Die sprachliche und moralische Verkommenheit unserer Politiker.
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[jpg] Da setzen sich zwei tonnenschwere Tanklaster vollgefüllt mit Benzin in Afghanistan in Bewegung und tun das, was eben solche Laster tun. Sie befördern ihr tonnenschweres Gut. Sechs Kilometer weiter geraten sie in eine Straßensperre, die keine ist. Die Fahrer werden erschossen und aus den Lastern rausgeschmissen. So ist das halt in Afghanistan. International nennt man das Krieg, nicht so in Deutschland. Hier bei uns ist das eine Stabilisierungsaktion. Nun, die beiden Laster wechseln die Fahrer, jetzt die von der Firma Taliban, und fahren weiter. Sie kommen aber nicht weit. Als die Laster den Fluss Kundus überqueren wollen, fahren sie sich auf einer Sandbank fest. Endstation! |
Für jeden der mal bei einer Armee "gedient" hat, gibt es jetzt nur eines. Man kommt nicht mehr alleine raus. Also, Funkgerät raus und einen Bergepanzer anfordern. Nur die Taliban, diese Armee, die sich nicht an Regeln hält, also keinen "schönen" Krieg machen wollen, haben keinen Bergepanzer.
Ihr bevorzugtes und schwerstes Gerät ist ein Toyota Pic-up, welcher nicht geeignet ist die beiden Laster zu bergen. Nachdem die beiden Laster fest saßen, fanden sich auch sehr schnell andere Taliban ein, um evtl. doch noch ein Lösung für die Bergung zu beschwatzen. Und wie das bei solchen Fällen auch ist, kamen von einem nahe gelegenen Dorf Bewohner dazu, um gut gemeinte Ratschläge zu geben. |
Andere fanden sich mit Eimern und Kanister ein, um die Tanks der Laster etwas zu erleichtern, bzw. um es in den nächsten Tagen gewinnbringend an den Mann zu bringen. So ist das nun mal in Afghanistan, einem Land das seit 30 Jahren im Krieg lebt.
Nun gefiel das einem deutschen Obersten nicht, da ihm das ganze Treiben um die beiden Laster nicht behagte.
Dieser Oberst forderte Luftunterstützung an und signalisierte eine für die deutsche Armee bedrohliche Lage.
Die war aber, ich zitiere, 6 Kilometer von den Lastern entfernt. Und wie das nun einmal bei der Luftunterstützung ist, kamen zwei Jagdbomber und lösten 200kg oder 500kg lenkgestütze Bomben aus, die die beiden Laster gänzlich zerstörten. Und bei Bomben solcher Größenordnung , kamen in einem Umkreis von 50 Meter alle Menschen zu Tode oder erlitten schwerste Verletzungen. Man spricht von 50 bis 125 Toten, genaueres weiß man nicht.
Ich glaube, man will man es auch nicht wissen. Die Menschen wurden am Freitag von unserem Verteidigungsminster Jung (CDU) kurzerhand zu Taliban ernannt und gut war es.
Am Wochenende bis heute wurde der Verteidigungsminister Jung (CDU) befördert, er wurde zum Selbstverteidigungsminister. Denn auf einmal stellte sich heraus, die Mehrzahl der Toten sind Zivilisten.Das sind die oben Genannten, die sich an dem Inhalt der festgefahrenen Laster bereichern wollten.
Als die ISAF vor Ort war, sahen alle entsetzt was dort angerichtet worden war. Denn im Grunde genommen hätte man die Laster bis Tagesanbruch beobachten können. Man hätte mit schweren Gerät vorfahren und die Leute vertreiben und sodann die Laster bergen können. So viel Unprofessionalität hatte die militärische Führung der ISAF den Deutschen nicht zugetraut. Amerikaner, Franzosen und Briten waren sich in ihrer Empörung einig, so was war und ist schädlich.
Kurzerhand brachte der amerikanische Oberbefehlshaber McChrystal bei seiner nun folgenden Untersuchung aber auch Godwill Tour bei den Dorfbewohnern einen Journalisten der Washington Post mit, der über den Vorfall berichtete.
Der amerikanische Journalist der Post berichtete auch dementsprechend, für die Deutschen sehr, sehr böse, indem er den Vorfall als riesengroßen Fehler brandmarkte. Hatte er doch mit dem Oberbefehlshaber im Krankenhaus auch verletzte Kinder gesehen. Oberbefehlshaber McChrystal ging noch einen Schritt weiter und entschuldigte sich bei den Angehörigen der Zivilopfern und den Verletzten.
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Jetzt kochte die Suppe in Berlin allerdings hoch. Der Verteigungsminster, der nunmehr überall nur "Selbstverteidigungsminister" genannt wurde, konnte nicht mehr die Informationen zurück halten, die jetzt öffentlich waren. Anstatt aber den begangenen Fehler einzugestehen, ruderte der mit haarsträubenden Sprachregelungen durch die Gegend. Es wurde noch schlimmer. Jung (CDU) ging nun die Verbündeten an, indem er ihnen vorwarf sie hätten diese Informationen nicht weiter geben dürfen, weil es nach Ansicht von Jung unprofessionell wäre? |
Warum waren und sind die Verbündeten denn nun so sauer? Durften wir nicht in der Vergangenheit registrieren, dass schon mal Hochzeits- oder Trauergesellschaften zusammen gebombt wurden?
Die Antwort auf diese Fragen: Die Deutschen haben ihren Verbündeten immer wieder zu erklären versucht , dass es in Afghanistan keinen Krieg gäbe. Dies registrierten die Verbündeten immer mit ungläubigen Kopfschütteln. War es doch so, dass die Verbündeten im Süden einen sehr hohen Blutzoll erbringen mussten, dort wurde und wird gestorben. Die Deutschen nervten indem sie die Schuld an diesem Blutzoll immer den Verbündeten selber zu wiesen. Das bei kriegerischen Auseinandersetzungen immer zuerst die Zivilbevölkerung leiden muss, dies wollten die Deutschen nicht gelten lassen.
In der Argumentation der Deutschen gibt und gab es keinen Krieg. Man spricht mehr oder weniger von einem erweiterten THW Einsatz. Schulen bauen, Brunnen bohren, Polizei ausbilden oder auch Infrastrukturmaßnahmen umsetzen, dass ließen die Deutschen gelten. Das dabei bis heute 35 bis 37 deutsche Soldaten bei kriegerischen Auseinandersetzungen ums Leben kamen, das wurde einfach ignoriert. Unseren Soldaten wurde immer wieder eingetrichtert, dass sie das Wort Krieg nicht benutzen sollten. Auf das seelische Wohlbefinden wurde da keine Rücksicht genommen. Kein Krieg? Inzwischen fahren die Soldaten nur noch in gepanzerten Fahrzeugen durch die Gegend. Wie verstört muss man als Soldat sein, wenn einem die Kugeln um die Ohren fliegen, Sprengfallen eine Bombenstimmung verbreiten, und man das nicht als Krieg bezeichnen darf. Das Bundeswehrkrankenhaus Koblenz hat inzwischen eine eigene Abteilung für traumatisierte Bundeswehrsoldaten aufmachen müssen. Schlimm wird es gar, wenn man die Definition Krieg von den Versicherungsleistungen an die Toten und Verletzten mit einbezieht. Denn Krieg bedeutet, der Bund müsste für die Hinterbliebenen einstehen. So steht eine Versicherung ein, quasi als wenn die Soldaten einen Unfall gehabt hätten. Soldaten die aus Versehen in eine Kugel rein liefen? Man muss schon ganz schön psychisch gestört sein um diesen kruden Argumentationen unserer Politiker zu folgen. Das die Soldaten sich verarscht und von der Politik im Stich gelassen fühlen, kann man ihnen da nicht verdenken.
Auch, dass das Volk diesen Afghanistan Einsatz nicht will, interessiert die Politiker nicht. Weil – Bürger haben halt keine Ahnung von Politik. Und die Soldaten? Die haben zu gehorchen.
Das dieser deutsche Oberst einen Fehler gemacht hat, wäre, so bedauerlich das auch ist, nicht so schlimm gewesen, wenn unsere Politiker nicht so verlogen von etwas sprechen würden, was es nicht gibt.
Ja, es ist Krieg in Afghanistan, es wird getötet und gestorben und das sollte man auch klar und deutlich sagen.
Alles andere ist Humbug und moralisch verwerflich und sprachlich verkommen.
Jürgen Gerhardt