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Eine seriöse Grundhaltung mit einem Augenzwinkern

[jpg] Kennen sie das? Sie haben einen einen ganz seriösen Job bekommen, Sie gehen in den Job rein, nur die Szenen die sie sehen sind ein Witz. Professionell wie Sie sind, werden Sie natürlich den Job mit Bravour erledigen. Jetzt stellen Sie sich diesen Job im Bereich von Wort, Bild und Ton vor. Klar, Sie machen Ihren Job, aber mit einem Augenzwinkern nehmen Sie die „anderen Szenen“ auch mit. Man weiß ja nie wofür man das alles mal gebrauchen kann. Und wenn man es nicht gebrauchen kann, kann man es sich in einer ruhigen und besinnlichen Minute zur eigenen Erheiterung ansehen oder anhören. Klar ist auch, dass Sie sich jede Menge Aufzeichnungen gemacht haben. Und so sammelt sich über Jahre ein Berg von Szenen an, die es in sich haben.

Der 83 jährigen Elliott Erwitt hat als Fotograf solche Bilder mit einem mehr oder weniger sichtbaren Augenzwinkern gemacht. Sein Auge hat das Widersprüchliche, das Ernste, das Witzige aber auch so viele menschliche Momentaufnahmen mit seiner Kamera festgehalten, dass diese Bilder nun in der Oberhausener Ludwig Galerie eine eigene Ausstellung haben.

Erwitt, der 1928 in Frankreich geboren wurde, lebt heute in New York als Fotograf bzw. als Fotojournalist. Er ist ein Fotograf der alten Prägung, der von dem berühmten Robert Capa zum Eintritt in die Magnum Fotoagentur bewegt wurde.

   
    Elliott Erwitt © René Burri

Die Magnum Agentur ist eine Agentur deren Mitgliedern ein besonderer Ruf anhaftet. In dieser Agentur ist der „Adel“ der Fotografen. Zeitweise war er auch der Präsident oder Vizepräsident der Magnum Agentur. Alte Prägung bedeutet  in diesem Zusammenhang ein Qualitätsfotograf zu sein, der sich seinem Objekt nähert indem er dem Objekt alle Zeit für die Erstellung der Bilder  zugesteht. Das schnelle oberflächliche Bild gibt und gab es nicht bei den Fotografen der Magnum Agentur.

Bilder von Erwitt erzählen auch immer eine Geschichte, die teils witzig und auch mit einem sehr tiefen Ernst erstellt wurden.So war es eine Selbstverständlichkeit, dass Elliott Erwitt alle Freiheiten bei seinen Aufträgen als Fotograf hatte.
Er arbeitete für die „berüchtigte“ Standard Oil Company der Rockefeller Dynastie in Pittsburgh als auch in New York. Erwitt fertigte die Fotos für Werbe- broschüren aber auch Kataloge an.

Er war ganz klar, als bekennender Weltbürger, nirgendwo anders zu  Hause, als in allen Städten unseres Erdballs.

Die Ludwig Galerie präsentiert die freien und privaten Bilder die er im Laufe seiner Tätigkeit nebenbei geschossen hatte. So hat er einen liebenswürdigen Blick auf die menschlichen Unzulänglichkeiten. Der Mensch als Krone der Schöpfung ist bei Erwitt doch bei Licht betrachtet eine etwas zweifelhafte Spezies. Er stellt den Menschen als Schutzwürdiges Wesen dar, welches wie alle anderen Wesen eine Normalität beanspruchen kann, nur die Eitelkeiten scheinen dem Menschen da im Wege zu stehen. In diesem Sinne lästert er mit seiner Kamera von Bild zu Bild. Bis, ja bis man auf Bilder stößt, die einen doch sehr nachdenklich machen. Bilder denen eine politische Ernsthaftigkeit inne wohnen, die man so nicht erwartet.

     
     

Sozialkritisch setzt er sich mit den Armutsvierteln der USA auseinander indem er die Tristesse ausleuchtet. Oder dass neben einem großem Pepsi Cola Werbeplakat ein Christuskreuz in der Landschaft für alle sichtbar da steht: Seht her solche Widersprüche müssen wir aushalten! Der Glaube an die Botschaft des American Way of Life versus die christliche Botschaft der Bergpredigt. Und so war es nur ein weiterer Schritt um das Tor von Auschwitz auf den Film zu bannen. Die Nachdenklichkeit und die Ernsthaftigkeit eines Erwitt kann hier nicht besser dokumentiert werden. Oder der afroamerikanische Heranwachsende, der sich eine Pistole an die Stirn hält, hier kann ich mir den innerlichen Wutausbruch schon vorstellen. So viel menschliches Unvermögen kann es doch nicht geben. Wo sind die Eltern des Kindes?

Was bei Erwitt fasziniert ist das Auge welches den besonderen Moment erfasst und blitzschnell einfängt. Oder auch das Gefühl für Strukturen und Kompositionen der einzelnen Szenen.

Und dann seine eigene menschliche Marotte, seine Liebe zu Hunden aller Art. „Hunde bekommen mehr Schuhe zu sehen als irgendjemand…“ so Elliott Erwitt. Hunde werden bei ihm vermenschlicht, ja bekommen sogar einen irgendwie eigenen, vielleicht höheren, Rang im Bund der Spezies. Eines strahlen diese Bilder auf jeden Fall aus, nämlich, die freundliche Liebe des Betrachters Elliott Erwitt als er die Bilder für sich in seine Kamera bannte. Und dann seine Collagen, wo er den Menschen als Wesen in einer Traumwelt zeigt – jedoch niemals herabsetzend.

                                

Übrigens, die Ausstellung läuft unter dem Titel: „I am serious about not being serious“, übersetzt also „Mit dem Spaß ist es mir ernst“. Der Gang durch die Ausstellung macht Spaß, inspiriert aber auch zum Nachdenken.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Oberhausen

[Fotos: Linde Arndt]


Diese Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit Magnum Photos.
 
Sie wird gefördert durch die Peter und Irene Ludwig Stiftung, die Stadtsparkasse Oberhausen und WDR3 Kulturpartner.
 
Nähere Informationen zu dem die Ausstellung begleitenden museumspädagogischen Angebot für Kinder, Jugendliche und Erwachsene unter www.ludwiggalerie.de.

Ausstellungseröffnung               Samstag, 7. Mai 2011, 19.00 Uhr
Öffnungszeiten                         Dienstag bis Sonntag 11.00–18.00 Uhr,
                                               Montag geschlossen, Pfingstmontag geöffnet
Eintritt                                      6,50 €, ermäßigt 3,50 €,
                                               Familien (zwei Erwachsene plus Kinder) 12,00 €
Kombiticket                              mit dem Gasometer Oberhausen 9,50 €
Öffentliche Führungen               Jeden Sonntag um 11.30 Uhr;

Führungen mit Dr. Christine Vogt, Kuratorin der
Ausstellung und Direktorin der LUDWIG GALERIE:
Sonntag, 15. Mai 2011, 15.00. Uhr
Sonntag, 19. Juni 2011, 15.00 Uhr
Sonntag, 10. Juli 2011,  15.00 Uhr
Sonntag, 28. August 2011, 15.00 Uhr
(Die Führungen sind kostenlos in Verbindung mit dem Museumseintritt)
Publikation: „I am serious about not being serious“ – Elliott Erwitt – Fotografie – Booklet zur Ausstellung mit einem Beitrag von Christine Vogt, 4,00 €
 
Veranstaltungen
 
Do, 9. Juni 2011, 19.00 Uhr         Elliott Erwitt persönlich zu Gast in der LUDWIG GALERIE
(Eintritt frei)
Do, 30. Juni 2011, 19.00 Uhr       Vortrag: Elliott Erwitt und die Fotoagentur Magnum
                                                             Andréa Holzherr, Magnum Photos
(Eintritt frei)
 
 
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