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Schwelmer Eingang zur Stadt zukünftig in neuem Glanz

[ jpg] Als die ehemalige Bundesbahn und heutige DB AG ihre Bahnhöfe nicht mehr brauchte, ließ sie diese zuerst verkommen. Dann wurden die Imageprobleme jedoch zu groß. Denn die DB AG hatte einfach nicht bedacht, dass die Bahnhöfe der Republik nicht nur Gebäude waren, welche die Dienstleistungen der Bahn verkaufen sollten. Vielmehr hatten die Bahnhöfe eine Strahlkraft und Symbolik entwickelt nach der die Städte ihren Status definierten. Bahnhof oder wie im englischen Bereich Station bedeutet auch angekommen zu sein, bedeutete aber auch Verabschiedung. Es war und ist noch immer ein Momentum nach welchem sich für den Einzelnden immer noch entscheidet, ob man sich wohl fühlt oder nicht – ein emotionaler Moment.
Die DB AG schnürte deshalb Pakete mit ausgedienten Bahnhöfen und wollte sie an einen Investor verkaufen, damit wollte man die Verantwortung für die Bahnhöfe loswerden. In einem dieser Pakete war auch der Bahnhof Schwelm. Wer nun den Schwelmer Bahnhof aus einem dieser Pakete wieder herausfischte ist heute nicht mehr auszumachen. Denn den Schwelmern war dieser Zustand des Bahnhofs schon lange ein Dorn im Auge. Auch der Bahnhof ist ein Eingangsbereich für eine Stadt wie Schwelm und sollte anziehen, so Bürgermeister Jochen Stobbe.

Außerdem  ist Schwelm auch die "Kreishauptstadt" und hat damit eine Doppelfunktion im Kreis. Den Bahnhof Schwelm besuchen immerhin Tag für Tag 5.000 Menschen, die dadurch einen ersten oder auch dauerhaften Eindruck von dieser Stadt mitnehmen.

Der Bahnhof soll nun einer totalen Sanierung und Modernisierung durch den Architekten Oliver Garthe aus Wetter unterzogen werden. Ihm zur Seite steht die Bahnflächenentwicklungsgesellschaft NRW mit dem Projektleiter Dipl.-Ing. Carsten Kirchhoff. 1,6 Mio Euro, bei einer Bauzeit von rund 9 Monaten sind veranschlagt um den Bahnhof wieder in neuem Glanz erstrahlen zu lassen.

 

Die Investitionssumme entspricht in etwa der Summe die auch bei einem Neubau aufgewendet würde.

In einem ersten Schritt wird der Bahnhof entkernt, dann wird der mittlere Bereich aufgestockt und nach hinten versetzt und der heutige Eingangsbereich mit einer Glasfassade versehen und stellt sodann das Verbindungsglied zu den beiden derzeitigen 3 stöckigen Giebelelementen dar. Dadurch entsteht ein Gesamtbau der mehrere Funktionen abdecken kann. Die derzeitige 100 jährige Fassade wird restauriert, so dass der Erkennungswert des alten Bahnhofs erhalten bleibt.

Im Parterrebereich, der auch gleichzeitig weiterhin der Eingangsbereich zu den Gleisen sein wird, wird ein Systembäcker mit Außengastronomie, ein Kombimarkt mit Fahrkartenverkauf und dem Bedarf für Reisende entstehen. Der Kombimarkt soll aber gehobenen Bedarf wie Weine und Parfümerie haben, so der Gedanke. Neben dem Durchgang zu den Gleisen wird ein Durchgang zu den oberen Stockwerken vorhanden sein. Die oberen Stockwerke sollen durch Dienstleister und selbstständige Berufe angemietet werden. Angedacht sind Berufe wie Rechtsanwälte, Zahnärzte, Sozialberufe oder auch Architekten. Durch die totale Sanierung ist auch an den Lärmschutz gedacht worden, der Fremdgeräusche total unterdrückt. Da sich das Projekt noch in der Planungsphase befindet, können sich Interessenten für eine Anmietung eine ihren Bedürfnissen entsprechende Fläche aussuchen. Flächen von 70 m² bis 400 m² bei einem Mietzins von bis zu 8,70 €  je nach Zuschnitt sind möglich. Dadurch entsteht eine weitere Kundenfrequenz, die für die darunterliegenden Gastro- und Marktbereiche Umsätze bringen. Auf jeden Fall liegt einer der Schwerpunkte darauf, dass der neue Bahnhof barrierefrei gestaltet wird.

In einem zweiten Schritt soll die Verkehrsituation vor dem Bahnhof neu organisiert  und die Taxizentrale in den neun geschaffenen Gebäudekomplex integriert werden. Die Parkplatzsituation muss überdacht werden, denn Schwelm hat nicht den üblichen Platz für P+R. Parallel wird der im Bahnhofsvorbereich befindliche Park überarbeitet. Die gesamten Arbeiten sind nur möglich wenn andere betroffene Teilnehmer, wie zum Beispiel die VER, mitwirken. Ungewiss ist allerdings die Lösung des neben dem Bahnhof befindlichen Pavillons, der immerhin auch gastronomisch tätig ist und erst vor 9 Monaten gebaut wurde. Hier bietet sich eine architektonische Lösung an, die diesen Pavillon mit einbindet.

           
   v.l.n.r.: Frank Sormund (Sachgebietsleiter Planung) / Tilo Kramer (Geschäftsführer Stadtmarketing) /
Dipl. Ing. Carsten Kirchhoff (Projektleiter Stadt- u. Regionalplanung) / Bürgermeister Jochen Stobbe /
Oliver Garthe (Architekturbüro Wetter) / Wilfried Guthier (Fachbereichsleiter Bürgerservice)   Foto: Linde Arndt
 

Wenn dieses gesamte Projekt fertig ist, wird Schwelm einen würdevollen Bahnhof mit einem freundlichen hellen Eingangsbereich haben. Auf der Gleisseite werden vorbeifahrende Reisende einen positiven Eindruck wahrnehmen. Denn auch die DB AG wird den Bahnsteigbereich in Schuss bringen, so dass dieser Eindruck verstärkt wird.
Man sollte jedoch nicht vergessen, dass Schwelm einen kleinstädtischen Charme entwickelt hat, der dann durch das sanierte Bahnhofsgebäude ein weit in die Stadt strahlendes Merkmal hat. 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Schwelm