewahren.

Im kompletten Gebäudekomplex sowie draußen im Eingangsbereich samt Treppenaufgang, der ein gefaltetes Tuch darstellt, sind neue und alte Bauteile vereint worden. An der Fassade und den innen befindlichen Räumen kann der Besucher die Entwicklung des Hauses ablesen. Im imposanten Foyer-Bereich fällt eine rot akzentuierte Treppe ins Auge, die als zentrales Erschließungselement dient und in den 20 Meter hohen ehemaligen Seilgang der Fabrik eingelassen wurde. Moderne Formen der Treppe führen den Besucher vom Kesselhaus über das Maschinenhaus und den Seilgang bis zu den Spinnereisälen und der ehemaligen Technikzentrale auf das Dach des Flachbaues. Die ursprüngliche Energieachse des Gebäudes – räumlich gesehen von der Erzeugung der Energie, über Umwandlung der Energie in Bewegung, zur Kraftübertragung und Absaugung der Luft – endet das Gebäude im luftigen Restaurant, einem zusätzlichen Raum, dessen vorgehängte Fassade aus stählernen Drähten einen Camouflage-Effekt erzeugen und die ehemalige Spinnerei symbolisieren. Im Innenraum des gläsernen Kubus stellt die Installation an der Decke, 88 Leuchten der 1950er Jahre, die wichtige Zeitphase der Fabrik.

Insgesamt 5,9 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket II flossen in die energetische Sanierung und den Ausbau des 1907 errichteten Gebäudekomplexes. „Wir hatten mit unserem Museum in Bocholt ein Defizit“, sagte LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch. LWL trägt Kultur in die Region und bewahrt Geschichte. Das Ziel, mehr als 500 Jahre Textilgeschichte an authentischen Orten in Münsterland zu zeigen, das das Land geprägt hat, kann nun durch die 6.000 Quadratmeter Fläche, die für Ausstellungen und Veranstaltungen zur Verfügung steht, erreicht werden.

Der neue Name „TextilWerk“ mit seinen beiden Teilen Weberei und Spinnerei macht die räumliche wie inhaltliche Erweiterung deutlich und steht für ein neues Konzept, das Dirk Zache, Museumsdirektor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) erläuterte: „Das Museum wird zum Forum, zu einem Ort der Begegnung, des sich Wohlfühlens und des Austausches“. Es entsteht eine Plattform für die Gesellschaft mit textiler Kunst, Textilgeschichte, Mode und Design.

Die Entwicklung des TextilWerkes schreitet fort, denn die geografische Lage zwischen Fußgängerzone und Aasee setzt städtebaulich weitere Ziele. „Um die Spinnerei mit Leben zu füllen, hoffe ich, dass Land, Kreis und Stadt die Chance der Regionale 2016 nutzen“, sagte LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch.

Das Eröffnungprogramm, das von Freitag, 02.09.2011 bis Sonntag, 04.09.2011 angeboten wurde, war für alle Altersgruppen vielversprechend.

Am Freitag, 02.09.2011 ab 15 Uhr war die Spinnerei bis Mitternacht öffentlich zugänglich. Es standen Führungen, Musik und Theater auf dem Programm.

Im Erdgeschoss im neuen Wechselausstellungsraum konnten die Besucher bis zum 20.11.2011 die Ausstellung „Zwischen-Räume“ besuchen, die skizzenhaft auf die zukünftigen Ausstellungen Appetit machte.

„Das Textile steckt voller Themen. Und unsere Sammlung an Maschinen, Musterbüchern und Objekten gehört zu einer der größten in Europa. Da haben wir reichlich Stoff für Dauer- und Sonderausstellungen“, erklärte Museumsleiter Dr. Hermann Josef Stenkamp.

Am Freitagabend, 02.09.2011 um 20 Uhr wurde im Drosselsaal im zweiten Obergeschoss die Ausstellung „Magdalena Abakanowicz – Laura Ford. Atelier.Industrie“ eröffnet. Zwei international renommierte Künstlerinnen, die für zwei Generationen in der Textilkunst stehen, haben ihre Werke bereits in London und New York ausgestellt, sowie schon fünfmal bei der Biennale in Venedig.

Am Samstag, 03.09.2011 und Sonntag, 04.09.2011 wurden im Rahmen des Eröffnungsfestes Führungen durch Gebäude, Ausstellungen, Vorführungen historischer Maschinen und kreative Angebote für Kinder von 10 Uhr bis 18 Uhr bei freiem Eintritt angeboten.

Weitere Veranstaltungen:

– Sonntag, 11.09.2011, 10 Uhr bis 18 Uhr, Tag des offenen Denkmals mit Führungen, Denkmalrallye und vielem mehr

– Samstag, 17.09.2011, 20 Uhr, Lockstoff. Erste lange Show der Mode

– Mittwoch, 21.09.2011, 19 Uhr, Aus aller Herren Länder. Vortrag und Führung mit Abendessen. Kosten: 22,50 Euro. Anmeldung erforderlich

– Samstag, 01.10.2011, 20 Uhr, 3. Bocholter Kriminacht

– Montag, 03.10.2011, 11:30 Uhr (Beginn), Münsterland Festival. Jason Yarde trifft das UniJAZZity. Eintritt: 13 Euro VVK, 16 Euro Tageskasse

Nähere Informationen entnehmen Sie im Internet unter:

http://www.lwl.org/LWL/Kultur/wim/portal/S/bocholt/ort/

Text: Zdena David, Onlineredaktion www.muensterland-events.de

  Bild 1: Sie freuen sich auf die Eröffnung der historischen Spinnerei, einem der zwei Museen des TextilWerkes Bocholt und stehen am gläsernen Kubus: Dirk Zache, Museumsdirektor des LWL, Prof. Dr. Uwe R. Brückner, ATELIER BRÜCKNER, Dr. Wolfgang Kirsch, LWL-Direktor, Dr. Hermann Josef Stenkamp, Standortleiter und Michel Casertano, ATELIER BRÜCKNER (v.l.).

Foto: ZD, Onlineredaktion www.muensterland-events.de

 

Bild 2: Eingangsbereich der Spinnerei in der Industriestraße 5 in Bocholt, wo alte und neue architektonische Formen sich begegnen und teilweise zusammenfließen.

Foto: ZD, Onlineredaktion www.muensterland-events.de

 
Bild 3: Prof. Dr. Uwe R. Brückner, ATELIER BRÜCKNER und Dr. Wolfgang Kirsch, LWL-Direktor. 

Foto: ZD, Onlineredaktion www.muensterland-events.de

 
Bild 4: Imposante rot akzentuierte Treppe im Foyer der Spinnerei.

Foto: ZD, Onlineredaktion www.muensterland-events.de

 

Bild 5: Prof. Dr. Uwe R. Brückner (r.) erklärt die räumliche Aufteilung am Modell der Spinnerei; daneben Dr. Wolfgang Kirsch, Dr. Hermann Josef Stenkamp und Dirk Zache. 

Foto: ZD, Onlineredaktion www.muensterland-events.de

 
Bild 6: Magdalena Abakanowicz, Mutants, 1992/1996.

Foto: ZD, Onlineredaktion www.muensterland-events.de


 

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