Melancholie an einem „Starken Ort“

[ jpg] Abschied nehmen ist nicht leicht, es kommt etwas wie Trauer auf. Und so fand die Finissage des Ausstellungsprojektes "Starke Orte" in der Ausbildungsstätte des Wittener Weichenwerks statt. Rund 150 Künstler kamen zusammen um das Projekt der "Starken Orte" zu beenden.

  • Dr. Gert Buhren (Wittener Künstlerbund)
  • Klaus Nixdorf (Bochumerkünstlerbund)
  • Sonja Leidemann (Bürgermeisterin Stadt Witten)
  • Prof. Dr. Oliver Scheytt (Geschäftsführer Ruhr.2010 GmbH)

Die Moderation übernahm: Erik Schönenberg (Projektleiter Starke Orte)

          
     

Es war ein Blick zurück aber auch ein Blick in die Zukunft.

Das Gute jedoch vorab.
Es wird in 2011 das Projekt "Starke Orte" wieder geben, zwar etwas abgespeckt, aber es wird weiter gehen.

Was am 6. März 2010 in Herne- Sodingen im Luftschutzbunker (Wir berichteten darüber) begann, endete nun in Witten. Es waren 13 Starke Orte die nacheinander bespielt wurden, es waren 15 Künstlerbünde und Vereinigungen mit hunderten von Künstlern die sich in einem einmaligen Netzwerk zusammenfanden um sich zu präsentieren. Die Ausstellungen wurden von über 10.000 Besuchern besucht, wobei alleine Witten fast 1.500 Besucher anzog.

2007 wurde der Impuls durch den Bochumer Künstlerbund gegeben und es war ein schweres Stück Arbeit was bis vor der ersten Ausstellung geleistet werden musste.

Der Herner Künstlerbund musste zwei Etagen des Luftschutzbunkers in Sodingen herrichten. Die Räumlichkeiten wurden teilweise als Lager genutzt, die jahrelang ungenutzten Räumlichkeiten sahen ziemlich "bescheiden" aus. Die Wittener waren zuerst auf der Suche geeignete Räumlichkeiten zu finden und mit der Ausbildungsstätte des Weichenwerkes sah es Eingangs nicht gerade zum Besten aus. Es wurde geräumt, entrümpelt, Wasseranschlüsse verlegt, kurz, es war Kernerarbeit die die Künstler zu leisten hatten, dies schilderte Dr. Gert Buhren vom Wittener Künstlerbund recht anschaulich stellvertretend auch für die anderen Vereinigungen.

Das Gute war jedoch, sie konnten sich immer der Unterstützung ihrer Städte und vieler Unternehmen sicher sein. Finanzielle Unterstützungen hielten sich jedoch in einem überschaubaren Rahmen. Professor Scheytt betonte das gerade und auch das Projekt "Starke Orte" den Kulturhauptstadtgedanken symbolisierte indem sich über 200 Künstler aus dem gesamten Ruhrgebiet zusammentaten um die  Möglichkeiten welche die Metropole Ruhr bietet sichtbar zu machen. Bürgermeisterin Sonja Leidemann fand, dass diese Ausstellung für das Ruhrgebiet identitätsstiftend gewesen war und dem Einzelnen die Schönheit seiner Region nahe gebracht hat. Und weiter: Wenn dieses Projekt es geschafft hat 25 Künstlerbünde unter einen Hut zu bringen, so ist das für die Städte ein Signal dem nachzueifern; denn die Finanzen der einzelnen Städte zwingen uns gerade dazu.

Klaus Nixdorf vom Bochumer Künstlerbund betonte den Gedanken des Netzwerkes von Künstlern im Ruhrgebiet. Dieses Netzwerk hat sich als tragfähig  und belastbar erwiesen, sowohl ideell als auch personell. Wichtig war jedoch die Individualität der einzelnen Bünde, die es  unbedingt zu erhalten galt. Die einzelnen Bünde als auch Künstler haben über die gemeinsame Arbeit hinaus auch persönlich zueinander gefunden, so dass man für 2011 mit guten Gedanken in die Zukunft schauen kann.

Es werden vielleicht nicht mehr die gleichen Orte sein wo man die Ausstellungen macht, neue Orte sind schon anvisiert worden, Termine sind im Gespräch aber auch andere Künstlerbünde wollen sich beteiligen. Und das ist das Ruhrgebiet, wo man sich zusammenfinden und auch einmal neu formieren kann, eben eine Dynamik die die Metropole Ruhr bietet. Es geht also weiter.

Es war eine widersprüchliche Stimmung die sich bei den Beteiligten einstellte, ein bisschen Abschied aber auch ein bisschen Aufbruch.  Bürgermeisterin Sonja Leidemann will sich dafür einsetzen, dass die Klammerfunktion die die Ruhr 2010 eingenommen hat in den folgenden Jahren Bestand haben soll. Denn gerade diese Klammerfunktion hat uns immer wieder das Gemeinsame vor Augen geführt.
Auch EN-Mosaik hat in diesem Zusammenhang eine zweite Rolle eingenommen, indem wir eine Mediatorenrolle eingenommen haben. So hat der Kunstraum-EN e.V.  den ersten Kontakt zum Bochumer Klaus Nixdorf genutzt und die Ennepetaler Möglichkeiten einer Ausstellung dargelegt. Ennepetal hat vom ideellen mehrere Spielorte, wie das Industriemuseum, das Hülsenbecker Tal oder auch die Räumlichkeiten bei Stockey&Schmitz um solche Ausstellungen zu erbringen. Und wo die Ennepetaler Künstler sich aufraffen, so werden die Gevelsberger und Schwelmer nicht abseits stehen wollen; denn auch hier sind ungeheure Potenziale.  Neugierig sind durch dieses Projekt inzwischen alle geworden. Und künstlerische Ideen haben die Künstler im Südkreis des EN-Kreises zuhauf, man muss sie nur nutzen.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Witten.