Beiträge

Bundespräsident Joachim Gauck wird keine weitere Amtszeit anstreben

Bundespräsident Joachim Gauck Foto: (c) Linde Arndt

Bundespräsident Joachim Gauck Foto: (c) Linde Arndt

[jpg] Bundespräsident Joachim Gauck wird im nächsten Jahr nicht mehr für eine weitere Amtszeit zur Verfügung stehen. Mit dieser heutigen Entscheidung hat der Bundespräsident die etablierten Parteien in schwere Bedrängnis gebracht. Trotz allem stimmt es was Bundespräsident Joachim Gauck sagte, Deutschland befindet sich in einem guten Zustand und es dürften keine Probleme sein einen geeigneten Nachfolgekandidaten zu finden. Im Rückblick muss man bei aller Kritik an Bundespräsident Joachim Gauck eines anerkennen, er hat die Beschädigungen des Bundespräsidentenamtes, die seine Vorgänger Horst Köhler und Christian Wulff zu vertreten hatten, beseitigt, der Bundespräsident ist wieder wer. Trotzdem ist er nie an den hoch geachteten und geschätzten Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker heran gekommen.

Die Parteien haben jetzt ein großes Problem, nämlich, eine Person zu finden die diesem Amt gerecht wird. Die Personaldecke der Parteien ist dünn gesät geachtete und geschätzte Personen für dieses Amt  zu finden. Die zur Zeit gehandelten Personen kommen nicht einmal im Ansatz an Gauck oder von Weizsäcker heran, eher an Köhler oder Wulff. Ob die Parteien den Mut haben eine Person zu nehmen, die nicht auf der Agenda der etablierten Parteien zu finden ist und darüber hinaus auch noch öffentlich zu vermitteln ist? Ich denke da an die hochgeachteten Richter unseres Bundesverfassungsgerichtes die allesamt unaufgeregt über Jahre unsere Demokratie hoch hielten. Was Roman Herzog konnte, kann heute ein Udo di Fabrio sicher auch.

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik

Unser Europa ist aus der Erkenntnis geboren

 
Bundespräsident Joachim Gauck Foto: © Linde Arndt
   [jpg] Aus dem Umfeld des Bundespräsidenten wurde immer wieder betont, es würde eine große Rede werden. Würde der Bundespräsident an die Reden von Herzog, Weizäcker oder Rau anknüpfen können? Es sollte keine Ruck Rede wie seinerzeit die Rede von Bundespräsident Roman Herzog sein . Auch sollte es keine Adlon Rede mehr geben, vielmehr wollte der Bundespräsident seine Rede in seinem Amtssitz „Schloss Bellevue“ als Forum vor 200 geladenen Gästen verstanden wissen. Thematisch wolle er sich zu Europa äußern, so der Bundespräsident. Für die Statistiker: die Rede dauerte rund 51 Minuten und wir zählten 5124 Worte.
Es war eine „rührseelige“ Rede, reinste Prosa die von einem deutschen Präsidenten an Deutschland und Europa gerichtet wurde.

Joachim Gauck bekannte sich zwar zu Europa und der europäischen  Idee, man konnte ihn allerdings nicht als überzeugten und kämpferischen Europäer ausmachen. Seine Rede war eine Erzählung über einen Traum den er, der Bundespräsident, träumt. Es ist allerdings mehr ein Wunsch den er hegt, der allerdings nicht erfüllbar ist. So bleiben nur die Facetten seiner Rede die man unterstreichen sollte und auch bejahen kann.
Da ist seine Feststellung, dass es ein bequemes Europa nicht geben wird oder das Europa, welches von seinen Mitgliedern Vertrauen abverlangt. Da ist sein Wunsch nach einer Agora für Europa oder einer überall vorhandenen und abrufbaren Kommunikation – verständliche Wünsche.

Lassen Sie uns  einmal in Form von Stichworten die Rede durchforsten.

Stichwort: Vertrauen

Ja wir haben in Europa eine Vertrauenskrise, wie Gauck richtig bemerkt. Nur wer vertraut hier wem nicht? Der Vertrauensverlust spielt sich nicht auf der Ebene der Völker ab, die Griechen, Spanier oder Italiener misstrauen nicht dem deutschen Volk. Sie misstrauen der deutschen Regierung, dem IWF oder der EU und ihren eigenen Regierungen. Es ist eine Krise vom Volk zu den Institutionen, Administrationen, Regierungen, nicht zu den Bürgern des eigenen und anderen Landes. Die zweite Ebene der Vertrauenskrise ist, es misstrauen sich die  Institutionen, Administrationen, Regierungen untereinander, ja sie versuchen sich sogar aus- und abzugrenzen. Man erinnere sich als die deutsche Regierung mit ihren Medien ein Dauerfeuer auf Griechenland abfeuerte um dieses Land zum Austritt aus der Eurozone zu bewegen. So sieht keine Solidargemeinschaft aus, die auf Vertrauen basiert. Und zu guter Letzt misstrauen die kleinen EU Staaten, wie Polen, Belgien oder Griechenland den großen Frankreich, Deutschland und Großbritannien. Großbritannien traut Deutschland und Frankreich nicht so recht, wegen der Besonderheit der Élysée-Verträge und der daraus resultierenden beiderseitigen Konsultationen.

Stichwort: EU

Es existiert ein Spiel auf nationaler Ebene. Alles was man auf nationaler Ebene nicht lösen mag, schiebt man auf die Brüsseler Zentrale. Wir können keinen nationalen Alleingang machen, so ist die gängige Sprachregelung. Dieses „schwarze Peter Spiel“ funktioniert vorzüglich und führt die Bevölkerung der einzelnen Staaten damit zu der bekannten EU Müdigkeit oder Verdrossenheit. Die EU wird damit als Prügelknabe von allen nationalen Staaten benutzt. Nur man fragt sich doch, wieso im Consilium, wo der Rat immerhin in 10 verschiedenen Fachzusammensetzungen mehrmals im Jahr tagt, die Probleme mit den Kollegen Regierungschefs oder Fachminister nicht sofort geklärt werden? Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit sieht für mich anders aus.

Stichwort. Gemeinsame europäische Erzählung

Gauck erkennt zwar den Beginn der europäischen Geschichte durch die Griechen und die Römer als wesentliche europäische Kulturbringer irgendwie an, will sie aber nicht als Beginn der europäischen Geschichte gelten lassen.  Wer denn sonst als die antiken Griechen haben uns Europäern  Europa gebracht? In der europäischen Erzählung sind nicht nur Paukenschläge, wie die französische Revolution, zu registrieren, nein es geht auch etwas kleiner. 1791 verabschiedete das polnische Volk die erste Verfassung in Europa, die zur damaligen Zeit eine moderne Verfassung war. Logischerweise wurde diese Verfassung in den Folgejahren durch die Nachbarstaaten Preußen und Russland wieder kassiert. Als Beispiel habe ich Polen gewählt, weil Polen zu einer Gruppe der kleinen Staaten gehört aber nicht weniger selbstbewusst als die großen Staaten auftritt. Aber diese Erzählung könnte ja weiter gehen, indem wir die großen Europäer der Geschichte erkennen und ihr Tun als europäisch einordnen. Denken wir an den Vater der modernen Marktwirtschaft den Briten Adam Smith. Moderne Volkswirtschaften auf unserem Globus nehmen diese Theorien als Grundlage für ihr wirtschaftliches Handeln.

Stichwort: Identifikation

Die Unsicherheit und Angst, die Gauck hier anspricht und eine Identifikation der europäischen Bürger verhindert, kann nur in signifikanter Weise bei den Regierungen verortet werden. Und diese Regierungen sind es auch die diese ihre eigenen Ängste an ihre Bürger weiter geben. „Mut“ sich mit Europa einzulassen und in Folge sich mit Europa zu identifizieren müsste man den Camerons, Merkels oder den Ruttes zusprechen und nicht den Briten, Deutschen oder Holländern. Bis auf kleine Niggeligkeiten sind die Bürger in ihrer Mehrheit doch schon Europäer und leben dies auch. Den Rückfall in Einzelstaatlichkeiten kann man in der Regel nur noch bei einem Länderspiel beobachten und das  ist auch nachvollziehbar.

Stichwort: Integration

Hier sieht Gauck die Bürger der EU die Takt und Tiefe der Integration bestimmen. Tatsächlich ist es aber so, dass die Bürger der EU viel weiter in der Umsetzung der Integration sind und die Institutionen der EU dies nicht wahrhaben wollen. Ich denke die Regierungschefs haben in ihren Köpfen noch immer die einzelstaatlichen Grenzen, die die Mehrheit der EU Bürger schon längst beseitigt haben.

Stichwort: Gründung

„Wir haben auch keinen Gründungsmythos…“, so der Bundespräsident. Wenn Gauck sich  auf die griechische Mythologie bezieht so mag er Recht haben. Dies reicht sicher nicht. Würde er sich allerdings auf die anerkannten Geschichtsbücher beziehen, so irrt er.
Der europäische Gründungsmythos bezieht sich auf die Einsicht aller europäischer Staaten eines „Nie wieder Krieg“ Gedankens und Ausspruchs unserer Väter und Großväter. Und dieses „Nie wieder Krieg“ bezog sich nicht ausdrücklich auf die beiden Weltkriege, die für Europa sicherlich einmal als die dunkelste Zeit in der Geschichte stehen wird. Sondern dieser Gedanken bezog sich auch auf die vielen Kriege in der europäischen Geschichte um Macht und Vorherrschaft auf dem Kontinent und den britischen Inseln in der Vorzeit. Und so können die Europäer sagen, unsere europäischen Gründung beruht auf der Erkenntnis, eingesehen zu haben ein Europa von feindlich gesinnten Staaten wird dem Untergang geweiht sein. Und dies ist seid langen Konsens aller Staaten.

In einem wesentlichen Punkt hat der Bundespräsident die Essenz Europas erkannt, es ist der europäische Wertekanon, der einzigartig in der Welt da steht. In dem heutigen Europa hätte es ein Guantanamo, Folter oder Verschleppung wie in den USA alltäglich nicht gegeben, hier hätte sicher der europäische Gerichtshof einen Riegel vorgeschoben.
Und was ist mit den vielen Problemen die wir Europäer haben, wie die Stärke des Euro oder die Probleme der Osterweiterungen? Auch hier gilt wieder, nichts passiert ohne die einzelstaatlichen Institutionen der EU. Wenn also die einzelnen Regierungen diese Problem nicht gelöst haben wollen, werden diese auch nicht auf die Agenda in Brüssel gesetzt.
Was hat der Bundespräsident vergessen? Europa hat ein grundsätzliches Problem, nämlich, die Souveränität des einzelnen Staates. Die Frage: Wie kann man Souveränität teilen? Die Finanzkrise hat uns folgendes vor Augen geführt: Europa war in seinen Entscheidungen um auf diese Krise zu reagieren zu langsam. Und als Europa reagiert hatte, waren Milliarden Euro an Verlusten verbucht.
Letztendlich hat die EZB (Europäische Zentralbank) mit dem seinem Präsidenten Mario Draghi reagiert und damit die Finanzmärkte wieder in die Büchse der Pandora verbannt. Happy End? Nein. Denn der Präsident Mario Draghi hatte dafür keinen demokratischen Auftrag, kurz, er hat das auf seine „eigene Kappe“ genommen. Zuständig waren die Finanzminister der einzelnen Staaten, die wollten sich aber nicht entscheiden.
Sie sehen wo die eigentlichen Probleme sind. Sie liegen fast alle auf der Ebene der Regierungen und der Institutionen. Und weiter,  wenn die „Souveränisten“, die mehr nationale Autonomie fordern und damit den Zusammenbruch Europas heraufbeschwören nicht von den Europäern in ihre Schranken verwiesen werden, wird Europa wieder in die Einzelstaatlichkeit zerfallen und damit zusammenbrechen. Die Zeiten der Sonntagsreden sollten vorbei sein um das mutig voran zu bringen, was uns allen am Herzen liegen sollte – Europa.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik

Ein Gauck für alle – Antrittsbesuch des Bundespräsidenten in NRW

 

 
Bundespräsident Joachim Gauck
Foto: © Linde Arndt
 [jpg] Warum ein neu gewählter Bundespräsident die 16 Bundesländer in Deutschland besuchen muss ging uns durch den Kopf als wir auf dem Weg nach Düsseldorf waren. Tradition ist das Stichwort. Und diese Tradition ist sehr alt. Als Deutschland noch ein Kaiserreich war, also in der Zeit des „Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation (ab 962)“, hatte der deutsche Kaiser ein Problem, er war nicht mit einer sogenannten Zentralmacht, wie mit Hauptstadt und Regierung ausgestattet.
Damit er aber seinen Staat regieren konnte, zog er von Königreich zu Königreich um sich immer wieder der Treue der damaligen Herrscher zu versichern. Damit das auch immer klappte, nahm er seinen ganzen Verwaltungsapparat direkt mit. So konnte man sofort Verträge schließen oder auch schon mal ein Gerichtsurteil fällen.

Wenn also ein neuer deutscher Kaiser ausgerufen wurde, machte der sich postwendend auf den Weg um die Länder zu besuchen. Erst viel später wurde Berlin als Hauptstadt konzipiert. In der eigentlich jungen Bundesrepublik Deutschland finden wir die alten Königreiche als nunmehr 16 Bundesländer wieder. Und die Fürsten und Könige heißen jetzt Ministerpräsidenten, die über den Bundesrat die Zentralmacht in Berlin kontrollieren. Was aber geblieben ist, sind die Besuchsreisen des Staatsoberhauptes, früher Kaiser und heute halt Bundespräsident. Der Bundespräsident hat in unserer Republik allerdings nicht mehr diese Bedeutung, die die damaligen Kaiser hatten. Geblieben sind die Antrittsbesuche, die in der Vergangenheit ihre Ursache haben. Soweit die Einleitung oder Vorgeschichte.

Nun zum eigentlichen Besuch. Es war kalt,  naß, trübe, grau, halt alles um sich eine Depression einzufangen. Bereits um 8:30 Uhr trafen sich die Medienvertreter im Europasaal der Staatskanzlei zum Sicherheitscheck. Kurz nach 10:00 Uhr ging eine Bewegung durch die Menge – der Bundespräsident ist gelandet. Viele der Kollegen gingen nach unten um am roten Teppich die ersten Bilder machen zu können. Parterre kamen die ersten Minister, Frau Schäfer, Herr Schneider und Frau Löhrmann wurden gesichtet. Per Twitter wurde alles von den Kollegen nach oben zum 11. Stockwerk ins Foyer der Staatskanzlei an die übrigen Kollegen gemeldet.### Motorradstaffel mit Präsidentenlimousine fährt vor ### Daniela Schadt nicht dabei angeblich krank ### Kurzes Getümmel mit den Regenschirmen ### Bundespräsident steigt aus und geht auf den Eingang zu ### Ministerpräsidentin Kraft empfängt ihn am Eingang ### beide lächeln in die Runde ### sie sind auf der Rolltreppe nach oben unterwegs.
Oben entlockten  wir Frau Schäfer und Frau Löhrmann kurze Statements und brachten ein paar Fragen an. Nach dem Eintrag ins Gästebuch sollte es eine gemeinsame Kabinettssitzung geben.

 
Bundespräsident Joachim Gauck begrüßt Ministerpräsidentin Hannelore Kraft in der Staatskanzlei            Foto: © Linde Arndt
 
Eintrag in das Goldene Buch der Staatskanzlei
Foto: © Linde Arndt

Alle Fragen wurden geduldig beantwortet. Beide Ministerinnen gingen in den Kabinettssaal. Kurz danach kam Bundespräsident Joachim Gauck mit Ministerpräsidentin Hannelore Kraft herein. Zielstrebig steuerte er auf das goldene Buch zu und setzte seine Unterschrift in das Buch. Die Ministerpräsidentin überreichte ihm einen Faksimiledruck der „Französischen Zustände“ von Heinrich Heine. Der Bundespräsident war sehr angetan von diesem Geschenk. Ob dieses Geschenk zweideutig war, vermochte niemand zu sagen, nur das Heine als einer der großen Düsseldorfer Söhne gilt wurde als Grund genannt. Aha deshalb. Und warum liegt Heines Grab dann auf dem Cimetière de Montmartre  Friedhof im 18. Arrondissement von Paris?
Wie dem auch sei, Heinrich Heine war auch ein guter Journalist, ein Kollege also. Er hatte den Deutschen sehr viel Kopfzerbrechen bereitet. Das Gastgeschenk „Französische Zustände“ wurde damals zweimal zensiert und galt bis 2010 als verschollen.

Hier ein Auszug aus dem ersten Kapitel:

„Nie ist ein Volk von seinen Machthabern grausamer verhöhnt worden. Nicht bloß, dass jene Bundestagsordonnanzen voraussetzen, wir ließen uns alles gefallen: man möchte uns dabei noch einreden, es geschehe uns ja eigentlich gar kein Leid oder Unrecht. Wenn ihr aber auch mit Zuversicht auf knechtische Unterwürfigkeit rechnen durftet, so hattet ihr doch kein Recht, uns für Dummköpfe zu halten. Eine Handvoll Junker, die nichts gelernt haben als ein bißchen Roßtäuscherei, Volteschlagen, Becherspiel oder sonstig plumpe Schelmenkünste, womit man höchstens nur Bauern auf Jahrmärkten übertölpeln kann: diese wähnen damit ein ganzes Volk betören zu können, und zwar ein Volk, welches das Pulver erfunden hat und die Buchdruckerei und die »Kritik der reinen Vernunft«. Diese unverdiente Beleidigung, daß ihr uns für noch dümmer gehalten, als ihr selber seid, und euch einbildet, uns täuschen zu können, das ist die schlimmere Beleidigung, die ihr uns zugefügt in Gegenwart der umstehenden Völker. „

Wenn man dies liest, so kommt man auf Gedanken die einen sehr großen realen Bezug haben.

Joachim Gauck war ja (als Jugendpfarrer) zu DDR Zeiten schon mal in Düsseldorf und in NRW. Damals war er mit all den Klischees, die es über NRW gab und auch noch immer gibt, hier angereist, Kohl und Stahl, rauchende Schlote. Er war überrascht wie viel grün, also wie viel Natur, er in NRW  zu sehen bekam, so der Bundespräsident. Und weiter, er wolle die Bemühungen sehen, die NRW auf den Feldern der Integration und Innovationen erfahren hat, aber auch den Transformationsprozess sehen, dem NRW ausgesetzt ist. Die Kameraverschlüsse klickten, ein bisschen posen und ab ging es in den Kabinettssaal zur gemeinsamen Sitzung.


Ankunft am  Landtag                                   Foto: © Linde Arndt

 Landtagspräsidentin Carina Gödecke begrüßt
Bundespräsident Joachum Gauck         Foto: © Linde Arndt

Eine kleine Pause und dann ging es für die Medienvertreter zu Fuß vor den Landtag. Es regnete in Strömen, wir erreichten durchnässt unser Ziel. Dort wieder der rote Teppich. Der Bundespräsident fuhr in seiner Limousine, begleitet von einer Motorradstaffel vor, stieg aus dem Fahrzeug und wurde abgelichtet. Durch die Scheiben des Landtages sahen wir Kinder auf den Bundespräsidenten warten. Der Bundespräsident ergriff auch gleich die Gelegenheit mit den Kindern ins Gespräch zu kommen, wobei er an der Maus des WDR nicht vorbei kam. Es fand der „Tag der Medienkompetenz“ im Düsseldorfer Landtag statt. Nachdem sich der Bundespräsident in das Gästebuch des Landtages eingetragen hatte, überreichte ihm Landtagspräsidentin Carina Gödecke einen limitierten Druck des Künstlers Günther Uecker, der mit einem Nagel-Kunstwerk im Düsseldorfer Parlamentsgebäude vertreten ist und ebenso wie Gauck in Mecklenburg-Vorpommern geboren wurde (Gauck wurde 1940 in Rostock geboren).


v.l.:Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, Bundespräsident Joachim Gauck,
Frau Astrid Elbers, Oberbürgermeister Dirk Elbers im Düsseldorfer Rathaus

 Foto: © Linde Arndt
Mit dem Bus ging es für uns ins Düsseldorfer Rathaus in den Jan-Wellem-Saal. Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, Bundespräsident Joachim Gauck, Oberbürgermeister Dirk Elbers mit seiner Frau Astrid Elbers fanden sich ein.
Elbers sprach von der Landeshauptstadt, die den Kunstliebhaber Joachim Gauck schon einmal begrüßen durfte und wo sie damals viele Gemeinsamkeiten entdeckten. Durch die sehr große Wirtschaftskraft kann Düsseldorf nicht ohne Stolz auf seine Schuldenfreiheit hinweisen.Vereinbarkeit von Ehe und Beruf und Famlie sieht Elbers als sein persönliches Anliegen in seiner Stadt. So ist der Ausbau von Krippen und Kitas besonders weit voran gekommen.

Gauck erwiderte: Die Erfolgsgeschichte der Stadt Düsseldorf sollte als Blaupause weiter gereicht werden; denn auf der kommunalen Ebene finden die großen aber auch kleinen Erfolge statt, die den Menschen Mut machen. Und diese Erfolge müssen kommuniziert werden. Oberbürgermeister Dirk Elbers übergab dem Bundespräsidenten ein Jan-Wellem Standbild in Porzellan als Gastgeschenk.
Selbstredend das der Bundespräsident sich auch in das Goldene Buch der Stadt Düsseldorf eintrug.

Die nächste Station war „InnovationCity“ Bottrop im Zentrum für Information und Beratung (ZIB).
Hier wurde der Bundespräsident vom Moderator des Initiativkreises Ruhr, Bodo Hombach, dem Vorsitzender des Aufsichtsrates „InnovationCity“ Ruhr, Dr.Wulf H. Bernotat  und Oberbürgermeister Bernd Tischler empfangen. Da das Wetter etwas aufgeklart hatte, waren auch einige Bürger vor dem Zentrum die dem Bundespräsidenten zu riefen und winkten. Der Bundespräsident genoß diese Zuwendungen sichtlich und begrüßte die Bürger mit Handschlag. Im ZIB hatten sich in der Zwischenzeit Vertreter der Wirtschaft eingefunden.
Bodo Hombach rief dem Bundespräsidenten in seinerb Rede zu: „Es tut uns gut, dass sie gekommen sind!“

v.l: Bodo Hombach, OB Bernd Tischler, Bundespräsident Joachim Gauck, Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und Dr. Wulf  H. Bernotat  Foto: © Linde Arndt

Oberbürgermeister Bernd Tischler freute sich über die Aufwertung des Bottroper Klimaschutzprojektes „InnovationCity“ durch den Besuch des Bundepräsidenten. Bottrop ist inzwischen über alle Grenzen ein begehrter Gesprächspartner im Bereich Einsparung von Co2.  Bottrops Zielsetzung ist die Einsparung von CO2 in Höhe von 50%. Um dieses Ziel zu erreichen hatte Oberbürgermeister Tischler schon einiges vorzuweisen, wie er in seinem 10 minütigen Vortrag bewies.

Um die schon geleisteten Arbeiten an einem konkreten Beispiel zu erläutern fuhr der gesamte Tross nach Bottrop Welheim zur Familie Kronenberg. Die Familie, Vater Marco, Mutter Tanja und die beiden Söhne  warteten freudig auf den Bundespräsidenten um ihm die Fortschritte der Arbeiten bei der energetischen Sanierung ihres Hauses zu zeigen. Im Innenbereich des denkmalgeschützten Hauses ist die Sanierung weitgehend abgeschlossen. In der historischen Arbeiter- und Gartensiedlung Welheim hatten sich inzwischen die Anwohner um das Haus der Familie Kronenberg eingefunden als der Bundespräsident, die Ministerpräsidentin als auch der Oberbürgermeister eintrafen, die von einer 7 köpfigen Kradstaffel mit Blaulicht angeführt wurden.
Viele Anwohner winkten und trugen Deutschlandfähnchen bei sich, die sie in den Rasen des Kronenberg Hauses einsteckten. Als der Bundespräsident ausstiegt und die lachenden und winkenden Anwohner sah, ging er spontan auf sie zu, drückte die entgegengestreckten Hände und unterhielt sich mit den Menschen. Er ging auf Fragen ein, so, als wenn er alle Zeit der Welt hätte. Das Kronenberg Haus wurde dann gemeinsam besichtigt, wobei nach der Besichtigung nochmals der Bundespräsident auf die Bewohner der Siedlung zu ging.

Der Tag war noch nicht zu ende, Duisburg-Hochfeld stand noch auf der Besuchsagenda des Bundespräsidenten. Stichwort: “Kein Kind zurücklassen“ ein Projekt der Landesregierung. Duisburg-Hochfeld ein sozialer Brennpunkt?
Nein,um Gottes Willen. Denn  86 % der Kinder haben ausländische Wurzeln und stammen aus 21 Nationen. Was wundert es wenn diese Besonderheit als Herausforderung gesehen wird und daraus eine „Intergrationsschmiede“ gemacht wurde.

So wurde der Bundespräsident im Familienzentrum Immendal mit angeschlossenem Kindergarten von Oberbürgermeister Sören Link und der Leiterin des Familienzentrums Sylvia Rehage herzlichst begrüßt. Gauck musste sich erst einmal den  Kindern widmen, bevor das kleine Programm ablief. Es war eine Integration der besonderen Art, Joachim Gauck war im Familienzentrum integriert. So funktionieren Netzwerke im Ruhrgebiet, man ist sofort ohne Probleme drin. Der Besuch klang mit einem Lied und einem schunkelnden „hohen Besuch“ aus.

Der Antrittsbesuch ging noch bis ca. 20:00 Uhr und endete mit einem Bürgerempfang, wobei der Gästeschwerpunkt auf den Bereichen Ehrenamt, Integration und Innovation lag.

Nachbemerkungen zum Besuch:

Der Bundespräsident war bei den Besuchern, sofern das Wetter es zuließ, augenscheinlich sehr beliebt und wurde seinem Ruf als „Menschenfischer“ gerecht. Sein einnehmendes Wesen brachte ihm sofort die Sympathien der Menschen.
Leider war er über unser Land, das immerhin rund 25% der Bevölkerung der Bundesrepublik darstellt, nicht gerade sehr aufgeklärt worden. An einem Tag NRW kennenlernen zu wollen ist doch mehr als ambitioniert. Einmal sprach er Westfalen an, welches er auch gerne kennen gelernt hätte. Wusste er denn nicht, dass große Teile des Ruhrgebietes administrativ zu Westfalen gehören? So war er in der Stadt Bottrop, die zwar zum Ruhrgebiet gehört, jedoch auch zum Regierungsbezirk Münster und damit zu Westfalen. So kann es kommen. Macht ja nichts, wir kommen mit unserem Land NRW klar. Wünschenswert wäre auch eine Gesprächsrunde mit der anwesenden Presse, die Räumlichkeiten gab es ja. Gauck ist eine ohne Zweifel interessante Persönlichkeit. Nur was nutzt dies wenn diese Persönlichkeit bei Besuchen nur „den Gauck“ spielen darf und nur an anderer Stelle seinen Gedanken freien Lauf lässt.

Zu guter Letzt müssen wir uns bei den Kollegen bedanken die sich, Twitter sei Dank, bemüht hatten den Kollegen und damit auch uns ihre gewonnenen Information zu übermitteln. Dieses kleine Netzwerk hat hervorragend funktioniert – übrigens beidseitig. Danke.

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus NRW

Besuchen Sie auch die Fotostrecke auf
http://www.lindearndt.de/index.php?/category/43  mit weiteren Bildern des Antrittsbesuches