„A cappella Musik aus Renaissance und Gegenwart“
ChorWerk Ruhr präsentiert „A cappella Musik aus Renaissance und Gegenwart“ in Dortmund, Kempen und Essen. Erster öffentlicher Auftritt mit dem neuen Künstlerischen Leiter Florian Helgath
[Gelsenkirchen] Das ChorWerk Ruhr unter neuer Künstlerischer Leitung von Florian Helgath präsentiert an drei Abenden im April 2012 in Dortmund, Kempen und auf Zollverein in Essen „A cappella Musik aus Renaissance und Gegenwart“. In einem spannungsvollen und eindringlichen Passionskonzert stellt Florian Helgath Gesänge aus zwei unterschiedlichen Epochen einander gegenüber. Musik der italienischen Renaissance um 1600 trifft auf moderne, innovative Kompositionen, die sich mit der intensiven Thematik der Liturgie der Karwoche befassen.
[Foto © Claus Langer]
Termine:
Mittwoch, 4. April 2012, 20 Uhr Stadtkirche Sankt Reinoldi Dortmund
Donnerstag, 5. April 2012, 18 Uhr Paterskirche Kempen
Samstag, 7. April 2012, 20 Uhr Salzlager der Kokerei Zollverein Essen
Die „Lamentationen des Propheten Jeremias“ von Giovanni Perluigi da Palestrina (1525-1594), eingeführt mit einem „Incipit“ („Es beginnt“), dienen als eine Art Gerüst, um das sich alle weiteren Stücke aufbauen. Die schlichte und intensive Klangsprache bringt deutlich den klagenden Charakter dieser Musik zum Tragen. Um dem historischen Charakter zu entsprechen, werden die Lamentationen jeweils in kleineren Chorgruppen gesungen.
Das jüngste Werk im Programm „Mein Gott, mein Gott warum hast du mich verlassen?“ (2009) hat der finnische Komponist Jaakko Mäntyjärvi (*1963) in Anlehnung an die Vertonung des 22. Psalm von Mendelssohn geschrieben und bringt eine einzigartige und unverwechselbare Klangsprache hervor.
Auch das Werk „O Crux“ (1983) des norwegischen Komponisten Knut Nystedt (*1915) lebt von einer großen dynamischen Bandbreite und spannenden Dissonanzen.
Zu Beginn des 2. Programmteils erklingt das Miserere von Gregorio Allegri (1582-1652). Einen besonderen Reiz erhält dabei die räumliche Aufteilung der drei Chöre: Choralschola, Tutti und Solochor. Um zirka 1630 komponiert, wurde es in der Sixtinischen Kapelle bis 1870 in der Karwoche gesungen. Der vierzehnjährige Mozart soll das Stück 1770 bei einem Romaufenthalt gehört und später aus dem Gedächtnis aufgeschrieben haben, obwohl das Kopieren der Partitur und die Aufführung außerhalb der Sixtinischen Kapelle verboten waren.
Der Schwede Ingvar Lidholm (*1921), der mit seinen Werken in den sechziger Jahren Wegbereiter für viele weitere Komponisten war, ist einer der wichtigsten Vertreter der skandinavischen Moderne. Zu seinen bekanntesten Werken zählt das 16-stimmige „De Profundis“ (1983), welches mit der Passionsthematik nicht nur introvertiert und meditativ umgeht, sondern auch Raum für große klangliche Ausbrüche lässt.
Das ursprünglich für Streichorchester geschriebene „Agnus Dei“ (1967) von Samuel Barber (1910-1981) ist stimmungsvoller Abschluss des Programms.
ChorWerk Ruhr
Das 1999 gegründete ChorWerk Ruhr ist ein professionelles und flexibel agierendes Vokalensemble. Sein Repertoire reicht von der abendländischen Ein- und Mehrstimmigkeit bis zu großen oratorischen Werken. Der mehrfach ausgezeichnete Chordirigent Florian Helgath ist seit November 2011 Künstlerischer Leiter von ChorWerk Ruhr. Er sieht einen Schwerpunkt seiner Arbeit darin, zeitgenössische Chormusik in Bezug auf traditionelle Musikformen zu beleuchten und somit für den Zuhörer vor dem Hintergrund der reichen Musikgeschichte neu wirken zu lassen. Mit dem Ensemble aus jungen und flexiblen Stimmen setzt er Chormusik auf höchstem Niveau um.
Das ChorWerk Ruhr hat sich als eines der hochwertigen künstlerischen Markenzeichen der Region Ruhr und als Spitzenchor des Landes NRW etabliert. Seit der Gründung fanden mehr als 160 Konzerte von Alter bis Neuer Musik in Zusammenarbeit mit namhaften Orchestern statt – unter anderem mit dem Ensemble Resonanz, Concerto Köln, Musica Antiqua, musikFabrik und dem Ensemble Modern. Unter dem Dach der Ruhrtriennale entstehen seit 2002 Musiktheaterproduktionen.
Florian Helgath – Neuer Künstlerischer Leiter des ChorWerk Ruhr
Internationale Erfolge erzielte Florian Helgath als Finalist und Preisträger bei Wettbewerben wie dem Eric Ericson Award 2006 in Schweden sowie der Competition For Young Choral Conductors 2007 in Budapest. Florian Helgath ist Leiter des Dänischen Rundfunkchor und des Via Nova Chor München, mit dem er zahlreiche Uraufführungen dirigiert hat und mit nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet wurde. Darüber hinaus ist er regelmäßig zu Gast beim Chor des Bayerischen Rundfunks und arbeitete beim RIAS Kammerchor, SWR Vokalensemble, Berliner Rundfunkchor und beim Niederländischen Rundfunkchor. Auch mit Orchestern wie dem Danish Chamber Orchestra, den Münchner Symphonikern oder dem Georgischen Kammerorchester Ingolstadt hat er bereits zusammengearbeitet.
Florian Helgath sammelte seine ersten musikalischen Erfahrungen in seiner Heimatstadt bei den Regensburger Domspatzen. An der Hochschule für Musik und Theater in München studierte er das Fach Chordirigieren bei Prof. Michael Gläser. Im Frühjahr 2008 konnte er dieses Studium mit dem Meisterklassendiplom abschließen. Seine musikalische Ausbildung vervollständigte er bei internationalen Meisterkursen mit namhaften Dirigenten wie Stefan Parkman, Stephen Cleobury, Helmut Rilling, Dan-Olof Stenlund, Simon Halsey und Jos van Veldhoven. 2007 war er aktiver Teilnehmer beim 2. Chordirigierforum des Bayerischen Rundfunks und der Eric Ericson Masterclass in Haarlem/Niederlande.
Programm
Jaakko Mäntyjärvi (*1963) Mein Gott, warum hast du mich verlassen
Giovanni Perluigi da Palestrina (1525-1594) Lamentationen 1. Teil
Knut Nystedt (*1915) O Crux
Giovanni Perluigi da Palestrina (1525-1594) Lamentationen 2.Teil
Pause
Gregorio Allegri (1582-1652) Miserere
Ingvar Lidholm (*1921) De Profundis
Giovanni Perluigi da Palestrina (1525-1594) Lamentationen 3. Teil
Samuel Barber (1910-1981) Agnus Dei
[Fotos © Claus Langer]