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IKEA Standort Wuppertal-Nord – wie geht es weiter?

Es hat sich viel getan!

Innerhalb der letzten Zeit werden kritisch die Themen IKEA-Homepark (Standortplanung Wuppertal-Nord) und Factory Outlet Center (FOC Standortplanung Remscheid) sowie deren Bedeutung für den Einzelhandel der Region, und deren Bedrohung der umliegenden Innenstädte Wuppertals und der Region deutlich und scharf kritisiert. Genau genommen
wird hier über Größenordungen diskutiert, die die Innenstädte leerfegen werden – das heißt: Ohne ein Konzept, wie die Innenstädte weiterbelebt werden, kann einer solchen Größenordnung von Einzelhandelsflächen in der Region nicht zugestimmt werden!

Ausgenommen, diese Einzelhandelsflächen würde man den Innenstädten zugestehen! Die Idee IKEA in die Innenstadt (bspw. Barmen) zu legen, setzt jedoch ein gesundes Selbstbewusstsein der Politiker und der Wirtschaftsförderer gerade gegenüber dem potentiellen Investor voraus. Denn deren Aufgabe bestände nun auch darin, die nachhaltigen Qualitäten einer gesunden und auch gesundenden Innenstadt zu zeigen. Gleiche Idee für FOC Remscheid: ein FOC sollte ebenfalls in ein bereits vorhandenes Center, das vorwiegend Leerstände zu verzeichnen hat, und darf nicht in einer Region, in der keine Zunahme an Einwohnerzahlen prognostiziert wird, weiteren Flächenverbrauch in den geplanten Größenordnungn verursachen.

Die Idee muss sein, vorhandene Strukturen zu nutzen und zu optimieren und dabei die weitere "Generierung" von Flächen (Flächenverbrauch) zu verhindern – im Sinne von Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit

(Vergleiche dazu http://www.flaechennutzung.nrw.de/fnvnrw3/main.php?STYLE=MUNLV_style.css&FRAMESET=REGION&WINWIDTH=796&REGION=Einfuehrung&INTRO=2)
Diese Ideen bedürfen nicht nur eines Konzeptes, sondern insbesondere der visionären Kraft und Verantwortung der Politiker, die Zukunft der Innenstädte zu entwickeln (Vergleiche dazu http://www.mbv.nrw.de/Staedtebau/innenstaedte/index.php)


Pressespiegel der letzten Tage


Zur INFO-Veranstaltung am 05.11.2010 der Sprockhöveler SPD zum Thema "Fluch oder Segen – IKEA in Wuppertal-Nord":



FOC Remscheid und IKEA Wuppertal, Pressemeldung der Grünen zur Innenstadtproblematik

Ergänzend zur Information "DIE LINKE im Rat" berichtet im Artikel "IKEA im Anmarsch", Seite 3 (siehe dazu angehängte .pdf-Datei).

Und zuletzt der Hinweis: Wer mag, kann gerne bei Facebook vorbeischauen, auch dort sind wir nun vertreten:

 
 





Heike Haarhaus für  leben wuppertal-nord e.V.

 

 


Hier noch ein Zeitungsartikel:

 

 

Aufruhr im EN-Kreis, IKEA soll kommen

[jpg] Es ist schon ein starkes Stück was sich in Wuppertal in Erlenrode anbahnt. Die dortige Fertighausausstellung soll einer Ikea Home Ansiedlung weichen. So hat es der Rat der Stadt Wuppertal beschlossen.

                                          

Diese Fertighausausstellung war Mitte der 70er Jahre unter erheblichen Protesten aus dem Boden gestampft worden. Es war eine Zeit, die den damaligen Baudezernenten Prof. Hetzel am Ruder der Stadtplanung sah. Viele der Bausünden der damaligen Zeit gingen auf sein Konto. Die schwerste Bausünde war die vorgeschlagene Trasse der heutigen A46, die ganze Stadtteile zerschnitt und verschandelte, und das ohne Not. Das Sonnborner-Kreuz ist ein Bubenstück dieser Zeit, rücksichtslos wurde dort ein ganzer Stadtteil zerstört und seiner Identität beraubt.

Erlenrode war damals als Naherholungsgebiet ausgewiesen, die Strassenbahn ging bis zur Silberkuhle, dort stieg man aus und ging hoch zum Mollenkotten. Als Erlenrode die Fertighausausstellung erhielt hagelte es Proteste von Seiten des Bezirks Nächstebreck, der Schmiedestrasse und des Mollenkottens. Man sah damals ein verstärktes Verkehrsaufkommen und damit die Idylle gefährdet, was sich ja auch bestätigte. Die Oberbürgermeister Rau und Gurland setzten sich jedoch durch und wollten mit dieser Ausstellung das moderne Wuppertal auf den Weg bringen. Die Proteste legten sich mit der Zeit und die Fertighausaustellung ist ein fester Bestandteil von Wuppertal geworden.

Nun ist das moderne Wuppertal nicht mehr modern genug, rund 70.000 Einwohner hat Wuppertal seit der Zeit verloren, viele große Firmen machten dicht, die Innenstädte verloren viele Geschäfte. Die meisten Quartiere erlebten einen grundlegenden Wandel und es entstanden sogar im Ansatz Gettos. Die Bewegungsmasse des Haushaltes ist gleich null, man denkt und handelt mit einem Nothaushalt. Wuppertal steht mit dem Rücken zur Wand. Da ist einem jeder Investor recht der etwas in die Haushaltskasse einzahlen könnte. Und was das schlimme ist, vernünftiges Denken und Handeln ist nicht mehr möglich.

Die Fertighausausstellung soll der Ansiedlung von Ikea Home weichen. Ikea Home steht für ein breit und tief gestreutes Warensortiment in einem ansprechenden Erlebnisumfeld, welches Eventcharakter haben soll. Von Gastronomiebetrieben über rund ums Baby, den täglichen Bedarf bis zu dem berühmten Billy Boy Regal ist alles da. Aber nicht nur das zählt, eine aggressive über den Preis erarbeitet Marktstrategie wurde erarbeitet, die das Marktumfeld wie ein Magnet anzieht. Ikea Home oder Ikea Expansion wirkt wie ein Staubsauger und hat darüber hinaus noch Kultcharakter. Umsätze im dreistelligen Millionenbereich werden erwartet. In den ersten beiden Jahren wird das um die 300 Millionen sein, danach werden diese sich auf 250 Millionen einpendeln. 10 tausende Pkws werden das Kreuz Wuppertal Nord an den Verkaufstagen zusätzlich belasten. Horrror? Nein, es sind belastbare Szenarien. Ikeas Marketingstrategen sind gut, sehr gut, sie treffen den Konsumenten dort wo auch immer er ist.

Was  Wuppertal offensichtlich nicht bedenkt, es wird in den Innenstädten von Barmen und Elberfeld die letzten Umsatzträger vertreiben. Sträter, Weltecke, Saturn, Ginsberg werden sich in Barmen nicht mehr halten können, ähnlich wird es in Elberfeld gehen, wo die Rathausgalerie, Kaufhof, Saturn und auch die City Arkaden Umsatzeinbußen haben werden

Dies bedeutet eine erhebliche Senkung des Warenangebotes und damit eine andere Konsumentenzusammensetzung. Der Werth in Barmen spricht eine eindeutige Sprache.
So wird Wuppertal ein riesengroßes Nullsummenspiel anstoßen, bei dem es nur verlieren kann. Ja, ich bin Anhänger einer freien Marktwirtschaft, aber einer Marktwirtschaft der gleichen Chancen auf entwickelten Märkten. Seit Jahren pumpt der Staat Steuergelder in die Städte um diese wieder lebensfähig zu machen, die Innenstädte sind verwaist und deren Bewohner flüchten in die Grüngürtel.Einkaufsstädte sind entstanden, wie Düsseldorf oder Essen, die sich erbitterte Kämpfe um den Konsumenten liefern.

Wenige Städte haben es verstanden die Innenstadtstrukturen liebenswert zu erhalten und binden damit ihre Bewohner an ihre Stadt.
Solch ein Investment wie das Ikea Home löst die Bindung der Bewohner zu ihren Städten auf und konterkariert die in den Jahren gemachten Investitionen im Innenstadtbereich.

Für Ikea Home ist dieser Standort Erlenrode unter einer Kosten Ertragsbetrachtung ein Sahneschnittchen. Die Anbindung an die Autobahnen ist als hervorragend zu bezeichnen. Erlenrode hat keinen wesentlichen Mitbewerber nach Fertigstellung in der Nähe. 

Auf Anfrage bei der IHK Wuppertal sagte man uns, die IHK Wuppertal befürworte diese Ansiedlung, allerdings müsse man über  das Angebot reden. Dieses Rundumangebot mit dementsprechendem Eventcharakter könne so nicht stehen bleiben.
Anders sieht es da schon bei der IHK Düsseldorf aus, die dieser Ansiedlung zwar nicht ablehnend aber doch kritisch gegenüber steht. Denn zu der IHK Düsseldorf gehört auch der Gewerbepark Haan mit dem Einrichtungshaus Ostermann.

                        

Und nun lädt die SIHK Hagen ein um sich klar gegen die Ansiedlung zu positionieren. Klar, weil in diesem Kammerbezirk die größten Verluste drohen. Sämtliche Innenstadtbereiche des EN Kreises werden bluten müssen, ja, es wird ein massives Sterben geben. Denn die kleinen Einzelhändler haben nicht die Investionskraft gegenzusteuern. Dazu kommt noch z. B. in Witten-Annen  die Firma Ostermann, die durch  diese Ansiedlung massivst gefährdet wird.

So hat Bürgermeister Jacobi Recht, wenn er sagt, dass die in dem Innenstadtbereich der Stadt Gevelsberg eingesetzten Steuermillionen von der öffentlichen Hand, mit denen Urbanität, Attraktivität und Erlebnismeilen mit Aufenthaltsqualität geschaffen worden sind und noch geschaffen werden, durch  die Steuermillionen der Infrastrukturmaßnahmen in Wuppertal zunichte gemacht werden. Denn wenn das Kreuz Wuppertal-Nord laut der Planung in 2014 ausgebaut wird, so sind vorher noch Millionen an Steuergeldern notwendig um das Verkehrsaufkommen für Ikea Home zu bewältigen. Der Eichenhofer-Weg, die Strasse Erlenrode, beide Strassen müssen erweitert werden. Aber nicht nur das. Wer die Örtlichkeiten kennt wird sofort erkennen es müssten noch umfangreiche Arbeiten geleistet werden. Ach so, die beiden Gartenbaubetriebe im direkten Umfeld haben auch keine Chance mehr.

                  
   v.l.n.r.: Herbert Dabringhaus (SIHK), Stefan Kruse (Handelsgutachter, Dortmund), BM Claus Jacobi (Stadt Gevelsberg), Hans-Peter Rapp-Frick (Hauptgeschäftsführer SIHK) ,                                                                   Foto: Linde Arndt
 

Und es sind ja außer Gevelsberg auch viele weitere betroffene  Städte, die  intensiv versuchen den Einzelhandel zu stärken und die Attraktivität ihrer Stadt zu erhöhen. Ennepetal trifft es eher weniger. Ennepetal hat ja leider sowieso keinen nennenswerten Einzelhandel.
Allerdings könnte es sich bei weiteren  intensiven Bemühungen neue Geschäfte hier anzusiedeln noch schwieriger gestalten als bisher. Insbesondere ist die Frage, wie Berlet sich verhält, der ja wohl Interesse an Ennepetal gezeigt hat, wenn Ikea hautnah mit einem branchengleichen Unternehmen in die Nähe rückt.

Aber IKEA berührt auch noch Andere.

Seit 2009 hat sich eine Bürgerinitiative "leben wuppertal-nord e.V."( www.leben-wuppertal-nord.de) gebildet, die sich gegen die Ansiedlung von Ikea Home wehrt.
Sie vertritt die Interessen der Bewohner im Umfeld der Ansiedlung. Die Vorsitzende, Frau Haarhaus, sagte mir: Wir sind nicht gegen Ikea, nur wir haben etwas dagegen wenn durch die Ansiedlung von Ikea Home und das dadurch aufkommende Verkehrsaufkommen keine Wohnqualität mehr vorhanden wäre.
Warum entwickelt man die Fertighausausstellung nicht weiter, so fragt sie? Warum verkauft die Stadt Wuppertal die Flächen nicht an den Fertighausaussteller? Der Fertighausausteller würde die Flächen gerne erwerben, nur die Stadt tritt nicht in Verhandlungen ein. Warum siedelt man Ikea Home nicht auf der Brache des ehemaligen Happich Geländes am Ostersbaum an? Dort stehen genügend Flächen zur Verfügung. In Wuppertal stehen so viele Brachen zur Verfügung, die sicherlich ein lohnender Standort für Ikea darstellen würden, warum nicht dort?
 

Nun, Frau Haarhaus hat Recht, denn die Landesregierung als auch die Bezirksregierungen haben immer wieder betont, dass erst die Brachen einer Neubebauung zugeführt werden sollten, bevor neue Flächen geplant werden.
Und die Fertighausaustellung ist keine Brache.

Bleibt zu hoffen, dass sich die Widerstandsgruppen bündeln und solidarisieren, denn von Seiten der IHK´s sind drei Kammerbezirke betroffen, die unterschiedliche Einschätzungen zum Besten geben. Und weiter, es sind 2 Regierungsbezirke und ein Regionalverband zuständig die gehört werden könnten – und eine Stadt Wuppertal der ein kleiner Bezirk Nächstebreck gegenüber steht.

So war es Bürgermeister Jacobi vorbehalten den Protest für die Kreisstädte zu formulieren. Sicher, Bürgermeister Jacobi ist ein starker Sprecher für die ureigensten Interessen der Kreisstädte. Denn gerade er hat mit seiner Stadt eine vorbildliche Entwicklung des Innenstadtbereiches vorzuweisen. Es bedarf aber eines  gemeinsamen solidarischen Vorgehens aller Betroffener um das Ziel, die Ansiedlung in Wuppertal-Nord zu verhindern, zu erreichen. Denn es darf nicht vergessen werden, der Ikea Konzern ist ein starker Gegner dem nur stark begegnet werden kann. Deshalb ist es für mich unverständlich warum sich bis heute in der Öffentlichkeit die beiden großen Interessengruppen Barmen und Elberfeld nicht artikuliert haben. Ich denke hier sollte ein Schulterschluss zwischen den Bergischen und den Westfalen zumindest temporär organisiert werden. Das wäre für mich solidarischen Verhalten.  Es spricht vieles gegen die Ansiedlung und nur ein Argument für diese. Dieses eine Argument für diese Ansiedlung heißt, IKEA möchte ein Umsatzwachstum in dreistelliger Millionenhöhe.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Gevelsberg