Kopflos im Westen

[la] Bisher habe ich mich ja ziemlich zurückgenommen und bedeckt gehalten, aber jetzt reißt es selbst mich von der Couch. Ist es nicht schon schlimm genug, dass die WAZ-Gruppe ihre Zeitungslandschaft kaputt macht, geht der Boykott jetzt auch bei den Online-Medien weiter?

Es ist ja schon nicht schön, wenn neuerdings Artikel erscheinen, deren Verfasser nicht genannt wird und ebenso Fotos ohne Angabe des Urhebers veröffentlicht werden, (wie war das mit dem Presse- Urheberrecht?) wenn dann aber noch eine Gruppe von Personen so entartet wird, dass man ihnen die Köpfe abschneidet, dann frage ich mich schon, arbeiten jetzt Mitarbeiter an dem Redaktionssystem, die keine Ahnung haben, ist es ein stiller Protest um aufzuzeigen, wenn unsere Zeitung nicht mehr das ist was sie mal war oder sein sollte, dann soll auch das Internet in die Knie gehen, istes nur gnadenlose Schlamperei, oder was steckt dahinter? Fragen über Fragen.


 

   

Keinesfalls kann (oder möchte) ich mir vorstellen, das man mit derartigen Fotos dokumentieren möchte, dass die abgebildeten Personen "kopflos" sind oder handeln.

Das eingestellte Bild ist  übrigens kein Einzelfall. Es passiert schon eine geraume Zeit, dass Fotos beschnitten oder falsch positioniert eingesetzt werden. Ich hasse zwar persönlich die Dauerwerbungs-Bilder (ich nenne sie Eier-Butter-Käse-Werbung), wo jeder Anwesende mindestens einen, möglichst sogar noch mehr Flyer in Richtung Kamera hält und es unbedingt erforderlich ist, dass alle lächelnd und voll in Richtung Kamera schauen. Aber dann sind mir diese Bilder fast noch lieber.

Lieber "Westen". Wer immer diese Schandtaten vollbringt. Es gibt doch sicher genug Kollegen, die das verhindern und denjenigen aus dem Verkehr ziehen können.

Wie gesagt, es könnte einmal passieren und wäre dann evtl. entschuldbar (noch dazu wenn der Verursacher das anschließend täte). Aber Wiederholungstäter dieser Art vergraulen die User und beleidigen die Abgebildeten.

Ich selbst experimentiere gerne mit Fotobearbeitungsprogrammen. Sicherlich werden sich vielen von Ihnen noch an meine Artikel "Neues von der Pixelhexe" erinnern, die immer noch im Netz aufrufbar sind. Und ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Wahlkampf. Aber bei diesen Glossen wusste auch jeder direkt das es eine Glosse war (letztendlich hatte ich mich in der Serie selbst verunstaltet und nicht geschont).

Hier aber geht es um ein normales Foto (das im Kleinformat ja auch voll vorhanden ist).  Was will man dem geneigten Leser also mit dem "Cut" sagen?

 

Linde Arndt von EN-Mosaik aus Ennepetal

 

In eigener Sache

  [jpg] Sicherlich haben viele Leser unseres Blog schon gemerkt, es tut sich was bei EN-Mosaik. Wir haben ein Baby bekommen – european-mosaic.eu, layout- und designmäßig ist es ein schönes Baby geworden. Dies war notwendig, weil die europäischen Artikel ein zu Hause haben sollten. Nachdem wir nun eine Bridge mittels Script geschlagen haben, können die EN-Mosaik Leser bequem von einer Seite zur anderen wechseln. Neu ist der Twitter Ticker, an dem demnächst die Kollegen aus Brüssel und wir unsere Bemerkungen eingeben.
 Was wir bei european-mosaic noch in der Pipeline haben, ist die Überlegung, sollen wir ein App anbieten oder nicht?

Für das OS Android haben wir das App schon angefangen. Die Alternative wäre, wir würden european-mosaic in HTML 5 schreiben und  damit eine mobile Seite anbieten. Macht Sinn, da inzwischen über 1 Milliarde Smartphones auf dem Markt sind. HTML 5 ist zwar in den meisten Browsern integriert, aber das muss man auch sagen, nur unvollständig weil HTML 5 durch das W3C noch nicht freigegeben wurde.

Leider müssen wir uns aber an anderer Stelle  zurück ziehen, wenn wir in Zukunft aus Brüssel schreiben. Der Arbeitsaufwand umfasst für uns im Moment 18 Ausschüsse, davon einen Sonderausschuss. Für Ennepetal werden wir lokal, wenn es geht, nur noch den Hauptausschuss und den Rat der Stadt beobachten. Auf der anderen Seite haben wir in unserer 5 jährigen Arbeit schon ein gewisses Netz aufgebaut, die uns sehr gut informieren werden. Was Schwelm und Gevelsberg angeht finden wir eine offene und transparente Informationsstruktur vor, die uns spontan in die Lage versetzt über einzelne Themen zu schreiben.  
Brüsseler Arbeitsbedingungen für Journalisten  Foto:© Linde Arndt

  Die Stadt Ennepetal ist da ein sehr arbeitsaufwendiges Feld, das man nur über Informanten pressemäßig bearbeiten kann.
Wir werden uns also sicher weiter das eine oder andere mal lokal einmischen. Kritischen und engagierten Journalismus zu pflegen ist eine sehr mühselige aber auch lohnende Arbeit, die uns sehr viel Respekt und Achtung eingebracht hat.

In diesem Zusammenhang denken wir auch an unsere Kollegen von der WAZ  im Südkreis. Um es mal klar und deutlich zu sagen, die Kollegen von der Westfälischen Rundschau sind so wie wir das sehen zuerst gefeuert worden und dann mit anderen Bedingungen ( Weniger Gehalt ) bei der Westfalenpost eingestellt worden. Es tut uns Leid. Aber, so werden die Neoliberalen sagen, dies ist die Marktwirtschaft.

Und da kommen auch die neusten Zahlen: Die Printmedien haben wieder verloren, außer den Sonntagsausgaben und einzelnen Werbeblättern. Im Werbemarkt haben die Printmedien sogarzweistellig verloren, sodass der Kostendruck weiter erhöht wurde. Das bedeutet für die Kollegen, ihr Arbeitgeber der WAZ Medienkonzern hat schlicht und einfach wie fast alle anderen Verlagshäuser die Entwicklungen im Internet verpennt. In der bestehenden Phase des  Strukturwandels reicht es nicht mehr aus Internet mit den Tageszeitungen besser zu verzahnen, das war eben gestern. Es ist jetzt eine andere Art von Journalismus notwendig um den journalistischen Auftrag zu erfüllen. Die einmal geschaffene Nähe zu denjenigen über die der Journalist schreibt muss wieder in eine kritische Distanz münden. Journalisten müssen sich dann wieder auf das besinnen, was den Beruf auszeichnete: Kompetenz, Relevanz, Originalität, Exklusivität, Schnelligkeit und Variabilität bei hoher Qualität. Ich denke in Zukunft werden sich wie im Internet schon praktiziert, kleine Teams auf Gegenseitigkeit temporär zusammenfinden um ein in der heutigen Zeit weiterreichendes Thema abzuarbeiten. Wobei die Themenstränge einer Nutzergruppe zugeordnet werden, der ein Journalist zugeordnet ist. Wir werden uns alle, Print und Online,  in der Arbeitsweise annähern um gemeinsam den Markt zu bedienen. Logischerweise müssten die Verlage nicht mehr in noch bessere Rotationsmaschinen investieren, sondern in Ausbildung ihrer Journalisten und in innovative Technologien, die den Verlag auf die revolutionären neuen Strukturen ausrichtet. Was heißt das konkret für den Südkreis? Im Südkreis sehe ich viele spannende Themen die journalistisch bearbeitet werden müssten. Politische Debatten gibt es sowohl in Schwelm als auch in Gevelsberg und es sind spannende Debatten, die einen Lokaljournalisten nie arbeitslos werden lassen. Wobei Ennepetal, wie immer, eine krasse Ausnahme bildet, indem die Blätter des WAZ Konzern hier mehr oder weniger die PR Abteilung der Stadt Ennepetal abbilden und das Niveau etwas über Schülerzeitungsniveau lag und liegt.Ennepetal selber hat schon lange in einem schleichenden Prozess die politische Arbeit eingestellt. Die politischen Parteien warten auf die Erlösung von der Last der politischen Arbeit. Sitzungen werden nur lustlos abgesessen. Es wird an anderer Stelle von einer handvoll Menschen entschieden. Und  die journalistischen Themen liegen in Ennepetal massenweise auf den Straßen, gute Storys, die werden aber keiner Bearbeitung zugeführt:

  • Da wird mal eben schnell von der Stadt Ennepetal auf einem schmutzigen Parkplatz die Presse WR/WP eingeladen um eine PR Aktion für ein nicht vorhandenes Tourismuskonzept vorzustellen. Mit dem Artikel http://www.derwesten.de/staedte/ennepetal/luftige-hoehe-und-murmelnde-baeche-id7781418.html versuchte die WR/WP der Stadt Ennepetal PR mäßig zur Seite zu stehen. ( Unser Artikel als Satire dazu http://en-mosaik.de/?p=37299 ) Nur, journalistisch kann man diesen Artikel einschließlich  Bild nur unter Schülerzeitung einordnen. Das Foto wäre sicher als thematisch gelungen einzuordnen wenn die Beteiligten sich ein paar Schritte bewegt hätten. Ob als Hintergrund der Minigolfplatz, das Platsch, Gut Ahlhaus oder auch nur die Ennepe gewesen wäre, jede andere Örtlichkeit für diese Inszenierung wäre besser gewesen. Der Artikel selber hätte bei einem professionelle Journalisten viele kritische Fragen ausgelöst. Da ist die Frage nach der Konzeption für einen Tourismus mit Erlebniswert doch das mindeste welche ein Journalist hätte stellen sollen. Recherche als Tool der ersten Wahl wäre hier im Vorfeld erforderlich gewesen.
  •  Der Artikel http://www.derwesten.de/staedte/ennepetal/senioren-bleiben-in-schwelm-id7792862.html der WR/WP reiht sich da in die diversen Artikel ein. Da werden mir nichts dir nichts 80 Personen aus einem Ennepetaler Altenheim in ein Schwelmer Altenheim umgesiedelt – für immer. Im Ennepetaler Altenheim „treiben“ sich ungarische Personen herum, womit man dem Pflegenotstand entgegen wirken will. Der Kollege hat dazu keine Frage. Das das Schwelmer Haus von Curanum nur eine Gesamtkapazität von 332 Plätzen hat und auf einmal 80 (Eine ganze Etage) Menschen aufnehmen kann, ist doch mehr als erklärungsbedürftig. Das ungarische Kräfte ausgebildet werden, bedarf auch mehrerer Fragen. Was ist zum Beispiel mit der Nutzungsänderung? 25% der Gesamtkapazität waren im Schwelmer Haus frei. Auch hier kann man diesen Artikel nur als alltägliche PR für Curanum oder die Stadt Ennepetal einordnen. Eine journalistische Minderleistung sind solche Artikel, mehr aber auch nicht.

Wie sagte Katrin Krauß, Diplom-Journalistin und Dozentin an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt auf einer Fachtagung im Hause der der Süddeutschen Zeitung:
                      ….“Sie wollen recherchieren? Sind Sie sich sicher? –  Na bitte, dann tun Sie ’s doch; Sie werden schon sehen, wohin Sie damit kommen: Am Ende macht Ihnen Ihre Arbeit (Lokaljournalismus) Spaß! Das haben Sie dann davon. Sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt!“
Ich habe allerdings den Eindruck die WR/WP im Südkreis hat sich aufgegeben und sich den Spaß selber verboten.

Und zum Schluss kommen wir mal zu dem warum wir nach Brüssel gehen. Hier in unserer Redaktion haben wir gemerkt, dass ein gewisser Anpassungsmechanismus einsetzte. Wir merken, vieles wird von uns immer öfter hin genommen. Wir fragen nicht mehr so oft und wir sind immer weniger neugierig, schauen nicht hinter die Kulissen. Das wäre beinahe daneben gegangen. Und so war es nur schlüssig uns nach neuen interessanteren Betätigungsfeldern umzusehen. Wir wollen uns weiter entwickeln und wir wollen keine PR Abteilung irgendeiner Stadt sein. Wir haben da gezweifelt, wo andere sicher waren  und uns mit ihrer gelebten Vergangenheit erschlagen haben. Herbert Riehl-Heyse, einer der großen deutschen Journalisten, sprach von dem immer zweifelnden Journalisten, der, sobald er keine Zweifel mehr hat, kein guter Journalist mehr sein kann. Wir wollen aber gute Journalisten sein und wenn das nicht geht zumindest auf dem Weg sein.
Und in Düsseldorf und Brüssel? Sicher ist das alles viel größer. Sicher haben wir in Brüssel und Düsseldorf optimale Arbeitsbedingungen. Nur wir brauchen geistige Nahrung die uns inspiriert. Und wir brauchen Politiker die streiten, streiten um eine Zukunft in der unsere Kinder leben wollen, nicht nur leben können. Und dort wollen wir als Journalisten kritisch begleiten, wollen unser Meinung sagen und wollen unsere Zweifel anmelden und das in den 23 offiziellen Sprachen der EU.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal

Ekel Alfred – Ein Herz und eine Seele

 

Am 6. April 2013 um 20 Uhr ist das Schauspiel „Ekel Alred“ in der Aula des Reichenbach-Gymnasium Ennepetal zu sehen.

Mit Christiane Rücker, Georg Troeger, Tom Keidel u. a.

Ekel Alfred, seine Frau Else, die „dusselige Kuh“, ihre Tochter Rita und ihr „roter“ Schwiegersohn Michael – sie sind die deutsche Familie der biederen Bundesrepublik. Wolfgang Menges Fernsehserie, die von 1973 bis 1976 produziert und seitdem dutzendfach ausgestrahlt wurde, hat mittlerweile Generationen von Zuschauern Bauchschmerzen vor Lachen bereitet. Dabei liegt es sicher nicht nur an Alfreds spitzer Zunge und der gutherzigen Naivität seiner Frau, nicht nur an den nahtlos und völlig politisch unkorrekt aneinander gereihten Vorurteilen, dass die Tetzlaffs Kultstatus genießen. Mit Sicherheit findet sich ein großer Teil des Publikums auch in den Niederungen des Familien- und Beziehungsnahkampfs wieder, die von Alfred, dem Giftzwerg, genüsslich zelebriert werden.

Karten zum Preis von 11,–, 14,–, 17,– & 20 € sind an der Abendkasse erhältlich. Telefonische Kartenvorbestellungen sind unter der Rufnummer 02333-979300 oder per E-Mail an kultur@ennepetal.de möglich.

Europa funktioniert eben anders

[jpg] Europa hat viele ungeschriebene Regeln. Immer wenn wir Europa als überflüssig ansehen und uns auf unsere nationale Couch zurück ziehen wollen, sollten wir uns vorher zumindest ein paar dieser Regeln ansehen. Aus diesen Regeln lassen sich die Alternativen ableiten.

  • Wenn die europäischen Staaten ein Problem haben, redet man über dieses Problem.
  • Wenn die europäischen Staaten eine gemeinsame Entscheidung treffen, wird es auch eine gemeinsame Entscheidung, die jeden der Staaten ein gutes Gefühl vermitteln. Alle gehen als Sieger aus diesen Verhandlungen.
  • Keine Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Anderen.
  • Alles was im Consilium im Justus-Lipsius-Gebäude in den Räumen des Rates besprochen wurde, bleibt auch in diesen Räumen. Die Inhalte werden über eine gut organisierte Presseabteilung durch den Präsidenten des Rates, zur Zeit Herman Van Rompuy, über die nationalen Pressesprecher an die Öffentlichkeit gebracht.

Es gibt noch mehr solcher Regeln die vernünftig sind und zur Anwendung kommen.

                                     quadriga-bruessel

"Le quadrige du Brabant " in Brüssel

 
Wenn wir uns nun die europäische Geschichte ansehen, so werden wir immer wieder nur kurze Zyklen des Friedens aufspüren. Die Völker Europas haben sehr viel Blut vergossen. Ohne Grund? Nein sicher nicht, jeder Staat hatte einen guten Grund einen Krieg gegen seinen Nachbarn zu führen. Wobei, es gibt eigentlich keinen Grund Menschen zu töten. Die beiden letzten Kriege führten die Völker Europas an den Abgrund. Die verantwortlichen Staatsmänner Europas sahen, dass der nächste Krieg den Untergang Europas bringen würde. Und dies war eine Motivation das Projekt Europa zu beginnen. Und wenn sie die obigen Regeln überdenken wird man zu der Meinung kommen, ein Krieg hat kaum eine Chance. Er ist zumindest fast unmöglich. Aber, und das ist das schlimme an dem europäischen Projekt: Alles dauert so unendlich lange, weil im schlimmsten Falle 27 (28) Staaten unter einen Hut gebracht werden müssen. Was aber wäre die Alternative? Jemand würde den Staaten sagen was sie tun oder zu lassen haben? Nein, um Gottes Willen. Im gleichen Augenblick wäre das Projekt Europa gescheitert. Denn die europäischen Staaten wollen nicht unter einem Hegemon leben, weder unter Großbritannien noch unter Frankreich, Deutschland oder wem auch immer.

Im Moment scheint Europa in Auflösung zu sein, die Währung, der Euro, ist nicht so hart. Die Schulden der einzelnen Staaten gehen über die vereinbarte Grenze von 60% hinaus. Die großen Staaten, einschl. Deutschland, haben diese selbst gesteckte Grenze gerissen. Zypern, welches 2011 noch mit 61 % zu den guten Staaten gehörte, steht Mitte 2012 auf einmal kurz vor dem Staatsbankrott. Es wurde verhandelt bis es nicht mehr ging. Mitte März 2013 war der Staatsbankrott Zyperns unausweichlich und nicht mehr abwendbar. Sind diese Vorkommnisse nun auf Europa oder den Euro zurück zu führen? Wohl kaum. Denn wenn ein Staat schlecht wirtschaftet, kann man doch nicht die Währung verantwortlich machen. Auch ist es sicher weit hergeholt die Staatengemeinschaft für ein Versagen eines einzelnen Staates zur Verantwortung zu ziehen. 

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Herman Van Rompuy  President European Council
   Brüssel hat bis jetzt das einzig richtige getan, es hat solidarisch gehandelt und geholfen. Nur Hilfe kann doch nur Hilfe zur Selbsthilfe sein. In diesem Zusammenhang kam die Forderung auf, Brüssel sollte doch bitte die gesamten Schulden übernehmen.
Und als Brüssel einen Eigenanteil forderte, war das Lamento groß. Es setzte ein Abgesang der gemeinsamen Währung Euro ein. Die Deutschen meinten sogar, sie müssten jetzt alles bezahlen.
Tatsächlich müssen die Beträge die Zypern und andere Staaten der EU erhalten haben von diesen an die EU zurück gezahlt werden.
 

 Warum aber das Geschrei in vielen Staaten der EU? In Deutschland möchte man von seinen eigenen Schwierigkeiten ablenken, immerhin hat Deutschland eine Staatsverschuldung von über 80%, also 20% über den erlaubten 60%.
Und diese Staatsverschuldung ist eigentlich noch höher, denn die immensen Abschreibungen, die durch die Bildung der Bad Banken notwendig gewesen waren, sind noch nicht getätigt. Milliarden Euro, die nur noch ein paar Cent wert sind, stehen noch in den staatlichen Büchern. Auch sind die notwendigen gesetzlichen Änderungen hinsichtlich der freien Finanzmärkte noch nicht umgesetzt worden, ja, sogar nicht einmal angedacht. Es wird also weiter gezockt werden. Wenn heute so laut nach den nationalen Währungen gerufen wird, haben viele vergessen wie es vor dem Euro war und was zu dem Euro führte. Denn seit es den Euro gibt ist die europäische Währung gegenüber den anderen Währungen, wie Dollar, Pfund oder Franken, stabil und stark geblieben. Das bedeutet für die Exportnation Deutschland, dass ihre europäischen Handelspartner nicht mehr im Nichts landeten und damit weiter zahlungsfähig für deutsche Produkte oder Leistungen bleiben.

 Das gilt aber auch für alle anderen 27 Staaten der EU, allerdings etwas eingeschränkter.  Im Counsil auf dem Weg zu den Gesprächen[/caption] Also, wie funktioniert denn nun Europa? Es funktioniert sehr schwierig, aber, es funktioniert immer besser. US Amerika nimmt die EU sehr ernst, China, Russland und alle großen Länder wollen mit dem Brüsseler Europa an einem Tisch sitzen und gute Geschäfte machen. Nicht nur das. Dies wäre wohl kaum der Fall, wenn unsere gemeinsame Währung, der Euro, nichts wert wäre. Und wirtschaftlich?   zum-gespraech
Im Counsil auf dem Weg zu den Gesprächen

Die Europäer haben mit Airbus den größten Luftfahrtkonzern auf die Beine gestellt und die US Amerikaner innovativ und auch umsatzmäßig auf die Plätze verwiesen.

Galileo ist der Name des europäischen Navigationssatellitensystems, welches viel genauer als das US Amerikanische oder russische System ist, es könnte mit weiteren Modulen die Verkehrsströme auf der ganzen Welt optimieren und revolutionieren. Verkehrsstaus könnten optimal gelenkt werden und riesige CO2 Mengen dadurch eingespart werden. Erst 2020 wird Galileo bereit sein können; denn die US Amerikaner hatten etwas dagegen, weil dieses System ihrem eigenen weit überlegen ist. In diesem Zusammenhang sei auch auf Europa als gleichberechtigtes Mitglied im Club der Weltraumproduzenten hingewiesen. Mit den Ariane Raketen haben die Europäer ein kostengünstiges Produkt und mit dem europäischen Weltraumzentrum in Französisch-Guayana sogar einen konkurrenzfähigen und ernstzunehmenden Standort für die notwendigen Raketenabschüsse. Aber nicht nur wirtschaftlich haben wir was vorzuweisen. Was uns besonders auszeichnet sind unsere sozialen Strukturen. Menschen- und Bürgerrechte haben in Europa ein Haus mit einem eigenen Gerichtshof in Haag. Genug der Lobhudelei. Es gibt noch etwas, was in Europa nicht so ausgeprägt ist – das europäische Selbstbewusstsein. Es ist noch nicht selbstverständlich wenn ein Franzose, Brite,Tscheche oder Deutscher sagt: Ich bin Europäer mit …… Wurzeln. auf der anderen Seite ist es aber auch so, Brüssel will überzeugen nicht anordnen. In Brüssel gibt es einen Sonderausschuss: Organisiertes Verbrechen, Korruption und Geldwäsche (CRIM). Der Berichterstatter: Salvatore Iacolino schrieb direkt zu Anfang in seinem Bericht: „Vorab ist anzumerken, dass selbst in Fachkreisen keine übereinstimmende Definition des Begriffs der organisierten Kriminalität existiert.“ So funktioniert Europa. Es gibt keine übereinstimmende Definition in den 27 (28) Ländern der EU, also müssen wir darüber reden. In jedem Staat, wie zum Beispiel der USA, würde jemand diesen Tatbestand definieren und dann wäre dieser für alle gültig. Europa ist ein mehr demokratischer Staatenverbund und lernt von Tag zu Tag dazu.

im-gespraech
Janez Janša, Prime Minister Slovenia stellt sich
den Fragen der Presse
  Aber das dauert alles so lange – also Geduld. So tickt Europa und darauf können wir stolz sein. 

Das Brüsseler Europa ist aber auch nicht ohne Fehler. Der zyprische Präsident Nikos Anastasiadis ist erst seit Februar 2013 im Amt und machte keine gute politische Figur. Seinen Landsleuten wollte er die von der EU garantierten 100.000,– Euro Sparguthaben nicht zubilligen.

Ein schwerer Fehler der jedoch von den Zyprioten selber korrigiert wurde.

Der neue Euro-Gruppen-Chef und niederländische Finanzminister Jeroen Dijsselbloem, auch erst seit Januar 2013 im Amt, ging nicht gerade professionell in dem Fall Zypern an die Öffentlichkeit, indem er die Vorgehensweise der EU in der Zypenkrise als Blaupause für alle einstufte.
Dies war falsch; denn die Volkswirtschaften der 17 Eurostaaten sind nicht vergleichbar und haben alle unterschiedliche Schwachpunkte. Der Luxemburgische Finanzminister Luc Frieden und der Luxemburger Außenminister Jean Asselborn meinten, die EU hat nicht das Recht ihrem Staat vorzuschreiben, welches Geschäftsmodell ein Staat ausüben wolle. Recht haben die beiden. Nur, dies alles waren die Aufgeregtheiten in Brüssel, die doch nur eines bewiesen haben: Die Europäer reden miteinander und ringen um Problemlösungen.      

 

Jürgen Gerhardt für european-mosaic aus Brüssel

[Alle Fotos: © Linde Arndt]