Stabile Verhältnisse kann Ennepetal nicht bieten

Ehemaliges Restaurant ZORBAS Foto: (c) Linde Arndt

Ehemaliges Restaurant ZORBAS Foto: (c) Linde Arndt

 

[jpg] Als im Juli 2012 Xhemil Jimmy Sahiti den langjährigen Gastronomiebetrieb „Manus“ einstellte, hatte die Stadtverwaltung den weiteren Betrieb sich wohl anders vorgestellt. Umfangreich wurde saniert, wobei dem Brandschutz Rechnung getragen wurde/musste.

Olaf Schäfer-Messing, Driton Bicaj und Oliver Dunker waren dann die neuen Pächter des Gastronomiebetriebes der nun „La Grotta“ hieß. Aber dieses Gastspiel sollte nur 2 Jahre dauern und der Gastronomiebetrieb suchte einen neuen Pächter. „Zorbas“ nannten  die neuen Pächter Petros Topalidis und Nikolaos Sivridis ihr Restaurant ab November 2014 jetzt. Und nach 2 Jahren, im Juli 2016, ist der Gastronomiebetrieb wieder eingestellt worden.

Was läuft da falsch oder ist die Stadtverwaltung nicht in der Lage ein Restaurant in eine Position zu bringen, dass deren Pächter davon leben können?

Jimmy Sahiti konnte mehr recht als schlecht mit seiner Familie davon leben, nur er zahlte, so wurde mir aus dem Verwaltungsrat gesteckt, 800,– Euro an Miete. Dunker und Sivridis zahlten ein mehrfaches an Miete. Wobei sich  die Unterstützung, nicht nur finanzieller Art, durch die Stadtverwaltung  in Grenzen hielt.

Mehr als gute Worte und die Abnahme von ein paar Frikadellen nach einer Ratssitzung gab es als Unterstützung nicht. Dunker der im hochpreisigen Bereich seine Speisekarte ausrichtete, wurde nach relativ kurzer Zeit als zu teuer von den „Ennepetalern“ abqualifiziert. Und Sivridis der preislich zwar in Ordnung war, bekam auch keine Gäste die seinen Betrieb in die Gewinnzone bringen konnten.

"La Grotta" Oliver Dunker (Mitte) mit Gästen Foto: (c) Linde Arndt

„La Grotta“ Oliver Dunker (Mitte) mit Gästen Foto: (c) Linde Arndt

Dann waren die Möglichkeiten Veranstaltungen zu versorgen doch sehr begrenzt, wobei die einzelnen Bereiche im Haus-Ennepetal im gastronomischen Sektor sogar konkurrierten. Die Abstimmungen von Theater, Mehrzweckhaus oder Jugendtreff waren nur rudimentär vorhanden. Jeder ist sich selbst der nächste gewesen. So soll das Dach des großen Saals im Haus-Ennepetal, schon mal während einer Veranstaltung undicht gewesen sein und die Gäste das Restaurant um Eimer gebeten haben, damit das Wasser aufgefangen werden konnte. Die allgemeine Beleuchtung wurde früh abgeschaltet, der Fahrstuhl konnte nicht immer genutzt werden, so dass die Gäste im Regen zum Restaurant mussten. Und da waren die  lärmenden Jugendlichen die keinen Treffpunkt hatten. Von Seiten der Stadtverwaltung wurden keine Fundamente gelegt, damit ein Gastronomiebetrieb sich halten konnte. Auch gingen sowohl bei Dunker als auch bei Sivridis nach einiger Zeit die Partner eigene Wege. Dies alles unter den Augen der Stadtverwaltung, die dabei tatenlos zusah.

 

Sivridis hatte nun zuletzt einen besonders schweren Schlag wegzustecken; denn von dem Abiball der Abiturienten der Gesamtschule Haspe bekam dieser nur eine Anzahlung von 3.000,– Euro.

Als Sivridis die vereinbarten restlichen 6.000,– Euro am Tag des Abiballes haben wollte, holten die Abiturienten kurzerhand die Polizei. Sivridis verlangte vor der Polizei, wie per email vereinbart, die restlichen 6.000,– Euro von den Abiturienten, was diese jedoch nicht bezahlen wollten. Die Polizei schlug denn vor, die gesamten Speisen und Getränke, da nicht bezahlt waren, aus dem Saal zu entfernen, so Johanna Filippdaki und Nikolaos Sivridis bei unserer Befragung. EN-Mosaik konnte die emails, die von einem Herrn Schraufstetter  an Zorbas kamen einsehen, in der klar von einem Restbetrag gesprochen wurde der am Tage des Abiballs entrichtet werden sollte. Ein herber Verlust den das Zorbas einstecken musste. Wie es jetzt vor Gericht weiter geht, weiß Sivridis noch nicht.

 

Nikolaos Sivridis wollte einfach nicht mehr, denn Ennepetaler zeigten sich wenige in seinem Restaurant obwohl bei Vertragsunterzeichnung über den grünen Klee der Publikumsverkehr gelobt wurde. Nur er stellte sich nicht ein. Es war wie bei Dunker, auch ihm wurden Versprechungen gemacht die sich hinterher als Luftblasen herausstellten.

Der Geschäftsführer der Kluterthöhle & Freizeit Verwaltungs- und Betriebs-GmbH & Co. KG, Dieter Kaltenbach, der gleichzeitig erster Beigeordneter und Kämmerer der Stadt Ennepetal ist, kündigte dem Betreiber Nikolaos Sivridis fristlos, wegen Miet (Pacht) -rückständen. Gleichzeitig teilte er auch über die Lokalzeitung der Funke-Mediengruppe mit, er wisse noch nicht was  mit diesem Pachtobjekt, im Hinblick der Gesamtsituation von Haus-Ennepetal, werden wird.

Dieter Kaltenbach Foto: (c) Linde Arndt

Dieter Kaltenbach Foto: (c) Linde Arndt

Da stellt sich doch die Frage, wieso der Gastronomiebetrieb eine derartig kostspielige Sanierung erfuhr, wenn nach 4 Jahren diese nichts mehr wert ist. Hat die Stadtverwaltung wieder einen wirtschaftlichen Sachverstand beiseite gelegt und eine Investition im Gottvertrauen getätigt? Wenn schon scheinbar kein wirtschaftlicher Sachverstand vorhanden ist, so sollte man sich zumindest eines Sachverstandes von außen bedienen.

Es war und ist doch bekannt, dass die Innenstadt wirtschaftlich um Jahre durch die „Schluderei“ einer nur ansatzweise vorhandenen Wirtschaftsförderung in Ennepetal, zurück geworfen wurde.

Es dürfte klar sein, das jeder neue Betrieb nicht nur die Anfangsinvestitionen zu stemmen hat, sondern mit überhöhten Marketingkosten den Betrieb erst einmal bekannt  machen muß. Und das noch in einem wirtschaftlichen Umfeld, welches nur mit strukturschwachen Gebieten zu vergleichen ist.

Gerade der Kämmerer Dieter Kaltenbach der über Jahre über fehlende Finanzmittel jammert, müsste doch etwas langfristiger bei solchen Investitionen denken können. Hier wird das Geld mit vollen Händen rausgeschmissen, was an anderen Enden fehlt.

 

Und jetzt?

 

Was soll es, kommt zu den vielen Leerständen in der Innenstadt, die keinen vorzeigbaren Branchenmix haben, eben ein weiterer Leerstand. Ennepetal als Verwalterin von Leerständen, vielleicht bieten sich die Leerstände als Secondhand – Läden an. Mehr ist wohl nicht mehr drin.

Jürgen Gerhardt für EN-Mosaik aus Ennepetal