Wilhelm Erfurt – Unternehmer, Ehrenbürger, Kunst- und Menschenfreund

Unternehmer, Ehrenbürger, Kunst- und Menschenfreund

Zum 80. Geburtstag von Wilhelm Erfurt

„Sind Sie der Mann mit den Tapeten und der Rauhfaser?“ Ja, das ist Wilhelm Erfurt auch. 46 Jahre – bis 1998 – hat er das gleichnamige Familienunternehmen in der sechsten Generation erfolgreich geführt. Dennoch verbindet sich sein Name mit mehr als der weltweit agierenden Papierfabrik Erfurt & Sohn. Wilhelm Erfurt war einmal stellvertretender Bürgermeister der Stadt Schwelm und Vorsitzender bzw. Vorstandsmitglied vieler Schwelmer Vereine (Verschönerungsverein, DRK, Verein für Heimatkunde, Hegering). Im Januar 2006 wurde er zum Ehrenbürger seiner Heimatstadt ernannt. Am 5. September 2006 erhielt er aus den Händen von NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland.

                 
                                                                                              [Foto: © Heike Rudolph]

Früher nannte man einen Mann wie ihn einen Honoratior. Dieser Begriff ist inzwischen in die Jahre gekommen, und das ist gut so. Denn dem Honoratior haftete immer auch der Ruf an, allein seines Amtes oder seiner Stellung wegen eine führende Rolle in der Gesellschaft zu spielen. Wilhelm Erfurt übernimmt lieber aus persönlicher Überzeugung Verantwortung für Aufgaben, vor allem für solche aus Gesellschaft, Kultur und Natur.

Er gründete 1996 die Wilhelm Erfurt-Stiftung für Kultur und Natur Schwelm, die inzwischen unzählige Projekte maßgeblich unterstützt hat: Wissenschaftliche Untersuchungen über Amphibien, Wanzen und Pflanzen sowie Gerd Helbecks Bücher über „Beyenburg“ (Band 2 erscheint in Kürze). Helbecks Buch über „Juden in Schwelm“ wurde mit Hilfe der Stiftung zur 2. Auflage gebracht, Publikationen über Schwelms Reformpädagogen Fritz Helling kamen dank der Stiftung auf den Weg.

Die ist auch einer der Unterstützer des Projektes „Jedem Kind ein Instrument“, das schon Grundschulkinder an das Musizieren heranführt. Ein Kinderstadtplan wurde herausgegeben und viele kostbare Bücher des Hauses Martfeld konnten restauriert werden.

In diesem Jahr wurde der über 400 Jahre alte Haferkasten am Schloss aufwändig restauriert, außerdem konnte im Schloss die Historische Bibliothek eröffnet werden.

Überhaupt ist das Martfeld Wilhelm Erfurts „viertes Kind“. Für das Schloss, die Kapelle und die gesamte Anlage hat sich der Ehrenbürger schon eingesetzt, als der Denkmalschutz noch in den Kinderschuhen steckte und die ehemalige Wasserburg im Sumpfboden zu versinken drohte.

Wilhelm Erfurt kann auf ein erfülltes, erfolgreiches und vielfach öffentlich ausgezeichnetes Leben zurückblicken. Ausruhen mag er sich darauf nicht. Er ist ein moderner Mensch, der die Zukunft in den Blick nimmt. Der Freund zeitgenössischer Kunst und Liebhaber der Werke Emil Schumachers genießt jeden Atemzug in der freien Natur, die ihm zur Passion wurde, seit er als Kind mit dem Förster durch die Wälder streifte. Auch ist ihm das Volkstum nahe, er schätzt die Schwelmer Nachbarschaften. Das Heimatfestmotto „Kuer nich – dau wat“ könnte sein Lebensthema sein, denn sein Wirken vollzieht sich ohne vollmundige Ankündigungen. Von ganzem Herzen engagiert er sich als Mitglied im Kuratorium der Lebenshilfe Ennepe-Ruhr/Hagen.

Vergangenheit und Zukunft interessieren ihn gleichermaßen, Wilhelm Erfurt ist Bewahrer und Vorangeher zugleich. Vor allem aber ist er ein Wahr-Nehmer. Er hat immer gewusst, dass man mehr erreichen kann, wenn man sich mit anderen zusammen auf den Weg macht, auch andere nach ihren Vorstellungen und Meinungen fragt und im offenen Gespräch das Beste bündelt. So nimmt er andere Menschen wahr und freut sich, wenn man gemeinsam „wieder etwas bewirkt hat“. Er ist Motor und Herz seiner Stiftungs-Mannschaft, die auch eine Frauschaft ist – auch in diesem Punkt ist Wilhelm Erfurt unangestrengt modern.

Am 29. Dezember wird Schwelms Ehrenbürger 80 Jahre alt. Seinen Geburtstag feiert er weder als  Altersjubilar noch als „Honoratior“. Der Mann, der von sich sagt, „Ich bin ja durch und durch Schwelmer“ ist etwas viel Schöneres und Wertvolleres, nämlich ein aufgeklärter freier Bürger mit ausgeprägtem Gemeinsinn.

Und dem bedeuten Gattin Rosemarie, Tochter Isabel, Sohn Martin (der mit seinem Cousin Henrik die Firma leitet), Sohn Stephan (Fotograf von Weltrang, der mit C/O Berlin ein internationales Forum für Fotografie begründet hat) und die vier Enkel Lebensglück.

 

Schwelm, den 27. Dezember 2010

 

0 Kommentare

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns Deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.