[jpg] Es ist schon eine schöne Angelegenheit, wenn die Tür zur Kunst, respektive der Malerei einmal sehr weit geöffnet ist. Die Rede ist von der im „von der Heydt Museum“ befindlichen Alfred Arthur Sisley (* 30. Oktober 1839 in Paris; † 29. Januar 1899 in Moret-sur-Loing) Ausstellung.
Geht man durch die Ausstellungsräume so sind nicht nur die Exponate des Künstlers in einer Abfolge zu sehen. Vielmehr sind auch die vielen Bezüge, meinetwegen zur Zeit, zum Umfeld oder auch der Herkunft verständlich ausgestellt.
William Turner, der Meister des Lichtes, und John Constable, der die Malerei mit Gefühlen verglich, waren diejenigen die Sisley inspirierten aber auch motivierten sein Leben der Malerei zu widmen. So entstanden auch seine ersten Werke in England, die letztendlich zu dem Entschluss führten nach Paris umzusiedeln. Das damalige Paris war seit Anfang des 19ten Jahrhunderts der Mittelpunkt der Malerei schlechthin, was auch noch lange anhielt. Die Stadt Paris war ja in der damaligen Zeit einer revolutionären Veränderung ausgesetzt, diese Veränderungen wollte anscheinend die Kunst nicht verpassen.
Charles Gleyre, („Schule von Barbizon") war der Lehrer der Sisley auf den „Weg“ brachte. Dort lernte er auch Claude Monet und Pierre-Auguste Renoir kennen, mit denen er auch zeitlebens befreundet sein sollte. Es war auch eine Freundschaft die man wirklich Freundschaft nennen kann und die sich wechselseitig immer wieder zeitlebens und darüber hinaus bewährte.
Den Lebenslauf von Alfred Sisley kann man nicht als erfolgfreich bezeichnen. Auf der einen Seite war er bei seinen Kollegen als Mensch und Künstler ein gesuchter und beliebter Partner und auf der anderen Seite fanden seine Bilder keine Abnehmer. Wenn er nicht eine handvoll Freunde gehabt hätte, hätte er noch nicht einmal das Geld für Farben, Leinwand oder Pinsel gehabt. Es ist ein tragischer Lebenslauf den wir dokumentieren müssten. Die Ausstellung nach seinem Tode, die durch seine Freunde organisiert wurde, erbrachte immerhin nach heutigen Maßstäben 2 Millionen Euro, die dann seinen beiden Kindern zugute kamen. EN-Mosaik schrieb schon im Artikel die Ankündigung der Ausstellung.
Man kann jedoch nicht genug von diesem Maler bekommen, der es in seinem Werksverzeichnis immerhin auf 884 Gemälde gebracht hat. Und es ist vollkommen unverständlich warum es bis heute noch keine Sisley Ausstellung gab.
80 seiner Werke hat das von der Heydt Museum in Wuppertal zu einer einmaligen Einzelausstellung zusammen getragen. Das Oeuvre Sisleys, welches nahezu ausschließlich zauberhafte Landschaften darstellt die er in der Umgebung von Paris gemalt hat, wird durch die 80 Bilder eindrucksvoll repräsentiert. Der Kurator Dr. Gerhard Finckh wusste die ersten Häuser Europas und Übersee, wie das Paris – Musée d’Orsay, London – Tate, Essen – Museum Folkwang, St. Gallen – Kunstmuseum St. Gallen oder New York – Metropolitan Museum of Art nicht zu vergessen die privaten Leihgeber um nur einige zu nennen, für diese Ausstellung in Wuppertal zu begeistern. Und darüber hinaus wurde ein Katalog mit Texten internationaler Autoren zum Preise von 25,– Euro herausgegeben. Durch die Ausstellung wird aber auch eine Vorbereitungszeit von rund 2 Jahre mit Erfolg gekrönt.
Zur Ausstellung selber: Man kann die Ausstellung rein intuitiv erleben indem man sich auf den Beginn einlässt. So ist es auch logisch, wenn man Eingangs Bilder von Turner und Constable intensiv betrachtet um danach den eigenen Weg von Sisley zu erfahren. Licht und Gefühle, so Turner und Constable, nun kommt noch der Himmel, die Landschaft oder das szenische durch Mensch und Natur hinzu. Man spürt förmlich das vorbei ziehen der Wolken, so, als wenn man im sommerlichen Gras auf dem Rücken liegt und den Wolken nach sieht.
[oben ein Bildausschnitt, das gesamte Werk ist in unserer Fotogalerie enthalten] |
|
Oder auch die von Sisley gemalte Überschwemmung "Nach dem Eisgang, die Seine an der Brücke von Suresnes (1880)" – hier sieht man ruhige und besonnene Menschen die mit Aufräumarbeiten beschäftigt sind, wobei der gemalte Platz von wenigen Schaulustigen besucht wird.
Man spürt die Stimmung nach der " Katastrophe". Der Himmel ist teilweise aufgebrochen, Wolken ziehen vorbei und geben den Blick auf die Szene frei. Der Fluss befindet sich wieder in der Bahn; die Natur hat sich wieder mit dem Menschen versöhnt. Eine friedliche Stimmung die dem Betrachter das Gefühl der Sicherheit vermittelt. |
In den Bildern ist immer eine gewisse natürliche Dynamik zu bemerken, die einen in die Bilder hinein zieht. Lässt man es zu, kann man Wind, Feuchtigkeit oder den Duft der gefallenen Blätter wahr nehmen.
Zum Ende der Ausstellung ist ein Bild von einem Felsen am Strand zu sehen, ungewöhnlich für Sisley.
Der Fels, steht er doch statisch in der Landschaft und drängt das Meer in den Hintergrund. Es fehlt die Leichtigkeit die Sensibilität mit der alle andern Bilder wahr genommen werden können. Der Fels als Zeugnis für seine Vita?
[Bild rechts: Storr´s Rock, Lady´s Cove, am Abend] |
|
|
Als die Führung für mich beendet war, legte sich eine wohlige besinnliche Stimmung über mein Gemüt.
Die Ausstellung geht noch bis zum 29. Januar 2012.
Öffnungszeiten:
DI + MI 11-18 Uhr
DO + FR 11-20 Uhr
SA + SO 10-18 Uhr
MO geschlossen
Allerheiligen 11-18 Uhr
Heiligabend geschlossen
1. Feiertag geschlossen
2. Feiertag 11-18 Uhr
Silvester geschlossen
Neujahr 14-18 Uhr
Eintrittskarten sind an der Tageskasse erhältlich
oder online über den Button beim von der Heydt Museum
Wer an Führungen interessiert ist, kann sich ebenfalls über die Homepage
kundig machen.
Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Wuppertal
alle Fotos © Linde Arndt