Detmolder Entwicklungshilfe für Schwelm

  [jpg] Nun wissen wir alle die Brauerei Schwelm hat am 30.September 2011 ihre Tore für „immer“ geschlossen. Allerdings wollten sich einige Menschen in der Stadt und Region nicht damit abfinden und machten sich mit einer gehörigen Portion Ungeduld auf den Weg, die Geschichte des Schwelmer Bieres weiter zu befördern. Heraus kam, das ein gebürtiger Gevelsberger Braumeister aus Düsseldorf, ein zugezogener Geschäftsführer der damit jetzt Schwelmer Bürger ist und eine Brauerei aus Detmold, die gemeinsam ein Paar neue Biere brauten und abfüllten. Kurzerhand wurden die Bierflaschen mit einem Etikett versehen, welches einen Schwelmer Ursprung signalisieren sollte.
v.l.: Braumeister Stefan Hammermeister und Unternehmer Frank Hense   Foto:  © Linde Arndt    

Um dem Betrieb auch einen juristischen Mantel zu geben, gründete man eine Vertriebsgesellschaft mit dem Namen „SchwelmeBräu GmbH und Co. KG „.

So konnte man schon mal Umsätze tätigen. Auf Nachfrage wurden wir aufgeklärt: Es sind Schwelmer Bürger die sich um diese Biere gekümmert haben. Und weiter, in einer Rekordzeit von zwei Monaten hatten diese Bürger dieses Bier auf die Beine gebracht. Respekt, Respekt, würde ich erst einmal sagen – erst einmal.

Und so wurde das neue Bier für den 22. Dezember 2011 in einem bekannten Schwelmer Getränkevertrieb angekündigt. Vorher kurz telefoniert, wem wir ein paar Probierflaschen mit bringen sollten, und gut war´s. Und mit einem Auftrag von 5 Flaschen, plus eine für uns selber machten wir uns auf den Weg. Wir waren gespannt, in vielerlei Hinsicht.

Es waren zwei verschiedene Geschmacksrichtungen die im Angebot waren, einmal ein Kupferbier, welches für das Bernstein stehen sollte und einmal ein Messingbier, welches für das Pils stehen sollte. Auf dem Hof des Getränkevertriebes angekommen, wurde unsere Fotojournalistin von Frau Lingnau vom Vorstand der noch zu gründenden Genossenschaft darauf hingewiesen, ja einen positiven Artikel über das Bier zu schreiben.

Der letzte Artikel war nicht so im Sinne der guten Frau Lingnau, deshalb mochte man unsere Art des Journalismus nicht. Wir sind jedoch der Meinung, dass auch unsere User informiert werden sollten, also störte uns das wenig. Zumal denn die Westfälische Rundschau mit ihrem Artikel (http://www.derwesten.de/staedte/schwelm/schmeckt-noch-besser-als-vorher-id6184905.html) in der Region schon genug Werbung gemacht hatte.

Also können wir getrost dem normalen Journalistenhandwerk nachgehen indem wir so schreiben wie es halt Journalisten machen.

Nachdem wir auf dem Hof waren, machten wir uns auf den Weg unsere 6 Flaschen käuflich zu erwerben. Für sechs 0,5 ltr. Bügelflaschen Bier mussten wir sage und schreibe 9,72 Euro bezahlen. Das sind pro Flasche Bier 1,62 Euro, davon geht zwar noch der Pfand ab, aber immerhin. Das ist ein absolut galaktischer Feinkostpreis für 0,5 ltr. Bier, der damit den Spitzenreiter, der 0,89 Euro für 0,5 ltr. Flasche ein nimmt, ablöst.

Wir fragten, wie solch ein hoher Preis zustande kommt? Die Antwort: Es würde eine Rücklage( ! ) gebildet oder im Preis wäre ein Prozentsatz kalkuliert der für eine neue Brauerei in Schwelm zurück gelegt würde. Ob die Käufer damit einen Anteilsschein an der zukünftigen Brauerei erwerben würden, vermochte man uns nicht zu sagen. Überhaupt hatte jeder etwas zu sagen und fühlte sich bestens informiert. Anders war es als wir nach dem Vergleich der gebrauten Biere fragten. Bei unseren 5 Abnehmern und bei den auf dem Hof befragten wurde das Bier als ganz normales und gutes Bier eingestuft. Bei der Unterstützergruppe fand man das neue Bier als ein herausragendes Bier. Was an dem Bier so herausragend sei, wussten die Unterstützer jedoch nicht zu sagen. Wobei über Geschmack lässt sich sicher trefflich streiten. Als wir die Frage stellten, ob der Geschmack diesen Preis rechtfertigt, wurde das von allen verneint. Auch die Aufmachung des Produktes war dem ehemaligen Produkt nachempfunden, also nichts besonderes.

So muss sich die Vertriebsgesellschaft sicher Gedanken machen, wie das Risiko einer Investition in eine neue Brauerei, nicht auf Konsumenten abgewälzt werden kann. Es ist schon eine Besonderheit wenn man über einen exorbitant höheren Preis an eine Investitionssumme kommen will die man noch nicht einmal nennen mag.

       Eine Besonderheit war noch zu bemerken, der Getränkehof hatte noch jede Menge Kästen von dem ehemaligen Schwelmer Bier, die von den Konsumenten gerne zu einem erschwinglichem marktüblichen Preis abgenommen wurden.

Auf dem Getränkehof waren während der Zeit unseres Besuches rund 70 Besucher anwesend, die sich an einem Grillrost und einer Zapfanlage ein gemütliches Schwätzchen hielten.

Neben Bürgermeister Jochen Stobbe mit seiner Frau und Kind sahen wir noch Heinz Joachim Rüttershoff (CDU) – stellv. Fraktionsvorsitzender und Pressesprecher die sich für die Aktivitäten der Unterstützergruppe interessierten.

[Vergrößern durch Anklicken] Foto: © Linde Arndt    

Ich denke Frau Lingnau kann mit diesem Artikel voll zufrieden sein, zumal die Unterstützergruppe konstruktive Kritik so liebt, wie mir mehrfach versichert wurde.

Lobhuldelig ist dieser Artikel allerdings nicht, dafür zeigt er Fehler auf die man sicher gerne abstellen will.

Denn, ich denke die Gruppe will sicher noch morgen am Markt bestehen und ihr Schwelmer/Detmolder Bier verkaufen.

   

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Schwelm.