Der Hinterhof wird zum Vorgarten: Ludwiggalerie, Schloss Oberhausen

[jpg] Der "Insel der Glückseligen" entflohen, auf der alles möglich ist nur keine vernünftige Handlungsweise, machten wir uns auf den Weg zur Pressekonferenz nach Oberhausen. Diesmal wurden wir direkt zweimal eingeladen, einmal von der Ruhr2010 und zum zweiten vom Landesumweltministerium NRW, dies für die Ennepetaler, die der Meinung sind, hinter Ennepetal wäre die Welt zu Ende.

An dieser Stelle möchten wir uns einmal der Definition Kunst zuwenden, die in Ennepetal so eng ausgelegt wird. Kunst in Ennepetal ist gleichbedeutend mit Malerei, vielleicht noch eine kleine Installation. Die Bildhauer Auguste Rodin oder Alberto Giacometti um nur zwei zu nennen, sind bei den Ennepetaler Künstlern schlicht nur Kunsthandwerker, so mir gesprächsweise bedeutet wurde. Diese und andere Gedanken gingen mir auf dem Weg  nach Oberhausen durch den Kopf.
 

"Zwischen Kappes und Zypressen" so die Ausstellung, die am 21.02.10 in der Ludwiggalerie, Schloss Oberhausen, eröffnet wird. Es geht um Gartenkunst an der Emscher, Landschaftsgärtnerei im Zusammenhang mit der umgebenden Landschaft. Die 20 RuhrKunstMuseen haben sich einzigartig im Jahr des Kulturhauptstadtjahres  zusammengeschlossen, um in Kooperationen und auch mit 14 Projekten den Wandel und die Einzigartigkeit des Ruhrgebietes zu begleiten aber auch zu verdeutlichen.  

So stehen uns noch die Projekte Mapping the Region oder Collection Tours als herausragend bevor. Nichts ist spannender als einem Wandel beizuwohnen und diesen fassbar zu spüren.

Die Ausstellung ste ht für Kappes als Realität und Nutzen und die Zypressen für den Traum und das Erlesene. Der Presse stellten sich:
               
               [von links nach rechts  s. Aufzählung]                                                                                [Foto: Linde Arndt]

  • Apostolos Tsalastras, Kulturdezernet der Stadt Oberhausen
  • Elia Albrecht-Mainz, Bürgermeisterin der Stadt Oberhausen
  • Dr. Christine Vogt, Direktorin der Ludwiggalerie, Schloss Oberhausen
  • Minister Eckhardt Uhlenberg, Umweltministerium des Landes NRW, sowie als Stellv. Vorsitzender des Stiftungsrates der NRW-Stiftung  Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege.
  • Dr. Jochen Stemplewski, Vorstandsvorsitzenden der Emschergenossenschaft
  • Prof. Dr. Martina Oldengott, Landschaftsarchitektin der Emschergenossenschaft

Nachdem Frau Dr. Vogt die Teilnehmer und auch die Presse begrüßt hatte, hob sie hervor;  dass diese Ausstellung ihrem Hause und dem Team sehr viel, sowohl physisch als auch finanziell, abverlangt hätte und bedankte sich bei allen für den Einsatz. Diese Ausstellung war nur möglich geworden, weil durch die Entstehung des Emscherparkes und der damit zusammengehenden Renaturierung der Emscher die Gelegenheit entstanden wäre den Wandel der Region auch an den Landschaftsgärten aufzuzeigen. Schloss Oberhausen liegt nun einmal an exponierter Stelle zwischen dem Rhein-Herne Kanal und einem Nebenfluss der Emscher, so Frau Dr. Vogt.

Minister Uhlenberg hob die Besonderheiten der Gartenkultur in der Metropole Ruhr hervor, die neben einer einzigartigen Gartenkunst auch eine international anerkannte Landschaftsarchitektur besitzt. Es war für ihn ein Glücksfall zusammen mit der Emschergenossenschaft und der Ludwiggalerie Oberhausen dies organisieren zu können. Besonders der Kaisergarten macht das Spannungsfeld zwischen der Region damals und der Region im Wandel heute sichtbar. Bürgermeisterin Albrecht-Mainz betonte, dass der Umbau der Emscher für Oberhausen eine Aufwertung der Stadt innerhalb der Region bedeutet: Die Emscherregion wird dadurch aus dem Hinterhof zum Vorgarten befördert, meinte die Bürgermeisterin.
Dr. Stemplewski von der Emschergenossenschaft freute sich über die neue Emscher Aue die im Emscher Tal geschaffen wird. Weitgehend unbekannt ist vielen, dass es 37 Burgen und Herrensitze im Emschertal gibt, die allesamt in einem Rundweg zum Vorschein kämen. Landmarken sollten mit den Gärten geschaffen werden, nicht für den ehemals elitären Adel, vielmehr heute für jedermann. Zum Verweilen sollten die Täler und Zuläufe der Emscher einladen, wobei dann der Fluss wieder rein sein sollte. Aber nicht nur die Farbe blau, die für die Sauberkeit des Flusses steht, sondern auch die Farbe grün, die für eine dann unverfälschte Natur stehen wird, soll den Menschen wieder etwas zurück geben. Pantoffelgrün soll es jedoch nicht werden, es soll das ehedem Urwüchsige wieder entstehen, als der Fluss noch mäandernd mit den historischen Verknüpfungen floss.

Oberhausen habe jetzt mit dem Gasometer, mit der Ausstellung "Sternstunden" aber auch mit den Kurzspielfilmtagen hervorragende Leuchttürme, merkte die Bürgermeisterin an.

Herr Tsalastras lobte den Geist der Kooperation, des Zusammenwachsens der Region und die langjährige Zusammenarbeit mit der Emschergenossenschaft. Ein Wermutstropfen ist jedoch die Haushaltssperre, der die Stadt Oberhausen unterliegt.  Dies führt dazu, dass viele gute Ideen die der Stadt weiterhelfen könnten durch das Innenministerium NRW zunichte gemacht wurden. Die Zusammenarbeit mit dem Umweltministerium war jedoch sehr gut.

Frau Prof. Dr. Oldengott betonte die etwas spärliche Reflektion der Gartenkunst im kulturellen Bereich. 100 Jahre Gartenkunst kann und sollte man nicht ignorieren. Die Gestaltungen waren immer ein Wechselspiel zwischen Architekten, Künstlern und den Bauherren.

Die Bauherren kamen in der industriellen Zeit überwiegend aus dem "bürgerlichen" Lager, die die ehemals adeligen Häuser erstanden hatten und in ihrem Sinne umgestalteten.

 

Beispielhaft mag der Rombergpark in Dortmund,  Hertener Schlossgarten aber auch der Kaisergarten in Oberhausen  herhalten.

 

 

Alle in der industriellen Zeit entstandenen oder umgebauten Gärten deuteten das neue Selbstbewusstsein an. Es entstand zunehmend eine Bewegung, die sich des gesamten Rheinlandes bemächtigte. Große Architekten und Künstler fanden mit der neuen geistige Freiheit ganz andere Gestaltungsmöglichkeiten.

Die Margarethenhöhe in Essen mag hier ein Beispiel sein, die eine gelungene Integration mit ihren soziokulturellen Strukturen Anfang des vorigen Jahrhunderts in das Stadtbild darstellt.

Auch die Malerei beschäftigte sich mit der Darstellung der neuen Gärten, die die Freiheiten des neuen Standes darstellte.

Leider war die Witterung nicht danach eine umfassende Begehung des Kaisergartens vorzunehmen. Wenn jedoch das Wetter anhält, dürfte der restliche Schnee als auch das Eis bis nächste Woche weggetaut sein.

Ein Ausflug lohnt auf jeden Fall um die vielen Exponate zu besichtigen, die eindrucksvoll die etwas stiefmütterliche behandelte Gartenkunst und Landschaftsgärtnerei dokumentiert.

In einem Nebengebäude des Schlosses ist ein hervorragendes Restaurant untergebracht, welches eine exzellente Küche vorzuweisen hat.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Oberhausen

 


Eine kleine Fotodokumentation von unserem PT am 18.02.2010 in der Ludwiggalerie in Oberhausen [alle Fotos von Linde Arndt]


     

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