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Gevelsberger Jugendamt sucht Pflegeeltern für minderjährige Flüchtlinge

refugees-kids[Gevelsberg] Unter den Flüchtlingen, die derzeit Deutschland erreichen, befindet sich auch eine große Anzahl unbegleiteter Minderjähriger, die oft unter lebensgefährlichen Bedingungen ihr Heimatland verlassen haben. Dabei handelt es sich um Kinder und zu einem großen Teil um Jugendliche.
Jugendämter haben die Aufgabe, sich um die Versorgung und Unterbringung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen zu kümmern. Ein großer Teil dieser Heranwachsenden wird Aufnahme in einer Einrichtung finden. Wünschenswert wäre aber auch, dass einige Kinder oder auch Jugendliche für einen bestimmten Zeitraum oder auch auf Dauer von einer Familie (Pflegefamilie bzw. Patenfamilie) aufgenommen werden.
Der Pflegekinderdienst sucht daher Familien, Paare oder auch Einzelpersonen, die sich die Aufnahme eines ausländischen Kindes oder Jugendlichen zutrauen. Pflegeeltern sollten in der Lage sein, ein Kind oder Jugendlichen mit seiner sicher oftmals belasteten Lebensgeschichte anzunehmen, zu begleiten und Hilfestellungen zu geben, um sich in dem neuen Lebensraum zurecht zu finden.
Interessierte Pflegefamilien bzw. Patenfamilien werden vor der Aufnahme eines minderjährigen Kindes oder Jugendlichen geschult. Auch nach der Aufnahme eines Minderjährigen stehen Ansprechpartner und Beratungsangebote zur Verfügung. Entstehende Kosten werden durch die Jugendhilfe in Form einer Pauschale getragen.

Wer Interesse an einer solchen Aufgabe hat, sollte sich zur Vereinbarung eines Informationsgespräches mit dem Fachbereich Bildung, Jugend und Soziales der Stadt Gevelsberg (Martina Ricken-Coßmann, Tel. 771-192 oder martina.ricken-cossmann@stadtgevelsberg) in Verbindung setzten.

Soziale Verwerfungen in Ennepetal

[jpg] Haben wir wirklich Wandalen in Ennepetal? Nein. Als wir zum ersten mal das Jugendproblem in Ennepetal thematisierten, hat man ein diesbezügliches Problem in den Bereich der Fantasie verwiesen. CDU und SPD machten damals eine Versammlung am Milsper Marktplatz und fanden letztendlich zu dem kleinsten Nenner, indem die Einstellung eines Streetworkers für 10.000,– Euro (Sonderangebot) betrieben wurde. Danach fehlte das Geld irgendwie und man hat dieses Problem der Evangelische Stiftung Loher Nocken übergeben. Ein paar Euro in den Haushalt, den Streetworker zum Teufel gejagt und fertig war die Laube. So wollten die Parteien und die Stadtverwaltung das alles erledigt sehen. Ach ja, und die Jugendlichen die auf dem guten Kunstrasen vom TUS Fußball spielten, jagte man auch gleich mit zum Teufel.

Man verwies sie dann auf einen entfernteren Bolzplatz. Und man dachte sich, jetzt wird es wohl Ruhe geben. Man nennt das moderne Jugendpolitik. Und generös beantragte die SPD 5.000,– Euro für ein Jugendparlament. Offensichtlich wollte man für diese 5.000,– Euro in „Osteuropa“ billig ein paar Jugendliche einkaufen die sich dann ein Parlament selber organisierten. Irgendwie merkte man dann den fehlenden Spaßfaktor und zog den Antrag und damit die 5.000,– Euro zurück. Und jetzt? Für die Jugend läuft nichts mehr, außer der Nase bei diesem kalten Wetter. Jugendtreff, wo man abhängen oder chillen kann? Weit und breit nicht zu sehen. Politiker aller Coleur winken ab wenn es um Jugendliche geht. Die können sich doch selber erziehen, wir haben das doch auch getan, so die Aussage.

 

Zerstörte Kinotafeln am Hohenstein     (c) unbekannt

 

Damals hatten wir vor kriminellen Karrieren der Jugendlichen gewarnt, die sich ergeben würden, wenn sich Jugendliche von der Gesellschaft vernachlässigt fühlen. In der Gasse zum damaligen Rewe hatten wir schon mal eine Spritze gesehen, Alkohol wurde konsumiert und zu sexuellen Handlungen soll es auch gekommen sein. Dies war nicht nur in Milspe zu beobachten, vielmehr war auch Voerde und Hasperbach involviert. Man ist zwar mit der Stadtwache mal dazwischen gegangen, jedoch haben sich die Jugendlichen jetzt anders verteilt. Und die Stadtwache kann ja nicht 24 Stunden im gesamten Stadtgebiet Patrouille laufen. Die Polizei ist da auch überfordert und auch nicht zuständig, wenn Jugendliche im Parkhaus rumhängen. In Ennepetal ist es trist für Jugendliche, also stauen sich die Agressionen. In dieser Situation kommen die Jugendlichen auf Gedanken sich Ventile zu verschaffen und sich quasi an der Gesellschaft zu rächen. Es fängt allerdings klein an mit Schmierereien an Wänden, dann die ersten Zerstörungen, es steigert sich immer mehr und kann dann auch in Körperverletzungen münden. Psychologen und Soziologen sehen immer wieder verwundert die Gesellschaft, die die ersten Zeichen nicht erkennen wollen. Denn hier könnte man noch gegensteuern und körperliche Schäden verhindern.

Ennepetal sollte sich einige Vorfälle im Stadtgebiet aus dem Jahre 2011 bis heute in Erinnerung rufen und sich der fehlenden Jugendpolitik erinnern.

Da waren schon Körperverletzungen, einen Raub hatten wir auch, Schmierereien und zu guter Letzt auch noch die Zerstörung des Hohensteinkinos. Die Zerstörung des Freiluftkinos am Hohenstein fiel besonders ins Gewicht, weil es den Heimatverein Voerde betraf und letztendlich 20.000,– Euro gekostet hatte. Bei der Körperverletzung da regte sich kaum jemand.

Aber wie gesagt, es geht um die Prävention der Jugendgewalt und die kann man nur mit guter Jugendpolitik machen und nicht mit dummen Geschwätz oder einer Scheckheftpolitik.

Ich hatte mich einmal mit einem gut angesehenen Politiker über dieses Thema unterhalten. Ihm war es egal ob ein Jugendlicher kriminell würde; denn dann käme er ja in eine Jugendvollzugsanstalt, dies kostet zwar monatlich so an die 3.000,– Euro, die müssten jedoch vom Land getragen werden, die Kommune hätte dann keine Kosten aufzuwenden für Jugendpolitik. So kann man sicher auch Politik machen, nur ob das im Interesse der Einwohner ist, wage ich ganz stark zu bezweifeln.

Aber was soll es, lassen wir doch weiter zusehen und Wandalen in unsere Stadt rufen. Soziale Verwerfungen oder soziale Brennpunkte haben wir noch nicht in unserer Stadt.

 

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal

Ein hochexplosives Gemisch mit Zäunen? – Denkste!

[jpg] Man nehme rund 60 Jugendliche. Mische die zu gleichen Teilen aus einer israelischen High Scholl mit jüdischem Glauben,  einem Berliner Gymnasium mit christlichem Glauben und einer Hagener Hauptschule mit muslimischem Glauben und führe diese Jugendlichen zusammen.

Jeder würde denken, dort kann man 30 Minuten später eine Hundertschaft Polizisten und mehrere Krankenwagen hinschicken um die verfeindeten Glaubensanhänger auseinander zu bringen. Es ist nichts passiert. Nichts? Doch, es ist etwas passiert,  die Jugendlichen probten gemeinsam ein Theaterstück, welches am 24.Oktober in der Fabrikhalle der Firma  Bandstahl Schulte & Co. zur Uraufführung gebracht wird.

Was ist geschehen?

Motiv "Zäune"

Motiv „Zäune“

2007 kamen Werner Hahn, Diana Ivancic und Christian Bauer auf die Idee, Heranwachsende unterschiedlicher Religionen und Schichten zusammenzuführen um Gemeinsamkeiten künstlerisch vorzuführen.

Es war die junge Bühne Hagen die sich anbot und es wurde und sollte ein Ballett in Form eines Tanztheaters werden. Für Hagen bot sich die Partnerstadt mit ihrer High School Mota Gur in Modi´n in Israel an.

Dann kam noch das Werner Siemens Gymnasium in Berlin Zehlendorf, einem besseren Stadtteil, dazu. Den Abschlus  bildete die Hauptschule Altenhagen mit ihrem hohen Migrantenanteil muslimischer Herkunft. Ruhr.2010 war begeistet als dieses Projekt eingereicht wurde und sagte im Rahmen seines Twin Projektes die Unterstützung zu. Es mussten noch einige Steine aus dem Weg geräumt werden und nun ist es soweit.

Die Jugendlichen kamen nach Hagen, fanden sich in der Halle der Firma Bandstahl ein und belauerten sich erst einmal.

Sie tasteten sich gegenseitig geistig ab, ob nicht doch jemand Waffen bei sich hatte. Tja und dann stellte man fest, der Andere hatte das gleiche coole und geile Outfit wie man es selber hatte. Die ersten Worte, der Versuch eine Kommunikation aufzubauen wurde belohnt.

Bald schon stellte sich das erste Lachen ein, der erste Scherz, die erste Berührung und letztendlich die erste Vertrautheit. Die „Zäune“ waren durchlässig geworden, nicht niedergerissen, sondern es waren Wege gefunden worden.

Man hatte Brücken, Stichwort Kommunikation, geschlagen und Gräben überwunden. Nur das Theater wollte das Stück „Zäune“ zur Aufführung bringen. Die Jugendlichen mussten jetzt etwas ausgebremst werden um das Ziel der Aufführung Wirklichkeit werden zu lassen.  Es klappte, die Mädels und Jungs zogen mit und übten wie die Profis auf der Bühne.

Dann kamen wir, die Presse. Uns schlug sofort die ungezwungene Stimmung der 64 Jugendlichen entgegen, halt wie es Jugendliche einmal sind.

Und dann kam eine Probe. Die Musik wurde aufgedreht, es war fast schon ein professioneller Tanz der uns gezeigt wurde. Gruppen fanden sich, trennten sich, standen sich bedrohlich gegenüber, eben wie in der gesellschaftlichen Realität. Einzelszenen sind erarbeitet worden und wurden szenisch umgesetzt. Verbannt war das Scherzen, es herrschte der Ernst einer gemeinsam erarbeiteten Aufführung vor. Innerhalb weniger Tage hat sich eine Gruppe von Jungendlichen, die unterschiedlicher nicht sein können, zusammengefunden. Und sie stellten Fragen, Fragen die beantwortet werden wollten. Kein Moslem mit Sprengstoffgürtel, kein Jude mit einer Uzi Maschinenpistole und auch kein Christ mit einem Leopard Panzer stand da in der Halle – perfekt.


In diesem Moment dachte ich, als gläubiger Christ, an die drei abrahamischen Weltreligionen, die alle die gleiche Schöpfungsgeschichte haben. Die Schöpfung des Menschen, die Genesis in der ein Gott, der bei allen drei Religionen der Gleiche ist, ein perfektes Wesen geschaffen hatte, eben diesen Menschen. Perfekt deshalb, weil er diesen Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen hat. Konnte dieser Gott irren?

Nein, diese Jugendlichen zeigten es, er hat es gut getan.
Es sind die gesellschaftlichen Umstände und die Scharfmacher die uns trennen wollen und uns dazu bringen unser Menschsein aufzugeben. Die Sarazins, Seehofers, Westerwelles und wer weiß noch mit ihrer Kulturmeierei, sie wollen nur trennen um die einzelnen Gruppen gegeneinander auszuspielen. Ein Kopftuch als Kulturschock der christlichen Welt? Mein Gott, für wie dumm müssen die uns halten. Wir haben in unserem Grundgesetz Religionsfreiheit, es gibt keine Staatsreligion. Jeder soll an das glauben womit er meint selig zu werden, hier bei uns in Deutschland. Und mein christlicher Glaube? Er lehrt die Toleranz gegenüber dem Anderen, wie übrigens die anderen beiden Religionen auch. Wo ist also dieser Unterschied? In den Genen? Quatsch, es gibt ihn nicht. Es gibt nur einen Unterschied, den der sozialen Herkunft. Und den wollen die „Scharfmacher“ bewahren. Einmal arm, immer arm, so soll es bleiben. Müssen wir das mit machen?

Zäune ist ein Stück mit 7 Bildern, mit einer Dramaturgie die in der letzten Konsequenz die Frage nach der Aussöhnung stellen will. Ob die Jugendlichen eine Antwort finden werden wird sich bei der Uraufführung zeigen. Man darf sehr neugierig sein.

Eines ist den Jugendlichen schon heute sicher, der Applaus für den Mut sich auf den Anderen einzulassen.


Uraufführung am 24. Oktober 2010, 19.30 Uhr
(Es sind nur noch Restkarten da)

Ort: Räumlichkeiten der Firma Bandstahl Schulte & Co.
Hellweg 81
58099 Hagen

Eintrittspreis: 10,–€ ermäßigter Preis 6,–€

Weitere Vorstellungen:

25. Oktober 12:00 Uhr
26. Oktober 12:00 Uhr
27. Oktober 12:00 und 19:30 Uhr
28. Oktober 12:00 und 19:30 Uhr
29.Oktober   19:30 Uhr

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Hagen

 

An den Heimatfesttagen gilt: Hohes Risiko für Kinder und Jugendliche beim Alkoholkonsum


Die Heimatfesttage stehen bevor und wieder werden auch Kinder und Jugendliche Alkohol trinken, viele sogar weit mehr als sie vertragen. Alkohol ist das unter jungen Menschen am weitesten verbreitete Suchtmittel.
 
Vor einigen Jahren hat sich zu dem Thema Feste feiern – aber wie? das Netzwerk Suchtprävention in Schwelm gegründet. Die Mitinitiatoren Rita Köster vom Caritas Suchthilfezentrum und Karlheinz Vestweber vom Jugendamt Schwelm geben Antworten auf Fragen zum Thema Alkohol.
 

Warum ist Trinken von Alkohol für Kinder und Jugendliche so gefährlich?

Kinder und Jugendliche vertragen wesentlich weniger Alkohol als Erwachsene, da ihr Körper und das Gehirn sich im Wachstum befinden. Der Alkohol wird langsamer abgebaut. Darüber hinaus besteht für jugendliche Rauschtrinker eine höhere Wahrscheinlichkeit, später alkoholabhängig zu werden. Trinkverhalten in jungen Jahren ist mit entscheidend, ob Alkohol im Erwachsenenalter zum Problem wird.

Dürfen minderjährige Kinder und Jugendliche auf dem Heimatfest Alkohol trinken?

Ab 16 Jahren dürfen Jugendliche Bier, Wein und Sekt, ab 18 Jahren auch branntweinhaltige Getränke, also Schnaps und hochprozentige Getränke, kaufen und konsumieren.

Dürfen Erwachsene Schnaps an Jugendliche unter 18 Jahren weitergeben? Oder darf ich als Volljähriger Schnaps kaufen und an meine minderjährigen Freunde weitergeben?

Wer Hochprozentiges an Minderjährige weitergibt, macht sich strafbar. Nur Bier und Wein dürfen an Jugendliche ab 16 Jahren abgegeben werden.

 

Werden Kinder und Jugendliche auch in der Schule über den Umgang mit Alkohol aufgeklärt?

Es gibt verschiedene pädagogische Programme, die bereits in der Grundschule ansetzen und auch in den Klassen 7 und 8 fortgeführt werden. Auch kurz vor dem Heimatfest informieren die weiterführenden Schulen ihre Schüler über die Gefahren des Alkoholmissbrauchs.

 

Was können Erwachsene tun?

Die meisten Erwachsenen trinken Alkohol, er ist oft Bestandteil unserer Fest- und Tischkultur. Kinder und Jugendliche erlernen den unschädlichen genussorientierten Umgang aber nicht von allein. Gerade in der Pubertät testen sie ihre Grenzen aus. In dieser Zeit benötigen sie deutliche Hinweise und nachvollziehbare klare Regeln, die gerade auch den Konsum von Alkohol betreffen. Sie brauchen Erwachsene, die ihnen Orientierung geben und Vorbild sind; Erwachsene, die sich für ihre Kinder interessieren.

 

Warum ist Koma-Saufen, also Rauschtrinken, so gefährlich?

Alkohol ist ein Zellgift und kann gerade bei Jugendliche zu lebensbedrohlichen Vergiftungen führen, da Kinder und Jugendliche die Rauschwirkung und das Risiko oft nicht einschätzen können.

 

Welche Angebote macht das Netzwerk Suchtprävention während des Heimatfestes?

Das vor einigen Jahren gegründete Netzwerk besteht u.a. aus Vertretern des Suchthilfezentrums, Stadt und Kreis Schwelm, freien Trägern der Jugendarbeit, Schulen und Politik. Am Freitag- und Samstagabend (3. u 4. September 2010) wird von 18 bis 1 Uhr eine Chill-out area am Neumarkt/Ecke Moltkestraße eingerichtet. Dort können Kinder und Jugendliche eine Auszeit nehmen, etwas Wasser trinken, kickern, reden, abhängen, sich erholen. Mitarbeiter des Netzwerkes werden dort sein, aber auch über das Heimatfestgelände gehen und auf das Angebot hinweisen.

 
Wo gibt es Hilfen in Schwelm zu Themen wie Drogen, Sucht und Jugendschutz?
  • Jugendamt Schwelm, Tel. 801-397
  • Kommissariat Vorbeugung, Kreispolizeibehörde, Tel. 9166-2951
  • Caritas Suchthilfezentrum, Tel. 7001.
 
 
 
Schwelm, den 20. August 2010
 
 

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Jugendliche als Spiegel der Erwachsenenwelt

[JPG] Nun sprechen wir schon einige Zeit über die Attraktivität der Stadt Ennepetal. Haben auch klar herausgearbeitet, dass man Attraktivität nicht herbeireden kann. Schönreden oder schön trinken kann man sicher eine Stadt, jedoch  bringt das viele Menschen in arge psychische Bedrängnis, die sich an der Realität orientieren wollen.
Am Sonntag hatte eine ehemalige Nachbarin und Freundin  einen runden Geburtstag und lud uns zum Brunch ins Manus ein. So runde Geburtstage haben etwas eigentümliches, alle sind etwas nostalgisch eingestellt, man erinnert sich an die Zeiten als man immer gerne zusammen bis in den frühen morgen gefeiert hatte. Ja damals, das hört man bei jedem dritten Satz. Irgendwie sind alle froh, sich nicht ganz aus den Augen verloren zu haben.

Persönlichkeiten die man kennt, die man schätzt und an die man sich gewöhnt hat, die einem vertraut sind.

Draußen versammelten sich immer mal wieder die Raucher, die es einfach nicht lassen mögen. Gespräche werden begonnen, wie sich Ennepetal verändert hat. Mit Herrn Schumacher, der Journalist und Autor ist, konnte ich ein sehr intensives und langes Gespräch über die veränderte Presselandschaft, das Schreiben, die Sprache aber auch wie sich alles zum mehr Unpersönlichen gewendet hatte. Es war ein gutes Gespräch, dass mit dem Gedanken und der Frage abschloss, warum man nicht die gute alte Lokalzeitung mehr etablieren kann. Wie das so ist , stießen mal immer wieder andere Personen dazu, Einzelgespräche oder auch Gespräche zu dritt oder viert wurden gehalten. Mit Anita Schöneberg wusste ich mich gut über die politischen Zukunftsperspektiven und ihren daraus resultierenden Gedanken zu unterhalten. Auch über ihren Studiengang, den es zu meiner Studienzeit noch nicht gab, der aber heute umso wichtiger ist und meistens total verkannt wird. Gender Studies, so unser gemeinsames Gespräch, brauchen wir um viele gesellschaftliche Systeme zu verstehen und besser zu organisieren. Die neuen Master und Bachelor Abschlüsse, die ja seit geraumer Zeit das Diplom und den Magister ersetzen sollen. Wie gesagt, es war ein herzlicher Mittag der nachmittags ausklang.

Als ich mit Frau Schöneberg an der Brüstung des Atriums stand, sahen wir zu gleicher Zeit mit Entsetzen folgende Bilder.
 

 

Wie jeder sehen kann, die Treppen waren  übersät mit Abfall  wie Plastikbecher, Flaschen, Kippen usw., die Wände die erst kürzlich neu gestrichen wordem waren, sind wieder beschmiert. Wobei die Wände nicht einmal von den üblichen Graffitisprayern beschmiert wurden, wie man an den fehlenden Tags bemerken konnte.

Im Atrium auf den Treppen und Umgebung hielten sich so an die 12 Jugendliche auf, die sich aber ins Parkhaus nach unten verzogen als sie Leute über die Brüstung schauen sahen. Wir beobachteten die Szene. Vorbeigehende Erwachsene, war dies nur einen kurzen Blick wert –  und sie zogen weiter. Im Grunde genommen war das Tun dieser Jugendlichen allen egal, obwohl das Haus Ennepetal ja eigentlich der Stadt Ennepetal gehört, also unser aller Stadt. Frau Schöneberg versuchte einzugreifen, vertrieb aber die Jugendlichen damit zur Gänze.

Was läuft da ab, was bewegt die Menschen, auch die Jugendlichen? Bestimmte Handlungen sind immer ein Ausdruck einer Grundhaltung oder auch des Befindens einer Person. Es wird nie etwas nur gemacht, weil man mal "Bock" auf etwas hat.

Der Versuch einer Erklärung.

Jugendliche suchen in unserer Erwachsenwelt immer Vorbilder denen es entweder gilt nachzueifen, im positiven Sinne oder um ihre Missachtung auszudrücken, im negativen Sinne.

Nimmt man diese beiden Enden so finden sich noch mehrere Zwischenstufen die man erklären könnte. In diesem Falle ist es den Jugendlichen eindeutig egal wie sie dieses Haus betreten oder auch verlassen. Dass sie dabei die Attraktivität unserer Stadt untergraben, ist ihnen nicht bewusst, immerhin kommen Besucher auch am Wochenende zur Kluterthöhle, die nicht gerade den besten Eindruck von unserer Stadt bekommen.

Aber, so haben wir mehrfach bemerkt, ist es denn der Erwachsenenwelt nicht auch egal, wie unsere Stadt aussieht? Das Brandhaus, Neustrasse, Ecke Friedrichstrasse mit der Müllkippe ist auch den meisten  egal und nur wenige monieren diesen Anblick seit Jahren. Es wurde und wird aber nichts getan, Wieso soll dann den Jugendlichen ihre Stadt mehr wert sein? Haus Ennepetal hat an vielen Ecken Bauschäden, auch seit Jahren, der Erwachsenenwelt ist auch dies egal. Sollen die Jugendlichen besser als die Erwachsenen sein? Also die Jugendlichen die Vorbilder der Erwachsenenwelt? Eine verquere Welt.
Es nützt auch nichts, wenn einmal im Jahr die Erwachsenen sich aufmachen und in ihrer Stadt ein Großreinemachen öffentlichkeitswirksam mit Bürgermeister ansetzen. Das mag zwar kurzfristig einen Effekt haben, ändert jedoch nichts an der Grundeinstellung der von uns gesehenen Jugendlichen.

Die Jugendlichen haben augenscheinlich für sie kein "vernünftiges" Betätigungsfeld. Wenn wir früher Sonntags Langeweile hatten, gingen wir auch auf die Straße oder auf den nächsten Sportplatz und spielten irgendwelche Spiele. Die Straße gibt es für die Jugendlichen schon lange nicht mehr, die Sportplätze sind verschlossen, ja selbst die riesigen Parkplätze der Discounter sind mit Schranken versehen. Wohin also, mit einem jugendlichen Körper, dem eine natürliche Motorik inne wohnt? Es gibt keine Räume mehr für unsere Jugendlichen.

Jetzt werden unsere Konservativen, allen voran die CDU sagen, wir montieren überall Kameras, so dass wir hinterher sagen können wer diesen Schaden angerichtet hat. Den bestrafen wir dann und dann ist wieder alles in Butter. Nein, ist es leider nicht, wenn man auf die Erfahrung der anderen Städte hört. Es geht weiter, nur dann kommen die mit Sturmmasken über den Köpfen, sprayen die Objektive voll und es geht wieder von vorne los. Hase und Igel lässt grüßen.
Was aber kann oder sollte man machen? 

Nun zu aller erst sollte man auch als Erwachsener wirklich ein Vorbild sein, sprich man sollte seine eigene Immobilie selber in einwandfreien Zustand bringen. Frei nach dem Motto, wir halten unsere Stadt in Ordnung so solltest du Jugendlicher dies auch tun können. Dann sollte man auf die Jugendlichen zugehen und sich für ihre Bedürfnisse interessieren, so kann man sie motivieren sich für etwas einzusetzen was unser aller Gemeinwohl dient. Dazu gehört aber auch, dass man ihnen die notwendigen Freiräume anbietet in denen sie sich selber betätigen und bewähren können. Jetzt wird jeder sagen, wir haben doch rund 250 Vereine, sollen die Jugendlichen sich einen davon aussuchen. Das funktioniert aber so nicht, hat noch nie funktioniert.

Denn Vereine setzen ein bestimmtes Sozialverhalten voraus, dass aber heute nicht mehr selbstverständlich ist. Vereine und Schulen können die Defizite die aus dem Elternhaus in punkto Sozialverhalten herrühren nicht grundsätzlich ausgleichen, sie können unsere Kinder und Jugendlichen begleiten, aber nicht grundsätzlich erziehen.

Die politischen Systeme, wie Kommune, Land oder Bund haben dieses Problem zwar erkannt, wissen aber nicht damit umzugehen. Auch hat man bei vielen Politikern den Eindruck, dass bei ihnen die gesellschaftlichen, teilweise revolutionären Umwälzungen gar nicht angekommen sind.

Wenn wir aber nichts tun, so werden die Jugendlichen abgleiten, der Gesellschaft den Rücken zu kehren und eine Karriere machen die evtl. in der Kriminalität endet.  Sie können der Gesellschaft einmal sehr teuer zu stehen kommen, indem sie in den Sozialsystemen, mit monatlich heute rund Eur 1.000,– oder als kriminelle mit monatlich Eur rund 3.000,– alimentiert werden. Für unsere Leistungsgesellschaft die ja immerhin die Werte schafft, die wir für unser Gemeinwesen brauchen, wären sie dann verloren. Wollen wir das?

In den letzten Monaten war doch solch eine Diskussion im Ansatz vorhanden, beim Streetworkerkonzept aber auch als der Bremenplatz seine Tore für Jugendliche geschlossen hatte und bei den Vorfällen am Busbahnhof.

Jetzt dies! Warum sprechen die Verantwortlichen der Stadt nicht über dieses Problem, das ja gerade nach einer Lösung schreit? Es kann doch nicht sein, einen Streetworker für Eur 10.000,– einzustellen und ein paar Kameras zu montieren und dann aus die Maus? Das Problem selber wird sich mit Sicherheit verschärfen, die Arbeitslosigkeit wird ab 2010 dramatisch ansteigen, soziale Verwerfungen in ungeahnter Weise wird es geben.

Müssen denn erst  Mülltonnen, Autos oder Häuser brennen bis die Politik reagiert? Noch haben wir keine richtigen sozialen Brennpunkte. Und die Polizei? Die wurde ja über die Jahre personell zurück gefahren, die können vor Überstunden kaum aus den Augen blicken. Wie lange soll das noch so weiter gehen?

Es ist genug Platz in unserer Kommune, macht den Jugendlichen den Platz den sie benötigen, zeigt ihnen das sie gebraucht werden, sprecht mit ihnen – jetzt!!!

Jürgen Gerhardt
 

Kinder und Jugendliche die Zukunft unserer Stadt

Foto: (c) Linde Arndt

[jpg] Partizipation heißt das Zauberwort was im Zusammenhang mit einer kinder- und jugendfreundlichen Stadt benutzt werden muss. Partizipation heißt Teilhabe, Teilhabe auf unterschiedlichen Ebenen innerhalb einer Gemeinde.
Da ist erst einmal festzustellen, was sind denn Kinder und Jugendliche? Nichts anderes als junge Menschen, allerdings mit den gleichen unveräußerlichen Grundrechten ausgestattet, die die Verfassung, bei uns das Grundgesetz, allen Menschen garantiert!
Geht man durch unsere Stadt mit offenen Augen, stellt man fest, es gibt keine Freiräume für Kinder und Jugendliche aber auch keine Möglichkeiten dieser Gruppe gestaltend einzugreifen. Beim Forum zum Flächennutzungsplan, war noch nicht einmal im Ansatz an diese Bevölkerungsgruppe gedacht worden. Wen wundert es dann, dass die Gruppe, nachdem sie erwachsen geworden ist, überwiegend das Weite sucht, sofern sie nicht durch Papa und Mama ein Vereins- oder Parteipöstchen zugeschoben bekommen hat.

Alle Parteien versichern in ihren Programmen, dass sie etwas für Kinder und Jugendliche tun wollen und das unisono, Wahl für Wahl, seit Jahren. Nur getan wurde nichts. Nun stellt man mit Entsetzen oder auch Gleichmut fest, unsere Stadt ist eine Stadt die überproportional viele Senioren hat. Und wenn das so weiter geht, haben wir ein riesiges Problem. Aber wie unsere Parteien so sind, sie stecken den Kopf in den Sand oder klopfen Sprüche.

Da ist es an der Zeit einmal von der Presse und Bürgerseite Flagge zu zeigen.

Zuerst würde ich ein Kinder- und Jugendparlament beim Rat der Stadt als auch der Stadtverwaltung einfordern.
Denn ich denke, die beiden vorgenannten Organe sind zu alt, um sich für die Belange dieser Bevölkerungsgruppe einzusetzen, es fehlt ihnen aber auch schlicht und einfach an der notwendigen Sensibilität.

Wenn allerdings die Einsicht vorhanden wäre, dass Kinder und Jugendliche irgendwann mal zu Arbeitskräften und Steuerzahlern heranwachsen, so wäre das sehr hilfreich. Immerhin zahlen die heutigen Kinder und Jugendlichen dann Steuern in das Stadtsäckel. Und wenn sie nicht mehr da sind, gibt es auch keine Steuern – so einfach ist das.

Kinder- und Jugendparlament (Kiju).

Rekrutieren würde man die Kinder und Jugendlichen, indem man analog der Kommunalwahl die Altersgruppe von 10 bis 22 Jahre (angedacht) anschreiben würde um eine freie Wahl abzuhalten. Aus unseren Schulen würden die dementsprechenden Kandidaten nach einem auszuarbeitenden Schüssel (Alter, Schulform, Stadtteil oder Geschlecht) herauskommen.
Das Kiju Parlament hätte die Größe von 40 Mitgliedern. Tagen würde es mindestens 6 mal im Jahr und würde eigene Ausschüsse bilden.

Tagungsort: Sitzungssaal des  Rates.

Bei allen Themen, die die Belange der Kiju betreffen, hat das Kiju mindestens ein Mitwirkungsrecht.
Ebenso bei grundsätzlichen Belangen, wie Erstellung von Spielplätzen, Freiräumen, Aktionen usw. hat das Kiju ein Mitbestimmungsrecht. Bei Einsprüchen der Vertreter des Kiju nach Abstimmung, ist der Antrag abgelehnt und muss zur weiteren Behandlung zurück überwiesen werden.

Das Kiju ist überparteilich, kann aber jederzeit einzelne Personen aus den Fachbereichen der Stadtverwaltung oder fachkundige Ratsmitglieder aus allen Fraktionen zu seinen Beratungen hinzuziehen.

Das Kiju gibt sich eine eigene Satzung und Geschäftsordnung und wird in der Gemeindeordnung eingebettet.

Es wählt sich seinen eigenen Vorstand, Pressesprecher und Schriftführer, Gemeindemitglieder werden die Mitglieder bei Bedarf mit ihrem Hintergrundwissen unterstützen.
Das Kiju hat auch das Recht eigene Anträge zu formulieren und die zur weiteren Erörterung an die zuständigen Ausschüsse zu überweisen. Die Erörterung in den Ausschüssen muss mit den gewählten Vertretern des Kiju abgehalten werden, dabei haben diese Vertreter ein uneingeschränktes Rederecht. Grundsätzlich sind alle Sitzungen sowohl des Kiju als auch der Ausschüsse, in den die Interessen der Kinder und Jugendlichen erörtert werden, öffentlich.

Soweit die Skizze. Ich bin mir bewusst, die Installation dieses Parlamentes bedarf einer guten aber auch großen Vorbereitung, nur der Nutzen ist ungleich größer als der Aufwand.

Nutzen dieses Parlamentes:

  •  Durch die Arbeit würden die Kinder und Jugendlichen besser in ihre Gemeinde eingebettet, es entsteht eine größere Bindung zu ihrer Gemeinde.
  • Kinder und Jugendliche würden sich mehr für die Politik interessieren, die späteren Erwachsenen wären sicher mit größerem Verständnis ausgestattet.
  • Die etablierten Parteien hätten die Möglichkeiten jungen Menschen ihre politischen Ziele darzulegen und würden frühzeitig junge Menschen an sich binden.
  • Durch den Austausch der Kinder und Jugendlichen mit den Erwachsenen würde ein übergreifendes Verständnis gegenüber der anderen Gruppe entstehen.
  • Kinder und Jugendliche wüssten sich durch diese partizipative Maßnahme ernst genommen und würden sich mehr für das Gemeinwohl einer Gemeinde einsetzen.
  • Dem Anspruch eine kinder- und familienfreundliche Stadt zu sein, würde zumindest im Ansatz Rechnung getragen.
  • Durch die Arbeit des Kiju, die bis in die Stadtplanung rein gehen kann, würden endlich neue Aspekte für Freiräume, sowohl der Kinder als auch der Jugendlichen, angedacht.

Diese Nutzenliste kann beliebig fortgesetzt werden.

Nachteile dieses Parlamentes:

  • Der bestehende Rat der Stadt würde in seiner Macht beschnitten und evtl. behindert, das ist glaube ich der größte Hinderungsgrund.
  • Es entstehen Kosten, die nur teilweise aus Fördermitteln des  BMFSFJ oder der entsprechenden Landesministerien gedeckt werden können.
  • Zeit muss aufgewendet werden, durch Fachabteilungen, Politiker und auch ehrenamtliche Mitarbeiter.

 

Durchführung

Zu Beginn sollte eine Task Force gebildet werden, deren Mitglieder aus dem Ämtern der Jugend, Schule und Soziales bestehen. Hinzu kommen Mitglieder aus den Vereinen, Schulen, Kirchen und sonstigen Instutitionen.

Sie bereiten das Prozedere der Wahlen vor und entscheiden erste organisatorische Maßnahmen bis hin zu einer konstituierende Sitzung des KiJu. Danach löst sich diese Task force wieder auf.
Zeitaufwand ca. ein halbes Jahr.

Voraussetzung ist eine einfache Entscheidung des Rates der Stadt Ennepetal, wobei dieser zum ersten mal beweisen kann, wir machen was für eine Kinder und familienfreundliche Stadt.

Arbeitstitel schlage ich vor: Wir gestalten die Zukunft unserer Stadt.

Und damit das ganze auch einen Anreiz für die KiJu hat, so würde ich auch gleich ein Budget vorschlagen über die das KiJu verfügen kann. Ein Sitzungsgeld für die Mitglieder des KiJu sollte selbstredend bewilligt werden.

Ich bin mir sicher es werden sich sehr viele ehrenamtliche Erwachsene melden die dem KiJu zurarbeiten und dieses sogar bei Bedarf begleiten.

Damit die Ausschüsse und der Rat der Stadt auch noch was zu tun hat, lasse ich diese Skizze als Denkanstoß stehen, damit sie von wem auch immer weiter verfolgt werden kann. Wer zuerst den Antrag stellt hat gewonnen.

Ach ja, und noch eines, andere Städte haben ein Jungendparlament schon längst installiert, Ennepetal braucht also keine Angst zu haben, Vorreiter zu sein. Allerdings könnte es bei der Ausgestaltung des KiJu punkten und über die Stadtgrenzen auf sich aufmerksam machen.

Wann werden es die Verantwortlichen begreifen mit Kinder und Jugendlichen auf Augenhöhe zu verkehren und dieses gönnerhafte Verhalten ablegen?

Jürgen Gerhardt

 


s. auch Deutscher Bundestag

Was sind wir doch familien- und kinderfreundlich

[jpg] Wie wir alle wissen, gehört zu einer Familie ein Kind und wenn es gut kommt auch mehrere. Wenn es mehrere Kinder sind könnten wir die Geburtenrate von derzeit 1,37 auf skandinavische oder französische Verhältnisse auf rund 1,5 bis 1,90 anheben und wir hätten langfristig viele Probleme gelöst.

Wir haben aber ein Problem mit den Kindern, sie machen Dinge zu Unzeiten die unserer Erwachsenwelt nicht gerade recht sind. Wenn sie noch klein sind plärren, schreien, glucksen, gibbeln , oder was auch immer sie herum. Man schreckt dann von dem wohlverdienten Nickerchen auf und fühlt sich belästigt. Manchmal geht es dann mit den Nachbarn auch zum Schiedsmann oder auch vors Gericht um die Lärmquelle abzustellen. In der Regeln sind die Richter vernünftig und schicken den Kläger mit einem lieben und manchmal mit einem unmissverständlichem Hinweis nach Hause. Auch steht uns ewig der Kinderwagen im Wege, meistens vor dem Briefkasten, das stört irgendwie.
Kinder haben aber noch ein Problem, sie werden größer und werden zu Jugendlichen, für jede Mutter aber auch jeden Vater ist die Zeit der Pubertät eine grauenvolle Erinnerung, was waren die launisch.
Dann aber, oh Graus, wollen diese Mädels und Jungen auch ihren Platz in der Gesellschaft haben, den wir logischerweise gerade besetzt halten. In diesem Zusammenhang haben es die Jungens (aber auch Mädels) so an sich ihr Körpergefühl zu entwickeln. In der Regel machen sie dies mit Fussballspielen. Jeder Junge will halt ein Ballack werden (zunehmend auch die Mädels), um evtl. die große Kohle zu machen.
Wenn man so den Jungs zusieht und das dauernde Gebrüll hört, denkt man sich, wenn man vernünftig ist, so war ich auch mal. Manch einer von unseren lieben Zeitgenossen bringt der blanke Neid, weil halt körperlich nicht mehr so fit, in Regionen des  Wahnsinns. Da kommt es doch gelegen, wenn die Jungs mal eine Kippe auf dem guten Kunstrasen eingetreten haben. Diese Vorfälle häufen sich nun. Was tun? Unsere Gesellschaft hat hierfür ein probates Mittel – das Verbot. Und raus ist die gesamte Bande.

Als Alternative wird sodann auf einen Bolzplatz ein paar Kilometer weiter verwiesen, was aber so gut nicht rüber kommt. Halt undankbare Jugend, ist immer so. Aber wir haben die Jugendlichen vertrieben, ist doch schon mal was. Nur das Problem ist damit nicht beseitigt, ein neues Problem tut sich auf. Jugendliche haben es mal so an sich,  sie wollen ihre ureigensten Freiräume haben, sich messen, sich ausprobieren, Grenzen erleben usw. körperlich wie auch sozial.
Die einen hängen nunmehr vor ihrem Computer mit Spielen, wie diesen schönen Gewaltspielen ab, lernen also im virtuellen Bereich schon mal die Leute umbringen, während die anderen sich auf Busbahnhöfen  mit dem Alkohol, Sex oder Drogen beschäftigen. Wieder ein Problem für uns arme Erwachsene.
Jetzt ist das ja nicht so schlimm, wir haben wie gesagt dieses probate Mittel, das Verbot. Nur das Verbot löst kein einziges Problem, es schafft immer neue Probleme.
So auch in Ennepetal am Busbahnhof und anderswo. Ein Streetworker, Sozialarbeiter, muss her, da werden mal schnell 10.000,– EUR locker gemacht und gut soll es sein.
Nun sagt die CDU, he, die sind ja nicht kriminell, brauchen wir also nichts zu tun. Aber es geht bei diesem Streetworker nicht darum, dass er Kriminelle aufsucht, sondern das er eben diese Jugendlichen nicht in die Kriminalität abgleiten lässt. Sehr vernünftig wie wir meinen.
Nun setzt die SPD einen Ortstermin an um überhaupt mal zu sondieren,  über was reden wir denn hier, welche Vorfälle, quantitativ und qualitativ, können uns die Anwohner denn erzählen.
Wer kam? Der Fraktionsvorsitzende Herr Volker Raulef, der Parteivorsitzende Herr Christian Zink und die stellvertretende Bürgermeisterin, Frau Anita Schöneberg, allesamt SPD, dazu gesellte sich auch die Jugendhilfeausschussvorsitzende, Frau Dr.med.Hella Siekermann von der FDP. Von den Bündnis90/Die Grünen,  von den freien Wählern,  von der CDU oder von den Unabhängigen war niemand da. Weil, na ja die Jugendlichen sind ja noch nicht kriminell, da kann man ja ruhig mal abwarten. Die Anwohner, die sollen sich halt selber damit rumschlagen. Die Anwohner wussten auch nichts anderes zu machen, als einmal richtig auf die anwesenden Politiker "drauf zu hauen". Die SPD, die ja den Streetworker erst ermöglicht hatte bekam also die geballte Wut der Anwohner zu spüren. Die anderen waren fein raus, man hatte schon den Eindruck die fehlenden Politiker aller Coleur haben deshalb geschwänzt, weil sie nicht mit dem Problem  in Zusammenhang gebracht werden wollten. Frei nach dem Motto, seh ich das Problem nicht, gibt es dasselbe nicht.

So haben wir ein gutes Beispiel gesehen welches Problembewusstsein die fehlenden Parteien haben und bekommt schon einen Vorgeschmack wie es in den nächste 5 Jahren ablaufen soll, nämlich arbeitsteilig.
Die CDU aber auch Bündnis90/Die Grünen sind für den Proseccobereich zuständig und die SPD halt für den Schmuddelbereich. Wenn der Schmuddel zutage tritt, geht man halt her und steckt den Kopf in den Sand oder geht zur nächsten Prosecco After-Workfete.
Nur, falls die Krise kommt, und die kommt sicherlich, wird es soziale Verwerfungen in nie dagewesener Weise geben, man spricht von mindestens 5 Mio Arbeitslosen in 2010, die aber langfristig als Bodensatz bleiben.
Das bedeutet auch für Ennepetal, denn wir sind keine Insel, eine Menge an Jugendlichen werden Randale machen.
Jetzt könnte man schon einmal "üben" wie man dem Problem begegnen will, nur bei den Konservativen muss erst ein Problem virulent sein. Nur dann gibt es keine Möglichkeiten mehr einzugreifen. Dann gilt nur drüberhauen, das ist die Steigerung von den Möglichkeiten der Konservativen.
Jetzt könnte man sich umdrehen und sagen,ok, wir sind hier in Ennepetal, hier läuft alles anders und wir gehen nach Hause. Wir gehen aber wieder zum Bremenplatz zurück und sprechen, rein hypothetisch, versteht sich, mit dem TUS Ennepetal. Der ist ja irgendwie der Allgemeinheit verpflichtet, wegen der Zuschüsse und so.

Die Jugendlichen die wir oben mit unseren Verboten gerade vertrieben haben, holen wir glattweg zurück, stellen denen noch ein TUS Mitglied zur Seite um sie in ihrem Bemühen eine sinnvolle körperliche Tätigkeit zu verrichten zu unterstützen. Logisch, wir nehmen nicht den Kunstrasen, sondern den Naturrasen, leiten die dazu an, das sie evtl. sogar den Rasen selber pflegen. Das dauert natürlich, aber es gibt auch eine Belohnung für die Gesellschaft. Es werden verantwortungsbewusste Menschen geführt, die sich letztendlich als wertvolle Mitglieder in unsere Gesellschaft einreihen, die sich nicht ausgegrenzt fühlen, sonder akzeptiert werden. Und darüber hinaus erfährt der TUS evtl. das bei diesen Bolzern der eine oder andere Ballak dabei ist, ist doch was,oder? Ich weiß, das klingt naiv, ist es aber nicht; denn viele Kicker aus meiner Generation sind erst mit dieser Bolzerei zu späteren Fussballstars avanciert. Sie kamen aus einfachen Verhältnissen, waren Prollos, wie wir heute sagen würden, hatten das Geld nicht für den Verein, landeten aber dann doch in den Vereinen. Waren unsere Vätergenerationen so naiv? Nein, sie waren pragmatisch und das machte auch Sinn.
Als ich mich oben auf dem Bremenplatz umsah, sah ich vom TUS junge Leute, die alle gewillt wären das Problem konstruktiv anzugehen. Ein Trainer meinte allerdings, das würde Geld kosten. Klar kostet es Geld, aber das bringen ja die Ballaks die durch die Bolzerei entdeckt werden, ist also eine Investition in die Zukunft. Denn ein Ballak, der wird ja an einen anderen Verein verkauft, ist doch was. Vergessen? Die alten müssten das noch wissen oder haben wir die auch in die Seniorenvereine abgeschoben? Dann holt sie halt zurück.
Und wenn wir das mal umsetzten, also die Köpfe aus dem Sand nehmen, ja dann kann Ennepetal mit Fug und Recht behaupten, wir sind familienfreundlich. Aber so bleibt das nur ein Lippenbekenntnis.Tja, die Sozialisation ist halt ein schwieriges Unterfangen und leider  müssen alle gesellschaftlichen Gruppen mit arbeiten. Aber wir werden ja auch belohnt, denn später bezahlen diese Jungendlichen als Erwachsene unsere Rente, so das wir ungestört mit unserem Rollator durch die Gegend düsen können. Der eine oder andere jetzt Erwachsene hilft uns sogar über die Strasse, warum?, weil er nicht vergessen hat wie die Erwachsenenwelt ihn in seiner Jugend behandelt hat. Übrigens, sowas nennt man Familien- und Jugendpolitik, sowas geht ohne Düsseldorf, Berlin oder Brüssel, man muss halt nicht immer vor jedem Problem den Kopf in den Sand stecken.
Und jetzt, bolzt man schön, es ist eurere Stadt
.

Jürgen Gerhardt


 

Für die Jenigen, die wieder das Haar in der Suppe suchen:

[Wer es falsch verstehen will und den Sinn nicht erkennt, was damit gemeint ist, der will es falsch verstehen!]

Linde Arndt

Du kommst hier nicht rein, komm Montag wieder.

[jpg]So oder so ähnlich hat mich mal ein Türsteher zurück gewiesen, weil ich zu alt war oder weil ich als Mann alleine rein wollte? Wer weiß das schon. Im Kopf hatte ich mir ein paar deftige Schimpfworte zu recht gelegt  und mich dann aber getrollt. Übrigens, Montags war die Disse zu, diese Türsteher.
Ein paar Tage später unterhielt ich mich mit meinesgleichen. Klar, meinten die, dass ist halt die heutige Jugend, früher hätten wir uns so was nicht erlaubt. Die sitzen doch nur vorm Fernseher oder vor ihrem Computer. Dann diese Gewaltspiele auf dem Computer, ne lass mal. Die taugen nichts mehr. Weißt Du noch wie wir damals auf der Straße oder auf dem nächsten Platz Fußball, Hockey, Handball oder ein sonstiges Ballspiel spielten? Wir wussten uns noch zu beschäftigen. Man klopfte sich auf die Brust, ach wie gut waren wir doch gewesen.
Und heute? Wir sind nicht mehr so gut, haben mit unseren Gewichten oder unserem Kreislauf zu kämpfen, aber auch um unseren Platz in der Gesellschaft, in der wir noch wahrgenommen werden wollen. Man hat so den Eindruck, die gesellschaftlichen Werte gehen immer mehr den Bach runter und wir bewegen uns schnurstrackts
auf das Regelwerk eines Wolfsrudels zu. Die Schwächeren werden verbissen und nur die Stärkeren haben das Recht in der Gesellschaft zu verbleiben.

Foto und Collage: Jürgen Gerhardt EN-Mosaik

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Manchmal verzweifelt man in Ennepetal.

Jugendhilfe für EUR 10.000,– im Sonderangebot, mit allem Drum und Dran.

 
[Foto: BMFB]

 

 

 

 [jpg] Als ich früher ehrenamtlich als Jugendleiter mein Unwesen trieb, gaben mir die älteren Jugendleiter mehrere gute Ratschläge mit auf den Weg.

1.    Höre auf, wenn Du merkst, die Jugendlichen sind für dich da.
2.    Denke daran, Jugendarbeit ist Zukunftsarbeit. Sie werden Dir  
       einmal als Erwachsene begegnen.
3.    Unterscheide klug, wer ein Freund der Jugend ist und wer
       nicht.

 

Als ich nun am 22.4.09 das erste mal drei Stunden die Sitzung des Ennepetaler Jugendhilfeausschusses besuchte, war es mir als wenn ich auf einem heißen Stuhl saß. Da ging es vorrangig um alles mögliche und erst dann  um die Jugendlichen oder unsere Kinder.

Da ging es erst einmal um eine Formalie in einem früheren Protokoll, sehr wichtig!!!

Dann ging es aber um die Personalie, eine persönliche Vendetta, zwischen der Verwaltung und der Vorsitzenden des Jugenhilfeausschusses. In den vorliegenden Schreiben der GPA NRW   ( Gemeindeprüfungsanstalt NRW) und des Landesjugendamtes (LWL) traten Widersprüchlichkeiten auf, die einen Beschluss nicht zuließen.
Dieses Dilemma löste man, indem man kurz den vorliegenden Beschluss umwidmete, was  in Folge wieder eine formalistische Debatte auslöste und auslösen  wird. Inhaltlich sind sich alle Beteiligten einig, indem sie das Personalproblem im positiven Sinne gelöst sahen wollten. Nur sie hatten sich in einen formalen Dschungel begeben.

Es war ein erbarmungswürdiges Schauspiel, nur die Vorsitzende wollte ihren Kopf halt durchsetzen.

Nun denn, es ist halt diese Parallelwelt die sich mir dort auftat,. Es kam aber noch schlimmer.

Beschlossen wurde sodann nur, dass die bestehende Stelle, die zum August ausläuft, verlängert werden sollte. Inwieweit nunmehr die Anrechnung der Stelle in den Bereich Schule oder Jugendhilfe zugerechnet werde, konnte nicht abschließend geklärt werden, man vertagte das Ganze.

1.    Frauenhaus in Ennepetal

Es folgte eine Präsentation von einer Frauenhaus Sozialpädagogin, die die Aufgaben und Arbeiten recht anschaulich darstellte. Es war aber eine Präsentation light. Als ich die Frau später auf dem Flur befragte, warum sie denn viele wichtige Aspekte ihrer Aufgabe außen vor gelassen habe, sagte diese sie habe nur eine 15 Minuten Zeitvorgabe gehabt.

Beispiele hierzu, was nicht gesagt wurde:


[Foto: AI]
  Gewalt wird heute nicht mehr so einfach interpretiert indem man körperliche Gewalt als die Gewalt schlechthin sieht. Es gibt vielfältige Formen der Gewalt in den Beziehungen, die zu schweren und schwersten Schädigungen bei den Opfern führen. In Folge werden die Opfer sogar stigmatisiert indem sie sich teilweise den Vorwurf gefallen lassen müssen, sie wären beziehungsunfähig. Denn man holt ja evtl. den Empfänger der Gewalt aus der Beziehung heraus, nur die psychologische Nachsorge, Therapie ist nur oberflächlich angelegt, weil die notwendigen finanziellen Mitteln nicht vorhanden sind. Die neuesten Studien, so neu sind sie auch nicht, zeigen eine gewisse Opferhaltung, die den Täter in die Gewaltspirale erst eintreten lässt.

Einem Menschen aber die Konditionierung der Opferhaltung ab zu therapieren ist recht mühselig. Gerade Frauen haben in vielen Familien eine konservative Erziehung erhalten, die diese Opferhaltung beinhaltet. Antiaggressionstraining, Schulungen um Selbstbewusstsein zu erlangen oder auch Gesprächtherapien der teilweise schwer traumatisierten, kein Wort davon. Wie die Gesellschaft ist auch der Ausschuss froh, wenn darüber der Mantel des Schweigens gehüllt wird – wegsehen oder totschweigen ist immer noch die beste Lösung.

Dann das Thema Wiederholungszwang wurde nicht ansatzweise behandelt. Erfährt ein Jugendlicher Konfliktlösungen mittels Gewaltanwendungen, so wird sein Erwachsenenverhalten dementsprechend sein.
Hier spricht die Psychologie aber auch die Soziologie von fehlenden positiven Vorbildern in unserer Gesellschaft. Aber es fehlen auch Anlaufstellen die einem Menschen beibringen wie er mit seinen Aggressionen umgehen sollte. Die Schulen vermögen das seit Jahren nicht mehr zu leisten, sie melden sich nur, wenn etwas total aus dem Lot ist.

Ich hatte zumindest den Eindruck, die Beteiligten wissen nicht wovon hier geredet wurde und alle waren froh, dass es eine Institution gibt die dieses Problem auch löst. Ein Gespräch wurde nicht gesucht aber auch nicht gewollt. Obwohl die Frauenhäuser mit geringen finanziellen Mitteln ausgestattet sind, wurde noch nicht einmal eine Zuwendung angedacht.

2.    Streetworker

Nun, in unseren Stadtteilen finden sich Jugendliche ein um zu "randalieren" oder wie es im Amtsdeutsch heißt, das Vorliegen von auffälligen Verhaltensweisen. Dazu gehört  Suchtverhalten, Drogenmissbrauch, neue religiöse Bewegungen und Weltanschauungen, Rechtsextremismus, politischer Extremismus, Kinder- und Jugendkriminalität, Alltagsgewalt, Mediengewalt (Internet, Fernsehen, Video, CD, Computerspiele, Zeitschriften, Bücher u.a.), Pornographie, jugendgefährdende Orte usw.. Sicher es ist nicht gerade toll was dort stattfindet. Aber es ist immer ein Ausdruck von Unzufriedenheit , der sich in Form von Exzessen äußert. Hier und heute aber auch früher und überall. Das Problem ist jedoch wie begegnet man dem "Treiben"?

Die Arbeit eines Streetworkers ( aufsuchende Sozialarbeit ) ist immer eine präventive Arbeit. Der Gedanke: Bevor ein Jugendlicher in den kriminellen Bereich abgleitet ihn aufzufangen und mit ihm tragfähige Alternativen zu erarbeiten, die ihn letztendlich zu dem gesellschaftlichen Konsens zurück finden lässt. Die Arbeit baut auf Vertrauen auf und ist anonym.Was dem Streetworker zugetragen wird, bleibt auch bei ihm. Er ist quasi einer von "ihnen".
Die Devise: Die Arbeit eines Streetworkers ist billiger als das abgleiten eines Jugendlichen  in eine Subkultur mit evtl. kriminellen Strukturen. Übrigens, ein Platz in einer JVA kostet das Gemeinwesen, z. Zt. rund EUR 3.000,–/Person und Monat. Das Problem: Der Beweis, dieser oder jener Jugendliche hätte bei Einsatz eines Streetworkers keine kriminelle Laufbahn eingeschlagen, kann nicht angetreten werden.

Nun sollten sich 3 Fachkräfte zu diesem Thema äußern und ihre Konzepte vorstellen.

Was sich mir nun darbot, verschlug mir doch den Atem.

Der erste trug vor man könne oder wolle sich mal damit befassen, habe aber jetzt einen anderen Termin wahrzunehmen und einen Stellvertreter mitgebracht. Der Stellvertreter bejahte nunmehr unsicher die Fragen die ihm gestellt wurden, nur ob er diese auch inhaltlich verstanden hatte  ist nicht anzunehmen. Welche Konsequenzen sich daraus boten war nicht auszumachen. Ein Angebot sieht sicher etwas anders aus.

Nun kam Frau Hamann von der Diakonie Ennepe-Ruhr/Hagen. Diese Frau legte die Schwachstellen der Anfrage frei, indem sie erst einmal eine grundlegende Analyse des Verhaltens einforderte. Legte auch die unterschiedlichen Verhaltensweisen der Jugendlichen dar, die auch die probaten Maßnahmen ihrerseits erforderten. Jugendliche sind nicht mehr nur einer sozialen Schicht zu zuordnen, vielmehr beobachtet man zunehmend eine Herkunft auch von den Mittel- und Oberschichten. Konzeptionell gäbe es viele Ansätze, die aber alle auf den Einzelfall zugeschnitten würden. Auch die unterschiedlichen Erscheinungsformen der so genannten auffälligen Verhaltensweisen, sollten erst eruiert werden
Für die veranschlagten 10.000,– EUR sähe sie nur den ersten Ansatz einer erfolgreichen Streetworkerarbeit.
Sie machte darauf auch an Beispielen unterschiedliche Konzepte deutlich, die aber alle weiterlaufen und noch zu keinem endgültigen Ergebnis führen könnten. Man merkte ihr schon die Kompetenz aber auch Erfahrung im Bereich der Sozialarbeit an. Man merkte dieser Frau Hamann schon an, dass sie aus der Praxis kam und wusste wovon sie sprach.
Rückfragen wurden nicht gestellt, so wurde diese Frau entlassen – schade.

Der nachfolgende Vortrag war zu allgemein, als das man daraus etwas ableiten konnte.

In Folge wurde von der Verwaltung angemerkt, dass bei einem besuchten  Vortrag über die Streetworkerei ohne klare Zielvorstellungen gegenüber den Jugendlichen nichts zu bewegen wäre.

Was denn sonst? Zielvorstellungen müssen aber doch die Streetworker nicht definieren, dies ist ein allgemeingesellschaftliches Vorhaben. Das kommunale Jugendamt ist hier gefragt. Stimmen diese Zielvorstellungen nicht mehr, bricht  der soziale Unfrieden aus, so ist das eben. Wenn der Anspruch eben größer ist als die Wirklichkeit, so ist auch ein größerer Frust oder auch eine größere Wut oder größeres  Gewaltpotenzial vorhanden. Man sieht das an der Qualität der Zerstörungen aber auch an der Gewalt.

Wer nunmehr meinte der Ausschuss würde sich besinnen und sich fachkundigen Rat über die unterschiedlichen Erscheinungsformen der Jugendlichen einzuholen, der irrte. Es wurde heruntergespielt indem man den Erfolg der Schwelmer Streetworker in Frage stellte. Nach unserer Recherche ist dem jedoch nicht so, vielmehr ist die Schwelmer Streetworkerin inzwischen schwanger und kann dem Beruf nicht mehr nachgehen, die Arbeit ruht also.

Der Erfolg solch einer Arbeit hängt aber von vielen Faktoren ab, eine davon ist die Kommunikation zwischen der Stadtverwaltung aber auch anderen Behörden und den Streetworkern, aber auch den überzogenen Forderungen zeitlicher als auch qualitativer Art. Es geht eben nicht, dass Streetworker mal in 6 Monaten was wegmachen, was die Gesellschaft mit mangelnder Sozialisation über Jahre verbockt hat. Jugendliche haben Eltern und Eltern sein ist eine recht anspruchsvolle Tätigkeit, die aber nirgends eine Ausbildung erfährt. Man wird halt Mutter oder Vater.

So dachte ich mir im Hinausgehen, es waren nicht alles  Freunde der Jugendlichen die in diesem Jugendhilfeausschuss saßen. Als Ehemaliger würde ich sagen, die haben halt die Schecks mit dem Geld, mehr aber auch nicht.

Der Ausschuss wurde von Frau Dr. Hella Siekermann (FDP) geführt. Obwohl, Führung würde ich das wohl kaum nennen. Wenn man Führung als zielgesteuerten Prozess definiert, so stellte sich einem hier die Frage, was war das Ziel und was der Prozess. Unvorbereitet, kein Hintergrundwissen der Thematik, unkonzentriert aber auch undiszipliniert. So kann man einen Häkelkurs führen, aber doch bitte keinen Jugendhilfeausschuss. Oft war ich soweit, aufzuspringen und zu rufen "aufhören". Die Vorsitzende war total mit diesem Ausschuss überfordert, aber ich war ja nur dieses eine Mal in diesem Ausschuss. Jeder hat das Recht auf einen schlechten Tag, auch eine Frau Dr. Siekermann (FDP)

Aber es ging ja um nichts, nur um unsere Jugend und um Gewalt. Ist das wichtig?

Tja, manchmal verzweifelt man in Ennepetal.

Jürgen Gerhardt
 

Nachtrag: Samstag 25.April 2009 Uhrzeit: 0:20h

Zu der Behauptung es gäbe kein Jugendproblem. Mit dem Auto unterwegs.

 

Voerde, Friedhof und Lindenstr. 32 Jugendliche mit Flaschen gezählt.

Milspe, Busbahnhof und Marktplatz 22 Jugendliche mit Flaschen gezählt.

Altenvoerde, Mittelstrasse 5 Jugendlich mit Flaschen gezählt.

Herr Faupel, Herr Kraft und Herr Wiggenhagen, der Tag ist nicht nach dem Abendprogramm zuende, da fangen die Probleme erst an. Wollen wir mal abwarten bis der erste zusammen geschlagen ist. Oder wie wäre es mit dem ersten Drogentoten – ist doch mal was.