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Uraufführung des „Opfergang“ und Musik bewegt die Seele

Es gibt sie noch die Momente im Leben, die man am besten mit dem Satz beschreibt;
„Manchmal ist eine Melodie ebenso entscheidend für das Leben, wie ein Garten voller Blumen“

Das Symphoniekonzert der Bochumer Symphoniker mit den Solisten Jörg Widmann, Klarinette; Peter Hoare, Tenor; Gerd Grochowski, Bassbariton; Pjotr Prochera, Bariton und Egidius Kwartet mit Jon Extabe Arzuga, Robert Coupe, Hans Wijers und Donald Bentvelsen boten unter der Leitung von Steven Sloane einen einzigartigen Genuß.

Der Hör-Genuß

Für die Einstimmung zu diesem Konzertabend sorgte Jörg Widmann als er seine Komposition „Fanthasie“ in den Raum brachte. Die Virtuosität und Leichtigkeit mit der die Klarinette erklang war für den Zuhörer immer Feuer und Wasser gleichzeitig.
Das Klarinettenkonzert von Mozart, war wohl das letzte Werk vor seinem Tad und war auf den führenden Klarinettisten und Freund Anton Stadler ausgerichtet. Durch Verwendung verschiedenster Register der Klarinette und einer sparsamen kammermusikalischen Orchesterbesetzung kann sich die Klarinette mit warmen und weichen Tönen voll entfalten.

        
  Hans Werner Henze (li.) und Steven Sloane (re.) beim Applaus nach der deutschen
Erstaufführung von Opfergang, 16.12.2010 / Foto: Ursula Kaufmann
 

Die Krönung eines Jahres und eines Lebens

Doch die Krönung dieses Abends war die Uraufführung von Hans Werner Henzes Konzert der „Opfergang“. Das Libretto nach dem dramatischen Gedicht von Franz Werfel brachte die Worte des Dichters mit einer grandiosen Klangfülle so tief unter die Haut, das einem klar wurde wir sind nur kleine Menschlein nicht mehr! Jede Seele die sich durch dieses Werk berühren ließ, blieb nicht mehr die gleiche.

Für alle die mit Herkules im Rücken uns Petra ein wenig trotzen wollen, am heutigen Abend gibt es im Audimax der Ruhr Universität Bochum noch ein weiteres Konzert.

Bochumer Symphoniker 16. und 17. Dezember 2010, 20 Uhr
Audimax der Ruhr-Universität Bochum

Jörg Widmann: Fantasie für Klarinette solo (1993)
Wolfgang Amadeus Mozart: Konzert für Klarinette und Orchester A-Dur KV 622 (1791)
Hans Werner Henze: "Opfergang", Dramatisches Gedicht von Franz Werfel
(Deutsche Erstaufführung) (2009)
Musikalische Leitung: Steven Sloane

Karten sind erhältlich über die Bochumer Symphoniker unter 0234 – 3333 5555,
unter www.bochumer-symphoniker.de, über die RUHR.2010-Tickethotline 01805 – 15 2010
(Festnetzpreis 0,14 EUR/Minute, Mobilfunk abweichend) oder unter www.ruhr2010.de/tickets.

 

Will Rumi

 

Update: Ruhr.2010 das Finale 2010

[jpg] Es durchdringt uns alle aus dem Pressekorps und die Ruhr.2010 Machern eine tiefe Wehmut. Sind es in diesem Jahr doch die letzten Gespräche die notwendig sind um ein Finale für das Kulturhauptstadtjahr zu begleiten. Zuerst sollte es ja eine Abschlussfeier werden, nur was soll man als abgeschlossen sehen, was erst ein Impuls oder gar ein Fanal gewesen war.

Es muss und soll weiter gehen, so lange bis eine Metropole Ruhr sich etabliert hat. Gezeigt hat sich diese Metropole ja und zwar mit allen ihren Facetten die in ihr schlummerten. Es war ja alles da und musste nur freigelegt werden, wie Bürgermeisterin Leidemann von Witten sagte, es brauchte eine Klammer die das Ganze im Zusammenhalt zeigte und zeigen konnte.

Das Jahr neigt sich dem Ende zu und damit wird der Titel Kulturhauptstadt Europas an Turku in Finnland und Tallin in Estland für 2011 übergeben werden. Es war ein berauschendes Jahr 2010 mit der Metropole Ruhr und manchmal reichten uns die 24 Stunden des Tages nicht aus um alles aufzunehmen und damit umzusetzen.

Wer erinnert sich nicht an die Eröffnungsfeier mit dem Unwetter Daisy, welches dem Ruhrgebiet soviel Achtung und Respekt in der ganzen Welt einbrachte. Trotz dieses Unwetters kamen Tausende auf Zeche Zollverein um die Eröffnung zu feiern. Im internationalen Pressezentrum saßen die ausländischen Vertreter staunend herum und fragten ihre deutschen Kollegen, ist das normal bei euch?

Ja es war und ist normal bei uns. Und dann die vielen, vielen kleinen Projekte die die Kreativität und Fantasiebegabung der  "Ruhries" zeigten, alle wurden sie freundlich bis begeisternd aufgenommen. Ob das nun 2-3 Strassen, B1|A40, Ruhratoll, Grand Tour, Starke Orte oder auch das etwas größere Projekt Emscherkunst war, sie wussten alle überzeugend die Vielfalt der Metropole Ruhr in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Denken wir aber auch an die Großprojekte wie Schachtzeichen, Day of Song und letztendlich auch das Still-Leben. Die Bewohner der Metropole Ruhr zeigten was in ihnen steckte, 60.000 Sänger auf Schalke und rund 3 Millionen beim Still-Leben auf der A40. Alltagskunst pur, als tausende von Tischen und Bänken an einer Linie aufgereiht von ihren Bewohnern okkupiert wurden. Da kam Freude auf, viele fielen sich in die Arme und machten das was sie schon immer machten, sie feierten zusammen und zeigten ihre Ecken und Kanten, liebenswert und einnehmend. Ja, die Städtepartner der Ruhrgebietsstädte aus Europa und der Welt kamen und feierten mit, der europäische Gedanke feierte gleich mit und zeigte damit: Wir sind weltoffen!

Die Bilder gingen um die ganze Welt, die Volksrepublik China widmete diesen Ereignissen eine ganze Zeitung um nur mal die exotischste Zeitung zu erwähnen-wer hätte das gedacht.

Und die Presse? Ruhr 2010 hatte bis heute rund 120.000 Artikel in den unterschiedlichsten Medien, da gab es Radio, das Fernsehen, Print- und die Onlinemedien. Die Berichte und Artikel über die Ruhr2010 waren in den Statistiken immer in den Rennerlisten.

Nur einmal stockte uns der Atem, ausnahmslos allen, die Ereignisse der Loveparade stürzte uns in einen tiefen Krater der Trauer. Es war ja eine Ruhr.2010 Kooperation welche die nun 21 Toten und viele Verletzte und Traumatisierte hervorbrachte. Ruhr 2010 übernahm sofort die moralische Verantwortung für diese Katastrophe, drückte sich nicht und verhielt sich so wie das Ruhrgebiet das schon immer getan hatte. Die Bergwerkskatastrophen im Ruhrgebiet im vorigen Jahrhundert, da wurden die Verantwortungen nicht verweigert. Und dieses Verhalten  haben auch viele Menschen in der Region für richtig erkannt und setzten die Ereignisse der Loveparade nicht mit dem Kulturhauptstadtjahr gleich.

Wie gesagt, das Jahr ist fast zu Ende und es soll ein Finale geben, welches die Eröffnung nicht in den Schatten stellt, jedoch ihr in nichts nachsteht. Es soll ein Rückblick, eine weitere Darstellung aber auch ein Ausblick sein.

     
     

Die Hauptveranstaltung findet unter Beteiligung der Ministerpräsidentin des Landes NRW, Hannelore Kraft und des Landtagspräsidenten NRW Eckhard Uhlenberg am 18. Dezember im Nordsternpark Gelsenkirchen  statt.
Inszeniert wird die Veranstaltung wiederum von Gil Mehmert der auch für die Eröffnungsveranstaltung  Regie führte.

Es wird ein Finale mit fünf Akten an vier Orten geben.
Der WDR und 2010lab werden das Finale live übertragen und zu den anderen Orten schalten. Wieder etwas was es so noch nicht gab.

Am Nordsternpark wird ein Eintritt von 5,– Euro verlangt, da dort die Besucherzahl begrenzt ist. [Noch sind ca. 1.000 Karten verfügbar] An allen anderen Orten ist der Eintritt frei.

Nun zu der Organisation im einzelnen:

Prolog zum Finale:

[Den Flyer zur Veranstaltung können Sie sich hier ansehen und ausdrucken]

Die Urbanatix (Wir berichteten) stellt gut eine Woche vorher mit seinen Weltklasse Akrobaten in der Jahrhunderthalle in Bochum den Prolog dar. Hier werden die ersten Bilder und Motive aus dem Kulturhauptstadtjahr von jungen europäischen und internationalen Akrobaten mit ihren Ruhrgebiets Akrobaten Kollegen umgesetzt. Showtermine unter urbanatix.de.

Am 14. Dezember um 20:00Uhr diskutieren Ute Schäfer, NRW Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport, Frauke Burgdorf, Vorstand Montag Stiftung Urbane Räume gAG, Dr.Oliver Scheytt,Geschäftsführer Ruhr.2010 GmbH, Mag. Gottfried Wagner, Ministerialrat im Bundesminsterium für Unterricht, Kunst und Kultur in Wien sowie Ulrich Deuter, Redakteur K.West. Moderation: Vasco Boenisch (WDR) im Ringlokschuppen in Mülheim an der Ruhr.

Thema: Und nun? 2011-neue Perspektiven für das Ruhrgebiet?

Finale

Vorab wird erst einmal am 17. Dezember das neue Wahrzeichen der Metropole Ruhr, der Herkules (18 Meter hoch und 23 Tonnen schwer) von Markus Lüpertz auf dem Dach des ehemaligen Schacht II der Zeche Nordstern in Gelsenkirchen feierlich bei Anbruch der Dunkelheit enthüllt. 103 Meter Höhe hat der Turm danach.

Gelsenkirchen am 18.Dezember von 17:15 – 18:20 Uhr Hauptprogramm

Die Festreden sind kaum verhallt schon beginnt die Show. Es wird ein großer Bogen gespannt, der von der Bewerbung über die einzelnen Projekte bis hin zum Ende des Kulturhauptstadtjahres reicht. In fünf Akten wird von der Bewerbung in Brüssel, über die Vorbereitungen, den einzelnen Projekten bis hin zu einer Metropole Ruhr zur Aufführung gebracht. Auch die Loveparade findet Eingang in diese Show, denn es soll nicht verdrängt werden. Bühne ist der Förderturm der ehemaligen Zeche Nordstern. Es wird filmisch und beleuchtungsmäßig ein Schiff die Zeche erfassen und auf eine wundersame Reise aufbrechen, dessen Ziel die Metropole Ruhr sein sollte.

Gelsenkirchen am 18.Dezember von 16:30 – 20:30 Uhr rund ums Amphitheater

Stimmungsvoll werden Emscher und der Park im Amphitheater mittels Lichtinstallationen und einem großen Lagerfeuer in Szene gesetzt. Es werden einzelne Highlights des Kulturhauptstadtjahres präsentiert die mit der Original Starlight Express-Band aus Bochum einen Musical Rahmen setzt.


Dortmund am 18. Dezember von 12:00 – 22:00 Uhr Dotmunder U

Steigen sie dem U auf´s Dach. Das Restaurant View auf dem Dach hat ein umfangreiches Bühnenprogramm vorbereitet. Die Dortmunder Philharmoniker und das Musiktheater Dortmund lassen sich neben der Glen Buschmann Akademie sowie dem Weltmusik-Ensemble Chantik im View blicken. Aber auch im Außenbereich ist ein umfangreiches Programm für den Besucher.
Ausstellungen im "U" runden das Ganze ab.

Per Public Viewing wird das Finale aus dem Gelsenkirchener Nordsternpark übertragen.


Foto: © Herzog & de Meuron

Duisburg am 18.Dezember von 16:30 – 19:30 Uhr Museum Küppersmühle, Innenhafen

Duisburg – Hafen der Kulturhauptstadt so inszeniert sich Duisburg und nimmt seine Bürger und Besucher mit.
Chöre des !Sing-Day of Song, zwei Schachtzeichen und zehn Stil-Lleben Tische erinnern an die Großprojekte im Mai und Juli. Viele Gäste aus mehreren Städten sind eingeladen ihre Kulturhauptstadtgeschichten auszutauschen. Musik und Kabarett werden das Ganze abrunden.
Ach ja, und die inzwischen weltweit bekannten Bräute aus Marxloh werden auch noch einmal im Duisburger Innenhafen auftreten.

Die Performance Ithaka bringt Licht und Wasser, Projektionen mit Rezitationen und Musik zusammen um große ruhige Bilder zu zeichnen. Der Leitgedanke "Entschleunigung" prägt das aufgeführte Stück, welches mit grenzüberschreitender Musik arbeitet. Kontemplativ wird am Ende der Performance die Katastrophe der Loveparade mit einbezogen.

Per Public Viewing wird das Finale aus dem Gelsenkirchener Nordsternpark übertragen.

Essen am 18.Dezember von 16:30 – 20:10 Zollverein, Sanaa Gebäude
 

Bevor die Folkwang Uni mit dem Fachbereich Fotografie und Design in das Sanaa Gebäude in 2011 einzieht wird aus dem Kubus des Sanaa Gebäudes noch einmal eine riesige 360 Grad Projektionsfläche erstellt. Innen und außen wird das Gebäude mit eindrucksvollen und abwechslungsreichen Programmen bespielt.
Essen schaut zurück auf das Jahr 2010; denn Essen war der Bannerträger des Kulturhauptstadtjahres. Der positive Zuspruch den auch Essen erlebt hat ist Ausdruck für die Bedeutung der Kultur in der Stadt als auch in der Region und ein nicht wegzudenkender Imagefaktor.

Griduo "Quadrangle" Performance, Zeche Zollverein from Jan Pauly on Vimeo.

Live Musik auf der Kubus Bühne, Autorenlesungen auf der Containerbühne, Ballett des Aalto Balletts im Sanaa Gebäude, Projektionsperformance mit Licht und Musik am und um das Gebäude und Poetry-Slam auf der Containerbühne, ein mehr als nur alltägliches Programm.

Gäste aus vielen Städten nehmen an zehn Still-Leben Tischen Platz um sich noch einmal zu begegnen und ihre Erlebnisse auszutauschen.

Per Public Viewing wird das Finale aus dem Gelsenkirchener Nordsternpark übertragen.

Und wenn wir alle am Abend nach Hause gehen oder zu einem anregenden Gespräch noch auf dem Gelände verweilen, so sollten wir eines aus diesem Jahr gewonnen haben: Miteinander geht es besser und ist auch spannender. Die 53 Städte des Kulturhauptstadtjahres mussten nicht ihre Identität aufgeben um mit einer anderen Stadt etwas zu machen.Alle Städte waren immer unverwechselbar Teil des Ganzen. Der Metropole Ruhr. Die Ruhr 2010 hat viele Türen zur Metropole Ruhr aufgemacht, nur jetzt müssen die Städte selber über die Schwelle gehen und das dürfte ja nicht so schwer sein. Ein Weg beginnt immer mit dem ersten Schritt, 2010 wurde dieser ersten Schritt gemacht. Die Bevölkerung hat ihn wie selbstverständlich gemacht, sie hat das getan was sie schon immer getan hat, sie hat ihre Zugehörigkeit zu dieser Region gezeigt und zwar mit einem starken Signal. Sie hat im Zusammenhang mit der Loveparade Katastrophe aber auch gezeigt, dass sie klare Werte hat und haben möchte. Auf Still-Leben haben sie gezeigt, dass sie es miteinander können, ohne Vorurteile wurden Gemeinsamkeiten und die Vielfalt des Ruhrgietes sichtbar. Jetzt ist die Politik dran, sie kann nicht einfach so weitermachen. Ein erster Schritt könnte sein, einen Regierungsbezirk Metropole Ruhr zu organisieren. Die Regierungsbezirke Münster, Arnsberg oder Düsseldorf können nicht unvoreingenommen die Interessen des Ruhrgebietes vertreten, die Grundkonflikte sind zu groß. Und der RVR ist noch zu schwach.
2011 wird es noch eine Ruhr2010 als Ruhr2011 geben aber eben auf Sparflamme. Viele Projekte werden noch organisatorisch begleitet um eine Nachhaltigkeit zu erreichen. Auf der anderen Seite ist die zukünftige Aufgabe Metropole Ruhr ein Dekadenprojekt, vielleicht wird ja 2020 noch einmal ein Still-Leben organisiert, wer weiß.

Der Südkreis mit den Städten Schwelm, Ennepetal, Gevelsberg und Sprockhövel sollte in diesem Zusammenhang eines gelernt haben, interkommunale Zusammenarbeit bedarf der Inhalte und Persönlichkeiten die der Sache "Netzwerk" dienen. Das renommierte Prognos Institut hat den EN-Kreis als Gebiet erkannt in welchem Potenzial vorhanden ist, welches aber auch noch verspielt werden kann. Vorsicht!

Voneinander Lernen sollte im Vordergrund stehen, und damit entsteht ein großes Ganzes. Und die Aufgaben der Zukunft werden um ein vielfaches größer sein, so dass eine Kommune wie die vier vorgenannten diese nicht mehr alleine stemmen können. Der heutige Vorteil einer einzelnen Kommune wird zum Nachteil wenn das Land zwangsweise andere Einheiten schafft, weil die bestehenden Einheiten keine Perspektiven haben. Einheiten auf freiwilliger Basis haben jedoch einen großen Vorteil, sie behalten ihre Identität und das sollte man aus dem Kulturhauptstadtjahr gelernt haben.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Gelsenkirchen


Kleine Galerie der Pressekonferenz und Besichtigung des Rohbaus Zeche Nordstern bis Stockwerk 18
Hier wird am 17./18.12.2010 der Herkules als neues Wahrzeichen montiert.
[Fotos: © Linde Arndt]

                       

 

 

 

Es ist nicht Tag, es ist nicht Nacht (Internationale Lichtkunst entlang der Ruhr)

[jpg] "Twilight Zone" wird dieser Zustand genannt. Die Sonne ist untergegangen ein feiner Lichtstreifen überzieht die Erde mit einem diffusen Licht. Es ist der Moment wo man meint die Zeit scheint stehen zu bleiben. So befindet sich auch die Metropole Ruhr in der Situation in welcher sie um einen neuen Status ringt. Hat die Marke "Ruhr" schon Bestand? Und wenn ja, welches Image hat sie hervor gebracht? Metropolis Ruhr ist noch eine Vision, die sich im Kampf um seine Stellung im Reigen der Metropolen befindet. Die Kultur kann nur den Wandel befördern, etabliert wird die Metropole jedoch durch ihre Bewohner die aktiv den Impuls aufnehmen und selbstbewusst umsetzen müssen.

Ein neuer Höhepunkt im Kulturhauptstadtjahr Ruhr 2010, "Ruhrlights: Twilight Zone": Internationale Lichtkunst entlang der Ruhr, faszinierend, spannend und anregend zugleich.
Die Idee: Die Lebensader der Metropole Ruhr von Hagen beginnend, ruhrabwärts bis Mülheim und Duisburg mit Lichtkunst zu bespielen.
So ist am 03.September 2010 am Hengsteysee in Hagen der Auftakt mit der Installation von
der Gruppe Modulorbeat eine schwimmende, klingende und begehbare Plattform aus leuchtenden Kuben installiert. Dieses interaktive Kunstwerk wandert im Verlauf des Festivals ruhrabwärts und ist anschließend in Mülheim und zum Festivalabschluss in Duisburg zu sehen.
 
                                                       Bild © Modulorbeat

Im weiteren Verlauf werden so eindrucksvolle Orte durch Licht und Ton auf eine völlig neue Art sichtbar, wie die Ruine Hardenstein in Witten oder das Radom der Sternwarte hoch über dem Fluss in Bochum. International renommierte Künstler wie Peter Kogler, Yves Netzhammer, Siegrun Appelt, Modulorbeat, Andreas M. Kaufmann, Tatzu Nishi, Christoph Hildebrand, Manuel Schroeder, Mader Stublic Wiermann, Xavier de Richemont und Klaus Obermaier spüren Orte mit besonderen Atmosphären auf und machen sie zu Resonanzräumen des Neuen.

Kuratiert von Dr. Söke Dinkla beschäftigt sich "Ruhrlights: Twilight Zone" vor allem mit den Orten, die in den letzten Jahren entlang der Ruhr entstanden sind: "Es sind Sehnsuchtsräume, die sich die Menschen mit ungeheurer Energie immer wieder neu aneignen. ‚Ruhrlights: Twilight Zone‘ nimmt diese Orte in den Blick und macht die zahlreichen Verbindungen einer der größten Metropolregionen Europas sichtbar. In einer programmatischen Partnerschaft der Städte Duisburg, Mülheim, Essen, Hattingen, Bochum, Witten und Hagen wird die Ruhr, der namengebende Fluss des Ruhrgebiets, durch die Kraft der Kunst in einen Zustand versetzt, der die Entstehung des Neuen möglich macht."
Den Abschluss findet das Lichtkunstfestival im Duisburger Innenhafen, der ein Wochenende lang ganz im Zeichen der Lichtkunst stehen wird. In einem gemeinsamen Abschlussfest mit dem Projekt KulturKanal ( Emscher Landschaftspark ), vereinigen sich die großen Wasserstraßen der Region am 26. September bei einer fulminanten Finissage. Dabei werden u.a. litauische Medienkünstler ihre "zündenden" Ideen zeigen, die im Rahmen von TWINS in einem Workshop in Vilnius Ende 2009 entwickelt wurden.

Der Eintritt ist bei allen Veranstaltungen frei.

03.9. – 26.9.2010
von der Dämmerung bis 24 Uhr, Eintritt frei
Termine:

03. – 11.09.: Hagen und Dortmund (Hengsteysee)
Die begehbare Lichtarchitektur der Gruppe Modulorbeat legt am Hengsteysee in Hagen an.
Durchscheinende Wassertanks verwandeln sich in glühende Leuchtkörper, die auf Klänge reagieren. Arrangiert zu einer experimentellen Architektur wandert das futuristische Floß von Hagen nach Mülheim an der Ruhr und Duisburg und wird so zum Signet für die Verbindungen in der neuen Metropole. Eine temporäre Insel-Gastronomie lädt zum Aufenthalt ein.

03. – 26.09.: Essen (Baldeneysee)

Christoph Hildebrand arrangiert auf dem Regattaturm am Baldeneysee eine Uhrenlandschaft aus 20 Uhren unterschiedlicher Größe. In ihrer wie zufällig scheinender Anordnung richten sie ihre Ziffernblätter in alle Himmelsrichtungen. Alle Uhren zeigen unterschiedliche Zeiten und laufen mit verschiedenen Geschwindigkeiten. Die Uhren scheinen ihre eigene Zeit zu "leben" und setzen dem festgelegten Takt unserer Zeit eine individuelle und subjektive Zeitsicht entgegen.

10. – 17.09.: Bochum (Sternwarte)

  Mit der Sternwarte in Bochum hat Yves Netzhammer seinen Wunschort gefunden.

Die Hülle dieses Raumes, der eigentlich keiner ist, macht er zum Träger seiner Bildwelten.

Er verbindet die Außenprojektion mit einer Klangkomposition im Innern von Bernd Schurer und kreiert zwischen Himmel und Erde ein eigenes Universum in der Schwebe.


10. – 18.09.:
Hattingen (an der alten Ruhr)

In Hattingen schlängelt sich ein Arm der Alten Ruhr bis nahe an das Gelände der Henrichshütte. Hier ist eine monumentale 90m lange Steinwand als Teil der ursprünglichen Befestigung mit einem Übergang zur Innenstadt erhalten geblieben. Im Dialog mit Andreas
M. Kaufmanns Arbeit für Witten entsteht hier eine zweite Version von "Dem Ort seine Sprache". Die Licht-Worte appellieren an das kollektive Gedächtnis des Ruhrgebiets und rühren an sehr persönliche Erinnerungen der Menschen, die hier seit langem leben.

17.09.
– permanent: Witten (Burgruine Hardenstein)

Welche Geheimnisse verbergen die Mauern der an der Ruhr gelegenen Burgruine Hardenstein in Witten? Mit seiner Lichtarbeit "Dem Ort seine Sprache" entlockt Andreas M. Kaufmann dem Mauerwerk für einen Moment das Geheimnisvolle. Wie eine zweite Haut überziehen aneinandergereihte Worte die Ruine. Sie stammen aus einer regionalen enzyklopädischer Sammlung.

17. – 19.09.:
Mülheim (Innenstadt an der Ruhr)

Sechs Installationen entstehen in Mülheim.

Als permanente Arbeit entstand 2008 die Installation "Morgana" von Ute und Arend Zwicker, ein leichter Lichtvorhang aus dem Wasser der Ruhr. Weißes Licht verwandelt das Wasser in eine perlende, bewegliche Lichtwand, die sich unaufhörlich neu aufbaut.
Von Hagen wandert die Lichtarchitektur der Gruppe Modulorbeat nach Mülheim an der Ruhr. In der Nähe der Mülheimer Stadthalle entsteht ein begehbarer Lichtraum in neuer Formation.
Hier steht das Wechselspiel zwischen Akteuren, Raum und Lichtsystem im Zentrum. Klänge verwandeln den umgebenden Park in einen Klangraum. Siegrun Appelt zeigt eine Arbeit im Uferbereich nahe des Wasserkraftwerks: Lichtstarke, weiße Scheinwerfer bewegen sich Suchscheinwerfern gleich über die Landschaftszone am Wasser. Die Lichtbewegungen dramatisieren den Naturraum und setzen ihn in Bewegung.
Exakt kalkulierte Bewegungen schaffen eine fast unwirkliche, besondere Atmosphäre. Das Künstlertrio Mader Stublic Wiermann verwendet das Schaufenster des Möbelhauses "von der Linden" als Schnittstelle zwischen Realität und künstlerischer Simulation. In den Scheiben sehen wir architektonische Szenen, die wie Spiegelungen der unmittelbaren Umgebung scheinen, sich aber dennoch in Details von ihr unterscheiden. Begleitende Klänge verstärken die Rätselhaftigkeit der uns vertrauten Bilder. In einer zweiten Arbeit "Flowing space" vor der Stadthalle versetzen Mader Stublic Wiermann uns direkt in ihre Projektionen: Strömendes Wasser scheint sich über den Boden zu ergießen und sucht über die Steine, Wege und Rasenflächen seinen Weg zur Ruhr.

Das strömende Wasser findet seinen Counterpart in der filmischen Projektion von Klaus Obermaier. Auf der Fassade des Rathauses erscheinen dynamische Lichtmuster. Sie sind die visuelle Grundlage seiner Performance, mit der er Beziehungen zwischen Architektur,
digitalen Bildwelten und urbanem Raum schafft. Zeitgleich mit seiner Lichtarbeit für den Rathausturm entwirft Obermaier gemeinsam mit Studenten der Universität Venedig in einer eintägigen "art lounge" interaktive Performances und Installationen im Ringlokschuppen.
Der Japaner Tatzu Nishi hat sich in Mülheim mit dem besonderen Raum an der Ruhr beschäftigt. Ihn interessiert vor allem die Gleichzeitigkeit von urbanem Raum und Rückzugsorten der Natur. Mit Witz und Phantasie verwandelt er unbemerkte, alltägliche Orte
in intime Räume, die unsere Phantasie aktivieren. An der Ruhr hat er einen stillen Ort des Menschen gefunden, den er mit einer leichten Geste und mit einem Augenzwinkern poetisiert.

24. – 26.09.:
Duisburg (Innenhafen und Salvatorkirche)

Als wandernder Nomade erreicht die Architektur von Modulorbeat zum Abschluss von "Ruhrlights: Twilight Zone" den Duisburger Innenhafen. Die leuchtenden Kuben lassen in ihrer Spiegelung im Wasser eine zweite chimärenhafte Architektur entstehen. Die mobile
Architektur ist zugleich Bühne, Experimentierraum und Produktionsort. Peter Kogler bringt seine durch Documenta und Biennale fast schon legendären, universellen Formen nach Duisburg. Für das wohl prominenteste Architekturfragment im Innenhafen – die Uferpromenade des entstehenden Eurogates – entwirft er eine monumentale Lichtprojektion auf einer Länge von 350 Metern. Hell leuchtende Netzformationen bewegen sich wellenförmig über die Stufen der Promenade und schaffen einen fließenden Übergang zum Wasser.
Im Ludwigforum im "Garten der Erinnerungen" entsteht die Installation "Abstraktionsvorräte" von Yves Netzhammer. Skulpturale Elemente wie Silhouetten von Rehen und mediale Präsentationen in vogelhausähnlichen Gehäusen wachsen zu einem spielerischen Gefüge,
einem labyrinthischen Raum zusammen, das uns fremd und vertraut zugleich erscheint.
Produziert vom Centro di Cultura Contemporanea Strozzina, Palazzo Strozzi, Florenz Kooperationspartner: ERES-Stiftung München.
Die Berliner Künstlergruppe Mader Stublic  Wiermann transformiert mit einer fassadenfüllenden Lichtarbeit die Architektur des Jüdischen Gemeindezentrums am Innenhafen. Sie setzen das gesamte Gebäude in Bewegung: Feststehende Perspektiven werden im virtuellen Raum gedreht, vervielfältigt, überlagert und schließlich wieder auf das reale Gebäude gebracht.
Für die Hauptfassade der Salvatorkirche entwirft Xavier de Richemont zum 400-jährigen Jubiläum der ersten Generalsynode eine filmische Videoprojektion. Wie kaum ein anderer Künstler komponiert de Richemont symbolstarke Bilder zu Bild-Ton-Kompositionen, die ohne Sprache auskommen und erzählt so die Geschichte eines Ortes auf neue Weise.
Im Rahmen von TWINS lädt Manuel Schroeder zu einer nächtlichen Erkundung im "Garten der Erinnerungen" ein. Unter dem Titel "Mirage – Moving Memories" arbeitet er gemeinsam mit Studenten der Kunstakademie Vilnius in Workshops mit digitalen Medien um flüchtige
Momente ihres alltäglichen Lebens auf fragilen Elementen wie Rauch und in performativen Szenen festzuhalten.

26. September 2010: 19.30 Uhr, Finnissage, Innenhafen Duisburg

Es ist September 2010, der Herbst beginnt sich über das Ruhrgebiet zu legen. Die Lichter des Twilightprojektes fragen: Wird es gelingen nachhaltig die Metropole Ruhr zu installieren?

Als wir den Hengsteysee in Hagen wieder verlassen, wurden die letzten Module der Installation installiert. Es war Tag und sie konnten ihre Leuchtkraft noch nicht entfalten. Jedoch wir konnten schon erahnen dass es etwas wird – eben Twilight.

 

 


 

Update:

Die Eröffnung in Hagen ist buchstäblich ins Wasser gefallen. Die Kuben haben im Wasser Verformungen gebracht, mussten also
wieder aus dem Wasser herausgenommen werden.
Aus diesem Grunde wird in Hagen die Eröffnung  aller Voraussicht nach erst am 8.9.2010 an Land stattfinden.

Davon unberührt ist die Eröffnung des Kunstwerks "Time" von Christoph Hildebrand auf dem Regattaturm am Baldeneysee am 4.9.2010 in Essen anläßlich des Seefestes am Baldeneysee.

 


Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Hagen

 

 

 

 

 

 

 

Einfach nur Ehrfurcht – Folkwang-Museum in Essen

[jpg] Vorbemerkung:  Als wir 2006 erfuhren, dass Essen den Zuschlag für die Kulturhauptstadt bekommen hatte, wussten wir auch schon von dem Konzept der Regionalpräsentation. Wir beobachteten das Ganze. Wir sahen wie sich Stadt für Stadt der Region mit den unterschiedlichsten Projekten meldeten und eingebunden wurden. 2008 stellte das Land NRW den Städten der Region, auf Intervention der Ruhr 2010, pro Einwohner EUR 2,– zur Verfügung. Dieses Geld sollte dafür verwendet werden um eine Beteiligung nicht an den finanziellen Möglichkeiten scheitern zu lassen. Wieder meldeten sich Städte mit Projekten an. So entstanden die 52 +1 Stadt, die das Ruhrgebiet in vielen Bereichen nach vorne bringen sollten.

Ab März 2009 fragten wir die Verantwortlichen in unserer Stadt womit sie sich denn einbringen wollten. Ob die Partnerstadt Vilvoorde mit dabei wäre, immerhin hat Vilvoorde  eine recht lebendige Kunst- und Kulturgemeinde. Wir ernteten nur ungläubiges Staunen oder Phrasen bei unseren Ansprechpartnern. Es kam uns so vor, als wenn wir nach etwas Außerirdischem gefragt hätten, was für die Stadt und die Politik weit weg wäre.

Nun, wir und damit alle Ennepetaler Bürger, gehören zu dieser Region, für die einen am Rand und für die anderen mittendrin. Wir aber wollten mittendrin sein, wir wollten nicht zu dieser durch Politik und Verwaltung stillschweigend ernannten "Insel der Glückseligen" gehören. Wir, und damit Ennepetal wollten dabei sein.

Aus diesem Grunde haben wir uns recht frühzeitig bei der Ruhr2010 akkreditiert um auch allen Ennepetalern die Möglichkeit zu geben zumindest über unseren Zeilen dabei zu sein. Freude, Staunen, Inspiration, Nachdenklichkeit, Rührung, Emotionen, Denkansätze, Begeisterung und auch Enttäuschungen (Bis jetzt noch nicht), das wollten und wollen wir mit unserem Dabei sein vermitteln.

Die Enge die in Ennepetal herrscht wollten und wollen wir sprengen, Türen öffnen für die Nachbarn und für das Andere und die Andersartigen in unserer Region. Bis jetzt wurden wir mit keinem Tag enttäuscht. Und wir erkannten Ennepetal ist größer als nur  31.000 Einwohner, Ennepetal gehört mit zu einer 5,3  Mio großen Region die nicht vielfältiger sein kann. Und Sie und wir sind dabei.

Lassen Sie unsere teils bräsigen und sauertöpfischen Politiker und  so teuren Verwaltungsexperten zurück und folgen Sie uns zumindest geistig in eine Welt, unserer aller Welt, in der trotz überwiegend verschuldeter Städte soviel mehr geht. Von den  52 + 1 Städten  sind immerhin 37 Städte in der Haushaltssicherung, die trotzdem oder gerade wegen dieser Haushaltssicherung für ihre Städte Großes leisten.

Folgen Sie uns heute zum Neubau des Folkwang Museums in Essen.

Für den  27.01.2010 wurden wir zum Pressetermin geladen, also drei Tage vor der eigentlichen Eröffnung. Es waren so an die 100 Vertreter, der Print-, TV-,  Radio- und Online Medien anwesend.

Das alte Folkwang Museum war uns bekannt. Ab und an besuchten wir die angekündigten Ausstellungen und es war immer ein anregender Ausflug, der nach der Besichtigung im Cafe mit guten Gesprächen der Besucher endete.

Nun wusste jeder, das Folkwang Museum ist in die Jahre gekommen, der Fundus war zu groß und die Haustechnik nicht mehr zeitgemäß. Die Exponate im Lager fanden immer seltener Gelegenheit zu einer Ausstellung, kurz, dass Haus war viel zu klein geworden.

Prof. Dr.h.c. Berthold Beitz*, der Vorsitzende des Kuratoriums der gemeinnützigen Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, hatte 2006 – wie so oft aus dem Bauch heraus – bei seinem Aufenthalt in Kampen die Idee, den notwendigen Neubau des Folkwang Museums über die Stiftung alleine zu finanzieren.

[* Prof.Dr.h.c. Berthold Beitz wird in diesem Jahr 97 Jahre alt. Er hat von 1942 – 1944 hunderte Juden im polnischen Boryslaw das Leben gerettet. Er gehört zu den Deutschen die in der israelischen Gedenkstätte Jad Vaschem als "Gerechter unter den Völkern" 1973 ausgezeichnet wurden. d. Redaktion ]

  In Essen zurück rief er den Stiftungsrat zusammen und trug diese Idee vor. Der Stiftungsrat stimmte einstimmig für dieses Vorhaben. Es war der 23.08.2006 –  Dr. Berthold Beitz wieder in seinem Büro neben der Villa Hügel rief den damaligen Oberbürgermeister der Stadt Essen Dr.Wolfang Reiniger  und den Leiter des Folkwang Museums Dr. Hartwig Fischer zu sich in die Villa Hügel und eröffnete den beiden, dass die Stiftung den Neubau unter drei Bedingungen finanzieren wolle.
v.l.n.r. Dr.Berthold Beitz und Dr. Hartwig Fischer
   

 

  • der Neubau sollte rechtzeitig zum Kulturhauptstadtjahr fertig werden
  • die Stadt Essen muss für die laufenden Kosten des Neubau aufkommen
  • und die Stadt muss Rücklagen für künftige Renovierungen tragen

Dr. Beitz ging davon aus, dass Essen Kulturhauptstadt werden würde, was ja auch geschah. Und –  es sollte eine Stiftung für den Bürger sein – so Dr. Beitz.

Den beiden Herren,  dem OB Dr. Reiniger und dem Museumsleiter Dr. Fischer, blieb die Luft weg ob dieses Glücksfalles. Freudig sagten beide zu.

Was folgte war ein Wettlauf, die Zeit war knapp. Es wurde eine Sichtungs-, Findungs- und Anforderungsphase , die letztendlich in einem Architektenwettbewerb endete, dem ein umfangreiches Profil für den Neubau zugrunde lag. Die Maximen waren: Licht, Raum und Orientierung für diesen Neubau zu erbringen.

Gewonnen hatte diesen Wettbewerb der britische Architekt David Chipperfield, der bei Norman Foster gelernt hatte und in Berlin ein Büro unterhält. Bauherr wurde die Neubau Museum Folkwang Essen GmbH, ein Unternehmen der Wolff Gruppe.

                
                           Entwurf Chipperfield
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Soweit die Vorgeschichte die uns in der Pressekonferenz von Dr. Fischer vorgetragen wurde.

Klaus Wolff von der Wolff Gruppe, welche die Realisation des gesamten Neubaus umsetzte, berichtete sodann von den immensen Herausforderungen die der Neubau mit sich brachte. Er sprach von den  innovativen Materialien die  beschafft und eingesetzt werden mussten, um den Anforderungen der Museumsleitung als auch der Architekten gerecht zu werden. Die Verglasung die ein Spezialglas erforderten oder die Decke und mit ihr das Dach welches ein besonderes Licht erbringen sollte. Dann die enge Zeitplanung die immer wieder mal ins Wanken kam. Letztendlich haben alle die anvisierten Leistungen erbracht, denen sie sich verbunden fühlten.

Das angegliederte Restaurant "Vincent & Paul"  war zu letzt noch ein Problem. Hierfür fand sich auf Grund der wirtschaftlichen Schwierigkeiten kein ambitionierter Pächter, die Firma Wolff Gruppe sprang ein und übernahm das Restaurant in Eigenregie, mit gehobener Gastronomie der asiatischen und mediterranen Küche, um es sodann nach Einführung an einen geeigneten Pächter weiter zu reichen.

Für Wolff ist es das schönste Museum der Welt.

Oberbürgermeister Reinhard Paß war glücklich mit der Stadt Essen diesen gelungen Neubau in den Stadtmauern zu haben und schloss sich dem Anspruch, das schönste Museum der Welt zu haben, an.
 

David Chipperfield, als Architekt,  referierte über seine Gedanken zu diesem Neubau, über deren Umsetzung er sehr zufrieden sei.

Mit Chipperfield, Alexander Schwarz von Chipperfield Architects, Fischer als Museumsleiter und Klaus Wolff von der Wolff Gruppe stellte sich ein Team vor, was sich gegenseitig ergänzte.

        
     
                 

v.l.n.r: Wolff / Fischer / Chipperfield / Schwarz
 


Räume

Es gibt den Begriff wonach Museen die Kathedralen der Jetztzeit seien. In der Regel sind Kathedralen jedoch von einer festen Mauer umgeben, wobei der Eingang mit dementsprechender Freitreppe wie eine Einladung wirken soll. Nicht so der Neubau des Folkwang Museums. Die Räume sollen fließend vom Außen nach Innen gehen, doch sollte man an keiner Position von dem anderen Raum abgeschnitten sein. Der Eingangsbereich ist schon ein Raum für sich, zwar im Freien, jedoch hat man durch die Glaswand schon die Verbindung zum Innenbereich. Man sieht und ahnt die einzelnen Abteilungen, fühlt sich  hineingezogen. Es bedarf keiner Einladung, es bedarf nur eines selbstverständlichen Schrittes um die unsichtbaren Grenzen zu überschreiten.

Innen angekommen, fühlt man noch den öffentlichen Raum, sieht den Verkehr über die Bismarckstraße, die Fußgänger über den Gehwegen aber auch die anderen Bauten ringsum. In dem Bau sind bepflanzte Inseln integriert die eine Verbindung zur natürlichen Umgebung signalisieren. Lange freie Verbindungswege mit Abzweigungen lassen die Abteilungen schon erahnen, es ist als wenn jemand leise zu einem sagt: "Lass Dich auf mich ein."

In den Abteilungen sind gepolstete Bänke aufgestellt, sie laden ein zum Verweilen, zum Betrachten, dem Berühren lassen durch die Exponate. Ein Gefühl der Weite stellt sich ein, Weite die den Geist frei macht zum Empfangen der geistigen Strömungen der Kunst.

Licht

Wenn man durch die Abteilungen geht, merkt man das Licht berühren, es Stimmungen erzeugen, ja sogar schmecken kann. Licht kann zerstören, man denke an die alten vergilbten schwarz/weiß Fotografien, die jeder von uns schon einmal gesehen hat. Nicht so im Folkwang Museum. Licht hat hier eine besondere Qualität. Durch die Glasfassade und die besondere Decke, erscheint das Licht zu jeder Tageszeit anders, nicht verfälschend sondern unterstützend.
                         

Jeder von uns ist den unterschiedlichen Tageszeiten, den Witterungsbedingungen aber auch den Jahreszeiten stimmungsmäßig ausgesetzt. Wir sind stark abhängig von den Lichtverhältnissen. Wer schon einmal ein Museum besucht hat, wird bemerkt haben, die Exponate sind in der Regel immer gleichmäßig und indirekt ausgeleuchtet, das bedeutet,  sie vermitteln keine natürliche Stimmungen.

Das Kunstwerk sieht immer gleich aus, hat damit auch eine immer gleiche Ausstrahlung. Nur stellt man das Bild in den Kontext des Künstlers und darüber hinaus des Betrachters, müsste sich eine andere Wahrnehmung einstellen. Und da setzt das Radikale des Folkwangmuseums ein, zu jeder Tageszeit sind andere Lichtverhältnisse, die das Kunstwerk eben in einem anderen Licht erscheinen lassen Es bedeutet jedoch nicht, dass das Kunstwerk verfälscht wird, vielmehr sollen die durch die äußeren Lichtverhältnisse erzeugten Stimmungen auf die Kunstwerke einwirken.

Im Kleinen können Sie diesen Effekt auch hier beobachten. In Voerde steht vor dem Rathaus eine Skultur die den Nachtwächter darstellt. Gehen Sie einmal bewusst zu unterschiedlichen Tageszeiten dorthin, sie werden bemerken der Nachtwächter hat jedes Mal eine andere Ausstrahlung. Er ist aber immer der Gleiche.
 

Orientierung

In vielen Museen verliert man sich, manchmal entsteht ein Gefühl des Eingesperrt seins. Die verwinkelten Abteilungen auf mehreren Ebenen nehmen einem Energie damit die Orientierung nicht verloren geht, man möchte ja wieder herausfinden. Der Neubau des Folkwang Museums führt  wie an einem unsichtbaren Faden durch die Abteilungen. Immer wieder findet man  zurück und man ist sich sicher den Gedanken, die Orientierung  nicht zu verlieren, zu vergessen. So kann man sich getrost auf die einzelnen Abteilungen und die darin befindlichen Exponate einlassen. Auch die Glasfassade vermittelt hierbei ein Gefühl der Sicherheit, da das Außen ja nicht mehr weit ist, es ist ja fast drinnen. Es ist sofort das Gefühl vorhanden wie in einem schon vertrauten Haus zu sein, an dem alles seinen Ort oder seinen Platz hat – man ist zu Hause.

                                      

Abgrenzung

Es soll ein Haus für den Bürger sein, so Berthold Beitz. Das Folkwang Museum hat seinen Eingang zur Bismarckstraße, einer der verkehrsreichsten Straßen von Essen. Sie ist vierspurig und ist eine Bundesstraße, die B 224. Auf der einen Seite geht es zur Stadtmitte und auf der anderen Seite stadtauswärts oder in einen anderen Stadtteil, wie Essen –  Werden.

Die Intention ist, das Tosende des Verkehrs, welches den Puls der Stadt darstellt, einen  offenen Eingang und keine Barriere durch eine Rückwand entgegenzustellen. Man wollte dem Bürger gegenüber die Offenheit der Museumskunst dokumentieren.

So ergibt es sich wie von selber, dass sich, wenn man die Bismarckstraße heraufkommt, das Bedürfnis des Verweilen wollens, mal eben vorbei schauens, wie bei einem guten Nachbarn. Kein Gefühl der Abgrenzung, wie z. B.  "Halt, hier beginnt ein elitärer Bereich",  welches in einigen Museen zu beobachten ist. Die Überwindung der Grenze erscheint wie selbstverständlich; denn es gehört mir, so meint man.

Wir haben viele, viele gute Gespräche geführt, bei dem anschließenden Essen waren alle berührt von dem Geist der jetzt schon in den neuen Räumen fühlbar wurde. Es sind erhabene Momente die einen erfassen, die einen aus dem Alltag fliehen lassen. Persönlichkeiten, die auch Persönlichkeiten sind, deren Wort von einer innerer Freiheit zeugen, die souverän auftreten und mit ihren Leistungen überzeugen. Wort und Tat fallen hier nicht auseinander, sie sind eins.

Als ich auf den Rückweg war, war ich trunken von den Eindrücken und war nicht in der Lage sofort einen Artikel zu schreiben, man mag mir das entschuldigen.

Ab März 2010 ist auch der Altbau fertig, so dass dann das Folkwangmuseum komplett ist.

Am 20.03.2010 beginnt eine große Sonderausstellung, die die Kunstsammlung des Folkwang Gründers Ernst Osthaus aus Hagen beinhaltet. Viele dieser Exponate sind auf der ganzen Welt verteilt, weil das Naziregime sie als "entartet Kunst" verkauft hatte, sie wurden teilweise zurück gekauft oder finden sich in dieser Ausstellung als Leihgabe wieder.

Es war ein schöner Tag, dass wurde uns bewusst als wir wieder auf unserer "Insel der Glückseligen" ankamen.

Denken Sie daran auch einmal der "Insel der Glückseligen" zu entfliehen? Tun Sie es einfach.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Essen.
 

[Bild Nr. 16 Foto Jürgen Gerhardt, alle übrigen Fotos Linde Arndt]

Nun sind wir komplett, der Reigen kann beginnen

[jpg] Gestern Abend war es soweit, Istanbul feierte als letzte Stadt, nach Pécs und Essen (Ruhr2010), die Eröffnung zur Kulturhauptstadt 2010. Damit werden alle drei Städte nun für ein Jahr ihre umfangreichen Projekte vorstellen.

Es sind hunderte Projekte und tausende Einzelaktionen die den Besucher  in seinen Bann ziehen werden.
Istanbul und Ruhr 2010 haben alleine 25 Projekte und Kooperationen angestoßen, es wird spannend, interessant und auch kurzweilig.

Lassen wir uns gemeinsam die drei Städte betrachten, die eines zumindest in der Vergangenheit gemeinsam hatten, alle drei hatten am Anfang unserer Zeitrechnung die Römer zu Besuch. Aber nicht nur das verbindet uns, es gilt viele kulturelle Gemeinsamkeiten in diesem Jahr zu entdecken. Und diese kulturellen Gemeinsamkeiten sind es, die unser Europa so reich aber auch so bunt und facettenreich in seinen Regionen macht.

Fangen wir mit Istanbul an:

An sechs Orten wurde die Eröffnung gefeiert, wobei die eigentliche Eröffnung im Haliç Congress Center, zelebriert wurde. Dies vorab.

Istanbul ist die älteste Stadt unter den Kulturhauptstädten, die von den Griechen gegründet, aber später auch von den Römern heimgesucht wurde und heute nach Schätzungen 15 Mio Einwohner hat. Kulturell ist Istanbul ein Schwergewicht.

Istanbul ist aber immer wieder gezwungen sich neu zu erfinden, denn auch hier, und da sind wieder die Gemeinsamkeiten, strömen, ja strömen, Menschen unterschiedlicher Herkunft, die in Sprache und kulturellem Hintergrund nicht verschiedener sein können in diese Stadt. Wenn man bedenkt, dass Istanbul 1900 noch nicht einmal 1 Mio Bewohner hatte und diese heute im Jahre 2010 auf geschätzte 15 Mio angewachsen sind, so kann man schon erkennen welche Aufgaben diese Stadt zu bewältigen hatte und hat. Da ist er wieder der Meltingpot, der Schmelztiegel den EU Präsident Barroso meinte.

Für das Kulturhauptstadtjahr hat das türkische Organisationskomitee rund  Eur 123 Mio zur Verfügung. Schwerpunkte wird die reichhaltige Kultur innerhalb der Stadt sein. Umfangreiche Vorarbeiten lassen die kulturellen Bauten in ihrer ganz Pracht sichtbar machen.
Asli  Sevindim, Künstlerische Direktorin für die Stadt der Kulturen bei RUHR.2010, bekannt auch als Redakteurin des WDR, freut sich schon auf diesen interkulturellen Dialog.

Eine Kostprobe? Es wird  das Märchenfestival, die Kasperiade, Wiegenlieder, Poetry Slam, Mehr Licht, Mord am Hellweg, Melez – Kulinarik und Mode; oder auch bei den Künsten Promethiade, Istanpoli/Rimini Protokoll: Landsmannsein, Pollesch, Agora, Fazil Say, und,und,und  geben.
Aber wo Licht ist, ist auch Schatten. Die jungen revolutionären Künstler aus allen Bereichen wurden nicht so bedacht, wie es ihrem Ruf entsprochen hätte. Die jungen türkischen Künstler haben inzwischen einen sehr guten internationalen Ruf. Istanbul ist da auf Nummer sicher gegangen und hat sich konservativ entschieden. Wie dem auch sei, es verspricht spannend zu werden. Wir freuen uns von der Redaktion das eine oder andere Projekt zu begleiten. Die ersten Akkreditierungsbestätigungen sind bereits in unserer Redaktion eingegangen.

Die südungarische Stadt Pécs (Fünfkirchen)

Auch hier haben die Römer vorbeigeschaut und es wundert nicht wenn sich  auch in dieser Stadt, die mit ihren 170.000 Einwohnern, die kleinste unter den drei Kulturhauptstädten ist, die verschiedensten kulturellen Gruppen tummeln. Friedlich versteht sich.

Pécs, das mit seinem mediteranen Flair wirbt, hatte und hat EUR 180 Mio zu Verfügung gestellt bekommen. Pécs wirbt mit seiner Unfertigkeit; denn an allen Ecken wird restauriert, gebaut ist eingerüstet, welches die Bewohner zwar freut die Besucher aber etwas ärgert. Die Bewohner sehen das aber gelassen und meinen, man können sicher nochmals vorbeikommen, wenn alles fertig ist. Ansonsten kann man in der sehr ansprechenden Altstadt spazieren oder flanieren gehen. Aber auch hier unendlich viele Projekte und Aktionen die den Besucher in seinen Bann ziehen werden. Der interkulturelle Dialog mit den beiden anderen Kulturhauptstädten findet sicherlich große Aufmerksamkeit, hier bei uns und in Istanbul.
Pécs hat wie alle drei Städte eine Universität, die mit den anderen beiden Kulturhauptstädten ein gemeinsames Projekt angestoßen hat. Dieses Projekt wurde uns schon vorgestellt, welches wir auch begleiten werden. Was sich in Essen bei den Eröffnungsfeierlichkeiten schon zeigte, es macht einen Riesenspass mit anderen Kulturen einen Austausch zu betreiben. Schon auf den Pressekonferenzen zeigte sich das Unkonventionelle, wie alle drei Städte an Projekte herangehen. Es ist schon atemberaubend wie Menschen verschiedener Herkunft zueinander finden.

Und unsere Kulturhauptstadt Essen, Ruhr 2010

 

Der Mythos Ruhr erfindet sich neu durch den Wandel der Kulturen.
Auch hier waren die Römer schon gewesen, in Haltern stand sogar ein ganzes Lager. Und wussten Sie, dass in unserem Ruhrgebiet rund 170 verschiedene Nationalitäten ihr zu Hause haben? Das macht das Ruhrgebiet aus und hält es auch aus, ohne Konflikte.

Viele Projekte werden wir mit den beiden anderen Städten sehen dürfen, viele Gemeinsamkeiten werden wir erkennen. Nicht Fremdheit sondern Vertrautheit wird uns begegnen.

Viele der 53 Gemeinden haben ihre Städtepartner angesprochen und werden die schon vorhandenen Kulturen bereichern. Denn die Städtepartnerschaften im Ruhrgebiet sind sehr reichhaltig. Da kann es passieren, dass eine polnische, spanische, portugiesische, französische oder auch belgische Stadt kurzerhand mit ihrem Theater oder ihren Künstlern anreist und man eben gemeinsam feiert. So ist  Europa, man wohnt eben Tür an Tür, wobei die Türen alle offen sind, ist doch nur um die Ecke. Übrigens wussten Sie, dass von den 53 Städten, 30 Städte in der Haushaltssicherung sind? Nur bei der Geldbeschaffung waren diese Städte sehr, sehr kreativ, so dass die Finanzierungen frühzeitig unter Dach und Fach waren. Das Zauberwort hieß hierbei "public private partnership", kurz PPP genannt.
Und mal ehrlich, gemeinsam zu feiern hat doch noch immer Spaß gemacht. Und bei Musik, einem guten Essen und sich zu freuen oder auch zu lachen, kommt man sich eben näher.
Vielleicht sieht man sich ja bei dem einen oder anderen Projekt, den local Heroes oder auf der A40 während des Still-Lebens.
Wir werden uns sicher wieder sehen, vielleicht hier, wenn uns das Herz mal wieder übergeht.

So rufen wir unseren beiden anderen Kulturhauptstädten zu:

                                               Sizi ne gelir bekliyoruz.
                                             Bízunk benne, hogy mi jön.

Bis dahin aber, lassen Sie es sich gut gehen

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik

Die „Kohle“ hat Ennepetal schon, wo bleibt das Feuer?

[jpg] Nach den Eröffnungsfeierlichkeiten am Wochenende zur Kulturhauptstadt Ruhr2010 auf der Zeche Zollverein, ein Weltkulturerbe, blieben nach unserer Rückkehr doch viele Fragen übrig. Seit Montag rufen uns Ennepetaler an um zu fragen warum Ennepetal nicht vertreten war. Die Stadtverwaltung ist offensichtlich abgetaucht, denn laut Aussage der Anrufer ist für dieses Thema niemand erreichbar. Herr Bröking titelt in der WR: Wann sind wir auch Kulturhauptstadt? und schreibt weiter: Es gibt keine zentrale Information, was die Städte des Südkreise machen wollen. Bei Frau Nachbarin schreibt ein CDU Parteigänger  "Letztlich ist Ennepetal bereits eine Kulturstadt.", und weiter: "ehrlicherweise muss ich gestehen, dass ich mit der "Kulturhauptstadt Ruhr.2010" wenig anfangen kann.", wobei er moniert das drei Städte diesen Titel zu gesprochen bekommen haben. Für ihn wäre das unverständlich.

Nun einmal etwas Grundsätzliches. Die Kulturhauptstädte werden seit 1985 auf Betreiben der damaligen griechischen Kulturministerin Melina Mercouri ernannt. Später hat der Rat eine Änderung vorgenommen, indem eine Stadt aus den 15 alten EU Staaten und eine aus den neuen Staaten ernannt wurden. Die Bewerbungskriterien wurden klar vom Rat festgelegt. 2010 gilt eine Besonderheit, es wurde zum ersten mal eine Stadt der Beitrittskandidaten, nämlich Istanbul zugelassen. So dass 2010 mit Essen, welche die Federführung hat, Pecs (Fünfkirchen) aus Ungarn und Istanbul aus der Türkei als Kulturhauptstädte benannt sind. Essen hat jedoch schlüssig vor der Kommission ein Regionalkonzept vorgestellt. "Wandel durch Kultur – Kultur durch Wandel", war und ist das Motto der Essener Initiative. Es gilt diese (unsere) Region neu zu erfinden, ihr neue Inhalte in allen Bereichen der Kultur zu zuweisen. Aufgerufen sind dazu hauptsächlich die Menschen, die sich kreativ einbringen sollen, um den Wandel anzustoßen oder auch weiter zu entwickeln.

Wie wir, die wir  hier wohnen, alle positiv bemerken, sind die Grenzen in unserem Ballungsgebiet fließend. Diese Region, das Ruhrgebiet, ist neben dem Ballungsraum Paris oder London in der Ausdehnung fast gleich und ist das drittgrößte Ballungsgebiet in Europa. Kohle und Stahl prägten dieses Gebiet aber auch sein Image. Und das ist es was eine Kulturhauptstadt ausmachen sollte, sie soll sich vorstellen, Menschen, wie Investoren oder auch nur Neubürger anziehen. Essen hat, nachdem es den Zuschlag bekam, sofort die Ruhr2010 GmbH gegründet. Unter diesem Dach agieren nunmehr 53 Städte des Ruhrgebietes, seit 2006. Die Ruhr2010 hat alle Städte angesprochen und sie zum mitmachen animiert. Der Geschäftsführer, Herr Fritz Pleitgen , war auch in unserem Kreis zu Besuch um die Idee weiter zu tragen. Weiter hat die Ruhr2010 sich persönlich bei der Landesregierung NRW eingesetzt, damit die Städte einen Zuschuss für ihre Aktionen bekommen. Das Land NRW gab EUR 2,– pro Einwohner, also rund EUR 10,5 Mio. für die Region, die 2008 an die Städte überwiesen wurden.

                                                        

Nach meinen Informationen hatte der Kulturbeauftragte in Sprockhövel  für den Südkreis die Ursprungsidee für die  Aktion  "Kohle, Kühe, Kunst" angestoßen. Denn die Städte waren ja alle schon bei der Ruhr 2010 gemeldet. Die Aktion gefiel der Ruhr 2010, so dass sie diese finanziell  extra unterstützt.

Ein Flyer in pdf Form ist hierzu vorhanden, allerdings haben es nicht alle  beteiligten Städte  bis heute  geschafft ihre Internetpräsenz mit  weitergehenden Informationen zu versorgen oder z. T. auch nur einen Navigationsbutton einzupflegen, obwohl die Entscheidung am 2.12.09 kommuniziert wurde.

Nun läuft die Aktion unter der Federführung der Stadt Ennepetal?!, die auch den künstlerischen Leiter stellt. Es verwundert, dass sowohl der künstlerische Leiter, als auch die Ruhr2010 Beauftragten der Städte Ennepetal, Gevelsberg, Schwelm und Sprockhövell, es bis zu den Eröffnungsfeierlichkeiten der Ruhr.2010 nicht geschafft haben ein dementsprechendes Programmheft oder Informationen als Vorankündigung zu diesem Projekt im Pressezentrum abzulegen. Wie viel Öffentlichkeit brauchen die 4 Städte denn noch? Hier war die gesamte nationale und teilweise internationale Presse einschließlich der Agenturen als Multiplikatoren anwesend. Wo kann man besser seine Botschaften zwecks Verbreitung an den Mann bringen, wenn nicht dort? Unfassbar!! Oder sollte das heißen, wir sind uns selbst genug?

Der künstlerische Leiter Herr Markus Nottke (Ennepetal) machte zwar eine Einzelausstellung mit Frau Anja Michel (Sprockhövel), der Ehefrau  des Ruhr 2010 Beauftragten von Ennepetal unter dem Motto "Regenbogenland Ruhrgebiet" in Essen auf der Ruhr.2010 (dem Vernehmen nach wurde diese Aktion von der  Sparkasse Ennepetal-Breckerfeld finanziell unterstützt),  auf der Eröffnungsveranstaltung war also der Künstler und nicht der künstlerische Leiter, es war also nicht der Ruhr2010 Beauftragte der Stadt Ennepetal anwesend, sondern der Ehegatte der Künstlerin Anja Michel. Aber beide stehen und standen ja in der Verantwortung ihr Programm "Kohle, Kühe, Kunst" zumindest rudimentär zu kommunizieren, mittels dementsprechender Informationen, Druckerzeugnisse oder in einer Internetpräsenz, wie es sich eben gehört. Wenn Sie aber in einer anderen Funktionen anwesend sind, so kann man sie auch nicht in diesem Zusammenhang interviewen. Rätselhaft wird das Ganze, wenn auf dem obigen PDF Flyer noch die Gruppe Kunstraum-EN e. V. mit der Adresse des künstlerischen Leiters ins Spiel gebracht wird, indem die Künstler ihre Bewerbungsunterlagen an die selbe ausnahmsweise schicken mögen. Auf Anfrage teilte der Vorsitzende des Vereins mir mit, die Gruppe Kunstraum-EN e. V. ist in dieser Aktion gar nicht eingebunden.

Nun ist es so, Essen hat den Titel von Vilnius (Litauen) und Linz (Österreich) bekommen, die beide  Kulturhauptstadt 2009 waren, beide berichteten, dass auf Grund ihrer Aktionen 5 Mio. Besucher ihrer Städte besuchten und die durchaus positiven Eindrücke mit nach Hause nahmen. Während des Kulturhauptstadtjahres sind viele positive wirtschaftliche Entwicklungen beobachtet worden, die über das Jahr hinausgehen werden.

Ich habe  nach unzähligen Telefonversuchen bei den mit diesem  Projekt Involvierten Personen in Schwelm. Gevelsberg und Ennepetal  am Mittwochnachmittag endlich Herrn Zirkel, Sprockhövel erreicht. Es wurde ein recht diffuses Gespräch. Ich versuche einmal das Gespräch wieder zu geben: Die Idee "Kohle, Kühe, Kunst" kommt nicht von ihm, sondern von allen 4 Städten gemeinsam. Wie das? Die Verantwortung liegt bei allen 4 Beauftragten. Eine Projektleitung ist auch bei allen 4 Städten gegeben. Die Kommunikation als auch die Dokumentation liegt auch bei allen 4 Städten. Wer nun für die "Panne", dass keine Dokumentation/Information im Pressezentrum bzw. auf der RUHR.2010 auslag, verantwortlich zeichnet vermochte er mir nicht zu sagen. Im Übrigen, wäre der Termin für solch eine Dokumentation noch nicht verstrichen. Und er meinte mit solchen Fragen würde man dieses Projekt torpedieren und in Misskredit bringen. Hiervon möchte ich mich ausdrücklich distanzieren und ich habe ausdrücklich darauf hingewiesen, dass ich das Projekt für sehr gut erachte  und es alle erdenkliche Unterstützung verdient. Es ging in diesem Falle lediglich um die Öffentlichkeitsarbeit und darum, warum man eine solch große Chance verpaßt.

Das Gespräch war damit zu Ende.
Nach fünf Minuten rief er nochmals an, um mir jetzt mitzuteilen, dass unsere Artikel tendenziös wären, was auch immer das heißt. Offensichtlich erwartete er die von ihm gewohnte "Hofberichterstattung".


Und da kommen wir wieder zurück zum Feuer.

Offensichtlich ist es den 4 Städten nicht bewusst, dass auch sie von der Region abhängig sind, ja sogar im weiteren Sinn von der ganzen Welt. Wenn eine Firma Dorma in Dubai die Türen in einem Gebäude mit ihren Schließanlagen beliefert, so ist das unter anderem einer guten Öffentlichkeitsarbeit dieser Firma geschuldet.

Wenn sich rund 130 Menschen für die Ruhr.2010 den "Allerwertesten" über Jahre aufreißen um auf den Punkt genau eine Aufbruchstimmung, ein Startsignal zu erzeugen, so tun sie das um das Feuer für die Region anzuzünden. Nur wenn unsere Städte meinen, sie bräuchten sich nur an diesem Feuer zu wärmen um damit Heizkosten zu sparen, so ist das nicht nachvollziehbar und auch nicht entschuldbar. Die Städte hätten das Feuer aufnehmen können und in ihre Herzen eingehen lassen. Und da hapert es sehr wahrscheinlich bei allen, sie können nicht mehr brennen.
Bleibt die Frage: Wofür macht die Region denn so was, wenn das Kirchturmdenken alles verhindert.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik

Ennepetal holt auf

In den Pressemitteilungen der Stadt Ennepetal vom 15.01.2010 (13,45 Uhr Erstellungsdatum  durch Frau Linke) heißt es wie folgt:
 

"Auftakt am 6. Februar 2010

Mit 52 weiteren Städten & Gemeinden ist auch die Stadt Ennepetal Teil der Kulturhauptstadt Europas im Rahmen Ruhr.2010.

 

Den Auftakt bildet das auf den 06. Februar 2010 verschobene Gemeinschaftskonzert der Sparkasse Ennepetal-Breckerfeld und der Stadt Ennepetal mit Stefan Lex und Pomp-A-Dur.

 

Die Stadtbücherei beteiligt sich an den Autorenlesungen des Ruhr.2010-Programms im Rahmen “sagenhaftes Ruhrgebiet“, “P.E.N.“ und “Bloody Line Ruhr Hellweg“. Die erste Veranstaltung findet in der Reihe “sagenhaftes Ruhrgebiet“ am 20. April 2010 vormittags in der Stadtbücherei als Gemeinschaftsveranstaltung mit der Grundschule Haspetal statt.

 

Die Local Heroes Woche, die in Ennepetal vom 02.-08. Mai 2010 stattfindet, ist unter dem Leitmotiv geplant, die Kulturszene, die Kulturschaffenden und die Kulturorte Ennepetals im Rahmen der Kulturhauptstadt Europas vorzustellen.

 

Am 02.05.10 startet die Local Hero Woche mit einer Ausstellung der Künstlergruppe Sepia 14 im Foyer des Hauses Ennepetal. Die Künstlerin Le Quan Chuong, deren künstlerisches Schaffen in Ennepetal begann, und die auch schon eine Einzelausstellung in Ennepetal präsentiert hat, konnte als Mitglied der internationalen Künstlergruppe mit dazu beitragen, dass die weithin bekannte Gruppe ihre Werke an diesem traditionellen Ausstellungsort präsentiert. Hier soll auch die Übergabe der “S!NG-Säule“, die als Staffelstab durch alle 53 Städte reist, erfolgen.

 

Ein weiterer Programmpunkt wird die Installation eines Freilichtkinos “Hohenstein“ durch den Heimatverein Voerde am 02.05.10 sein. Diese Einrichtung wird allen Ennepetalern und vielen Besuchern eine deutliche Erinnerung an die vergangenen Zeiten und die aktuelle Schönheit der Stadt Ennepetal zeigen und erklären.

 

Im Rahmen der Kinder- und Jugendförderung setzt der Jugendbereich der Stadt Ennepetal das Motto Lokale Helden (Local Hero) wörtlich um. Kinder und Jugendliche haben Helden, hier geht es aber nicht um Harry Potter oder andere. Ennepetaler Helden für Kinder und Jugendliche sollen gefunden und fotografiert werden. Dazu wird ihre Geschichte aufgeschrieben und in der Local Hero Woche vom 02. bis 08.Mai 2010 publik gemacht. Die Bilder und Geschichten werden an verschiedenen Orten in Ennepetal ausgestellt.

 

Die Kulturgemeinde präsentiert am 03.05.09 einen außergewöhnlichen Ballettabend mit dem Russischen Nationalballett Moskau in der Aula des Reichenbach-Gymnasium.

 

Für die Wochenmitte haben sich weitere Partner, wie zum Beispiel die Citymanagement Ennepetal GmbH & Co KG Überraschungen vorbehalten.

 

Mit einem fröhlichen Mitmachkonzert in der Aula des Reichenbach-Gymnasium am 06. Mai 2010 ab 17 Uhr möchten sich alle Kinder der Ennepetaler Grundschulen, die an dem Projekt jedem Kind ein Instrument beteiligt sind, vorstellen.

 

Im Krenzer Hammer wird am 07. und am 08. Mai 2010 vom Kinder- und Jugendbereich des Mehrgenerationenhaus Ennepetal in Zusammenarbeit mit der Gleichstellungsstelle ein Einblick in die Industriekultur der Stadt und das alte Handwerk des Schmiedens gewährt. Es wird für Mädchen und Frauen ein künstlerischer Workshop angeboten. Nach dem Rundgang durch die Firma, sollen die Teilnehmer nicht nur Zuschauer sein, sondern auch selbst tätig werden. Unter fachkundiger Anleitung können auch Anfänger relativ schnell ansehnliche Ergebnisse erzielen, und selber ein Schmuckstück o. ä. schmieden.

 

Das nachhaltige Gemeinschaftsprojekt „Kohle, Kühe, Kunst“, das mit den Städten Gevelsberg, Schwelm und Sprockhövel durchgeführt wird, setzt die Idee “Nature Art“ der Initiative KunstraumEN, die in den vergangenen Jahren bereits mehrfach im Hülsenbecker Tal durchgeführt wurde, fort. Die vier Veranstaltungsorte wird ein Wanderweg verbinden. Die Eröffnung des Ausstellungsreigens aller vier Städte findet am 07.05.2010 in Ennepetal im Hülsenbecker Tal statt.

 

Mit einen ökumenischen Gottesdienst in der Kirche Johann Babtist beginnt am 07. Mai 2010 um 19 Uhr die Lange Nacht der Kirchen in vier Ennepetaler Gotteshäusern, die ihren meditativen Abschluss in der Kirche Herz Jesu ab 22 Uhr findet. Dazwischen wird ab 20 Uhr in der Martin-Luther-Kirche ein Konzert verschiedener Musikgruppen angeboten und ab 21 Uhr ein gemeinsames Essen in der Freien Evangelischen Gemeinde.

 

Der Stadtverband der Ennepetaler Chöre wird am 08.05.10 mit dem traditionellen Maieinsingen, gleichzeitig die Auftaktveranstaltung der Reihe “Sang & Klang“ des Verkehrsverein Ennepetal, den letzten Tag der Lokal Hero Woche in Ennepetal beginnen.

 

Daran anschließend wird um 16 Uhr die Ausstellung “Kunst in der Kluterthöhle“ eröffnet, die Skulpturen, Objekte und Installationen an einem außergewöhnlichen Ort zeigt. In dessen besonderer Atmosphäre entsteht ein Spannungsverhältnis zwischen Kultur und Natur wodurch der einen außergewöhnliche Reiz als Kunstraum entwickelt wird. Die Kluterthöhle stellt als Naturdenkmal und sensibles ökologisches System besondere Anforderungen an die auszustellenden Exponate sowie an die Präsentation der Ausstellung. Im Rahmen dieser Eröffnung wird auch die „Staffelübergabe“ an die nachfolgende Local Hero Stadt Dortmund erfolgen.

 

Abends zeigt Ausbilder Schmidt in der Reihe LachenLive ab 20 Uhr im Reichenbach-Gymnasium sein Programm „Zum Brüllen komisch“.

 

Auch wenn damit die Local Hero Woche in Ennepetal endet, finden noch weitere Veranstaltungen der Kulturhauptstadt Europas statt. Darüber hinaus beteiligen sich viele Ennepetaler Kulturschaffende an Gemeinschaftsprojekten.

 

Am 10. Mai 2010 findet in der Stadtbücherei mit dem Reichenbach-Gymnasium im Rahmen der Reihe “P.E.N.“ eine Lesung der Autorin Ursula Krechel statt.

 

Am 05. Juni 2010 findet die Veranstaltung “S!NG – Day of Song“ statt. Diese endet mit einem großen Konzert in der Arena auf Schalke. Schon den ganzen Tag über und bei der Abendveranstaltung sind ein Gemeinschaftschor des Stadtverbandes der Ennepetaler Chöre und der Shanty-Chor Voerde Ennepetal an dieser Veranstaltung beteiligt. In Ennepetal ist ab Mittags ein Sternsingen mit einem Abschluß auf dem Marktplatz geplant.

 

Vom 13. bis 16. Mai 2010 (Himmelfahrt) findet die 50. Jahrestagung des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher e.V. in Ennepetal statt. Ausrichter der Veranstaltung ist der Arbeitskreis Kluterthöhle e.V. (AKKH) mit Unterstützung der Stadt Ennepetal und anderen Vereinen und Organisationen. In der ganzen Zeit wird ein umfangreiches Programm mit hochkarätigen Gästen aus ganz Deutschland und dem Ausland angeboten. Das detaillierte Programm finden Sie in Kürze auf den Intenetseiten des Arbeitskreises Kluterthöhle und der Stadt Ennepetal.

 

Zudem beteiligt sich die Stadt Ennepetal in der Zeit vom 03. September bis 15. Oktober 2010 am einzigen Gemeinschaftsprojekt mit der unterlegenen Mitbewerberstadt Dessau, welches der Kreisheimatbund Ennepe-Ruhr veranstaltet. "Alajacquard" verknüpft und verwebt über die Verbindung von Kunst und Handwerk, Vergangenheit und Gegenwart die beiden Regionen Ennepe-Ruhr-Kreis und Görlitz. Die Ausstellung berichtet von kunsthand-werklichen Traditionen, technischen Triumphen und gesellschaftlichen Tragödien – interpretiert durch zeitgenössische künstlerische Ausdrucksformen.

 

Am 26. Oktober 2010 beschließt die Lesung von Frank Göhre im Rahmen der Reihe “Bloody Line Ruhr Hellweg“ den Lesungsreigen Ruhr.2010 in der Stadtbücherei Ennepetal. Beginn der Veranstaltung ist um 19.30 Uhr.

 

Auch wenn damit noch nicht alle Projekte genannt sind, bietet sich für Einheimische und Besucher schon mit diesen genannten Projekten ein abgerundetes Programm für jeden Geschmack.

 

Mit dem Ennepetaler Programm des Kulturhauptstadtjahres wird es gelingen, einen Teil der Kulturszene und der Kulturschaffenden, sowie viele Kulturorte im Rahmen der Kulturhauptstadt Europas einem größeren Publikum zu präsentieren."


Wie schön, dass Ennepetal sich jetzt auch erklärt.  Wäre doch wirklich nett gewesen, wenn das Programm vorher auf den Seiten  der RUHR.2010
schon  abrufbar gewesen wäre. Aber wir sind auch so zufrieden, Hauptsache es tut sich was.

Und so sind wir gespannt auf die ganzen Darbietungen, auf die Highlights die uns erwarten und schauen wir gemeinsam – ob auch bei uns eine positive Aufbruchstimmung statt findet, so wie es in Essen bei der Eröffnungsfeier so beeindruckend herüber gekommen ist. Es ist eine Chance für uns alle und besonders für das Image unserer Stadt.

Es gibt viel zu tun – packen wir´s an.

 

 

Linde Arndt

von EN-Mosaik

Wir sind vor Ort auf Zeche Zollverein

Date: 09.01.2010 Time: 15:12 h

 

[jpg] Es ist geschafft. Nach 90 Minuten mit dem Auto sind wir auf der Zeche Zollverein angekommen.
Nachdem die technischen Probleme gelöst wurden und wir uns im Netz der Presse der Zeche Zollverein eingebeamt haben, können wir nunmehr los legen.
 
Nun zuerst einmal möchte ich sagen, draußen ist es zwar real nicht kalt, ich denke mal so  Minus 2 Grad Celsius, wenn einem aber der "leichte" Wind entgegenkommt so fühlt man in etwa 7 Grad Celsius.
 
Auf der Fahrt hierher ist nur das Stück von Voerde, Karlstrasse bis auf den Zubringer zur Autobahn  winterlich gewesen. Wobei die Karlstrasse eigentlich das größte Problem darstellte, was heißt Problem, es lag halt viel Schnee. Die weitere Fahrt bis zur Zeche stellte sich, bei angepasster Geschwindigkeit, problemlos dar. Mit unserem Presseausweis wurden wir sofort durch gewunken und besetzten unseren Parkplatz.
 
Wir haben es gut, sehr gut, wir sind zu zweit. Linde Arndt ist zur Eröffnungsverantaltung und ich halte hier im Pressezentrum die Stellung.
Normalerweise war das so nicht vorgesehen, Linde Arndt sollte mir Infos rüber schicken, die ich aber jetzt nicht bekomme. Habe mir jetzt von einem Kollegen ein Foto von der Eröffnung geschnappt und stelle es mal rein.
 
Eröffnung
 
Jetzt soll die Hymne von Herbie kommen, ich suche verzweifelt den Text, damit auch in Ennepetal jeder mitsingen kann ;-).
Es ist gelaufen, den Text habe ich auch gerade gefunden:
 

Komm zur Ruhr

Wo ein raues Wort dich trägt, weil dich hier kein Schaum erschlägt,
wo man nicht dem Schein erliegt, weil man nur auf Sein was gibt.
Wo man gleich den Kern benennt und das Kind beim Namen kennt.
Von klarer offner Natur, urverlässlich, sonnig stur,
leichter Schwur: Komm zur Ruhr.

Schnörkellos ballverliebt, wetterfest und schlicht.
Geradeaus, warm, treu und laut –
hier das Leben, da der Mensch, dicht an dicht.
Jeder kommt für jeden auf, in Stahl gebaut.
Und der Hang zum dürretrockenen Humor.
Und der Gang, lässig und stark.
Wer morgens verzagt, hat’s mittags längst bereut.
Es ist wie es ist, es wird Nacht und es wird Tag.

Wo ein raues Wort dich trägt, weil dich hier kein Schaum erschlägt,
wo man nicht dem Schein erliegt, weil man nur auf Sein was gibt.
Wo man gleich den Kern benennt und das Kind beim Namen kennt.
Von klarer offner Natur, urverlässlich, sonnig stur,
so weit so pur: Komm zur Ruhr.

Leute geben, Leute sehn, sie bewegen, sie verstehn, alle vom Flussrevier.
Dass der Rhein sich neu genießt, liegt an diesem Glücksgebiet.
Alles fließt, alles von hier.

Wo ein Wort ohne Worte zählt, dir das Herz in die Arme fällt.
Wo "woher" kein Thema ist, man sich mischt und sich nicht misst.
Wo man gleich den Kern benennt und das Kind beim Namen kennt.
Von klarer offner Natur, urverlässlich, sonnig stur – das ist Ruhr.
Seelenruhr von schwerverlässlicher Natur.
Urverlässlich, sonnig, stur – so weit, so ur: Seelenruhr.
Ich mein ja nur: Komm zu Ruhr.

Ich warte immer noch auf Linde Arndt und die Bilder.
Nun ist sie endlich da. Jetzt muss die auch noch was zu essen holen. *seufz*
 
Es hat aufgehört zu schneien, alles kann man jetzt schön hell beleuchtet sehen.
 
Hier noch ein Bild:
 

 
Date: 09.01.2010 Time: 18:12 h
 
Also, ich bin jetzt da und inzwischen auch satt. Aber die nächsten Aktionen warten schon und so werde ich erst einmal wieder los ziehen und neue Fotos machen.
Bis denne  – Linde Arndt
PS. Bestimmt hätte ich es zu Hause vor dem Fernseher kuscheliger gehabt und bessere Bilder im Großformat gesehen, aber die Atmosphäre war einfach [trotz des aussergewöhnlichen Wetters] berauschend und ich bin glücklich dabei gewesen zu sein.
 
Es geht weiter. Wenn nicht heute, so melden wir uns morgen wieder aus dem Pressezentrum der Ruhr2010. Ich denke mal, morgen werden es auch die Ennepetaler Künstler schaffen hier hin zu kommen.
An dem abschließenden Artikel arbeiten wir noch, den wir spätestens Dienstag ins Netz stellen werden. Es sind zu viele Eindrücke die verarbeitet werden müssen, von dieser, für uns zumindest,  außergewöhnlichen Eröffnung.
 
Date: 09.01.200 Time: 23:23 h
 
Feuerwerk ist vorbei, jetzt geht es ab zum chillen, zur after show Fete. Haben wir uns verdient. Es war ein wunderschöner arbeitsreicher Tag, hoffen wir auf einen gleich guten Tag morgen. Hier noch ein paar Bilder zum Abschluß:
 
 
 
Bis morgen in alter Frische. Ach ja, noch was. Besucher waren so an die 50.000 bis 80.000 auf dem Gelände, je nachdem wen man gefragt hatte. Es waren Besucher aus allen Landesteilen Deutschlands angereißt, es standen genügend P+R Plätze zur Verfügung.
 
Date: 10.01.2010  Time: 12:57 h
 
Wir sind wieder da. Die Anreise war total entspannt. Man braucht so eine Stunde. Im Moment sind in der Umgebung noch Parkplätze vorhanden. Für die Pfiffigen. In den umliegenden Siedlungen kann man auch abparken.
 
Date: 10.01.200 Time: 23:45 h
 
Wir sind wieder zuhause. Ennepetaler haben wir auch entdeckt: Markus Nottke und Anja Michel mit ihrem Regenbogenland und Carsten Michel als den Beauftragten der Ruhr 2010. Aber wo war Ennepetal? Wie kann eine Stadt attraktiv sein, wenn sie nicht zu sehen ist? Im Pressezentrum waren viele Städte mit ihren Programmen und Aktionen, die sie per Druck zur Verfügung vorstellten. Vielleicht hätten wir einen Flyer ohne Druck herausgeben sollen. Titel: Ennepetal, das Tal der Unsichtbaren.
 
Der Entwurf für diesen Artikel ist halb fertig. Vielleicht schaffe ich es bis morgen. Ach nein, die Bilder müssen ja noch alle fertig gemacht werden.
 
Auf jeden Fall, eines ist sicher es war eine Aufbruchstimmung ohne Gleichen. Das Ruhrgebiet hat Potenzial.
 
Date: 11.01.2010 Time: 23:45 h
 
So, der Artikel ist raus.
 
Wir hängen sicher noch eine Bildergalerie dran,
 
 
Linde Arndt und Jürgen Gerhardt aus Essen für En-Mosaik

Na, dann wird es ja jetzt

[jpg] Alles wartete auf die Geschäftsführung, die kam ca. 1 Stunde entschuldigt später. Prof. Dr. Oliver Scheytt kam vom oekomenischen Gottesdienst und hatte danach noch ein inniges Gespräch mit den Geistlichen wie Bischof Dr. Franz Overbeck von der katholischen Kirche, Nikolaus Schneider, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland,  der
Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Dr. h.c. Alfred Buß und dem Metropolit der Griechisch-Orthodoxen Metropolie in Deutschland und Exarch von Zentraleuropa, Dr. h.c. Augoustinos Lambardakis, die das Kulturhauptstadtkreuz geweiht und auf die Reise geschickt hatten. Jede Woche soll es in einer anderen Stadt Station machen, den Anfang macht Dinslaken.  Die geistliche und geistige Herrschaft hatten schon immer im Bistum Essen vieles bewegt, so sollte es auch für das kommende Wochenende sein, so wäre demnach ein annehmbares Wetter gesichert. Trotzdem sei darauf hingewiesen, dass wir diese Jahreszeit Winter nennen und dadurch evtl. Einschränkungen hingenommen werden müssten.

"Wir haben zwar nicht den höchsten Dom, dafür aber den längsten Dom in NRW, der übrigens bis vor hundert Jahre durch das Frauenstift geführt wurde.Diese Zeit war eine kulturell blühende Zeit, die wir uns alle wieder in Erinnerung rufen sollten. Kohle und Stahl, verbunden mit dem Namen Krupp haben diese Zeit abgelöst, die jedoch auch vor Jahren schon zu Ende ging.

Jetzt beginnt wieder eine Zeit der Kultur und der Kulturen, die einen neuen Aufbruch signalisiert.", so Prof.Scheytt bei seiner Ansprache.
 
"Die Generalprobe ist erfolgreich verlaufen, trotz der widrigen Witterungsbedingungen. Etwas unvorbereitet kam Herbert Grönemeyer selber der seine Hymne  in die Generalprobe mit einbezog. Die Eröffnung findet auf jeden Fall statt. Ansonsten wünsche ich mir und allen Beteiligten als auch den Menschen in der Kulturhauptstadt 2010 einen guten und starken Anfang am Wochenende, der das ganz Jahr anhalten möge.
Denn eines ist garantiert, wir haben eine starke Region mit starken Menschen" so Prof. Scheytt,
 
Eines kann allerdings noch  passieren: Wenn der Wind morgen zu stark ist, muss das Feuerwerk verschoben werden, denn es könnte nicht garantiert werden, dass die glühenden Feuerwerkskörper dort runter kommen, wo es geplant wurde.   Dieses wurde  als einzige Einschränkung verlautet.
 
Danach erzählten Prof. Scheitt und Prof. Petzinka noch einige Geschichten,  als sie gemeinsam die Stadt Essen baulich und kulturell umgestalteten.
 
           
                       
 
Wir sehen uns morgen in der neuen Kulturhauptstadt Ruhr2010.
 
Jürgen Gerhardt aus Essen für EN-Mosaik
 
 

Wir brennen ohne Plan B

[jpg] Fritz Pleitgen brachte es auf den Punkt: Wir brennen, dass es endlich am 9./10. Januar 2010 losgeht. Wir wollen das Risiko tragen, so wie es ehedem die Bergleute getragen haben. Und –  wir haben keinen Plan B.
[Inzwischen munkelt man schon über Plan "X", wobei angedacht ist, wenn es tatsächlich zur Extremwetterlage kommen sollte, die Veranstaltung auf Sonntag umzupolen – sobald uns Näheres bekannt ist, werden wir berichten]

   

                
  Foto: RUHR.2010 – RUHR.2010-Film (Agentur Zeitsprung) /  

Es geht los. Nach drei Jahren Vorbereitung versucht das Ruhrgebiet den Wandel durch Kulturveranstaltungen sich als Kulturhauptstadt 2010 zu etablieren. Regional, national und international werden in diesem Jahr Millionen die angesetzten 53 Veranstaltungsorte aufsuchen um den Wandel zu einer attraktiven Region zu bestaunen. Wer sich da ins rechte Licht zu setzen weiß, wird zu den Gewinnern gehören, die die Aufmerksamkeit der Besucher als Investoren oder nur als Neubürger an sich zu ziehen wissen. " Wir haben das Feuer" an dem sich alle wärmen.

                  
Aber erst will ich einmal ausholen.

Ruhrgebiet war in meinen jungen Jahren als das Land mit dem Ruß, genannt Rußland, bekannt, dort wo man die Sonne kaum sah, die Flüsse und Gewässer tot waren. Die Emscher oder die Ruhr in der man seine schwarz/weiß Filme entwickeln konnte, so viel Chemie führten die mit sich. Als Bergischer warnte man immer vor dem Osten, dieser Region der Staublungen, der Malocher, den Kumpeln, diesem Moloch der alles verschlang. So war es auch verständlich, wenn wir Bergischen uns Richtung Westen, nach Düsseldorf oder Köln orientierten.

Anfang des vorigen Jahrhunderts kamen zehntausende von Polen, es folgten Italiener, Spanier, Jugoslawen und zuletzt Türken. Alle verschlang  der Berg und der Stahl. Sie blieben weil ihnen die ehemalige Heimat fremd wurde und brachten Teile ihrer Kultur mit zu uns. Zeche Nordstern, Zollverein, Zollern oder Nachtigall sind Namen die jedem bekannt sein dürften. Von ehedem 148 Schachtanlagen mit bis zu 497.000 Beschäftigten gab es  in 2008 nur noch 5 Schachtanlagen mit 23.000 Beschäftigten.  Und 2018 ist auch damit Schluss.  Riesige Areale sind übrig geblieben, dazu die Stahlproduktionsstätten die bis auf Spezialstähle allesamt  ins Ausland abwanderten. Kohle gibt es billiger in Australien und die Chinesen und Inder produzieren den Stahl gerne für uns mit.

Nur was sollte mit den Millionen Arbeitskräften geschehen die seit den sechziger Jahren frei wurden. Das Ruhrgebiet hatte die größte Strukturkrise zu überwinden, es kam einer Revolution gleich um innerhalb von rund 40 Jahren diese Aufgabe zu stemmen. Und es geht weiter. Zum zweiten Male erfand sich das Ruhrgebiet neu mit seinen neuen Bewohnern, die anders sind als Andere in NRW. 1966 hatte das Ruhrgebiet 3 Hochschulen mit gerade einmal 4.000 Studierenden, 2009 waren es 16 Hochschulen mit über 164.000 Studierenden. Oder, seit 1980 haben sich die Übernachtungszahlen verdreifacht. Tourismus im Ruhrgebiet, früher undenkbar, heute jedoch der Alltag. Diese Region die sogar eine neue Sprache spricht, die für Westfalen oder Rheinländer so fremdartig ist.
                                             
Als wir auf dem Weg zur Pressekonferenz waren, kamen wir an den alten Bergarbeiterhäusern vorbei, teilweise renoviert oder auch restauriert. Katernberg das Gebiet der Zeche Zollverein und ehemals einer der modernsten Kokereien in Europa. Christliche Kirchen stehen friedlich neben einer Moschee, die einen mit einem hohen Turm, die andere halt mit einem hohen Minarett.
                                     

                    

Fotos: Linde Arndt
 

 
                          

Riesige Batterien sind noch von den Kokereien stehen geblieben. Und zwischen der Kokerei findet der Fototermin statt. Eine Bühne. Leadleuchten bannen das Logo der Ruhr2010 auf die aufgestellten Tafeln, abwechselnd werden Szenen von damals mit heutigen gezeigt. Der Wandel könnte nicht dramatischer dargestellt werden.
   

   

Fotos: Linde Arndt  

  
TänzerInnen dehnen sich vor der Bühne die Kameras werden eingestellt, Verschlusszeiten und Blenden müssen stimmen. Irgendwie ein irreales Bild, im Hintergrund die Batterien, die früher täglich 10.000 Tonnen Koks ausgespuckt hatten. Noch ist die Bestuhlung mit Schnee bedeckt, die Bühne muss erst vom restlichen Eis befreit werden.

Dann die ersten 3 ½ Minuten Ballett. Pina Bauschs Kontakthof wird mir in Erinnerung gerufen. Pina Bausch die mit dem Ruhrgebiet, Bochum oder Gelsenkirchen, stets verbunden war. Sie fand dort Inspirationen für ihre Stücke. Die Verschlüsse klicken. Break. Pause. Die nächsten 3 ½ Minuten, das Wogende der Kompanie das Suchen und Finden des Einzelnen, sich integrieren wollen und doch Ablehnung erfahren in 3 ½ Minuten, wieder die Verschlüsse. Break. Pause. Ein anderes Motiv auf den Leadwänden. Die letzten 3 ½ Minuten. Es ist gut, wir haben genug gesehen. Wir haben den Moment gebannt – erledigt.

            

Foto: Linde Arndt
 


Ortswechsel, ab zum  Sanaagebäude.

Rein ins Auto, zu Fuß wäre es zu weit, man könnte sich verlaufen, zwischen all den stehen gebliebenen Produktionsanlagen. Konserven? Vorbei an einer 60 m langen und 5 m breiten Eisfläche auf der sich die Schlittschuhläufer tummeln, eine kleine Cafeteria, "Schlittschuhe nur mit Schonern" steht auf dem Eingangsschild. Die Sicherheitsleute winken uns durch.

Das Sanaa Gebäude vom japanischen Architektenbüro Sanaa entworfen, 34 meter hoch und exakt 134 Fenster in nur 4 Größen, so wie sie  angeordnet sind, ergeben sich dem Betrachter immer wieder unterschiedliche Sichtweisen, je nach Position. Japanische Architektur hier im Pott. Ein Gegensatz? Eine Besonderheit, das Gebäude  wird mit 28 Grad Celsius Grubenwasser beheizt welches über Rohre durch die Wände und Geschosse gepumpt wird. Wieder der Wandel.
   

              
  Fotos: Linde Arndt
 

Hier findet die Pressekonferenz statt. Die WLan Hotspots sind noch nicht geschaltet, UMTS muss herhalten.
Bis zum Wochenende wird das Sanaagebäude zu einem leistungsfähigen Pressezentrum aufgebaut – versprochen. Die internationale und nationale Presse ist anwesend, Print-, EMedien und Online Medien werden begrüßt. Es wird die Eröffnung 9./10.01.2010 nochmals durch gegangen, letzte Änderungen durch gegeben. 500 Pressevertreter sind nunmehr akkreditiert, nicht alle können  am Samstag und Sonntag einen Parkplatz haben. Aber die Verkehrsanbindung mit Bussen und Bahnen sind günstig.

Es fehlt der rote Faden für die Ruhr2010, so ein Kritiker. Wir wollten das nicht, wir wollten die entstehenden Strömungen aufzeigen, die noch kein Ganzes ergeben aber ergeben könnten, so Pleitgen. Mir persönlich fehlt auch ein Trailer, ein Einstieg zu dem was sich da ereignet. Es reicht nicht das angekündigte emotional als groß zu erkennen, zu benennen. Jeder weiß, es passiert was, jeder will dabei sein, aber man will es auch fassen, ausloten. Die Programmpunkte abzuklappern, dafür brauchte man nicht zu kommen. Dafür reicht dieser Link http://www.essen-fuer-das-ruhrgebiet.ruhr2010.de/eroeffnung-ruhr2010.html. War es das dann?

     

   
 
Foto: Jürgen Gerhardt

Japanische Architektur versucht immer das Draußen mit dem Drinnen zu verbinden. Der Bewohner ist also nie richtig in einem Gebäude, sondern in einem verschmelzenden Raum der kein Draußen kennt.

    
Nein. Eva Maria Joeressen mit ihrem "close encounter" reicht den roten Faden mit einer audio visuellen Intervention für das Sanaa Gebäude. Meine Frau meint, lass das, schreib nicht darüber, dass ist zu abstrakt, zu elitär und zu abgehoben.
Nein, finde ich nicht. Ich versuchs:

Das Ruhrgebiet ist eine Fläche, ein Areal. Besteht aber auch in sich wieder aus Flächen und Arealen. Die Flächen aus der Vergangenheit, also die heutigen Industriebrachen sind Flächen die sich ständig verändern.

Sie waren einmal und sind durch ihre immer währenden Veränderungen einer anderen Wirklichkeit ausgesetzt.
Die Kokerei mit ihrer glühenden Kohle, die Tag für Tag Tonnen von Koks ausspukte, dient heute als Kulisse für Veranstaltungen aller Art, ist aber in seiner Funktion noch präsent. Das Ruhrgebiet ist noch Wirklichkeit, ist aber durch seine vielfältigen Veränderungen nicht mehr das, was es einmal sein sollte – ein riesiger Produktionskreislauf der Industrie. Durch die Begegnungen mit anderen Kulturen entstand und entsteht immer noch etwas Eigenständiges was es vorher so nie gab. Es ist ein immerwährender Prozess der im Moment nicht endet und dessen Ende auch nicht abzusehen ist. Dies betrifft die Proportionen, die Farben und die Mengen im Zeitkontinuum, die durch einen eigenen Rhythmus in Bewegung sind und keinen Stillstand erfahren können, dürfen.

Durch die Hinzugabe audiophoner Elemente erfährt man auch den eigenen Sound der Veränderungen. Verbindet man diese audio visuellen Elemente mit einem Computer der  mit einem Zufallsgenerator der auf zufälligeTaktung eingestellt wurde, projektiert das Ganze an ein reales Gebäude, hier das Sanaa Gebäude, so erlebt man eine transmediale Wirklichkeit. Diese Wirklichkeit macht die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft mit einem Schlag erfahrbar. Die Areale verschmelzen, trennen sich und ergeben immer wieder ein neues Ganzes. Dieses wird erlebbar am Samstag und Sonntag am Sanaa Gebäude in der Zeit von 18:00 – 22:00 Sonntag eine Stunde früher. Man muss es sehen, muss sich darauf einlassen können um den Beat zu verstehen. Man sollte sich auf das Feuer einlassen um letztendlich im Herzen zu brennen.

Jürgen Gerhardt