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Schwelm folgt dem Gevelsberger Flüchtlingskonzept

[jpg] Rotary Club Gevelsberg bringt Schwelm in Schwung. Der Gevelsberger Rotary Club, der auch für die Stadt Schwelm zuständig ist, erkannte die Flüchtlingsproblematik für Schwelm. Die Stadt Schwelm befindet sich in der Haushaltssicherung und kann außer den gesetzlichen Leistungen keine weiteren Leistungen erbringen. 180 Flüchtlinge wurden der Stadt Schwelm schon zu gewiesen. Und es werden noch mehr werden. Denn die Konflikte dieser Welt werden nicht weniger, sondern mehr; denn 50 Millionen Flüchtlinge befinden sich in dauerhafter Flucht.

2015 werden deshalb noch einige Flüchtlinge in den deutschen Städten erwartet, für Schwelm schätzt man nochmals 190 Flüchtlinge bis Ende des Jahres.

Rotary-Spende  Foto: Linde Arndt

von links: Heinz Georg Thier (Pfarrgemeinderatsvorsitzender St. Marien), Elisabeth Rottmann-Flötotto (VHS Dozentin), Melanie Beinert (Fachbereisleiterin Sprachen der VHS EN Süd), Sabine Stippl-Fluit (Leitung Bereich Soziales Stadt Schwelm), Ralf Stoffels (Vorstand Gemeindienst Rotary Club Gevelsberg), ), Heinrich W. Maas (Rotary-Mitglied), Heiner Flottmann, (Präsident Rotary Club Gevelsberg Foto: Linde Arndt

In Schwelm wird Sabine Stippl-Fluit (Leitung Bereich Soziales Stadt Schwelm) die organnisatorischen Maßnahmen in die Wege leiten um das Zwei-Stufen-Modell der Gevelsberger in Schwelm umzusetzen. Melanie Beinert (Fachbereisleiterin Sprachen der VHS EN Süd), Elisabeth Rottmann-Flötotto (VHS EN-Süd Dozentin), werden den Sprachbereich abdecken. Wie in Gevelsberg werden in Schwelm auch 18 Teilnehmern eine Gruppe bilden. Vorab werden die Teilnehmer einen Status bekommen, der es ermöglicht sie in die richtige Gruppe einzuordnen. Die Finanzierung dieser Statusermittlung wurde  privat gesichert. In diesem Zusammenhang übergab der Rotary Club einen Scheck über 6.600,– Euro, jeweils 3.300,– Euro an die Stadt Schwelm und an die Stadt Gevelsberg. Unschwer ist jedoch zu sehen, dieses Geld reicht nicht aus. Schwelm benötigt weitere Spenden um die ankommenden Flüchtlinge sprachlich und gesellschaftlich zu integrieren.

Aus diesem Grunde ruft der Rotary Club zu Spenden für das Projekt „Finanzierung von VHS Sprach- und Integrationskursen für Flüchtlinge in Schwelm“ auf. Ralf Stoffels, Mitgesellschafter der Ina und Ralf Stoffels Stiftung, stellt dazu das Spendenkonto zur Verfügung:

Spendenkonto: 555 00 66
BLZ: 330 700 90 Deutsche Bank Wuppertal
IBAN: DE85 3307 0090 0555 0066 00 – BIC : DEUTDEDWXXX
Konto.-Inhaber: Ralf Stoffels Stiftung
Unbedingt den Namen und die Anschrift im Betreff angeben
Stichworf: „Flüchtlinge“

Die eingegangenen Gelder werden umgehend eins zu eins in das Projekt eingebracht.

Es wird, wenn die Anschrift des Spenders vorliegt, eine abzugsfähige Spendenquittung erstellt.

Was fehlt ist die zweite Säule, der Patenbereich. Hier ruft die Stadt Schwelm mit Frau Sabine Stippl-Fluit (Leitung Bereich Soziales Stadt Schwelm) die Schwelmer auf als Paten an die Seite der Flüchtlinge zu treten. Dadurch wird die Integration ungemein erleichtert; denn eine Führung und Hilfe um den täglichen Alltag zu bewältigen ist für uns ein Leichtes für einen Flüchtling stehen am Anfang hohe Mauern. Auch Schwelm wird sicher wie Gevelsberg ein überwältigendes Spendenergebnis erzielen.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Schwelm.

Es geht voran mit „Gevelsberg gemeinsam“

[jpg] Gevelsberg hat sich auf den Weg gemacht. Beim diesjährigen Neujahrsempfang stellte Bürgermeister Claus Jacobi sein Flüchtlingsprogramm vor. Kurz danach sahen sich die Gevelsberger im Ratssaal der Stadt Gevelsberg wieder um weitere Schritte zu planen. Sprachförderung und Patenschaften sind die beiden Säulen mit denen Gevelsberg das Flüchtlingsproblem offensiv angehen will. Es zeigte sich, die Gevelsberger gehen mit und zeichneten Spenden mit denen der Sprachkurs finanziert werden soll. Es ist etwas mehr als der übliche Sprachkurs. Denn die Teilnehmer werden an die Hand genommen und werden mittels Sprache alltagstauglich gemacht. Ein kleines Gespräch mit dem Nachbarn im Haus oder im Bus, dafür reicht es allemal.

Sprachkurz VHS Gevelsberg  Foto: André Sicks

Sprachkurs für Flüchtlinge bei der VHS Gevelsberg Foto: © André Sicks

So wurde bei allen Flüchtlingen der gesellschaftliche Status ermittelt, welche und wie viele Sprachen gesprochen werden, welcher Beruf schon ausgeübt wurde, welche Papiere für eine Arbeitsstelle vorhanden sind und welche noch fehlen. Es trifft sich gut dass die VHS fehlende Abschlüsse zertifizieren kann. Zwei Gruppen, mit je 18 Teilnehmern, arbeiten schon in den Sprachkursen. Die Anfängergruppe hat bis jetzt rund 100 Worte erlernt, die sie auch anwenden kann. Die fortgeschrittene Gruppe bildet schon ganze Sätze und variiert damit. Zehn Nationalitäten befinden sich in den Gruppen, so wird eingangs mit Händen, Füßen und Gesicht, als Gestik und Mimik, mit den Teilnehmern gesprochen, schnell werden die ersten Worte angewendet. Kurz, es geht voran.

Trotz allem fehlt es noch an den finanziellen Mitteln, die benötigt werden um weitere Gruppen zu bilden. Für sechs Kurse sind die finanziellen Mittel vorhanden. Hier haben sich die Taubenväter gefunden, die ein Spendenkonto führen auf das die Gevelsberger einzahlen können:

Spendenkonto:
Stadtsparkasse Gevelsberg
IBAN: DE97 4545 0050 0000 5624 13
BIC: WELADED1GEV
BLZ 454 500 50
Konto: 562 413

Der Geschäftsführer der Taubenväter, Marco Marcegaglia, führt die Beträge als durchlaufende Posten, indem alle Gelder sofort ohne Abzug in die VHS Kurse fließen. Gleichzeitig wird Ihnen auf Verlangen eine Spendenquittung ausgestellt. Wie geht es weiter?
Nun, zur Zeit weiß niemand wie viel Flüchtlinge den einzelnen Städten, also auch Gevelsberg, zugewiesen werden. Täglich kann ein Anruf kommen, mit welchem Gevelsberg Flüchtlinge angekündigt werden. Gesetzlich muss die Stadt die Unterbringung organisieren und darüber hinaus den täglichen Bedarf finanzieren. Das Land NRW erstattet nur einen gewissen Anteil an diesen Kosten, der Rest muss von Gevelsberg getragen werden.
Bürgermeister Claus Jacobi machte noch auf die Problematik der Arbeit aufmerksam. Nach dem Gesetz ist es den Flüchtlingen untersagt eine Arbeit oder eine Ausbildung ohne Arbeitserlaubnis an zu fangen. Es kann passieren, dass die Flüchtlingen bis zu vier Jahren „rumhängen“ müssen. Dies führt vermehrt dazu, dass Flüchtlinge in die Kriminalität abdriften könnten, hier möchte Gevelsberg präventiv auftreten. Allerdings wollen die Flüchtlinge arbeiten um ihrem Leben einen Sinn zu geben, so Jacobi.
Papst Franziskus hat in seiner Rede vor dem europäischen Parlament, in der die Flüchtlinge einen breiten Raum einnahmen, von der Würde des Menschen durch seine Arbeit gesprochen.

Das die Flüchtlinge nicht arbeiten dürfen, entspricht kaum einem würdevollen Leben. Hier ist seit Jahren der Bund aufgefordert mit Gesetzen den Flüchtlingen ein würdevolles Leben zu ermöglichen.

Bürgermeister Claus Jacobi machte mit diesem Treffen klar, dass in Gevelsberg rhetorischen Ankündigungen die reale Umsetzung folgt.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Gevelsberg

Was sind die europäischen Werte nur wert?

Flüchtlinge auf dem Mittelmeer  Foto: © Graphies.thèque

Flüchtlinge auf dem Mittelmeer Foto:Fotolia © Graphies.thèque

[jpg] 25.000 Menschen sollen im Mittelmeer seit 1990 ertrunken sein. Jahr für Jahr wurden die Ertrunkenen gezählt, soweit man sie aus dem Meer „fischen“ konnte. Eine Kehrtwende sollte das Jahr 2013 bringen. Am 3. Oktober 2013 war ein Schiff mit etwa 500 Flüchtlingen vor der Küste der italienischen Insel Lampedusa untergegangen. 150 Boatpeople, vorwiegend aus Eritrea und Somalia konnten die Italiener retten. 200 Boatpeople wurden danach in Särgen, unter anderen Kinder, in einer Halle aufgereiht, die restlichen Boatpeople werden bis heute vermisst.
Die italienischen Fischer trauten sich nicht die in Seenot geratenen zu retten, weil ihnen Strafen für Menschenhandel angedroht wurden.
Italien, Malta, Zypern und Griechenland stritten um die Zuständigkeit der Seenotrettung. Denn wer die Seenotrettung ausübt ist auch zuständig für das Asylverfahren, die erkennungsdienstliche Bearbeitung der Flüchtlinge und letztendlich für deren Unterbringung, Versorgung und evtl. für deren Rückführung in ihre Heimatländer. Brüssel ließ die Mittelmeeranrainer mit diesen Problemen alleine.
Aber, wie gesagt, 2013 sollte die Wende sein. Die Bürgermeisterin von Lampedusa Giusi Nicolini, schrieb einen Brief an die EU in Brüssel in

Parlamentspräsident Martin Schulz  Foto: Linde Arndt

Parlamentspräsident Martin Schulz
Foto: Linde Arndt

der sie die Frage stellte:“Wie groß muss der Friedhof meiner Insel noch werden?“ Der Brief endete mit einem Apell nach einer Asyl- und Flüchtlingspolitik, die der EU und den Menschen ihre Würde gibt. Giusi Nicolini durfte denn auch ihr Anliegen mit dem Präsidenten der Region Sizilien, Rosario Crocetta, vor der Kommission und dem Rat Ende Oktober 2013 vortragen. Die Kommission war sichtlich betroffen, weil Nicolini als auch Crocetta mit ihren Emotionen sich kaum zurück halten konnten. Der Premierminister von Malta, Joseph Muscat, wollte das Mittelmeer nicht als Friedhof gesehen wissen. Parlamentspräsident Martin Schulz und Kommissionspräsident Mario Barroso versprachen Abhilfe. Barroso reiste denn auch nach Lampedusa um die Zustände zu besichtigen, wobei die damalige zuständige Flüchtlingskommissarin Cecilia Malmström nur Absichtserklärungen abgab, das Problem aber nicht löste.

Dimitris Avramopoulos  Foto: European Commission press service

Dimitris Avramopoulos Foto: European Commission press service

Heute soll der neue Kommissar Dimitris Avramopoulos den Flüchtlingskarren flott machen.
Zu guter Letzt hob die italienische Regierung das Projekt „Mare Nostrum“ aus der Taufe, ab Oktober 2013 sollten die Marineeinheiten die in Seenot geratenen Flüchtlinge frühzeitig aufnehmen. 130.000 Menschen wurden so 2013/2014 gerettet. Mare Nostrum wurde dann aber aus vielen Gründen beendet. Einesteils wollte die EU den Italienern ( Aber auch den anderen Mittelmehranrainer) nicht beistehen und andererseits geriet die italienische Regierung innenpolitisch unter Druck wegen der Kosten.
So wurde von der EU Kommission die Operation Triton durch der EU-Grenzschutzagentur Frontex ins Leben gerufen. Dies hatte EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström dem italienischen Innenminister Alfano am 27. August 2013 zugesichert. Kontrolle und Abwehr standen nun im Fordergrund, Rettung war nebensächlich. Statt 9 Millionen Euro wurden nun 2,8 Millionen Euro monatlich eingesetzt – mehr war nicht drin. Wobei die technischen Ressourcen, wie Schiffseinheiten, durch die Mittelmeeranrainer gestellt werden sollten. Bis heute wurden die gemachten Zusagen, eine belastbare Lösung des Flüchtlingsproblems herbeizuführen, nicht umgesetzt. Auch das Einsatzgebiet wurde verkleinert. Nicht mehr bis an die Grenzen des afrikanischen Kontinents, sondern nur noch in einem 30 Km Umkreis vom Festlandsockel der EU Mitgliedsländer.
Wieder wurden rund 3.500 Ertrunkene an den Küsten aufgesammelt, denn die Seenotrettung stand ja jetzt nicht mehr im Vordergrund.

Und die angekündigte gemeinsame EU Flüchtlingspolitik? Sie stellte sich als eine Kakophonie von Abwehr und Absichtserklärungen dar. Der deutsche Innenminister Thomas de Maizière brachte in einer Äußerung die Konsequenz daraus auf einen Punkt: Wenn die Flüchtlinge es bis an unsere Grenzen (Deustsche Grenzen. Anm.der Red.) schaffen, werden wir sehen was wir machen, so der Innenminister. An Zynismus ist dies kaum zu überbieten. Dann kam die Welle von Diskussionen, welches Land wie viel aufnehmen kann. In Deutschland stritten sogar die Bundesländer und die Kommunen. Im französischen Calais bildete sich ein „Dünen-Camp“ in der Industriezone mit Hunderten von Menschen die unter freiem Himmel unter Kartons campieren. Regelmäßig kommt es zu handgreiflichen Auseinandersetzungen zwischen Eritreern und Äthiopiern. Eine Hundertschaft der Polizei wurde abgestellt um die Gewalt einzuschränken. Sie leben wie die Tiere, ohne Toiletten, Strom oder Waschgelegenheit, angewiesen auf Menschen die ihnen Nahrungsmittel überlassen. Ständig auf dem Sprung einen Lkw zu entern der sie nach Großbritannien bringt – zu ihrem Ziel.

Die EU Staaten nennen immer wieder absolute Zahlen oder wenn es besser klingt relativen Zahlen, um allen klar zu machen: „Das Boot ist voll“. Politische Entscheidungen oder gar Konzepte, Fehlanzeige.

In der Zwischenzeit starben und sterben jeden Tag Menschen im Mittelmeer, leben Menschen in Kartons auf den Straßen der EU oder unter unmenschlichen Bedingungen in Behausungen. Ein Jahr war vergangen, seit die Bürgermeisterin von Lampedusa Giusi Nicolini ihren Brief veröffentlichte und die Kommission war nicht in der Lage eine gemeinsame Asyl- und Flüchtlingspolitik auf den Weg zu bringen.

Ach Europa, beschwörst du nicht in so vielen (Sonntags) Reden immer wieder deine Wertegemeinschaft? Nur, ein Wirtschafts- und Währungsraum wolltest du nicht sein. Welches sind denn nur die gemeinsamen Werte? Die Werte des Geldes, des Gewinns und des Konsums um jeden Preis?

Die allgemeine Erklärung der Menschenrechte der UNO hat Europa unterschrieben, ratifiziert und damit anerkannt. Aber was ist zum Beispiel mit Artikel 3 der Erklärung: „Jeder hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person“, um nur einen Artikel zu nennen. Befindet sich dieses Recht in der Abschiebehaft?

Trotz allem wollte die EU Kommission eine gemeinsame Flüchtlingspolitik vorbereiten, die den Werten der EU auch entsprechen sollte. Die nationalen Regierungen im Rat wollten aber augenscheinlich keine gemeinsame Flüchtlingspolitik und bremsten das Vorhaben aus. Hauptsächlich UK, Frankreich und Deutschland wollten dies nicht, ein Freihandelsabkommen (TTIP) versprach mehr Gewinn.
Zynisch wird dieses Flüchtlingskonzept wenn Dublin II und Dublin III, Richtlinien der EU-Kommission, wie mit Flüchtlingen „umgegangen“ werden soll, ins Spiel kommt. Da kommen Menschen bis zu 8.000 km aus Ländern, schlimme Diktaturen, mit denen Europa zusammenarbeitet und die auch noch gefördert werden. Und diese Menschen landen in einer Gefängniszelle um nach einem evtl. dreijährigen Verfahren abgeschoben zu werden.

Viele afrikanische Länder wurden durch die Europäer erst zu dem gemacht, was sie heute sind – Diktaturen, mit Kleptokraten und Oligarchen die das sagen haben. Viele afrikanische Staaten, die sich früher ernähren konnten, müssen heute Nahrungsmittel importieren. Hochsubventionierte Nahrungsmittel werden durch die EU in Afrika eingeführt, so dass die eigene Landwirtschaft nicht mehr mithalten konnte. In der Regel leben die Afrikaner von durchschnittlich 1 Dollar pro Tag. Es leiden über 200 Millionen Afrikaner unter Hunger, Das World Food Programm der UNO kann nicht allen Menschen in Afrika helfen, weil die finanziellen Mittel fehlen. Alleine 6 Millionen Kinder müssen jährlich an Hunger sterben. Und da spricht der Europäer von Wirtschaftsflüchtlingen die nur an unsere Fleischtröge wollen? Wobei alleine die Deutschen bis zu 50% ihrer Nahrungsmittel wegwerfen, teilweise landen die Nahrungsmittel noch nicht einmal in den Regalen, weil sie irgendeiner Norm nicht entsprechen, so die Dokumentation „Taste the Waste“ von Valentin Thurn und das Verbraucherschutzministerium bestätigt das ganze auch noch.

Zurück zu unseren Flüchtlingen die entweder ertrinken müssen, oder, wenn sie Glück haben von einem Schiff der Frontex Operation Triton aufgenommen zu werden, um dann in menschenunwürdigen Verhältnissen in der Regel auf ihre Abschiebung zu warten. Und was macht die EU-Kommission? Es soll nun verstärkt gegen die Schleuser vorgegangen werden. An die Ursache dieser Flüchtlingskatastrophe will man nicht ran, dabei wäre das langfristig der sicherste Weg den Afrikanern eine Perspektive zu schaffen.

Das Flüchtlingsproblem hat 2014/2015 eine neue Dimension angenommen, nicht mehr nur die kleinen Schlauchboote treten die Fahrt über das Mittelmeer an, jetzt werden sogar Schiffe benutzt, die auf irgendeinem Schiffsfriedhof vor sich hin gerostet haben. Es nützt dabei nichts, wenn man nur die Schuldfrage zwischen den einzelnen Institutionen und EU-Staaten hin und herschiebt. Eine Lösung dieses Problems muss geschaffen werden, und zwar schleunigst. Und die Lösung kann nur so aussehen, dass den Afrikanern mit unserer Hilfe in ihren Ländern Perspektiven geschaffen werden, die zum bleiben anhalten. Und zwar nicht auf europäische Art in Nischen kleckern, sondern ein ganzheitliches Konzept muss her.

Dieses ganzheitliche Konzept führt uns direkt zu den Werten für die wir Europäer so gerne eintreten, zum Beispiel dem Solidarprinzip. In diesem Falle könnten die Europäer es sogar beweisen.
Und noch eines sollten unsere europäischen Werte befeuern und zum handeln anhalten, da sind „die namenlosen Flüchtlinge“, die im Mittelmeer begraben liegen. Die EU sollte den Flüchtlingen ihre Würde wieder geben, indem sie zumindest die Namen der Ertrunkenen ermittelt. Und, wie kann die zur Zeit mit hohen moralischen Werten vertretene Ukrainepolitik der EU glaubhaft sein, wenn auf der anderen Seite solch eine menschenverachtende Flüchtlingspolitik der EU Tag für Tag sichtbar wird?
So, sind die gemeinsamen Werte, wenn sie nicht gelebt werden, nur für die Sonntagsreden zu gebrauchen.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Brüssel

 

Gevelsberg sorgt sich und handelt pragmatisch

Bürgermeister Claus Jacobi beim Neujahrsempfang Foto: Linde Arndt
Bürgermeister Claus Jacobi beim Neujahrsempfang  Foto: Linde Arndt

Bürgermeister Claus Jacobi beim Neujahrsempfang Foto: Linde Arndt

[jpg] Bürgermeister Claus Jacobi war sichtlich betroffen beim diesjährigen Neujahrsempfang am 18.1.2015. Jacobi erinnerte an die grausamen Morde in Paris vom 7. Januar 2015, die 17 Menschen das Leben kostete. Aber nicht nur an Paris erinnerte sich Jacobi, schon 2014 zogen für ihn die dunklen Wolken des Terrors auf und breitete sich über unser aller Leben aus. Angst schlich sich aufgrund dieser Taten in unser Gemüt. Nur Angst ist ein schlechter Ratgeber, so Claus Jacobi.
Und weiter, erinnerte Claus Jacobi an die 50 Millionen Flüchtlinge, die es weltweit gibt und unter schlimmen Verhältnissen im Ungewissen leben müssen. Menschen die notdürftig unter für uns unvorstellbaren und menschenunwürdigen Bedingungen ohne Perspektiven leben. Es sind Menschen die an unsere europäischen und damit auch an Gevelsberger Türen klopfen, führte Bürgermeister Claus Jacobi aus. Nachfolgend stellte Bürgermeister Claus Jacobi sein lokales und offensives Flüchtlingskonzept vor, welches nicht erst auf Probleme wartet, sondern von Anfang an die Flüchtlinge an die Hand nimmt um den Integrationsprozess zu beschleunigen.


Damit lenkte Bürgermeister Claus Jacobi sein und unser aller Augenmerk auf die Flüchtlingsproblematik, nachdem er im vorigen Jahr die Kinder in den Fokus gerückt hatte. Heinz Hilgers, Präsident des deutschen Kinderschutzbundes, war im vorigen Jahr als Gast nach Gevelsberg geladen worden. Passend zu dem diesjährigen Flüchtlingsthema, lud Bürgermeister Claus Jacobi den Gründer des Cap Anamur / Deutsche Not-Ärzte e.V. und Vorsitzender des Friedenskorps Grünhelme e.V. Dr.h.c. Rupert Neudeck ins Zentrum für Kirche und Kultur zum Neujahrsempfang 2015. Rupert Neudeck hielt einen beeindruckenden Vortrag.
Für Bürgermeister Claus Jacobi ist es ein weiterer Schritt, hin zu einem sozialen Gevelsberg, welches Menschen in seiner Stadt nicht alleine lässt.


v.re. Niedeck, Jürgen Gerhardt [En-Mosaik] und Andre Sicks [City-Anzeiger]  Foto: Linde Arndt

v.re. Dr.h.c. Rupert Neudeck , Jürgen Gerhardt [En-Mosaik] und Andre Sicks [City-Anzeiger] Foto: Linde Arndt

In diesem Zusammenhang hatten die Redakteure  Jürgen Gerhardt von EN-Mosaik,  sowie André Sicks vom  Cityanzeigers und die Pressefotografin Linde Arndt die Gelegenheit ein Pressegespräch mit Dr.h.c. Rupert Neudeck nach der Veranstaltung zu führen.

Jürgen Gerhardt: Ich habe sie seit ihrer damaligen Aktion, als sie tausende Vietnamesen mit der Cap Anamur gerettet haben, immer wieder aus der Ferne begleitet. Schon damals war es keine Selbstverständlichkeit die geretteten Flüchtlinge unterzubringen. Sie wurden damals massiv von vielen Politikern kritisiert.
Ich hatte allerdings ein Problem, als sie ihren Nachfolger auf der Cap Anamur Elias Bierdel, der vor 10 Jahren auf Sizilien mit 37 Afrikaner an Land ging, später kritisierten. Alle auf der Cap Anamur wurden damals verhaftet und das Schiff wurde beschlagnahmt. Später wurde Bierdel mit seiner Besatzung wegen Menschenhandel vor Gericht gestellt. Heute haben wir wieder dieses Problem. Heute droht die italienische Regierung den Fischern, die in Seenot geratene Afrikaner aufnehmen und an Land bringen, wieder mit einer Anklage wegen Menschenhandel.

Wie würden sie sich heute verhalten?

Jürgen Gerhardt: Aber sie greifen doch schon früher in den Bildungsprozess ein.

Jürgen Gerhardt: Wo kann ich als Europäer politisch in Afrika eingreifen?

Jürgen Gerhardt: Vielen Dank für das Gespräch


Leider hatte Rupert Neudeck nur begrenzt Zeit gehabt. Draußen vor der Tür stand die ganze Zeit der PKW, der Rupert Neudeck zum nächsten Ort bringen musste.
Es ist schade, wenn man solch einen wunderbaren Menschen der als herausragender Zeitzeuge im Bereich der Flüchtlingsproblematik angesehen ist, „nur“ eine begrenzte Zeit für solche ein Gespräch zur Verfügung hat. Rupert Neudeck ist inzwischen eine moralischen Instanz, die man immer wieder um Ratschläge bittet.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Gevelsberg