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Denn sie wissen was sie tun

Terroranschläge Paris (c) La préfecture de police, Paris

Terroranschläge Paris (c) La préfecture de police, Paris

[jpg] Es ist zum Verzweifeln. Da finden in Frankreich und Deutschland bestialische Morde statt und uns fällt nur als Reaktion das ein, was unser terroristischer Gegner sich wünscht – die Ausrufung des Religionskrieges. Mal von den berechtigten Ängsten und dem breiten Sicherheitsdenken der meisten Menschen abgesehen, finden seit Monaten nur Simplifizierungen des Geschehens statt. Politik und Medien verkünden unisono einen Religionskrieg, den es gar nicht geben kann. So möchte der Daesch (IS) den Westen in einem Religionskrieg vereinen um alle Muslime in einen heiligen Krieg (Djihad) zu führen. Und der französische Staatspräsident Hollande und sein Premier Valls, verkünden nach jedem Anschlag einen bestehenden Krieg. Denn Krieg ist immer etwas, wo am Ende ein Sieger und ein Verlierer stehen muss aber Kriege werden zwischen Staaten geführt. Und die Ausrufung eines Kalifats durch Abu Bakr al-Baghdadi im Irak, heißt doch nicht, die Ausrufung eines Staates. Die großen Wüstenflächen und die unzusammenhängenden Städte machen noch kein Stadtgebilde aus. Der Daesch (IS) wird nun mit einer Koalition unter Leitung der USA, die im Mittelmeer Flugzeugträger aufgefahren hat, mit mäßigem Erfolg bekämpft. Was für eine Ehre für einen zusammen gewürfeltem Haufen von jungen Männern aus unterschiedlichen Nationen. Besser kann es doch nicht laufen für den Daesch (IS).

Nur, was machen wenn unsere europäische mit der arabischen Jugend in diesen „Krieg“ zieht? Bis jetzt steht eines fest, alle Verbrechen wurden von dieser Jugend verübt. Ob nun die Morde an der Redaktion von Charlie Hebdo oder in Nizza auf der „Promenade des Anglais“ über die Morde in München, Würzburg, Reutlingen oder Ansbach, bis zu dem Mord an dem 85 jährigen Priester Jaques Hamel, die Mörder waren alle Staatsbürger in dem Land in dem die Anschläge verübt wurden. Und im Irak und Syrien kämpft die Jugend Europas einen barbarischen Krieg, der an die Massaker im Mittelalter erinnert. Und was noch auffiel, die Mörder waren jung, sehr jung.

Die Mörder: Adel Kermiche war 19 Jahre, sein Freund Abdel-Malik Nabil Petitjean war ebenfalls 19 Jahre alt, sie hatten dem 85 jährigen Priester Jaques Hamel aus Saint-Étienne-du-Rouvray während einer Messe die Kehle durchgeschnitten.

Der sofortige öffentliche Reflex der deutschen Medien: es waren Anhänger des Islam oder Islamisten, Salafisten und sind vom Daesch (IS) ausgebildet worden.

In Frankreich existiert seit den Novemberanschlägen mit 130 Toten der Ausnahmezustand, der immer wieder verlängert wurde. Patrouillierende Soldaten und Polizisten gehören in Frankreich zum alltäglichen Straßenbild, die Franzosen finden jetzt, dieser Spuck müsse endlich aufhören. Der Ausnahmezustand sollte nicht zur Normalität in Frankreich werden, zumal er offensichtlich keine weiteren Anschläge verhindern kann, wie Nizza und Saint-Étienne-du-Rouvray gezeigt haben. So langsam setzt sich die Erkenntnis durch, dass solche Anschläge zum allgemeinen Lebensrisiko gehören. In Deutschland diskutiert man die Bundeswehr neben der Polizei auf den Straßen einzusetzen. Im Osten des Landes sollen Bürger als Hilfspolizisten gegen den rechten Terror eingesetzt werden. Was für Signale der Angst und Hysterie werden ausgesendet? Der Daesch (IS) hat ein zitterndes Deutschland vor sich. Die Rechnung des Daesch (IS) geht anscheinend auf.

 

Den Terror gab es in der Vergangenheit immer wieder einmalig

Die 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts brachten die RAF in Deutschland oder die italienische Brigate Rosse hervor, sie mordeten aus dem Untergrund heraus. Oder in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts mordeten die konservativen Freicorps, die Nazis und sonstige Feinde der Demokratie. Alle hatten eines gemeinsam, die politische Motivation musste für ihr Tun herhalten.

Unsere Vorfahren gewöhnten sich an den Terror, der ja auch irgendwann aufhörte. Wir sollten also nicht so tun, als wenn der Terror etwas ganz neues wäre.

 

Warum Frankreich und Deutschland den Anschlägen besonders ausgesetzt sind?

 

Wuppertaler banlieue II Foto: Archiv EN-Mosaik

Wuppertaler banlieue II Foto: Archiv EN-Mosaik

Frankreich ist in den Augen von Daesch (IS) ein Land in welchem die gesellschaftlichen Freiheiten dieser Steinzeitislamisten besonders ins Auge stechen. Die Trennung von Staat und Religion, die Gleichberechtigung aller Bürger, die Rolle der Frau in der Gesellschaft, die überwiegend gelungene Integration der Moslems oder der große Zuspruch der Moslems zu ihrem Staat Frankreich. Selbst in Deutschland, wo es wahrlich keine großen Integrationsleistungen zu beobachten gibt, stehen die Moslems hinter dem deutschen Grundgesetz. Und die französischen Moslems gelten dem Daesch (IS) inzwischen als Ungläubige (kuffar) weil sie mit dem französischen Staat zurecht kommen. Die Strategie des Daesch (IS), die französische Gesellschaft zu spalten, ging nicht auf.

So äußerte sich Dalil Bu-Bakr, Rektor der Grande Mosquée de Paris entsetzt über den Anschlag in einer heiligen Stätte – einem französischem Gotteshaus. Der Islam solidarisierte sich mit den anderen Religionen, wie auch dem Staat und stellte sich hinter Frankreich. Hollande hatte Vertreter der Religionsgemeinschaften in den Elysée-Palast geladen. Er traf mit den führenden Vertretern von Katholiken, Orthodoxen, Protestanten, Muslimen, Juden und Buddhisten zu Gesprächen zusammen. Die Konsequenz: Der Erzbischof von Rouen, Dominique Lebrun, begrüßte die Präsenz von muslimischen und jüdischen Gläubigen nebst hohen geistliche Würdenträgern aller Religionen bei der Trauerfeier. Was für eine Demonstration von Solidarität aller Franzosen, die damit zusammen gerückt sind.

Wesentlich waren bei diesen Anschlägen junge Menschen und Inländer als Attentäter zu registrieren, die nicht in Syrien ausgebildet wurden. „Schlagt dort zu, wo ihr seid. Und kommt nicht nach Syrien“, so wurden die Botschaften des Daesch (IS) abgefangen. Der Daesch (IS) ist in den letzten Wochen unter militärischen Druck geraten und auf dem Rückzug. Die neue Strategie des Daesch (IS) ist brillant und teuflisch zugleich. Kirchen oder öffentliche Veranstaltungen werden von dem Daesch (IS) als mögliche Ziele über Peer to Peer Netzwerke im Internet definiert, welche von den jugendlichen Sympathisanten ausgesucht werden.

Deutschland gerät wegen der aufgenommenen Kriegsflüchtlinge in das Visier des Daesch (IS); denn dies bedeutet ein positives Image für das christliche Deutschland. Darüberhinaus kann man ein fast gleiches Wertesysstem wie in Frankreich beobachten.

Die Strategie: Deutschland soll provoziert werden gegen die Muslime vorzugehen. Deutschland mit seinen Millionen von Muslimen hat bis jetzt noch keinen ernstzunehmenden Dialog wie in Frankreich angestoßen. Was in Deutschland fehlt ist eine zentrale Initiative der Muslime die von allen Glaubensrichtungen akzeptiert wird. Aber auch hier ist die Lebensart der Deutschen und der Muslime in einem deutschen Staat äußerst suspekt und kann nicht vom Daesch (IS) hingenommen werden. Deutschland ist aber im Gegensatz zu Frankreich angreifbarer; denn die politischen Parteien sind zu sehr mit den Flüchtlingen beschäftigt. Die Deutschen lassen sich besser durch den Daesch (IS) provozieren. Anstatt zusammen zu stehen macht man sich gegenseitig Vorwürfe um einen politischen Vorteil herauszuschlagen. Eine Vielzahl von Vorschlägen sind auf dem Markt, die allesamt geeignet sind die politische Führung zu schwächen. Es scheint als wenn alle deutschen Politiker dem Daesch (IS) und der rechtspopulistischen Partei AfD in die Hände arbeiten.

 

Wer ist der Daesch (IS), Gläubige des Islam?

Alle obersten Lehrer des Islam, in der Regel sind dies Großmuftis, haben dem Daesch (IS) abgesprochen, im Namen des Islam zu sprechen. Gleichzeitig haben sie sich gegen die Gewaltausübung des Daesch (IS) gewandt und diese als Sünde und Verbrechen gebrandmarkt. Die Koranexegese des Daesch (IS) wurde als falsch, spekulativ und unvollständig bezeichnet. Auch die Ausrufung des Kalifat durch Abu Bakr al-Baghdadi wurde zurück gewiesen. Höhepunkt dieser Zurechtweisung war der offene Brief von 120 führenden Islamgelehrten, darunter die Großmuftis von Jerusalem und Kairo die Abu Bakr al-Baghdadi und der Organisation Daesch (IS) die Kompetenz absprachen im Namen des Islam zu handeln oder zu sprechen.

Insofern entsprechen diese Äußerungen der obersten Gelehrten als Rauswurf aus der Religionsgemeinschaft des Islam, ähnlich der Exkommunikation in der christlichen Kirche.

Mit diesen Aufrufen der obersten Gelehrten konnten die Daesch (IS) Leute sich nicht mehr auf den Islam berufen.

Trotz allem hat der Daesch (IS) besonders aus Europa regen Zulauf und zwar von jungen Menschen, sehr zum Entsetzen der europäischen Eliten.

Allerdings muss man dem Daesch (IS) eine geniale Propaganda zugestehen, die sie von Anfang an über die Internetmedien verbreiteten. Dies führte zu dem regen Zulauf von jungen Menschen die in Europa keine Perspektiven sahen und sehen. Junge Menschen ohne Halt, denen der Daesch (IS) einen vermeintlichen Halt bietet. Letztendlich muss man die todesbejahende und damit lebensverneinende Philosophie des Daesch (IS) hervorheben. Der Hass auf jedes menschliche Leben in allen seinen Facetten hält den Daesch (IS) zusammen. Und die Anhänger dieser Gruppe fasziniert das grausame „Spiel“ mit dem Tod, ja, sie zelebrieren und inszenieren den Tod vieler Menschen. All dies hat mit dem Islam als Religion nichts zu tun. Der Islam wird nur als Etikett durch die Daesch (IS) Bande benutzt.

 

Die Mainstreammedien als Helfer der Terrorgruppe Daesch (IS)

Mainstream erfordert Auflage oder Quote um in der Wirtschaft überleben zu können. Wirklich? Auch der indirekt staatlich gelenkte Bereich von ARD und ZDF benötigt Quote um mit seinen Werbeeinnahmen signifikante Erlöse zu generieren. Wirklich?

Wenn also über einen Anschlag zu berichten sein wird, so ist die grausame Ausmalung dieses Anschlags eine Sache von Quoten oder Auflage. Bewusst wird dann über einen Religionskrieg, manchmal sogar über einen Kreuzzug spekuliert und insistiert, um die Spannung ins Unerträgliche zu erhöhen, um Ängste zu schüren, die letztendlich den Konsumenten an den Sender oder den Verlag binden sollen.

Das der Daesch (IS) genau diese Zielvorstellung von Anfang an kommunizierte und die Medien diesem Anspruch des Daesch (IS) „treu“ gerecht werden, wird dabei anscheinend übersehen oder als Paradoxon der Medien hingestellt (Seht her, wir können nicht anders). In so fern machen sich die Medien zum Erfüllungsgehilfen dieser Mörderbande Daesch (IS).

Dabei hat der Westen mehr zu bieten als die menschenverachtende Einstellung dieser Terrorbande, nämlich, die Freiheit der Entscheidung für das Leben. Und das beinhaltet auch die freie Entscheidung über Inhalte eines Artikels.

Es ist nicht die „heile Welt“ die uns die Mainstreammedien im Westen immer wieder vorgauckeln, vielmehr ist es die gelebte Welt mit allen ihren Herausforderungen die jeder einzelne Tag für Tag zu bestehen hat, die dieses Leben aber auch lebenswert macht. Und dieser „heilen Welt“, mit all ihrer Verlogenheit, wird diese Mörderbandenwelt mit all ihren Facetten gegenübergestellt um den Leser zu verleiten: Sei zufrieden mit unserer Welt, keine Kritik bitte; denn willst Du die Daesch (IS) Welt? Das ist das Paradoxon. Während der Mainstream Systemkritik ersticken wil,l indem er den Daesch (IS) als Gegenpol aufbaut, baut er den Daesch (IS) als Faszinosum für eine Jugend auf, die unter dem System leidet. Segregation oder Parallelgesellschaft ist das Stichwort nach der unsere Jugend in die Perspektivlosigkeit getrieben wird und das seit Jahren.

Was den einzelnen dieser Tage umtreibt ist die Frage: „Müssen wir mit dem Terror in Zukunft leben oder was können wir dagegen tun?“ Und von dieser Fragestellung sind Politik und Maimstreammedien weit entfernt, da sie noch beschäftigt sind, dass Grauen dieses Terrors zu verwerten ohne es jedoch zu verarbeiten.

 

Wie konnte der Daesch (IS) unsere Jugend so leicht vereinnahmen?

Wuppertaler banlieue I Foto: Archiv EN-Mosaik

Wuppertaler banlieue I Foto: Archiv EN-Mosaik

Jeder von uns kennt die Geschichte vom Rattenfänger von Hameln, der mit einer Melodie die Kinder und Jugendlichen der Stadt Hameln entführte.

Schaut man sich unsere westliche Gesellschaft näher an, so sieht man, die Jugend hat keinen Platz in der Gesellschaft. Sie geht fleißig in die Schule, macht ihre Abschlüsse und landet später hinter dem Steuer eines Taxis, bestenfalls finden die Jugendlichen sich mit Bachelorabschluss in einer Backstube als Bäcker wieder. Die alten werden ihnen sagen: Man muss sich auch anpassen können. In einer Zeit der Minijobs, der Aufstocker oder des Zweitjobs um die Miete  bezahlen zu können, hat ein Jugendlicher keine Lebensperspektive. Mit dem Geld, was die Jugendlichen verdienen, sind keine großen Sprünge möglich. Die Bewerbungen gehen in die hunderte und werden in der Regel nicht einmal beantwortet. So drehen die Jugendlichen eine Runde nach der anderen bis sie frustriert aufgeben und sich mit dem schon von ihnen besetzten Job abfinden. Segregation oder Parallelgesellschaften tun sich in den sozialen Brennpunkten der Vorstädte auf. Ein Nährboden für die Botschaften des Daesch (IS) die von unseren Medien noch transportiert werden. Ein Dialog zwischen der Gesamtgesellschaft und der Jugend findet nicht statt, „Laissez-faire“ ist die Maxime, die Politik und Gesellschaft gegenüber der Jugend vorgibt. Die paar Sozialarbeiter in den Vorstädten sind überfordert und teilweise ausgebrannt um einen Dialog mit der Jugend zu führen. Dabei müsste dieser Dialog dringendst mit der Jugend geführt werden. Nur wie soll der Dialog aussehen und wer soll ihn führen? In Frankreich hat sich schon mal die Einsicht über solch einen Dialog durchgesetzt, in Deutschland weiß man allerdings nicht ob es eine Jugend außerhalb der „heilen Welt“ überhaupt gibt.

 

Fazit

Objektiv sollen wir Journalisten sein, so die Kollegen der etablierten Medien. Nur was ist das für eine Objektivität, die keine Emotionalität zulassen soll bei solchen grausamen Ereignissen. Wobei grausam ist da noch untertrieben, wenn der Westen so tut, als wenn er nichts mit dieser Entwicklung in Syrien oder im Irak zu tun hat. Nein, der Daesch (IS) ist ein ungewolltes Nebenprodukt der westlichen Politik im Orient. Und es ist keine Änderung dieser Politik in Sicht.

Solange die militärischen Aktivitäten des Westens auf den Orient beschränkt blieben war das in Ordnung. Nur, der Daesch (IS) hat diese Aktivitäten nach Europa getragen und denkt darüber nach,  diese – seine Art der Gewalt – auszuweiten. Die Türkei trägt im Moment ihre politischen Probleme nach Europa.

Es macht die Europäer wütend, Entsetzen breitet sich aus. Wie können diese Völker die Geopolitik des Westen nicht akzeptieren und dann auch noch eine eigene Politik machen?

Nur, aus Europa eine Festung zu machen, löst diese Probleme nicht. Dieses Problem wurde von den USA herbei geführt und wir Europäer sollten uns hüten blind hinter den USA herzumarschieren, wie wir es bisher getan haben. Europa kann mehr als diese USA Cowboys, die nur rumballern können.

Eine eigenständige Politik der Europäer ist gefragt, die auf einen Ausgleich aus ist. Und sofern die USA nicht will, sollten sich die Europäer zurück ziehen, ehe sie ihre Glaubwürdigkeit verlieren.

 

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik und europaen-mosaic


 

Das allseits beschleichende Unbehagen

3 Weltreligionen Collage: Linde Arndt

3 Weltreligionen Collage: Linde Arndt

[jpg] 70 Jahre Frieden haben wir in Europa. Na ja nicht ganz, denn Jugoslawien hat uns in den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts vor Augen geführt, wie schnell die Fratze des Krieges über uns Europäer einfallen kann.

Dann der 11. September 2001, er stellte eine Zäsur für die USA dar, eine Zäsur die die USA nachhaltig traumatisieren sollte, aber nicht nur die USA, vielmehr sollte  im Laufe der Folgejahre die gesamte Welt nachhaltig verändert werden.

Vier Flugzeuge der Marke Boing wurden in den USA entführt. Zwei Flugzeuge rasten in das World Trade Center und brachten die beiden Türme zum Einsturz. Rund dreitausend Tote waren zu beklagen. Ein Flugzeug wurde in das Pentagongebäude gelenkt. Einhundertneunundachtzig Menschen fanden den Tod. Ein Flugzeug sollte in das Weiße Haus gelenkt werden, was aber durch die Passagiere verhindert wurde, indem das Flugzeug auf freiem Feld zum Absturz gebracht wurde. Vierundvierzig Menschen mussten hier sterben.

Diese Verbrechen wurden von Menschen ausgeführt die sich durch die Religion des Islam aufgefordert sahen, den USA Schaden zu zu fügen. Nur den USA? Nein, zum ersten mal wurde der gesamte Westen angegriffen. Dahinter stand Osama bin Laden mit seiner Organisation/Gruppe al-Qaida (islamistisch, sunnitischer Prägung, ausgerichtete Organisation), der das Töten von Angehörigen der USA zur Pflicht eines jeden Moslems ausrief. Wohlgemerkt, Al Qaida war und ist eine Organisation, mehr nicht.

Die Reaktion des damaligen US-Präsidenten George W. Bush , „Wir werden einen Kreuzzug führen, um die Welt von den Übeltätern zu befreien. Dieser Kreuzzug, gegen den Terrorismus wird Zeit in Anspruch nehmen“ in einer Rede am Sonntag, 16. 9. 2001- in Camp David/Maryland. Zuvor steckte US-Präsident Bush den territorialen Bereich ab: „Wir werden keinen Unterschied zwischen den terroristischen Tätern und denjenigen machen, die ihnen Unterschlupf gewähren“ in einer Rede am Mittwoch, 12.9. in Washington DC. [Präsident Bush gehörte zu den Methodisten, als „Wiedergeborener Christ“, umgangssprachlich würde man die Methodisten als Sekte und Fundamentalisten mit christlicher Prägung bezeichnen].
rebell-syria

Die Al Qaida Gruppe hatte damals ihre Trainingscamps in Afghanistan. Ob die Kabuler Zentralregierung, die von den damaligen Taliban gestellt wurden, inhaltlich über die Al Qaida Gruppierung Bescheid wusste war nicht bekannt. Fakt ist jedoch, der damalige US-Präsident George W. Bush erklärte Afghanistan den Krieg, darüber hinaus wurde von der NATO der Verteidigungsfall ausgerufen. Was folgte war ein nie dagewesener Aufmarsch von Militärpräsenz, mit 43 Staaten, in diesem Land. Die Koalition konnte zwar Al Qaida und die Taliban vertreiben und an die 20.000 Kämpfer töten, deren Führer konnte man jedoch nicht habhaft werden. Viel später starb der eine Führer an einer Krankheit und der andere wurde in einer spektakulären Aktion von den USA getötet.

Bis heute sind die Truppen der Koalition in Afghanistan verblieben um zumindest eine fragile Sicherheit dieses Landes zu gewährleisten.

Innenpolitisch wurde im Oktober 2001 der „Patriot Act“ auf den Weg gebracht, ein US-Bundesgesetz welches in größerem Maße Einschränkungen der US-Bürgerrechte nach sich zog und in späterem Fall teilweise auf Europa ausgeweitet wurde. Darüber hinaus wurde mit der Einrichtung des Gefangenenlagers Guantanamo auf Kuba das Rechtsstaatsprinzip ausgehebelt. Al Qaida hatte damit die westliche Demokratie nachhaltig negativ beeinflusst. Denn der „Patriot Act“ wurde damit begründet, dass die USA ihre Bürgerrechte einschränken muss, um ihre Sicherheit zu erhöhen. Ein Trugschluss?

Nachträglich wird die Öffentlichkeit später vom Versagen der Dienste in den USA und Europa erfahren. Wie konnte es sein, dass der Anführer der Terroristen Mohammed Atta der unbehelligt sein Studium der Ingenieurwissenschaften in Hamburg machen konnte, mehrfach zu militärischen Übungen nach Afghanistan flog, wochenlang mit weiteren 19 Terroristen in den USA das Fliegen von Verkehrsmaschinen der Marke Boing erlernte und von den Fluglehrern das Starten und Landen nicht erlernen wollte? Oder, von den 19 Terroristen des 9/11 Attentats waren 15 Bürger des Königreiches Saudi-Arabien, wurden dort aber nicht als Terroristen geführt. Viele Indizien lagen den Diensten, wie dem FBI in den USA und BfV oder BND in Deutschland vor. Warum wurden die dementsprechenden Konsequenten nicht gezogen? Es fehlten schlicht und ergreifend die personellen Analysemöglichkeiten in den Diensten.

Es sollte aber noch schlimmer kommen. Am 20. März 2003 überfielen die USA mit einer „Koalition der Willigen“ mit erlogenen und erfundenen Gründen (Bedrohung der USA durch irakische Massenvernichtungswaffen) den IRAK. Zwei Monate später war der IRAK mit den Bomben der USA in der Steinzeit angelangt und hatte geschätzte 400.000 – 600.000 getötete Iraker weniger.

Und wieder wurde das Wort Kreuzzug benutzt: Der Wahlkampfleiter George W. Bushs, Marc Racicot, bestätigte, dass in einem Schreiben vom 3. März 2004 das Präsident George W. Bush dafür gelobt worden sei, dass er „einen globalen Kreuzzug gegen den Terrorismus anführt“.

Donald Rumsfeld der damaligeVerteidigungsminister der USA hatte seine streng geheimen Lageberichte für Präsident Bush zu den Militäreinsätze im Irak mit Bibelzitaten untertitelt, drei Beispiele: „Deshalb ergreift die Waffenrüstung Gottes, damit ihr an dem bösen Tag Widerstand leisten und alles überwinden und das Feld behalten könnt“ (Epheser 6,13). Auf einem anderen Bericht findet sich das Zitat „Befiehl dem Herrn deine Werke, so wird dein Vorhaben gelingen“ (Sprüche 16,3). „Ihre ( US-Soldaten ) Pfeile sind scharf und alle ihre Bogen gespannt, ihrer Pferde Hufe sind wie Felsen und ihre Wagenräder wie ein Sturm“ (Jesaja 5,28). Selbstredend kam dies alles auch der islamischen Welt zu Gesicht.

Im nun besiegten Irak machte die USA eine Treibjagd auf die ehemalige Führungsriege des Hussein Regimes. Den ehemals irakischen Präsidenten Sadam Hussein fand man später in einem Kanal. Er wurde schnell vor ein Gericht gestellt,  zum Tode verurteilt und hingerichtet, der Prozess war eine Farce. Denn die USA waren selber an Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen in großen Maßen beteiligt, wie also konnten sie dem ehemaligen Diktator den Prozess machen lassen? Siegerjustiz halt.

Der von den USA eingesetzte Zivilverwalter (Siegerverwalter) Paul Bremer machte zum gleichen Zeitraum denn auch kurzen Prozess mit der herrschenden Schicht der Sunniten in Armee und Partei. Er entließ die Armee und löste die führende Baathpartei im Irak auf. Ein Fehler. Das Machtvakuum füllte denn dann, die bis dahin unterdrückte schiitische Bevölkerungsmehrheit, die bisher von den Hebeln der Macht ferngehalten wurde.

Rund 650.000 Armeeangehörige wurden einfach gefeuert! Keiner hatte sich Gedanken gemacht, was mit diesen Leuten passiert. Und es dauerte nicht lange, da flogen die Sprengfallen in die Luft oder Autos explodierten. Ein Vorgeschmack wie sich später herausstellte. Paul Bremer ordnete denn an, eine neue Armee und Verwaltung aufzubauen, die keine Husseinvergangenheit haben sollten. Wie gesagt, die Schiiten kamen an die Macht und die Sunniten hatten das Nachsehen. Und die Schiiten kosteten die neu Macht in vollen Zügen aus.

Es war die Geburtsstunde der ISIS (Islamischer Staat im Irak und in Syrien) aka ISIL (Islamischer Staat im Irak und der Levante) aka IS (Islamischer Staat). Die Sprachregelung für IS in vielen Staaten ist jedoch Daesch (jemand oder etwas, das etwas zerstampft), weil dieses Wort den Anspruch ein islamischer Staat zu sein, zurück weist.

Es kam aber noch schlimmer. Viele der arabischen Völker fanden das Vorgehen des Westens im Zusammenhang mit den Kriegen und Revolutionen im wesentlichen als eine Erniedrigung ihrer Völker, Stämme und Religion. Aus diesem Grunde wurde im Juni 2014 das Kalifat von Abu Bakr al-Baghdadi ( Dr. Ibrahim Awwad al-Badri ) ausgerufen. Große Teile Syriens und des Irak sind in der Kontrolle von Daesch. Staatliche Strukturen mit einer Steuerverwaltung wurden angelegt. Anfang 2015 nimmt Daesch Einfluss auf Libyen und setzt sich in der Hafenstadt Sirte fest. Das Daesch eine barbarische und Menschenfeindliche Organisation ist, muss hier nicht weiter erörtert werden.

Parallel haben sich in Europa und den USA regelrechte Fans für Daesch gefunden, die nach Syrien reisen um sich dort einer Gehirnwäsche unterziehen und militärisch ausgebildet werden. Das größte Ziel, soviel „Ungläubige“ wie möglich zu ermorden.

Die Frage ist jetzt: Sind diese Menschen gläubige Anhänger des Islam? Sind sie nur fehlgeleitet durch radikale Fanatiker einer Religion? Alle Attentäter stammten aus den sozialen Brennpunkten in Paris und Brüssel und waren teilweise der Polizei bekannt. Wobei auch hier, wie in den USA sicherheitstechnisch einiges schiefgelaufen war. Wie konnte es passieren, dass die Bürgermeisterin von Molenbeek-Saint-Jean, Françoise Schepmans (Mouvement Réformateur), eine Liste der Pariser Terroristen vom November ´15 wochenlang auf ihrem Schreibtisch hatte und keine Ahnung hatte was sie damit tun sollte? Auf der anderen Seite wurden die belgischen Dienste nicht informiert!

Molenbeek-Saint-Jean und Paris haben eines gemeinsam, sie haben eine Jugendarbeitslosigkeit von über 40%. Molenbeek-Saint-Jean, ein Vorort von Brüssel und die Banlieue von Paris und anderen Städten bieten seit Jahren Migranten keine Perspektiven. Die Arbeitslosigkeit bei Migranten liegt permanent bei über 50%. Das junge Menschen sich radikalisieren können, ist wohl jedem bekannt. Auch der Weg zur Radikalisierung ist bekannt. Was den jungen Menschen fehlte war eine Begründung für ihr menschenverachtendes Tun. Und da boten sich die Hassprediger an, die ihnen die Gründe und gleichzeitig die Absolution für ihr zukünftiges Tun anboten. Wie in der Bibel finden sich im Koran Verse die solche Gewalttaten rechtfertigen könnten. Und da schließt sich der Kreis, denn auch die Kreuzzüge der Christen, damals wie heute, wurden mit der Bibel begründet. Das diese Kreuzzüge mehr oder weniger nur Raubzüge waren, findet man bis heute nur in seriösen Geschichtsbüchern.

Und der angeblich vom Islam propagierte Dschihad, also der religiöse begründete Kampf gegen anders Gläubige? Er ist schlicht und ergreifend nicht begründet und hat mit dem Islam nichts zu tun. 126 hochrangige islamische Rechtsgelehrte unter anderen der Großmufti von Ägypten, Schawki Ibrahim Allam, haben in einer Fatwa (islamisches Rechtsgutachten) (Offener Brief an al-Baghdadi.pdf) festgestellt, dass diese Verhaltensweisen des Daesch mit der wahren Religion, dem Islam, nichts zu tun haben. Kriege und damit das Morden suchten immer in der Religion die Begründung.

abdelEs bleibt die Frage nach den Ursachen. Und da stellt sich die Frage nach den Bürgerkriegen auf dem nordafrikanischen Kontinent, die die Bürger aus ihrem sozialen Umfeld entreißen um sich dann in einem würdelosen Umfeld, wie den vielen Lagern, wieder zu finden. Oder wenn sie als Binnenflüchtlinge von Stadt zu Stadt flüchten um zuzusehen, wie eine Stadt nach der anderen zerbombt wird. Es ist ein menschenverachtendes Umfeld in dem junge Menschen aufwachsen, wo es schon verwundert, dass es nicht früher zur Radikalisierung kam. Und die europäischen jungen Menschen? Der junge Abdelhamid Abaaoud wird in einem Pickup gezeigt, grinsend und fröhlich. Was nicht gezeigt wird, hinter dem Pickup sind menschliche Leichen angebunden die er hinter sich herzieht. 1.500 Franzosen und 700 Deutsche sollen sich bei Daesch befinden, die in einem Interview bekunden, dass sie sich darauf freuen anderen Menschen den Kopf abzuschneiden. Was ist da nur falsch gelaufen?

Die Taten von Paris oder anderswo sollten nicht relativiert oder verharmlost werden. Sie sind barbarische Akte von Personen denen das Menschsein total abhanden gekommen ist.

Aber wir sollten darüber nachdenken wie es zu solchen Taten kommen konnte und wie wir den Menschen die perspektivlos in die Barbarei abdriften, helfen können, vollwertige Mitglieder unserer Demokratien zu werden. Ob sie nun Moslem, Christ oder Jude sein wollen ist unseren Demokratien egal, wir haben eine garantierte Religionsfreiheit.

Eines sollten wir jedoch unterlassen, blind mit Worten und Taten auf andere einzuschlagen und damit unsere demokratischen Werte preiszugeben; denn dann können wir uns direkt diesem verbrecherischen Kalifat von Abu Bakr al-Baghdadi ( Dr. Ibrahim Awwad al-Badri ) unterwerfen. Unsere Demokratie hat mehr zu bieten als diese archaischen Taten der Terroristen die meinen aus dem Islam die Gründe für ihr unseliges Tun begründen zu können. Der Islam ist genauso wie die jüdische und christliche Religion an ein friedliches Miteinander ausgelegt.

Es bleibt jedoch dieses Unbehagen welches überall in der europäischen Gesellschaft vorherrscht und uns in die Hysterie treibt. Lasst uns  unser humanistisches Gedankengut und die Aufklärung aus dem Keller holen und den europäischen Weg fortsetzen. Wir haben Fehler gemacht, wir müssen aber keine weiteren Fehler machen und uns damit selber in Frage stellen.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik und european-mosaic.

 

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