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So könnte ich mir das auch in Ennepetal vorstellen

[jpg] Wir haben ja schon mal angemerkt, dass auf unserer "Insel der Glückseligen" kaum Platz für Jugendliche ist, zumindest nicht für alle. Gleichzeitig hören wir immer wieder das Gejammere der "Alten", die Jugend würde sich nicht mehr für die von ihnen erbaute Welt interessieren.
Besonderes Mitleid erregen die politischen Parteien, die keinen Nachwuchs mehr bekommen. Von den Alten wird dies als Beweis gesehen, dass sie sich nicht auf ihr Altenteil zurückziehen können (Wollen?).

Nur was tun die "Alten" in Ennepetal dafür um die Jugendlichen für die politische Arbeit zu gewinnen? Nichts! Man hat den Eindruck die "Alten" gehen zum Sterben in den Rat und warten dort nur auf einen "Herzkasper". Selbst in den Vereinen blockiert die Altherrenriege den Nachwuchs, der doch frischen Wind in die Organisation bringen könnte. Mit 70 Jahren sollte man noch einmal eine "große Runde" drehen, bevor der Teufel einen holt. Aber die "große Runde" sollte auf attraktiven Nebenstraßen erfolgen, wo man kaum einen Stau erzeugen kann. Und wo bleibt die Jugend, die aufmüpfig das Jetzt in Frage stellt, die Reformen anmahnt, die es leid ist immer wieder dasselbe mit ansehen zu müssen, solange sie die Füße unter den Tischen der "Alten" stehen hat? Da scheint doch ein gewisses Problem zwischen denjenigen die abgeben müssten und denen die nehmen müssten zu bestehen. 

Den "Alten" sei gesagt, so bekommt ihr keinen Nachwuchs in eueren Organisationen.

Da kommt mir doch für meine Argumentation eine Nachricht gerade Recht, die einen Sperrvermerk auf das heutige Datum hatte:

Aus Anlass des 60 jährigen der Bundesrepublik Deutschland hat der Bundesrat heute eine Veranstaltung initiiert.
Am Dienstag und Mittwoch übernehmen 120 Jugendliche aus den Gymnasien Vegesack aus Bremen und des Herder Gymnasiums aus Berlin für zwei Tage die politischen Geschicke des Bundesrates.

 

In einem zweitägigen Rollenspiel werden sie mittels fiktiver Vorlagen ein Gesetzgebungsverfahren durchziehen.

Die Themen:
 

  •     Stärkung der direkten Demokratie
  •     Verbot von Killerspielen
  •     Einführung von Hybridfahrzeugen

Hierzu werden die Jugendlichen in Fachausschüssen in "gespielten" Sitzungen beschlussfähige Vorlagen für eine abschließende "Bundesratsitzung" bis zur "Plenarreife" vorbereiten. Danach werden die Jugendlichen abschließend im Plenarsaal zusammen kommen, getrennt nach Ländern und Parteien, und letztendlich eine Debatte und Abstimmung über die drei gesetzlichen Vorhaben durchführen.
Am Mittwoch, dem 18.11.09 um 16:00 Uhr,  werden in einer gemeinsamen Pressekonferenz der Jugendlichen die Ergebnisse erläutert. Fragen der Presse sind ausdrücklich zugelassen.

Nach telef. Rückfrage beim Bundesrat, ob das denn den Bundesrat  in seiner Arbeit nicht zu sehr behindern würde, wurde mir erklärt, solche Aktionen würden den Bundesrat nicht blockieren. Im übrigen würden durch diese Aktionen bessere Einblicke in unsere politischen Institutionen erreicht, so der Pressesprecher.

Nun frage ich mich etwas verblüfft, wieso kann eine Kommune solch eine Aktion nicht leisten? Für den Bundesrat der ja immerhin viel größer ist und in seiner Organisation sicherlich viel mehr gestört wird, ist das kein Problem.

Für den Rat der Stadt Ennepetal und die Stadtverwaltung ist das ein Problem? Wir haben ein Gymnasium, eine Realschule und sonstige Schulen und da kann man so was nicht auf die Beine stellen? Fehlt es an Kreativität, an Mut oder an dem notwendigen Willen?

 

An den Themen kann es nicht liegen, die gibt es in unserer Stadt zuhauf. Haben unsere Politiker und Verwaltungsangestellte  sich mit der Jammerei über die pöööse Jugend eingerichtet und können davon nicht mehr lassen? Oder haben sie selber eine denkbar schlechte Meinung von Politik und wollen unsere Jugendlichen vor der "schmutzigen" Politik schützen? Das die Politik als "schmutziges" Geschäft verschrien ist, dass haben aber die politischen Akteure selbst zu verantworten..

Politik muss wieder dahin wo sie hingehört, mitten in die Gesellschaft in der sie ein wichtiges Element zur Gestaltung und Weiterentwicklung der Gesellschaft ist. Sie ist kein Therapieansatz für Profilierungsneurotiker oder verkappte Egomanen.

Ennepetal ist nicht Berlin, richtig, und hat auch keine Möglichkeit Gesetze auf den Weg zu bringen. In Ennepetal gibt es aber politische Möglichkeiten diese Stadt zu gestalten, ihre Attraktivität zu erhöhen, ihr Leistungsangebot in vielen Bereichen zu erweitern. Ennepetal kann es sich nicht leisten seine Jugend außen vor zu lassen, dies zu tun, bedeutet einen weiteren Schritt hin zur schon vorhandenen Bedeutungslosigkeit.

Ich könnte mir in Ennepetal eine höhere Teilhabe der Jugendlichen am politischen System vorstellen.
Aber bitte keine Alibiveranstaltung. Der Bundesrat hat einen Schritt gemacht, Ennepetal könnte diesem Schritt folgen.

Jürgen Gerhardt