Die letzte in der Staffel 2011 – Frieda Braun

[la] Tja da ist mal wieder Kultgaragenzeit und die Veranstaltung ist "ausverkauft". Wenn also bis morgen abend 19:30 Uhr (Beginn der Veranstaltung 20:00 Uhr) keiner mehr aus irgend einem Grund von seinen Karten zurücktritt, dann gibt es keine Möglichkeit den Abschluss der Kultgaragenstaffel mit "Frieda Braun" persönlich zu erleben.

Frieda Braun bringt ihre „Suerlännerin“ so authentisch auf die Bühne, dass selbst ihr Griff zum Wasserglas mit Lachern quittiert wird. Friedas Erzählungen sind geprägt von komischen Begebenheiten, merkwürdigen
Charakteren und queren Gedanken. [so heißt es im Flyer des Veranstalters]

Ihrer eigenen Website  http://friedabraun.de/ entnehmen wir:

Sammelfieber

Frieda in Hochform: In ihrem neuen Programm „Sammelfieber“ klappert sie die Nachbarschaft ab, um Spenden für den geplanten Wohltätigkeitsbasar zu ergattern. Dabei erhält sie nicht nur allerhand Nippes und Gerümpel, sondern erfährt auch, dass

  • Erwin eifersüchtig ist auf Stargeiger André R.
  • Kollekten-Agga nicht so ehrlich ist, wie ihr Ehrenamt verlangt
  • ein Wasserbett das Gleichgewicht zwischen ihr und Erwin empfindlich stören kann
  • der selbst gebraute Ökostrom der "Alten Herren" den Handmixer durchdrehen lässt
  • Ernst, Eckbert und Erhard als wiedervereinte Combo den Basar mit Musik unterstützen möchten.

[Foto: Quelle Homepage]

 

 

Und so ist sie im Programm 2011 die Letzte in der Staffel "Kultgarage" und durchaus mit der Möglichkeit, die Erste zu werden. Wie immer wird nach der Veranstaltung vom Publikum abgestimmt.

Lassen Sie sich überraschen vom Sammelfieber und Frieda Braun.

 

Veranstaltungsort: Kultgarage  –  Sparkassen-Souterrain, Eingang Südstraße

Linde Arndt für EN-Mosaik aus Ennepetal

Es hat nicht sein sollen. Oder doch?

[jpg] Der persönliche Referent von Bürgermeister Wilhelm Wiggenhagen (parteilos), Cosimo Palomba (CDU) hat sich in Schneverdingen der dortigen Bürgermeisterwahl am 11.09.2011 als Kandidat der CDU gestellt. Seine Gegnerin war die einheimische Meike Moog-Steffens (SPD). Noch nie hatte eine Kandidatin der SPD in der Gemeinde Schneverdingen eine Bürgermeisterwahl gewonnen. Nun, jetzt ist es soweit, Dank Cosimo Palomba.

 

Die Ergebnisse im einzelnen:

 

Meike Moog-Steffens (SPD)    

43,09%

Cosimo Palomba (CDU)

38,08%

 

Da in Niedersachsen die Stichwahl von der dortigen Landesregierung 2010 abgeschafft wurde ist Meike Moog-Steffens als Bürgermeisterin für die nächsten 8 Jahre gewählt.

Die beiden anderen Kandidaten Dr. Christopher Schmidt und Ben de Bruycker haben den Rest der Stimmen auf sich vereinigt.

Damit darf sich Wilhelm Wiggenhagen freuen seinen persönlichen Referenten, der zwar schon immer von Ennepetal weg wollte, weiterhin zu behalten. Es hat eben nicht sein sollen. Sicher freut sich Wilhelm Wiggenhagen auf seinen ach so erfolgreichen Referenten.

 

Ein Nebeneffekt hatte die Wahl auch noch, die CDU stürzte bei der Wahl nach Auszählung der Stimmen total ab:

 

CDU

33,21%

Minus 10,90%

SPD

42,52%

Plus 8,41

Grüne

16,64%

Plus 5,52

 

Das alles ist natürlich das vorläufige Ergebnis. Auch in Niedersachsen muss der Wahlausschuss ein Wahlergebnis für endgültig erklären.

Landesweit sind uneinheitliche Ergebnisse verzeichnet worden. Eines zeichnet sich jedoch ab, die FDP wird offenbar in Niedersachsen siebtstärkste (7) Kraft, Piraten und Linke waren weit vor der FDP. Die FDP als eine Splitterpartei? Und noch etwas. In Niedersachsen verzeichnete man eine höhere Wahlbeteiligung als 2006. Der Landesvater Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister (CDU) zeigte sich mit der Wahl allerdings weitgehendst zufrieden.

Das alles kann man nicht Cosimo Palomba zu schreiben, ihm kann man zumindest teilweise das Ergebnis von Schneverdingen zuschreiben. Immerhin hatten wir, die 14 Millionen Truppe der Stadt Ennepetal, Palomba für die Wahl freigestellt. In der "14 Millionen Truppe" der Stadt Ennepetal  gibt  es schon die richtigen Siegertypen: Sie kommen, sehen und verlieren. Danach geht es wieder zurück an den Trog von Ennepetal. Hauptsache es hat Spaß gemacht.

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik von der Kommunalwahl in Niedersachsen.

 

„Lord Moad lässt bitten“, das Krimidinner zum 100jährigen Jubiläum des theaterhagen

„Lord Moad lässt bitten“, das Krimidinner am 6. Oktober 2011 um 19 Uhr im Theaterzelt – im Rahmen der Festwoche zum 100jährigen Jubiläum des theaterhagen

 

Lord George Moad, der reiche Duke of Northumberland, hat seine Familie und Freunde zu einem ominösen Abschiedsdinner eingeladen. Inmitten der Abendgesellschaft geschieht plötzlich ein Mord, und Scotland Yard schaltet sich ein, um den Mörder unter den Gästen zu ermitteln.

   

„Lord Moad lässt bitten“ ist ein Dinner der ganz besonderen Art und gehört zu den Highlights der Veranstaltungen im Rahmen der Festwoche zum 100jährigen Jubiläum des theaterhagen. Das Krimidinner frei nach Edgar Wallace zählt zu den besten Dinner-Shows Deutschlands und erfreut sich auch unter den Feinschmeckern größter Beliebtheit. So wird in Hagen am 6. Oktober um 19 Uhr das Theaterzelt zum Gourmet-Restaurant und Tatort eines spannenden Krimis, bei dem die Abendgäste bei einem exquisiten 4 Gänge-Menü u.a. zur Klärung des Verbrechens mit behilflich sein können. Catering Nübel aus Hagen, bekannt für seine hochwertigen und anspruchsvollen Speisen, stellt das 4 Gänge-Menü für dieses Festessen zusammen; und ist auch während der gesamten Festwoche für die Gastronomie im Theaterzelt zuständig. Natürlich darf es auch an Musik nicht fehlen; ein Pianist wird den Abend musikalisch begleiten und zu hören sein werden Gesangseinlagen aus Evergreens und bekannten Melodien aus Operetten und Musicals, die diesen erlebnisreichen, humorvollen und sehr unterhaltsamen Abend wunderbar abrunden.

Die Gäste werden gebeten sich schon ab 18.30 Uhr im Theaterzelt einzufinden.

 

„Lord Moad lässt bitten“ – Krimidinner inkl. 4 Gänge-Menü

6. Oktober 2011 – 19 Uhr – Theaterzelt

Einlass ab 18.30 Uhr

Karten nur im Vorverkauf an der Theaterkasse!

Reservierungen sind möglich unter 02331/ 207-3218 

 

 

 

Ankunft! In Deinen Augen mein Leben

 

[jpg] Die Zeit der Ruhrtriennale mit Prof. Willy Decker war und ist noch in diesem Jahr eine bunte, nachdenkliche und inspirierende Zeit. Nachdenklich aber auch, weil man sich an die vielen schönen Momente der Intendanz von Prof. Willy Decker erinnert und den Abschied etwas gemildert betrachtet. Angebote der Metropolitan Opera und des Neuen Nationaltheaters, Tokio versüßen sicher den Abschied. So wird es ein freund- und friedliches Übergehen auf die Intendanz von Prof. Heiner Goebbels geben. Deshalb lassen Sie uns doch die restlichen Tage mit dem Intendaten Decker im Ruhrgebiet geniessen.

 

Prof. Willy Decker nahm als roten Faden für seine Intendanz drei Weltreligionen als Thema. Zu Beginn 2009 das Judentum mit Aufbruch! – Suche nach dem Wort,  2010 dann den Islam mit der Wanderung!- Suche nach dem Weg und nun 2011 den Buddhismus die Ankunft! – Suche nach dem Jetzt.

In einer Zeit in der das religiöse mal wieder die Gewalt hervorbringt, befasst sich Prof. Decker mit der Religion. Nicht das spaltende war Grundlage seiner Aufführungen, vielmehr zeigte er, was für einen kulturellen Wert die Religion hervorbringt. Wie die immerwährenden Fragen der Menschheit durch die Religion im Ansatz auf eine annehmbare Weise beantwortet werden.

Es ist der Glaube der die Menschheit zusammenhält und das Sinnhafte des Handelns erkennen lässt.

 


Willy Decker                               Foto: © Linde Arndt


Ministerin Ute Schäfer Foto: © Linde Arndt
  Nicht Gewalt ist die Triebkraft des Menschen, die Liebe bringt die Kraft hervor um ihn in dem Morgen bestehen zu lassen.
So ist es auch Prof. Willy Decker gelungen Geschichte für die Ruhrtriennale zu schreiben und damit das Ruhrgebiet zur Bühne einer herausragenden Kunst hervorzuheben, findet auch die Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen Ute Schäfer vor der internationalen Presse in der Jahrhunderthalle in Bochum.

Wie in den beiden vorhergehenden Jahren, so wird es auch in diesem Jahr bis zum 9.Oktober über 130 Vorstellungen mit 600 beteiligten KünstlerInnen in den Spielstätten des Ruhrgebietes geben..

  Zur Zeit haben die Vorstellungen eine Auslastung von 80%. Nur für wenige Vorstellungen sind noch Karten zu haben. Die Internetseite http://www.ruhrtriennale.de mag Ihnen ein Führer durch die Veranstaltungen sein.

Professor Willy Decker wagte etwas mit doppeltem Risiko, er führte Regie in einer Industriehalle mit einer Oper die sowieso als unspielbar eingeschätzt wird – mit der Oper „Tristan und Isolde“ von Richard Wagner. Verwundert schaute man zum Ruhrgebiet als man diese Nachricht hörte. Voller Spannung und neugierig wartete man auf die Premiere.

     
v.l.:  Anja Kampe [Isolde] /  Willy Decker [Intendant] / Ministerin Ute Schäfer / Kirill Petrenko [Dirigent]
Foto: © Linde Arndt
 

Decker, der bekennender und praktizierende Buddhist ist, sieht diese Oper als logisches Bindeglied zu dem fernöstlichen Buddhismus. Wagner, aber auch andere Künstler haben sich mit dem Buddhismus befasst, es war ihnen also nichts Fremdes. Und so beschreibt auch Wagner seiner Freundin Wesendonk seine Bedenken hinsichtlich der Oper Tristan und Isolde in Verbindung mit dem Buddhismus und der Aufführbarkeit der Oper.

Nun um es vorweg zu nehmen, es hat trotz vieler Hindernisse geklappt einen Tristan zu spielen der die Zuschauer in ihrem Innersten packt und sie auf sich selber zurück wirft.

Zur Oper wollen wir etwas später kommen.

Professor Decker hat die Premiere von Tristan in einen ganzen Köcher von Hintergrundveranstaltungen gepackt, die für sich schon alleine jeweils eigene Veranstaltungen sind.

So wurde eine Gesprächsrunde mit Prof. Decker, Regisseur Luk Perceval, Hans Günter Golinski dem Leiter des Kunstmuseums Bochum und Prof. der Religionswissenschaften Michael Brück etabliert.

„Suche nach dem Jetzt“ war das Thema in der Turbinenhalle Bochum. Es sollte eine große Besinnung und gemeinsame Verortung aller Teilnehmer für ein gewaltfreies Leben gegenüber der Umwelt und der Natur werden. Solche Gespräche gibt es meines Erachtens leider viel zu wenig.

 
Gesprächsrunde                            Foto EN-Mosaik

 


Oberbürgermeisterin
Dr. Ottilie Scholz
Foto:EN-Mosaik
  Das Kunstmuseum Bochum eröffnete mit der Bochumer Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz die Austellung „Buddhas Spur“.

Im Vorfeld konnte man die Gedanken zum Buddhismus von verschiedensten Persönlichkeiten der buddhistischen Philosophie erfahren.

Die Ausstellung selber, die so prominente Besucher wie unseren Bundestagspräsidenten Dr. Norbert Lammert vorzuweisen hatte, zeigte die heutige zeitgenössische Kunst aus Asien.

Prof. Decker betätigte sich hier zum ersten mal als Kurator. Die Exponate beschäftigten sich in der Vielzahl mit dem Inhalt des Buddhismus.

 Heitere Gelassenheit, die Anwesenheit des Nichts oder das Füllen der Leere, diese Begrifflichkeiten aus dem Buddhismus wurden in den zu sehenden Artefakten verwirklicht.

Es war ein meditierendes Gehen und Sehen der Ausstellung im Kunstmuseum Bochum. Hier der Link zu dieser wunderbaren Ausstellung, http://www.bochum.de/kunstmuseum, wo Sie auch weitere Informationen erhalten werden. Bis zum 13. November kann diese Ausstellung noch besucht werden.

   

Die Kunst der Kalligraphie mit dem Zenmeister Sasaki Gensô Rôshi war nur etwas für Kenner. Diese Kunst ist uns Europäern fremd und doch auch vertraut. Rôshi verstand es den Besuchern Einblicke in den Buddhismus über die Kalligraphie zu vermitteln. Die kalligraphischen Werke, die das Thema der Ruhrtriennale reflektierten, wurden danach in der oberen Etage dem Publikum zugänglich gemacht. „Schnee in einer Silberschale“ sind elf Kalligraphien in der der Meister seine Erfahrung mit dem Ruhrgebiet wieder gibt. Wir haben sie als pdf für Sie zur Verfügung gestellt .

Die gesamten Veranstaltungen habe ich mit den Kollegen auch wirklich als heitere und gelassene Veranstaltungen erlebt. Die Zeit verging wie im Fluge, die Worte waren wie Schwalben die ihre Botschaft trugen und die künstlerischen Werke eröffneten sich den sie ansehenden Menschen.

 

    

 
  vl: Anja Kampe (Isolde) und Christian Franz (Tristan)                    Foto: © Paul Leclaire  

Und dann kam dieser Tristan, diese Aufführung die jeden packte und an seinen Ursprung zurück führte. Vielen blieb die Luft weg in und von dieser Aufführung des Tristan.

Vorweg etwas, was Decker immer wieder betonte, die Funktion des Punktes auf dem alles sich vereinigt aber von dem auch alles ausgeht. Dieser Punkt ist ein Element der Bühne, auf welchem verdichtet wesentliche Aussagen begleitend oder auch erläuternd erscheinen. Überhaupt das Bühnenbild von Wolfgang Gussmann ist eine gelungene Reduktion des Tristan Stoffes. Gussmann und Decker passen in dieser Hinsicht vorzüglich zusammen. Gussmann hat die bestehenden Aufbauten der Industriehalle aufgenommen, die dadurch nicht störend wirken. Vielmehr fließen sie in die Abstraktion der Bühne ein. Die Bühne selber besteht aus drei nach allen Seiten beweglichen Teilen, zwei Ebenen die Räume schaffen und eine Kugel (Punkt!). Die untere Ebene ist das worauf man steht. Man steht fest oder man kommt ins trudeln, je nachdem was auf einen einwirkt. Die obere Ebene dient als Element was an äußeren Einflüssen einwirkt – sozialer Druck. Die Kugel dient der Projektion der eigenen Phantasien aber auch der Rückbesinnung. Gussmann hat mit Susana Mendoza aber auch die Kostüme gemacht. Auch hier die Reduktion auf den Inhalt des Stückes. Die Beleuchtung von Andreas Grüter schaffte mit den Videoinstallationen der "fettfilm" zusammen eine gute und stimmungsvolle unter die Haut gehende Atmosphäre.

Den schwersten Part hatten allerdings Kirill Petrenko mit den Duisburger Philharmonikern und dem Chor Werk Ruhr. Die Tristan Partitur gilt nicht nur als ambitioniert, vielmehr löst sie auch in großen Häusern öfter Irritationen aus, Irritationen; wie sollen wir den Tristan umsetzen. Gilt es doch äußerste Disziplin zu wahren, der kleinste Patzer bringt der Aufführung die schwersten Probleme. Deshalb gab es im Vorfeld auch die berechtigte Frage, warum Decker nicht den Parzival von Wagner für sein buddhistisches Jahr genommen hat. 

Nun, Decker entschied und stellte sich dieser, auch für ihn, neuen Tristan Aufgabe. Für den Tristan stimmte in dieser Halle nichts im Sinne einer Anforderun an ein  Theater. Mit Petrenko hatte er sich einen, wenn nicht gar den Partner, geholt, der dieser Aufgabe nicht nur gewachsen war. Vielmehr löste er die vorhandenen musikalischen Probleme par excellence um einer brillianten Aufführung gerecht zu werden. Die Duisburger Philharmoniker sind ein hervorragender Klangkörper, welcher in Zusammenarbeit mit Petrenko keiner manchmal bei anderen Orchestern vorhandene Selbstverliebtheit der eigenen Musik nachgeht, sodass die Sänger mit einem Wagnerstoff erdrückt werden. Sänger und Philharmoniker taten das was sie immer bei Wagner tun sollten – sich unterstützen um eine Oper wirken zu lassen.

So ging Petrenko während der Proben immer wieder mal in verschiedene Positionen der Halle um den Ton zu überprüfen. Auch die Sänger hatten Probleme die sie durch Neupositionierungen auf der Bühne lösten.

Alles in allem hat Kirill Petrenko mit den Duisburgern eine außerordentlich hervorragende und ungewöhnliche Arbeit gemacht. Er hat Wagners herausragende Tristan Oper in der Jahrhunderthalle Bochum für jeden Menschen nahe gebracht – kurz, er hat die Menschen berührt.

Nur eines sollte man nicht vergessen, die Jahrhunderthalle ist kein Opernhaus mit all seinen Möglichkeiten. Ich denke mir jedoch, dass Decker mit Petrenko den Tristan in dieser Industriehalle, mit seinen restlichen Aufbauten, den Tristan dem Publikum inhaltlich näher bringen konnte als es in einem renommierten Hause möglich gewesen wäre. Und demnächst sehen wir Kirill Petrenko ja als General Musikdirektor in München an der Staatsoper.

 
Kirill Petrenko Foto: © Linde Arndt

 

Nun zum Stück selber.

 

Die Tristan Sage ist eine alte Variation der Artus Sage. Es war Gottfried von Straßburg, der im Mittelalter immer andere Variationen dieser alten Sage in die Welt setzte. Die Tristansage selber existiert nur in Fragmenten und wurde Wagner nahe gebracht. Dieser war von dem Stoff begeistert und komponierte dann in seiner Züricher Zeit diese Oper. Er unterbrach sogar seine Arbeit am Siegfried.

Die Handlung dieser Sage ist selbst für heutige Zeiten eine ungemein spannende und packende Geschichte, Hollywood könnte solch eine Spannung nicht bringen.

 

…. er sah mir in die Augen, so sagt Isolde. Isolde wollte sich rächen und Tristan töten. Und dann dies, dieser Blick der sie nie mehr verlässt, der alles bedeutet und alles sagt aber auch alles eröffnet. Dieser eine Blick der für Beide die ganze Welt bedeutet – nicht mehr und nicht weniger. ( Dies ist der Punkt für Willy Decker) Und jetzt erst setzt die Oper Wagners ein, es hebt sich also jetzt erst der Vorhang. Im Grunde ist ja schon alles geschehen! Aber es braut sich jetzt eine Ungeheuerlichkeit sonder gleichen zusammen. Isolde wird von Tristan als Braut für seinen König geholt. Beide erkennen sich mehr oder weniger.

Isolde ist wütend und voller Zorn. Tristan den sie doch am Leben ließ erkennt sie nicht, ja, behandelt sie so ganz von oben herab? Ihre Liebe die durch seinen Blick entstand sollte keinen Bestand haben? Sie sinnt auf Rache und will diese mit einem Todestrank in die Tat umsetzen. Ihre Dienerin Brangäne soll ihr bei einem Treffen mit Tristan diesen Trank bringen. Isolde will sodann in diesem Gespräch die Sühne. Als Zeichen dieser Sühne soll er mit ihr einen Sühnetrank trinken. Brangäne bringt diesen vermeintlichen Sühnetrank der ja ein Todestrank sein soll. Beide trinken diesen Trank und meinen nun zu sterben. Nur, Brangäne hat diesen Trank durch einen Liebestrank ausgewechselt. Im nun vermeintlichen Angesicht des Todes bekennen sich die Beiden zu ihrer Liebe. Alle gesellschaftlichen Zwänge die auf Beiden lasten fallen von ihnen ab. Was bleibt ist eine Leere die mit ihrer beiden Liebe gefüllt wird. Eine Liebe die nur ein Ziel hat, eins zu werden. Diese Liebe geht über diesen einen Blick hinaus, sie schafft etwas was man das Urvertrauen nennen kann. Ängste, Eitelkeiten oder auch Stolz haben keinen Sinn mehr. Tristan und Isolde können das machen was sie zwar dachten und sich wünschten, es aber nicht konnten. Den Neubeginn, indem das Ich abfällt und nur das Sein vorhanden ist. Körper, Geist und Psyche sind in dieser Leere nicht mehr vorhanden. Den anderen und sich selber zu erfahren und mit ihm zu verschmelzen um eine ganz andere Körperlichkeit zu erreichen. Ohne Sinn und ohne Ziel nur mit der Unendlichkeit der Liebe.

Beide erwachen aus dieser Welt und finden sich in der realen Welt unsanft wieder. Es hätte nicht sein dürfen. Tristan und Isolde waren in der realen Welt doch nicht für einander bestimmt! Was haben die beiden nur getan? Das ganze Tun der Beiden ist natürlich nicht verborgen geblieben. So kommt Melot und klagt König Marke die Schuld der Beiden. Der König ist enttäuscht und entsetzt. War es doch Tristan der ihn zu dieser Heirat überredet hat. Er, der König, wollte doch nicht mehr heiraten. Tristan, der treuste der Treuen, sieht sich in einer tiefen Schuld. Sein Ausweg: Er stürzt sich in das Schwert des Melot. Isolde versucht verzweifelt Tristan nochmals zu retten – vergebens. Isolde kann nicht anders als dem Geliebten in den Tod zu folgen.

Das Wagner einer der herausragendsten Komponisten der Weltgeschichte war, darüber sollten wir keine Unterhaltung führen. Auch sollten wir uns nicht über seine weiter reichenden politischen Ansichten unterhalten. Seine Genialität in der Musikgeschichte ist es die wir uns anhören sollten. Seine Herangehensweise an solch eine Handlung wie die des Tristan wie er die Handlung befördert, wie er aber auch die Sänger fordert.


Anja Kampe                        Foto: © Linde Arndt
  Hier ist es die Ausnahmekünstlerin Anja Kampe der man diese Isolde ohne Fragen abnimmt. Ihr Zorn, ihre Liebe und das Fallen lassen, sie ist das Weib schlechthin, welches in den Sagen zu Hause ist. Sie dominiert mit klarer Stimme die Szene, es gibt hier kein Überhören.

Dagegen wirkt Christian Franz (Tristan) nicht gerade als Held. Stimmlich kann er allerdings überzeugen.

Vielleicht liegt es daran, dass Anja Kampe eine  (gottseidank) zu starke Isolde ist. Sicher hätte Wagner Anja Kampe jederzeit für seine Opern verpflichtet. Sie singt ja Wagners Frauenrollen, wie zum Beispiel die Sieglinde, mit besonderer Bravour.

Ob es nun Stephen Milling als braver und altersmüder König Marke, Claudia Mahnke als quirlige und treue Brangäne, der treue Kurwenal von Alejandro Marco-Buhrmeister und Boris Grappe als undurchsichtiger Melot ist. Alle Sänger konnten ihre Rollen überzeugend dem Publikum nahe bringen.

Einige Gedanken müssen wir noch über den Buddhismus verlieren. Einen Buddhismus als Religion gibt es nicht. Vielmehr ist der Buddhismus eine Art von Philosophie. Es gibt auch keinen Buddha, wie einige glauben machen wollen. Es gibt nur eine Buddhaeigenschaft die jeder in sich trägt. Die Lehre spricht nur von einem Kreislauf der Widergeburten aus dem es gilt auszuscheiden und ins ewige Nichts einzutauchen. Dieses Nichts ist kein Paradies, wie es die anderen Religionen „versprechen“. Vielmehr ist es ein Nichts indem die Leiden nicht mehr anwesend sind. Es ist der reine unverfälschte Geist anwesend. dem nichts anhaftet. Jetzt hat die Lehre des Buddha nur ein Problem. In dem großen Buddhaversprechen kann jemand der die Buddhaeigenschaft erreicht hat nicht ins Nichts eintauchen. Vielmehr hat er versprochen nicht eher ins Nichts einzutauchen bis er allen Wesen geholfen hat diese Buddha-Eigenschaft erreicht zu haben. Dazu gehört sicherlich eine unendliche Liebe aber auch ein genau so großes mit  Leiden. Und hier haben wir die Analogie zur Oper Tristan und Isolde. Das Werden des einzelnen der dann eine Ebene erreicht der alles anhaftende (i.S. von Normen und Regeln) zerfließen und abfallen lässt. Dieses Eintauchen, dieses Stille halten, geschieht nur im Zustand der Meditation. (Im Zen nennt man das Zazen) Es ist ein Schwebezustand der einen in eine Zeit die nicht Tag und nicht Nacht ist, hinein versetzt. Form, Funktionen und Farben sind nicht wahrnehmbar. Vollkommener Geisteszustand ist vorhanden, die Dualität der Dinge gibt es nicht mehr. So singen denn auch beide im Duett: …gib Vergessen, dass ich lebe (!) …löse von der Welt mich los..Stille. Der zweite Akt von Tristan, reines Dämmerlicht, die Protagonisten sich zugewandt, sich wie Kinder alles erklärend. Alles fließt bei den Beiden, nichts bleibt stehen.

Es ist die Abwesenheit von Leben im herkömmlichen Sinne, welches keinen Bestand haben kann. Es ist das Leben auf einen winzigen Augenblick und Punkt reduziert – ein nicht wahrnehmbarer Moment der nun ewig dauert.

 

Weitere Vorstellungen : 9., 13., 17., 20. September 2011.

 

Ich möchte noch auf die „Macbeth“ Aufführung des Regisseur Luk Perceval in der Maschinenhalle Zweckel/Gladbeck hinweisen. Auch hier ein Thema welches die buddhistische Philosophie hervorragend reflektiert. Das Shakespeare Drama in der Maschinehalle zur Aufführung zu bringen hat sicherlich einen ungemeinen Reiz. Aus zeitlichen Gründen konnten wir einer der Vorstellungen nicht persönlich folgen.

 

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Bochum

 

 

Heimatfest jetzt mit 14 Nachbarschaften?

 [jpg] Moment, „Die Lückenbüßer“ haben ja schon den Titel 14. Nachbarschaft. Sie versammeln sich immer treu und brav vor der Sparkasse. Also was denn nun? Was soll es, dann haben wir eben eine 15. Nachbarschaft die aber die 14. Nachbarschaft sein sollte oder auch sein könnte.

   

Zum 5. mal ziehen nun schon die französischen Freunde aus Fourqueux mit eigenem Wagen  beim Heimatfestzug mit. Städtepartner nennt man das Ganze, nur es trifft nicht den Kern der Verbindung; denn über die Jahre ist eine gute Freundschaft daraus geworden. Diese Freundschaft ist inzwischen so weit gediehen, dass man von der 14. Nachbarschaft spricht. Fourqueux ist zwar nur eine kleine Stadt unter 10.000 Einwohnern, jedoch diese Stadt liegt immerhin in der Region: Île-de-France, also dem Herzstück Frankreichs. So kann man auch immer wieder die Herzlichkeit und Leichtigkeit beobachten mit der die Franzosen in Schwelm auftreten. Da haben es manche Schwelmer Westfalen doch etwas schwer, zumal die Franzosen sehr schnell mit ihrem Gegenüber ins Gespräch kommen. Die westfälisch kritischen Blicke werden da einfach weg gelächelt.

   

Bürgermeister Stobbe wusste dann auch die französischen Freunde in französisch zu begrüßen, was ihm auch einen ungeteilten Beifall der Franzosen einbrachte. Überhaupt hatte sich Bürgermeister Stobbe offensichtlich mehr in seine Doppelfunktion eingelebt; denn er musste genauso wie die Franzosen auf die Schnelle nach dem Empfang zum Zug. So antwortete der französische Bürgermeister Daniel Level allen Schwelmern: Es ist noch immer ein freudiger Geist der uns leitet, im 5. Jahr mit eigenen Wagen am Heimatfestzug teilzunehmen. So waren auch alle „Les amis de Schwelm“ Mitglieder anwesend. Und das schöne, es sind inzwischen viele Freundschaften aus dieser Partnerschaft erwachsen.

Klar, es mussten noch eine Menge Ehrengäste beim Bürgermeisterempfang begrüßt werden. Und für die Werbegemeinschaft übergab Frau Weithe einen Preis an den Plattdeutschen Stammtisch der sein 25. jähriges Bestehen feierte. Ein Thema war der fehlende Nachwuchs, sowohl bei den Nachbarschaften als auch bei den anderen Vereinigungen die das heimatliche Brauchtum pflegen. BM Stobbe ehrte Claudia Bodden-Jäkel für die selbstlose Versorgung eines schwerverletzten Vekehrsteilnehmers. Es ist eben nicht mehr selbstverständlich wenn Menschen dies heute tun. Auch die Brauerei war Bestandteil der Bürgermeisterrede. Eine große Gruppe von Investoren und Gläubigern arbeitet an einer Lösung, so der Bürgermeister. „Eener vö alle, alle vö eenen“ so war es auch in den letzten Tagen in der Stadtverwaltung bestellt. Das Team hatte außerordentliches geleistet, dafür bedankte sich Bürgermeister Stobbe. Noch schnell eine schöne Zeit gewünscht und ab zum Festzug der auf viele der Teilnehmer des Bürgermeisterempfangs wartete.

Dann waren da noch einige Ungereimtheiten: Dacho Chefin Christiane Sartors Stellvertreter Bernd Winkelsträter schmiss die Klamotten hin. Warum? Er sieht seine Chefin als Gutsherrin die ihm eine Teilnahme an der Organisation der Dacho nicht ermöglichte. Wie dem auch sei, der Zeitpunkt war für alle überraschend.

Das Moderatorenteam des Heimatfestabends Enzo L.Caruso und Kerstin Heumann-Wasserkamp die diesen Job seit sechs Jahren machten, fühlten sich von der Kulturbüro-Leiterin Gabriele Weidner ausgebootet. Auch hier ein fader Beigeschmack. Na ja: Als gute Nachbarn setzt man sich zusammen und klärt solche Ungereimtheiten, wenn es not tut auch in einer lautstarken Art. Danach geht man jedoch auseinander und hat eine gemeinsame Regelung gefunden.

Nun, das musste mal im Vorbeigehen gesagt werden.

Nun zum Zug selber: Ich habe mir den Zug und das Ganze drum herum diesmal sehr bewusst aus folgendem Grund angesehen: Im vorigen Jahr war ein Streit um die Preisträger ausgebrochen, den ich nicht verstehen konnte.

Man muss sagen, wenn man den Zug bewusst gesehen hat, es waren nur erste Preise zu vergeben. Es waren nur kleine und kleinste Unterschiede die eine Preishierarchie zu ließen. Und da ist die Frage angebracht, wie eine Wertung aufgebaut wurde. Legt man nur die Kreativität und Phantasie als Maßstäbe an, so wird man je nach Vorliebe mehrere Sieger ermitteln können. Auf keinen Fall kann man einen eindeutigen Sieger ausrufen. Da waren die Sister Acts der Nachbarschaft „Zum Parlament“ welche die Zuschauer zum mitmachen animierten, die Linderhausener luden zum „We are the World“ ein oder die Oehder brachten die 50er und 60er in Erinnerung.Die „Zum Roten Wasser“ hatten fantasievoll die Würmer auf´s Korn genommen,“Brunner Nohberschaft“ wollten gar eine Rakete mit 13 Stufen ins Weltall schicken oder die „Zur alten Post“ ließen uns die Schandtaten von Max und Moritz und Konsorten recht plastisch nach empfinden. Dies sind aber nur ein paar Wagen die ich stellvertretend willkürlich aufführen würde, das aber ohne Wertung. Unangemessen finde ich die Sprachregelung von Bernd Richter in der WR als wenn der Preisträger „Linderhausen“ nur deshalb Preisträger wurde, weil man die Oberstadt nicht noch einmal als ersten Preisträger hätte haben wollen, die dann auf den zweiten Platz vor den Winterbergern verwiesen wurden. Man tut dem Heimatfest keinen Gefallen wenn man die Preisvergabe nicht transparenter gestaltet und sie danach auch noch mit solch einer Sprachregelung versieht. Heißt das nun, für nächstes Jahr sind die Oberstädter wieder die Preisträger? Wohl kaum.

Und so zog sich die Insolvenz und damit die drohende Schließung der Schwelmer Brauerei immer mal wieder durch den ganzen Zug als aktuell bewegendes Moment.

Was mich nach dem Zug bewegte, dass sind die fehlenden „Vertelkes“ über Schwelm und die Umgebung. Solche Umzüge sind auch immer wieder ein Ventil für gesellschaftliche Vorkommnisse die hier verarbeitet werden. Und hat Schwelm nichts zu erzählen? Und so möchte ich mit drei Zeilen aus dem Westfalenlied enden:

                                     …..

                      So schau auf’s Herz, nicht auf den Schein,
                      Und sieh uns grad hinein ins Aug‘,
                      Gradaus, das ist Westfalenbrauch!
                      …….
Man sollte mal über diese Zeilen nachdenken.
Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Schwelm
[mit einer Nachlese zum Schwelmer Heimatfestzug 2011]
[Fotos: © Linde Arndt]

TextilWerk Eröffnung in Bocholt – Spinnerei erstrahlt neu

 


Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe eröffnet TextilWerk in Bocholt

Historisches Spinereigebäude wird zum neuen kulturellen Standort

Am Freitag, 02.09.2011 eröffnete der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) die historische Spinnerei Herding in der Industriestraße als zweiten Standort neben dem bestehenden Webereimuseum in der Uhlandstraße, die sich gemeinsam im neu benannten TextilWerk Bocholt vereinen und als Textilmuseum, einem der acht Standorte des LWL-Industriemuseums angehören.

Ein moderner, gläserner Kubus ragt über den vier Etagen des über 100 Jahre alten Gebäudes an der Bocholter Aa und bietet eine luftige Aussicht über die Stadt und schafft eine optische Verbindung zur Weberei des Textilmuseums. Dieses Industriedenkmal der ehemaligen Spinnerei Herding wurde im Auftrag des LWL vom Stuttgarter ATELIER BRÜCKNER für eine neue Nutzung als Kulturfabrik, mit Schaulager, Sonderausstellungsflächen, Veranstaltungsräumen und Gastronomie in zwei Jahren saniert. Unter den Maximen „Beleben und neu erlebbar machen“ betonen die Architekten Prof. Dr. Uwe Brückner und Michel Casertano mittels gezielter architektonischer Eingriffe die ursprünglichen Funktionszusammenhänge der Fabrik. „Wir haben versucht bescheiden und rücksichtsvoll mit der Architektur umzugehen“, erläuterte Prof. Dr. Uwe R. Brückner die Vorgehensweise, um die Authentizität der Räume zu bewahren.

Im kompletten Gebäudekomplex sowie draußen im Eingangsbereich samt Treppenaufgang, der ein gefaltetes Tuch darstellt, sind neue und alte Bauteile vereint worden. An der Fassade und den innen befindlichen Räumen kann der Besucher die Entwicklung des Hauses ablesen. Im imposanten Foyer-Bereich fällt eine rot akzentuierte Treppe ins Auge, die als zentrales Erschließungselement dient und in den 20 Meter hohen ehemaligen Seilgang der Fabrik eingelassen wurde. Moderne Formen der Treppe führen den Besucher vom Kesselhaus über das Maschinenhaus und den Seilgang bis zu den Spinnereisälen und der ehemaligen Technikzentrale auf das Dach des Flachbaues. Die ursprüngliche Energieachse des Gebäudes – räumlich gesehen von der Erzeugung der Energie, über Umwandlung der Energie in Bewegung, zur Kraftübertragung und Absaugung der Luft – endet das Gebäude im luftigen Restaurant, einem zusätzlichen Raum, dessen vorgehängte Fassade aus stählernen Drähten einen Camouflage-Effekt erzeugen und die ehemalige Spinnerei symbolisieren. Im Innenraum des gläsernen Kubus stellt die Installation an der Decke, 88 Leuchten der 1950er Jahre, die wichtige Zeitphase der Fabrik.

Insgesamt 5,9 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket II flossen in die energetische Sanierung und den Ausbau des 1907 errichteten Gebäudekomplexes. „Wir hatten mit unserem Museum in Bocholt ein Defizit“, sagte LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch. LWL trägt Kultur in die Region und bewahrt Geschichte. Das Ziel, mehr als 500 Jahre Textilgeschichte an authentischen Orten in Münsterland zu zeigen, das das Land geprägt hat, kann nun durch die 6.000 Quadratmeter Fläche, die für Ausstellungen und Veranstaltungen zur Verfügung steht, erreicht werden.

Der neue Name „TextilWerk“ mit seinen beiden Teilen Weberei und Spinnerei macht die räumliche wie inhaltliche Erweiterung deutlich und steht für ein neues Konzept, das Dirk Zache, Museumsdirektor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) erläuterte: „Das Museum wird zum Forum, zu einem Ort der Begegnung, des sich Wohlfühlens und des Austausches“. Es entsteht eine Plattform für die Gesellschaft mit textiler Kunst, Textilgeschichte, Mode und Design.

Die Entwicklung des TextilWerkes schreitet fort, denn die geografische Lage zwischen Fußgängerzone und Aasee setzt städtebaulich weitere Ziele. „Um die Spinnerei mit Leben zu füllen, hoffe ich, dass Land, Kreis und Stadt die Chance der Regionale 2016 nutzen“, sagte LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch.

Das Eröffnungprogramm, das von Freitag, 02.09.2011 bis Sonntag, 04.09.2011 angeboten wurde, war für alle Altersgruppen vielversprechend.

Am Freitag, 02.09.2011 ab 15 Uhr war die Spinnerei bis Mitternacht öffentlich zugänglich. Es standen Führungen, Musik und Theater auf dem Programm.

Im Erdgeschoss im neuen Wechselausstellungsraum konnten die Besucher bis zum 20.11.2011 die Ausstellung „Zwischen-Räume“ besuchen, die skizzenhaft auf die zukünftigen Ausstellungen Appetit machte.

„Das Textile steckt voller Themen. Und unsere Sammlung an Maschinen, Musterbüchern und Objekten gehört zu einer der größten in Europa. Da haben wir reichlich Stoff für Dauer- und Sonderausstellungen“, erklärte Museumsleiter Dr. Hermann Josef Stenkamp.

Am Freitagabend, 02.09.2011 um 20 Uhr wurde im Drosselsaal im zweiten Obergeschoss die Ausstellung „Magdalena Abakanowicz – Laura Ford. Atelier.Industrie“ eröffnet. Zwei international renommierte Künstlerinnen, die für zwei Generationen in der Textilkunst stehen, haben ihre Werke bereits in London und New York ausgestellt, sowie schon fünfmal bei der Biennale in Venedig.

Am Samstag, 03.09.2011 und Sonntag, 04.09.2011 wurden im Rahmen des Eröffnungsfestes Führungen durch Gebäude, Ausstellungen, Vorführungen historischer Maschinen und kreative Angebote für Kinder von 10 Uhr bis 18 Uhr bei freiem Eintritt angeboten.

Weitere Veranstaltungen:

– Sonntag, 11.09.2011, 10 Uhr bis 18 Uhr, Tag des offenen Denkmals mit Führungen, Denkmalrallye und vielem mehr

– Samstag, 17.09.2011, 20 Uhr, Lockstoff. Erste lange Show der Mode

– Mittwoch, 21.09.2011, 19 Uhr, Aus aller Herren Länder. Vortrag und Führung mit Abendessen. Kosten: 22,50 Euro. Anmeldung erforderlich

– Samstag, 01.10.2011, 20 Uhr, 3. Bocholter Kriminacht

– Montag, 03.10.2011, 11:30 Uhr (Beginn), Münsterland Festival. Jason Yarde trifft das UniJAZZity. Eintritt: 13 Euro VVK, 16 Euro Tageskasse

Nähere Informationen entnehmen Sie im Internet unter:

http://www.lwl.org/LWL/Kultur/wim/portal/S/bocholt/ort/

Text: Zdena David, Onlineredaktion www.muensterland-events.de

  Bild 1: Sie freuen sich auf die Eröffnung der historischen Spinnerei, einem der zwei Museen des TextilWerkes Bocholt und stehen am gläsernen Kubus: Dirk Zache, Museumsdirektor des LWL, Prof. Dr. Uwe R. Brückner, ATELIER BRÜCKNER, Dr. Wolfgang Kirsch, LWL-Direktor, Dr. Hermann Josef Stenkamp, Standortleiter und Michel Casertano, ATELIER BRÜCKNER (v.l.).

Foto: ZD, Onlineredaktion www.muensterland-events.de

 

Bild 2: Eingangsbereich der Spinnerei in der Industriestraße 5 in Bocholt, wo alte und neue architektonische Formen sich begegnen und teilweise zusammenfließen.

Foto: ZD, Onlineredaktion www.muensterland-events.de

 
Bild 3: Prof. Dr. Uwe R. Brückner, ATELIER BRÜCKNER und Dr. Wolfgang Kirsch, LWL-Direktor. 

Foto: ZD, Onlineredaktion www.muensterland-events.de

 
Bild 4: Imposante rot akzentuierte Treppe im Foyer der Spinnerei.

Foto: ZD, Onlineredaktion www.muensterland-events.de

 

Bild 5: Prof. Dr. Uwe R. Brückner (r.) erklärt die räumliche Aufteilung am Modell der Spinnerei; daneben Dr. Wolfgang Kirsch, Dr. Hermann Josef Stenkamp und Dirk Zache. 

Foto: ZD, Onlineredaktion www.muensterland-events.de

 
Bild 6: Magdalena Abakanowicz, Mutants, 1992/1996.

Foto: ZD, Onlineredaktion www.muensterland-events.de


 

Das Besondere braucht auch eine besondere Location – Hofausstellung bei Christel Lechner

[la] Wer  schon  einmal die Möglichkeit hatte, den Lechnerhof in  58456 Witten, Stoltenbergstrasse 15
zu besuchen, wird wie wir die Faszination gespürt haben, die von diesem Gehöft ausgeht. Es ist nicht allein das stattliche Herrenhaus im Fachwerkstil,  sind nicht die Werkstatt, die Scheunen und Ställe, die sich in eine wunderschöne Landschaft zwischen Wiesen, Bäumen und Blumen einfügen, es ist das Gefühl – hier möchte ich leben – es ist alles so stimmig.

Ich habe mir erlaubt einige Fotos des Anwesens zu einer kleinen Präsentation zusammen zu stellen.

                       

Dann die Begegnung mit Christel Lechner, der Bildhauerin und Künstlerin, ihrer Familie  und ihrer Mitarbeiter-Crew, wo man merkt, auch das passt zusammen. Alle freundlich und aufgeschlossen und um ihre Gäste bemüht. Sie lieben ihre Arbeit und das spürt man.

Letztendlich kommt dieses Gefühl auch aus den von der Künstlerin  geschaffenen Skulpturen, den Alltagsmenschen, die mit ihrem sanften Lächeln schon viele Menschen in manchen Städten berührt haben und  seit Juni 2011 noch bis zum 16.10.2011 in Gevelsberg die Sympathien der Bewohner und Gäste erobern.

Nun gibt es einen neuen Grund den Lechnerhof in Erinnerung zu bringen.

Von Freitag, dem 23.09.2011 bis Montag, den 26.09.2011 [Zeiten: Freitag 17-20 h, sonst 10 – 19 h] findet an obiger Adresse eine Hausausstellung unter Beteiligung weiterer, interessanter Künstler statt.

Hier die Ankündigung und Einladung:

 

 

Eine gute Gelegenheit, das Feeling dieses wundervollen Anwesens einmal selbst zu erleben und viele außergewöhnliche Exponate zu besichtigen.

 

Linde Arndt für EN-Mosaik aus Wetter

 

Noch bis 25.09.2011 – Farbe trifft Leinwand – Christel Oberlack in der Sparkassen Geschäftsstelle Ennepetal-Büttenberg

[la] 1989 hat sie die Malerei für sich entdeckt und seitdem viele gestalterische Stationen durchlebt. Angefangen hatte es mit Aquarellmalerei, der Technik, die durch lasierende, durchscheinende Farbaufträge einen besonderen Reiz darstellen.

Die intensiv leuchtenden Farben der Aquarelle, die mit scheinbarer Leichtigkeit hauchdünn auf das Papier aufgetragen werden, faszinieren durch die weich fließenden Farben der Übergänge.

Aber es ist schon etwas länger her, dass Christel Oberlack diese Maltechnik verlassen hat und sich nun intensiv der Acrylmalerei zugewandt hat. "Gesehenes, sowie Gegenständliches in Form auch mal aufgelöst und in Farbe umgesetzt"  nennt sie selbst es, wobei der Schwerpunkt in der abstrakten Maltechnik liegt, und zwar Acrylmalerei auf Leinwand.

Sie, die einige Workshops bei bekannten Künstlern besucht hat, um immer wieder neue Techniken kennen zu lernen, ist ständig auf der Suche nach dem noch Unbekannten, Neuen. Daher gehört das Experimentieren mit Sand, verschiedenen Stoffen, Teilen alter Aquarellbilder und einiger anderer Materialien  zu ihrem Schaffensbereich, um ihre ganz persönlichen Werke zu kreieren.

Christel Oberlack hat bei der  VHS, Leif Skoglöf,  Marlis Moseke, u.a. viele malerische Impulse erhalten.   Sie hat  ihren ganz persönlichen Stil gefunden intuitive Gefühle durch Form und Farbe in die Tat umzusetzen.

 

Die Ausstellung läuft noch bis 25.09.2011 und ist zu den normalen Öffnungszeiten der Sparkassen-Geschäftsstelle Büttenberg, Birkenstr. 22,  58256 Ennepetal zu besichtigen.

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Die Künstlerin stellte bereits in folgenden Locationen aus:

Sparkasse Sprockhövel 1993

Alter Bahnhof Ept. Art Forum EN 2001

Geschäfts- und Privaträume Rathaus der Stadt Schwelm 2003

Hobbykünstler in der Sparkasse Ennepetal-Breckerfeld 2006

Rathaus der Stadt Sprockhövel 2009

 

Die Preise der ausgestellten Bilder sind Verhandlungssache.

 

 Linde Arndt für EN Mosaik aus Ennepetal

 

[Alle Fotos copy Linde Arndt]

Worauf reagieren unsere Parteien überhaupt?

[jpg] Wenn man unsere Republik beobachtet hat man den Eindruck wir wären in einem Irrenhaus. Auf der einen Seite laufen Politiker herum die offensichtlich sediert sind und auf der anderen Seite welche die etwas geraucht oder gespritzt zu haben scheinen. Sachverstand, der für die Politik unabdingbar ist, scheint nur noch in homöopathischen Dosen vorhanden zu sein. Normale Fragen werden nur noch mit eintrainierten Sprachhülsen beantwortet. Dialoge oder gar Erörterungen sind überhaupt nicht mehr möglich, außer man befindet sich in einer Altersregion (Geißler/CDU) wo man nichts mehr zu verlieren hat.

Nur, die Probleme eines Gemeinwesens lassen sich mit solchen Verhaltensweisen nicht lösen. Und Probleme haben wir genug, dass geht von Brüssel bis hinunter in die lokalen Gefilde. Sorgen hat sich nunmehr auch einer unserer großen Denker gemacht und zwar Jürgen Habermas Professor für Philosophie und der Sozialwissenschaften. (Bezeichnend für unsere Zeit ist, es gibt nur noch ernst zu nehmende Denker in der Großvatergeneration.) Habermas kritisiert die Politik, indem er ihr vorwirft nur nach der Demoskopie zu handeln. Ja, er geht noch weiter indem er der Politik Opportunismus gegenüber der demoskopischen Zunft vorwirft. Politik löst keine Probleme mehr sondern schafft sie nur noch. Stichwort: Währungsunion. Es wurde 1999 eine gemeinsame Währungszone mit dem Euro geschaffen. Was jedoch fehlt sind klare Regeln die für diesen Raum gelten. Es gibt nur Regeln auf nationaler Ebene. So ist es heute nicht verwunderlich, wenn wir diese riesigen Probleme haben. Die Konservativen die gerade an der Macht sind, haben aber inzwischen einen Schwenk gemacht – zurück zum Nationalstaat. Unüberhörbar sind die Stimmen die nach der DM oder gar dem Franc rufen. Nur das zurück würde teuer, sehr teuer. Die Demoskopen attestieren jedoch eine Nationalstaatslösung. Und die Demoskopen attestieren den Parteien ihren Untergang, eine gefährliche Botschaft. Dies alles zusammen könnte dazu führen, dass diese Parteien die Nationen mit in den Untergang reißen. Hin zu partizipativen Demokratien, das würden die Parteien nicht mit tragen.

Es scheint so, als wenn unsere Parteiendemokratie am Ende wäre. Europa verändert sich zunehmend indem es sich mehr den konservativen Parteien zuwendet und den progressiven Parteien den Laufpass gibt. Aber stimmt das so wirklich? Nein, natürlich nicht. Denn die Konservativen gibt es im Sinne einer konservativen Politik nicht mehr. Konservativ heißt real einer Partei anzugehören die der politischen Untätigkeit nach geht. Und die Progressiven? Sie haben sich inzwischen mit den Konservativen zu einem Block der Mitte vereint. Sie, die konservative oder „Mitte“ Partei, wartet auf die nächsten Umfragen um daraus Politik zu machen. Die Medien verstärken die durch Umfragen gewonnenen Erkenntnisse noch.

   
   NRW-Innenminister Ralf Jäger [2.v.l.] bei einer Pressekonferenz im Landtag wegen der Loveparade-Tragödie
 

Cameron in England macht es vor, er schlägt keine andere Politik ein als einen rigiden Sparkurs. Aber  es ist ja nicht nur Cameron in England, vielmehr sind es fast alle Regierungschefs in der Eurozone die diesen Sparkurs einschlagen. Die Folge: Die Wirtschaft geht am Stock und die Gesellschaft zerbricht in ihrem sozialen Zusammenhalt. Aber die Medien melden doch eine gut laufende Wirtschaft. Klar, jedoch zu was für einem Preis? Hunderttausende von Menschen arbeiten in Jobs die so schlecht bezahlt werden, dass sie keine Steuern zahlen müssen. Und der Verdienst ist zu gering um davon die Grundbedürfnisse zu befriedigen, also muss der Staat sehr viele Arbeitnehmer alimentieren. Und wenn Sozialbeiträge bezahlt werden, sind dies lächerliche Beträge. In 40 Jahren werden diese Menschen als Sozialhilfeempfänger auf die Gemeinschaft zu kommen. Bis dahin sind aber die Merkels, Camerons, Orbans oder Sarkozys längst tot und begraben.Und die Sozialisten, Liberalen oder Nationalisten? Sie alle halten still? Nein, natürlich nicht. Alle tummeln sich in der sogenannten Mitte die seinerzeit Margret Thatcher definiert hat. Es ist inzwischen egal welche Partei an die Macht kommt, die Politik ist die gleiche. Es ist eine Politik der Lemminge die geradewegs in den Selbstmord führt. China, Indien, Brasilien und Andere wollen von dem Reichtum etwas mit haben den die westliche Gesellschaft angehäuft hat. Nur langsam bricht sich die Erkenntnis Bahn, dass keine 4 Milliarden Menschen zusätzlich den westlichen Lebensstandart haben können. Denn dann müssten wir 5 Erden haben. Das hoch gepriesene System des Kapitalismus mit seiner Marktwirtschaft ist am Ende. Die politischen Eliten sind aber nicht bereit das System zu reformieren.

Habermas bemängelt mit seiner Wortmeldung das kurzfristige Denken der politischen Entscheider. Da werden Entscheidungen nicht über eine Wahlperiode hinaus getroffen. Schlimmer noch, von einer Umfrage zur anderen werden Entscheidungen gekippt. Da werden Weichen gestellt deren Mehrwert entweder gar nicht vorhanden, ja, sogar Nachteile zukünftiger Generationen werden bewusst in Kauf genommen. Stuttgart 21 ist so ein Beispiel. Der unterirdische Bahnhof sollte nur Vorteile bringen. Abzusehen ist schon heute nach dem Stresstest der Schweizer Gutachter, dass dieser Bahnhof nur Nachteile bringt und das auf Jahrzehnte. Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer hat den Verantwortlichen von Stuttgart 21 den Stresstest am 4. August süffisant um die Ohren gehauen. Die rund 700 anwesenden Personen kamen aus dem Staunen nicht heraus mit welchen dummen Politikern wir in der Republik rechnen müssen. Da sollten hundert Punkte geprüft werden, wovon 90 Punkte ausgelassen wurden weil diese zu kritisch waren. Die 10 restlichen wurden als gut befunden und damit wurde das ganze Gutachten als bestanden eingestuft. Die Mafia ist danach nur ein Kaffeekränzchen. Der Bahnhof wird nur um den Vorteil eines riesigen Gewinnes einiger weniger Personen und Firmen gebaut. Den Mut nein zu sagen hat im Moment niemand, obwohl den Bahnhof so recht niemand mehr mag. Im Gegenteil die Politik hat sich mit Regeln und Vorschriften ein eigenes Gefängnis gebaut aus dem sie nicht ausbrechen kann. Die anderen brechen die Regeln reihenweise, die Politik jedoch nicht. Also werden Milliarden verpulvert für einen fragwürdigen Mehrwert der kein Mehrwert darstellen kann.

                    
 Spielplatz Voerde                         Foto: EN-Mosaik    Spielplatz Schwelm                                  Foto: EN-Mosaik    

Und was hat das jetzt mit der kommunalen Politik zu tun? Diese Denke die man in Brüssel, Berlin oder auf anderen Ebenen und Orten beobachten kann, sie kann man auch auf kommunaler Ebene beobachten. Es ist quasi eine Blaupause für alle.

Das Denken und Handeln nach der Farbenlehre, das unpolitische Handeln und Denken, kein strukturelles lösen von Problemen, Festhalten an althergebrachten Strukturen auch wenn die Bedingungen weggefallen sind, verweigern der realen Gegebenheiten, dies alles sind Verhaltensweisen die allseits zu beobachten sind.

 

 

Zwei Beispiele:

 

  1. Niedrige Steuern = Höheres Wachstum = Höheres Steueraufkommen – eine Theorie.

    Diese Theorie stammt von Arthur B. Laffer, die sich der 40. Präsident der USA Ronald Reagan in seiner Amtszeit 1981 bis 1989 zu eigen gemacht hat. Es war eine Revolution der Reichen, die einen nie gekannten Umverteilungsprozess von unten nach oben auslöste. Aber, und das muss man auch sagen ein sehr hohes Wirtschaftswachstum. Als alles vorbei war, standen die USA jedoch mit 2 Billionen mehr an Staatsschulden da. Bush junior wiederholte dies alles noch einmal, obwohl die Theorie schon längst durch die Praxis widerlegt war. Die Folge? Nach diesen beiden Präsidenten stehen die USA als der größte Schuldner der Welt da; 6 Billionen US$ Schulden haben die USA nun angehäuft. Der derzeitige Präsident Obama versuchte gegen zu steuern und scheiterte, weil die Reichen sich an ihre Privilegien gewöhnt haben. Ein Nebeneffekt! Noch nie war die Steuerkriminalität in den USA so hoch. Man könnte meinen, je niedriger die Steuern, desto höher die Steuerkriminalität.

    Und was hat das mit Ennepetal zu tun?

    Auch hier hängt der Rat der Stadt mit seinen Bürgermeistern an dieser Theorie. Auch hier mit den bekannten Folgen. Ennepetal ist hoch verschuldet, weil die Gewerbesteuereinnahmen durch den niedrigen Hebesatz so niedrig sind. Diese Politik hat dazu geführt, dass notwendige Infrastrukturmaßnahmen, wie der Straßenbau nicht mehr ausgeführt werden können. Das die Theorie sich als Revolution der Reichen entpuppte, will natürlich niemand wissen. Bei den US Amerikaner aber auch bei den Ennepetalern sind es eben die Anderen schuld. Und so bleibt alles beim alten.

  2. Niedrige Geburtenraten sind wie ein Naturereignis.

    Deutschland und einige andere Länder haben eine Geburtenrate die den Fortbestand der derzeitigen Bevölkerungszahl nicht mehr gewährleisten. In den nächsten 30 Jahren werden die Deutschen so um die 20 Millionen weniger werden. Warum das? Klar, weil die Frauen keine Kinder mehr kriegen wollen. Stattdessen laufen sie ihrer Karriere nach. Böse Frauen.

    Die „Konservativen“ hatten auch sofort eine Lösung bereit – das Scheckbuch. Noch nie gab es soviel finanzielle Zuwendungen wenn Frau sich für einen Kinderwunsch entschied. Die Folge? Die Geburtenrate stieg leicht an und sank dann auch wieder. Der erhoffte Effekt blieb aus. Und Frau von der Leyen die mit diesem Scheckbuch herumzog, verdrückte sich ins Arbeitsministerium. Die Frage, warum in anderen Ländern, wie beispielsweise in den skandinavischen Ländern, die Frauen ausreichend Kinder bekommen, stellte sich den deutschen Politikern nicht. Auch in Ennepetal stellt sich diese Frage niemand. Warum auch, ist doch eh Bundespolitik.

    Politik kann aber auch im kommunalen Bereich politische Weichen stellen, indem die notwendige Infrastruktur bereit gestellt wird damit einem Paar sowohl das Kinder kriegen als auch die berufliche Karriere ermöglicht wird. Das bedeutet kostenfreie Kitas, Kigas, Tagesschulen mit nachgelagerter Betreuung, Spiel- und Freizeiteinrichtungen, hervorragende schulische Angebote, und, und, und. Und weil die Kommunen im Wettbewerb mit anderen Kommunen stehen, wird die Kommune mit einem gesunden Altersmix bestehen die auch um junge Menschen mit Kinderwunsch wirbt. Eine Kommune mit überhöhten Altenbestand wird sich deshalb ihrer zukünftigen Entwicklungsmöglichkeiten berauben.

 

Das waren nur zwei Beispiele für eine verfehlte Politik der sogenannten Konservativen, wobei hier bei uns diese Gruppe in allen Parteien zuhause ist. Das faszinierende an dieser Gruppe ist deren Verhalten, wenn die vorgegebenen Theorien versagen. Im ersten Beispiel sind es die Armen schuld, die ihre Armut nicht mehr stillschweigend tragen wollen. Sie werden kurzerhand zu Kommunisten degradiert und die sind ja bekanntlich an allem Schuld. Die Theorie ist auf keinen Fall falsch. Wie denn auch, füllte sie doch die eigenen Taschen. Im zweiten Fall sind die Frauen schuld. Machen diese Spezies doch nicht mehr das was sie immer gemacht haben, nämlich das was wir „Jungs“ ihnen immer gesagt haben – Küche, Kinder und Kosmetik.

Und unsere Politiker? Sie können es nicht fassen, was da abgeht. Sie warten ab, bis die Zeiten wieder so sind wie sie einmal waren. In der Zwischenzeit huschen sie nur so durch die Gegend bis sie erschöpft sind.

 

  

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal