Beiträge

Umjubelter Auftakt des Klavier-Festivals Ruhr ´18 in Duisburg

Eröffnung KlavierfestivalRuhr in Duisburg – Fotos (c) Peter Wieler

[Duisburg] Mit einem umjubelten Konzert des französischen Spitzen-Pianisten Pierre-Laurent Aimard in der Mercatorhalle Duisburg eröffnete am Donnerstag, 19. April das Klavier-Festival Ruhr seine Jubiläumsspielzeit 2018. Aimard, Ernst-von-Siemens-Preisträger des letzten Jahres, stellte den vor 100 Jahren verstorbenen Komponisten Claude Debussy ins Zentrum des Programms seines 25. Auftritts beim Klavier-Festival Ruhr.

Wie eng Aimard nicht nur dem Festival, sondern auch dessen preisgekrönten Education-Programm verbunden ist, zeigte der außergewöhnliche Beginn des Abends: Als Auftakt spielte er Debussys humoristisches Klavierstück Golliwogg’s cake walk, zu dem rund 25 Schüler einer jahrgangsdurchmischten Klasse der Grundschule Sandstraße eine selbst entwickelte Choreographie aufführten. Gewürdigt wurde damit die modellhafte Bildungsarbeit, die das Klavier-Festival Ruhr in den letzten zehn Jahren in Duisburg-Marxloh entwickelt hat.
Bis zum 13. Juli richtet das Klavier-Festival Ruhr unter dem Motto „Vive la France“ in 66 Veranstaltungen in 21 Städten der Rhein-Ruhr-Region den Blick auf die vielfältige französische Klaviermusik und würdigt Komponisten wie Maurice Ravel, Gabriel Fauré und Camille Saint-Saëns. Intendant Franz Xaver Ohnesorg freut sich, dass zu Beginn des Festivals schon 20 Konzerte ausverkauft sind. Für 6 weitere sind nur noch wenige Restkarten erhältlich.
Dr. Thomas A. Lange, Vorsitzender des Stiftungsrates des Klavier-Festivals Ruhr, würdigte in seiner Eröffnungsrede das zehnjährige Jubiläum der Education-Arbeit des Festivals in Duisburg-Marxloh. Sie ermögliche mittlerweile an fünf Schulen 550 Kindern und Jugendlichen pro Woche ein bis zwei Stunden intensiver Beschäftigung mit Musik. Lange dankte allen Unterstützern, die dem Projekt Nachhaltigkeit ermöglichen. Gehe es dabei doch um die kulturelle Bildung der nachfolgenden Generation und um die Menschen verbindende Wirkung der Musik in Zeiten fundamentaler gesellschaftlicher Umbrüche.

v,l. Professor Xaver Onesorg und Pierre-Laurent Aimard

Das Debussy-Jahr bietet dem Klavier-Festival Ruhr nach den Worten von Intendant Franz Xaver Ohnesorg die Chance, die bedeutendsten französischen Pianisten wie Hélène Grimaud, Jean-Yves Thibaudet oder den Aufsteiger Lucas Debargue in einmaliger Dichte zu erleben. Die farbenreiche französische Klavierliteratur ermögliche zudem spannende Klavierduo-Abende in Spitzenbesetzungen mit Yaara Tal & Andreas Groethuysen, und den Duos GrauSchumacher sowie Anthony & Joseph Paratore. Auch die reiche französische Kammermusik komme zu Wort, so in Konzerten mit dem Pianisten Benjamin Moser und dem Delian Quartett in Essen-Werden oder dem Klaviertrio um den Debütanten Théo Fouchenneret am Klavier auf Schloss Herten.
Insgesamt erklingen über 90 Werke von 19 französischen Komponisten in den Konzerten des Festivals. Sie stellen Claude Debussy in den Kontext einer musikalischen Entwicklung vom Barock bis in die Gegenwart. Besonderes Augenmerk gilt der Klaviermusik des Spätromantikers Camille Saint-Saëns, von dem allein drei Klavierkonzerte erklingen: am 20. Juni in Bochum mit Joseph Moog und am 29. Juni in Essen mit Bertrand Chamayou.

Höhepunkte des Klavier-Festivals Ruhr 2018
Zu den Höhepunkten des Festivals zählen das Konzert von Dame Mitsuko Uchida am 26. April in Mülheim, ein französischer Abend mit Gerhard Oppitz am 5. Mai in Hamm, das Debüt des jungen isländischen Pianisten Víkingur Ólafsson am 8. Mai in Duisburg, das Konzert des gefeierten jungen Franzosen Lucas Debargue am 17. Mai in Düsseldorf und ein Konzert mit dem Schwerpunkt auf Olivier Messiaen von Tamara Stefanovich am 29. Mai in Essen-Werden. Herausragende Solisten des Klavier-Festivals Ruhr 2018 sind unter anderem Arcadi Volodos, Maurizio Pollini, Daniil Trifonov, Rafał Blechacz, Anne-Sophie Mutter mit Lambert Orkis, Yuja Wang, Sir András Schiff, Marc-André Hamelin, Khatia Buniatishvili und die Preisträgerin des Preises des Klavier-Festivals Ruhr 2018, Elena Bashkirova. Der international renommierte Liedpianist Graham Johnson stellt in zwei Abenden am 14. und 15. Mai auf Schloss Herten mit mehreren Sängern französische Lieder vor und feiert dort am 16. Mai in einem Konzert seinen 50. Auftritt beim Klavier-Festival Ruhr. In der Reihe „Die Besten der Besten“ debütieren vier Preisträger internationaler Wettbewerbe in Bochum, Essen-Werden und Moers.

Mit fünf Konzerten nimmt der Jazz erneut eine prominente Rolle im Programm des Klavier-Festivals ein. Die JazzLine eröffnet das Jacky Terrasson Trio am 7. Mai im Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen. Am 13. Juli schließt ein Konzert mit der Sängerin Pe Werner in Essen das Festival ab. Gemeinsam mit dem Sänger und Moderator Götz Alsmann und dem Trio des Jazzers Frank Chastenier würdigt sie die Kunst des Chansons und seiner Ikonen.

.

Karten für alle Konzerte sind telefonisch unter der Hotline (01806) 500 80 3 erhältlich (0,20 € pro Anruf aus dem deutschen Festnetz, Mobil max. 0,60 € pro Anruf) oder können platzgenau im Internet gebucht werden unter www.klavierfestival.de.

.

.

Performance „Not on Earth“

 Nezaket Ekici, „Not on Earth“, Performance, Foto: Andreas Dammertz

Nezaket Ekici, „Not on Earth“, Performance, Foto: Andreas Dammertz

[Duisburg] Am Sonntag, 28. August 2016, um 14 Uhr, führt die deutsch-türkische Künstlerin Nezaket Ekici ihr bildstarkes Stück „Not on Earth“ auf. Ihr Körper wird zu einem überdimensionalen Pinsel und färbt mit schwimmenden, rollenden Bewegungen ein Bodenbild vollflächig rot.

„Mit kraftvollen und intensiven Gesten macht Ekici ihren Körper zum Material, Medium und Werk, das einen roten Teppich auch als Ehrerbietung an die Museumsbesucher hinterlässt“, sagt Museumsdirektorin Dr. Söke Dinkla.

Perfosophisches Duett

Nezaket Ekici "Not on Erth" by Andreas Dammertz, Branka Pavlowic

Nezaket Ekici „Not on Erth“ by Andreas Dammertz, Branka Pavlowic

Im Anschluss an die Performance gehen Nezaket Ekici und ihr Ehemann, der Philosoph Dr. Andreas Dammertz in ihrem perfosophischen Duett der Frage nach, wie man zeitgenössische Performance mit klassischer Philosophie verbinden kann. Ekici zeigt eine Auswahl ihrer vielfältigen und zahlreichen Performances und Dammertz präsentiert ausgewählte Anknüpfungspunkte in den
Performances, die einen Zugang zur Philosophie ermöglichen. Die Bilder, die Ekici in ihren Performances nutzt, sind geradewegs Türen in die Welt der Philosophie: So entsteht ein lebendiger Dialog zwischen Kunst und Philosophie.

Schülerin von Marina Abramović

Nezaket Ekici wurde 1970 in der Türkei geboren und ist seit ihrem dritten Lebensjahr in Deutschland. Heute lebt und arbeitet sie in Berlin und Stuttgart. Nach ihrer Ausbildung zur Druckformherstellerin (Duisburg und München) absolvierte sie ein Magisterstudium der Kunstpädagogik (LMU München) und studierte zeitgleich Kunsterziehung mit Schwerpunkt Bildhauerei (Akademie der Bildenden Künste in Berlin). Von 2001-2004 studierte sie an der Hochschule der Bildenden Künste Braunschweig Performance Kunst bei Prof. Marina Abramović. Ekici erlangte ihr Diplom in Freier Kunst und schloss ihr Studium als Meisterschüler ab. 2014/2015 war sie für 10 Monate Stipendiatin der Kulturakademie Tarabya in Istanbul. Ab September 2016 ist sie Stipendiatin der Villa Massimo in Rom. In über 40 Ländern präsentierte sie mehr als 150 verschiedene Performances. Ihre erste museale Retrospektive hatte Ekici 2011/2012 mit ihrer Ausstellung „Personal Map (to be continued.)“, die im Rahmen des Projekts Kraftwerk Depot im MARTa Herford gezeigt wurde.

Dr. Andreas Dammertz

image009Dr. Andreas Dammertz wurde 1968 in Duisburg geboren, heute lebt und arbeitet er in Stuttgart und Berlin. Er arbeitet in der Zentrale der Robert Bosch GmbH in Stuttgart und ist für das Programm der hauseigenen Universität von Bosch, dem Robert Bosch Kolleg verantwortlich. Er hat in Philosophie über Niklas Luhmanns Systemtheorie promoviert und die Kontinuität der erkenntnistheoretischen Grundlagen des Subjektverständnisses anhand ausgewählter philosophischer Positionen von Aristoteles über Rene Descartes, Immanuel Kant und Ernst Cassirer bis zu Niklas Luhmann nachgewiesen.
Dr. Andreas Dammertz betätigt sich als frei schaffender Kunstkritiker und Autor von Beiträgen im Bereich von Kunst und Philosophie.

Krisenmanagement in Ennepetal

Demo-Symbolfoto  Foto: © Linde Arndt

Foto: © Linde Arndt

[jpg] Staunend schaut man zur Kleinstadt Ennepetal. Auf einmal sieht sich Ennepetal mit einem Problem konfrontiert, welches durch eine Entscheidung unserer Regierung in Brüssel vor vielen Jahren entstanden ist.
Es ist schon etwas länger her, dass der Europäische Rat in Luxemburg (1997) die Beitrittsverhandlung zur Osterweiterung für 10 Staaten beschlossen hatte. Drei deutsche Bundeskanzler, Kohl, Schröder und Merkel, hatten dieser Osterweiterung von 10 Staaten zugestimmt, sie sogar begrüßt. Allerdings mit einer Einschränkung, die Freizügigkeit von Arbeitnehmern innerhalb der Gemeinschaft – Zugang zur Beschäftigung –  konnte Einzelstaatlich um sieben Jahre ausgesetzt werden. Trotz massiver Warnungen, die EU würde durch diese Erweiterung überfordert werden, wurde diese weiter betrieben. Am 1. Mai 2004 wurden die ersten Osteuropäer in der EU willkommen geheißen und am 1. Januar 2007 war der Erweiterungsprozess mit Bulgarien und Rumänien abgeschlossen. Für die nun aufgenommenen Staaten galten aber noch die 7 jährigen Aussetzungsfristen, wobei die Staaten sich innerhalb der 2-3-2 Jahre geltenden Intervalle erklären konnten. Für Deutschland waren die 7 Jahre am 1.1.2014 abgelaufen, ab jetzt galt die volle Freizügigkeit. Im Zuge dieser damit vollendeten Erweiterung der Europäischen Union wuchs mit einem Schlag die Anzahl der in der EU lebenden Roma auf rund 12 Millionen. Damit stellen die Roma die größte Minderheit in der EU und wir haben mehrere Armenhäuser in der EU. Wobei mit Bulgarien und Rumänien die größten Armenhäuser in der EU dargestellt werden.

Branco Barisic

Branco Barisic (c) Twitter

Hier (Rumänien) siedelten die Roma, ohne Perspektiven. Arbeit musste her. Und die erhoffte man sich in Deutschland, wurde doch immer wieder gesagt, Deutschland brauche dringend Arbeitskräfte. Viel früher kamen die Roma nach Deutschland. Duisburg, Hamburg oder Dortmund standen für Arbeit. Schon 2012 suchten die Roma hier Arbeit als Gewerbetreibende (Unternehmer statt Arbeitnehmer) mit einem Gewerbeschein. Gelandet sind die Roma auf dem „Straßenstrich“ auf dem sie sich jeden Morgen für Arbeit aufstellen mussten. Sie bekamen Arbeit, erst als Subsubunternehmer und dann ab 1.1.2014 als Arbeitnehmer. Manchmal bekamen sie keinen Lohn und manchmal war der Lohn so minimal, das es schwer war die Familie durch zu bekommen. Aufstocken mit ALG II konnten sie nicht, da die Entlohnung eben in der Regel ohne Abgaben vorgenommen wurde. Miete, Strom, Gas oder Wasser konnten nicht bezahlt werden. Dazu kam noch in Duisburg-Rheinhausen ein äußerst feindliches soziales Umfeld. In den Peschen Ecke Beguinenstraße waren die Wohnungen die die zweifelhafte Duisburger Größe Branko Barisic sein eigen nannte. Die fehlenden Mietzahlungen trieb dieser zuletzt mit einer „Sicherheitsfirma“ ein. Da musste halt das Kindergeld der Romagroßfamilien dran glauben.

Andre Hüsgen bei der Demo

Andre Hüsgen (lks) bei der Roma Demo  (c) Twitter

Die Häuser fanden dann eine traurige internationale Berühmtheit an der permanent Demonstrationen von der rechten „Pro Deutschland“, „Pro NRW“ stattfanden. Selbst den ehemaligen Ennepetaler Ratsherrn Andre Hüsgen sah man bei den pöbelnden Demonstranten. Mit den Gegendemonstranten und einer Hundertschaft Polizei standen manchmal bis zu 2.000 Menschen um die Häuser der Roma. Lautstark ging es zu.
Mahnwachen wurden aufgestellt, man wollte kein Rostock-Lichtenhagen in Duisburg-Rheinhausen. Peter Hilbrands, Pressesprecher der Stadt Duisburg sah sich von immer neuen Hiobsbotschaften in dieser Causa konfrontiert. Das ging von grasenden Schafen auf dem Dach, über Hühnen und Ziegen vor den Häusern und massiven Müllproblemen vor den Häusern. Die Müllprobleme entstanden teilweise dadurch, indem deutsche Nachbarn ihren Sperrmüll vor den Häusern abluden um damit die Roma zu diskreditieren. Ausbaden musste dies der Hausbesitzer Branko Barisic, der eine gepfefferte Rechnung der Abfallbeseitigungsfirma in fünfstelliger Höhe vorgelegt bekam. Branko Barisic handelte und kündigte die Wohnungen. Wo aber hin mit den Mietern? In der Zwischenzeit hatte sich eine Organisation hilfreich den Romas zugewendet – Zukunftsorientierte Förderung“ (Zof). Teilweise konnten sie einige Mieter in Duisburg unterbringen, nur, es waren tausende. Die Stadtverwaltung  und die Wohnungsbaugesellschaft GEBAG Duisburger Baugesellschaft mbH versuchten sich denn auch mit dem Problem der Umsiedlung, jedoch nicht sonderlich intensiv. Duisburg wollte sich keine Laus in den Pelz setzen; denn wie man mit dem Problem der Ansiedlung von Romas umgeht, man konnte es nur falsch machen. Im Moment befinden sich noch rund 6.000 der Roma in Duisburg.

Es wurde in Duisburg so viel falsch gemacht, dass sich einem der Verdacht aufdrängt, die Duisburger wollten die Roma mit einer Strategie los werden, die eben kein schlechtes Licht auf die Stadt werfen sollte. In der letzten Konsequenz hat das Innenministerium in Düsseldorf ein Wohnungsaufsichtsgesetz auf den Weg gebracht, welches mit der Überbelegung von Wohnungen Schluss machen soll. Wie schön für eine Stadt, wenn sie einen Innenminister und Parteikollegen in ihren Stadtmauern hat. Demnach kann ein Vermieter mit einer Strafe von bis zu 50.000,– Euro belegt werden, wenn die Wohnverhältnisse nicht den gesetzlichen Vorgaben entsprechen.

So weit ein kurzer Abriss der Vorgeschichte der 108 Roma die nun in Ennepetal Hasperbach in ehemaligen Werkswohnungen ein Zuhause gefunden haben.

Irritiert hat mich den Einstieg in dieses Problem, wurde doch zum ersten mal in einer nichtöffentlichen Auschuss – Sitzung (Ausschuss für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung) in Ennepetal darüber gesprochen. Die Kollegen von der WAZ wussten auch nicht früher etwas von diesem Zuzug. Wohlgemerkt es sind keine Flüchtlinge, es sind 108 EU Bürger, die nun in Hasperbach wohnen. Wenn man jedoch die Vorgeschichte betrachtet, so stellt man unzweifelhaft fest, es sind Menschen die Arbeit suchen. Und da Deutschland sich immer mit seinen guten Arbeitsmarktdaten hervor getan hat und noch hervortut, muss man sich nicht wundern wenn solche Menschen voller Hoffnung in Deutschland Arbeit suchen.

Auch Ennepetal wurde in der Online Presse zitiert, als eine Stadt die händeringend nach Arbeitskräften sucht. Wir erinnern uns, der Ennepetaler Bürgermeister wollte höchst persönlich spanische Arbeitnehmer in Ennepetal einführen. Und weiter, Ennepetal eine der reichsten Städte in NRW ist es, die Jahr für Jahr Millionen in die Umlagen der Gebietskörperschaften einzahlt. Geld was über ist. Solche Nachrichten ziehen von Armut gezeichnete Menschen an. Wundert das jemanden?

Zurück zum Problem. Offensiv geht man normalerweise solch ein Problem an. Die Öffentlichkeit wird nicht über die Buschtrommel informiert, sondern die Stadt informiert über die Pressestelle. So waren schon längst die Tratscher am Werk um ihr Gift zu versprühen, die Stadt war noch unter der Hand aktiv. EN-Mosaik bekam seit der Zeit Tag für Tag emails und Leserbriefe die sich inhaltlich um dieses Thema drehen.

Konzepte und Perspektive müssen her um den Bewohnern zu zeigen: He, wir haben alles im Griff. Stichwort. Integration. Nur über die Integration bekommt man das Problem der Neu-Ennepetaler in den Griff. Stichwort: Partizipation und Transparenz. Wo war ein Treffen der Hasperbachern mit den Romas und der Stadtverwaltung?
Was also sollen die 108 Roma in trauter Nachbarschaft. Hier sollte schon ein Konzept vorhanden sein um die Roma auf Ennepetaler Gebiet zu verteilen. So leistet man der Ghettobildung Vorschub, es fehlt die soziale Verbindung zu den Einheimischen. Gut die Stadt hat ihre gesetzliche Pflicht getan, hat die Kinder für die Schule vorbereitet. Grundschüler wurden von den Schülern für die weiterführenden Schulen erfasst und den Schulen zu geführt. Die Kommunikation wurde von der Hasperbach Roma Gruppe mit der Duisburger „Zukunftsorientierte Förderung“ (Zof) Gruppe aufgebaut. Nur, weiß sicher noch niemand, was die Gruppe im Hasperbach will. In Duisburg verging kein Tag ohne Provokation, und das ist auch noch heute so. Vertrauen ist dadurch verspielt worden. Wie bekommt man Vertrauen wieder hergestellt? In den Ennepetaler Facebook Gruppen, entbrannte eine Hetze ohne gleichen, Progromstimmung kam auf. Leserbriefe in der Onlineausgabe der Westfalenpost waren auch nicht besser. Im Online Bereich fehlte eine kompetente Moderation.
Dann zu guter Letzt der Artikel, es werden Schüler extra zur Schule gebracht, Hasperbacher Schule für die Grundschüler und Friedenshöhe für die weiterführenden Schüler. Wie kann man besser Kinder stigmatisieren? Kinder ohne Stigma sind normale Kinder. Jetzt haben wir Kinder von den Roma und unsere Kinder.

Es sind Europäische Kinder die die gleichen Rechte haben wie unsere. Die Freizügigkeit ist ein Grundrecht der EU, keine Regierung der 28 Staaten hat das jemals in Frage gestellt.

Nur, eines ist bekannt, die Leute kommen weil sie arbeiten wollen, weil sie Geld verdienen wollen, sie sind jedoch mit unserer Kultur überfordert und brauchen deshalb Hilfestellungen.

„Es kann nicht sein, dass Freizügigkeit so missbraucht wird, dass man ein Land nur deswegen wechselt, weil man höhere Sozialhilfe haben möchte.“ so der ehemalige CSU Minister Friedrich. Er forderte ein Einreiseverbot für Armutszuwanderer in Deutschland. Inzwischen ist das die Sprachregelung der CSU, wie wir von CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer erfahren durften.

In Brüssel fand EU Kommissarin Cecilia Malmström, Ressort: Inneres, das ganze Gerede der Deutschen doch etwas übertrieben. Wenn die Verteilung der Zuwanderer sich auf wenige Städte beschränke so ist das wohl ein Innerdeutsches Problem, was sicher lösbar ist. Und tatsächlich könnten die Romas im Sauerland (Beispiel) als Arbeitnehmer unterkommen.

Von dem Zuwanderungsproblem oder der Freizügigkeit abgesehen wird immer wieder das Flüchtlingsproblem in den deutschen Medien behandelt. Deutschland blockiert mit anderen Staaten der EU eine endgültige Lösung. Das inzwischen tausende afrikanische oder arabische Flüchtlinge nach Europa kommen ist einer verfehlten Flüchtlingspolitik zu verdanken. Im Moment werden die Flüchtlinge in die Staaten zurück geschickt von wo sie als letztes ihre Reise nach Europa aufnahmen. Sie kommen aber immer wieder zurück. Über die bestens gesicherten Spanischen Enklaven Ceuta und Melilla kommen inzwischen tausende, die die Anlagen schwer verwundet überwinden und verlangen Asyl. Nur rund 10 % bekommen Asyl, der Rest wird wieder zurück geschickt. Was aber tun, wenn nicht bekannt ist woher ein Flüchtling kommt? Der Aufwand ist immens für die spanischen Behörden. Malta, Griechenland aber auch Italien nehmen im Moment Tag für Tag tausende Menschen aus Afrika auf, die es über das Mittelmeer geschafft haben. Tausende sind jedoch schon auf dem Weg nach Europa im Mittelmeer ertrunken. Das Mittelmeer der Friedhof der EU, wie Premierminister Joseph Muscat es in Brüssel in 2013 anmerkte.

Die zuständigen Kommissarinnen Kristalina Georgieva und Cecilia Malmström appellieren an die anderen EU Staaten, die Lasten des Flüchtlingsproblems besser zu verteilen.

Tatsächlich ist das Flüchtlingsproblem auch ein von Europa gemachtes Problem. Hoch subventionierte Nahrungsmittel der Europäischen Landwirtschaft konkurrieren mit afrikanischen Nahrungsmitteln die da nicht mithalten können. Der primäre Wirtschaftssektor in Afrika ist nur noch rudimentär vorhanden. Afrika kann sich nicht mehr ernähren. Die Subventionen müssen weg, dass weiß jeder, nur alle EU-Länder wollen ihre Landwirtschaft schützen. Die EU produziert jedoch zu viel und muss exportieren. Die EU Selbstkostenpreise für Nahrungsmittel können nicht mit den afrikanischen Preisen konkurrieren, also subventioniert man solange bis die Preise konkurrenzfähig sind. Und das mit Einwilligung der EU-Kommission und des europäischen Rates.

In der Zwischenzeit schlagen 108 Roma in Ennepetal auf, die nur die Rechte haben wollen, die ihnen als europäische Bürger zustehen. Kohl, Schröder und Merkel wollten das so. Die Krise, die jetzt in Ennepetal und anderswo entsteht, ist der gedankenlosen Politik aus Berlin zu zuschreiben, nicht der Brüsseler Politik.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal

Wir wollen die Wirklichkeit mitspielen lassen

J. Simons  Foto: © Linde Arndt

J. Simons Foto: © Linde Arndt

[jpg] Es ist ein ungemütlicher Tag in Duisburg auf dem Weg zur Gebläsehalle. Es nieselt und ist nasskalt als wir den Landschaftspark mit der eindrucksvollen Industriekulisse betreten. Heute soll offiziell der neue Intendant für 2015-2017 vorgestellt werden. Seit Mai war diese Personalie schon bekannt. Es soll der derzeitige Leiter der Münchner Kammerspiele werden, eines der bedeutendsten deutschen Sprechtheater, welches sich immer wieder mit der Gegenwart auseinander setzt – und das seit 100 Jahren. Sie ahnen es, es ist der Niederländer Johan Simons, dem das Ruhrgebiet nach eigenen Angaben ein besonderes Anliegen ist.

Es ist der „Pott“, Kommissionspräsident Barroso nannte das Ruhrgebiet den „melting pot“, der alles hervorbringt aber auch alles einsaugt. Er reagiert und reflektiert, er ist Armenhaus, birgt aber auch  einen Reichtum, den sich manche Region wünscht. Hochkultur und Straßenkultur gehen friedlich ineinander über. Nirgends gibt es mehr Spielstätten mit alten stillgelegten Fabrikbauten der schon längst vergangenen Industriewirtschaft.

Johan Simons liebt diese Gegend, sind es doch die außergewöhnlichen Orte die Johan Simons und Paul Koek als Innovations-Theater, Theater Hollandia, berühmt gemacht hatten. Das Theater Hollandia spielte damals in Ställen, auf Schrottplätzen oder unter Brücken. Unabhängigkeit und Autonomie sollten die Kunst befördern aber auch die Freiheit der Kunst sichtbar machen. Nicht die große Masse, der Mainstream, sollte bestimmen, der freie Geist sollte der Kunst die Wege weisen.

 

Am Panel v.l.:

v.l.:Stephanie Paeleke-Kuhlmann (Pressesprecherin der Ministerin) / NRW Ministerin Ute Schäfer (Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport) / Karola Geiß-Netthöfel ( Regionaldirektorin RVR) / Prof. Heiner Goebbels (amtierende Intendant der Ruhrtriennale) / Johan Simons (zukünftiger Intendant Ruhrtriennale 2015-2017) / Foto: © Linde Arndt

Es war ein lockerer Pressetermin der von der Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen, Ute Schäfer, als Aufsichtsratsvorsitzende der Ruhrtriennale organisiert worden war. Ihre charmante Pressesprecherin Stephanie Paeleke-Kuhlmann moderierte souverän das Treffen. Der amtierende Intendant der Ruhrtriennale, Prof. Heiner Goebbels und die Regionaldirektorin des Regionalverbandes Ruhr (RVR) Karola Geiß-Netthöfel wussten aus ihrer Sicht den Wechsel 2015 positiv zu kommentieren.

So ist dies ein normaler wiederholter Wechsel in der Intendanz, der seit Gründung 2002 durch Gerard Mortier nach jedem 3 jährigen Zyklus stattfindet. War der rote Faden bei Professor Willy Decker die Religion, so gestaltete und gestaltet Professor Heiner Goebbels seine Intendanzzeit ohne thematischen Faden. Schwerpunkte waren bis jetzt die Vorstellung von außergewöhnlichen Komponisten wie John Cage oder Harry Partch, beide Avantgardisten der Musiktheorie.

Und jetzt Johan Simons wieder mit einem rotem Faden, er wird die Beziehungen oder Abhängigkeiten zwischen Mensch, Gesellschaft, Staat und den Institutionen in den Vordergrund stellen – also das Soziale. Betrachtungsmaterial findet er im Ruhrgebiet en masse. So versteht er seine Intendanz spartenübergreifend, in welcher Oper, Sprechtheater und Ballett gleichberechtigt nebeneinander stehen. Konkrete Angaben wollte Johan Simons jedoch noch nicht preisgeben. Aus seinen Arbeiten für die Ruhrtriennale konnte man aber schon erkennen, welchen Weg er ab 2015 einschlagen wird. Abgesehen davon, dass seine Äußerungen eine eindeutige Richtung erkennen lassen. So ist besonders das 2002 inszenierte Stück „Fall der Götter“ nach Luchino Visconti mit der Theatergruppe ZT Hollandia als herausragend hervorzuheben und richtungsweisend.

 [slideshow_deploy id=’43216’]

Bitter stießen bei der Regionaldirektorin des Regionalverbandes Ruhr (RVR) Karola Geiß-Netthöfel die in letzter Zeit aufkommenden Kommentare zum Ruhrgebiet auf, in denen das Ruhrgebiet als Armenhaus dargestellt wurde. Sie verwies auf den ungeheuren Wandel des Ruhrgebietes, weg von Kohle und Stahl und hin zu mehr Dienstleistungen und eines international anerkannten Kunstbetriebes mit anerkannten Einrichtungen wie der Ruhrtriennale. Man müsse mal auf die Parkplätze gehen, wo Autokennzeichen aus der gesamten europäischen Union zu den Aufführungen zu sehen sind. Recht hat sie.

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Duisburg (18.11.2013)

Seine Fantasie aus der eigenen Sicht in die Kunst einbringen

v.l.: Kuratorin Direktor Schmerling  Foto: © Linde Arndt

v.l.: Kuratorin Dr. Eva Müller-Remmert und Museumsdirektor Dr. h.c. Walter Smerling
Foto: © Linde Arndt

[jpg] Fred Thieler gehört zu den wichtigsten Maler des „Informel“.  Art informel bedeutet abstrakte, nicht gegenständliche, Kunst der Nachkriegszeit. Es ist kein klarer Stil, vielmehr steht er im Gegensatz zu Piet Mondrians geometrischen Formen. Spontanität und Formlosigkeit ist die Sprache des Informel. Vergleichbar ist dieser Stil mit dem „Action Painting“ eines Jackson Pollock in den USA.

Vom 1. November 2013 bis 2. Februar 2014 zeigt das MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Duisburg, die umfassende Retrospektive FRED THIELER – „MALEREI“.

Wesentlich sind die im Museum beheimateten Werke der Sammlung Ströher als Herzstück. Es sind jedoch 100 Arbeiten von Papierarbeiten über Grafiken bis hin zu großformatigen Leinwänden.

Thieler gilt nicht nur als wichtiger Maler der Nachkriegsgeschichte, er ist für die Kunst ein Lehrer, Kulturpolitiker und Kunstanwalt gewesen. Er ist ein konsequenter Verfechter der gestalterischen Freiheit aber auch nach freier und offener Aufnahme seines Bildes durch den Betrachter. Eine eindeutige Interpretation eines Bildes lehnt er strikt ab, mit der Absicht, keinen Einfluss auf den Betrachter nehmen zu wollen, so die Kuratorin Eva Maria Remmert. Mit den gezeigten Werken verpflichtet Thieler den Betrachter zu dem Mitarbeiter, der seine Werke interpretiert. Kunstanwalt deshalb, weil nach seiner Überzeugung die Kunst einer immerwährenden Reflexion durch die Gesellschaft ausgesetzt ist. So gesehen ist Kunst ein Treibsatz für gesellschaftliche Veränderungen im positiven Sinne.

So sieht man Werke des Künstlers vom Beginn seiner Tätigkeit um 1943 bis 1999. Thieler wurde von den Nazis verfolgt, weil seine Mutter eine jüdische Abstammung hatte. Das verhängte Studienverbot führte ihn in seiner letzten Konsequenz in die private Malschule „Die Form“ von Hein König im Münchner Schwabing. Der Widerstand im Untergrund schloss sich mit dem Entwurf von Flugblättern, mit dem Surrealisten Mac Zimmermann, an. Erste Einzelausstellung 1948 in Bremen und Beginn einer Zusammenarbeit mit der Gruppe 49, deren Mitglied und Juror er auch später wurde.

Seine ersten Bilder bis Anfang der 50er Jahre sind noch den Formen und dem klassischen Farbenauftrag geschuldet, mehr oder weniger mit einer Tristesse der damaligen Zeit darstellend. In den

Thieler bei der Malerei auf dem Boden  Foto: © Linde Arndt

Thieler bei der Malerei auf dem Boden
Foto der Ausstellung: © Linde Arndt

50er fängt Thieler aber auch mit seinem Stil an – zaghaft sich von seinem alten Stil lösend. Dann bricht es so Mitte der 60er durch, Thieler wird in seinen Farben immer kräftiger, er verlässt die Staffelei und legt seine Leinwand auf den Boden (Anders geht es auch nicht). Es spritzt, fließt oder tropft. Bewusst oder spontan, impulsiv werden die Farben verteilt. Das Bild wird vom Rand aus aufgebaut. Teilweise werden Strukturen oder Texturen durch die Dicke der Farben sichtbar. Die Leinwände vermitteln einem eine vitale Maler-Persönlichkeit,  die etwas vom Leben will. Versenkt man sich in die Bilder, so stellen die Bilder mit einer klaren emotionalen Sprache einen Dialog mit dem Betrachter her. Auffallend ist, Thieler verwendet 3, höchstens 4 Farben, zuerst nach schwarz tendierend, dann aber immer farbiger, lebensfroher und bejahender werdend. Die Ausstellung ist wie ein Weg, den man mit Fred Thieler gehen kann um ihn in seiner Entwicklung zu begleiten.

Eine durchaus sehenswerte Ausstellung des MKM Museum Küppersmühle.

Hier einige Werke (Fotos der Ausstellung : Linde Arndt)

Informationen

 MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst

Innenhafen Duisburg

Philosophenweg 55

D – 47051 Duisburg

Fon Empfang / Kasse: 0203 / 30 19 48 -11

Fax: 0203 / 30 19 48 -21

office[at]museum-kueppersmuehle.de

ÖFFNUNGSZEITEN:

 Mi 14-18 Uhr

Do / Fr / Sa / So 11-18 Uhr

feiertags 11-18 Uhr

 

Mo / Di geschlossen

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Duisburg

Man sollte eine gewisse Windschnittigkeit besitzen

[jpg] Unsere Kultureinrichtungen, wie Oper, Theater oder Museen, befinden sich in der Regel in den öffentlichen Händen. Öffentliche Hände sind nicht immer in der Lage diese Kultureinrichtungen finanziell so zu versorgen, um geregelte und attraktive Vorstellungen erbringen zu können. Die Sparhaushalte schlagen immer erst bei der Kultur zu. Sponsoren, Stiftungen, Förder- und Freundeskreise oder auch Kofinanzierungen entlasten die Kultureinrichtungen. Die finanzielle Unterausstattung konnte und kann jedoch nie beseitigt werden. Investitionen, welche  die Einrichtungen attraktiver machen würden,  bleiben außen vor. Selbst die laufenden Unterhaltungen, die für einen profitablen Betrieb notwendig sind, unterliegen den Sparbeschlüssen. Die privaten Finanziers sehen sich immer mehr überfordert und können die Lücken nicht schließen. Rücklagen oder Rückstellungen, die betriebswirtschaftlich geboten sind, sind nicht möglich. Ungewissheit statt Planungssicherheit sind der Alltag.

So wundert es nicht wenn sich  Intendanten oder Direktoren einem ewigen Spagat zwischen den Sparanforderungen der Städte und dem kulturellen Auftrag ausgesetzt sehen. Von der Idee und Planung einer guten Ausstellung bis zur Ausstellungseröffnung in einem Museum vergehen Jahre.

Eine Oper oder ein Theaterstück ist auch nicht innerhalb eines Jahres zu realisieren. Planung und Ausführung benötigen jedoch einen sicheren Finanzrahmen, der sich innerhalb der Umsetzung des angestrebten Ereignisses auch verändern kann. Politik und Verwaltung stehen nicht gerade hilfreich zur Seite, vielmehr warten beiden auf den Worst Case.

raimund-stecker

Professor Raimund Stecker, Lembruck-Museum Duisburg
Foto: Linde Arndt

So auch im Falle des Lehmbruck Museums. Professor Raimund Stecker musste nach einer sechsmonatigen Bewährungsphase als Direktor des Lehmbruck Museums gehen. Was war passiert? Im Jahre 2012 fielen dem Museum die Deckenplatten herunter, der Besucherverkehr musste unterbunden werden. Die Deckenplatten wurden allesamt deinstalliert. Im Zusammenhang mit diesem Schaden stellte die Stadt weitere notwendige bauliche Investitionen fest, die letztendlich zu einer vorläufigen Investitionssumme von rund 4 Millionen Euro führten. Das Museum liegt im Duisburger Kantpark der 40 Skulpturen beinhaltet. Die Rasenfläche des Parkes ist in einem erbarmungswürdigen Zustand und lädt sicher nicht zum Besuch des Museums ein. Professor Raimund Stecker ist nun seit Anfang 2010 Direktor des Lehmbruck Museums und beerbte damals Christoph Brockhaus, der in den Ruhestand trat. Stecker, der Kunsthistoriker ist, hat im Lehmbruckmuseum viel neues angestoßen um den Weg des international renommierten Lehmbruck Museums als Skulpturen Museum im Sinne von Wilhelm Lehmbruck zu begleiten und zu befördern. Das ihm dies zur Gänze nicht gelang, war der dramatischen finanziellen Situation der Stadt Duisburg geschuldet. Durch die Finanzkrise und die einhergehenden niedrigen Zinsen, konnte auch die Lehmbruck Stiftung nicht helfen. Stecker, der persönlich eher kein Diplomat ist und sich schon immer mal mit seiner direkten Art unbeliebt gemacht hatte, konnte letztendlich keinen Entscheider auf seine Seite ziehen. Was folgte waren unappetitliche, gegenseitige Schuldzuweisungen hinsichtlich der Situation des Museums. So gab es am Dienstag, 21.05.2013 die endgültigen Trennung auf Gegenseitigkeit mit sofortige Wirkung. Was folgte war noch ein „Nachtreten“ der Stadt, die über ihr Rechnungsprüfungsamt Stecker eine katastrophale kaufmännische Führung attestierte. Spesenbelege, die nicht ordnungsgemäß waren, wurden in dem Testat aufgeführt. Wie gesagt, es muss zwischen der Stadt und Stecker eine unappetitliche Runde gegeben haben. Oberbürgermeister Sören Link musste sich als Kuratoriumsvorsitzenden der Lehmbruckstiftung per Videobotschaft nochmals rechtfertigen. Was bleibt?

Professor Raimund Stecker geht und Frau Dr. Söke Dinkla wird neue Direktorin des Museums.

Ist Frau Dinkla eine Unbekannte? Nein. Sie ist Künstlerische Leiterin für Kunst im öffentlichen Raum der Stadt Duisburg. Macht sich doch gut, eine Stelle gespart. Ist doch sowieso kein Geld mehr für Kunst vorhanden; denn auch Duisburg steckt in der Haushaltssicherung. Und Frau Dr. Söke Dinkla? Von 1996 bis 2000 war Dinkla als Kuratorin am Wilhelm Lehmbruck Museum in Duisburg. In den Jahren 2000 bis 2007 arbeitete sie als Kuratorin für das Kulturfestival »Akzente« in Duisburg. Von 2005 bis 2007 war Dinkla Mentorin für »Public Art« bei der Bewerbung „Essen für das Ruhrgebiet“ Kulturhauptstadt Europas 2010. Sie übernahm im Mai 2007 die Leitung des Kulturhauptstadtbüros RUHR.2010 in Duisburg, daran anschließend ab 2012 die Leitung der Kunst im öffentlichen Raum der Stadt Duisburg. Sie kuratiert sowohl temporäre als auch permanente Projekte im urbanen Raum, wie zuletzt die begehbare Großskulptur „Tiger & Turtle – Magic Mountain“ (Ist eine einer Achterbahn nachempfundene Landmarke auf der Heinrich-Hildebrand-Höhe) von Heike Mutter und Ulrich Genth in Duisburg.

So fügt sich alles zum guten, dem mit Ecken und Kanten ausgestatteten Professor Stecker konnte man keine Windschnittigkeit angewöhnen. Und die Verantwortung für das Lehmbruck Museum?

Das Geld für die aufgelaufenen Investitionen wird jetzt aus dem Stiftungskapital genommen. Warum nicht gleich so? Vielleicht sind ja auch noch ein paar Euro für ein paar Tüten Rasen im Kantpark – sieht besser aus. Die Knieende von Lehmbruck würde dadurch besser präsentiert.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Duisburg

Punsch-Workshop und Filmabend über Beuys

[Duisburg] Schon in der Muppets-Weihnachtsgeschichte heißt es in einem der Lieder über die Weihnachtszeit: "Dies ist, nebst Punsch und heißem Obstsaft, die Zeit der frohen Botschaft!" Auch im LehmbruckMuseum steht die plastikBAR zwischen den Jahren ganz im Zeichen dieses Kultgetränks. In einem Punsch-Workshop am 27. Dezember ´12 zeigen die Barkeeper Dirk Bremmenkamp und Jörg Kalinke vom Barzirkel Ruhrgebiet, was sich beispielsweise aus Maronen-Likör, Zimt und Port-Wein zaubern lässt. Sie verraten das Rezept für einen Jägermeister-Lebkuschen-Punsch und erzählen Geschichten und Anekdoten rund um dieses Heißgetränk. Unter dem Motto "Vier Elemente, innig gesellt, bilden das Leben, bauen die Welt", dem Titel eines Punsch-Lieds aus der Feder von Friedrich Schiller, der den Punsch ebenso zu schätzen wusste wie die Muppets, wird ab 19:00 Uhr zwei Stunden lang gemixt, geklönt und probiert. Bitte beachten Sie, dass die Teilnehmer/innenzahl für diese plastikBAR auf 50 Personen begrenzt ist, zudem bitten wir um vorherige Anmeldung per E-Mail (kunstvermittlung@lehmbruckmuseum.de).

Die Teilnahme kostet 20,00 pro Person.
 
Auch im neuen Jahr setzt das LehmbruckMuseum die erfolgreiche plastiBAR-Reihe fort. Der erste Abend am 3. Januar 2013 ist Joseph Beuys (1921-1986) gewidmet, einem der größten Künstler/innen des 20. Jahrhunderts, der Wilhelm Lehmbruck in der berühmten Rede zum Lehmbruck-Preis kurz vor seinem Tod als seinen Lehrer bezeichnet hat. Gezeigt wird im Rahmen dieser plastikBAR um 19:00 Uhr der Film "Jeder Mensch ist ein Künstler" von Werner Krüger aus dem Jahr 1979, ein einfühlsamer Fernsehfilm, der mittlerweile dokumentarischen Wert hat: Beuys war 1979 durchaus noch umstritten. Der Regisseur macht den ganz eigenen Kosmos des Ausnahmekünstlers anschaulich, indem er grundsätzliche Fragen – "Was ist Kunst?" oder "Was ist Schönheit?" – stellt, die Beuys aus der Perspektive seines berühmten Leitsatzes "Jeder Mensch ist ein Künstler" beantwortet. Dokumentarszenen zeigen Beuys im Gespräch mit dem Autor, im Kreis der Familie und während seiner Aktionen und erleichtern es den Zuschauer/innen, die
Persönlichkeit des Künstlers und die komplexen Facetten seines Schaffens nachzuvollziehen. Zu Wort kommen neben Beuys auch Weggenossen und kritische Beobachter: Heinrich Böll, Charles Wilp, Willi Bongart und Götz Adriani. Die Einführung zu diesem Film hält Michael Krajewski, Kurator am LehmbruckMuseum, 

der Eintritt kostet 8,00 Euro inklusive Begrüßungsgetränk.

Ausgewählte Ausstellungen im LehmbruckMuseum:
 
"Einfach. Eigen. Einzig": Otto Mueller
bis 24. Februar 2013

Hey, Alter …!
bis 28. Februar 2013

47/12 – Kunst aus Duisburg
bis 10. Februar 2013 2012

Wir lieben unsere Sammlung…
… und Max Ernst, Pablo Picasso, Alberto Giacometti, Markus Lüpertz, Duane Hanson und Joseph Beuys.

LehmbruckMuseum
Düsseldorfer Straße 51
47049 Duisburg

www.lehmbruckmuseum.de

 

© Foto: Pascal Bruns / Polynice

Ein Gauck für alle – Antrittsbesuch des Bundespräsidenten in NRW

 

 
Bundespräsident Joachim Gauck
Foto: © Linde Arndt
 [jpg] Warum ein neu gewählter Bundespräsident die 16 Bundesländer in Deutschland besuchen muss ging uns durch den Kopf als wir auf dem Weg nach Düsseldorf waren. Tradition ist das Stichwort. Und diese Tradition ist sehr alt. Als Deutschland noch ein Kaiserreich war, also in der Zeit des „Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation (ab 962)“, hatte der deutsche Kaiser ein Problem, er war nicht mit einer sogenannten Zentralmacht, wie mit Hauptstadt und Regierung ausgestattet.
Damit er aber seinen Staat regieren konnte, zog er von Königreich zu Königreich um sich immer wieder der Treue der damaligen Herrscher zu versichern. Damit das auch immer klappte, nahm er seinen ganzen Verwaltungsapparat direkt mit. So konnte man sofort Verträge schließen oder auch schon mal ein Gerichtsurteil fällen.

Wenn also ein neuer deutscher Kaiser ausgerufen wurde, machte der sich postwendend auf den Weg um die Länder zu besuchen. Erst viel später wurde Berlin als Hauptstadt konzipiert. In der eigentlich jungen Bundesrepublik Deutschland finden wir die alten Königreiche als nunmehr 16 Bundesländer wieder. Und die Fürsten und Könige heißen jetzt Ministerpräsidenten, die über den Bundesrat die Zentralmacht in Berlin kontrollieren. Was aber geblieben ist, sind die Besuchsreisen des Staatsoberhauptes, früher Kaiser und heute halt Bundespräsident. Der Bundespräsident hat in unserer Republik allerdings nicht mehr diese Bedeutung, die die damaligen Kaiser hatten. Geblieben sind die Antrittsbesuche, die in der Vergangenheit ihre Ursache haben. Soweit die Einleitung oder Vorgeschichte.

Nun zum eigentlichen Besuch. Es war kalt,  naß, trübe, grau, halt alles um sich eine Depression einzufangen. Bereits um 8:30 Uhr trafen sich die Medienvertreter im Europasaal der Staatskanzlei zum Sicherheitscheck. Kurz nach 10:00 Uhr ging eine Bewegung durch die Menge – der Bundespräsident ist gelandet. Viele der Kollegen gingen nach unten um am roten Teppich die ersten Bilder machen zu können. Parterre kamen die ersten Minister, Frau Schäfer, Herr Schneider und Frau Löhrmann wurden gesichtet. Per Twitter wurde alles von den Kollegen nach oben zum 11. Stockwerk ins Foyer der Staatskanzlei an die übrigen Kollegen gemeldet.### Motorradstaffel mit Präsidentenlimousine fährt vor ### Daniela Schadt nicht dabei angeblich krank ### Kurzes Getümmel mit den Regenschirmen ### Bundespräsident steigt aus und geht auf den Eingang zu ### Ministerpräsidentin Kraft empfängt ihn am Eingang ### beide lächeln in die Runde ### sie sind auf der Rolltreppe nach oben unterwegs.
Oben entlockten  wir Frau Schäfer und Frau Löhrmann kurze Statements und brachten ein paar Fragen an. Nach dem Eintrag ins Gästebuch sollte es eine gemeinsame Kabinettssitzung geben.

 
Bundespräsident Joachim Gauck begrüßt Ministerpräsidentin Hannelore Kraft in der Staatskanzlei            Foto: © Linde Arndt
 
Eintrag in das Goldene Buch der Staatskanzlei
Foto: © Linde Arndt

Alle Fragen wurden geduldig beantwortet. Beide Ministerinnen gingen in den Kabinettssaal. Kurz danach kam Bundespräsident Joachim Gauck mit Ministerpräsidentin Hannelore Kraft herein. Zielstrebig steuerte er auf das goldene Buch zu und setzte seine Unterschrift in das Buch. Die Ministerpräsidentin überreichte ihm einen Faksimiledruck der „Französischen Zustände“ von Heinrich Heine. Der Bundespräsident war sehr angetan von diesem Geschenk. Ob dieses Geschenk zweideutig war, vermochte niemand zu sagen, nur das Heine als einer der großen Düsseldorfer Söhne gilt wurde als Grund genannt. Aha deshalb. Und warum liegt Heines Grab dann auf dem Cimetière de Montmartre  Friedhof im 18. Arrondissement von Paris?
Wie dem auch sei, Heinrich Heine war auch ein guter Journalist, ein Kollege also. Er hatte den Deutschen sehr viel Kopfzerbrechen bereitet. Das Gastgeschenk „Französische Zustände“ wurde damals zweimal zensiert und galt bis 2010 als verschollen.

Hier ein Auszug aus dem ersten Kapitel:

„Nie ist ein Volk von seinen Machthabern grausamer verhöhnt worden. Nicht bloß, dass jene Bundestagsordonnanzen voraussetzen, wir ließen uns alles gefallen: man möchte uns dabei noch einreden, es geschehe uns ja eigentlich gar kein Leid oder Unrecht. Wenn ihr aber auch mit Zuversicht auf knechtische Unterwürfigkeit rechnen durftet, so hattet ihr doch kein Recht, uns für Dummköpfe zu halten. Eine Handvoll Junker, die nichts gelernt haben als ein bißchen Roßtäuscherei, Volteschlagen, Becherspiel oder sonstig plumpe Schelmenkünste, womit man höchstens nur Bauern auf Jahrmärkten übertölpeln kann: diese wähnen damit ein ganzes Volk betören zu können, und zwar ein Volk, welches das Pulver erfunden hat und die Buchdruckerei und die »Kritik der reinen Vernunft«. Diese unverdiente Beleidigung, daß ihr uns für noch dümmer gehalten, als ihr selber seid, und euch einbildet, uns täuschen zu können, das ist die schlimmere Beleidigung, die ihr uns zugefügt in Gegenwart der umstehenden Völker. „

Wenn man dies liest, so kommt man auf Gedanken die einen sehr großen realen Bezug haben.

Joachim Gauck war ja (als Jugendpfarrer) zu DDR Zeiten schon mal in Düsseldorf und in NRW. Damals war er mit all den Klischees, die es über NRW gab und auch noch immer gibt, hier angereist, Kohl und Stahl, rauchende Schlote. Er war überrascht wie viel grün, also wie viel Natur, er in NRW  zu sehen bekam, so der Bundespräsident. Und weiter, er wolle die Bemühungen sehen, die NRW auf den Feldern der Integration und Innovationen erfahren hat, aber auch den Transformationsprozess sehen, dem NRW ausgesetzt ist. Die Kameraverschlüsse klickten, ein bisschen posen und ab ging es in den Kabinettssaal zur gemeinsamen Sitzung.


Ankunft am  Landtag                                   Foto: © Linde Arndt

 Landtagspräsidentin Carina Gödecke begrüßt
Bundespräsident Joachum Gauck         Foto: © Linde Arndt

Eine kleine Pause und dann ging es für die Medienvertreter zu Fuß vor den Landtag. Es regnete in Strömen, wir erreichten durchnässt unser Ziel. Dort wieder der rote Teppich. Der Bundespräsident fuhr in seiner Limousine, begleitet von einer Motorradstaffel vor, stieg aus dem Fahrzeug und wurde abgelichtet. Durch die Scheiben des Landtages sahen wir Kinder auf den Bundespräsidenten warten. Der Bundespräsident ergriff auch gleich die Gelegenheit mit den Kindern ins Gespräch zu kommen, wobei er an der Maus des WDR nicht vorbei kam. Es fand der „Tag der Medienkompetenz“ im Düsseldorfer Landtag statt. Nachdem sich der Bundespräsident in das Gästebuch des Landtages eingetragen hatte, überreichte ihm Landtagspräsidentin Carina Gödecke einen limitierten Druck des Künstlers Günther Uecker, der mit einem Nagel-Kunstwerk im Düsseldorfer Parlamentsgebäude vertreten ist und ebenso wie Gauck in Mecklenburg-Vorpommern geboren wurde (Gauck wurde 1940 in Rostock geboren).


v.l.:Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, Bundespräsident Joachim Gauck,
Frau Astrid Elbers, Oberbürgermeister Dirk Elbers im Düsseldorfer Rathaus

 Foto: © Linde Arndt
Mit dem Bus ging es für uns ins Düsseldorfer Rathaus in den Jan-Wellem-Saal. Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, Bundespräsident Joachim Gauck, Oberbürgermeister Dirk Elbers mit seiner Frau Astrid Elbers fanden sich ein.
Elbers sprach von der Landeshauptstadt, die den Kunstliebhaber Joachim Gauck schon einmal begrüßen durfte und wo sie damals viele Gemeinsamkeiten entdeckten. Durch die sehr große Wirtschaftskraft kann Düsseldorf nicht ohne Stolz auf seine Schuldenfreiheit hinweisen.Vereinbarkeit von Ehe und Beruf und Famlie sieht Elbers als sein persönliches Anliegen in seiner Stadt. So ist der Ausbau von Krippen und Kitas besonders weit voran gekommen.

Gauck erwiderte: Die Erfolgsgeschichte der Stadt Düsseldorf sollte als Blaupause weiter gereicht werden; denn auf der kommunalen Ebene finden die großen aber auch kleinen Erfolge statt, die den Menschen Mut machen. Und diese Erfolge müssen kommuniziert werden. Oberbürgermeister Dirk Elbers übergab dem Bundespräsidenten ein Jan-Wellem Standbild in Porzellan als Gastgeschenk.
Selbstredend das der Bundespräsident sich auch in das Goldene Buch der Stadt Düsseldorf eintrug.

Die nächste Station war „InnovationCity“ Bottrop im Zentrum für Information und Beratung (ZIB).
Hier wurde der Bundespräsident vom Moderator des Initiativkreises Ruhr, Bodo Hombach, dem Vorsitzender des Aufsichtsrates „InnovationCity“ Ruhr, Dr.Wulf H. Bernotat  und Oberbürgermeister Bernd Tischler empfangen. Da das Wetter etwas aufgeklart hatte, waren auch einige Bürger vor dem Zentrum die dem Bundespräsidenten zu riefen und winkten. Der Bundespräsident genoß diese Zuwendungen sichtlich und begrüßte die Bürger mit Handschlag. Im ZIB hatten sich in der Zwischenzeit Vertreter der Wirtschaft eingefunden.
Bodo Hombach rief dem Bundespräsidenten in seinerb Rede zu: „Es tut uns gut, dass sie gekommen sind!“

v.l: Bodo Hombach, OB Bernd Tischler, Bundespräsident Joachim Gauck, Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und Dr. Wulf  H. Bernotat  Foto: © Linde Arndt

Oberbürgermeister Bernd Tischler freute sich über die Aufwertung des Bottroper Klimaschutzprojektes „InnovationCity“ durch den Besuch des Bundepräsidenten. Bottrop ist inzwischen über alle Grenzen ein begehrter Gesprächspartner im Bereich Einsparung von Co2.  Bottrops Zielsetzung ist die Einsparung von CO2 in Höhe von 50%. Um dieses Ziel zu erreichen hatte Oberbürgermeister Tischler schon einiges vorzuweisen, wie er in seinem 10 minütigen Vortrag bewies.

Um die schon geleisteten Arbeiten an einem konkreten Beispiel zu erläutern fuhr der gesamte Tross nach Bottrop Welheim zur Familie Kronenberg. Die Familie, Vater Marco, Mutter Tanja und die beiden Söhne  warteten freudig auf den Bundespräsidenten um ihm die Fortschritte der Arbeiten bei der energetischen Sanierung ihres Hauses zu zeigen. Im Innenbereich des denkmalgeschützten Hauses ist die Sanierung weitgehend abgeschlossen. In der historischen Arbeiter- und Gartensiedlung Welheim hatten sich inzwischen die Anwohner um das Haus der Familie Kronenberg eingefunden als der Bundespräsident, die Ministerpräsidentin als auch der Oberbürgermeister eintrafen, die von einer 7 köpfigen Kradstaffel mit Blaulicht angeführt wurden.
Viele Anwohner winkten und trugen Deutschlandfähnchen bei sich, die sie in den Rasen des Kronenberg Hauses einsteckten. Als der Bundespräsident ausstiegt und die lachenden und winkenden Anwohner sah, ging er spontan auf sie zu, drückte die entgegengestreckten Hände und unterhielt sich mit den Menschen. Er ging auf Fragen ein, so, als wenn er alle Zeit der Welt hätte. Das Kronenberg Haus wurde dann gemeinsam besichtigt, wobei nach der Besichtigung nochmals der Bundespräsident auf die Bewohner der Siedlung zu ging.

Der Tag war noch nicht zu ende, Duisburg-Hochfeld stand noch auf der Besuchsagenda des Bundespräsidenten. Stichwort: “Kein Kind zurücklassen“ ein Projekt der Landesregierung. Duisburg-Hochfeld ein sozialer Brennpunkt?
Nein,um Gottes Willen. Denn  86 % der Kinder haben ausländische Wurzeln und stammen aus 21 Nationen. Was wundert es wenn diese Besonderheit als Herausforderung gesehen wird und daraus eine „Intergrationsschmiede“ gemacht wurde.

So wurde der Bundespräsident im Familienzentrum Immendal mit angeschlossenem Kindergarten von Oberbürgermeister Sören Link und der Leiterin des Familienzentrums Sylvia Rehage herzlichst begrüßt. Gauck musste sich erst einmal den  Kindern widmen, bevor das kleine Programm ablief. Es war eine Integration der besonderen Art, Joachim Gauck war im Familienzentrum integriert. So funktionieren Netzwerke im Ruhrgebiet, man ist sofort ohne Probleme drin. Der Besuch klang mit einem Lied und einem schunkelnden „hohen Besuch“ aus.

Der Antrittsbesuch ging noch bis ca. 20:00 Uhr und endete mit einem Bürgerempfang, wobei der Gästeschwerpunkt auf den Bereichen Ehrenamt, Integration und Innovation lag.

Nachbemerkungen zum Besuch:

Der Bundespräsident war bei den Besuchern, sofern das Wetter es zuließ, augenscheinlich sehr beliebt und wurde seinem Ruf als „Menschenfischer“ gerecht. Sein einnehmendes Wesen brachte ihm sofort die Sympathien der Menschen.
Leider war er über unser Land, das immerhin rund 25% der Bevölkerung der Bundesrepublik darstellt, nicht gerade sehr aufgeklärt worden. An einem Tag NRW kennenlernen zu wollen ist doch mehr als ambitioniert. Einmal sprach er Westfalen an, welches er auch gerne kennen gelernt hätte. Wusste er denn nicht, dass große Teile des Ruhrgebietes administrativ zu Westfalen gehören? So war er in der Stadt Bottrop, die zwar zum Ruhrgebiet gehört, jedoch auch zum Regierungsbezirk Münster und damit zu Westfalen. So kann es kommen. Macht ja nichts, wir kommen mit unserem Land NRW klar. Wünschenswert wäre auch eine Gesprächsrunde mit der anwesenden Presse, die Räumlichkeiten gab es ja. Gauck ist eine ohne Zweifel interessante Persönlichkeit. Nur was nutzt dies wenn diese Persönlichkeit bei Besuchen nur „den Gauck“ spielen darf und nur an anderer Stelle seinen Gedanken freien Lauf lässt.

Zu guter Letzt müssen wir uns bei den Kollegen bedanken die sich, Twitter sei Dank, bemüht hatten den Kollegen und damit auch uns ihre gewonnenen Information zu übermitteln. Dieses kleine Netzwerk hat hervorragend funktioniert – übrigens beidseitig. Danke.

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus NRW

Besuchen Sie auch die Fotostrecke auf
http://www.lindearndt.de/index.php?/category/43  mit weiteren Bildern des Antrittsbesuches

 

Wanderer zwischen den Welten

 

   
v.l: Kuratorin Dr. Eva Müller-Remmert und Walter Smerling, Direktor MKM Museum Küppersmühle
 

[jpg] Bernard Schultze, ein deutscher Künstler, ein Wanderer oder auch ein Träumer. 2005 ist er fast 90 jährig gestorben. Bis zuletzt lebte er seine Kunst. Dabei hätte er nach dem 2.Weltkrieg der Kunst lebewohl sagen können, denn ein Luftangriff zerstörte alle seine bis dahin geschaffenen Werke. Nicht so Bernard Schultze, er war schon auf einem Weg, einem Weg der sich in seinen Kunstwerken widerspiegelte. Er war auf diesem Weg ein Wanderer der suchte und viele Stationen durch lief, eine spannender als die Andere. Dazu kam für ihn die Wiederendeckung der informellen Kunst, des Informells. Keine Form, nicht Gegenstand alles ist fließend und grenzenlos.

So erweiterte er sein Œuvre um Skulpturen, die er als „Migofs" bezeichnete. Eine Wortschöpfung, sicher. Es zeigte aber auch seinen Hang zur Sprache wo er die Lyrik für sich entdeckte. Seine Spinnwebenschrift, Gedichte und Bilder verwunderte niemanden, denn er war doch ein Mensch, der sich  in einem inneren Dialog befand. Und so kommen wir zu den Welten, die Bernhard Schultze nach Belieben als Wanderer betrat. Es sind Welten wie Goethe sie in seiner „Seligen Sehnsucht“ in seinem „West-östlichen Divan“ so tiefsinnig zeichnete. Und so heißt es da in den letzten beiden Strophen:

 

Keine Ferne macht dich schwierig,
Kommst geflogen und gebannt,
Und zuletzt, des Lichts begierig,
Bist du Schmetterling verbrannt.

Und so lang du das nicht hast,
Dieses: Stirb und werde!
Bist du nur ein trüber Gast
Auf der dunklen Erde.

 

 Er (Schultze) verbrannte nicht, er kam der lebenspendenden Flamme jedoch immer näher und wusste um diese Werdung eines jeden Künstlers. Es ist immer eine Gratwanderung und sie inspirierte ihn immer aufs Neue. Seine großformatigen Bilder sind in ihrer Entstehung von einem Punkt beginnend eine Wanderung über die Leinwand, wo in einem Prozess ein atemberaubendes Werk entstand.

Collagierend seine Zungen-Collagen, die feine filigrane mäandernde Verästelungen aufweisen aus denen diese Zungen herausragen. An einem anderen Werk mag man sich bei naher Betrachtung in seine verwirrenden Strukturen verlieren. Wer hat es nicht schon erlebt, im Sommer auf einer grünen Wiese liegend, sich in den über sich dahin ziehenden Wolken zu verlieren. Ja, Bernard Schultze verleitet dazu sich zu verlieren, dieser Welt zu entfliehen um in einer vielleicht besseren Welt sich wieder zu finden. Und so sagte er 1990:

Das wichtigste, mein Zentrum, sind die großen narrativen Bilder, die große, ja endlose Erzählung, weil während des Malens […] immer wieder das Erzählerische ‚reinkommt, das Erzählerische nicht in Gegenständen, sondern in Formen, die man nachher entschlüsseln kann, wo man sagt: Was ist das? Das ist ein Gesicht von einer Hexe, das sind fliegende wilde Vögel! Ich gebe auch den Bildern die Titel in dieser Richtung, das lasse ich alles kommen […] – meine Arbeit ist die Kontrolle und der Bau, die große taktische Planung dieser Bilder.“

 

Muss man da noch was hinzufügen?

Sein „Fratzentanz um Atomängste“ zeigt sehr feinfühlig die verlogenen nicht vorhandenen Perspektiven der gesellschaftlichen Akteure. „Hofmanns Eskapaden“ erinnern an E.T.A.Hofmann diesen Dichter der sicherlich heute als Fantasiedichter durchgehen würde. Diese Eskapaden zeichnen eine Fantasiewelt der man sicher einmal folgen sollte, „Lebensansichten des Kater Murr“ ist z.B. so eine Welt von Hofmann, die zu solchen Inspirationen führen.

Dann wandte er sich den Skulpturen zu, die er „Migofs“ nannte. Es sind körperlose Figuren, die losgelöst eine figurative und assoziative Szenerie darstellen. Da quillt es, verzweigt sich, ist bespickt, steht – aber nicht auf Füßen –  es mutet an und macht neugierig. Sein „Turm-Migof“ ist so ein Exponat: Es entsteht hier etwas aus sich selber. Jedoch scheinen sich Wesen in diesem Exponat eingenistet zu haben, die dieses Werk nach vorne gebracht haben.

 
"Lynth"
   
"Turm-Migof"
   
"Herbst-Blätter-Scheuche"

Schultze reichte die Dimension der Malerei nicht. Er wollte die Grenzen überschreiten, immer wieder und so wie man es sieht mit großer Freude. Es ist seine Welt in der er sich staunend bewegte, sie auslotete und wieder mit einem Werk zurück kam. Avantgardist war Bernhard Schultze in seiner Zeit. Und Heute? Er ist einer der großen Künstler des 20. Jahrhunderts, den niemand missen möchte.

Das MKM Museum Küppersmühle zeigt in einer eindrucksvollen Retrospektive eine umfangreiche Werkschau von Bernard Schultze, die es ermöglicht in die Welt des Künstlers einzutauchen. Es sind Schlüsselwerke, die von Dr .Eva Müller-Remmert aus vielen Museen und Sammlungen mit der im MKM beheimatete Sammlung Ströher vereinigt wurden. Es ist eine Ausstellung, die einen in eine Gefühlswelt des Staunens führt und die neugierig auf jedes Exponat in diesen Welten macht.

 

Zur Ausstellungseröffnung sprachen:
Walter Smerling, Direktor
MKM Museum Küppersmühle

Dr. Eva Müller-Remmert
Kuratorin der Ausstellung

Petra Roth
ehemalige Oberbürgermeisterin
Frankfurt am Main

 

Kuratiert wurde diese Ausstellung von Frau Dr. Eva Müller-Remmert.

BERNARD SCHULTZE – GEGENWELTEN

19. Oktober 2012 – 20. Januar 2013

 

Öffnungszeiten Führungen:

Mi 14 – 18 Uhr Jeden Sonntag 15.00 Uhr
Do – So 11 – 18 Uhr sowie nach Vereinbarung
Feiertage 11 – 18 Uhr

 

Eintrittspreise

Ausstellungen 4,– €, Sammlung 6,– €, gesamtes Haus 8,– €,
ermäßigt 4,– €, Gruppen ab 10 Personen 4,– €, Kinder und Schüler frei

 

Katalog

Wienand Verlag, 2012, 150 Seiten, 29,80 € (Museumsausgabe)
ISBN 978-3-86832-125-8

 

Begleitprogramm

Im Labyrinth des Bernard Schultze: FarbPhantom und FormGespinst

 

Sonderführung mit Sabine Falkenbach
Mittwoch, 14. November 2012 – 16.30-17.30 Uhr
Eintritt: 8,– Euro an der Museumskasse, inkl. Eintritt in die Ausstellung
Anmeldung im MKM unter office@museum-kueppersmuehle.de
oder Telefon 0203 / 301948 -10

Das Koloristische und das Phantastische

Die Welt im Farbenrausch: Von Adam Elsheimer (1578-1610) bis zu James
Ensor (1860-1949) und Bernard Schultze (1915-2005)
Kurzseminar mit Sabine Falkenbach
Mittwoch, 21. November 2012 – 16.00-17.30 Uhr
Eintritt: 8,- Euro an der Museumskasse, inkl. Eintritt in die Ausstellung
Anmeldung im MKM unter office@museum-kueppersmuehle.de
oder Telefon 0203 / 301948 -10

 

Perlschwarz und schwer die Sommernacht“

Gedichte und Texte von und über Bernard Schultze
Lesung und Führung mit Sabine Falkenbach und Jörg Mascherrek
Mittwoch, 28. November 2012 – 18.30 Uhr
Eintritt: 9,- Euro an der Museumskasse, inkl. Eintritt in die Ausstellung,
Einlass ab 18.00 Uhr
Anmeldung im MKM unter office@museum-kueppersmuehle.de
oder Telefon 0203 / 301948 -10

 

Über die Gegenwelten des Bernard Schultze

Gespräch mit Peter Iden (Theater- und Kunstkritiker), Walter Smerling (Direktor
MKM) und Jörg Mascherrek (VHS Duisburg) in der Ausstellung
Donnerstag, 17. Januar 2013 – 18.30 Uhr
Eintritt: 6,- Euro an der Museumskasse inkl. Eintritt in die Ausstellung,
Einlass ab 18.00 Uhr
Anmeldung im MKM unter office@museum-kueppersmuehle.de
oder Telefon 0203 / 301948 -10

 

 

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Duisburg

[Fotos: © Linde Arndt – weitere Fotos in der Gallery]

Der ewige Kampf zwischen Kopf und Bauch

   
Pressekonferenz im Dampfgebläsehaus der Jahrhunderthalle, Bochum v.l. Michal Rovner / Professor Heiner Goebbels / Lemi Ponifasio
 

[jpg] Sie haben schon einmal eine Oper gesehen? Klar. Da gibt es die Ouvertüre mit einem Leitthema, drei Akte. Das wesentliche ist jedoch: Sowohl in der Komposition als auch im Libretto gibt es eine „Linie“ nach der das Stück aufgebaut wird und letztendlich zu seinem Ende kommt.Vergessen sollte man in diesem Jahr diese Regeln. Musik und Text müssen nicht einer Linie folgen. Oder doch?

Am 6. August 2012 war die Auftaktpressekonferenz der Ruhrtriennale 2012/2013/2014, es geht also wieder los.

Der amerikanische Komponist John Cage wäre in diesem Jahr ( 5. September ) 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Grunde hat sich Professor Heiner Goebbels entschlossen für die Aufführung von Europeras 1+2 die Regie zu übernehmen. Am 17. August ist Premiere und sämtliche Vorstellungen sind restlos ausverkauft, übrigens, wird an diesem Tage Professor Heiner Goebbels 60 Jahre alt.

Warum Cage? Nur weil er 100 Jahre geworden wäre? Nein. Cage deshalb, weil er als Amerikaner mit dieser Oper den Europäern zeigen wollte, dass auch die USA eine eigene Identität haben sollten. Cage deshalb, weil er mit dieser Oper ein experimentelles Werk geschaffen hat. Cage deshalb, weil gerade die Ruhrtriennale bekannt ist für ihre außergewöhnlichen Produktionen. Kurz, es gibt viele gute Gründe Cage zur Aufführung zu bringen.

Zur Oper selber.
Es gibt auf der Bühne 64 aufgemalte Felder in der 100 Meter weiten Jahrhunderthalle in Bochum. Es gibt 10 herausragende SängerInnen, die von ~ 30 Instrumentalisten und von ~60 Assistenten unterstützt werden. Und dann gibt es noch den Zufallsgenerator. Dieser Zufallsgenerator ( I Ging ) wirft nach einer bestimmten Einstellung eine Feldnummer und meinetwegen eine Arie aus 128 bekannten europäischen zur Verfügung stehenden Opern aus. Zu den Opern gibt es 32 Bilder. Kostüme und Bühnenbilder ergeben sich. Europera 1 dauert 90 Minuten und Europera 2 dauert 45 Minuten. So ist der Regisseur vor der Vorstellung teilweise selber gespannt auf den sich ergebenden Verlauf.

Während der Aufführung entsteht somit eine neue Oper oder aber auch ein neues Gesamtwerk, welches aber so nicht wiederholbar ist. Es sind zwar alles alte Werke der letzten 200 Jahre aber durch die willkürliche Zusammensetzung entstehen neue Melodien, Szenen die zwar bekannt, aber in ihrer Zusammensetzung so noch nie gehört wurden. Problematisch wird es für Menschen die in ihrer Neugier schwach ausgeprägt sind. Man muss sich schon darauf einlassen können. Wie sagte der Intendant der Ruhrfestspiele Recklinghausen Dr. Frank Hoffmann so treffend: Seien Sie neugierig.

Außer  Cages Europera 1& 2 seien noch folgende interessante Vorstellungen erwähnt:

"Lecture on Nothing"

Robert Wilson liest John Cage
            22.  August 2012, 28. August 2012
            Jahrhunderthalle Bochum
 
Künstlergespräch Europeras 1&2

mit Heiner Goebbels und dem Produktionsteam der Inszenierung
19. August 2012, 31. August 2012, 2. September 2012
            Jahrhunderthalle Bochum

tumbletalks 1 – 8

Heiner Goebbels / Holger Noltze
            ab 17.  August 2012
            Museum Folkwang, Essen

 "Current"

Kommen wir zu der anwesenden Künstlerin Michal Rovner. Die israelische Künstlerin ist mit ihrer Arbeit „Current“, die am 18. August in der Mischanlage, Zeche Zollverein, Essen, präsentiert wird, vertreten.

„Datazone 1, cultur table #, 2003"
Parallel wird in den Räumen des  Museums Folkwang ein weiteres Werk „Datazone 1, cultur table #, 2003 zur Ausstellung gelangen.

Mit Tumbletalk 2 wird am nächsten Tag dem 19. August ein Gespräch mit Michal Rovner und Michael Morris stattfinden.

 
Michal Rovner

 Michal Rovner hat mit ihrem Werk „current“ Spuren und Zeiten der Mischanlage aufgenommen und diese in einer Videoarbeit umgesetzt. Die Mischanlage wurde für die Vermengung von verschiedenen Kohlequalitäten gebraucht. Über die Jahre entstanden Rückstände aus den vergangenen Produktionsprozessen. Nimmt man nun die Bauweise der Anlage, den Nutzungs- und Abnutzungsgrad als auch die verbliebenen Rückstände, ergeben sich drei Terminis die dem Kunstwerk zu Grunde liegen.

Rovner ist bekannt für Grenzüberschreitungen in ihrer Kunst, indem sie Grenzen überdehnt um letztendlich ihre Belastbarkeit zu erkunden. Es scheint ihr Spaß zu machen Räume zueinander in eine andere Beziehung zu setzen um sie damit einer Stresssituation auszusetzen. 

Als Israelin wurde sie einer ständigen wechselnden Realität ausgesetzt, deren Gefährdungsgrad sie immer in die Nähe eines mittleren Bebens brachte.
Zu Michal Rovner sei auch gesagt, dass sie eine international anerkannte zeitgenössische Künstlerin ist, die mit Professor Heiner Goebbels seit 2005 eine enge künstlerische Partnerschaft einging. Mit dem Werk „Fields of Fire“, einer großen Video- und Klanginstallation im Jeu de Paume/Paris, hat sie sich einen internationalen Namen gemacht.

„Prometheus“

Vorgestellt hatte sich nunmehr Lemi Ponifasio, gebürtig aus Samoa, als internationaler renommierter Regisseur  und Choreograf Neuseelands. Er wird in der Duisburger Kraftzentrale Carl Orffs ungekürztes Musiktheater „Prometheus“ nach Aischylos  am 16. September (Premiere) zur Aufführung bringen. Wobei nicht unerwähnt bleiben sollte, dass dies eine Neuinszenierung sein wird und darüber hinaus Ponifasios erste Musiktheaterarbeit darstellt. Ponifasio und Carl Orff, zwei Künstler die sich beide  auf die Ästhetik des Beginns (Archetypus) eines wie auch immer gearteten  menschlichen Dialogs zurückziehen. Wobei Prometheus, der Kulturbringer schlechthin, beiden den Stoff liefert, den sie für diese, ihre Arbeit,  gesucht haben. Pontifasio setzt Prometheus in unsere heutige Zeit in der der moderne Mensch sich in der beschleunigten Welt ausgesetzt fühlt. Prometheus und der moderne Mensch begehren in ihren Welten auf um eine andere Welt einzufordern. Regie führt Peter Rundel, Chor wird von dem stimmlich bewährten „Chorwerk Ruhr“ nunmehr unter der Leitung von Florian Helgath, gestellt. Die Tänzer der MAU Company werden die Aufführung verstärken und Prometheus wird von Wolfgang Newerla gesungen.

 
Lemi Ponifasio                


Klicken um als PDF zu vergrößern
  Es ist nicht alles beschrieben worden was in der Pipeline ist. Bis zum 17. August werden 900 Künstler angereist sein, die teilweise aus Übersee kommen. Es werden über 100 Veranstaltungen, 37 Produktionen auf 12 verschiedenen Spielstätten aufgeführt. 30 Vorstellungen sind schon ausverkauft, viele haben nur noch Restkarten zu bieten. Wenn es so weiter geht, wird die Ruhrtriennale 2012 eine Auslastung von über 85% haben. Es geht um die Metropole Ruhr und nur dafür ist die Ruhrtriennale geschaffen worden. Jedoch landete der Bereich Kultur in der Metropole Ruhr in einer Studie der Hamburger Berenberg Bank  im unteren Mittelfeld.  Lediglich die Stadt Essen konnte einigermaßen im Kulturranking punkten. Stuttgart, Dresden oder Berlin sind die Städte auf den vorderen Plätzen. 
Wenn man allerdings weiß wo man steht, so kann man seine Kräfte bündeln um nach vorne zu kommen.

Kultur ist und bleibt ein inzwischen harter Faktor bei der Standortfrage eines industriellen Betriebes. Warum? Kultur ist das „Schmiermittel“ der ersten Wahl in einer intakten Gesellschaft. Ein Trost, es wird noch weitere Studien geben. Die Metropole Ruhr wird sicher seine Chancen nutzen.
Bei 900 Künstlern sollte das oben genannte nicht alles sein, woran die Ruhrtriennale arbeitet um am 17. August die Spielzeit 2012/2013 zu beginnen.

Rafael-Lozano Hemmer
Am 17. August wird im Westpark hinter der Jahrhunderthalle Bochum eine interaktive Lichtinstallation, „Pulse Park“ von Rafael-Lozano Hemmer die Besucher überraschen. Der kanadisch-mexikanische Künstler Rafael-Lozano Hemmer  verwandelt mit Einbruch der Dunkelheit den Westpark in einen Lichtpark. Die gemessenen Herzschläge der Besucher steuern einen computergesteuerten Sensor, der übernimmt diese Schläge um sie sodann in Licht- und Tonsignale umzusetzen. Der gesamte Park wird dadurch zu einem einmaligen Begegnungsraum.

"Our CenturY"

Seit dem 16. Juli werden Folke Köbberling und Martin Kaltwasser mit einem Bauprojekt „Our CenturY“ rund um die Jahrhunderthalle Bochum bis zum 30. September mit über hundert Freiwilligen eine Alternative zum derzeitigen sozialen Zusammenleben sichtbar machen. Irgendwie erinnern die beiden an Alexander Mitscherlich mit seinem „Die Unwirtlichkeit unserer Städte. Anstiftung zum Unfrieden“. Unsere heutigen Städte stehen alle vor dem Kollaps, sind fast unbewohnbar, so dass die Menschen aus den Städten fliehen. Folke Köbberling und Martin Kaltwasser setzen unserer eindimensionalen realen Lebensumwelt einen kritischen Widerstand entgegen. Der Fortgang der Arbeiten kann jederzeit bei freiem  Eintritt besichtigt werden. Auch ein Mitmachen ist jederzeit möglich.

 
Folke Köbberling, dahinter v.l. Martin Kaltwasser und Professor Heiner Goebbels                

Ein weiterer Schwerpunkt der Professor Heiner Goebbels am Herzen liegt, sind Studierende aller Fachrichtungen. Während der Ruhrtriennale 2012 wird es einen „Internationalen Festivalcampus“ geben. Dozenten, Studierende und Künstler aus 12 unterschiedlichen Hochschulen des In- und Auslands werden in einen Diskurs mit dem Theater als eigenständige Realität treten. 150 Teilnehmer  werden mit dem Team der Ruhrtriennale eine sicherlich spannende und interessante aber auch strittige Begegnung haben. Des weiteren wird StudentInnen < 27 Jahre auf alle Vorstellungen ein 50% iger Rabatt eingeräumt – dies ist einmalig für die Ruhrtriennale. Auch sind weitere Vergünstigungen für StudentInnen <27 Jahre durch die Intendanz der Ruhrtriennale veröffentlicht worden. Erwähnt sei das „Last-Minute Ticket“ oder der Studentenpass, aber es wurden auch 50 Freikarten für StudentInnen verlost.


Professor Heiner Goebbels im Gespräch
  Selbstredend sind die Aktivitäten die Professor Heiner Goebbels bist jetzt entwickelt hat andere als die seiner Vorgänger.

Und bis jetzt war es immer ein herausragendes Erlebnis die verschiedenen Intendanten vom Gründungsintendant Gerard Mortier angefangen über Jürgen Flimm und Willy Decker mit ihren Arbeiten zu begleiten.

Heiner Goebbels wird mit seiner Persönlichkeit einen weiteren Pfeiler für die Geschichte der Ruhrtriennale darstellen.

Gefühlsmäßig, also mit dem Bauch, sollten wir in den Stücken Wege erkennen, neue Wege, der Kopf sollte diese Wege alsdann benennen können. Kampf entsteht nur dann wenn unsere Unsicherheit uns nicht verlässt.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Bochum

[alle Fotos © Linde Arndt]