Was wissen wir eigentlich von unseren Mitbürgern?

[jpg] Es geht um die Integration in Ennepetal. Nein, nicht die Behinderten sollen integriert werden. Sind die überhaupt integriert? Einen Rollstuhl im Rathaus? Das habe ich noch nie gesehen. Am Rathaus befindet sich ja eine Tür für Behinderte an der linken Seite des Neubaus. Klingeln muss der Behinderte schon um in das Rathaus rein zu kommen. Wahrscheinlich kommt dann der Bürgermeister höchstpersönlich mit Blumenstrauß um den ersten Behinderten zu begrüßen. Manchmal habe ich jedoch den Verdacht dass die Tür aufgeklebt ist um zu zeigen "He, wir sind für die Behinderten". Na ja zu den öffentlichen Ausschusssitzungen dürfen Behinderte wohl nicht, da hat man augenscheinlich vorgesorgt. Denn der Altbau hat eben keinen behindertengerechten Zugang, soweit geht das soziale Denken noch nicht auf der "Insel der Glückseligen".

Aber was soll es, die Integration ist ja noch wo anders anzuwenden. Mit dem Projekt "Komm In" hat sich ja ein Fördertopf auf das Radar der 14 Millionen Truppe der Stadt geschoben, wo man sich weiterer Mittel bedienen will. Und weitere Einnahmen zu generieren, ist für die 14 Millionen Truppe der Stadt  immer gut. Manchmal bedenkt man jedoch nicht die Bedingungen, die an dem Fördertopf hängen, wie mit dem Projekt "Jeki" (Jedem Kind ein Instrument) schmerzvoll zu erfahren war.

 

Es geht um unsere ausländischen Mitbürger, im  Amtsdeutsch "Menschen mit Migrationshintergrund", statistisch heißen diese Menschen "Nichtdeutsche". Sprachlich hört sich das irgendwie an wie , diese Menschen haben irgendeine Krankheit, zumindest sind sie nicht als normal einzuordnen. Ich bin selber Ausländer, weil ich aus Wuppertal komme. Ich wohne zwar hier warte aber seid 30 Jahren darauf hier einzuziehen.

Wie dem auch sei, diese Menschen sollen integriert werden. Nur nach der letzten Versammlung habe ich den Eindruck gewonnen, keine Seite will die Integration wirklich. Dies aus unterschiedlichsten Gründen.

Abbildung 1: Flagge an Essener Haus    

Ein Grund ist meines Erachtens nach, die Deutschen wissen überhaupt nichts oder nur wenig über die Menschen die sie als Menschen mit Migrationshintergrund bezeichnen. Und dieses Phänomen löst bei allen Beteiligten Unsicherheit aus. Die MigrationshintergründlerInnen sehen dem Treiben ihrer deutschen Mitbürger mit gemischten Gefühlen zu. Was fehlt? Es ist das Vertrauen auf beiden Seiten. Ein Dilemma?

Und jetzt soll ein Integrationsrat gewählt werden, bei dieser Grundhaltung auf beiden Seiten?
Das kann nicht gut gehen und wird der Sache Integration nicht dienlich sein.

Wir wollen einmal die Hintergründe ausleuchten worum es hier geht.

Ennepetal hat mit rund 8,6 % einen recht übersichtlichen Migrantenanteil an der Gesamtbevölkerung. Die Nachbarstadt Wuppertal hat rund 30% Migranten ein weitaus größeres Problem. Da sind ganze Stadtviertel in der Hand der Migranten und es haben sich Parallelwelten gebildet. Viel zu spät wurde das Problem erkannt man hatte es schlicht und einfach zerredet.

Man wollte Arbeitskräfte und nun stellt man verdutzt fest, man hat Menschen. 

       
   Abbildung 2: 170 verschiedene Ethnien im Ruhrgebiet  
     

Die größte Gruppe nach ihrer Herkunft sind die Türken. Sie sind aber auch die "schwierigste" (für wen) Gruppe, gehören sie doch einem Kulturkreis an, dem in der Vergangenheit, aber auch heute, pure Feindschaft entgegenschlägt. Da ist auf der einen Seite die Religion, überwiegend der Islam, der der deutschen Gesellschaft fremd aber auch feindlich erscheint. Islam, Islamisten gleich Terroristen so lautet die indirekte Botschaft die durch die Gesellschaft transportiert wird. Die sprachliche Inkorrektheit kann man jeden Tag erfahren. Ein Beispiel? "Der islamische Ahmed B. der aus der Türkei kommt raubte eine Tankstelle aus." so und ähnlich wird in der Presse getitelt. Die Analogie müsste demnach lauten: "Der christliche Paul B. der Deutscher ist raubte eine Tankstelle aus." Unschwer ist zu erkennen wie direkt oder indirekt Stimmung gegen Türken und den Islam gemacht wird. Der prozentuale Anteil von Kriminellen ist jedoch bei den Migranten genauso hoch wie bei den Deutschen, je nach Statistik sogar niedriger. Also was soll das?

In der Zwischenzeit, nämlich in der zweiten und dritten Generation, wandern mehr Türken aus als ein, und zwar durch Deutschland gut ausgebildete Türken. Es sind sogar Akademiker, die dringend von uns gebraucht würden dabei. Und hier in Deutschland denkt man darüber nach, qualifizierte ausländische Staatsbürger nach Deutschland zu holen. Ein Unding wenn man bedenkt, dass genau diese im Moment auswandern. Man müsste nur die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen nicht den Stammtischen der Nation überlassen – so einfach ist das. Die Türkei inzwischen mit einer hoch dynamischen Wirtschaft ausgestattet freut es, dass sie gut ausgebildete zwei- bis dreisprachige Türken zurück bekommt. Erkläre mir mal einer die Ratio in der deutschen Politik. Warum ist das so?  In der Türkei zurück, reden diese von uns ausgebildeten Türken davon, dass sie immer ausgegrenzt wurden. Allein die Namensnennung reichte aus, dass sie die freie Arbeitsstelle nicht bekamen. Einmal eingestellt stellten sie fest, dass es für sie keine Beförderung geben würde. Auch die Achtung der Person wurde nie angestrebt. Vielfach wurde die Essgewohnheit in Frage gestellt. In der Regel lief alles darauf hinaus die türkische Identität der Person zu rauben. Alles lief also auf eine Assimilation hinaus. Und das kann es ja nicht sein.

Diese Wunden die den Migranten beigebracht wurden, können die durch ein Instrument wie den Integrationsrat geheilt werden? Kann so Integration gelingen? Wohl kaum.
Während der Wahl im Jahre 2009 war ich mehrfach mit Türken zusammen die sich politisch auf kommunaler Ebene betätigen würden, nur immer wieder hörte ich, dass sie -wenn sie sich betätigen würden – Sanktionen befürchteten. Die Deutschen bestätigten dies auch in Gesprächen, dass sie es nicht gerne sehen, wenn sich die Türken politisch betätigen würden.

Und wir betrachten jetzt nur diese eine Ethnie, was ist mit der zweiten und dritten Gruppe die aus Russland und Polen kommen. Immerhin sind diese beiden Gruppen inzwischen auch auf über 1 Million angewachsen. Auch hier gilt es andere Verhaltensweisen zu erarbeiten um eine Integration in die deutsche Gesellschaft zu erreichen.

Es sollte aber selbstverständlich sein, wenn sich Migranten auf kommunaler Ebene betätigen; denn es ist auch ihre Stadt.

Die Frage ist, ist ein Integrationsrat nicht ein administratives Instrument welches die Unzufriedenheit der Migranten ventilieren soll, um sodann den falschen Eindruck der Teilhabe am gesellschaftlichen Geschehen zu erwecken? Denn der Integrationsrat hat ja nur eine Mitwirkungsmöglichkeit, mehr nicht.

Im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres haben wir viele gute Projekte gesehen die dazu angetan waren Integration zu befördern.
Ein besonders herausragendes Projekt, war das Hagener Zäune Projekt, welches Juden, Moslems und Christen zusammen brachte. Sie fanden sich zusammen um ein gemeinsames Theaterstück aufzuführen. Es war beeindruckend wie die Menschen aus unterschiedlichen Kulturen, zuvor fremd, durch die gemeinsame Arbeit zusammen fanden. Dies wurde aber durch eine kleine Personengruppe initiiert.
 
    Abbildung 3: Schülerinnen

Die Kultur kann Gemeinsamkeiten herstellen die letztendlich auch zu einer Integration führt, was das Kulturhauptstadtjahr nachhaltig gezeigt hatte. Der Bereich Religion fand in diesem Zusammenhang ein großes Echo aller Religionsgruppen. Was dort im Großen organisiert wurde kann sicher auch im Kleinen gelingen. Was fehlt? Es fehlen die Persönlichkeiten in Ennepetal die überzeugend agieren können. Das gemeinsame Fastenbrechen oder das Opferfest beim Islam oder das Oster- und Weihnachtsfest bei den Christen könnte ohne Probleme zusammen gefeiert werden.

Dies würde auf einer Ebene ablaufen die alle Beteiligten nachvollziehen könnten, es käme aber das notwendige Vertrauen auf.

  Das Problem ist jedoch. Wollen wir das auch? Ist es nicht nur ein Lippenbekenntnis um an die Fördergelder heranzukommen? Und dann. Was ist uns die Integration überhaupt wert?
Die Integration von Behinderten hinkt in der Gesellschaft hinterher wie das oben genannte Beispiel zeigt. Es zeigt doch eindeutig, dass wir die Integration nicht wirklich wollen. Denn wenn wir sie wollten, so könnte ein Rollstuhlfahrer und andere  Behinderte, ohne Probleme in den Ratssaal fahren und einer Ausschusssitzung beiwohnen.
 Abbildung 4: Der zukünftige Experte für Integration    

Und dann kommen wir wieder auf die Ausrede die die 14 Millionen Truppe immer gebraucht: Woanders ist es noch schlechter. Nur, woanders ist es auch besser. Und mit einem bisschen mehr Ehrgeiz wäre man bei den Besseren angesiedelt.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal

 

Warum denn so bescheiden?

[jpg] Mit der Stadt Hagen habe ich so meine emotionale Not. Auf der einen Seite bringen die Hagener große Dinge zustande und auf der anderen Seite wollen sie das so nicht an die große Glocke gehängt sehen.

Und weil die zweite Verhaltensweise vorherrschte, kamen die Hagener im Kulturhauptstadtjahr auch ziemlich spät auf unseren Radar. Eigentlich war es ein großer Sohn der Stadt Hagen der unseren Blick auf Hagen werfen lies – Karl-Ernst Osthaus. Beim Beschaffen von Hintergrundinformationen zum Kulturhauptstadtjahr stießen wir immer wieder auf Karl-Ernst Osthaus und damit auf die Stadt Hagen. Es lag nahe, die Stadt Hagen, die ja ganz in unserer Nähe liegt, zu erkunden. Wir dachten, wir würden jetzt an jeder Ecke mit Osthaus konfrontiert, aber, weit gefehlt. Auch als wir in der Innenstadt nach Osthaus fragten, wusste uns niemand etwas über ihn zu sagen.

In Wuppertal, meiner Heimatstadt, gab es Friedrich Engels. Wenn man in der Innenstadt von Barmen oder Elberfeld nach Friedrich Engels fragt, kann zumindest jeder zweite im Ansatz etwas über den Sohn der Stadt sagen. Letztendlich haben wir den Hohenhof gefunden, fanden aber, dass die Stadt Hagen etwas stiefmütterlich mit ihrem großen Sohn umgeht. Man kann das damalige Wirken von Osthaus gar nicht genug würdigen, so visionär war es, dass es noch heute Bestand hat.

Nun die andere Seite der Stadt, die meines Erachtens würdig sich in die Idee eines Osthaus einreiht:

Wir wollen über das Theater Hagen schreiben. Es ist ein für die Stadt Hagen angemessenes Theater mit mehreren Sparten, wie Ballett, Oper, Schauspiel und Jugendtheater. Die Hagener lieben ihr Theater und haben sich in Fördervereinen vorgenommen, dem Theater unter die Arme zu greifen.

Im Zusammenhang mit dem Henze Projekt des Kulturhauptstadtjahres kamen wir zum ersten mal nach Hagen. Das Ballett Moliere stand auf dem Spielplan, wozu wir uns akkreditiert hatten. Während der Pressekonferenz ergab es sich, dass das Theater Hagen schon gerne den Komponisten Hans Werner Henze in Hagen gesehen hätte. Bescheiden wie man in Hagen ist, sprach man Henze nicht an ob er denn nicht zumindest einer der Hauptproben beiwohnen könnte. Immerhin war Moliere eine Neufassung und Henze hatte diese noch nie gesehen. Gesagt getan, wir wussten Hans Werner Henze in Gladbeck anzusprechen und ihn zu einem Besuch zu animieren. Alle Beteiligten waren hoch erfreut über den Besuch von Hans Werner Henze und es brachte einen Motivationsschub ins Theater Hagen. So sollte es sein. Moliere war ein wirklich bezaubernder und für uns überraschender Ballettabend. Wobei wir von der Leistung der Ballettcompagnie sehr begeistert waren.

     
     

Warum also so bescheiden? Aber wir wurden von Hagen ja noch mehr überrascht.
Mit dem Tanztheater "Zäune" brachte Hagen etwas, was sicher landesweit beachtlich ist.
Innerhalb von 14 Tagen brachte der Regisseur Werner Hahn und die Choreografin Diana Ivancic  drei Schulklassen dazu ein komplettes Stück zur Aufführung zu bringen. Das besondere daran, es war eine Schule aus Israel mit jüdischen Glauben, eine Schule aus Berlin mit christlichen Glauben und eine Schule aus Hagen mit moslemischen Glauben. Die drei Schulen kannten sich vorher nicht und wussten trotz der bekannten Vorurteile zueinander zu  finden. Die SchülerInnen gingen freundlich miteinander um, ja, es entstanden sogar Freundschaften über die Religionsgrenzen hinweg. Das Zusammenspiel der Schüler während der Premiere konnte man getrost als professionell bezeichnen. Und das bei einer Probenzeit von nur 14 Tagen. Eine hervorragende Leistung. Aber, und das muss man sagen, dass Stück selber muss man pädagogisch als sehr wertvoll einordnen. Die drei Weltreligionen können es doch miteinander, wenn sie eine gemeinsame Zielrichtung haben. Die religiöse Identität wurde hier keinem genommen, Toleranz war das Zauberwort, was letztendlich auch zu einem vorherrschenden Vertrauen führte. Warum also so bescheiden? Das ist Kulturarbeit vom Feinsten.

   
  Foto:© Linde Arndt  

Aber das ist ja noch nicht alles was uns die Hagener zu bieten hatten. Da wurden Kinder der Schulen animiert sich für ihr weihnachtliches Märchenstück ein Plakat einfallen zu lassen. Die Gewinner dieses Plakatwettbewerbs waren ganz schön stolz als sie ihr Siegesplakat präsentierten.

Warum also so bescheiden? Westfälische Bescheidenheit?

   
  Foto:© Linde Arndt  

 
Und weiter geht es mit dem außergewöhnlichen Theater Hagen.
"HaGenial" heißt das neue Projekt welches angestoßen wurde. Der Initiator Johannes Maria Schatz  hat sich mit dem Regisseur Thilo Borowczak  zusammen getan um zum 100 jährigen Bestehen des Theater Hagens ein Stück zur Aufführung zu bringen welches so bundesweit noch nicht erarbeitet wurde. 5 Berufsschulen (heute nennt man das Berufskolleg) aus Hagen kommen zusammen um über Hagen, von Hagen und für Hagen ein Stück zur Aufführung zu bringen.

Premiere soll 2012 sein. Das Ganze geht vom Plot (Handlung), über das Libretto, die Musik, das Bühnenbild, die Kostüme bis zur Darstellung, alles von den Jugendlichen und durch die Jugendlichen dargestellt.

Gesang, Schauspielerei und Tanz muss durch die Jugendlichen erst erlernt und sodann auf die Bühne gebracht werden. Selbstredend stehen die Profis des Theater Hagens den Jugendlichen zur Seite. Es ist halt ein offenes Theater. Offen, wie eben eine Familie.  Inhaltliche Vorgaben sind: Woher komme ich? Wer bin ich? Wohin möchte ich gehen? Es sollen aber nur die Rahmenbedingungen sein. Man möchte meinen, die alten Menschheitsfragen werden hier aufgegriffen und umgesetzt. Letztendlich soll daraus ein Musical werden. Allerdings besteht noch eine kleine Finanzierungslücke, die sicher durch einen Sponsor geschlossen werden kann. Denn diese Initiative wird ganz bestimmt  landesweite Beachtung finden.

Warum denn so bescheiden? Das ist eine Theaterarbeit die das Theater der Bevölkerung nahe bringt. Quasi ein Theater zum Anfassen.

Sicher haben die Theater Bochum, Dortmund, Essen oder Duisburg eine größere Strahlkraft im Ruhrgebiet und in NRW. Aber ist es nicht so, dass sich eine überzeugende Leistung gleichberechtigt in die größeren Häuser einreihen kann? Die Leistung alleine in den vor beschriebenen Stücken steht in nichts den größeren Häusern nach.

Nein, Bescheidenheit ist ja ganz schön, aber in diesem Falle wäre Selbstbewusstsein und Selbstdarstellung sicherlich angebrachter.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Hagen.

Umjubelte Silvesterpremiere

[jpg] Willy Decker der weltbekannte Opernregisseur und Intendant der Ruhrtriennale feierte bei der Silvesterpremiere der Oper Traviata an der Metropolitan Opera in New York einen umjubelten Erfolg.
Die New Yorker gaben minutenlangen stehenden Applaus.

  2005 war Willy Deckers Inszenierung von Giuseppe Verdis La Traviata bei den Salzburger Festspielen der Sensationserfolg: Anna Netrebko in der Rolle der Kurtisane Violetta und Rolando Villazón als ihr Geliebter Alfredo begeisterten durch ihre intensive Darstellung. Diese Inszenierung hat inzwischen Kultcharakter.

An diesen Erfolg kann Willy Decker mit dieser Produktion nun in New York voll und ganz anknüpfen: Am 31. Dezember 2010 feierte La Traviata an der Metropolitan Opera in New York ihre umjubelte Silvesterpremiere. In der von Wolfgang Gussmann ausgestatteten Produktion singen nun Marina Poplavskaya, Matthew Polenzani und Andrzej Dobber. Sowohl Publikum als auch amerikanische Presse zeigen sich einhellig begeistert:

Willy Decker Foto:© Kirsten Neumann    

Pressestimmen:

“Traviata triumphant!” – “Traviata triumphierend!”
Poplavskaya "is perhaps the finest Violetta of our time." – Poplavskaya “ist die vielleicht beste Violetta unserer Zeit.”
New York Post

Willy Decker’s new staging is “an involving and theatrically daring production that belongs at the Met”. – Willy Deckers neue Inszenierung ist “eine mitreißende und wagemutige Produktion, die an die Met gehört”.
New York Times

"Poplavskaya gave a dauntlessly athletic, expressive, magnetic performance." – “Poplavskaya lieferte eine unerschrocken kraftvolle, ausdrucksstarke, anziehende Performance.”
Financial Times

Willy Decker’s production "demands to be seen." – Willy Deckers Produktion „muss man gesehen haben.”
Los Angeles Times

Weiter Aufführungen am am 7., 12., 15, 19., 22., 26. sowie 29. Januar 2011.

 

Professor Paul Willy Decker wurde am 17. Oktober 2007  zum neuen Intendanten der Ruhrtriennale berufen, die er als Nachfolger von Jürgen Flimm von 2009 – 2011 leiten wird. Decker hat an vielen großen internationalen Häuser, wie der Wiener Staatsoper, der Hamburgischen Staatsoper, an der Semperoper in Dresden, beim Maggio Musicale Fiorentino, am Royal Operahouse Covent Garden in London, beim Drottningholm Festival in Stockholm, an der Lyric Opera in Chicago, an den Opernhäusern in Brüssel, Amsterdam, Genf und Madrid sowie am Gran Teatre del Liceu in Barcelona, gearbeitet und ist ein international bekannter Opernregisseur. Für die Metropole Ruhr gibt er wichtige Impulse im Bereich der Oper und bedeutet ein Glücksfall für die Opernhäuser der Metropole Ruhr.

Die Ruhrtriennale wird durch die Kultur Ruhr GmbH betrieben, die evtl. die Nachfolge der Ruhr.2010 GmbH sein wird. Die Gespräche sind aber noch nicht abgeschlossen. (die Redaktion)

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal

 

Es darf in Ennepetal geblendet werden

[jpg] Immer wieder bemerke ich, dass an und für sich eine gute Idee in Ennepetal so breit getreten wird um letztendlich den Ursprungsgedanken  vergessen zu lassen. Heraus kommt dann ein Ergebnis das weit entfernt vom eigentlichen Gedanken war. Danach fragt man sich wofür wird das denn jetzt gemacht?

So auch am 14. Dezember 2010 im Hauptausschuss, wo eine Idee auf den Weg gebracht wurde die zwar gut aber sicherlich durch die 14 Millionen Truppe der Stadt verwässert werden wird. Warum? Es fehlt die Bindung an eine politische Zielsetzung.

  Hier geht es um die Vorlage 529/2010 vom 6. Dezember 2010. Es ist geradezu grotesk wie diese Vorlage aufgebaut wurde und letztendlich Schwächen im Bereich der Datenverarbeitung sichtbar werden.

Schwächen deshalb, weil die Daten auf die zurück gegriffen werden müssen offensichtlich nicht zentral verfügbar sind. In einer gut funktionierenden Organisation sind die Daten jedoch zentral verfügbar denn die Führung muss mittels Kennzeichenermittlung ein weit reichendes Kontrollinstrument haben. Wie anders soll eine Erfolgskontrolle funktionieren?

     

Abgesehen davon, dass der IT Bereich es bis heute nicht geschafft hat einen nennenswerten Internetauftritt für die Stadt zu erstellen, denn man könnte diesen Internetauftritt ennepetal.de fast als dilettantisch und stümperhaft bezeichnen. Aber wir orientieren uns ja nur nach den noch schlechteren Städten. Wir wollen zwar nicht die schlechtesten sein aber uns mit den schlechtesten zumindest solidarisieren.

Die Kennzahlen sollen dezentral von den Fachbereichen ermittelt und allgemein dargestellt werden. Vielleicht noch mit einer Schiefertafel? In der Vorlage wird das ganze Kennzahlensystem so verklausuliert, so dass dieses System nicht verstanden werden soll.
Am konkreten Beispiel wollen wir einmal das Arbeiten mit Kennzahlen erklären.

  • Anteil der Frauen an den städtischen Bediensteten

So soll eine Kennzahl heißen.

Unterstellen wir einmal die Stadt hat 400 Mitarbeiter. 200 meinetwegen sind weiblich, so hätten wir  eine Frauenquote von 50%. Wir könnten uns zurücklegen, weil diese Quote dem Bevölkerungsanteil entspricht. Können wir uns wirklich zurücklegen?

Die politische Forderung lautet aber:
Der Anteil der Frauen soll dem Bevölkerungsanteil entsprechen.
Nur der Anteil sollte auf allen Ebenen dem Bevölkerungsanteil entsprechen.

Und wenn wir die obigen 200 Frauen aufschlüsseln, stellen wir in der Regel fest, dass die  Frauen höchsten bis auf Sachbearbeiterinnen Ebene vorhanden sind. Darüber finden sich nur vereinzelnd sogenannte Quotenfrauen. Die politische Vorgabe ist aber seit Jahrzehnten vorhanden: Frauen auf allen Ebenen ihrem Bevölkerungsanteil gemäß einzustellen.
Nur wir Jungs geben nicht so leicht auf und wissen das auch zu verhindern. Indem wir zum Beispiel eine allgemeine Frauenquote veröffentlichen. Da müssen die Reinigungkräfte schon in der Statistik unterkommen. Und auf dieser Ebene ist eine Frauenquote von 100 % zu registrieren.

Also wie viel Frauen gibt es auf der Fachbereichs- und Abteilungsleiterebene? Ich rechne mal nicht nach, gehe aber davon aus, dass bei den konservativen Ennepetalern höchstens 8% Frauen auf  diesen beiden Ebenen zu verzeichnen sind.

Jetzt müsste die politische Forderung des Rates kommen. Meinetwegen, wenn ein Mann ausscheidet sollen diese freiwerdenden Stellen solange mit Frauen ersetzt werden bis der Anteil von 50% bilanziert werden kann.  Das entspräche dem Gleichbehandlungsgrundsatz des Grundgesetzes – es wäre also Normalität hergestellt. Übrigens eine uralte Forderung der SPD der sich die CDU später anschloss. Annemarie Renger (SPD), Rita Süssmuth (CDU), beide Bundestagspräsidentinnen und Hildegard Hamm-Brücher (FDP) haben sich immer vehement für die Gleichberechtigung der Frauen auf allen Ebenen eingesetzt, vergeblich, die Männer wollten ihre Machtpositionen nicht aufgeben. Eine der zentralen Forderungen der 68er war die Emanzipation der Frauen. Es wurde auf diesem Feld viel erreicht, aber diese Forderung ist noch nicht zur Gänze erfüllt. Auf der anderen Seite hat man damals nicht bedacht, dass es auch eines emanzipierten Mannes bedarf um mit einer emanzipierten Frau klar zu kommen.

Und hier ist das Problem,  die Männer haben sich in den Jahren nur unzureichend emanzipiert. Aus diesem Grunde werden die Forderungen nach Gleichbehandlung auch nicht erfüllt.
Und heute? Die Wirtschaft fordert nachdrücklich auf allen Ebenen einen größeren Anteil von Frauen. Warum? Die Genderstudien, z. B. der ETH Zürich, haben gezeigt, dass ein hoher Anteil der Frauen auf allen Ebenen Unternehmen erfolgreicher machen. Und das lässt sich in Euro oder Dollar messen. Das ist doch mal ein Argument dem man folgen kann, oder?

Und Ennepetal? Tja, Erfolg ist schon die Herausgabe der Kennzahl, das Erstellen der Formel und das Zusammenfügen der Zahlen. Was hinter den Zahlen steht, wen interessiert das in Ennepetal?

Ennepetal hat sicher in den 60 Jahren seines Bestehens viele Chancen gehabt, aber diese auch verpasst. Jetzt wird Ennepetal eine neue Chance verpassen.

Weil wir uns aber auf einer "Insel der Glückseligen" befinden wird dies niemals beschlossen und darüber hinaus wird die Kennzahl so dargestellt als wenn die Welt in Ordnung ist – den Reinigungskräften sei Dank.

     

     

Lasst die Vorlage eine "Runde" durch die Ausschüsse drehen der Rat muss ja irgendwie beschäftigt werden, genauso wie die 14 Millionen Truppe der Stadtverwaltung.

Und jetzt noch etwas zu der dezentralen Ermittlung. Dies ist an und für sich nicht üblich.
Vielmehr wird mittels einer Formel und einem kleinen Script automatisch zentral diese Zahl ermittelt  und sodann veröffentlicht (Heute kann man das automatisiert ins Internet stellen). Das ist genauso als wenn man das heutige Datum ermittelt. Das Script geht in den Lohn- und Gehaltsbereich und holt sich die anonymisierten Daten und errechnet nach einer Formel die Kennzahl, und gut ist. In der Regel ist dies dem Fachbereich "Zentrale Dienste", angesiedelt. In gut organisierten Städten sind diese Zahlen selbstverständlich jederzeit verfügbar und das seit Jahren.

Bei dezentraler Ermittlung ist der Aufwand viel größer und damit teurer.
Abgesehen davon dass es diese Zahl allgemein und dann noch einmal mehrmals aufgeschlüsselt geben muss – meinetwegen per Fachbereich, Gehaltsgruppe oder Planstelle.

Um es kurz zu machen es ist ein einmaliger Job für einen guten Coder von 60 Minuten und dann ist das alles erledigt. Ich befürchte aber, dass daraus ein neues Betätigungsfeld für einen städtischen Angestellten wird um die hohen Personalkosten zu rechtfertigen.

Und so sollte man die restlichen Kennzahlen als beschäftigungstherapeutische Maßnahme für unsere 14 Millionen Truppe einordnen.

Doch halt. Zwei Kennzahlen würden mich persönlich interessieren, die allerdings nicht aufgeführt sind.

1. Die eingesetzten Millionen in Oelkinghausen mit der gezahlten Gewerbesteuer der dort    angesiedelten Unternehmen in Relation zu setzen. Wie hoch mag dort der Gewinn sein?
Oder wie hoch mag dort der Verlust sein?

2.    Die eingesetzten Millionen für die Sportvereine, wie den TuS, Blau Weiß und andere. Hat die Stadt Ennepetal dadurch einen Imagegewinn erreicht? Wie hoch ist die Zufriedenheit der Gesamtbevölkerung mit diesen Vereinen dadurch? Wie zufrieden sind die Freizeitkicker der Vereine in diesen Vereinen? Würden die Vereinsmitglieder weiterhin ihrem Freizeitvergnügen nachgehen wenn sie für dieses Vergnügen selber bezahlen würden?

So ist es eben mit Zahlen, der eine arbeitet mit ihnen, der andere nimmt diese Zahlen  als dekoratives Blend-  und Beiwerk.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal.

 

Winter: Eine schwere Zeit für unser Wild

(pen) Die derzeit vorherrschende Wetter- und Schneelage macht die Futtersuche für unser heimisches Wild sehr schwer. Deshalb wird in den Wintermonaten der Stoffwechsel zum Beispiel beim Rehwild gegenüber den Sommermonaten um bis zu 50% reduziert, damit weniger Energie verbraucht wird. Kommt es jedoch zu Störungen, wird der Stoffwechsel hoch gefahren und das Wild leidet verstärkt unter dem Nahrungsmangel. Beunruhigungen innerhalb der Einstände der Wildtiere, zum Beispiel durch freilaufende Hunde, sollten genauso vermieden werden, wie das Verlassen der ausgewiesenen Spazierwege.
Die Untere Jagdbehörde bittet deshalb alle Bürgerinnen und Bürger im Interesse des notleidenden Wildes, ihre Hunde bei Waldspaziergängen an der Leine zu führen und die ausgewiesenen Waldwege nicht zu verlassen.

 

„Last Call“ für kreative Videofilmer

„Last Call“ für kreative Videofilmer 
Deutscher Jugendvideopreis 2011 und Video der Generationen 2011 
Einsendeschluss am15. Januar 2011 – Preise im Gesamtwert von 25.000 Euro

KJF Remscheid, Januar 2011.Endspurt bei den Bundes-Videowettbewerben! 
Der Deutsche Jugendvideopreis richtet sich an Medienprojekte mit Kindern und Jugendlichen und den Filmnachwuchs bis 25 Jahre. 
                               

Ältere Filmfans der Generation 50plus und Teams mit Senioren und Jugendlichen können ihre Produktionen beim Wettbewerb Video der Generationen einreichen. 
Gefragt sind alleThemen und Umsetzungsformen, das zusätzliche Sonderthema lautet „Grenzenlos“. Informationen gibt es auf
www.jugendvideopreis.dewww.jugendvideopreis.de und www.video-der-generationen.de.

Der Einsendeschluss ist am 15.01.2011. 
 
Die Preise im Gesamtwert von 25.000 Euro werden am 19. Juni 2011 beim Bundesfestival Video in Gera vergeben. Neben den Auszeichnungen des Bundesfamilienministeriums warten auf die Gewinner weitere wertvolle Sachpreise der Firmen Adobe und Canon. Die Wettbewerbe haben das Ziel, die Medienkompetenz von Kindern, Jugendlichen und älteren Menschen zu fördern. Über 7.000 Medienmacher haben sich in vergangenem Jahr an ihnen beteiligt. Veranstalter ist das Kinder- und Jugendfilmzentrum in Deutschland (KJF). 
 
 
Kontakt: 
Kinder- und Jugendfilmzentrum in Deutschland (KJF)
Küppelstein 34
42857 Remscheid
Tel.: 02191-794-257
Fax: 02191-794-230
E-Mail: drees-krampe@kjf.de

Wie viel Kultur können wir uns leisten? ODER Die Idee aber will weiter wachsen


[jpg] Ruhr 2010 zieht Bilanz: Was wurde erreicht? Was wurde gelernt? Was ist zu tun?
Das sind die drei Felder über die es nachzudenken gilt. 

Die Verantwortlichen dieses Spektakels.

Spektakels? Nein! Es war nicht mehr und nicht weniger als ein Impuls dem Ruhrgebiet seine Seele bewusst zu machen oder ihr diese sichtbar zu machen. Das die Großereignisse stärker durch die Medien  kommuniziert wurden ist nachvollziehbar, war aber so nicht gewollt. Insofern ist der Vorwurf der Gigantomanie vollkommen unberechtigt und zeugt von einem mangelnden Verständnis der Adressaten.

Die Verantwortlichen des Kulturhauptstadtprojektes Ruhr.2010:

Geschäftsführer:

          
   Dr. h.c.Fritz Pleitgen      /      Dr. Oliver Scheyt /

 

und des Direktoriums:

  Prof. Karl-Heinz Petzinka als Direktor für das Themenfeld "Stadt der Möglichkeiten",  
    Steven Sloane, Musiker als Direktor für das Themenfeld "Stadt der Künste",  
    Asli Sevindim als Direktorin für das Themenfeld "Stadt der Kulturen",  
    Prof. Dieter Gorny als Musiker als Direktor für das Themenfeld "Kreativwirtschaft".  
  Marc Oliver Hänig, Pressesprecher und Öffentlichkeitsarbeit  

Lassen wir uns einmal ein Projekt der Ruhr 2010 betrachten, welches recht "unspektakulär" verlaufen war und im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres zu einem Großereignis nach Besucherzahlen avancierte:

"Jeanette Schmitz , Geschäftsführerin der Gasometer Oberhausen GmbH konnte für das Ruhr2010  Projekt "Sternstunden – Wunder des Sonnensystems" bereits rund 950 000 Besucher im Gasometer begrüßen. Es war mit Abstand die größte Ausstellung im Gasometer und damit ein herausragendes Projekt im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres."

950.000 Besucher sind sehr viel. Gemessen an was? Und wenn ich es in Relation setzen könnte (zu was), ist dann der Vorwurf der Gigantomanie angebracht? Nein! Es zeigt doch lediglich, dass es ein nicht unerhebliches Interesse an dieser Ausstellung gab. Und da diese Ausstellung über einen längeren Zeitraum lief, sollte man von der qualitativen Ausrichtung dieser Ausstellung ausgehen können. Denn wäre sie nicht so gut gewesen, wären die Besucherzahlen innerhalb einer Woche zurückgegangen – so was spricht sich schnell im Pott herum.

Aber nun zum Anfang dieser Analyse.

1.    Die Vorbedingungen

Das Ruhrgebiet war einmal industrielles Kernland Deutschlands. Hier wurde Kohle gefördert und Stahl gekocht und verformt. Um diese Industrie gruppierten sich die weiterverarbeitenden Branchen, die den Rohstoff Stahl benötigten. Bekannt war das Ruhrgebiet  aber auch als Waffenschmiede der Nation. Das Gebiet war bis Mitte der 70er Jahre mit Ruß und Dreck mehr oder weniger als "Rußland" verschrien. Hier wurde das große Geld gemacht. Mit diesem Geld wurden ganze Landstriche des restlichen Deutschlandes entwickelt, man denke an die unterentwickelten Gebiete der Eifel aber auch an das Land Bayern. Wobei Bayern heute nichts mehr davon wissen will, dass es über den Länderausgleich Gelder für seine Entwicklung bekommen hatte.

        
  Ruhrgebiet Areal / Verfasser Threedots (Daniel Ullrich)  

Das Image dieses Gebietes war auf Jahre festgeschrieben und stand einer anderen Entwicklung im Wege. Wer wollte schon in einem Schmuddelgebiet investieren, und wenn ja mit was? Oper oder Museum erwartete man sicher nicht im Ruhrgebiet, Düsseldorf oder Köln waren da die erste Adresse.Obwohl das Ruhrgebiet hervorragende Häuser zu bieten hatte und hat.

Die Großindustrie ging dann aus den unterschiedlichsten Gründen. Zurück blieben riesige Areale von Industriebrachen die eine sehr große Belastung für die Kommunen darstellte und noch darstellen. In Folge ging auch die weiterverarbeitende Industrie. Das alles führte dazu, dass die vorhandenen Arbeitsplätze weg brachen. Aber auch die Steuereinnahmen brachen dramatisch ein. Mangels Alternativen stieg die Arbeitslosigkeit in nie da gewesener Höhe, die Strukturkrise hatte NRW fest im Griff. Dieser Strukturkrise wurde nur unzureichend durch die Politik begegnet. Dazu kam die Wiedervereinigung, die die Steuergelder in die neuen Länder lenkte. Wobei die Ruhrkommunen selber mit den Wiedervereinigungskosten belastet wurden.In Folge hatten die meisten Ruhrkommunen keine Mittel um  in neue Infrastrukturen zu investieren.

Was blieb? Ein riesiges Gebiet mit rund 5 Millionen Bewohnern welches ein denkbar schlechtes Image hatte. Und dieses Image hinderte den privaten Wirtschaftssektor auch in diesem Gebiet Investitionen durchzuführen, die Standortfaktoren sahen eben nicht danach aus. Ein Impuls und ein Imagewandel wurden geradezu herbei gesehnt.

2.    Die Idee


Karl Ernst Osthaus Gemälde
  Unter dem Motto "Wandel durch Kultur – Kultur durch Wandel" trat im vorigen Jahrhundert der Hagener  Karl Ernst Osthaus in den Vordergrund.

Er versuchte die Industrie, den Handel und die Dienstleistung mit der Kultur zu versöhnen oder zumindest das diese Bereiche sich gegenseitig ergänzten um einen Vorteil daraus zu ziehen.

Die Idee ist also nicht so neu. Osthaus fiel mit seiner Frau Gertrud in Hagen auf, indem er Künstler um sich scharte und es ihnen ermöglichte frei von wirtschaftlichen Zwängen ihre künstlerischen Fähigkeiten zu entwickeln. Er arbeitet vollkommen unkonventionell, für die damalige Zeit war diese Vorgehensweise sehr umstritten.

Der Hagener Impuls ist in der Kulturgeschichte ein fester Begriff, der auf die Ideen Osthauses zurückging.

 Leider war es nur ein Impuls; denn Osthaus starb viel zu früh im Alter von 47 Jahren. Heute würde man einen Mann wie Osthaus einen beseelten Menschen nennen, der etwas bewegen kann.

Diese Idee machten die oben genannten Macher der Kulturhauptstadt 2010 zu ihrer eigenen Idee indem sie alles das was sich an Kultur im Ruhrgebiet befand nutzten und darüber hinaus bestehende kulturelle Strukturen verknüpften. Das Ergebnis: Rund 6.000 Projekte wurden initiiert oder sichtbar gemacht um das Fundament für eine Metropole Ruhr aufzuzeigen. Und die heutigen Möglichkeiten sind weitaus besser als vor hundert Jahren.

Einesteils wurde an bestehende Projekte angeknüpft, wie die Renaturierung des Emschertales, die mit der Emscherkunst verknüpft wurde und andererseits erschuf man neue Projekte wie die großen S (Schachtzeichen, Stillleben und !Sing Day of Song) der Alltagskultur. Sinn war es, eine Region darzustellen, die von der Hochkultur bis zur Alltagskultur alles bieten konnte und zwar in einer Vielfalt ohne Gleichen.

Herauskommen sollte eine kreative, innovative, polyzentrische Metropole Ruhr die sich mit seinen 53 Städten eben nicht mit einem Schmuddelimage empfahl und eben diesen schon vorhandenen Wandel im Prozess befindlich sichtbar zu machen um eine attraktive Metropole Ruhr zu befördern.

3.    Die Umsetzung

Zuerst wurde ein Kommunikationsnetz geknüpft, dass schlagkräftig genug die Botschaften und Ideen nach außen beförderte. Parallel wurden die eingereichten rund 10.000 Projekte gesichtet und  geordnet. Heraus kamen rund 6.000 Projekte unterschiedlichster Art, die ein Gesamtbild von einer Metropole ergeben sollten. Unter der gemeinsamen Dachmarke Ruhr.2010 siedelte man nach der klassischen Markenarchitektur die Rangemarken und sodann die Monomarken an. Dieses klassische Vorgehen  war erfolgreich und brachte der Ruhr.2010 auch den Marken Award 2010 ein.
Organisiert wurde eine breite Palette von kleinen und kleinsten Veranstaltungen bis hin zu Mega Ereignissen von denen weltweit berichtet wurde. Die Großereignisse brachten der Ruhr2010 den Vorwurf der Gigantomanie ein. Zur Unrecht. Denn gerade die Großereignisse zeigten ja auch das immense Kulturinteresse der Bevölkerung an ihrer Region oder Metropole. Es zeigte aber auch, es ist ein lebendiges Gebiet indem der Mut vorherrscht auch etwas Außergewöhnliches zu vollbringen. Wie anders ist es zu verstehen als sich rund 3 Millionen Menschen auf der 60Km langen A40 von Dortmund bis nach Duisburg zum Feiern einfanden. Es war ein Flair auf der Autobahn welches man eher den Franzosen zugesprochen hätte als den grummeligen Deutschen. Oder die Eröffnungsveranstaltung, jeder Veranstalter hätte sie abgesagt, nicht die Ruhr.2010. Später begründete das den Ruf der neuen Ruhris, denen Wind und Wetter nichts anhaben kann. Nur alleine diese beiden Großveranstaltungen überdeckten logischerweise die mittleren und kleinen Veranstaltungen. Der Reiz der kleineren Veranstaltungen kam aber dabei nicht zu kurz, in der Regel waren sie gut besucht. Stellvertretend sei hier der Celloherbst im Landkreis Unna erwähnt oder die Lesung des Briefwechsels von Bachmann mit Henze in Unna Massen. Veranstaltungen eben mit 100 bis maximal 400 Besuchern. Berichtet wurde nur durch die Lokalpresse. Die Pressestelle der Ruhr.2010 setzte aber auch hier ein Pressegespräch an. Diese kleinen Veranstaltungen, mit einer hohen Qualität, haben ja auch nur kleine Zielgruppen, die sich hervorragend in das Gesamtkonzept eingliederten und ein buntes Bild ergaben. Da nur lokal berichtet wurde fielen diese Veranstaltungen überregional nicht auf.

Eines soll in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben, die finanzielle Ausstattung der Ruhr.2010. 90 Millionen hat die Ruhr.2010, teilweise mit Mühen, aufgebracht. Im Gegensatz dazu hatte die Kulturhauptstadt Istanbul sofort ein Budget von 160 Millionen überwiesen bekommen. Weiterhin wurde der Kulturetat der Türkei auf rund 350 Millionen erhöht, was für die Türkei einmalig ist. Denn in der Türkei ist der Kulturetat immer ein sehr spärlicher Etat. Auch die dritte Kulturhauptstadt Pecs in Ungarn stand finanziell besser dar. Wenn mit dem Staatssekretär Hans-Heinrich Große-Brockhoff in der Staatskanzlei nicht ein sehr großer Fürsprecher gewesen wäre, wären sicherlich einige Millionen weniger geflossen.

      
   Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff  / Hannelore Kraft / Jürgen Rüttgers
 

Ruhr.2010 weitete den Kulturbegriff aus, indem es nicht nur Kultur für die Eliten organisierte, sondern der zeitgemäßen Forderung Raum gab: Kultur für jedermann zu organisieren. Ich glaube Ruhr2010 hat die alten Zöpfe die dem Kulturbegriff innewohnte dem Orkus der Geschichte überlassen. Auch der Kunstbegriff wurde unbewusst oder bewusst der Neuzeit angepasst. Die zeitgenössische Kunst hatte während des Kulturhauptstadtjahres eine große Bühne eingenommen. Die Diskussionen dauern noch heute an; die Konservativen geben eben nicht so schnell auf. In Hattingen das Morandini Tor oder in Gelsenkirchen der Herkules auf Zeche Nordstern, hier wird die Toleranz der Konservativen auf eine harte Probe gestellt. Aber – und das muss man sagen, ob es gefällt oder nicht gefällt – es ist zeitgenössische Kunst. Kunst muss und will nicht gefallen und will auch nicht jeden Idioten in Verzückungszustände bringen.
Übrigens brachte die Intention der Ruhr.2010, Kunst nicht nur für die Eliten zu organisieren, das Folkwang- und das Ruhrmuseum durch den Besucherandrang an seine personellen Grenzen. Die Stadt Essen wollte oder konnte kein Personal zur Verfügung stellen. Es war Berthold Beitz der wieder einmal in die Bresche sprang und Personal finanzierte damit keine Besucher zurück gewiesen werden mussten, so wurde kolportiert.

Nun zu dem Wesentlichen, welches die Ruhr.2010 soweit nach vorne brachte. Es war die Truppe von Öffentlichkeitsarbeitern um Marc Oliver Hänig, Clemens Baier und Felicitas Fletcher die die Presse, aber nicht nur die, mit Informationen "Just in Time" versorgte. Die Arbeitsbedingungen für die Presse waren hervorragend.  Jede Information, welche die Presse nachfragte, wurde schnellstens übermittelt, falls sie nicht schon in der Pressemappe vorlag. Der Internetauftritt war immer auf dem neusten Stand. Über Twitter und Facebook wurden teilweise aktualisierte Information und Meinungen nachgeschoben. Interviewanfragen wurden ohne Problem erfüllt. Und diese Truppe behielt immer die Übersicht, selbst in dem größten Durcheinander. Wen wundert es wenn  zum Jahresende rund 120.000 Artikel über die E- und Printmedien, durchweg positiv, bilanziert wurden. Die gesamten Artikel national und international ergaben einen werblichen Gegenwert von 95 Millionen Euro. Diese Truppe um Hänig hatte einen sehr guten Job gemacht. Sie beherrschten die Klaviatur der Kommunikation unserer heutigen Zeit. Offensiv drückten sie die Informationen in die Öffentlichkeit. Sie saßen nicht auf ihren Informationen wie es heute immer noch anderenorts üblich ist.

Dann waren da noch die Volunteers, die unermüdlich und ehrenamtlich bei allen Projekten den Besuchern den rechten Weg zeigten, sie waren jederzeit ansprechbar und halfen freundlich und verbindlich auch bei noch so komplizierten Fragen. Sie boten sich dem Besucher immer wieder an um ihn ins Bild zu setzen.

Und dann war auch noch Fritz Pleitgen, der souverän alle Projekte ins Bild setzte, begleitete und immer im Stoff war. Er stand als der Macher für alle da, seine Ausstrahlung war immer auf Erfolg gepolt. Auch wenn es mal in der Organisation knarzte wusste er dies immer zu kaschieren. Und es ging ja auch immer alles gut. Mit Oliver Scheytt stand der Zweite der Ruhr2010 zur Verfügung. Manchmal wirkten sie einzeln und wenn nötig als Team um ihr Anliegen besser durchzusetzen. Und sie brachten vieles auf die Beine, was sicher von anderen nicht so geleistet worden wäre. Ihr großes Plus war jedoch auch, dass sie vollkommen unpolitisch agierten, so kamen sie nicht in die Lagerkämpfe, kurz, alle waren politisch vollkommen unverdächtig.

4.    Konsequenzen und Aussichten

Die 110 Leute starke Truppe wurde nun  um ca. 50% reduziert und im Jahre 2011 wird der Rest abgewickelt. Einige Projekte werden noch bis Mitte des Jahres 2011 begleitet um sie dann alleine laufen zu lassen. 

Damit lässt man ein eingespieltes und erfolgreiches Team gehen, welches bei Licht betrachtet auch wirtschaftlich hervorragendes geleistet hat.

Die investierten 90 Millionen wurden mehrfach in der Metropole Ruhr wieder eingespielt. Ich schätze mal ganz konservativ, dass die nachgelagerten Investitionen gut mit 500 Millionen anzusetzen sind.

 
     Ruhr.2010 Spuren /  Foto: KNSYphotographie.de

Nur kein Investor wird hergehen und mitteilen dass seine Entscheidung durch das Kulturhauptstadtjahr ausschlaggebend war.  Das Kulturhauptstadtjahr war für viele Investoren ein Impuls genau hier in der Metropole Ruhr zu investieren. Für Touristen war es der Impuls, dieses Gebiet welches sich so anders darstellte, aufzusuchen und neu zu entdecken .Die Übernachtungen stiegen immerhin um 15%. Es ist eine Diskussion angestoßen worden, wie der ÖPNV sich besser in Verbünden aufstellen könnte. Einige Bürgermeister (nicht alle) haben wohl die Berührungsängste überwunden und streben nunmehr eine Kulturpartnerschaft mit ihren Nachbarstädten an. Durch das Twins Projekt wurden die Städtepartnerschaften wieder belebt und erbrachten Projekte die vorher nicht möglich waren. Aber einige Städte zögern immer noch die einmal geschaffenen Netze weiter zu pflegen und sie zu belasten. Wenn jetzt die Klammer Ruhr.2010 wegfällt wird man sicher in den alten Trott verfallen, dass Beharrungsvermögen ist zu groß. Das arbeiten in Netzen hat sich mit diesem Impuls der Ruhr.2010 noch nicht verinnerlicht.

Und die Politik? Beide Ministerpräsidenten, Rüttgers als auch Kraft, fanden lobende Worte für das im Kulturhauptstadtjahr Geleistete, nur sie zogen nicht die Konsequenz daraus. Nicht einmal im Ansatz wurde eine neue Gebietseinteilung in Erwägung gezogen. Nicht einmal im Ansatz wurde angedacht der Ruhr.2010 für ein weiteres Jahr die Mittel zur Verfügung zu stellen um die Arbeit zu Ende zu bringen. Auch wäre ein Regierungsbezirk Ruhr doch die logische Konsequenz nach diesem Jahr. Und im übrigen ist der Regierungsbezirk Ruhr schon längst überfällig. Wie viel Eigenständigkeit muss man denn noch zeigen um einen Regierungsbezirk zu bekommen? Der RVR will zwar die Nachfolge antreten, kann aber kein schlüssiges Konzept vorweisen. Auch die "Kultur Ruhr GmbH" steht in den Startlöchern. Immerhin hat sich die "Kultur Ruhr GmbH" mit der Ruhrtriennale einen Namen gemacht. Nur beide haben nicht die personellen Ressourcen um den einmal eingeschlagenen Weg einer Nachhaltigkeit zuzuführen.
Die Ruhr.2010 hat aber etwas geleistet was man nicht so einfach in einen Verband eingliedern kann. So ist es vorprogrammiert, dass diese Aufbruchstimmung die die Ruhr.2010 erzeugt hat verpuffen und letztendlich in irgendein Eventmanagement münden wird. Düsseldorf wird einige Millionen an Institutionen überweisen, die vorgeben die Arbeit der Ruhr.2010 fortzusetzen. Und diese Millionen werden letztendlich ohne nennenswerten Effekt versickern.

Politik sieht bei mir anders aus, nämlich eine sich bietende Chance zu nehmen und sich an die Spitze dieser Chance zu stellen, die dann zur Bewegung werden könnte.

Und die Industrie respektive Wirtschaft?

Sie hat sich in diesem Jahr 2010 trotz der Finanzkrise stark engagiert und würde dies auch weiter machen, aber mit den bewährten und kompetenten Ansprechpartnern der Ruhr.2010. Da diese aber nun wegfallen, fällt auch das gezielte Sponsoring weg, welches dem Ruhrgebiet sein neues Image erbrachte. Die Signale die die Industrie aussandte waren unüberhörbar, nur die Politik scheint im Moment schwerhörig zu sein. So wird die Wirtschaft wieder ihre eigene Wege gehen und die Gelder dort investieren wo die besten Konzepte sind, die einen Transfer gewährleisten. Und das muss nicht unbedingt das Ruhrgebiet sein.

Unverständlich ist mir auch das Rheinland vorgekommen. Nachdem Ruhr.2010 einen nachweislichen Erfolg vorzuweisen hatte, machten die Rheinländer eines, sie kappten den Rhein Ruhr Verbund um sich jetzt selbstständig zu präsentieren. Wird es demnächst eine Rhein 2020 geben? Auf einmal können es die Rivalen Düsseldorf und Köln miteinander. Da scheinen gehörige Ängste im Rheinland vorzuherrschen.

Wie also weiter?
In Oberhausen haben wir an den im Dezember 2010 verstorbenen Kollegen der WAZ Michael Schmitz gedacht der im Kulturbereich zu Hause war. Für ihn war immer alles klar: "Ja zur Kultur hieß für ihn Ja zum Leben" Und das hat Michael Schmitz in Oberhausen vorgelebt.
Und das Leben will wachsen und so sollten wir erkennen: "Die Idee (Der Metropole Ruhr) aber will weiter wachsen."

 Impressionen  

Und so war der Garant für die Idee der Metropole Ruhr die Ruhr.2010, deren Leute beseelt und mit Herzblut an dieser Idee gearbeitet haben. Tja, und die müssen jetzt gehen, weil wir uns eben nicht soviel Kultur leisten können? Nach dem Tode von dem Hagener Osthaus wurde fast alles von ihm verkauft, keiner wusste diese Idee aufzunehmen und weiter zu befördern. Geblieben sind in den Annalen nur der "Hagener Impuls" und ein paar Bauten in Hagen Das ehemalige Hagener Folkwangmuseum wurde nach Essen verkauft und arbeitet nach den Ideen eines Osthaus.

Jetzt wird nach dem Kulturhauptstadtjahr die Ruhr.2010 verkauft, übrigens ohne Not, bleiben wird vielleicht der Essener Impuls. Für die Annalen?

Wann wird man den Wert der Kultur erkennen und ihr endlich den Platz in den Budgets der Städte einräumen den sie verdient hat?

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal

alle Fotos: © Linde Arndt