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Die Ambivalenz des Banalen – Katharina Fritsch im Folkwang Museum

Katharina Fritsch - Blick in die Ausstellung in der Villa Hügel Foto: (c) Linde Arndt

Katharina Fritsch – Blick in die Ausstellung in der Villa Hügel Foto: (c) Linde Arndt

[jpg] Wer kennt sie nicht, die einfachen Postkarten die eine heile Welt darstellten. Ein See, eine Kirche, ein Rathaus oder die gute alte Natur, es waren banale und rührselige Motive die uns alle bei Übersendung durch die Post berührten. Die Grüße, die mit dieser Postkarte übermittelt wurden, waren eigentlich egal.

Die weltbekannte Bildhauerin Katharina Fritsch, die in Essen geboren und aufgewachsen ist, nahm sich diese Postkarten, die ihr Großvater ihr hinterlassen hatte und die Ansichten ihrer Geburtsstadt Essen beinhalteten. Sie verband ihre persönlichen Erinnerungen mit den Essener Inhalten der Postkarten. Es sind Postkarten die Fritsch vergrößert und mit dem Siebdruck farbig verändert. Die ursprünglich schwarz/weiß Postkarten erhalten mit dieser Technik eine verschwommene Szene, die mit leichten Farben überdeckt wurden.

Katharina Fritsch im Museum Folkwang - 1. Gartenskulptur (Torso) Foto: (c) Linde Arndt

Katharina Fritsch im Museum Folkwang –
1. Gartenskulptur (Torso) Foto: (c) Linde Arndt

Für Fritsch sind es die Erinnerungen die sie mit den Motiven verbindet. Sie ist quasi auf der Suche nach dieser Zeit. Der Baldeneysee, ein für Fritsch Essener Ausflugsziel welches in der Erinnerung Gefühle hervorruft, die gesellschaftliche und persönliche Wahrnehmungen hervorrufen, die nicht so klar aber doch auf der emotionalen Ebene eine Mischung von unterschiedlichen Gefühlen hervorbringt. Überdeckt werden die Bilder mit Farben, die so könnte man meinen, der Pop-Art zuzuordnen sind, allerdings gehen diese Bilder weiter, denn das plakative steht nicht im Vordergrund.

Katharina Fritsch Blick in die Ausstellung im Museum Folkwang Foto: (c) Linde Arndt

Katharina Fritsch
Blick in die Ausstellung im Museum Folkwang Foto: (c) Linde Arndt

Es sind drei Räume die Katharina Fritsch belegt, 2 Räume im Folkwang Museum und ein weiterer Raum in der Villa Hügel. In allen Räumen gruppieren sich die Bilder um eine Skultur, die wie Wegweiser zu den Bildern wirken. Fritsch fand die Zeit in der die Bilder entstanden waren so widersprüchlich, zumal  der 2. Weltkrieg  kaum vorbei war. Das alltägliche und belanglose in seiner Darstellung und dem geschichtlichem Hintergrund der Bilder löst verständlicherweise keine klaren Emotionen aus, zumal dies Kindheitserinnerungen sind, aus einer schon vergessen gewähnten Zeit.

Katharina Fritsch wurde in Essen geboren, nach mehreren Stationen in Langenberg, Studium bei Fritz Schwegler an der Kunstakademie, hatte sie eine Professur an der Kunstakademie Münster, seit 2010 nahm sie eine Professur an der Kunstakademie in Düsseldorf an, wo sie heute noch lebt und arbeitet. Katharina Fritsch hatte jedoch immer eine für sie unerklärliche Verbindung zu Essen gehabt, diese Ausstellung sollte ein Besuch ihrer Geburtsstadt sein.

Katharina Fritsch ist weit herum gekommen, St.Louis, London, Chicago, Zürich, Hamburg, K21 Düsseldorf, Tate in London, Basel, San Francisco, Biennale die Venezia, New York, Münster, Frankfurt am Main und Krefeld.

Zu dieser Ausstellung von Katharina Fritsch werden aus der Schenkung von 3.300 historischen Postkarten von Herbert Westphalen eine 30 minütige Videoschleife mit rund 250 Essen-Ansichten im Videoraum gezeigt.

Die Ausstellung ist noch bis zum 30. Oktober 2016 geöffnet. Die Videoschleife von Herbert Westphalen ist allerdings nur noch bis zum 17. Juli 2016 geöffnet.

Öffnungszeiten des Folkwang Museums:


Sammlung Museum Folkwang und Ausstellungen

Di, Mi 10 – 18 Uhr, Do, Fr 10 – 20 Uhr, Sa, So 10 – 18 Uhr
Feiertage 10 – 18 Uhr
Mo geschlossen

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Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Essen

Museum Folkwang – Paul Vogt feiert 85. Geburtstag

Paul Vogt feiert 85. Geburtstag

Mai 2011 – Prof. Dr. Paul Vogt, Direktor des Museum Folkwang von 1963 bis 1988, feiert am 29. Mai seinen 85. Geburtstag. Das Museum Folkwang verdankt Paul Vogt den Wiederaufbau seiner Sammlung und die Gründung der Fotografischen Sammlung im Jahr 1979. Von 1984 bis 2010 war Paul Vogt als geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Kulturstiftung Ruhr verantwortlich für die großen Ausstellungen in der Villa Hügel.

               
  Prof. Dr. Paul Vogt, Direktor des Museum Folkwang                                                     Foto: Holger Kruessmann                                                                                                          
 

Cézannes Steinbruch Bibémus und Kirchners Tanzpaar gehören zu den wichtigsten Werken, die Paul Vogt für das Museum Folkwang nach ihrer Beschlagnahmung durch die Nationalsozialisten zurückerwerben konnte. Als geborener Essener hatte er das „schönste Museum der Welt“ in den 1930er Jahren noch miterlebt.

                                „Ich hatte mir drei Ziele gesetzt, als ich ab 1963 […] für das Museum verantwortlich war,  nämlich: das Verlorene, so weit es ging, zurückzuholen oder durch Werke ähnlicher Qualität zu ersetzen; dann die Entwicklung zu dokumentieren, die es weder bei Osthaus noch bei Gosebruch gegeben hatte, Surrealismus, Konstruktivismus, die Malerei Picassos; und dann in die Gegenwart vorzustoßen – die eigentliche Aufgabe, die das Folkwang ja immer hatte, ein Museum der Gegenwart zu sein.“
(Paul Vogt 2009 im Gespräch mit Hartwig Fischer und Uwe M. Schneede)

Er erweiterte die Sammlung französischer Kunst um Gemälde von Monet, Delaunay und Léger und erwarb bedeutende Werke von Miró, Tanguy, Dalí, Munch, Mondrian, Beckmann und Albers. Frühzeitig und auf höchstem Niveau ergänzte er die Sammlung mit Werken der heute im Neubau präsentierten USAmerikaner Newman, Rothko, Kline, Pollock, Reinhardt, Louis und Stella. Er widmete sich der osteuropäischen Avantgarde ebenso wie den Jungen Wilden zu Beginn der 80er Jahre.

Mit dem Erwerb des fotografischen Nachlasses von Otto Steinert und dessen Sammlung zur Geschichte der Fotografie begründete Paul Vogt die Fotografische Sammlung, die heute zu den bedeutendsten der Bundesrepublik gehört. Bereits zu Beginn der 1970er Jahre wurde unter seiner Leitung im Museum Folkwang ein Videostudio eingerichtet, damals einzigartig in einem Museum, und das Deutsche Plakat Museum wurde 1974 ebenfalls auf Vogts Bestreben hin dem Museum Folkwang angegliedert.

Zurzeit schreibt Paul Vogt an seinen Memoiren, die in der Edition Folkwang veröffentlicht werden.

 

 

Hendrik von Boxberg – Museum Folkwang