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10 Jahre: Die Gräfte von Haus Martfeld in Schwelm erhalten

[Schwelm-12.Okt.2013] „Jeder Teich will Wald werden“, sagte mir vor kurzem ein Fachmann.

Ungesäuberte Gräfte Foto: Gerd Philipp

Ungesäuberte Gräfte Foto: Gerd Philipp

Das gilt auch für die Gräfte (westfälische Bezeichnung für einen Wassergraben) um Haus Martfeld. Vor 35 Jahren hatte sie es geschafft; sie war Wald geworden. Mit schwerem Gerät stellte damals der Hegering Schwelm, geführt von Herrn Wilhelm Erfurt, die Gräfte als Gewässer wieder her.
Seit 10 Jahren bemüht sich nun die SPD-Fraktion, sie als Gewässer zu erhalten. Damit unterstützt sie gleichzeitig den Erhalt von Haus Martfeld, dessen Fundamente die Gräfte brauchen.
2004 stiegen die ersten – geschützt von Watthosen der Schwelmer Feuerwehr – ins Wasser, um Schneisen in den wachsenden Pflanzenteppichen zu schaffen. Sie holten allerdings nicht nur Pflanzen heraus.

Einkaufswagen in der Gräfte Ungesäuberte Gräfte Foto: Gerd Philipp

Einkaufswagen in der Gräfte Ungesäuberte Gräfte Foto: Gerd Philipp

Vom Einkaufswagen über Baugerüste, einer Wagenladung Pflastersteinen bis zu Teddybären fand sich Überraschendes im Wasser.
In den letzten Jahren konnte mit vielen Kooperationspartnern (TBS, Feuerwehr Schwelm, Feuerwehr Gevelsberg, Arbeitsgemeinschaft für Umwelt, Wilhelm-Erfurt Stiftung, BürgerStiftung Lebendiges Schwelm, Märkisches Gymnasium) die Wasserqualität messbar verbessert werden.

Nötig bleibt aber die jährliche Reinigungsaktion, da nicht jeder Zeitgenosse der Gräfte wohlgesonnen ist.

In diesem Jahr ging es zusätzlich um angesammelte Altlasten. Teilweise knie hoch hat sich in den Jahrzehnten Schlamm auf dem Boden der Gräfte angesammelt.
Mit Jaucheschöpfern (ein altes Werkzeug, das viele erstmalig sahen) wird der Schlamm aus der Gräfte geholt, um die wasserundurchlässige Schicht nicht zu beschädigen, in Karren gefüllt und weggefahren.
Zukünftig soll ein weniger mühseliges Verfahren helfen, Ablagerungen zu verhindern. Wasserpflanzen sollen Biomasse aufnehmen. Mit der Ernte im Herbst wird dann die Biomasse der Gräfte entnommen. Ein erster Versuch scheiterte 2011. Der europäische Froschbiss sollte die Aufgabe übernehmen. Leider ignorierten die Gräfte-Enten die Vorgaben der heimischen Biologen und fraßen ihn. Vielleicht waren sie ja frankophil.

Die Gräfte am Haus Martfeld in Schwelm

[Schwelm] Im Oktober 2012 reinigten Mitglieder der SPD-Fraktion die Gräfte ( Niederdeutsches Wort für Graben | Anm.d.Red.) am Haus Martfeld zum neunten Mal.

Viel hat sich seit der ersten Aktion 2004 verändert.

Da ist zum einen die Regelmäßigkeit der Pflege der Gräfte. Darüber hinaus nehmen die erhaltenden Maßnahmen seit 2010, in Kooperation mit der AGU (Arbeitsgemeinschaft Umweltschutz Schwelm e. V. | Anm.d,Red.), der BürgerStiftung Lebendiges Schwelm, der Feuerwehr Schwelm, der Wilhem-Erfurt-Stiftung, dem Märkischen Gymnasium, den Technischen Betrieben Schwelm und dem Verschönerungsverein Schwelm das Ganze in den Blick und verbessern so die Situation der Gräfte nachhaltig.

Das zeigt Spuren. Der Pflanzenbewuchs kommt unter Kontrolle. In diesem Jahr konnte der Bewuchs an der Innnenmauer komplett bearbeitet werden. Darüber hinaus konnten diesmal alte Pflastersteine und Platten, die wohl nach früheren Arbeiten in die Gräfte gekippt worden waren, aus der Schlammschicht geholt werden.

 Müll gilt es leider weiterhin zu entfernen. Nicht jeder Parkbesucher handelt so, als wolle er das Ensemble Martfeld mit der Gräfte erhalten wissen. Einfach und hilfreich wäre, die Besucherinnen und Besucher beachten die informativen Hinweistafeln, die Schülerinnen der damaligen Jahrgangsstufe 8/9 des MGS (Märkisches Gymnasium Schwelm | Anm.d.Red.) geschaffen hatten. Die negativen Folgen der Fütterungen mit Brot u.a. sind dort seit 2011 deutlich zu lesen.

Wer bei der Reinigung der Gräfte mitmacht, sieht sie auch. Die in den Jahren angewachsene Schlammschicht ist ein Problem, das noch auf eine Lösung wartet. So bleibt die jährliche Reinigung die Grundlage für den Erhalt der Gräfte.