Die Metropole und ihre Besucher

Nach einem wunderbaren Sommer erlebten die heimischen Regionen im letzten Jahr zusammen mit der Kulturhauptstadt einen starken Zuspruch. Sei es nun die klassische Städtereise oder der Jahresurlaub, die verschiedenen Regionen konnten so ein durchschnittliches Wachstum von 8,8 % verzeichnen.

War es vor wenigen Jahren noch schwer als Radfahrer oder klassischer Wanderer im Ruhrgebiet  ein Hotel zu finden, das darauf eingestellt war. So ist heute schon schwer ein Zimmer ohne Vorbestellung zu finden. Denn die entsprechenden Hotels in den Regionen sind meist sehr schnell ausgebucht. Bei den Städtereisen gibt es auch so etwas wie eine Neuorientierung und hiervon profitiert auch das Ruhrgebiet. Eine Region der man lange Jahre nur Ruß, Kohlenstaub, Hitze und eine kräftige Dunstglocke bescheinigt hatte, genau diese Region konnte im bundesweiten Vergleich mit zweistelligen Zuwachsraten glänzen. Und wer außer dem Ruhrgebiet könnte das wohl sein. Aus dem ehemaligen Schmelztiegel von Kohle und Stahl wurde im letzten Jahr mit Unterstützung der Kulturhauptstadt RUHR.2010, der Schmelztiegel der Kulturen.

Nun, wenn man in einer solchen Metropole lebt und arbeitet, dann gehören viele positiven und auch negativen Dinge die eine solche Metropole ausmachen  zur täglichen Betrachtungsfläche und treten nur dann in den Vordergrund, wenn Besucher mit einem ganz anderen Betrachtungswinkel auf die Menschen in der Metropole zu gehen.

In der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts war diese Region ausschließlich dafür da, den Rest der Republik mit Energie und Stahl zu versorgen. Als die Ressourcen dann so langsam zu Ende gingen, hat man dieser Region den sprichwörtlichen Tritt in den Hintern gegeben und fortan Global eingekauft. Von nun an hieß es hier, sterben der Montanindustrie mit allem was dazu gehört. Viele der Entscheidungsträger fielen umgehend in eine vorauseilende Lethargie und konnten noch nicht einmal den Besen in die Hand nehmen um den Kohlenstaub von den Straßen zu fegen.

Doch da waren noch so ein paar schillernde Vögel, so was wie Künstler und andere kulturbeflissene "ausse Kaue", die sich nicht unterkriegen ließen. Dazu gesellten sich ein paar kluge Köpfe die mit ihren Ideen in die verrückte Ecke gestellt wurden sich aber dennoch nicht beirren ließen. Sie schafften in den neunziger Jahren mit der IBA Emscherpark den Grundstock für den strukturellen Umbau. Zur Jahrtausendwende war einiges geschafft und vieles noch auf dem Weg. Doch die Besenhalter standen immer noch an der gleichen Stelle und hatten nichts besseres zu tun, als wieder einmal Lethargie zu verbreiten und die ganze Region gleich wieder in Kirchturmskreise aufzuteilen (auch Rosinenpicken genannt). Viele mußten darunter leiden, auch die Künstlerszene. Nun schafften es abermals ein paar kluge „Wirrköpfe“ einen weiteren Meilenstein vorweg in diese Region zu werfen, nämlich die Kulturhauptstadt. In den nächsten Jahren der Vorbereitung glaubte keiner so richtig bei diesem Begriff an etwas Positives. Die Protagonisten dieser Veranstaltung haben sich diesmal eine unschlagbare Verstärkung besorgt und zwar die 5,5 Millionen Einwohner dieser „Metropole“. Was, eine MetropoleRuhr so etwas gibt es doch garnicht sagten die Besenhalter und rührten sich nicht vom Fleck. Doch der dann folgenden Begeisterung der Menschen hatten auch sie nichts mehr entgegen zu setzen. Diese Begeisterung der Einwohner war vom ersten bis zum letzten Tag das tragende Gerüst (aus bestem heimischen Stahl).

Was hat das alles mit unseren Besuchern zu tun? Nun mit dieser Begeisterung wurden viele Neugierige angezogen und alle wollten sehen, was veranstalten die denn da? Viele von denen die dann kamen waren überrascht, denn Menschen und Region zeigten Kultur pur. Den Besuchern zeigte sich eine aufkeimende Kulturmetropole deren Vielfältigkeit und Qualität weltweit keinen Vergleich scheuen muß. So muß die Kultur nur auf die Besenhalter achten, denn die stehen immer noch oder schon wieder an den Ecken herum.

  

Doch dieses mal wird es schwieriger mit der Lethargie, denn nunmehr gibt es ein Zahlenwerk, das die positiven Ergebnisse unterstreicht. Jedes Bezirksparlament innerhalb der Metropole kann  sich die Zahlen ansehen und feststellen, was die vielen kleinen Maßnahmen im Zusammenspiel mit den wenigen großen Aktionen für die Besucher der Metropole war, nämlich ein derart positives Erlebnis das Viele noch genießen wollen.

  

Aber wie schaffen es die Bewohner der Metropole den Besenhaltern endlich Beine zu machen? Zuerst präsentiert man das Zahlenwerk und mit einem durchschnittlichen Zuwachs von über 13 % gegenüber dem Vorjahr hat man schon einmal eine solide Basis. Dieser Wert steigt in einigen Bezirken bis zu gut 30 % an und dieser Zuwachs an Besuchern sollte uns stolz machen und gleichzeitig anspornen die vielen Dinge anzugehen, die jetzt wiederum notwendig sind damit dies ein nachhaltiger Erfolg wird.

 

Dazu gehört ein einheitlicher Personennahverkehr nicht nur von West nach Ost (sprich RRX), sondern auch von Süd nach Nord, denn wer dies mit dem ÖPNV machen will, der hat in der gleichen Zeit mit dem ICE die Strecke nach Berlin zurück gelegt. Denn wenn sich hier die sieben  großen Gesellschaften zu einmal zwei Gesellschaften (KÖR = Bogestra, HCR, Vestische, DW21) und (VIA = DVG, EVAG, MVG) zusammen finden und darüber noch der VRR thront, dann ist klar am Mechtenberg ist die alte und neue Grenze. Dies ist alles, aber sicherlich nicht Besucher freundlich. Doch hier stehen sie wieder die Besenhalter und anstatt die Schienen zu fegen wird erstmal wieder das gemacht was man am Besten kann „Ausbremsen“! Doch das dies nicht die einzige „Baustelle“ ist, das ist all denen klar, die sich täglich via Blechlawine durch die Metropole bewegen. Ach und da werden die Besenhalter auf einmal ganz wach und haben grandiose Ideen. Wir brauchen einfach noch ein paar mehr und breitere Autobahnen, dann läßt sich die Lawine in den Griff bekommen. Da stellt sich die Frage; wo empfangen wir dann zukünftig unsere Gäste, auf der Autobahnraststätte?

 

Abba las ma, wenze mitte Bahn drei Stunden brauchs um innet Theater zu kommen, so brauchse mit dat Auto nur zweieinhalb, dat is doch wat newa!

 

Kritischer wird es nur dann, wenn unsere Besucher nach einem anstrengenden Kulturtag sich zur Ruhe betten wollen, da fehlt es vorne und hinten. Es gibt da gleich ein paar Stimmen, die meinen wir brauchen als Erstes ein paar Fünf-Sterne-Nachtlager. Nur den meisten Besuchern wäre ein gemütliches Familienhotel viel lieber und davon fehlen in der Metropole eine weit größere Zahl. Denn Kulturmetropole heißt schließlich, das Menschen aufeinander zugehen können, miteinander "nen Pilsken"  trinken und nicht im Luxus-Glas-Kasten alleine an der Bar sitzen.

 

Also geben wir unseren Besuchern, das was sie sich wünschen, ein kleines Stück unseres Lebensgefühls!

 

Glück Auf

 

Will Rumi