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Der Kosmopolit und die Leidenschaft zur Kunst im 20.Jahrhundert

Haus von der Heydt, Zandvoort, Holland 1925 - 1942 Glasloggia Foto: (c) Linde Arndt

Haus von der Heydt, Zandvoort, Holland 1925 – 1942 Glasloggia Foto: (c) Linde Arndt

 

[jpg] Anfang des 20. Jhd. hatte die Kultur sicher einen höheren Stellenwert, auch bedingt durch die damaligen gesellschaftlichen Umbrüche. Die Vernetzungen gab es schon damals – ohne Internet. Zentren gab es. Für die Kunst waren Paris, Berlin oder London die Knoten, an denen man die Kunst erfahrbar machen konnte. Sammler machten sich auf den Weg um ihre Kunstsammlung aufzubauen. Ein Sammler-Name ragte neben anderen Sammlern besonders heraus, der Elberfelder Eduard Freiherr von der Heydt (1882-1964), Sohn des Bankiers August Freiherr von der Heydt. Eduard Freiherr von der Heydt trat in die Fußstapfen seines Vaters und wurde letztendlich auch Bankier. Heute würde man die von der Heydts dem Mittelstand zuordnen, damals gehörte er zu dem Großbürgertum welches mit seinen Privilegien eine herausragende Stellung in der Gesellschaft hatte. Und so war es nicht verwunderlich, wenn Eduard Freiherr von der Heydt Verbindungen zum damaligen Kaiser Wilhelm II hatte, dessen Vermögenswerte er ordnete.

Im Vordergrund die Marmorbüste Bernhard Hoetger "Olga von Baum" - im Hintergrund Gemälde aus der Sammlung von der Heydt Foto: (c) Linde Arndt

Im Vordergrund die Marmorbüste Bernhard Hoetger „Olga von Baum“ – im Hintergrund Gemälde aus der Sammlung von der Heydt Foto: (c) Linde Arndt

In den 20er Jahren fing Eduard Freiherr von der Heydt an sich für die Kunst zu interessieren, in Paris lernte er die ersten Künstler kennen und kaufte instinktsicher Werke von Picasso, van Gogh, Munch, oder Gauguin. Auch Exponate, wie Skulpturen oder Plastiken des außereuropäischen Raumes fanden bei Eduard Freiherr von der Heydt Beachtung. Buddhaköpfe, stehen neben mittelalterlichen Kultfiguren. Lange bevor der asiatische und afrikanische Raum Einfluss auf die europäische Kunst nahm, hat Eduard Freiherr von der Heydt diese Kunst für sich entdeckt.

Sieht man sich seinen gesellschaftlichen oder auch politischen Lebenslauf an, sieht man in ihm den damaligen Anhänger der Monarchie. Nach dem ersten Weltkrieg dankte der deutsche Kaiser ab, nur, die darauf folgende Republik war von den wenigsten gewollt. In der sich abzeichnenden Naziherrschaft, sahen denn auch die meisten dieser großbürgerlichen Gesellschaftsschicht, diejenigen die die Monarchie zurück bringen würden. Ein folgenschwerer Irrtum, wie sich für viele später herausstellte. Eduard Freiherr von der Heydt trat denn auch in die NSDAP ein, merkte aber schnell seinen Irrtum und trat wieder aus. Nun nutzte er diese neu gewonnenen Verbindungen um die in beträchtlicher Anzahl gesammelten Kunstwerke in Sicherheit zu bringen. Er war ja nicht nur deutscher Staatsbürger, sondern auch schweizer Staatsbürger. So lagerte er viele seiner Kunstwerke in die Schweiz aus und brachte sie damit in Sicherheit. Unter entarteter Kunst sollten viele seiner modernen Kunstwerke in Zukunft von den Nazis etikettiert werden. Viele Sammler in Deutschland verbrachten ihre Kunstwerke ins Ausland. Deutschland hatte den Status von Kunstbarbaren.

Eduard Freiherr von der Heydt hatte aber noch seine Verbindung zu den Nazis indem er bestimmte Finanztransaktionen der Nazis abwickelte.

Dieses Leben des Kunstsammlers Eduard Freiherr von der Heydt, der nicht nur Sammler war, vielmehr ein Mensch der weit über seine Zeit denken konnte und mit einer Liebe ohne Gleichen es zu einer Kunstsammlung von sage und schreibe 3.500 Exponaten gebracht hat, galt es nun in einer Ausstellung zu würdigen.

 

WELTKUNST

Von Buddha bis Picasso

Die Sammlung Eduard von der Heydt

In Zusammenarbeit mit dem Museum Rietberg Zürich

 

Im Hintergrund Foto des Wohnraumes in der Casa Anatta, davor zahlreiche Kunstgegenstände Foto: (c) Linde Arndt

Im Hintergrund Foto des Wohnraumes in der Casa Anatta, davor zahlreiche Kunstgegenstände Foto: (c) Linde Arndt

Eduard von der Heydt hat seine europäische Sammlung dem Städtischen Museum Wuppertal übereignet, die außereuropäische Sammlung fand in dem Museum Rietberg in Zürich seinen Platz.

 

Eduard von der Heydt betrachtete die Kunst immer als „Ars una“, als Weltkunst und so sah er sich selber als Weltbürger der keine Grenzen im herkömmlichen Sinne sah. Insofern sind die beiden Ausstellungen in Wuppertal und Zürich die logische Konsequenz für das Wirken Eduard von der Heydts.

 

Die Ausstellung beginnt mit der Familie von der Heydt, der Vater der die ersten expressionistischen Werke sammelte, erweiterte und später seinem Sohn Eduard von der Heydt übergab. Elberfeld (vormals Elvenfeld) gehörte in der damaligen Zeit zu den reichsten Städten Deutschlands. So ist es nicht ungewöhnlich wenn wir die Porträts von Mitgliedern der Familie von der Heydt in der Sammlung bewundern dürfen. Es ist eine lebendige Atmosphäre die man vorfindet um sich in das Umfeld der Familie von der Heydt hinein zu versetzen. Dem schließt sich der Skulpturenbereich an, zeigt die Verbindungen zur Moderne eines Wilhelm Lehmbruck oder Max Klinger aber auch die Kunst der Jahrhundertwende. Angereichert wird diese Abteilung durch die Privatsammlung August von der Heydt mit Bernhard Hoetger oder Wilhelm Lehmbruck.

Im weiteren Rundgang folgen wir Eduard von der Heydt nach Amsterdam, hier hat man den Eindruck sich im privaten Umfeld des Eduard von der Heydt mit seinen Kunstwerken zu befinden. Kunst war das einzige Unterscheidungsmerkmal und die Ästhetik als innere Einstellung brachte die Werke in einen Weltrahmen. So wurde in der Ausstellung der Glasgang des von der Heydt Hauses in der Ausstellung integriert, unterschiedliche Skulturen verstellen die Sicht zum Meer.

Eduard von der Heydt als Leihgeber und Bankier der mit 70 Museen korrespondierte und damit seiner Sammlung einer beachtlichen Wertsteigerung zu führte. Die Nationalgalerie Berlin steht hier stellvertretend für die Qualität der 70 Museen.

Ein besonderer Bereich ist dem „Monte Veritá“, dem Berg der Wahrheit in Ascona gewidmet, den Eduard von der Heydt 1926 erwarb. Hier umgab er sich mit den schönsten Exponaten der Weltkunst seiner Sammlung. Eduard von der Heydt ist als Persönlichkeit ein durchaus humanistischer Mensch im Sinne eines Erich Fromm.

 

Haben wir aber mit dem ganzen Menschen in uns Kontakt, dann gibt es nichts Fremdes mehr. Es gibt kein Verurteilen anderer mehr aus einem Gefühl der eigenen Überlegenheit [Erich Fromm: Humanismus als reale Utopie ]

Dr. Gerhard Vinckh vom von der Heydt-Museum vor der Votivstele mit Buddha Shakyamuni Foto:(c) Linde Arndt

Dr. Gerhard Finckh vom von der Heydt-Museum vor der Votivstele mit Buddha Shakyamuni Foto:(c) Linde Arndt

Es ist eine Ausstellung die einem einen unbefangenen Weltbürger ans Herz legt, der in seinem Menschsein manchmal durch die Realität aufgeweckt wird. So ist der Raum seiner Nationalsozialistischen Vergangenheit zu groß geraten; denn er war wie die Mehrzahl der deutschen kein Held, der sich dem verbrecherischen Regime in den Weg stellen konnte. Allerdings ist das der Vorwurf den man allen Mitläufern gemacht hat. Christopher Kopper wird im Zusammenhang mit der Tätigkeit des Elberfelders Julius Dorpmüller den Begriff des „verengten Verantwortungsbewusstsein“ in der Nazizeit benutzen, was meiner Meinung nicht für Eduard von der Heydt zutreffend sein konnte. Eduard von der Heydt hat die Nazis niemals gebraucht, nur, wenn er sich abgewandt hätte, wären viele seiner Kunstwerke vernichtet worden. Später wurde er von einem schweizerischen Militärgericht angeklagt aber auch freigesprochen. Das Eduard von der Heydt Museum als auch der gleichnamige Kulturpreis wurde durch die Stadt Wuppertal, nach einer Diskussion in „von der Heydt Kulturpreis“ umbenannt. Damit wurden die Dienste der gesamten Familie von der Heydt gewürdigt. Fakt bleibt jedoch: Ohne die Sammlung Eduard von der Heydts würde es das von der Heydt Museum nicht geben. Mehr noch, es gäbe die Barmer Kunsthalle in der Form auch nicht mehr.

 

Die Ausstellung erstreckt sich aber nicht nur auf die reine Darstellung von Exponaten, vielmehr gibt es ein gutes und pädagogisch herausragendes Rahmenprogramm. Die Ausstellung ist noch bis zum 28. Februar 2016  zu besichtigen.  Die Infos hierzu finden Sie auf der Webseite des Museums.

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Wuppertal-Elberfeld.