In eigener Sache

  [jpg] Sicherlich haben viele Leser unseres Blog schon gemerkt, es tut sich was bei EN-Mosaik. Wir haben ein Baby bekommen – european-mosaic.eu, layout- und designmäßig ist es ein schönes Baby geworden. Dies war notwendig, weil die europäischen Artikel ein zu Hause haben sollten. Nachdem wir nun eine Bridge mittels Script geschlagen haben, können die EN-Mosaik Leser bequem von einer Seite zur anderen wechseln. Neu ist der Twitter Ticker, an dem demnächst die Kollegen aus Brüssel und wir unsere Bemerkungen eingeben.
 Was wir bei european-mosaic noch in der Pipeline haben, ist die Überlegung, sollen wir ein App anbieten oder nicht?

Für das OS Android haben wir das App schon angefangen. Die Alternative wäre, wir würden european-mosaic in HTML 5 schreiben und  damit eine mobile Seite anbieten. Macht Sinn, da inzwischen über 1 Milliarde Smartphones auf dem Markt sind. HTML 5 ist zwar in den meisten Browsern integriert, aber das muss man auch sagen, nur unvollständig weil HTML 5 durch das W3C noch nicht freigegeben wurde.

Leider müssen wir uns aber an anderer Stelle  zurück ziehen, wenn wir in Zukunft aus Brüssel schreiben. Der Arbeitsaufwand umfasst für uns im Moment 18 Ausschüsse, davon einen Sonderausschuss. Für Ennepetal werden wir lokal, wenn es geht, nur noch den Hauptausschuss und den Rat der Stadt beobachten. Auf der anderen Seite haben wir in unserer 5 jährigen Arbeit schon ein gewisses Netz aufgebaut, die uns sehr gut informieren werden. Was Schwelm und Gevelsberg angeht finden wir eine offene und transparente Informationsstruktur vor, die uns spontan in die Lage versetzt über einzelne Themen zu schreiben.  
Brüsseler Arbeitsbedingungen für Journalisten  Foto:© Linde Arndt

  Die Stadt Ennepetal ist da ein sehr arbeitsaufwendiges Feld, das man nur über Informanten pressemäßig bearbeiten kann.
Wir werden uns also sicher weiter das eine oder andere mal lokal einmischen. Kritischen und engagierten Journalismus zu pflegen ist eine sehr mühselige aber auch lohnende Arbeit, die uns sehr viel Respekt und Achtung eingebracht hat.

In diesem Zusammenhang denken wir auch an unsere Kollegen von der WAZ  im Südkreis. Um es mal klar und deutlich zu sagen, die Kollegen von der Westfälischen Rundschau sind so wie wir das sehen zuerst gefeuert worden und dann mit anderen Bedingungen ( Weniger Gehalt ) bei der Westfalenpost eingestellt worden. Es tut uns Leid. Aber, so werden die Neoliberalen sagen, dies ist die Marktwirtschaft.

Und da kommen auch die neusten Zahlen: Die Printmedien haben wieder verloren, außer den Sonntagsausgaben und einzelnen Werbeblättern. Im Werbemarkt haben die Printmedien sogarzweistellig verloren, sodass der Kostendruck weiter erhöht wurde. Das bedeutet für die Kollegen, ihr Arbeitgeber der WAZ Medienkonzern hat schlicht und einfach wie fast alle anderen Verlagshäuser die Entwicklungen im Internet verpennt. In der bestehenden Phase des  Strukturwandels reicht es nicht mehr aus Internet mit den Tageszeitungen besser zu verzahnen, das war eben gestern. Es ist jetzt eine andere Art von Journalismus notwendig um den journalistischen Auftrag zu erfüllen. Die einmal geschaffene Nähe zu denjenigen über die der Journalist schreibt muss wieder in eine kritische Distanz münden. Journalisten müssen sich dann wieder auf das besinnen, was den Beruf auszeichnete: Kompetenz, Relevanz, Originalität, Exklusivität, Schnelligkeit und Variabilität bei hoher Qualität. Ich denke in Zukunft werden sich wie im Internet schon praktiziert, kleine Teams auf Gegenseitigkeit temporär zusammenfinden um ein in der heutigen Zeit weiterreichendes Thema abzuarbeiten. Wobei die Themenstränge einer Nutzergruppe zugeordnet werden, der ein Journalist zugeordnet ist. Wir werden uns alle, Print und Online,  in der Arbeitsweise annähern um gemeinsam den Markt zu bedienen. Logischerweise müssten die Verlage nicht mehr in noch bessere Rotationsmaschinen investieren, sondern in Ausbildung ihrer Journalisten und in innovative Technologien, die den Verlag auf die revolutionären neuen Strukturen ausrichtet. Was heißt das konkret für den Südkreis? Im Südkreis sehe ich viele spannende Themen die journalistisch bearbeitet werden müssten. Politische Debatten gibt es sowohl in Schwelm als auch in Gevelsberg und es sind spannende Debatten, die einen Lokaljournalisten nie arbeitslos werden lassen. Wobei Ennepetal, wie immer, eine krasse Ausnahme bildet, indem die Blätter des WAZ Konzern hier mehr oder weniger die PR Abteilung der Stadt Ennepetal abbilden und das Niveau etwas über Schülerzeitungsniveau lag und liegt.Ennepetal selber hat schon lange in einem schleichenden Prozess die politische Arbeit eingestellt. Die politischen Parteien warten auf die Erlösung von der Last der politischen Arbeit. Sitzungen werden nur lustlos abgesessen. Es wird an anderer Stelle von einer handvoll Menschen entschieden. Und  die journalistischen Themen liegen in Ennepetal massenweise auf den Straßen, gute Storys, die werden aber keiner Bearbeitung zugeführt:

  • Da wird mal eben schnell von der Stadt Ennepetal auf einem schmutzigen Parkplatz die Presse WR/WP eingeladen um eine PR Aktion für ein nicht vorhandenes Tourismuskonzept vorzustellen. Mit dem Artikel http://www.derwesten.de/staedte/ennepetal/luftige-hoehe-und-murmelnde-baeche-id7781418.html versuchte die WR/WP der Stadt Ennepetal PR mäßig zur Seite zu stehen. ( Unser Artikel als Satire dazu http://en-mosaik.de/?p=37299 ) Nur, journalistisch kann man diesen Artikel einschließlich  Bild nur unter Schülerzeitung einordnen. Das Foto wäre sicher als thematisch gelungen einzuordnen wenn die Beteiligten sich ein paar Schritte bewegt hätten. Ob als Hintergrund der Minigolfplatz, das Platsch, Gut Ahlhaus oder auch nur die Ennepe gewesen wäre, jede andere Örtlichkeit für diese Inszenierung wäre besser gewesen. Der Artikel selber hätte bei einem professionelle Journalisten viele kritische Fragen ausgelöst. Da ist die Frage nach der Konzeption für einen Tourismus mit Erlebniswert doch das mindeste welche ein Journalist hätte stellen sollen. Recherche als Tool der ersten Wahl wäre hier im Vorfeld erforderlich gewesen.
  •  Der Artikel http://www.derwesten.de/staedte/ennepetal/senioren-bleiben-in-schwelm-id7792862.html der WR/WP reiht sich da in die diversen Artikel ein. Da werden mir nichts dir nichts 80 Personen aus einem Ennepetaler Altenheim in ein Schwelmer Altenheim umgesiedelt – für immer. Im Ennepetaler Altenheim „treiben“ sich ungarische Personen herum, womit man dem Pflegenotstand entgegen wirken will. Der Kollege hat dazu keine Frage. Das das Schwelmer Haus von Curanum nur eine Gesamtkapazität von 332 Plätzen hat und auf einmal 80 (Eine ganze Etage) Menschen aufnehmen kann, ist doch mehr als erklärungsbedürftig. Das ungarische Kräfte ausgebildet werden, bedarf auch mehrerer Fragen. Was ist zum Beispiel mit der Nutzungsänderung? 25% der Gesamtkapazität waren im Schwelmer Haus frei. Auch hier kann man diesen Artikel nur als alltägliche PR für Curanum oder die Stadt Ennepetal einordnen. Eine journalistische Minderleistung sind solche Artikel, mehr aber auch nicht.

Wie sagte Katrin Krauß, Diplom-Journalistin und Dozentin an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt auf einer Fachtagung im Hause der der Süddeutschen Zeitung:
                      ….“Sie wollen recherchieren? Sind Sie sich sicher? –  Na bitte, dann tun Sie ’s doch; Sie werden schon sehen, wohin Sie damit kommen: Am Ende macht Ihnen Ihre Arbeit (Lokaljournalismus) Spaß! Das haben Sie dann davon. Sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt!“
Ich habe allerdings den Eindruck die WR/WP im Südkreis hat sich aufgegeben und sich den Spaß selber verboten.

Und zum Schluss kommen wir mal zu dem warum wir nach Brüssel gehen. Hier in unserer Redaktion haben wir gemerkt, dass ein gewisser Anpassungsmechanismus einsetzte. Wir merken, vieles wird von uns immer öfter hin genommen. Wir fragen nicht mehr so oft und wir sind immer weniger neugierig, schauen nicht hinter die Kulissen. Das wäre beinahe daneben gegangen. Und so war es nur schlüssig uns nach neuen interessanteren Betätigungsfeldern umzusehen. Wir wollen uns weiter entwickeln und wir wollen keine PR Abteilung irgendeiner Stadt sein. Wir haben da gezweifelt, wo andere sicher waren  und uns mit ihrer gelebten Vergangenheit erschlagen haben. Herbert Riehl-Heyse, einer der großen deutschen Journalisten, sprach von dem immer zweifelnden Journalisten, der, sobald er keine Zweifel mehr hat, kein guter Journalist mehr sein kann. Wir wollen aber gute Journalisten sein und wenn das nicht geht zumindest auf dem Weg sein.
Und in Düsseldorf und Brüssel? Sicher ist das alles viel größer. Sicher haben wir in Brüssel und Düsseldorf optimale Arbeitsbedingungen. Nur wir brauchen geistige Nahrung die uns inspiriert. Und wir brauchen Politiker die streiten, streiten um eine Zukunft in der unsere Kinder leben wollen, nicht nur leben können. Und dort wollen wir als Journalisten kritisch begleiten, wollen unser Meinung sagen und wollen unsere Zweifel anmelden und das in den 23 offiziellen Sprachen der EU.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal

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