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Worte und Handlungen, ein Spiel auf zwei Ebenen

[jpg] Das Wort Zivilcourage zu sagen oder zu schreiben ist einfach, es zu leben ist da schon schwieriger. Oder wissen wir, was rechte Gewalt ist? Wenn die bayrische CSU sagt, rechts neben ihr ist kein Platz, was will sie uns, im Zusammenhang mit der alltäglich vorkommenden politisch motivierten Gewalt, damit sagen?

Gevelsberg startet zum 9. mal ihre Aktionswoche

Für Zivilcourage gegen rechte Gewalt

vom 28. Oktober bis zum 18. November 2016.

 

Zivilcourage (c) Nds. Ministerium für Inneres, Sport und Integration

(c) Nds. Ministerium für Inneres, Sport und Integration

Los geht es am 28. Oktober ´16 um 18:00 Uhr in der Aula der Städtischen Realschule Gevelsberg, Alte Geer 4 mit der Ausstellung: „Deine Anne. Ein Mädchen schreibt Geschichte“ Eröffnet wird die Ausstellung von dem Bürgermeister der Stadt Gevelsberg, Claus Jacobi und dem Vorsitzenden der Bürgerstiftung der Stadtsparkasse Gevelsberg, Thomas Baumann.

Es ist eine Wanderausstellung die einen pädagogischen Ansatz verfolgt. Schüler*innen sollen Schüler*innen mit der Lebensgeschichte Anne Franks den Blickpunkt und damit die Auseinandersetzung mit Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung und der Bedeutung von Freiheit, Gleichberechtigung und Demokratie fördern. Dazu hat die Stadt Gevelsberg in pädagogischen Trainings- und Feedbackseminaren Peer Guides ( Bildung durch Vermittlung Gleichaltriger) auf die Ausstellung vorbereitet. Peer Education (Bildung) ist eine Form der Wissensvermittlung unter Gleichen.

Zur Ausstellung selber: Es ist eine Wanderausstellung einer in Deutschland verbreiteten Erinnerungskultur, die nach dem Ende der verbrecherischen Nazidiktatur entstanden ist. Initiiert wurde sie von dem ANNE FRANK ZENTRUM e.V. aus Berlin. Das Anne Frank Zentrum hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit dem Anne Frank Haus in Amsterdam, das Leben der jungen im KZ ermordeten Anne Frank in Erinnerung zu halten. Die auch anwesende Maya Keifenheim, Bereichsleiterin Wanderausstellungen, des Anne Frank Zentrums wird für Fragen der Besucher zur Verfügung stehen.

Weiter wird es auch in diesem Jahr wieder folgende Veranstaltungen geben: eine Statt-Rundfahrt, eine Informations- und Diskussionsveranstaltung „Kinder des Widerstandes“, einen Vortrag mit einer Gesprächsrunde „Menschenwürde, Macht und Rechtsradikalismus“, eine Theateraufführung „Meine, Deine, unsere Welt“, unter dem Titel „Kann denn Jubeln Sünde sein?“ wird die Frauenrolle in der Nazizeit betrachtet, die Nazionalsozialistische Filmpropaganda wird Anhand von ausgesuchtem Filmmaterial aus der Nazizeit beleuchtet, ein Konzert regionaler Musiker thematisiert den Rassismus mit seinen Ideologien, unter „Tausend und 1 Nacht“ wird es ein Freundschaftsfest geben, die Gedenkveranstaltung zum 78. Jahrestag der Novemberprogrome 1938 wird den deutschen Nazifuror zeigen der damals in Deutschland wütete und jüdisches Leben mordete und zerstörte.

Den Abschluss bilden der Film „Das Tagebuch der Anne Frank“ und eine Lesung und Vorstellung von Literatur über den Nationalsozialismus und den Holocaust (Shoa oder Churban) in der Stadtbücherei, damit werden die Aktionswochen beendet.

Im einzelnen wird die Gevelsberger Internetseite detailliert informieren.

 

Mittelalterrundfahrt „1225 – Ein Mord und seine Folgen“

 

engel-ritter: (c) LWL Herne

(c) LWL Herne

Der Gevelsberger Arbeitskreis „Engelbert“ , veranstaltet in diesem Jahr mit der EMG – Essen Marketing GmbH eine themenorientierte Busfahrt unter dem Titel, „1225 – Ein Mord und seine Folgen“. Die Fahrt findet am 7. November ( Tag des Überfalls auf Kardinal Engelbert ) statt.

Karten für diese Fahrt zum Preise von 12,– Euro können über das Büro des Bürgermeisters unter der Nummer +49 (0) 2332 771-110 oder -112 bezogen werden.

 

 

Diese beiden Veranstaltung haben es verdient einer kritischen Betrachtung unterzogen zu werden.

Kritik und Streit und die damit einhergehende Streitkultur gehört nicht unbedingt zu den deutschen Eigenarten, vielleicht könnte man die von vielen Staaten gepflegte Eigenart in Deutschland einführen – Deutschland fehlt eine entsprechende Streitkultur.

Als Kind hatten meine Großeltern und Eltern noch den „Sedanstag“, der am 2. September stattfand, gefeiert. Mit Feuerwerk, einem besonderen Essen und die eine oder andere Flasche Wein feierte man den Tag, an dem die deutsche Armee die französische Armee 1870 (fast) besiegt hatte. Dieser Tag wurde bis Anfang/Mitte der 50er Jahre gefeiert und geriet dann in Vergessenheit. Für uns Kinder war es ein Tag an dem wir länger aufbleiben durften und unsere Väter und Großväter von ihren „Heldentaten“ erzählten. Auf der Straße und in den Schulen haben wir Kinder mit den anderen Kinder gestritten, welcher Vater/Großvater die meisten Franzosen oder Russen besiegt (getötet) hatte
Der 2. Weltkrieg war für uns Kinder ein heldenhafter Kampf unserer Eltern gegen die gesamte Welt, respektive die Russen. Wobei es immer nur die Russen hieß. Schon damals wurde uns das Dämonische der Russen nahe gebracht. 25 Millionen Russen wurden von unseren Eltern in „heldenhaften“ Kämpfen getötet. Das Unrecht das unsere Eltern angerichtet hatten, wurde uns sowohl in der Schule als auch in der Familie verschwiegen. Viel später wurde dieses Unrecht während meines Studiums behandelt.

 

Warum schreibe ich das?

 

Wenn ich heute die alten nationalsozialistischen Parolen „Deutschland den Deutschen“ höre, frage ich mich, was hat die Erinnerungskultur, die ja erst Ende der 80er und Anfang der 90er in Deutschland installiert wurde, erreicht? Antisemitismus, Rassismus, Nationalismus oder auch Protektionismus ziehen ungestraft und toleriert durch unsere Straßen, halten Vorträge in unseren Versammlungshallen. Bis zu 30% der Deutschen, so eine Studie, wären wieder bereit einen Adolf Hitler zu wählen. Bernhard Schlink fragte im Spiegel schon 2001, Zitat: Wenn damals das Eis, auf dem man sich kulturell und zivilisatorisch sicher wähnte, in Wahrheit so dünn war – wie sicher ist das Eis, auf dem wir heute leben? Was schützt uns vor dem Einbrechen? Die individuelle Moral? Die gesellschaftlichen und staatlichen Institutionen? Ist das Eis mit dem Ablauf der Zeit dicker geworden, oder hat uns der Ablauf der Zeit nur vergessen lassen, wie dünn es ist? Zitat Ende, und meinte damit die Verbrechen zu denen das Volk der Deutschen fähig war. Es scheint ein deutsches Gen für solche Untaten zu geben.

Was also hat unsere Gesellschaft falsch gemacht, wenn wieder Häuser brennen, Menschen bedroht werden, Steine fliegen und ein hasserfüllter Mob die Straßen für sich beansprucht? Und weiter, reicht es wenn wir uns in unserer ach, so lieb gewordenen Erinnerungskultur wohl fühlen? Wohl kaum; denn die Ergebnisse sind sichtbar, nicht gewollt und frustrierend.

Zivilcourage und gegen rechte Gewalt, klar, nur wer würde denn als Einzelperson gegen eine Gruppe Neonazis vorgehen? Kann man es dem Einzelnen verdenken wenn er aus Angst sich umdreht und der kriminellen Handlung seinen Lauf lässt?

Sollte man sich heute unter dem sichtbaren gesellschaftlichen Ergebnis nicht fragen ob unsere Erinnerungskultur noch zeitgemäß ist und diese einer Revision unterziehen? Was nutzt es, wenn ich zum wiederholten male die Tagebücher der Anne Frank zeige und auf der anderen Seite das türkische Mädchen Tuğçe A. in Offenbach zu Tode geprügelt wird. Ein Einzelfall? Nein, nur die Todesfolge war nicht vorgesehen.

Als ich während der Bekanntgabe der beiden Veranstaltungen den Bürgermeister fragte, warum der mittelalterliche Kardinal Engelbert in Gevelsberg so verehrt wird, obwohl er doch wissenschaftlich eher negativ zu bewerten wäre,  herrschte  betretenes Schweigen, und ja, Engelbert wäre quasi der Initiator der Stadtgründung durch die Gründung des Zisterzienserinnenklosters um 1230/1236. Dass der damalige Zisterziensermönch Caesarius von Heisterbach von Wundern und Mythen erzählte, damit Kardinal Engelbert einen Heiligenstatus bekommen sollte, war den Gevelsbergern nicht gerade recht. Und dass das Kloster ein Sühne Kloster war, machte die Gevelsberger nicht misstrauisch.

So erzählen die Gevelsberger eine Geschichte von Generation zu Generation die so nie wahr war, eine Geschichtsklitterung eben. Jetzt kommen wir wieder zu der Zivilcourage. Sie hat etwas mit Mut zu tun, manchmal etwas zu sagen, was niemand mehr sagen mag, weil es halt ein unumstößliches Datum in einer Geschichte ist. Geschichte wird jedoch immer mal wieder einer Revision unterzogen, Mythen und Märchen jedoch nicht. Wir sollten öfters an des Kaisers neue Kleider denken.

Gevelsberg hat das Zeug andere Wege zu gehen, andere Formate zu suchen um die Menschen zu erreichen die noch nicht hasserfüllt ihr „Deutschland den Deutschen“ heraus brüllen. Dafür muss aber erst einmal eine Einsicht her, dass das derzeitige gesellschaftliche Ergebnis, welches wir im soziokulturellen Bereich vorfinden nicht zufriedenstellen kann. Gevelsberg hätte das Potenzial voranzugehen um anderen ein Vorbild zu sein und dieses Vorangehen ist meines Erachtens auch eine Form von Zivilcourage.

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Gevelsberg

Gevelsberg erinnert sich

 Die erste Erinnerung:


Steele vor dem Rathaus
 

 

[jpg] Politisch war und ist Gevelsberg schon immer stark aufgestellt. So hatte Gevelsberg traditionell immer ein ausgeprägtes Verhältnis für seine Vergangenheit und wusste diese auch immer in Erinnerung zu rufen. Gemeinsam gegen rechte Gewalt ist ein Thema, welches der Stadt und seinen Bewohnern am Herzen liegt.

So fand die „Stattrundfahrt“ am 7.November 2012 statt, die die in Gevelsberg befindlichen Orte der Naziherrschaft sichtbar machen sollte. Ein Bus, eine Klasse der Realschule „Alte Geer“ und die Leiterin der Stattrundfahrt, Ingelore Sengstmann – Schaefer, und ab ging es auf eine Tour des Grauens aus der Zeit der Naziherrschaft – auch in Gevelsberg.

Da war erst einmal das Mahnmal, eine Stahlsteele der Künstlerin Ulle Hees, vor dem Rathaus zu besichtigen, welches an die Naziherrschaft in Gevelsberg erinnert aber auch zur Wachsamkeit aufrufen soll. Zu Fuß ging es dann weiter zur unteren Mittelstraße. Da ist zum einen das ehemalige Horten Kaufhaus, welches vor der Nazizeit der Familie Rosenthal gehörte. Die Kaufmannsfamilie Rosenthal waren  angesehene Gevelsberger, die der Stadt sogar Kredite gab. Sie waren jüdischen Glaubens, was sie aber nicht hinderte, christlichen Gevelsberger Kindern zur Konfirmation oder Kommunion die notwendige Bekleidung für diese Festtage zu schenken. Am 9. November 1938, der Reichskristallnacht, wurde Rosenthal mit zwei anderen Gevelsberger Bürgern jüdischen Glaubens verhaftet, inhaftiert und letztendlich in Konzentrationslager gebracht. In Auschwitz wurde Rosenthal am 4. Dezember 1942 grausam ermordet. Auch die beiden anderen Gevelsberger Kaufleute jüdischen Glaubens der Mittelstraße, Julius Rath und Buscher mussten ihre Läden verkaufen oder wurden enteignet und mussten fliehen oder wurden ins KZ gebracht.

Weitere Stätten waren der Asbecker Tunnel, in dem Kampfflugzeuge von Fremdarbeitern repariert werden mussten. Fremdarbeiter wurden wie Sklaven gehalten und wurden in der Regel dem damaligen Programm „Vernichtung durch Arbeit“ zugeführt. Man erinnerte an das Schicksal des Josef Schreimeier, der in Silschede auf der Hohen Warte den Befehl verweigerte im April 1945 noch auf Silschede zu schießen. Er wurde von seinem Vorgesetzten sofort erschossen und im Graben liegen gelassen.
Gut Rocholz hatte ein riesiges Fremdarbeiterlager in dem die Fremdarbeiter auf 1 qm ihr Dasein fristen mussten. 640 Männer und 713 Frauen der Sinti und Roma wurden im Sammellager „Am Stüting“ morgens von Polizei und Gestapo zusammen getrieben und in Viehwaggons nach Auschwitz – Birkenau gebracht wo sie letztendlich wie alle grausam ermordet wurden.
 
                                                        Eingang Gut Rocholz

Nur warum sollen solche Führungen des Erinnerns überhaupt noch gemacht werden? Ist es nicht endlich Zeit für das Vergessen? Schwamm drüber und gut ist? Andere Völker waren und sind auch nicht besser. Nein, wir sollten solche Überlegungen gar nicht erst aufkommen lassen. Oder doch?

Nun, die nachfolgenden Jugendlichen haben immer wieder mehrere Argumente, warum sie sich nicht mehr damit befassen wollen. Zusammengefasst könnte man alles auf ein Argument bringen: Wir wollen heute und jetzt leben, wir wollen unseren Spaß haben und uns nicht mit den Problemen unserer vorherigen Generationen befassen. Das ist uns alles so weit weg, dass gehört nicht zu unserem Leben. Ok, wir müssen arbeiten und unseren Lebensunterhalt verdienen. Danach wollen wir chillen, den Stress vergessen, Spaß haben und unserer Freiheit genießen.

Und das soll auch so bleiben. Damit das aber auch so bleiben kann, sollte man zumindest mit einem Auge einen Blick auf den Zustand der Gesellschaft werfen. Die Zeichen der Unfreiheit kommen nicht mit Glatzköpfen und Springerstiefel daher – das hat sich grundlegend geändert. Die Strategie der Neonazis ist sich schleichend in gesellschaftlichen Gruppen einzufügen. Diese Gruppen für sich zu gewinnen und zu manipulieren. Man will das System nicht mehr in ein zwei Jahren einnehmen, es sind Jahrzehnte eingeplant. Dann heißt es wieder: Das ist undeutsch, das sind die die an allem Schuld sind, wir brauchen Raum im Osten, das sind niedrige Rassen die vernichtet werden müssen. Und dann ist es zu spät; denn der liebe nette Nachbar hat inzwischen sein Auge auf den Nachbarn geworfen, Kinder beobachten ihre Eltern. Die Katastrophe ist dann vor programmiert.

Hilter hatte Deutschland auch nicht im Staatsstreich 1933 eingenommen, er wurde gewählt und letztendlich auch zum Reichskanzler eingesetzt. Alles ganz legal. Er hatte von 1920 bis 1933 Zeit Deutschland zu übernehmen. Und in den Jahren bis 1933 hatte jeder Deutsche die Möglichkeit ihn abzuwählen, ganz legal.

Und wenn heute junge Menschen weiter die Freiheiten genießen wollen die sie heute genießen, so sollten sie nicht gedankenlos dem politischen Geschehen gegenüber stehen. Die NSU, also der nationalistische Untergrund, hatte in den letzten 12 Jahren 10 Menschen mitten unter uns ermordet.

Im Moment wird untersucht wie die Behörden so versagen konnten. Fakt ist, es besteht eine große Toleranz gegenüber rechter Gewalt bei den Behörden. Es könnte der Beginn wie 1920 sein.

Deshalb die Fahrten zu den oben genannten Stätten, die uns daran erinnern sollen, wie alles enden wird. Es werden dann nicht mehr die Juden sein die deportiert und verbrannt werden, dann wird es eine andere Gruppe sein, die uns als Schuldige präsentiert wird. Deshalb sollten wir alle wachsam sein, damit wir auch morgen noch „undeutsch“ bei Techno, Rap oder Rock chillen können. 

Die zweite Erinnerung.

Abends hörten wir einen sehr erkenntnisreichen Vortrag über Engelbert I Erzbischof von Köln, der ja bekanntermaßen am 7 November 1225 auf dem Gebiet des heutigen Gevelsbergs ermordet wurde. Es war ein Festakt, der, so Bürgermeister Claus Jacobi, die Wurzeln der Stadt Gevelsberg berühren sollte. Der Arbeitskreis Engelbert, der 1999 gegründet wurde regte seinerzeit diesen Jahrestag an. Anwesend war auch die Geistlichkeit, die Gevelsberg seit Jahren begleitete.

          

Die Musikschule spielte und eine Gruppe des Gevelsberger Gymnasiums trug die Ballade „Der Tod des Erzbischofs Engelbert von Köln“ von Annette von Droste-Hülshoff vor. Es war ein spannender und dynamischer Vortrag der 10 Jugendlichen; immer hatte man den Eindruck mit dem Erzbischof im dichten Wald unterwegs zu sein.


Dr. Christian Hillen
  Dr. Christian Hillen war es vorbehalten Engelbert I als Gubernator Heinrichs VII den Gevelsbergern näher zu bringen. Heinrich VII war damals der Sohn von Friedrich II und als Kind in Aachen zum König gekrönt worden. Engelbert I war der „Gubernator Regni Teutonici“, hatte also die Rechte des Königs Heinrichs VII zu vertreten. Er war damit doppelter „Vertreter“.
Einmal als Reichsverweser, Vertreter von König Friedrich des II und zum anderen als „Gubernator Regni Teutonici“ der Vertreter von Heinrich VII.

Damit war er der mächtigste Mann im damaligen Deutschland. Diese Macht von Engelbert I war es, die Dr. Hillen den Gevelsbergern als Aspekt näher bringen wollte. Es war mehr ein Referat über die Beziehung Heinrichs VII und Engelbert I. Am Rande wurden die kriminaltechnischen Untersuchungen im Jahre 1978 an Engelbert I erwähnt. Die Erkenntnis, dass Engelbert I von 50 Stichen und Hieben getötet wurde, war so neu nicht.
Als das Referat beendet und Fragen an den Referenten zu gelassen wurden, merkte man mit welchem Wissen die Gevelsberger hinsichtlich  ihrer eigenen Vergangenheit und damit der Entstehung ihrer Stadt, aufwarten konnten.
 

Da waren auf Gevelsberger Seite ganze Listen von Verwandten bekannt. Und es waren die Gevelsberger, welche die Verbindung zum Essener Stift herstellten, die die beiden konkurrierenden Machtzentren Mainz und Köln definierten. Es war schon erstaunlich, wie viel Wissen sich auf Gevelsberger Seite angesammelt hat. So was nennt man ein städtisches Bewusstsein. Das Gevelsberg seine Stadt dem damaligen Mord zu verdanken hatte, ist den Gevelsbergern bewusst. Denn die eigentliche Stadt hatte ihren Ursprung in dem nach dem Mord damalig gegründeten Sühnekloster im heutigen Dorf Gevelsberg.

So ist auch das zweite Erinnern als Kreis zu verstehen, welcher das Geschichtsbewußtsein der Gevelsberger eindrucksvoll dokumentierte.

 

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Gevelsberg
[Fotos: © Linde Arndt]

Schwelm: Machtzentren des Mittelalters Dr. Leenen spricht über die Isenburgen der Ruhrregion

Im Rahmen der erfolgreichen Ausstellungen über Engelbert I. und die Architektur der Stauferzeit bietet das Museum Haus Martfeld am Donnerstag, dem 25. November, um 19.30 Uhr einen weiteren sehr interessanten Vortrag an.

Dr. Stefan Leenen vom LWL-Museum für Archäologie in Herne wird über das Thema "Machtzentren des Mittelalters – Die Isenburgen in der Burgenlandschaft der Ruhrregion" sprechen (LWL – Landschaftsverband Westfalen-Lippe).

Burganlagen finden sich in der Ruhrregion in großer Zahl und in nahezu allen Formen. Das Spektrum reicht von dem eher unscheinbaren Kleinadelssitz bis zur repräsentativen Großburg. Die Entwicklung dieser Bauten soll mit einigen Beispielen kurz umrissen werden. Ausführlicher vorgestellt werden die beiden Isenburgen in Hattingen und Essen, da sie gute Beispiele für die Verflechtung von Befestigungen in die Machtkämpfe des 13. Jahrhunderts sind. Im Streit um die Vorherrschaft zwischen den lokalen weltlichen Adligen und dem Erzstift Köln spielten sie eine zentrale Rolle. Ihre kurze Nutzungszeit ermöglicht zudem eine Darstellung von Bautechnik und Struktur der mächtigen Anlagen.

Der Eintritt beträgt 5 €, ermäßigt 2,50 € pro Person.

Schwelm, den 22. November 2010