[jpg] Endlich ist es soweit, die letzten Informationen über das 3 Ufer|1 Fest Festival sind raus. Die Veranstalter waren bis in die letzten Tage mit vollen Kräften mit der Vorbereitung hierzu beschäftigt. War es doch bis Ende Mai nicht sicher ob dieses Fest stattfinden konnte ( EN-Mosaik berichtete ). Erst durch die außergewöhnlich großzügige finanzielle Unterstützung der Stadtsparkasse Bochum war das Fest im letzten Moment gerettet worden.
Die Veranstaltergemeinschaft von 3 U f e r | 1 F e s t – der Ennepe-Ruhr-Kreis, die Städte Hattingen und Witten sowie der Bahnhof Langendreer in Kooperation mit der Stadt Bochum sind froh darüber, trotz der kurzen Vorbereitungszeit ein so abwechslungsreiches Programm präsentieren zu können.
Und was für ein Fest wird den Zuschauer geboten! An drei verschiedenen Spielorten finden sich die unterschiedlichsten kulturellen aber auch außergewöhnlichsten Highlights.
Am 3. September um 17:30 Uhr geht es mit einer Podiumsdiskussion, Haus Kemnade des NRW Kultursekretariats los. Es geht um Kultur der Nationen in unserer Region die sich multikulturell darstellt. Hier findet man den Kulturhauptstadtgedanken wieder. Überhaupt passt dieser Event gut in das laufende Programm der Kulturhauptstadt.
Um 20.00 Uhr treten die Bochumer Symphoniker mit Keyvan Saket in dem Wasserschloss Kemnade auf. Der iranischen Taar-Virtuose Keyvan Saket wird mit seinem Saiteninstrument die Werke abendländischer Komponisten wie Chopin oder Bach zusammen mit den Bochumer Symphonikern neu interpretieren. Saket, der einen internationalen Ruf genießt, macht das zum ersten mal und sieht diesen Auftritt eher als Ausnahme.
Parallel findet in Haus Kemnade die Ausstellung "Von der Gambe bis zu Grönemeyer" statt. Diese Ausstellung will die lebendige Musiktradition der Stadt Bochum verdeutlichen.
Am 4.und 5.September findet von 14:00 bis 19:00 Uhr in und um das Bootshaus Oeveney mit dem IFAK e. V. "Die bunte Kinderwelt" statt. Mitmachprogramme für Kinder von 0-14 Jahren mit Kleinkindecke, Kinderschminken, Ausgrabungen, Glücksrad, Gestaltung des
großen Paradiesvogels und jeder Menge Kreativangebote für große und kleine Kids.
Um 15:00 Uhr spielt das Theater hier eine Rolle für alle Altergruppen "Na und Theater", das Stück "Glück für den Pechvogel". Es ist ein liebevolles Stück von Sabine Jäckel das einen fantansievollen Zauber aus dem Alltäglichen nahe bringt – Spannung mit einbegriffen.
Um 17:00 Uhr finden anatolische Klänge ins Ohr der Zuhörer, Hüsnü Isik & Band, der seit 1972 eine feste Größe ist, spielt auf.
"Der Welt entrückt – Adjiri Odametey verzaubert mit ausdrucksstarker Musik", so beschreibt die Süddeutsche Zeitung ein Weltmusik-Konzert von Adjiri Odametey. Er tritt um 17:30 Uhr mit melodischen Liedern auf der zweiten Bühne auf, begleitet mit afrikanischer Harfe, Daumenklavieren, Percussion-Instrumenten, aber auch mit modernen Instrumenten wie Akkustik-Gitarre und mitreißenden Percussion-Stücken.
Zirkus ist um 18:00 Uhr im Bootshaus angesagt. Ratz Fatz – hier trainieren und treten Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 18 Jahren gemeinsam auf. Sie teilen die Begeisterung für Zirkustheater, die Verknüpfung von sportlichen Bewegungskünsten und clowneskem Theaterspiel. Die türkische Tanz- und Musikgruppe Erguvan Türk Halk Oyunlari Ekibi bereichert das abwechslungsreiche Programm.
Um 18:15 Uhr geht es auf einer anderen Bühne weiter. Das Programm der COMPANIA präsentiert sich dann mit einem Stil-Mix mit zumeist eigenen Texten. Diese besingen "Schuhe auf den Straßen des Glücks", dann einen alten Bekannten, der sich immer "köstlich amüsiert", diesmal nicht in Pankow, sondern in Heiligendamm beim G-8-Gipfel, interpretieren einen Brecht-Eisler-Song als französischen Musette-Walzer und beleuchten die schauerlichen Seiten altdeutschen Märchenguts. Das Land der Barden und Druiden wird mit einer "suite celtique" zelebriert, und an den europäischen Osten erinnert der "klezmer freilachs", erweitert um eine bekannte jiddische Weise von Jtschak Katsenelson.
COMPANIA BATACLAN ist eine 7-köpfige Band aus Bochum/ Witten/ Dortmund/ Fröndenberg.
Weiter geht es 18:45 Uhr mit: Pulse of Brazil & HeartBeat of Bahia Banda Pelodum. Sie ist mit Sicherheit als Ausnahmeband in der Deutschen Musikszene zu bezeichnen, die über eine außergewöhnliche musikalische Bandbreite verfügt und dennoch im Herzen den lebhaften afro-brasilianischen Rhythmen aus Bahia treu bleibt – ungekünstelt und voller Emotionalität. Der Einfluss der afrikanischen Kultur ist omnipräsent und stark mit dem bahianischen Lebensstil verwachsen, was bis heute unüberhör- und -sehbar in der Musik- und Tanzkultur Bahias ist.
19:30 Uhr fetzt Watcha Clan, sie gehören zu den vielversprechendsten Fusion Bands der Jetzt-Zeit.Auf der Bühne entfacht der Clan mit Gitarre, Kontrabass, Harmonium, Keyboards, Mac, Sequencern, Schlagzeugresten, Querflöte und Gesang ein Live- Gewitter aus Drum’n’Bass, Jungle, arabischen Melodien, Hip Hop, Dub und Reggae/Ragga, das seinesgleichen sucht. Und das mit nur noch 3-4 Musikern!
Dann 19:30 im Bootshaus wird es besinnlich und amüsant, der türkische Autor, Poet und Komiker Ilhan Atasoy bringt nach Auftritten von Berlin über Karlsruhe bis Wuppertal jetzt sein Solo-Programm aus politisch garantiert unkorrekter Satire, Dichtung, Wahrheit und Musik auf die Bühne. Atasoys Blickwinkel ist satirisch verzerrt. Wer hier nichts zu lachen hat, dem ist nicht zum lachen zu Mute.
Um 21:00 Uhr ist im Bootshaus Theater angesagt. F r e i e R a d i k a l e " p a r a d i e s p f a d f i n d e r " Unter der Regie von Katja Lillih Leinenweber wechselt Schauspielerin Charis Nass zwischen den verschiedenen Figuren auf dem brutal-idyllischen Sehnsuchtsschlachtfeld. Das skurrile Solo führt den Zuschauer mit abgrundtief schwarzem Humor mitten hinein in den alltäglichen, aber doch irgendwie anderen Familienwahnsinn.
Auf der Bühne findet um 21:00 Uhr das Konzert von Cumbia Cosmonauts statt. In ihrem Herkunftsland Kolumbien laufen die aktuellen Cumbia-Hits selbst vielen Salsa-Evergreens den Rang ab, und auch im Rest von Lateinamerika ist die afrokaribische Volksmusik schon lange schwer populär. Die Cumbia gründet auf ursprünglich afrikanischen Rhythmen, die durch indigene Einflüsse und europäische Instrumente wie Gitarre und Akkordeon angereichert wurden. Daraus entwickelten sich die verschiedenen Spielarten der Cumbia, die auf dem ganzen lateinamerikanischen Kontinent ihre Anhänger fanden.
Damit haben wir den 4.September erst einmal geschafft, die Ohren sind voll, das Blut kocht und die Seele hatte auch seine Nahrung bekommen.
Am 5. September schleichen sich jedoch Entzugserscheinungen ein und dem kann Abhilfe geschaffen werden.
Um 15:30 Uhr geht auf der Bühne mit NEXT GENERATION weiter. Hier setzen sich die Jugendlichen von X-Vision mit der Frage nach ihrer eigenen Zukunft auseinander und entwickeln daraus eine Bühnenshow aus Songs, Texten und Choreografien.
16:30 Uhr Trovači, seit 7 Jahren wirft die Düsseldorfer Combo einen einzigartigen "balkanisierten"Blick auf den deutschen Alltag, auf Gastarbeiterklischees und Herzschmerz-Themen. Mit über 100 live Gigs bundesweit, einer NRWTour mit der WDR Big Band, und dem rockigsten Grand-Prix Auftritt aller Zeiten 2008 ist Trovači die erfolgreichste Combo der Jugo-Diaspora.
18:00 Uhr gibt es das D u b i o z a K o l e k t i v: Das Kollektiv – 2003 von Bandmitgliedern aus Zenica und Sarajevo gegründet – ist eine der bekanntesten Musikgruppen aus Bosnien und macht inzwischen mit ihrem Mix aus Dub, Reggae und Rock europaweit Furore. Neben ihrem außerordentlichem Musiktalent schafft es die Band vor allem auch mit ihren provokanten Texten zu überzeugen. Oft handeln sie von der Ungerechtigkeit und Instabilität in ihrem Land, kritisieren Nationalismus und treten für Verständigung und Toleranz ein. Die authentischen Statements gepaart mit dem mitreißenden Sound begeisterten zuletzt die Menschen in Norwegen, Dänemark und Schweden. Und das wird am Kemnader Ufer nicht anders sein …
Jetzt ist das Bootshaus um 18:30 Uhr mit M u r a t K a y i dran: Der einzige evangelische Türke weit und breit gibt Geschichten zum Besten, in denen er von Familienfeiern hüben wie drüben berichtet und Christen wie Moslems gleichermaßen die Leviten liest. Dabei ist er Westfale durch und durch, was so weit geht, dass er seinem ehemaligen Chef – immerhin Sauerländer – viel zu Deutsch war.Trotz allem bleibt die Nase wie sie ist, und so berichtet hier einer aus dem Grenzland zwischen zwei Kulturen, wo Westfalen und Anatolien einander erschreckend ähneln …
19:00 Uhr auf der Bühne: T r a n s o r i e n t O r c h e s t r a + S e l i m S e s l e r
Unter dem Motto "Der Orient beginnt im Ruhrgebiet" nimmt das Transorient Orchestra – die interkulturell besetzte Weltmusik-Bigband aus dem Großraum Ruhrgebiet – seine Zuhörer mit auf eine spannende musikalische Reise zwischen Orient und Okzident.
Das Boothaus wartet um 20:00 Uhr mit: P a r v a n e h H am i d i
"Ich bin Parvaneh.
Seit 24 Jahren lebe ich in Deutschland, habe zwei Diktaturen überlebt, habe eine Revolution, einen Krieg, 12 Jahre Helmut Kohl, 7 Jahre Rot-Grüne Koalition und 4 Ehemänner überlebt. Habe einen schrägen Humor. Das kommt daher, dass ich aus einem schrägen Land komme. Seitdem ich in Deutschland lebe, interessiere ich mich mehr und mehr für Chemie. Allein wegen des Satzes: "Zwischen uns stimmt die Chemie nicht …".
Ich bin das Beste was der Iran exportiert hat."
Dann 20:30 auf der Bühne: B a n d i s t a
Bandista ist ein 2006 gegründetes Musik-Kollektiv aus Istanbul. Die insgesamt 7- köpfige Band sieht ihre Wurzeln in der kulturellen Vielfalt Anatoliens, betonen aber dennoch ihre internationalistische Haltung. Das lässt sich auch hören: Zum einen an ihren Texten, in denen sie gegen Nationalismus und für eine gerechtere Welt ansingen und zum anderen an ihrem Sound. Der variiert nämlich von Django bis Reggae, von Bratsch bis Ska, Dub und Afrobeat und ist immer wieder unterlegt von traditionellen anatolischen Klängen.
Jetzt haben wir aber nur die Programmpunkte aufgeführt, die allesamt umsonst besucht werden können, und auf zwei Bühnen und im Bootshaus Oeveney stattfinden. Ausnahme das Konzert der Bochumer Symphoniker mit Keyvan Saket , hier wird Eintritt genommen. Rund um den findet man auch noch internationale gastronomische Stände die manch neues Gericht in die Augen und den Magen springen lassen könnten. Es wird ein kommen und gehen sein. Denken Sie daran wir haben es im Ruhrgebiet immer international gehalten, wichtig war und ist der Mensch auf den man sich verlassen konnte. Und auf Unterhaltung pur können wir uns bei dem Programm verlassen.
Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Bochum
[alle Fotos: © Linde Arndt