Kultur, Umwelt, Gesellschaft – Färbergärten in Schwelm

Übergabe der Starter-Sets an die GS Ländchenweg. (v.l.) Isfael Erkilic, Gerd Philipp, Doreen Grunewald, Isabelle Körner, die Direktorin Carola Zimmermann, Murat Callar und Frau Jürgens und Frau Küpper von der OGS.  Foto: (c) Linde Arndt

Übergabe der Starter-Sets an die GS Ländchenweg. (v.l.) Isfael Erkilic, Gerd Philipp, Doreen Grunewald, Isabelle Körner, die Direktorin Carola Zimmermann, Murat Callar und Frau Jürgens und Frau Küpper von der OGS. Foto: (c) Linde Arndt

 

 

[jpg] Ist uns das nicht allen schon passiert? Wir begegneten unserer eigenen Kindheit, indem wir auf Nostalgiemärkten Fertigkeiten beobachteten, die wir als Kinder begeistert zum Inhalt unseres Spiels machten. Als Kind hatte uns das ungemein Freude bereitet, wir hatten unterschiedliche Fertigkeitsgrade errungen und tauschten uns aus. Es ging um das gemeinsame Spiel und um die gemeinsame Lust. Später nach Schule und Beruf haben wir dies alles vermeintlich vergessen oder verdrängt. Andere Fertigkeiten hatten wir uns angeeignet, die notwendig waren um im Berufsleben bestehen zu können. Wir brauchten die in der Kindheit errungenen Fertigkeiten nicht mehr. Mit zunehmendem Alter erinnerten wir uns, wie durch die Begehung eines der Nostalgiemärkte.

In der Schwelmer Grundschule Ländchenweg fand eine derartige Begegnung statt. Dort hatte es sich die BürgerStiftung Lebendiges Schwelm zur Aufgabe gemacht die Idee des Künstlers Peter Reichenbach mit den Grundschülern zu verwirklichen.

Schüler Ländchenweg, die am Projekt Färbergarten teilgenommen haben  Foto: (c) Linde Arndt

Schüler Ländchenweg, die am Projekt Färbergarten teilgenommen haben Foto: (c) Linde Arndt

Farben zum malen oder färben bekommen wir vom Handel. Dort befinden sich Farben die mittels Pigmente eine sehr schöne Strahlkraft entwickeln. Wem ist schon die Zusammensetzung der Farben bekannt, wenn ein schönes blau mit Cobalt, ein grün mit Chrom, ein rot mit Selen und ein braun mit Mangan hergestellt wird. Alles Stoffe die als kanzerogen oder gar als toxisch eingestuft wurden, zumindest im Verdacht stehen. Unsere Vorfahren hatten Farben aus der Natur bezogen. Mit Blättern wurde grün, mit Curry wurde gelb, Kaffee und Tee ein braun oder Beeren ein rot produziert. Zur Not und Ergänzung zerrieb man die Blüten auf das Papier.

Die BürgerStiftung Lebendiges Schwelm hörte von dem Projekt sevengardens des Künstlers Peter Reichenbach lud ihn nach Schwelm in die Grundschule Ländchenweg ein um mit den Kindern zusammen mit Naturfarben zu arbeiten. Aber nicht nur das, sondern mit Michael Treimer von der AGU (Arbeitsgemeinschaft Umweltschutz Schwelm e. V.) wird ein original Färbergarten entstehen. Um die Ecke, nämlich neben der Grundschule Ländchenweg Schwelm, sieht man schon die Schneise die dem Färbergarten der Grundschule Platz machen soll – praktisch.

Die Startersets werden in Empfang genommen  Foto: (c) Linde Arndt

Die Startersets werden in Empfang genommen Foto: (c) Linde Arndt

Das Lernziel wird sein mittels gezielter Anpflanzung von Blumen, Kräutern, Gewürzen oder auch Sträuchern dementsprechende Farben zu produzieren. Die Kinder sollen sich später selber um ihren Garten kümmern. Durch diesen Garten wird die Umwelt entlastet; denn es entfallen die giftigen Stoffe die bei der Herstellung von Künstlerfarben entstehen. Es wird der Erde nichts entnommen, was ihr nicht wieder zugeführt werden kann – man nennt das Nachhaltigkeit.

Der erste Workshop mit dem Künstler Peter Reichenbach machte den Kindern denn auch einen Riesenspaß. Ausgestattet mit Mörser und Stößel wurden die ersten Farben produziert. Die ersten eigenen Pezettis wurden zur Lagerung der Farben hergestellt. Was noch fehlt ist eine Papierherstellung um die ersten Kunstwerke entstehen zu lassen.

Der Schwelmer Dipl.-Ing. Israfil Erkilic spendete die ersten Porzellanmörser mit Stößeln, nebst einem Satz Naturfarben für die Künstlergruppe.

Man darf gespannt sein wie es jetzt weiter geht, die ersten Schritte der Kinder in ein umweltbewusstes Verhalten waren getan.

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Schwelm

Schwelmer Bürger gestalten ein „lebendiges Schwelm“

 

[jpg] Bereits im Jahr 2004 war bei den Schwelmer Bürgern die Idee geboren, eine Bürgerstiftung ins Leben zu rufen, mit welcher die Lebens- und Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen in Schwelm verbessert werden können und die  weitere Schwerpunkte auf den Naturschutz, sowie die Kultur- und Denkmalpflege in ihren Aktivitäten legen wollte. Der bereits damals geschaffene „Initiativkreis Bürgerstiftung Lebendiges Schwelm e.V.“. hat seitdem Projekte wie die  Leseförderung in Grundschulen und Kindergärten mit der Aktion "Leselust statt Lesefrust" durchgeführt.

Darüber hinaus wurde in Zusammenarbeit mit dem  Märkischen Gymnasium – die „Sanierung der Gräfte am Haus Martfeld“ durchgeführt. Viel Herzblut und ehrenamtliches Engagement wurde und wird von den Mitgliedern des Initiativkreises für ihr "lebendiges Schwelm" eingesetzt. Parallel wurden die notwendigen Formalien für die Stiftung bei der Bezirksregierung in Arnsberg erarbeitet.

Hilfreich stand der Hauptdezernent Paul Köhler aus der Bezirksregierung in Arnsberg dem Ansinnen aus Schwelm zur Seite.
Nun war es soweit, der Regierungspräsident,  Prof. Dr. Gerd Bollermann, kam mit seinem Hauptdezernenten Paul Köhler nach Schwelm um die Stiftungsurkunde den Gründern aus Schwelm selber in einer kleinen Feierstunde zu überreichen. Feierstunde aber auch deshalb, weil es die 500. Stiftung in NRW und die erste Bürgerstiftung in Schwelm ist.
 
     Hauptdezernent Paul Köhler im Gespräch

"Dieses Engagement in einer Stiftung zu bündeln dürfte nicht einfach sein" – so die Worte des Regierungspräsidenten Dr. Bollermann,  am 30. Januar 2012 im „Haus Martfeld“. Aber, so auch Bollermann, von dieser Bürgerstiftung geht ein Signal aus, ein Signal der Partizipation einer modernen Bürgergesellschaft. Viel haben sich die Gründer vorgenommen und klein ist noch das Gründerkapital. Aber es geht ja nicht um das finanzielle, das messbar wäre. Vielmehr geht es um die Kultur des Miteinanders die eine eigene Währung für jeden darstellt. Denn eine Bürgerstiftung lebt und wird größer von den Zustiftungen. Zustiftungen heißt hierbei, Sie und Sie aber auch Sie können einen Betrag Ihrer Wahl in die Stiftung einzahlen, seien  es 5,– Euro oder auch 100.000,– Euro, eine Bürgerstiftung ist nicht auf kurze Zeit angelegt, sie lebt und wächst über Generationen. Wenn eines Tages Ihre Enkelkinder eine renaturierte Schwelme bewundern können, so kann dies auch an den 5,– Euro liegen die heute die Oma eingezahlt hat.

  Derzeit widmet sich die Bürgerstiftung weiteren Projekten wie der „Unterstützung der Stärkung der offenen Ganztagsschule“, der ökologischen Renaturierung der  Schwelme in Kooperation mit dem Märkischen Gymnasium, sowie der Stärkung der Initiative JeKi (Jedem-Kind-ein-Instrument). Durch die Anerkennungsurkunde als Gütesiegel ist jetzt der rechtliche Startschuss für weitere Vorhaben gelungen.

    Gerd Philipp, als Vorstandsmitglied der  „Bürgerstiftung Lebendiges Schwelm“ drückte seinen Wunsch und die  Hoffnung mit den Worten aus: „Wir haben mit der Bürgerstiftung etwas geschaffen, das uns hoffentlich überleben wird – und noch vielen Schwelmern zugute kommen wird.“  So wird die Bürgerstiftung mit alle anderen Vereinen und Vereinigungen in Schwelm kooperieren.
v.l.: Gerd Philipp und Regierungspräsident Prof. Dr. Bollermann    

 Für Bürgermeister Jochen Stobbe bedeutet diese Stiftung einen Schritt mehr, hin zu den Menschen, die mit dieser Bürgerstiftung nicht zurück gelassen werden. Durch solche Aktivitäten wird unsere Stadt reicher, indem wir in soziales Wachstum generieren. Es ist jedoch keine einseitige Angelegenheit, vielmehr kommt auch etwas zurück, wie wir im Zusammenhang mit den Lesepaten beobachten konnten, so Bürgermeister Jochen Stobbe  
    Bürgermeister Jochen Stobbe

So bleibt durch die Überreichung dieser Stiftungsurkunde die staatliche Anerkennung als Zeichen von Solidität und Seriösität festzuhalten, verbunden mit dem Wunsch neue Ideen im Sinne der Stiftung zu entwickeln.

                                
   v. l.: Gerd Philipp, Jürgen Voß und Dr. Ilona Kryl (Vorstand Bürgerstiftung), Regierungspräsident Prof. Dr. Gerd Bollermann und Jochen Stobbe, Bürgermeister Schwelm  

Und so klang diese Feierstunde mit dem "Bürgerlied" (Ob wir rote, gelbe Kragen…), einem liberalen Lied aus dem 19. Jahrhundert, aus.  Der Gitarrist und Folksänger Hans Dietrich (Bömmes) Mohr animierte die Anwesenden zu diesem gemeinsamen Ausklang. Tja, liberal zu sein, scheint mit den Taten zusammen zu hängen, an denen man gemessen wird.

 

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Schwelm

Alle Fotos © Linde Arndt